Pienza – San Quirico d’Orcia – Cappella di Vitaleta

Die Fahrt für die 46 km nach Pienza dauerte eine Stunde, also waren gleich zu Beginn zwei Capuccini al Bar angesagt. Danach ergatterten wir einen der raren Parkplätze südlich an der Stadtmauer. Von dort konnten wir unsere Tour starten – 500 m auf der Sp 18, die wir in der ersten Linkskurve geradeaus verliessen. Vorbei an der einfachen und schön gelegenen Pieve di Corsignano, wechselte die Unterlage von Hartbelag auf Naturstrasse, staubig zwar, aber dennoch angenehmer. Ab und zu bestätigte uns ein Wegweiser, dass wir auf dem Wanderweg Nr. 6c richtig waren. Leicht absteigend erreichten wir nach etwa zwei km den tiefsten Punkt bei ca. 290 m.ü.M. Weil die gesamte Strecke waldfrei ist, boten sich im offenen Gelände die so typischen und spektakulären Landschaftsbilder: Zipressen, braune abgeerntete und bereits umgepflügte Äcker, Olivenhaine, Hügel, Licht- und Farbenspiele vom feinsten. Vor uns ein erster Anstieg und ein Olivenhain, hinter dem sich ein stattliches Bauernhaus versteckte. Der Pfad umrundete den Hof südlich, bis wir oben auf eine Zufahrtstrasse gelangten. Auf einer Höhe von ca. 360 m.ü.M. streiften wir einen Wald und gelangten an eine Verzweigung. Wer will, kann hier rechts halten um direkt zu einem der Hotspots in der Toscana zu gelangen; doch darüber später mehr… Wir hielten also links in Richtung Süden, das Ziel unserer Runde immer im Blickfeld, das Städtchen San Quirico d’Orcia. In leichtem auf und ab war bald einmal das schmucke Agriturismo Il Rigo erreicht. An diesem vorbei und wieder absteigend überquerten wir an der tiefst gelegenen Stelle ein namenloses Bächlein. Danach verliessen wir die Naturstrasse nach rechts um über einen steilen Feldweg direkt aufzusteigen. Bald waren die ersten Häuser von San Quirico d’Orcia erreicht. Die Via Cassia überquerten wir zielbewusst, um gegenüber im Gebüsch zu verschwinden und auf direktem Weg zur modernen Schulanlage zu gelangen. Über die Via Dante Alighieri waren es dann noch weinige Schritte bis ins uns bekannte Centro storico. Mittlerweile halb eins, war es ein leichtes, an den durchaus verlockenden Auslagen vorbei zu laufen, resp. diese zu missachten (hübsche Cashmere-Waren und Vino natürlich!). Schliesslich winkte der Mittagstisch im einzigartigen grottoähnlichen Garten der Trattoria al vecchio Forno. Die hausgemachten Leckereien verlockten uns zu drei üppigen Gängen – was halt seine Zeit dauerte (siehe Zeitangaben am Schluss dieses Berichts). In allen Belangen gestärkt und gesättigt verliessen wir diesen schönen Ort wieder, wohl wissend, dass jetzt auf dem Gang durch die Altstadt keine Einkäufe drin lägen – nicht des Budgets wegen – nein: die Läden öffnen erst ab halb vier wieder😴😏😍😀😊😉. Auf der vom Hinweg bekannten Strecke liefen wir gemütlich hinunter, um kurz vor dem Bächlein nach links zu halten. Nach kurzer Steigung vorbei an einem Bauernhof bis nahe der Strada Provinciale di Chianciano, welche San Quirico mit Pienza verbindet. Nun eine aprupte Wende nach Osten, vorbei an einem weiteren Agriturismo. Ab hier artete der Pfad in ein holpriges Bachbett (ohne Wasser) aus, welcher im Wald steil hinunter zur tiefst gelegenen Stelle (300 m.ü.M.) führte. Nach einem steilen Wiederanstieg war der eingangs erwähnte Hotspot erreicht: die Cappella di Vitaleta (365 m). Wie oft sind wir schon auf der nahen Hauptstrasse vorbeigefahren und haben diesen Fotoklassiker abgelichtet aus ca. 700 m Entfernung. So taten es auch heute wieder Scharen, welche an der Hauptstrasse sogar Autobussen entstiegen; nur wir haben uns zu Fuss nahe dran begeben. Dachten wir! Mit den Aufnahmen war eher Eile angesagt, denn von der anderen Seite nahte ein Pulk von Besuchern aus Asien, welche die Autos an der zu Beginn dieses Berichts erwähnten Verzweigung bei der Absperrung abstellen mussten. Die letzten 700 m bis zum begehrten Motiv musste zu Fuss zurück gelegt werden. Die meisten fuchtelten mit ihren komischen Deppenzeptern in der Gegend herum, um die Cappella und sich selbst aufs Selfie zu kriegen. Beim (wilden) Parkplatz an der Verzweigung kehrte wieder Ruhe ein, und wir konnten auf der gleichen Strecke wie auf dem Hinweg Pienza anstreben. Wunderschön, wie sich die Landschaft nun im warmen Licht des Nachmittags zeigte. Vorbei an der Pieve di Corsignano erreichten wir unseren Startplatz an der Stadtmauer – auf einer Marmorbank ging ein letzter Blick in die von feinstem Dunst gezeichnete Landschaft, bis hin zum Monte Amiata. Rückblick auf Laufstrecke bis nach San Quirico, dahinter am Horizont Montalcino.

Fazit:
Nach dem Temperatursturz (gestern noch 30°, heute 20°) haben wir einen ersten Herbsttag bei bestem Wanderwetter genossen. Wenige Auf- und Abstiegsmeter, aber eine doch respektable Distanz…

Wetterverhältnisse:
Sonnig, wolkenlos blau-blau-blau, ca. 18 bis 20°, starker Tramontana (Bise) mit Böen bis 50 km/h

Hilfsmittel:
Leichtwanderschuhe, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 25. September 2018
Schwierigkeit: T1
Strecke: 20.1 km, Wanderweg Nr. 6c (siehe Abbildung)
Aufstieg: ca. 680 m
Abstieg: ca. -620 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 50 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen 4 Std. 45 Min.
Tageszeit: 10:00 bis 17:00 Uhr