Monte San Giorgio 1096 m – Panoramagipfel über dem Lago di Lugano

Jawohl – Wiederholungstäter sind wir! Wie vor einer Woche nochmals mit einer Spartageskarte (Fr. 59.00) und einer Mitfahrkarte (Fr. 38.00) ins Tessin. Nach dreieinhalb Stunden ÖV-Fahrt war der Ausgangspunkt erreicht – Capolago/Riva San Vitale. Von dort starteten wir um 10:30 Uhr. Der Monte San Giorgio, dieser nahe der Südgrenze CH-I gelegene Aussichtsberg ist seit 2003 Unesco-Welterbe. Kurz etwas zur Geologie: der Monte San Giorgio wurde während der Entstehung der Alpen gebildet, als sich vor sage und schreibe 95 Millionen(!) Jahren die damalige afrikanische Platte gegen Norden zu verschieben begann und die eurasische Platte zusammendrückte. Der kräftige Schub der afrikanischen Platte führte zu einer Serie von Verformungen am südlichen Rand der Kollisionszone, wo sich das Gebiet des Monte San Giorgio befand. Der ehemalige Meeresboden wurde nach oben gedrückt, so dass er aus dem Wasser auftauchte und den heutigen Berg bildete. Heute präsentiert sich der Monte San Giorgio als pyramidenähnlicher Berg mit einer Höhe von 1096 Metern, bestehend aus verschiedenartigen, etwa 30° nach Süden geneigten Gesteinsschichten. Weitere spannende Infos hier.

Die Wanderung begann wenig attraktiv mit der etwa 800 m langen Strecke entlang der Strasse nach Riva San Vitale, wo unterwegs auch das aus dem Luganersee fliessende Flüsschen Laveggio überquert wird. Bei wenig störender Bise und bei leichten Minusgraden war das historische Zentrum von R.S.V. nach wenigen Minuten erreicht. Gut ausgeschildert wurden wir durch die Gassen hoch zur monumentalen Kirche Santa Croce geführt. Erst nach Norden haltend waren die letzten Häuser des Städtchens bald erreicht. Auf dem w-r-w markierten Weg standen wir bald einmal hundert Hm über dem See. Nach einem kleinen Weinberg plötzlich eine farbiges Absperrband und der plakative Hinweis «Sentiero interrotto a causa di alberi caduti». Den Hinweis zur Kenntnis nehmend begannen wir mit dem Aufstieg; ziemlich steil und über Stock und Stein (und im Wald) verlief der fortlaufend gut markierte Pfad erst ins kleine Cumaval hinein. Bald wechselten wir die Seite des Tälchens, um diese in Richtung N zu verlassen. Ab und zu lag etwas Holz quer – nicht wirklich hindernd. Den Hügel Alberello (661 m) umliefen wir östlich und weiter in Richtung N, um bald die Verzweigung bei P.605 zu erreichen, welche ins Valle Sant’ Antonio führt. Wir hielten links (Vorgabe Monte San Giorgio 1:20 Std.). Mittlerweile in Richtung SO aufsteigend, erreichten uns immer wieder ein paar wärmende Sonnenstrahlen. Bei P.812 (Pozzo) eine weitere markierte Verzweigung, bis zum Gipfel noch 50 Minuten. Wunderschönes, lichtes Waldgelände, vorbei an jungen Blüten und Gräsern. Beim mit Dossi bezeichneten P.995 öffnete sich der Ausblick auf den See und Lugano. Nun – nach einer weiteren Richtungsänderung (N) – folgte der letzte, etwas flacher verlaufende Aufstieg zum Gipfel; rechts (N) über Fels schroff abfallend, links (W) wenig steiles Alpgelände. Nach zwei Stunden Laufzeit (ohne Pausen gerechnet) erreichten wir das auf dem Gipfelgelände stehende Oratorio di Monte San Giorgio (einer Art Gebets- und Einkehrhaus) – heute geschlossen. Hinter dem Gebäude drei Bankniederlassungen zur Auswahl; die schönste Lage annektierten wir, um beim Genuss dieses formidablen Panoramas (siehe Bilder) ausgiebig zu rasten. Eine einzige Wanderin (ebenfalls aus dem Zürioberland) kam dazu, wollte sich unbedingt auch auf unserer Bank niederlassen😒.

Vom gebotenen Ausblick konnten wir uns fast nicht loslösen, aber vor uns noch der Abstieg über ca. 850 Hm. Gleich südlich des Oratorios eine ausgeschilderte Auswahl: wir entscheiden uns für den Abstieg nach Meride über Forello, Cassina, Meriggio, San Silvestro. Teile dieser Strecke sind wunderschön angelegt, sehr steinig und weil steil ziemlich anstrengend zu begehen. Teilweise nutzten wir parallel verlaufende (weichere) Trampelpfade. Vorbei an der bei Forello stehenden Ruine des vecchio Albergo San Giorgio erreichten wir Cassina (San Ulderico/Rifugio Adenofora, 886 m). Nun folgte der plattige und kunstvoll steinige Weg über Meriggio hinunter bis zur Kirche San Silvestro. Trotz der Schönheit der bisherigen Abstiegsstrecke waren wir nicht unglücklich, das schöne Bergdörfchen Meride (580 m) zu erreichen. Das Dorf durchstreiften wir fast schon gemütlich spazierend. Am Dorfende nach links haltend (w-r-w in Richtung N – Riva San Vitale), ahnten wir, dass da schon noch 300 m Höhendifferenz vor uns lagen. Dieser Streckenabschnitt verläuft überwiegend schattig, über hohe Tritte und über sehr steiles, schluchtartiges Gelände im Val Serrata. Immer der Tiefblick ins Tal hinunter, waren es dann doch 1.8 km – gut, dass es heute trocken war. Leicht ermattet erreichten wir endlich die Talstrasse am Ortsbeginn. Ein paar hundert Meter bis zur Ortsmitte – jetzt hatten wir genug, und das «zufälligerweise» haltende Postauto brachte uns elegant und in wenigen Minuten nach Capolago. Bis wir alles «bäscheled» hatten, brauste auch schon die S10 heran, welche uns nach Bellinzona brachte. Der weitere Reiseverlauf war reinste Wellness: IC21 bis Arth-Goldau, VAE bis Rapperswil, S15 nach Hause…

Hinweis:
Kaum ausgetrampelte Pfade lassen den Schluss zu, dass der Monte San Giorgio auf der von uns gewählten Aufstiegsvariante kaum begangen wird. Für die Massen ist der Aufstieg ab Meride kürzer und auch einfacher. Lohnend war die Tour allemal – gerade auch zu dieser (ruhigen) Jahreszeit.

Wetterverhältnisse:
Wieder ein schöner Frühlingstag (so darf es weiter gehen!), blau-blau-blau, Temperatur ca. 0 bis 12°.

Hilfsmittel:
Stöcke, Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 27. März 2019
Schwierigkeit: T2
Strecke: 11.9 km, Capolago (273 m) – Riva San Vitale (273 m) – Kirche Santa Croce – P.366 – P.501 – P.605 – Pozzo (P.812) – P.995 – Monte San Giorgio (1096 m) – Forello (1032 m) – Cassina (San Ulderico/Rifugio Adenofora, 886 m) – P.865 – San Silvestro (606 m) – Meride (580 m) – San Antonio (P.573 m) – Val Serrata (P.525) – P.393 – Ortsteil Ronco (276 m, R.S.V.) – Riva San Vitale (273 m)
Aufstieg: ca. 860 m
Abstieg: ca. -850 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 5 Std. 45 Min.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 4 Std. 10 Min.

Frühling hoch über dem Valle Maggia – von Maggia über den Colma (795 m) nach Tegna

Für diese Woche wurde von allen Wetterdiensten bestes Frühlingswetter angekündigt – einfach nur Sonnenschein! Es war also kein Risiko, am Vortag online eine Spartageskarte (Fr. 59.00) und eine Mitfahrkarte (Fr. 38.00) zu kaufen. Die ÖV-Fahrt dauerte zwar, nach vier Stunden erreichten wir Maggia. Dort starteten wir um 10:40 Uhr unsere Wanderung in den Frühling hinein. Über die neue Hängebrücke über die Maggia erreichten wir das schöne Dörfchen Moghegno. Anstelle der Strasse bevorzugten wir den w-r-w markierten WW, der uns bald wenig oberhalb durch mit Trockensteinmauern gesäumtes Gelände führte. Auf Schritt und Tritt leuchteten uns erste Frühlingsboten entgegen. Über eine schön gefertigte Holzbrücke querten wir den Bach Ri di Dentro. Das Dörfchen Aurigeno vor uns durchliefen wir bergseitig – vorbei an schönen Rustici, alten Häusern und der Dorfkirche. Bis zum Weiler Terra di Fuori verlief die Strecke auf gleicher Höhe; nach Erreichen der geteerten Dorfstrasse und nach der Überquerung eines weiteren Bachs Ri della Terra di Fuori verliessen wir die Strasse nach links. Jetzt begann der idyllische Aufstieg durch den lichten Wald über wunderbar angelegte Steinplatten. Die folgenden 700 m bis zur 70 m höherstehenden Kirche Madonna verlaufen wenige Meter unter der parallel hochführenden Teerstrasse. Während die Strasse in einer Kehre verläuft, stiegen wir weiter hoch – immer auf diesen schönen Granitplatten-Treppen. Fünf Fussminuten vor der Forcola di Dunzio – mitten im Wald – die winzige Capela Bondietti. Auf dem Übergang erreichten wir endlich auch die Sonne, was für den Rest der Tour so bleiben sollte. Auf dem Passsträsschen wanderten wir ca. 550 m weiter, bis nach einer Kehre an besonders idyllischer Lage eine kleine Rustico-Siedlung erreicht war – niemand da! Ideal also, an diesem sonnigen Platz Mittagsrast zu geniessen. Auf dem Weiterweg trafen wir bei der Häusergruppe Dunzio di Dentro auf weidende Pferde und zwei Esel. Die gwundrigen Grautiere mit vier Buchstaben (Emil lässt grüssen…) gefielen uns. Kurz vor dem Weiler Dunzio verliessen wir das Teersträsschen, um etwas näher an den schönen Steinhäuschen vorbei zu laufen. Nach Dunzio weiter in südlicher Richtung bis zur Talstation einer kleinen Transportseilbahn (nach Streccia hoch führend); an dieser rechts vorbei bis zur etwas höherstehenden Infotafel Il sentiero nel paradiso delle castagne. Ab hier stärker ansteigend entlang einer hohen Trockensteinmauer in Richtung Djula, einer weiteren Häusergruppe. Eingangs eine besonders alte und knorrige Riesenkastanie. Bei der Wegmarkierung hielten wir in Richtung S (Tegna), aber erst mal ins kleine Val Nocca hinein, um den Riale di Dunzio über eine alternde Holzbrücke zu überqueren. Abermals aufsteigend erreichten wir bald oberhalb der Bergstation der bereits beschriebenen Transportseilbahn das Dörfchen Streccia – Molinera (665 m) heisst der Punkt. Hier geht der Blick über das Valle di Maggia hinweg zu den noch winterlichen Gipfeln Pizzo d’Orgnana, Madone, Cima della Trosa, usw. Im Westen ging der Blick zum das Centovalli überragenden Massiv des Gridone. Jetzt noch der gratige Restaufstieg zum knapp 100 m höher liegenden höchsten Punkt des Tages – Colma (795 m). Welch grandiose Rundsicht hier oben (siehe Bilder)! Der Gipfel ist eine Plattform, im Zentrum ein mächtiger runder Turm mit Bildmalereien. Idealer Punkt für eine Trinkpause, für ausgiebiges fotografieren, und für den Eintrag ins Gipfelbuch. So waren wir gestärkt für den bevorstehenden Steilabstieg (550 Hm über einer Strecke von 2 km), welcher über Forcola und Selvapiana nach Tegna hinunterführte. Am Bahnhöfchen Tegna bestiegen wir nach kurzer Wartezeit die Centovallibahn in Richtung Locarno. Auf dem Heimweg nutzten wir den Umsteigehalt in Bellinzona für einen kurzen, aber lohnenden Spaziergang durch die sehenswerte Tessiner Metropole – und für den Genuss eines ausgezeichneten Nachtessens (und Merlot natürlich!) in einer typischen Trattoria in der Altstadt. Im IC 2 nach Zürich (Abfahrt 20:41 Uhr) bot sich uns dann ausreichend Gelegenheit zur Erholung😉. Um halbzwölf Ankunft zuhause – so darf ein toller Frühlingstag immer enden…

Hinweis:
Die sehr lohnende Wanderung könnte auch gut in umgekehrter Richtung unternommen werden. Zu dieser Jahreszeit aber ist die von uns gewählte Richtung vorzuziehen, weil die Sonne im Gesicht und der Blick ins Locarnese deutlich attraktiver…

Wetterverhältnisse:
Einer dieser besonders schönen Frühlingstage, blau-blau-blau, im Schatten angenehm um bis 15°.

Hilfsmittel:
Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 20. März 2019 (astronomischer Frühlingsanfang!)
Schwierigkeit: T2
Strecke: 12.2 km, Maggia (Bushalt Centro, 332 m) – Hängebrücke über die Maggia – Moghegno – Ronchi – Crossa – Aurigeno (341 m) – Terra di Fuori – Madonna (Kirchlein) – P.412 m – Forcola di Dunzio (597 m) – Dunzio di Dentro – Cortèu  – Case Rotanzi (528 m) – Djula (Giüla) – Streccia (627 m) – P.665 – P.701 – Travérs – Colma (795 m) – Forcola (464 m) – Selvapiana – Tegna (254 m)
Aufstieg: ca. 690 m
Abstieg: ca. -770 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 5 Std. 30 Min.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 4 Std.