3 Tage Genusswandern über Zermatt: Trift 2337 m – Mettelhorn 3405 m – Höhbalmen 2665 m

Seit Tagen Superwetter-Vorhersagen für unsere 3-Tagestour in Zermatt! Und so war es dann auch. Also stand dem schon länger geplanten Projekt nichts im Wege. Michael aus Bielefeld war wie geplant dabei, wichtig deshalb, er war (und ist) doch unser Wettergarant(!). Und um es vorweg zu nehmen: wir erlebten wunderschöne Tage im ruhigsten Teil von Zermatt – einmalige Aussichten auf die viele Viertausender, welche sich in dieser Gegend inflationär versammeln.

Tag 1: Zermatt – Trift
Zu dritt also durchwanderten wir ab Bahnhof Zermatt die überfüllte Bahnhofstrasse, um diese bei der GramPi’s Bar fluchtartig zu verlassen und hochzusteigen über Alterhaupt, vorbei an der von weitem sichtbaren, spektakulär gelegenen Pension Edelweiss. Immer entlang des Triftbachs resp. dessen Schlucht erreichten wir nach zwei Stunden das Ziel des ersten Tages, das Hotel du Trift (2337 m), eigentlich ein Berggasthaus. Hier wurden wir sehr herzlich willkommen geheissen von Fabienne und Hugo Biner. Sowohl dem selbstgemachten, sagenhaft guten Eistee, wie auch der Apfelwähe konnten wir nicht widerstehen – auch nicht dem Trift-Kafi. Sichtlich stolz berichtete Hugo heute 64 Küchenstücke von 17 Kilogramm Äpfel hergestellt zu haben – selbstverständlich ausverkauft! Draussen vor dem Haus bewunderten wir die beeindruckende Bergwelt mit ihren Gipfeln (Ober Gabelhorn, Trifthorn, Wellenkuppe, Zinalrothorn, usw.)  – der Blick hinauf zur Rothornhütte SAC war ebenfalls ungetrübt. Noch mehr bewunderten wir die zwei jungen und mutigen Bergsteigerinnen aus Zürich, die soeben vom Zinalrothorn (4221.2 m) zurückkamen, und sich an der Sonne die wohlverdiente Stärkung gönnten. Und: plötzlich erscheint ein bergwärts joggender Simon Anthamatten, der sich für eine kurze Verschnaufpause an den Tisch setzte – unterwegs zur Rothornhütte, wo er von Kunden erwartet wird. Um 19 Uhr wurde uns ein Viergangmenü serviert; über die Küchenleistung konnten wir nur staunen – grosses Kompliment an die Biner’s! Kurz vor zehn ging es ab in die Federn – die absolute Ruhe hier oben kontrastierte mit dem Lärm unten im «Dorf», der allerdings hier nicht wahrzunehmen war.

Tag 2: Trift – Mettelhorn – Trift
Erstklassig ausgeschlafen und erholt, starteten wir nach dem Frühstück in Richtung Mettelhorn. Dieser nicht besonders schöne, dafür aber aussichtsreiche Gipfel wird gerne als der zweithöchste Trekkinggipfel in der Schweiz gesehen. Aufgrund solcher Publizität befürchteten wir eine Völkerwanderung, die allerdings nicht eintrat. Direkt hinter dem Hotel du Trift stehen Schilder mit der Vorgabe für heute: von 3 Std. 40 Min. Auf Vieliboden (2453 m) teilte sich der Bergweg – links über eine Gletschermoräne hoch in Richtung Rothornhütte – wir «blinkten» rechts. Nach einem steilen Aufstieg mit einigen grossen Tritten erreichten wir die Hochebene Triftchumme – was für eine Augenweide von einem Naturparadies! Im «Rückspiegel» erblickten wir, wie sich hinter Höhbalmen das Matterhorn zaghaft aufbaute. Vor uns begann es jetzt ziemlich anzusteigen, anfänglich auf gutem Pfad, dann zunehmend über Geröll – immer gut begleitet von vielen Steinmannli (oder -fraueli). Links die Felswand Böse Tschuggen (3047 m), rechts das flache Wisshorn (2927 m), vor uns das Platthorn (3344 m), welches uns vorerst die Sicht auf das Tagesziel versperrte. Erst oben auf Furggji (3186 m) weitete sich der Blick – geradeaus vor uns nun das Mettelhorn (noch mit Wolken umhüllt), und dazwischen ein mässig steiler Gletscher (der wohl oberste Teil des Hohlichtgletschers), den es zu queren galt. Spätestens jetzt mutierte die Trekking- zur (allerdings leichten) Hochtour. Den Rat von Hugo Biner (auch Bergführer und Skilehrer) befolgend, montierten wir die Eisen. Auch wenn eine gute Trittspur vorhanden war, fühlten wir uns so auf der ca. 500 m langen Eisspur sicherer – Spalten in unmittelbarer Nähe der Spur sahen wir keine. Oben, genau in der Mitte zwischen Platthorn (3344 m) und Mettelhorn (3405 m) standen wir auf der steil Richtung Zermatt abfallenden Wand und hatten die letzten 150 Hm vor uns; in Serpentinen auf gut sichtbarer und trockener Spur erreichten wir nach 15 Minuten den Gipfel – auf den letzten Metern bis zum höchsten Punkt kraxelten wir über einige Felsplatten und -blöcke. Der Gipfel selbst ist ziemlich ausgesetzt und bietet wenig Platz. Das vor uns aufgestiegene Pärchen aus Kanada «besetzte» den höchsten Punkt und wartete gaaaaanz ungeduldig darauf, dass sich das «Horu» endlich zeigte. Die Zeit vertrieben sie sich mit «hemmungslosem» Genuss von Toblerone… sympathisch… Mittlerweile zeigte sich die richtige Toblerone (s’Horu natürlich), so wie uns Michael garantierte. Dann zogen wir es vor, an den Gletscherrand abzusteigen; dort hat sich in den vergangenen Jahren ein kleiner See gebildet. Mit Blick auf die mächtige Weisshorn-Pyramide (4506 m) genossen wir bei angenehmen 12 Grad die Rast. Eigentlich wollten wir hier die Weisshorn-Pyramide spiegeln, aber das Seelein war grösstenteils gefroren. Dann ging es zurück über den Gletscher bis Furggji, und von hier der Abstieg auf gleichem Weg hinunter Richtung Vieliboden. Mittlerweile strahlte die Sonne richtig intensiv, so dass wir uns oberhalb des schönen und grünblau leuchtenden Sees, welcher unterhalb der Wand des Böse Tschuggen lag, zu einer ausgiebigen Mittagsruhe niederliessen. Bei dieser Gelegenheit genossen wir das wunderbare, wechselnde Farbenspiel, welches sich uns bot; jedenfalls sahen wir im Vergleich zum vormittäglichen Aufstieg völlig veränderte Farben. Der Rest ist rasch erzählt: Abstieg auf den wunderbar grünen und weichen Vieliboden, dann der steile Abstieg hinunter zum Ausgangspunkt Hotel du Trift. Und hier natürlich Wiederholung des Vortagesprogramms: sagenhaft guter Eistee, Apfelwähe und – Trift-Kafi (Hugo ist auch ein sympathischer und guter Verkäufer!). Um 19 Uhr dann wiederum ein erstklassiges Viergangmenü (u. a. Riz Casimir!).

Tag 3: Trift – Höhbalmen – Zmutt – Zermatt
Nach einer weiteren unglaublich ruhigen und erholsamen Nacht nochmals ausgiebiges Frühstück und (leider) Abschied von diesem Trift-Superteam. Bei bestem Wetter bewältigten wir den einstündigen Aufstieg zur ca. 330 m höher liegenden Höhbalmen, angetrieben von der ungeduldigen Erwartung, dass der Blick aufs Horu frei werde. Nach ca. 2.5 km war es dann soweit – was für ein einmaliges Panorama (siehe Bilder)! Spätestens hier erinnern wir uns an unseren Vorsatz, genussvoll zu wandern. Also erst mal reichlich Pause, und natürlich fotografieren. Erstaunlich wenig Leute hier – die Saison scheint gelaufen – gut für uns. Allmählich machten wir uns wieder auf den Weg, immer auf einer Höhe von ca. 2600 bis 2700 m, und immer das einmalige 360-Grad-Panorama auf die vielen Viertausender. Jetzt verstanden wir auch, weshalb dieser Abschnitt nach Meinung vieler als eine der allerschönsten Höhenwanderungen gilt. Das mit dem «Genusswandern» nahmen wir dann etwas zu grosszügig – jedenfalls bemerkten wir schon während des Abstiegs über Arben zum Zmuttgletscher und zu den unterhalb angelegten Ausgleichsbecken, dass wir den Abstecher in die Schonbielhütte vertagen würden. Beim Zmuttbach oberhalb Stafel angekommen, entschieden wir endgültig, die Hütte auszulassen. Schliesslich lag vor uns, etwas oberhalb Chalbermatten, noch der wegen Felssturzgefahr – allerdings reizvoll angelegte – Umweg (Abstieg und Wiederaufstieg von ca. 100 Hm). Leicht angetrocknet und auch ausgehungert erreichten wir schliesslich das Beizendorf Zmutt. Hier liessen wir uns nieder, selbstverständlich unter Inanspruchnahme der gut ausgebauten Gastro-Infrastruktur – wie wär’s zum Beispiel mit Älplermakkaroni (lecker!). Nun gut, für den weiteren Abstieg nach Zermatt hinunter waren wir gestärkt – gegen halb fünf hatte uns die Zivilisation wieder. Abschied von unserem Bergfreund Michael, der in seine langjährige Ferien-Niederlassung nach Grächen weiterzog. Wir hingegen hatten keine Mühe, im uns seit Jahren bekannten Zweisternhaus Alphubel eine Bleibe für eine Nacht zu finden (ohne Voranmeldung!). Die für Zermatter Verhältnisse sehr günstigen Fr. 85.00/Nacht und Person inkl. Frühstücksbuffet strapazierten unser Budget nicht, so dass wir uns sogar einen gemütlichen Abend im uns bestens bekannten Schäferstübli leisten konnten; Gigot vom Holzfeuer von Zermatter Schwarznasenschafen und dazu herrlicher Kartoffelgratin – und eine Flasche Humagne Rouge – sowas gehört für uns zum Genusswandern. Danke Michael, und gerne wieder einmal!

Zu den Bildern resp. den Bildlegenden: meine Kenntnisse über die zahlreichen Gipfel sind im Vergleich zu Michael schwach – so dass ich in den nächsten Tagen sehnlichst präzisierende Hinweise von ihm erwarte – der kennt nämlich alles, was sich +/- 4000 m erhebt! Und das ganz ohne Eifone und TschiPiEss.

Fazit
Eine 3-Tagestour der Superlative auf der sehr ruhigen Talseite oberhalb von Zermatt.

Parameter 1. Tag (Zermatt – Trift):
Tourdatum: 13. August 2012
Schwierigkeit: T2
Strecke: 3.6 km
Aufstieg: ca. 725 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 2 Std. 10 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std.

Parameter 2. Tag (Trift – Mettelhorn – Trift):
Tourdatum: 14. August 2012
Schwierigkeit: T4, Hochtour L
Strecke: 9.9 km
Aufstieg: ca. 1077 m
Abstieg: ca. -1059 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 8 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std. 15 Min.

Parameter 3. Tag (Trift – Höhbalmen – Zmutt – Zermatt):
Tourdatum: 15. August 2012
Schwierigkeit: T2
Strecke: 16.6 km
Aufstieg: ca. 597 m
Abstieg: ca. -1285 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 8 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 6 Std.

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