Alp Sigel: Festival der Krokusse

SÖND WÖLLKOMM! Das lange Warten hatte heute ein Ende – und was für eins! Bereits vor 9 Tagen berichtete hikr-User „zif“ in seinem schönen Bericht über dieses Krokus-Festival. Heute wollten wir bisher verpasstes endlich nachholen. Und es hat sich gelohnt! Auch am Tag danach sind wir noch immer euphorisiert – sowas haben wir noch nie gesehen. Ein Meer blühender Krokusse – das Ergebnis ist nun halt eine richtig schöne Bilderorgie.

Zur Wanderung selbst: schon bei der Anfahrt von Appenzell herkommend erkannten wir, dass der geplante Aufstieg über Bärstein durch die Zahme Gocht noch vollständig unter Schnee lag. Also Weiterfahrt bis nach Brülisau, genau bis zum gebührenpflichtigen Parkplatz bei Pfannenstiel, der Talstation der Seilbahn Alp Sigel, die den Betrieb erst am 1. Mai wieder aufnimmt. Gut für uns, wie sich zeigen sollte. Der freundlichen Bitte, doch «mindestens drei Franken in den Blechkasten einzuwerfen», kamen wir gerne nach. Auch wenn der unmittelbar beginnende Einstieg ins Brüeltobel noch im Schatten lag, hatten wir die Gewissheit, ab Plattenbödeli die Sonne geniessen zu dürfen. Im steilen Aufstieg durch das Brüeltobel erreichten wir rasch Betriebstemperatur. Im oberen Teil des Tobels wählten wir anstelle der Bergstrasse die Strecke über den markierten Bergweg. 45 Minuten später begrüsste uns wie erwartet die Sonne, und wie erwartet vor dem nur an Wochenenden geöffneten Berggasthaus Plattenbödeli. Nach kurzer Trinkpause der Zickzack-Aufstieg durch Chrutzug hoch – der Bergweg in ausgezeichnetem Zustand. Rasch war die Baumgrenze erreicht, das grosse Schneefeld unterhalb der ersten Alphütten veranlasste uns rechts davon (östlich also) direkt und weglos aufzusteigen. Die ersten Krokusse begrüssten uns und bestätigten unsere Erwartungen. Ab ungefähr 1550 m waren die herrlichen Blumen (und wir auch!) nicht mehr zu halten. Das einzige Problem war, das Blütenmeer nicht zu zertrampeln. Vorsichtig und respektvoll geniessend (und fotografierend natürlich!) wandelten wir über den immer dichter werdenden Blumenteppich – wir waren überwältigt! Und ausser uns niemand hier oben! Hunderttausende weisser Krokusse boten uns Bergkino vom Feinsten. Erst kurz vor der mit einer Trockenmauer abgesicherten Abbruchkante wurde die Pracht etwas lichter. Weglos und über ein paar felsige Brocken erreichten den Gipfelsteinmann, welcher den P. 1738 markiert, und wo auch das Gipfelbuch versteckt ist. Hier richteten wir uns gemütlich ein für eine längere Gipfelrast – windstill, sehr sonnig und warm (fast schon heiss…) – und immer der Blick zum sich vor uns ausbreitenden Pano (Hoher Kasten, Stauberen, Kreuzberge, usw.). Nun noch der Eintrag ins Gipfelbuch – doch was für ein Desaster! Das von Röbi im «Luser» im letzten Herbst platzierte Büchlein stand unter Wasser – irgendein des Lesens wohl nicht mächtiger hat die doppelt vorhandenen Hinweise nicht verstanden. Jedenfalls stand die Gamelle auf dem Kopf, der Deckel war mit Wasser gefüllt und das im Plastiksäckli eingehüllte Gipfelbuch vollständig durchnässt. Wir haben erfolglos zu retten versucht – alles futsch, Eintrag unmöglich! Unglaublich schade – fast schon Vandalismus! Unsachgemässer Umgang mit ex-Armeematerial – müsste zwingend mit sieben Tagen «scharfem» gebüsst werden…

Unsere Freude über diesen schönen Tag war nun leicht getrübt. Im Abstieg wollten wir beim Einstieg zur Zahme Ghocht einen Augenschein nehmen; vielleicht wäre der Abstieg doch möglich? Der Einstieg wäre zwar ohne viel Schneekontakt möglich gewesen, aber die am Einstiegspunkt «lauernde» Wächte erschien uns doch zu bedrohlich. Ausserdem hatten wir keinen Einblick zur fixseil gesicherten Steilstufe, welche wir schon kannten von unserem Aufstieg im Herbst 2012. Also zurück in Richtung Alphütten. Dort hatten wir die Wahl via Chüeboden zur Streckwees abzusteigen. Wegen allenfalls zu querender Schneefelder entschieden wir uns für den Aufstiegsweg (weissrot markiert unterhalb der Hütten). Aber auch hier war noch ein ziemlich steiles und tiefes Schneefeld (ein Rutsch?) zu queren; der eigentliche Bergweg lag noch unter mindestens 1 m Schnee. Sicherer wäre der weglose Abstieg etwas östlicher (analog unseres Aufstiegs). Geschafft! Der weitere Abstieg dann über den Bergweg den Chrutzug hinunter. Rasch war das einsame Plattenbödeli erreicht. Die letzte Pause auf einem der roten Bänkli bei der Kapelle Maria Heimsuchung genossen wir, die Köpfe voller beeindruckender Bilder. Der steile Abstieg durch das mittlerweile besonnte Brüeltobel – im oberen Teil wiederum über den markierten Bergweg – war dann nach der Kür nicht mehr als Pflicht.

Fazit:
Unser grosser Wunsch, diese grossartige Krokusblüte auf der Alp Sigel zu erleben, erfüllte sich voll. Von den Eindrücken werden wir lange zehren… Und ja, der Ärger wegen des Gipfelbuch-Desasters beschäftigt uns auch noch. Jedenfalls haben wir dem Röbi vom «Luser» eine Mail geschickt; vielleicht sind bald wieder Gipfelbucheinträge möglich…

Nachtrag betr. Gipfelbuch:
Soeben hat uns die Mailmitteilung vom Luserröbi erreicht; er wird das Gipfelbuch bald ersetzen. Danke herzlich!

Parameter:
Tour-Datum: 21. April 2016
Schwierigkeit: T2 (stellenweise T3, auf Schnee und weglos im Gipfelbereich)
Strecke: ca. 8.7 km
Pfannenstiel (Talstation Bahn Alp Sigel) – Brüeltobel – Plattenbödeli – Chrutzug – Alp Sigel (P.1738) – Abstieg ähnlich Aufstieg
Aufstieg: ca. 800 m
Abstieg: -800 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: ca. 5 Std. 30 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: ca. 3 Std. 15 Min.

GPS-Maschine: Garmin Montana 600, Topo Schweiz V.4. Auf dem GPS-Trackfile ist die Auf- und Abstiegstrecke Pfannenstiel – Plattenbödeli nachgezeichnet, weil die Aufzeichnung im Brüeltobel wegen Abschattung korrupt war.

Kameras:
Nikon D7000
Sony DSC-HV90V

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