Archiv der Kategorie: Alpine Bergwanderung T4-T6

Sighignola 1314 m – Balcone d’Italia am Weihnachtstag

Heute, am Weihnachtstag einen sonnigen Wandertag im südlichen Tessin zu erleben – keine Seltenheit um Weihnachten. Von mindestens jedem zweiten Berg der Alpen heisst es, er biete eine atemberaubende, grossartige, einmalige oder fabelhafte Aussicht. Oft eine abgedroschene Floskel, bestimmt nicht zutreffend im Fall der Sighignola. Schön hingewürfelt zeigen sich die Stadt Lugano und unzählige Dörfer, dann die näheren Hügel und Bergketten, und am Horizont (im Dunst) die Ebenen der Lombardei, der Monte Rosa und viele weitere Viertausender und natürlich unzählige Tessiner Bergspitzen. Doch was die Aussicht besonders macht, ist der Lago di Lugano, der unmittelbar zu unseren Füssen seine Fjorde in alle Richtungen ausbreitet und unseren Berg umarmt. Das ist… atemberaubend! Nord- und westseitig überragt er den Seespiegel um rund tausend Meter. Sein südliches Gesicht, jenes über dem Dörfchen Arogno, ist von vielen Felspfeilern charakterisiert. Und im Osten, gegen das italienische Valle d’Intelvi hin, bildet er eine eher sanft geneigte Waldflanke. Seit 1913 führt eine touristische Strasse von Lanzo d’Intelvi bis zum Gipfelplateau hinauf, wo sich aktuell ein (geschlossenes) Ausflugsrestaurant, ein Kiosk, eine Aussichtsterrasse und ein Kinderspielplatz befinden – eine ziemlich unansehnliche Baustelle. In den 1960er Jahren wurde eine Seilbahn von Campione zum Gipfel geplant und teilweise gebaut, aber nie fertiggestellt. Die Bergstation des Ecomostro (Ökomonster) wurde 2011/2012 teilweise rückgebaut., die Ruine bei Campione verunziert das Ufer noch immer.

Unseren Startpunkt in Arogno erreichten wir ab Melano über eine kurvenreichen Strasse über Rovio. In Arogno fanden wir einen grossen (neugebauten) Parkplatz. Durch steile Gässchen, welche mitten durch das historische Zentrum führten, erreichten wir in wenigen Minuten den am aufragenden Südfuss der Sighignola gelegenen Weg, über den wir zur Chiesa di S. Vitale gelangten. Erstmals wurde der Blick frei in Richtung San Salvatore und zu den Walliser Viertausendern mit dem dominierenden Monte Rosa-Massiv (Distanz 87 km). In leichtem Auf und Ab wurde der Wanderweg immer schmaler, querte unterhalb der mächtigen Felsen nach Norden. Manchmal waren abschüssige Halden zu begehen, welche unter dem vielen Laub etwas Vorsicht und Trittsicherheit verlangten. Mittlerweile im Schatten der Sighignola, erreichten uns ab und zu ein paar Sonnenstrahlen. Der Ausblick auf den Lago di Lugano, den Damm von Melide und durch die laublosen Bäume hindurch nach Lugano faszinierte. Den oberhalb P.752 stehenden Kletterfelsen (T4 I-II) liessen wir aus, weil das Gelände mit einem querliegenden Baumstamm abgesperrt war. Bald darauf erreichten wir die Lichtung der Alpe di Pugerna, den nördlichsten Punkt unserer Wanderung; noch 1.2 km resp. dreihundertfünfzig Höhenmeter bis zum Gipfel! Am Grenzstein Nr. 18 überschritten wir kurzzeitig die Landesgrenze, um dieser entlang ziemlich direkt den Gipfel anzustreben, die nahende Gipfelterrasse bereits im Blickfeld. Nach einer Marschzeit von ca. 2 Std. 20 Min. war der Gipfel erreicht. War der Aufstieg ohne Begegnungen, tummelten sich auf der unansehnlichen Plattform (Baustelle) einige Ausflügler, welche vom Valle d’Intelvi zum Gipfel gelangten. Wanderer oder Biker trafen wir heute nicht. Von der Aussichtsterrasse geniesst man ein prächtiges Panorama. Nach einem kurzen Besuch bei der wenige Meter höher und auf italienischem Boden stehenden Chiesetta Alpina (Gebirgsjägerkapelle) genossen wir die Aussicht an der Sonne und unser Picnic. Für den Abstieg wählten wir die Strecke über die Ostflanke, vorbei am Grenzstein Nr. 19. Bis zum Aussichtspunkt Creccio auf einer Höhe von etwa 1000 m.ü.M. war der WW ordentlich signalisiert; wegen des belaubten Untergrunds war Vorsicht geboten, was dank Stockeinsatz gut gelang. Bei der Abzweigung zur Alpe Bovisio sahen wir die letzte Markierung in Form eines Wegweisers. Kein Weg mehr zu erkennen, allfällige Markierungen fehlten oder waren unter dem Laub nicht zu sehen. Mehrmals orientierten wir uns dank GPS. Nach dem heute östlichsten Punkt landeten wir im Graben eines zum Glück trockenen Bachs; nun änderten wir laufend und erfolglos nach Wegspuren suchend die Richtung. Über uns felsige Wände, unter uns steil abfallendes, mit Laub bedecktes und deshalb rutschiges Gelände, nicht ganz trivial für einen auf Swisstopo eingezeichneten Bergweg. Doch damit nicht genug: Fallholz überall, vollständige Wildnis. An zwei Stellen mussten wir im steilen Gelände quer liegendes Holz umsteigen – in der Hoffnung, nicht abzurutschen. Nach etwa 250 Hm zeitraubendem Abstieg, kurz vor Gravina – endlich! – wieder eine Markierung. Erleichtert über unseren pfadfinderischen Spürsinn hatten wir nun die Zuversicht Arogno doch noch vor der Eindämmerung zu erreichen. Bei Costa dell’Oro erreichten wir die Strada del Mara, welche ins Valle d’Intelvi führt. Um 16:15 erreichten wir die mächtige Chiesa di Santo Stefano und wenige Meter das Centro storico von Arogno. Und zum Schluss das Beste: das Cafe de la Poste war noch offen, das Bier schmeckte vorzüglich.

Fazit:
Eine über weite Strecken grenzwertige, nicht gerade allgemeintaugliche Wanderung, die uns gefordert und trotzdem sehr gefallen hat – eine abenteuerliche Erfahrung!

Wetterverhältnisse:
Wie bereits gestern, ein erneut sonniger Weihnachtstag bei bester Fernsicht und bei ungewohnt herbstlicher Temperatur von 18°, wenig Wind (11 km/h aus NNW).

Hilfsmittel:
Bergwanderschuhe, Stöcke, Kartenmaterial SchweizMobil, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 25. Dezember 2023
Schwierigkeit: T4-
Strecke: 7.9 km, Arogno (586 m) – Canavone – Chiesa di S. Vitale (684 m) – P.752 (Kletterfelsen) – Alpe di Pugerna (960 m) – Grenzstein Nr. 18 (1084 m) – Sighignola (1303 m) – Chiesetta Alpina (Gebirgsjägerkapelle) auf italienischem Boden (1314 m) – Grenzstein Nr. 19 (1270 m) – Creccio (1112 m) – Abzweigung Alpe Bovisio (ca. 950 m) – Gravina (700 m) – Costa dell’Oro – Crotto (610 m) – Calfarée (600 m) – Arogno
Aufstieg: ca. 805 m
Abstieg: ca. -817 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 3 Std. 50 Min.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 5 Std. 40 Min.
Tageszeit: 10:45 bis 16:25 Uhr

Chaiserstuel (2400 m) – alpine Überschreitung bei Kaiserwetter

Auf dem Chaiserstuel standen wir letztmals am 13. März 2014 – mit Schneeschuhen. Logisch, dass wir diesen voralpinen Gipfel auch mal in der wärmeren Jahreszeit besteigen wollten. Zu Beginn gleich ein Bähnlispass der besonderen Art: mit der kleinen Luftseilbahn Fell (bei Oberrickenbach) hoch zur Alp Ober Spis (1196 m), wo wir vom sehr sympathischen Bauern Sepp Durrer erwartet wurden. Auf die folgende Bergfahrt im alten Niederberger Schiffli des Buiräbähnli Spiss-Sinsgäu freuten wir uns wie kleine Kinder. Luftig die Fahrt, bei 8° C gut auszuhalten. «Erste Klasse» nennt Sepp Durrer die Sitzbank im halbseitig geschlossenen Teil der Gondel, «zweite Klasse» diejenige mit Fahrtwind im talseitigen Teil. Er selbst fahre lieber in der zweiten Klasse, da überblicke er die Alp besser. Die luftige Fahrt führt über anderthalb Kilometer steil hinauf zur 430 m höher liegenden Bergstation im Sinsgäu – so heisst die alpige Gegend zwischen Brisen und Hoh Brisen im Norden und Chaiserstuel und Bietstöck im Süden. Am höchsten Punkt im Osten liegt der Übergang Schonegg Pass/Sinsgäuer Schonegg, genau auf der Kantonsgrenze NW/UR. Dort hinauf wollten wir, mit etwas weniger als 300 Hm über 2.3 km wenig steil und landschaftlich reizvoll, vorbei an den Alpgebäuden Widderen und Rinderstafel – das Vieh ist schon umgezogen auf tiefer gelegene Alpen. Auf dem Übergang angekommen, öffnete sich der Blick ins Sulztal und nach Gitschenen hinunter. Wir blieben auf der Gratschneide, welche auf der Kantonsgrenze verläuft, um nun weissblau-markiert in Richtung Steilhang nach S zu laufen. Der Einstieg liegt zwischen Wissberg und Hintersten Bänder nahe bei P. 1993; ab hier begann der bis 50° steile, im Schatten liegende alpine Zickzack-Aufstieg, welcher auch bei (heute) trockenem Untergrund (ab und zu leicht vereiste Stellen, aber schneefrei) erhöhte Vorsicht und gute Trittsicherheit erforderte – ein Ausrutscher auf dem krassen Steilhang wäre fatal… Jedenfalls muss man sich hier getrauen, runterzuschauen. Bei P.2152 dann endlich Sonne – und so etwas wie eine Erlösung: über einer felsigen Rippe wird das Gelände etwas flacher. Der Blick wurde frei, tief unter uns die Oberalp, zum Uri Rotstock, zu Brunnistock und Blackenstock mit dem vorgelagerten Blüemlisalpfirn, Engelberger Rotstock. Jetzt standen wir auf dem Oberalper Grat, genial dieses Panorama, und das bei bester Fernsicht. Im Norden, nur 2 km entfernt, der Brisen, den wir im Juli 20213 bestiegen haben – heute wieder gut besucht. Wir wanderten dem Gratverlauf entlang nach SW, den Buckel P.2291 umgingen wir auf guter Spur nordseitig, um bald freien Blick zum Tagesziel Chaiserstuel zu haben. Vor uns noch ca. 700 m Strecke und 150 m Aufstieg. Dem massigen Felskopf, an dessen Nordseite etwas Schnee lag, näherten wir uns in einem nach S verlaufenden Bogen über wunderschönes, schroffiges Gelände. Am Felsband angekommen, führte eine markierte Spur in südwestlicher Runde zum Gipfel. Die kurze Kletterstelle, welche sich in einem Riss mit guten Tritten und Griffen anbot, forderte uns heraus: so gelangten wir direkt zum flachen Gipfelgelände – vorerst niemand oben! Einer ausgedehnten Gipfelrast stand nichts im Wege! Etwas später traf noch ein Berner Paar ein, in Begleitung eines speziellen Hundes (siehe Bild). Nach ausgiebigem Gipfelgenuss schlossen wir diese tolle Überschreitung ab mit dem Abstieg zum südwestlich und 150 m tiefer gelegenen Schoneggeli. Hier trafen wir auf den weissroten, steilen Normalabstieg, welcher über Gruenboden und wenig später Büelenboden führt. Hier, an der Nordseite des Münggenstöckli, liegt viel Felssturzmaterial. Die Alpgebäude Räckholteren passierten wir südlich auf neuer Wegführung. Zur Rechten Bietstöck, welche die Bannalp wie ein Gendarm bewacht, dann verlief der Weg zunehmend harmlos, links unten das am Bannalpbach liegende Berggasthaus Urnerstafel, wenige Meter weiter westlich der idyllisch gelegene Bannalpsee. Vor uns die Chrüzhütte, bei der es laut Web heute nichts zu holen gab. Also liefen wir direkt zur Bergstation der (blauen) Luftseilbahn, die uns nach kurzer Wartezeit in wenigen Minuten zum Fellboden hinunter gondelte.

Fazit:
Das war ein besonders feiner Bergwandertag im Buiräbähnli-Land in der Nachbarschaft des Engelbergertals.

Wetterverhältnisse:
Frühherbstlich, beinahe hochsommerlich, Sonnenschein pur, wolkenlos, Temperaturen im Bereich ca. 7 bis 22° C, wenig Wind (ca. 4 km/h O), Top-Fernsicht wegen der sehr tiefen Luftfeuchtigkeit.

Ausrüstung:
Bergwanderschuhe, Stöcke, Kartenmaterial SchweizMobil, GPS

Parameter:
Tourdatum: 26. September 2023
Schwierigkeit: T4
Strecke: 8.9 km, Bergstation Buiräbähnli, Sinsgäu (1630 m) – Widderen (1721 m) – Rinderstafel (1753 m) – Schonegg Pass, Sinsgäuer Schonegg (1913 m) – Schonegggrat – Oberalper Grat (2235 m) – Umgehung P.2291 – Chaiserstuel (2400 m) – Bannalper Schonegg (2239 m) – Bannalp Pass, Schoneggeli (2249 m) – Gruenboden – Büelenboden – Räckholteren (1861 m) – Chrüzhütte, Bergstation Luftseilbahn Chrüzhütte-Fell (1718 m)
Aufstieg: ca. 806 m
Abstieg: ca. -734 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 20 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 35 Min.
Tageszeit: 09:55 bis 15:15 Uhr

Monte Generoso 1703 m, Überschreitung ab Scudellate (Valle di Muggio)

Wieder einmal eine Wanderung auf den Migros-Publikumsberg, den wir letztmals im April 2017 bestiegen haben. Diesmal war der Ausgangspunkt der Besteigung das Bergdorf Scudellate zuhinterst im Valle di Muggio, wo gerade mal fünfzehn Menschen leben. Nach der Anreise am Vortag genossen wir, nicht zum ersten und auch nicht zu letzten Mal, einen gemütlichen Abend in der formidablen Osteria Manciana, wo wir auch eine aussichtsreiche Loge für drei Nächte bezogen. Hier verwirklichen die einheimischen Gastgeber Oskar und Simona Piffaretti ihr einzigartiges Projekt eines Albergo Diffuso. Wir wünschen gutes Gelingen!

Nach dem reichhaltigen Frühstück starteten wir bei besten Bedingungen; der Einstieg auf die Via Vecchia Mulattiera liegt nördlich der obersten Häuser. Nach einem kurzen Anstieg erreichten wir den von der Kapelle S. Antonio herführenden Pfad, ein erstes Mal öffnete sich der Blick zum italienischen Dörfchen Erbonne hinunter, wo wir unsere Runde später abschliessen werden. Doch vorerst folgte die Richtungsänderung nach W, immer schön steil hinauf durch lichten Buchenwald. Nach etwa 1.4 km erreichten wir die teilweise verfallene Alpe di Sella, welche offensichtlich wiederhergestellt wird. Mittlerweile auf etwa 1200 m.ü.M., genossen wir die sonnige Lage im Steilhang – und mit uns eine Gams, welche uns aufmerksam beobachtend immer näherkommen lässt. Das schöne Tier hatte nur ein Hörnchen; schliesslich wich es aus über die wenige Meter weiter verlaufende Staatsgrenze CH/I. Wir stiegen nun auf dem direkt auf der Landesgrenze verlaufenden wenig ausgeprägten Grat auf, um unterhalb des Grenzsteins Nr. 26 den Wald zu verlassen und zur Piana zu queren. Beim Alpgebäude angekommen, wählten wir nicht den direkten Weg zur Bahnstation, sondern stiegen zurück zur nördlich gelegenen Landesgrenze und aufsteilend zum Gipfel Mottone della Piana. Hier oben bot sich ein guter Überblick, der hundert Meter höherstehende Monte Generoso, das Gelände mit der Bahnstation und Mottas Fiore di Pietra, zur Rechten die kleinen, abschüssigen Tälchen (Valle di Erbonne, Valle Squadrina) mit den oberhalb verlaufenden Abstiegsrouten zur Alpe di Orimento (I). Beim Grenzstein Nr. 25 steht ein Holzbär, der an die nahe gelegene Bärenhöhle erinnert. Die Höhle kann über die ausgeschilderten Wanderwege von der Alpe di Orimento (italienische Seite) und von der Vetta del Monte Generoso (Schweizer Seite) aus erreicht werden. Man stelle sich vor, dass der Monte Generoso vor langer Zeit einmal von Höhlenbären bewohnt war. Die Bären starben im Laufe der Zeit aus und ihre Überreste wurden einige hundert Meter vom Gipfel entfernt auf der italienischen Seite gefunden. Nachdem wir bis hierhin einsam unterwegs waren, begegneten uns nun mit Wanderklamotten und/oder Bikes bewehrte Bergliebhaber. Selbstverständlich besuchten wir das Restaurant in der Steinblume des im Jahre 2017 fertiggestellten Gebäudes, welches sich majestätisch gegen den Himmel erhebt – Fiore di Pietra nennt Mario Botta sein architektonisches Meisterwerk. Nach dem Tee folgten die hundert Höhenmeter Aufstieg zum Gipfel. Das 360°-Panorama ist immer wieder einzigartig, auch wenn die Walliser und Berner Viertausender in Wolken verhüllt waren. Verständlich, dass sich hier manchmal viel Volk versammelt. Im Titel unseres Berichts steht das Wort «Überschreitung», was bedeutet, dass wir vom Gipfel über den fixseil-gesicherten Klettersteig abkletterten (I nach UIAA-Skala). Dieser Abstieg war dann doch etwas trickreich, vor allem für Doris, welche in den sehr hohen Tritten eine leichte Zerrung am Oberschenkel erlitt. Nach dem kurzen Abstieg war der Normalweg bald erreicht und wir umrundeten den Baraghetto mit seiner Via ferrata Angelino östlich. Auf der Sella Piancaccia angelangt – hier kamen wir damals hoch von Rovio – wanderten wir für heute endgültig nach Italien aus. Wunderbar aussichtsreich, immer nahe der Krete und entlang dem Waldrand laufend, gerieten wir oberhalb der Alpe Pesciò in einen sehr steilen und der Feuchte wegen ziemlich schmierig-rutschigen Abschnitt, eine Spur war kaum auszumachen, Markierungen fehlten auch. Auf knapp 1300 m.ü.M. angekommen, führte ein Brücklein über das ausgetrocknete Bachbett der Breggia, um danach über wunderschönes Gelände die Alpe di Orimento zu erreichen. Hier wird gerade renoviert, und das Restaurant (La Baita di Orimento) war geschlossen. Egal, wir hatten ohnehin keinen Bedarf. Also liefen wir weiter, dreieinhalb Kilometer und 330 Höhenmeter Abstieg bis nach Erbonne. Anfänglich auf gepflegtem Weg, führte der Pfad im Buchenwald streckenweise über hohe plattige Tritte, welche unter dem vielen Laub recht tückisch waren. Dennoch erreichten wir das museale Dörfchen Erbonne wohlbehalten, ohne diesmal die famose Osteria del Valico zu besuchen. Seit bald sieben Stunden auf den Füssen, zog es uns nach Scudellate, wo wir uns zum Abschluss in der Osteria ein Apèroplättli gönnten.

Fazit:
Eine wiederum abwechslungsreiche Bergwanderung, streckenweise recht anspruchsvoll, und schliesslich haben sich beinahe tausend Höhenmeter angesammelt…

Wetterverhältnisse:
Sonnig, leichte Bewölkung im Tagesverlauf, Temperaturen ca. -4 bis 5° C, teilweise starker Wind (bis 25 km/h NO), am Nachmittag zunehmend

Hilfsmittel:
Wanderschuhe, Wanderstöcke, Kartenmaterial SchweizMobil, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 5. April 2023
Schwierigkeit: T3-4, I (leichter Klettersteig im Nord-Abstieg vom Gipfelbereich)
Strecke: 11.4 km, Scudellate (907 m) – Via Vecchia Mulattiera – Alpe di Sella (1191 m) – Staatsgrenze CH/I (1224 m) – Piana (1406 m) – P.1476 (Grenzstein Nr. 26) – P.1591 (Grenzstein Nr. 25) – Mottone della Piana (1590 m) – Monte Generoso Vetta (1601 m) – Monte Generoso (1701 m) – Klettersteig, Abstieg P.1647 – Sella Piancaccia (1599 m) – P.1489 – Brücke über die Breggia (ca. 1260 m) – Alpe di Orimento (1275 m) – Valle Breggia – Erbonne (943 m) – Holzbrücke über die Breggia (Staatsgrenze CH/I 910 m) – Cappella di S. Antonio (925 m) – Scudellate
Aufstieg: ca. 970 m
Abstieg: ca. -970 m
Laufzeit mit Pausen: total ca. 7 Std. 30 Min.
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 4 Std. 50 Min.
Tageszeit: 09:45 bis 17:15 Uhr

Piz Cotschen (3026 m) zum Sonnenaufgang

So viel steht fest: den heutigen Bergtag werden wir nie vergessen! Sonnenaufgang auf über dreitausend Metern! Zum dritten Mal in dieser Woche nutzten wir das Angebot der Gäste-Information Val Müstair; für einen bescheidenen Beitrag von Fr. 50 (für Inhaber der Gästekarte) durften wir unter Führung von Chantal Lörtscher wieder einen prächtigen Tag in der Hochgebirgswelt am Passo dello Stelvio erleben. Um zwanzig nach zwei Uhr aus den Federn, Treffunkt um 03:05 Uhr in Sta. Maria Val Müstair, dann die Fahrt über den Umbrailpass hoch zum Stilserjoch. Bereits auf der Fahrt eine tolle Begegnung: ein Fuchs spazierte auf der Passstrasse – mit seiner Beute, einem Mungg, im Maul. Er schaute ohne auszuweichen in die Scheinwerfer, so als wollte er sagen: «passt auf, die Beute gehört mir, und ich gebe sie nicht her!» Start auf dem Passo dello Stelvio um 03:45 Uhr, im Licht unserer Stirnlampen. Der erste, allerdings steile Aufstieg zum Rifugio Garibaldi ist problemlos zu machen. Das massige Steinhaus steht wenige Zentimeter neben der Grenze CH/I, auf italienischem Boden. Danach verläuft die Strecke vorerst über einen Kilometer relativ flach. Am Breitkamm (Cresta Larga) wählten wir die auf CH-Boden (westlich des Kamms) verlaufende Wegspur. Ab P.2844 ist der Aufstieg zur Sella da Piz Cotschen nichts für schwache Nerven: Dunkelheit, steile und hohe Felsstufen, ausgesetzte Abgründe, der Einsatz der Hände ist zwingend, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind Voraussetzung. Auf dem Sella angekommen, wurde das Licht heller, der benachbarte Ortler schon deutlich zu erkennen, auch die Lichter der Stirnlampen der Berggänger, welche von der Julius Payer Hütte loszogen. Bereits jetzt liess sich definitiv sagen: das Wetterglück war auf unserer Seite! Auf der Sella da Piz Cotschen machten wir Pause, in der Erwartung, dass uns die Wartezeit vor dem Gipfelaufstieg vor den dort oben herrschenden Winden verschone; und  immerhin war es ziemlich kühl, um 0°. Die Stirnlampen wurden jetzt nicht mehr benötigt. Um fünf Uhr machten wir uns auf den Weg zum Gipfel – für die einhundert Aufstiegsmeter sollten 20 bis 30 Minuten genügen. Bis unter den Gipfelaufbau war der Aufstieg unschwierig, lediglich die paar Meter zum westlich gelegenen Hauptgipfel verlangten den Einsatz der Hände und etwas Konzentration. Und tatsächlich: um 05:28 standen wir auf dem Piz Cotschen (auch Rötlspitze genannt). Und sofort ging der Blick nach Osten, wo sich das Firmament bereits orangerot einfärbte. Die Sonne sollte um 05:37 Uhr aufgehen, und zwar rechts des spitzen Gipfels Hintere Schwärze/Cime Nere (3624 m.ü.M., Luftlinie 43.3 km, Ötztaler Alpen). Während wir gespannt warteten, braute sich westwärts in einer Entfernung von vielleicht 25 km eine gewaltige Ladung zusammen (siehe Bild). Zu weit weg, um uns zu beeindrucken. Und erstaunlicherweise war es windstill. Im Osten das gewaltige Schauspiel vor unseren Augen, stimmungsvoller kann ein Sonnenaufgang nicht sein. Dieses Licht, das die Wolken durchdringt, die Sonne in minutenschnelle immer höher aufsteigend, im Westen das Berninamassiv und der Piz Palü im ersten Tageslicht – einfach unbeschreiblich! Nach 35 Minuten Gipfelaufenthalt machten wir uns auf den Abstieg. Unterhalb des Gipfelaufbaus zeigte uns Chantal den Zugang zur Gipfelscharte mit dem eindrücklichen Klemmblock, und der Durchsicht zum Sommerskigebiet des Stelvio. Zurück auf der Sella da Piz Cotschen, stiegen wir ziemlich steil durch die Geröllhalde ins Val Costainas ab – wegen des Schattenwurfs der nahen und hohen Grenzberge CH/I halt bald wieder im kühlen Schatten. Erst als das Tal nach NW verlief, hatte uns die Sonne wieder, und augenblicklich war es gefühlte 10 bis 15 Grad wärmer… Das eigenartig blauweiss gefärbte Wasser der Aua da Prasüra ist übrigens Gegenstand eines Forschungsprojekts: seit dem Jahr 2000 findet man im Bachbett weiss eingefärbte Steine. Dieses Phänomen wurde bereits an einigen hoch gelegenen Gebirgsbächen in den Ostalpen beobachtet. Die Farbe stammt von Flocken aus Aluminiumsulfat, die sich auf den Steinen ablagern. Die Bildung der Flocken ist auf die Produktion von Schwefelsäure in Permafrost-Gebieten zurückzuführen. Deshalb besteht die Möglichkeit, dass sich die Wasserqualität der betroffenen Gebirgsbäche in Zukunft aufgrund der Klimaerwärmung verschlechtern wird. Die Untersuchung des Aua da Prasüra im Val Costainas und zusätzliche Laborexperimente sollen helfen, die künftige Entwicklung besser abschätzen zu können. Unterwegs sind uns vier Forscher an der Arbeit begegnet. Pünktlich um neun Uhr trafen wir auf der Alp Prasüra ein: der Tisch zum Älplerfrühstück war bereits hübsch gedeckt. Auf der aussichtsreichen Alp Prasüra werden ca. 55 Milchkühe aus dem Tal gesömmert. Aus der naturbelassenen Alpmilch wird in traditioneller Handarbeit feinster Alpkäse und vorzügliche Alpbutter produziert. Als eine von wenigen Alpen in Graubünden wird hier noch jeder Käse per Handauszug einzeln ausgezogen und in einer traditionellen Holzform gepresst. Somit ist jeder Käse ein Unikat. Käserin Aita und Senn Bernhard zeigten uns bereitwillig ihr traditionelles Handwerk. Am reich gedeckten Tisch liessen wir es uns gut gehen, anderthalb Stunden lang(!). Herzlichen Dank den beiden für die Gastfreundschaft! Mit etwas Wehmut verabschiedeten wir uns von der herrlich gelegenen Alp und derer Tiere (nebst Kühen leben hier auch Schweine, Hühner samt Güggel, Hunde – ein Paradies!) Der etwa 45 Minuten dauernde Abstieg über die Alpstrasse führte uns nordöstlich der schönen (weissblau gefärbten) Wasserfälle vorbei, bis zur Alp Marangun da la Prasüra. Dort verliessen wir die Strasse, um auf einem Pfad weiter abzusteigen – bis zur an der Umbrailpassstrasse stehenden Blockhütte. Unterwegs bekamen wir jede Menge Botanik zu sehen und von Chantal fachkundig erklärt. Bei dieser Gelegenheit «erntete» Doris Samen und Würzelchen von Hauswurz – mal sehen, was zuhause aus ihnen wird… Ab Haltestelle Blockhütte kamen wir in den Genuss einer kurzen Talfahrt nach Sta. Maria hinunter.

Fazit:
Ein Sonnenaufgang auf einem Dreitausender zu erleben, das war eine Premiere. Dir Chantal gebührt unser herzliches Dankeschön für diesen tollen und erinnerungsreichen Tag!

Wetterverhältnisse:
Hochsommerlich schönes Wetter, leichte Bewölkung, gute Fernsicht, Sonnenaufgang mit stimmungsvoller Bewölkung wie man es sich wünscht, Temperatur um 0 bis +10° C, Wind ca. 10 bis 30 km/h aus NNW

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Handschuhe, Stöcke, Stirnlampe, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 7. Juli 2022
Schwierigkeit: T3-T4
Strecke: 10.8 km, Parkplatz Passo dello Stelvio (2758 m) – Dreisprachenspitze/Cima Garibaldi (2843 m) – Breitkamm P.2844 – Sella da Piz Cotschen (2925 m) – Piz Cotschen/Rötlspitz (3025 m) – Sella da Piz Cotschen – Aua da Prasüra (2305 m) – Alp Prasüra (2210 m) – Marangun da la Prasüra (1997 m) – Blockhaus Passstrasse Umbrail (1870 m) Aufstieg: ca. 360 m
Abstieg: ca. -1240 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 8 Std. 30 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std. 50 Min.
Tageszeit: 07:35 bis 15:40 Uhr

Monte Scorluzzo (3094 m) – militärhistorische Bergwanderung

Der heutige Mittwoch versprach ein eindrückliches Abenteuer: eine geführte Wanderung auf den Spuren der Gebirgssoldaten des Ersten Weltkrieges. Wichtig zu wissen: bis zum Jahre 1918 verlief die Grenze zwischen dem Königreich Italien und der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn quer zur Passhöhe des Stilfserjochs. Eine Grenze in Fels und Eis, um welche während der Kriegsjahre 1915-1918 erbittert gekämpft wurde. Im Zentrum der Gefechte stand immer wieder die gleiche, den Passübergang des Stilfserjochs dominierende Anhöhe – der Monte Scorluzzo.

Heute nutzten wir das Angebot der Gäste-Information Val Müstair; für preiswerte Fr. 40 (für Inhaber der Gästekarte) durften wir unter Führung von Chantal Lörtscher einen prächtigen Tag in der Hochgebirgswelt am Passo dello Stelvio erleben. Um halb acht starteten wir, in spontaner Begleitung von Doris und René, auf dem Stilfser Joch bei der Talstation der Luftseilbahn. Wir verliessen die unansehnlichen, mehrheitlich sanierungsbedürftigen Bauten in Richtung Süden. Bereits nach einigen Metern Aufstieg auf der staubigen Piste in Richtung Passo delle Platigliole besuchten wir eine erste Kaverne, die Batterie «Ferdinandstellung» (mit Holz verkleidete Mündung der mittleren Geschützkaverne; zum Einsatz kamen einfache Gebirgskanonen vom Kaliber 7.5 cm, nicht eigentlich konzipierte Festungsgeschütze), zwar noch begehbar, teilweise aber einsturzgefährdet. Etwas mehr als hundert Höhenmeter weiter, auf dem Passo delle Platigliole, zeigte sich die wirkliche Bedeutung des Monte Scorluzzo für die damals (im 1. Weltkrieg) kriegstaktisch relevanten Überlegungen. Auf dem Pass hielten wir rechts auf den Trampelpfad, der uns erst zum Piccolo Scorluzzo führte, den wir nach zwanzig Minuten Aufstieg erreichten. Im Aufstieg verliessen wir nach der ersten Höhenstufe den offiziellen rot-weiss-markierten Wanderweg und hielten rechts, um nur wenige Meter später ein auffallendes Plateau zu erreichen. Dabei überschreiten wir erstmals ein quer zur Auffangstellung auf dem Passo delle Platigliole verlaufendes Grabensystem und stiessen auf Einschlagkrater, welche den Beschuss italienischer Artillerie bezeugen. Vom Piccolo Scorluzzo aus beobachteten wir ein Rudel Steinböcke, welche sich direkt am Aufstiegspfad zum Monte Scorluzzo tummelten. Unsere Hoffnung, dass sich die Tiere noch eine Weile dort aufhielten, zerschlug sich, weil das Rudel von zwei vor uns aufsteigenden Berggängern verscheucht wurde. Der steile Aufstieg zum Scorluzzo selbst dauerte weitere zwanzig Minuten. Insgesamt also ein kurzer Aufstieg mit einer Höhendifferenz von etwa 320 m. Auf dem Gipfel ein Panorama vom Feinsten: der Ortler im Südosten, der Tiefblick zum Stilfserjoch hinunter, dahinter der Piz Cotschen (dort werden wir morgen den Sonnenaufgang erleben!), im Norden der Umbrailpass, im Westen die spektakuläre Passstrasse ins Val Braulio und nach Bormio hinunter. Der weitere Verlauf unserer alpinen Tour war voll einzusehen: der Filone del Mot. Doch vorerst führte uns Chantal zum fünfzig Meter nordseitig gelegenen militärhistorischen Gipfelstützpunkt. Die Begehung war eindrücklich und zeigte, unter welch widrigen Umständen die Soldaten auf 3000 m.ü.M.(!) ausharren mussten. Zurück am Gipfel, machten wir uns auf den Abstieg. Dieser hatte es in sich: steil, exponiert, teilweise fixseil-gesichert, Stöcke nicht im Einsatz, dafür die Hände… Zweihundert Höhenmeter weiter unten erreichten wir den Grat (Filone del Mot). Im Abstieg fanden wir sogar (scharfe) Munition am Boden herumliegend. Auf den nächsten zwei Kilometern bewegten wir uns zwischen ehemaligen österreichischen Flankenstellungen und dem Übergang zur «Terra di nessuno» (Niemandsland). Chantal’s Erklärungen waren spannend und beeindruckend. Unterwegs könnte die Stimmung leicht kippen (der sinnlosen kriegerischen Ereignisse wegen), wäre da nicht auch der Blick zu den umliegenden vergletscherten Bergen und zum Sommerskigebiet des Stilfserjochs. Ein Genuss war auch die alpine Flora und die oft in der Nähe ruhenden Steinbockrudel, und sensationell: der Besuch zweier nahe und tief vorbei fliegender Bartgeier. Über die italienische Flankenstellungen und Laufgraben erreichten wir den Stützpunkt am Filone del Mot und bald darauf die Ruinen des auf 2760 m.ü.M. liegenden Alpinidörfchens, welches gerne auch «Machu Picchu» genannt wird. Unglaublich eindrücklich und strategisch exzellent gelegen. Hier liess es sich vorzüglich rasten, also hielten wir es fast eine Stunde aus. Unter uns tummelten sich drei Steinböcke, die sich unbeobachtet wähnten – herrlich! Anschliessend machten wir uns auf den Abstieg zum hundertfünfzig Meter tieferliegenden Piano di Scorluzzo, vorbei an den vier kleinen Laghi di Scorluzzo. Vom Motorenlärm der nahen Passstrasse unbeeindruckt umwanderten wir den Gipfelausläufer Rese di Scorluzzo nördlich, vorbei an weiteren Stellungen. Quasi um die Nordecke herum wollten wir den Laghetto Alto erreichen. Doch vorher überraschte uns die breite hochalpine Militär-«Strasse», welche durch einen längeren Tunnel führte. Der Tunnel führte uns in die, im Jahre 2012 sanierten, unterirdischen Geschützkammern. Die damals dort positionierten Kanonen waren sowohl offensiven als auch defensiven Charakters. Die Ausrichtung der nördlichen Kavernen deckten ein Schussfeld des Vorgeländes des Stilfserjochs und der Grenze zur Schweiz ab – erstaunlich! Nach diesem letzten Abschnitt des Kriegschauplatzes am Monte Scorluzzo erreichten wir den reizend gelegenen Bergsee Laghetto Alto. Jetzt wanderten wir nahe der Passstrasse mehr oder weniger weglos zur Passhöhe hinauf. Nach acht Stunden Wanderzeit endete eine eindrückliche Themen-Wanderung im hochalpinen Grenzgebiet Stelvio-Umbrail.

Weitere Informationen zum damaligen Kriegsgeschehen im Gebiet Stelvio-Umbrail finden Interessenten auf dieser Website:
https://stelvio-umbrail.ch/vsuhp/wanderwegnetz-scorluzzo/

Eine ergänzende Bemerkung noch: die von den Österreichern gebauten Stellung machten einen maroden Eindruck und sind am Verfallen; die Italiener bewiesen schon damals ihre Trockensteinmauer-Baukünste; die Mauern sind für die Ewigkeit gebaut.

Fazit:
Eine äusserst geschichtsträchtige und landschaftlich unvergessliche Runde. Ein herzliches Dankeschön dir Chantal für die sehr fachkundige und engagierte Führung!

Wetterverhältnisse:
Hochsommerlich schönes Wetter, leichte Bewölkung, gute Fernsicht, Temperatur um +10 bis +15° C, Wind ca. 6 km/h aus S

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 6. Juli 2022
Schwierigkeit: T3-T4
Strecke: 10.8 km, Parkplatz Passo dello Stelvio (2758 m) – Passo delle Platigliole (2908 m) – Piccolo Scorluzzo (2985 m) – Monte Scorluzzo (3094 m) – Filone del Mot (2899 m) – «Machu Picchu», das Alpinidörfchen am Filone (2760 m) – Piano di Scorluzzo – Laghetto Alto (2603 m) – Passo dello Stelvio
Aufstieg: ca. 767 m
Abstieg: ca. -757 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 8 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 45 Min.
Tageszeit: 07:35 bis 15:40 Uhr

Fläscherberg – Regitzer Spitz 1135 m über die Leitern

Die Tour machten wir nicht zum ersten- auch nicht zum letzten Mal. Wieder einmal unterwegs mit Susanne und Richi – gestern Abend der Spaziergang von Maienfeld (wo wir übernachteten) nach Fläsch, mit anschliessenden Gourmetabend im Landhaus, dessen Wirtsleute Theresa und Ignaz nach 25 Jahren demnächst in den längst verdienten Ruhestand treten.

Ein herzliches Dankeschön euch beiden für die jahrelange Gast-Freundschaft!

Richis Anregung, den Regitzer Spitz über die Leitern zu besteigen, nahmen wir dankbar auf, zumal Susanne die Tour noch nicht kannte. Um zehn Uhr starteten wir vom Parkplatz am südlichen Dorfrand im gemütlichen Spaziergang durch das schöne Weindorf Fläsch. Die Strecke unmittelbar unterhalb Ober Wingert – Unter Wingert – Badguet – Rheinau, ca. 2.5 km, war trotz geteerter Unterlage vergnügliches Einlaufen. Der alternative Aufstieg ab Unter Wingert durch den Neuwald hoch zum Lidisgang kam nicht infrage; wir wollten über das wilde Mozentobel und später über die beiden Leitern aufsteigen. Die alten Bäume und Sträucher in der Rheinau – begeistern zu jeder Jahreszeit. Bei P.490 liefen wir an der 1940 errichteten Festung Tschingel vorbei. Diese unterirdische Verteidigungsanlage in der Felswand des Fläscherbergs ist die grösste Artilleriefestung im Kanton Graubünden und bildete damals den östlichsten Eckpfeiler der Festung Sargans. Sie war Teil der Sperrstelle Ellhorn und gehörte zur Festungsbrigade 13. Etwa dreihundert Meter später wurden wir weiss-rot markiert rechts gewiesen (Richtung Mozentobel, Elltal), mit dem Warnschild «Steinschlag». Nach 120 Aufstiegsmetern erreichten wir das enge und beeindruckende Mozentobel. Dieses war heute gut zu queren – verweilen wäre aber trotzdem keine gute Idee, da hier laufend Material rutscht. Einige Meter oberhalb dann der Blick hinunter auf die nicht ganz harmlose Tobelquerung und zum darüber aufragenden Ellstein. Ein paar Kehren Aufstieg, und schon war das saftiggrüne Elltal (P.669) erreicht. Nicht wie auch schon, verzichteten wir auf die Direttissima über die sehr steile Grashalde bis hinauf zur Felswand, über welcher die Lida liegt. Wir nahmen den kurzen «Umweg» in Richtung Nord durch das Elltal um den von Balzers FL herkommenden Wanderweg zu erreichen. Der im Wald verlaufende Pfad, der direkt unter der Felswand der Lida quert, war gut zu begehen.  Dort, wo ein vom Neuwald heraufführender Aufstiegspfad erreicht wird, wurden wir auf den Leiterliweg gewiesen. Steil und felsig, und heute von umgestürzten, richtig fetten Bäumen, versperrt, galt es diese zu überwinden. Bald erreichten wir die bekannte prähistorische Festungsanlage – auf eine Besichtigung verzichteten wir heute. Einige Schritte weiter dann die erste von zwei am Fels senkrecht hoch führenden Leitern, welche über eine fixseilgesicherte Querung erreicht wurde (laut SAC-Führer T4) – bei so staubtrockenen Verhältnissen unproblematisch. Nach einigen etwas ausgesetzten Felstritten, welche Schwindelfreiheit erforderten, folgte die Nische mit dem in einer Gamelle verstauten Wandbuch. Nach dem Ausstieg eine weitere Querung mit seil-gesicherten Tritten und dann der Einstieg in die zweite, etwas kürzere Leiter. Dieser kurze, knackige Klettersteig gefällt uns immer wieder; dank ihm wird die ca. 50 m hohe Felsmauer überwunden. Beim Ausstieg auf Lida fällt die sehr schräg und am Abgrund stehende Stütze der Starkstromleitung auf, und erst dann geht der Blick hinüber zum Guschaspitz und zum Regitzer Spitz. Die saftiggründe Wiese überquerend, erreichten wir ostseitig den Lidisgang, wo der eingangs erwähnte Aufstieg vom Neuwald mündet. Diesmal strebten wir nicht den weglosen und steilen Direktaufstieg zum Guschaspitz entlang der Felskante an. Stattdessen nutzten wir eine gute, aber auch steile Aufstiegsspur, auf welcher der (verbunkerte) Guschaspitz nordöstlich umrundet wird. Nach der Umrundung erreichten wir die Felskante, verbunden mit spektakulären Tiefblicken auf die ca. 600 m darunter liegende Rhein- und Weinlandschaft der Bündner Herrschaft, im Rücken das Massiv des Falknis und dessen Nachbargipfeln und darunter die alte Festungsanlage und die Kaserne Luzisteig. Nun folgte ein kurzer, steiler Abstieg – immer schön der Kante entlang – und dann der heftige, kurze Wiederaufstieg zum Regitzer Spitz. Wie erwartet, waren wir nicht die Einzigen; Biker und Wanderer erfreuten sich über den wunderschönen und einmaligen Aus- und Tiefblick. Nach einer etwas längeren Pause folgte der Abstieg, anfänglich über steile Kehren und später über einen gerölligen Fahrweg, welcher der Versorgung der vielen militärischen Anlagen der Festungsanlage St. Luzisteig dient. Auf der Alp Vorder Ochsenberg führte die Spur vorbei an friedlich weidenden Tieren. Nach dem links stehenden Zahn namens Schnielskopf mit seiner markanten Abbruchstelle erreichten wir am Schänzli die Einstiegsstelle zum weiss-rot markierten und teilweise steilen Bergweg durch das Türlis-Tobel hinunter nach Fläsch (ca. 340 Hm). Der nach einem Felssturz neu angelegte Abstiegsweg weicht dem Felssturzgebiet nun streckenweise aus. Zur Erinnerung: am 15. Oktober 2013 donnerten ca. 100 Kubikmeter Fels vom Schnielskopf herunter. Die Gesteinsmassen schlugen eine Schneise von rund 80 Metern und rissen viele Bäume mit. Der damals durch das Absturzgebiet führende Wanderweg wurde zerstört und gesperrt. Auch für die neue Wegführung gilt die Warnung vor Steinschlag! In einigen Kurven stehen Bänkli an besonders aussichtsreichen Stellen. Fläsch erreichten wir am nördlichen (oberen) Dorfrand. Nicht mehr weit bis zum Parkplatz – doch vorher gibt’s eine ausgiebige Einkehr im Landhaus, wo wir von Theresa und Ignaz bewirtet, einen würdigen kulinarischen Abschluss unseres gemeinsamen Tourentages erlebten.

Fazit:
Ein genussvolles Wochenende mit Gourmet-Samstag und Wandersonntag mit Susanne und Richi – schön war’s!

Wetterverhältnisse:
Ein toller Schönwettertag bei guter Fernsicht, kaum Wind (6 km/h WSW), ca. 20 bis 27° C

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Wanderstöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 15. Mai 2022
Schwierigkeit: T3 (Leiterli T4)
Strecke: 12.1 km, Fläsch (Parkplatz am südlichen Ortsrand, 526 m) – Ortszentrum – Ober Wingert – Unter Wingert (492 m) – Badguet (491 m) – Rheinau – Mozentobel – Elltal (669 m) – P.715 – Leiterli – Lida (917 m) – Guschaspitz (1104 m) – Regitzer Spitz (1136 m) – Vorder Ochsenberg – Schänzli – Schlipf – Türlistobel – Fläsch (526 m)
Aufstieg: ca. 730 m
Abstieg: ca. -700 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 25 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 05 Min.
Tageszeit: 10:00 bis 15:25 Uhr

Sommer 2021 Val Müstair 2|5: Piz Vallatscha 3020 m

Nach der Aufwärmbikefahrt von gestern stand heute ein lange geplanter, harter Tourentag an: die Besteigung resp. die S/N-Überschreitung des Piz Vallatscha, einem Dreitausender, der nicht einfach zu haben ist. Weil ab einer Höhe von ca. 2500 m.ü.M. Geröllhalden dominieren und kaum Wegspuren und folglich auch keine Markierungen zu erwarten waren, begleitete uns Severin Hohenegger, den wir von unseren Wintertouren gut kennen. Als Einheimischer kennt er die Bergwelt im Val Müstair wie kaum ein anderer. Dank ihm als Jäger war auch ein Tag angesagt mit ausgiebiger Steinwild-Beobachtung.

Mit zwei Autos fuhren wir hoch in Richtung Pass dal Fuorn/Ofenpass; unterwegs stellten wir ein Fahrzeug ab bei der Talstation des kleinen Wintersportgebiets Minschuns. Gegen halbneun  (nicht zu früh, wie sich zeigen sollte) marschierten wir los; gleich gegenüber des Hotels Susom Givè (bei der Trafostation), liefen wir auf einem Jägerweglein (nicht auf dem w-r-w markierten WW) leicht oberhalb der Passstrasse in Richtung NW, entlang der Lawinenverbauungen. Nach etwa 650 m verliessen wir den Wald und erreichten eine Lichtung, auf der Severin auf die Begegnung mit Wild hoffte. Alles ruhig, also stiegen wir auf zum P.2311, wo wir den Normalwanderweg erreichten. Hier erlebten wir eine erste Steinwildschau – auf den Zinnen des Munt da la Bescha beschnupperten sich Steinböcke und Steingeissen. Severin packte sein Fernrohr hervor, mit dessen Hilfe die Luftlinie von ca. 350 m problemlos überwunden werden konnte (siehe Bilder). Nach Querung einiger steil abfallender, aber gut zu begehender Runsen, erreichten wir beim Chaschlot (2393 m) den Eingang ins Valbella (der Name ist absolut zutreffend!). Was für eine Augenweide, links der Piz Nair (3009), dann der Einblick ins Val Nüglia (Tal des Nichts), welches seit Jahrzehnten nur von Wild begangen wird – Menschen haben dort nichts zu suchen (Nationalpark!). Jetzt liefen wir nördlich des Munt da la Bescha, welchen wir schon halbwegs umrundet hatten, leicht aufsteigend in Richtung O. Bald erschienen die markanten Felsen des SW-Grats unseres Gipfelziels – der Piz Vallatscha selbst war noch nicht zu sehen. Auf einer Höhe von 2500 m.ü.M. verliessen wir den w-r-w markierten WW, um den Bergbach zu überqueren. Leicht oberhalb eine erste Trinkpause – unter Fortsetzung von Severins Steinwildschau; die Tiere turnten zuoberst am Grat des Munt da la Bescha. Und ein weiteres Highlight: ein Bartgeier besuchte uns im Vorbeiflug. Auf nun steilerem, aber gut gestuftem Weidegelände stiegen wir auf in Richtung Bergstation des Skilifts, welcher im Winter Skitüreler von der Fuorcla Funtauna da S-charl auf eine Höhe von 2700 m.ü.M. hoch schleppt. Spätestens jetzt wurde uns klar: der Piz Vallatscha ist vor allem ein Skitourenberg, der im Sommer weniger bestiegen wird. Ab ca. 2650 m.ü.M. änderte die Unterlage, eine sehr steile Geröllhalde. Über eine kurze Strecke von 400 m waren 200 Hm aufzusteigen, was kräftezehrend war. Unterhalb des SW-Grats (P.2902) bot sich auf einem Podest die Gelegenheit für eine Verpflegungspause – und natürlich packte Severin Fernrohr und Stativ hervor. Auf dem Grat über uns turnten gerade einige Jungsteinböcke unter Anleitung älterer Tiere herum – unglaublich eindrücklich! Die haben uns dauernd beobachtet, was auf den Bildern gut zu sehen ist. Wir konnten nur schwer loslassen, aber uns erwartete noch der sehr steile und weiterhin geröllige Aufstieg zum S-Grat, den wir auf etwa 2970 m.ü.M. erreichten. Der Grat selbst ist wenig ausgesetzt, der Aus- und Weitblick zu den Nachbargipfel, zum Ortler und zu den anderen Südtiroler Gipfel einfach grandios. Jetzt war da noch der recht schmale Verbindungsgrat zum Gipfel, der noch 50 Hm aufragte. Den zwei Meter hohen Gipfelfelsen umgingen wir westlich, nunmehr genau auf der Nationalparkgrenze, welche mit gelben Markierungen angezeigt war. Auf der Kugellager-Unterlage jetzt nur nicht ausrutschen! Mit Severins Hilfe und unter Einsatz der Hände erkraxelten wir das «Hindernis». Oben angekommen, strahlten wir mit der Sonne um die Wette. Bütscha il piz! Die ausgesetzten Platzverhältnisse liessen eine Gipfelrast nicht zu, also stiegen wir einige Meter ab in Richtung NO; auf weniger steilem Gelände hielten wir dann die verdiente Gipfelrast ab.

Gut gestärkt machten wir uns auf zum Abstieg; erst über die sehr steile Geröllhalde runter entlang des N-Grats in Richtung P.2847, hielten wir dann in Richtung Schneefeld, welches unterhalb des Sattels (2890 m) lag. Was für eine Wohltat, auf dem Schnee abzurutschen! Auf etwa 2750 m.ü.M. – unterhalb des Piz d’Astras – liefen wir nun weniger steil und über schwache Wegspuren in Richtung S. Im Gebiet Vallatscha d’Astras führte uns Severin kundig durch eine einmalig schöne Moränen-Landschaft. Auf einer Höhe von ca. 2500 m.ü.M. erreichten wir Weideland, und das Laufen wurde etwas weniger strapaziös. Zeit für eine willkommene Pause, und selbstverständlich für einen Blick durchs Fernrohr. Gegenüber, am SO-Gratausläufer des Vallatscha, tummelten sich 30 bis 40 Tiere – herrlich! 320 m unter uns die Alp Astras und der God Tamangur. Severin führte uns auf dem gut zu begehenden Schafweglein hinunter zur Fuorcla Funtauna da S-charl. Auf dem Übergang die vorsichtige Begegnung mit einer friedlich weidenden Muttertierherde. Den Skigipfel Minschuns wie auch die tieferliegende Alp da Munt passierten wir westlich, um direkt (und zügig) zur Talstation hinunterzulaufen. Um 17 Uhr erreichten wir den Parkplatz, von wo wir zum Pass dal Fuorn/Ofenpass hochfuhren. Severin war in Eile, also verschoben wir den Abschlusstrunk. Lieber Severin, du hast uns ein unvergessliches Bergerlebnis mit grossartigem Rahmenprogramm geboten – herzliches Dankeschön!

Fazit:
Diese anspruchsvolle Gipfeltour mit Severin zu unternehmen, war goldrichtig. Mit seiner Erfahrung haben wir heute wohl unsere Leistungsgrenzen erreicht.

Wetterverhältnisse:
Herrliches Bergwanderwetter, Sonne mit etwas Bewölkung, ~4 bis 8°

Ausrüstung:
Profilwanderschuhe, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 17. August 2021

Schwierigkeiten: T4+, Hochtour WS, Kletterstellen I
Strecke: 12.73 km, Pass dal Fuorn/Ofenpass (2149 m) – unmarkierter Pfad (bei der Trafostation) gleich gegenüber des Hotels Susom Givè – Lawinenverbauungen – bei P.2311 WW in Richtung Chaschlot – Valbella – Querung Bach bei genau 2500 m.ü.M. – Aufstieg weglos bis unterhalb des SW-Grats – Querung Geröllhang, Aufstieg bis S-Grat bei etwa 2960 m.ü.M. – Piz Vallatscha 3020 m – Abstieg Nordhang bis unterhalb  P.2890 – Vallatscha d’Astras P.2475 – Fuorcla Funtauna da S-charl (2392 m) – P.2364 – P.2233 (Alp da Munt) – Parkplatz Talstation Minschuns (ca. 2130 m)
Aufstieg: ca. 1000 m
Abstieg: ca. -981 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 8 Std. 45 Min. (Wildbeobachtung kostet Zeit, gell Severin🦌🦌🦌)
Benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std.
Tageszeit: 08:20 bis 17:05 Uhr

Alpin unterwegs im Bisistal: via Mälchberg und Hängst zur Glattalphütte SAC

Letztmals im Oktober 2005 auf der Glattalp, wollten wir dieses paradiesische Wandergebiet zuhinterst im Muotatal oberhalb des Bisistals wieder einmal besuchen. Wer die Glattalp betritt, wähnt sich eher im hohen Norden als im Herzen der Schweiz. Die Hochebene mit ihrer vielseitigen Flora und Fauna wird umringt von den schroffen Wänden und schmalen Graten der höchsten Schwyzer Berge. Die Temperaturen erreichen im Winter dank der muldenartigen Topografie schon mal 30 Grad unter null, der Rekord liegt bei -52,5 Grad Celsius (7. Februar 1991). Im Sommer vom Sahli mit der Luftseilbahn des Elektrizitätswerks des Bezirks Schwyz erschlossen, ist das Hochtal sonst nur zu Fuss erreichbar. Genau das war heute unsere Absicht. Für den Aufstieg wählten wir die alpine Route (weiss-blau-weiss) über den Mälchberg (T4), für den Abstieg den Normalweg.

Die Anfahrt über die enge Strasse (mit Ausweichstellen) endete bei der Talstation der Luftseilbahn Glattalp (Kapazität 8 Personen pro Fahrt). Bei unserer Ankunft kurz vor neun Uhr war der Parkplatz Sahli fast voll besetzt, und viel Volk wartete bereits auf die Bergfahrt. Wir starteten, vorbei an der Alpwirtschaft Sahli in Richtung Glattalp; auf der Alpstrasse bis P.1281, nach drei Kurven bei P.1338 bei der Verzweigung zum Direktaufstieg zur Glattalp blieben wir auf der Alpstrasse. Diese führte in geringem Aufstieg zur schön gelegenen Alp Milchbüelen, vorbei am Schattgadenhüttl. Über unseren Köpfen schwebte die voll besetzte Kabine der Luftseilbahn hoch. Mehr beeindruckte uns aber der mächtige Felskopf der Höchegg mit dem Hauptgipfel Hängst – dort rauf wollten wir… Erst galt es die Felswand auf gleichbleibender Höhe von ca. 1340 m.ü.M. über die Bietliplanggen westlich zu umgehen. Bei Feldmoos (einem Alpgebäude), genau unterhalb der dort startenden Materialseilbahn, wurden wir nach rechts (nach S) gewiesen. Ab jetzt wurde es steil, zu Beginn noch auf kuhtrittigem Wanderpfad, vorbei an einem Stall und mitten durch eine Herde friedlicher Viecher. Immer steiler werdend, drehte der Pfad – zum Glück schattenhalb – nach Norden hoch bis zum P.1565. Jetzt wieder voll an der Sonne, ging der Blick ins Bisistal hinunter. Weiter steil hoch, entlang einer Runse, die noch mit Resten von Lawinenschnee gefüllt war – über uns der furchterregende Felskopf Hängst (wortlos in Gedanken: dort hinauf wollen wir, wie soll das gehen?). Nun folgte der anspruchsvollste Teil des Aufstiegs: weglos, gut markiert, über schroffige und felsige Bänder und hohe Tritte. Nun packten wir einen Stock in den Rucksack, um die Hände besser einsetzen zu können. Es folgten einige Kletterstellen im I. Grad – manchmal leicht ausgesetzt, Trittsicherheit war gefordert. Uns gefiel dieser Abschnitt ausgezeichnet. Bald kam die Bergstation der Materialseilbahn ins Blickfeld, und nach knapp drei Stunden (ab Sahli) standen wir vor den Alpgebäuden auf Mälchberg, inmitten friedlicher Muttertiere und begrüsst von einem Senn. Nach einem kurzen Schwatz zogen wir weiter, um nach etwa 200 m den markierten Pfad nach rechts zu verlassen. Ziel war der 154 m höher liegende Aussichtsgipfel des Hängst. Der ist nur in der Direttissima zu erreichen, über eine mit tiefen Kuhtritten durchsetzte, sehr steile Grashalde (für Doris eine nicht ganz triviale Sauerei😊). Auf dem Gipfelchen angekommen, wurden unsere Anstrengungen reichlich belohnt mit einem herrlichen Panorama nach allen Seiten. An der Kante stand zum Glück ein Elektrozaun, denn auf der Südseite gehts 500 m senkrecht runter. Für eine Gipfelrast war es zu früh, ausserdem wurden wir von fliegenden Ungeziefern «gestört». Also stiegen wir die paar Hm ab zum Punkt südöstlich Mälchberg, wo wir wieder den WW erreichten. Hier wäre es auch noch möglich, den 2108 m hohen Pfaff zu besteigen; für die hundert Meter Höhendifferenz würde eine Viertelstunde reichen. Wir verzichteten, weil wir auf dem weglosen Aufstieg vom Vieh malträtiertes, tiefes Gelände befürchteten. Also folgten wir dem nunmehr weiss-rot-weiss markierten Pfad hinunter zur Glattalphütte SAC, welche nach einer halben Stunde erreicht war. Unterwegs immer wieder der Blick zur Furggele und zu den imposanten Gipfeln Flätstock, Höch Turm und Ortstock (den wir im September 2009 bestiegen haben). Im Nachhinein wunderten wir uns heute, wie wir es damals geschafft haben, diesen unnahbar scheinenden Gipfel zu besteigen. Begrüsst von Franziska Gwerder und ihrem Team fanden wir auf der Terrasse vor der neu umgebauten Glattalphütte SAC ein schattiges Plätzchen, um ausgedehnt zu rasten. Die Käseschnitten mundeten ausgezeichnet. Und der Ausblick zu den schroffen Wänden von Signalstock und Rot Nossen war gewaltig, weil ungetrübt. Gestärkt nahmen wir den Abstieg unter die Füsse; die vielen Abstiegsmeter wären auch mit der Luftseilbahn möglich gewesen… Der Abstieg ist an einigen Stellen sehr steil und unangenehm geröllig (und deshalb ausrutsch-gefährdet), vor allem im Bereich In den Chrümpfen, wo Wegarbeiten im Gange waren. Eine Abkürzung stellte sich schliesslich als kurze seilgesicherte T3-Schlüsselstelle heraus (Schild «nur für gute Gänger»). Ab Verzweigung Milchbüelen bei P. 1502 normalisierte sich das Gelände wieder (Bereich Läcki). Bei P.1338 erreichten wir den Alpweg wieder, auf dem wir im Aufstieg zur Alp Milchbüelen wanderten. Ab jetzt folgten wir, mit Ausnahme einiger Abkürzungen, der staubtrockenen Alpstrasse hinunter bis Sahli, wo die Erlösung wartete: Alpwirtschaft Sahli, Suure Moscht und ein Bier – einfach Wellness pur! Eine anspruchsvolle und entsprechend anstrengende Tour, die uns in bester Erinnerung bleiben wird.

Fazit:
Heute waren wir, der gewählten Strecke im Aufstieg sei Dank, wie erwartet einsam unterwegs, wenigstens bis zur Glattalp…

Wetterverhältnisse:
Ein sommerlicher Hitzetag (im Mittelland), wenig Wind, im Wandergebiet angenehme 12 bis 24° C

Ausrüstung:
Profilwanderschuhe, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 12. August 2021
Schwierigkeit: T4
Strecke: 12.1 km, Sahli (1146 m) – P.1280 – P.1338 (Verzweigung WW Glattalp/Milchbüelen) – Milchbüelen, Schattgadenhüttl (1359 m) – Feldmoos (1350 m) – P.1565 – Mälchberg 1848 m – Hängst (2002 m) – Punkt südöstlich Mälchberg (1985 m) – P.1929 – Glattalphütte SAC (1896 m) – In den Chrümpen – P. 1502 (Verzweigung Milchbüelen) – Läcki – P.1338 – P.1280 – Sahli
Aufstieg: ca. 970 m
Abstieg: ca. -950 m
benötigte Zeit inkl. Pausen: 7 Std.
benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 15 Min.
Tageszeit: 09:00 bis 16:00 Uhr

Piz Padella 2857 m – winterliche Überschreitung im Herbst 2020

Letztmals bestiegen am 19. August 2018, heute vollständig andere Verhältnisse. Auf der Bergfahrt mit der Gondelbahn Celerina-Marguns (heute Saisonschluss)) war die schneefreie Südseite dieses massigen Bergs einzusehen. Um halb zehn Uhr – und bei -7° C – der Start ab Bergstation Marguns (2276 m) – das Gebiet wird gerade «zurecht» gemacht für die bevorstehende Skisaison (siehe Bilder). Unterhalb der Station beginnt der weiss-rot-weiss markierte Wanderweg; erst über ein mit Kunstschnee belegtes Feld führte der Pfad leicht ansteigend in Richtung Munt da-la-Bês-cha. Nach Überquerung eines (noch) vereisten Bergbachs wurde der Pfad unter Einwirkung der Sonne bald schmieriger. Beim P.2489 angekommen, unterquerten wird den Piz Padella die Höhe haltend geradeaus in Richtung NO, hier beginnt die Wildruhezone. Oberhalb der Alp Clavadatsch bei P.2388 angekommen, hatten wir zu entscheiden: weiter nach Osten um die Alp Muntatsch (2188 m) zu erreichen und von dort nach Samedan abzusteigen. Wir entschieden für den Weiteraufstieg zur Sass Alv, wohl wissend, dass jetzt mehr als 450 Hm winterlicher Nord-Aufstieg bevorstand. Ab Sass Alv bei P.2478 angekommen änderte die Richtung nach S. Was macht man, wenn viele der WRW-Markierungen unter Schnee waren? Richtig: zum Glück gab es einige Trittspuren von Vorsteigern, und wir vertrauten einfach darauf, dass uns diese zum Gipfel führten. Die Tritte wurden immer tiefer, oft knietief, und die Gefahr in ein mit Schnee gefülltes Loch einzusinken, war erheblich. Ab einer Höhe von ca. 2600 m wurde das Gelände blockiger und wesentlich steiler. Oft waren wegen der gefrorenen Unterlage kaum Trittspuren zu erkennen. Ab und zu halfen Markierungen an Felsen, die Orientierung zu halten. Bald nahte die uns vom Abstieg im August 2018 bekannte enge, ausgesetzte Steilstufe – eine etwas trickige Hangquerung im Tiefschnee. Die vorhandenen (tiefen) Tritte gaben uns zwar Vertrauen – aber abrutschen wäre hier keine Option. Jedenfalls war volle Konzentration gefragt – von den fantastischen Ausblicken ins Tal, zum Piz Kesch im Rücken, und zum Festsaal der Alpen (Bernina-Gruppe) im Süden durften wir uns nicht ablenken lassen. Wenige Meter unter dem Gipfel – an der bekannten Verzweigung – hatten wir die Gewissheit, es bald geschafft zu haben. Und tatsächlich, ein paar Schritte über breite, schneefreie Platten, und schon war der Piz Padella erreicht – nach etwas mehr als drei Stunden K(r)ampf. Schon ein überwältigendes Gefühl, diesen speziellen Verhältnissen getrotzt zu haben. Ein spezieller Gipfelstürmer gleich hinter uns: ein schöner Husky erreichte ebenfalls den Gipfel, ca. 5 Min. vor seinem Herrchen. Nach dem Genuss des Gipfelpanoramas (beste Weitsicht!) zwang uns der unangenehme SW-Wind, die Gipfelrast im Abstieg abzuhalten. Von unserem im steilen Blockgelände gelegenen «Rastplatz» war die Abstiegsstrecke gut einzusehen; eine fast schneefreie, aber ziemlich schmierige Angelegenheit. Also hatten wir keine Eile und genossen unsere Leckereien. Nachdem wir dem Treiben einiger Auf- und Absteiger zugesehen hatten, waren nun wir an der Reihe: nur ja nicht in die Schmiere fallen… Vorsichtig langsam meisterten wir diesen ersten zum Glück nicht allzu steilen Abschnitt. Es folgten ein paar hohe Tritte im Fels, welche mit Ketten unterstützt hilfreich gesichert waren. Über viele Serpentinen, die Unterlage vom Wind meist abgetrocknet, schloss sich beim P.2489 am Munt da-la-Bês-cha der Kreis. Nun noch eine halbe Stunde fast schon erholsam über schneefreies Alpgelände hinunter bis Marguns. Unterwegs nochmals die Querung des vom Val dal Selin herunter plätschernden Bachs, verbunden mit dem Blick hinauf zu den schönen Las Trais Fluors. Um 15 Uhr erreichten wir die nonstop fahrenden Gondeln, welche uns flott nach Celerina hinunter brachten. Doch kurz vorher Zweckentfremdung des neuen Kunstschneefelds: eine ausgezeichnete Schuhputzeinrichtung – das nennt man Service!

Fazit:
Eine der ausserordentlichen Verhältnissen wegen ziemlich fordernde (und herausfordende), aber unglaublich lohnende Gipfeltour.

Wetterverhältnisse:
Herrliches, sonniges Bergwanderwetter, wolkenlos, recht kühl (~-7 bis 8°), mässig störender Wind aus SW (bis 25 km/h)

Hilfsmittel:
Bergwanderausrüstung, Stöcke, Grödel (für alle Fälle…)

Parameter:
Tour-Datum: 18. Oktober 2020
Anforderung: T4 (bei schneefreien Verhältnissen T3)
Strecke: 9.8 km, Bergstation Marguns – Munt da-la-Bês-cha P.2489 – P.2388 (oberhalb Alp Clavadatsch) – Sass Alv P.2478 – Piz Padella (2857 m) – P.2532 – Munt da-la-Bês-cha – Marguns (2276 m)
Aufstieg: ca. 674 m
Abstieg: ca. -679 m
Laufzeit ohne Pausen: ca. 3 Std. 25 Min.
Laufzeit mit Pausen: ca. 5 Std. 30 Min.
Tageszeit: 09:30 bis 15:00 Uhr

Fläscherberg – Regitzer Spitz 1135 m über die Leitern

Aus der gemeinsamen Piz Beverin-Tour wurde leider nichts wegen des gestrigen Schneefalls. Aber diese (Ersatz-)Tour geht immer! Fast auf den Tag genau vor vier Jahren war es heute wieder einmal angesagt, diese sehr abwechslungsreiche und spannende Tour zu unternehmen – zusammen mit Mägi und Roli. Kurz vor zehn Uhr starteten wir vom Parkplatz am Dorfrand auf einen gemütlichen Spaziergang durch das schöne Weindorf Fläsch. Die Weinlese war in vollem Gang. Heute wählten wir die Strecke unmittelbar unterhalb Ober Wingert – Unter WingertBadguetRheinau, ca. 2.5 km auf geteerter Strasse – halt nicht gerade die ideale Unterlage. Alternativ möglich wäre der Aufstieg ab Unter Wingert durch den Neuwald hoch zum Lidisgang; wir blieben im Tal und wollten unbedingt über die Leitern aufsteigen. Alte Bäume und Sträucher in der Rheinau – welch ein Augen- und Ohrenschmaus in dieser Jahreszeit! 300 m vor P.489 wurden wir weissrotweiss markiert rechts gewiesen (Richtung Mozentobel, Elltal), mit dem Warnschild «Steinschlag». Nach 120 Aufstiegsmetern erreichten wir das enge und beeindruckende Mozentobel. Trotz der gestrigen Niederschläge war das Tobel heute gut zu queren – dort zu verweilen ist aber trotzdem keine gute Idee. Einige Meter oberhalb nochmals der Blick hinunter auf die nicht harmlose Tobelquerung und den darüber ragenden Ellstein. In ein paar Kehren stiegen wir weiter auf, bis das saftiggrüne Elltal erreicht war, begrüsst von vielen Herbstzeitlosen. Diesmal entscheiden wir uns für den kurzen «Umweg» in Richtung Nord durch das Elltal um den von Mäls/Balzers herkommenden Wanderweg zu erreichen. Die Direttissima über die sehr steile Grashalde reizte uns heute nicht (mehr). Über diesen Umweg oben angelangt, war der Hinunterblick noch immer ausreichend spektakulär. Der im Wald verlaufende Pfad, der direkt unter der Felswand der Lida quert, war gut zu begehen. Dort, wo ein vom Neuwald heraufführender Aufstiegspfad erreicht wird, wurden wir auf den Leiterliweg gewiesen. Steiler, felsiger und enger werdend, erreichten wir die bekannte prähistorisch Festungsanlage – die selbstverständlich besichtigt werden musste. Wenige Schritte weiter dann die erste von zwei Leitern, welche über eine fixseilgesicherte Querung erreicht wurde (laut SAC-Führer T4). Bei diesen trockenen Verhältnissen ein ausgesprochenes Vergnügen! Nach einigen nicht ganz trivialen Felstritten (Schwindelfreie sind im Vorteil) dann auch die Nische mit dem Wandbuch, welches geschützt in einer Gamelle bereit lag. Nach dem Eintrag eine weitere fixseil-gesicherte Querung hoch zur zweiten Leiter – ein kurzer, sehr gefälliger, eher leichter Klettersteig, dank dem die ca. 50 m hohe Felsmauer überwunden wird. Beim Ausstieg auf Lida dann der Blick zum Regitzer Spitz (und zur bekannten, sehr schräg stehenden Stütze der Hochspannungsleitung). Die Weidefläche überquerend, erreichten wir ostseitig den Lidisgang, wo der alternative Aufstieg vom Neuwald her mündet. Hier fanden wir am Eingang einer kleinen Höhle eine windgeschützte Stelle, um zu rasten. Diesmal strebten wir die Guschaspitze (1103 m) im direkten und weglosen, steilen Aufstiegsgelände entlang der Abbruchkante an. Zugegeben: schon etwas grenzwertig, weil rutschig! Die Spitze selbst besuchten wir nicht, weil diese mit Stacheldraht «gesichert» war. Dieser Spitz verfügt bestimmt über einen «Innenausbau» – jedenfalls hat es einige Eingänge. Kurzer Abstieg entlang der Abbruchkante, verbunden mit spektakulären Tiefblicken auf die ca. 600 m unter uns liegende Rhein- und Weinlandschaft der Bündner Herrschaft, links das teilweise bewölkte Massiv des Falknis und dessen Nachbargipfeln. Nach einem kurzen Wiederaufstieg war der Regitzer Spitz erreicht. Auf diesem grossen Balkon genossen wir die Windstille, die Sonne (Siesta 🌞 für Mägi) und den formidablen Fern- und Tiefblick. Der Abstieg führte anfänglich über steile Kehren und später zum Fahrweg – welcher wohl der Versorgung der militärischen Anlagen St. Luzisteig dient. Bald war auch die Alp Vorder Ochsenberg erreicht, wo wir die Fahrstrasse nach Süden verliessen. Den steilen Schnielskopf mit der markanten Abbruchstelle liessen wir links stehen; am südlichen Ende der Alp der Einstieg zum steilen Abstieg über das Tirlis-Tobel nach Fläsch (ca. 340 Hm). Der nach einem Felssturz neu angelegte Abstiegsweg weicht dem Felssturzgebiet geschickt aus – der alte und durch einen Felssturz zerstörte Pfad ist gesperrt. Wir erinnerten uns: am 15. Oktober 2013 donnerten ca. 100 Kubikmeter Fels vom Schnielskopf herunter. Die Gesteinsmassen schlugen eine Schneise von rund 80 Metern und rissen viele Bäume mit. Daraufhin wurde der durch das Gebiet führende Wanderweg zerstört und gesperrt. Auch für die neue Wegführung gilt die Warnung vor Steinschlag! In einigen Kurven stehen Bänke an besonders aussichtsreichen Stellen. Alles gut gegangen: im Quartier Plutt, dem obersten Dorfteil von Fläsch, fühlten wir uns wieder sicherer. Ein paar hundert Meter noch bis zum P – doch halt: Einkehr zum uns bekannten Landhaus, welches soeben öffnete. Von den sehr gastfreundlichen Wirtsleuten Theresa und Ignaz bestens bewirtet, genossen wir einen kulinarischen Abschluss unseres heute wirklich gemütlichen Tourentags.

Fazit:
Ein genussvoller Wandertag mit Mägi und Roli war das!

Wetterverhältnisse:
Herrliches Herbstwetter, trockene Witterung bei ca. 08 bis 12°, an exponierten Stellen mässige Bise

Hilfsmittel:
Wanderschuhe, GPS-Maschine

Parameter:
Tourdatum: 03. Oktober 2019
Schwierigkeit: T3 (Leiterli T4)
Strecke: 12 km, Fläsch (Parkplatz am südlichen Ortsrand) – Ortszentrum – Ober Wingert – Unter Wingert – Badguet – Rheinau – Mozentobel – Elltal – Leiterli – Lida – Lidisgang – Guschaspitz – Regitzer Spitz – Vorder Ochsenberg – Türlis – Fläsch
Aufstieg: ca. 770 m
Abstieg: ca. -750 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 7 Std. 40 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 50 Min.