Archiv der Kategorie: Alpine Bergwanderung T4-T6

Neuenalpspitz 1816 m – Gmeinenwishöchi 1818 m

Wieder einmal etwas knackiges im Toggenburger Alpstein – das war die Idee. Wenn sich dann noch Susanne mit Richi spontan entschieden, mitzumachen – perfekt! Treff in Wattwil, Fahrt nach Unterwasser – nicht ohne unterwegs beim Schäflisepp in Alt St. Johann einzukehren (Startkafi mit Zopf!). Um halb zehn dann Start ab Burst, wo sich ein kleiner Parkplatz befindet – erstaunlich, dass es noch freie Plätze hatte an diesem aussergewöhnlich warmen Herbsttag. Die geteerte Fahrstrasse verliessen wir nach etwa 500 m bei Gamser (P.1349) um der über die Wiese steil zur Chrinn (1349 m) hoch führenden Spur zu folgen. Oben angekommen, waren die ersten 200 Aufstiegsmeter hinter uns, und vor uns der spiegelglatte Gräppelensee. Auf der Fahrstrasse marschierten wir bis zur ca. 2 km westlich liegenden Neuenalp, dann verliessen wir (geteerte) Strasse bei Oberstofel w-r-w ausgeschildert rechts in Richtung Neuenalpspitz zu halten. Ab hier nun voll an der Sonne, wanderten wir auf der Naturstrasse gemütlich plaudernd unterhalb des markanten Neuenalpspitz über Hoor zum Schlofstein (1600 m), wo eine erste Rast angesagt war. Der Tiefblick über die Felswand hinunter nach Stein und zum Nachbarn Stockberg faszinierte uns. Die nun vor uns liegenden 220 Aufstiegsmeter über eine Strecke von 900 m zum ersten Gipfel waren schon etwas fordernder, nicht zuletzt auch der spannenden felsigen Steilstufe wegen, welche es unter dem Gipfel zu übersteigen galt. Fast schon unvermittelt standen wir dann auf dem Neuenalpspitz (1815 m). Einige Gipfelstürmer waren schon oben, für uns bot sich auf dem kleinen Gipfelplateau dennoch ausreichend Platz für einen gemütliche und aussichtsreichen z’Mittag. Ein aufgestellter Vorarlberger beglückte uns mit seinem Gipfelkonzert auf seiner Mundharmonika – danke herzlich! Nach diesem Plausch der Ernst – vor resp. unter uns der kurze, aber steile und weil schattenhalb verlaufend etwas rutschige Abstieg zum Gmeinenwisgrat. Auf dem Grat dann an zwei Stellen knackige Klettereien über steil aufragende Felsstufen (T3+, I), der Fels war ausgezeichnet und griffig, an einer Stelle (vielleicht unnötig) seilgesichert – uns hat die Partie bis zum P.1728 ausgezeichnet gefallen. Zwei entgegenkommende Berggänger «freuten» sich weniger, jedenfalls hörten wir ungewollt deren Kommunikation («wie kommen wir hier wieder runter»?). Ab P.1728 ein kurzer Grataufstieg auf einer Grashalde, dann standen wir schon auf Gmeinenwishöchi West (P.1802). Wieder der Blick zu den nördlich liegenden Gipfeln (Stockberg, Hinterfallenchopf, usw.) und hinunter nach Lutertannen – von wo uns das Gedröhne der Töffs beschallte, welche die Schwägalp-Passstrasse befuhren. Nach ein paar Metern war auch schon der heute höchste Punkt erreicht, die Gmeinenwishöchi Ost (1818 m). Hier oben wiederum ein formidables Panorama in allen Richtungen. Möglicherweise gäbe es hier eine nordöstlich verlaufende Abstiegsvariante zum Alpli(?) – wir entschieden uns für den markierten Abstieg. Dieser führt südöstlich steil hinunter, um dann eine Geröllhalde zu queren. Nach kurzem auf und ab war das Alpli erreicht, das um halbdrei Uhr bereits im Schatten stand. Also nichts wie weiter in Richtung Windenpass (Distanz 1 km). Dieser Abschnitt war sehr reizvoll, vor allem des hier sehr schönen Legföhrenbestands wegen. Die letzten Abstiegsmeter kurz vor dem Pass führten dann durch eine steile und ruppige, aber durchaus spannende Rinne hinunter. Auf dem Windenpass dann wieder volle Besonnung! Etwas sehnsüchtig gingen unsere Blicke hoch zum Lütispitz – das Ziel für eine weitere Tour! Wir zogen weiter, zur Alp Hinterwinden absteigend, wo ein voll an der Sonne hängendes Thermometer 38°(!) anzeigte. Ab hier wählten wir nicht den Fahrweg, sondern den markierten Wanderweg, der über schönes Alpgelände oberhalb von Foggboden über Winkfeel zum idyllisch gelegenen Gräppelensee führte. Licht der Nachmittagssonne sorgte für ein herrliches Beleuchtungsspektakel. Jetzt noch der kurze Aufstieg zur Chrinn, dann der Abstieg hinunter – hier war Vorsicht geboten, weil das viele Lauf und die darunter «versteckten» Steine Misstritte provozierten. Gesund aber ermattet erreichten wir unseren nunmehr einsam dastehenden PW. Auf der Heimfahrt dann wie erwartet starker Rückreiseverkehr – für unsere Schaffhauser Bergfreunde leider etwas «staumässig»…

Fazit:
Ein abwechslungsreicher und unterhaltsamer (vorweihnächtlicher!) Wandertag mit Susanne und Richi – danke herzlich für die eure nette Begleitung! Hoffentlich «spürt» Susanne ihre etwas malträtierte Achillessehne nicht zu arg – gute Besserung jedenfalls! Und bis bald wieder einmal – auf Schneeschuhen?!

Hilfsmittel:
Wanderschuhe, Steigeisen, Stöcke, GPS-Maschine

Parameter:
Tourdatum: 8. November 2015
Schwierigkeit: T3+, I (UIAA-Skala)
Anreise: PW Toggenburg bis Unterwasser (Halden, Parkplatz Burst)
Strecke: 14.3 km, Halden/Burst (kleiner Parkplatz) – Chrinn – Gräppelensee – Risi – P.1403 – P.1414 (Rietegg) – P.1435 – Hoor (P. 1487) – Schlofstein (P. 1600) – Neuenalpstein – Gmeinenwisgrat (P.1728) – Gmeinenwishöchi West (P. 1802) – Gmeinenwishöchi Ost (P.1818) – Alpli (P.1674) – Windenpass (P.1630) – Hinterwinden – Foggboden – Winkfeel – Gräppelensee – Chrinn – Burst
Aufstieg: ca. 940 m
Abstieg: ca. -940 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 7 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 30 Min.

Vom Centovalli über den Gridone (2188 m) an den Lago Maggiore

Das gibt jetzt ein etwas längerer Bericht. Schliesslich haben wir zwei seit bald vier Jahrzehnten ein „Gschleipf“ – und heute durften wir unseren 29. Hochzeitstag feiern. Und zwar im Rifugio Al Legn – dieser sagenhaft gelegenen Hütte. Doch wie gelangt man dort rauf? Dem Rat von Daniel S. (Hüttenwart) folgend, wählten wir den Aufstieg aus dem Centovalli. Nach langer Anfahrt bis Locarno dauerte die Fahrt mit der Centovallibahn 30 Minuten. Direkt bei der Haltestelle Verdasio bestiegen wir die Seilbahn Verdasio-Rasa, welche uns in ein paar Minuten die ersten 370 Aufstiegsmeter elegant bewältigen liess. In Rasa starteten wir um 10 Uhr. Erst der schattige Abstieg vorbei am in Renovation stehenden Häuserkomplex Terra Vecchia (wo bis 1700 die Bewohner des heutigen Rasa lebten). Vom tiefgelegenen P. 663 der kurze Aufstieg nach Bordei, wo die lauschig  gelegene Osteria di Bordei zum Startkafi einlud. Nach dieser Stärkung wurde es ernster; vorbei an den letzten Häusern von Bordei stiegen wir ins Val di Bordei hinein. Immer schön dem Wasser entlang liefen wir durch eine prächtige Naturlandschaft hoch – vorbei an mächtigen Steinbrocken und an einer Höhle (die wir aber nicht besuchten). Ab und zu waren die Wegmarkierungen stark verwittert, so dass wir auf unsere Hilfsmittel und Pfadfindertugenden angewiesen waren. Nun gut, verlaufen konnte man sich hier nicht, das enge Tälchen bot kaum Möglichkeiten dazu. Die wilde Gegend gefiel uns so sehr, dass wir gar nicht richtig bemerkten, wie steil es zunehmend wurde. Recht abwechslungsreich (mal im Schatten, dann wieder an der Sonne) war der Aufstieg ein grosses Vergnügen. Zur Mittagszeit genossen wir in der Nähe einer unter einer Felswand stehenden Schutzhütte eine erste Pause. Über uns der Gridone, dessen mächtiges Gipfelkreuz nicht zu übersehen war. Und weit und breit keine Menschenseele! Ungefähr ab 1600 m (unterhalb Fumadiga) führte der nunmehr gut sichtbare Pfad ein letztes Mal über den Bach um dann felsig und weiterhin steil zur schon von weitem zu sehenden Bocchetta di Valle hoch zu steigen. Wir vermuten, dass dies einmal ein idealer Schmuggler-Übergang gewesen sein muss(?!). Oben angekommen, verschlug es uns beinahe den Atem – und das nicht etwa nur des Aufstiegs wegen! Praktisch von einem Meter zum nächsten dieses grossartige Panorama (welches sich in Bilder besser beschreiben lässt). Hier oben mussten wir einfach pausieren! Aber es kam noch besser! Nachdem wir uns wieder gefasst hatten, nahmen wir den Aufstieg zum Gridone (auch Ghiridone oder Monte Limidario genannt) in Angriff. Wir entschieden uns für die sonnig gelegene Aufstiegsvariante zum Grat – das steile Couloir war schön griffig und bot keine ernsthaften Schwierigkeiten. Ab P. 2138 führte der Pfad entlang der Landesgrenze (I-CH) vorbei an einer markant gebauten Messstation. Kurz nach einer Senke dann die letzten 50 Aufstiegsmeter, wo die Hände definitiv eingesetzt werden mussten (und die Stöcke vorzugsweise aufgebunden sind). Auf dem Gipfel dann ein 360-Grad-Panorama vom Feinsten! Nicht nur wir, auch drei weitere Gipfelstürmer waren offensichtlich überwältigt; jedenfalls wäre das eine Erklärung dafür, dass nichts wurde aus dem offiziellen Gipfelbild (in der Aufregung drückte der Mitwanderer einfach zu schwach auf den Auslöser…). Den „Ärger“ bemerkten wir zu spät. Hier oben soll der Weitblick angeblich zum Duomo di Milano reichen – trotz bester Wetterlage blieb uns dieser Fernblick verwehrt. Der Blick zu den grossen Wallisern entschädigte uns reichlich. Mittlerweile war es 17 Uhr, Zeit also für den kurzen Abstieg zur Hütte hinunter, welche wir nach etwas mehr als einer Stunde erreichten. Leicht enttäuscht darüber, die Hütte nicht (wie angenommen) für uns alleine zu haben, gewöhnten wir uns problemlos an die vier weiteren Gäste (ein nettes Paar aus dem Aargau, ein solches aus Verbania). Was uns auf der Alpe Arolgia im Rifugio Al Legn geboten wurde, war schlicht und einfach phänomenal. Vom bis zum Vorabend anwesenden Hüttenwartpaar Barbara und Daniel wurden uns vorbereitete Speisen und Getränke bereit gestellt – über diesen überraschenden und sehr persönlichen „Empfang“ freuten wir uns und wir danken den beiden für diese ausserordentliche Idee, unseren Hochzeitstag zu verschönern. Gastfreundschaft pur – wir kommen bestimmt wieder einmal!!

Vom erstklassigen Risotto con funghi porcini (von Barbara frisch geerntet!) gesättigt und (nicht nur) vom ausgezeichneten Merlot ermattet, genossen wir den letzten nächtlichen Blick hinunter auf das Lichtermeer um den Lago Maggiore. Selten haben wir in einer Hütte derart gut geschlafen! Schön, dass sich ein paar Idealisten zusammen gefunden haben, um diese Hütte vor zwanzig Jahren zu bauen!

Gut erholt, und nicht zu früh (so um sieben Uhr), weckten uns die ersten Sonnenstrahlen. Wiederum alles verfügbar für ein reichhaltiges Frühstück – einfach paradiesisch! Bestens erholt und gut gestärkt machten wir uns auf den Abstieg nach Brissago hinunter. Im Wissen darum, die rund 1600 Abstiegsmeter eventuell abkürzen zu können (Ruftaxi ab Mergugno für Fr. 40 für die Fahrt nach Brissago), machten wir uns keine Sorgen über unsere Knie. Der Abstieg war derart abwechlungsreich und geprägt von spannenden Landschaftsbildern, dass wir Mergugno bald erreichten und nicht daran dachten, es uns „bequemer“ zu machen. Vor allem die Strecke bis Mergugno war sehr reizvoll – auch wenn der Goldregen im Bosco sacre nicht mehr blühte. Ab Mergugno verlief ein Teil des Abstiegs auf der geteerten Strasse; nach Rovere boten sich immer wieder Abkürzungsmöglichkeiten, welche es allerdings nicht zu übersehen galt. Bei Incella (ein Vorort von Brissago) führte der Weiterweg zwischen Villen und anderen Häusern hinunter. Froh darüber, Brissago (Pontile) nach diesem langem Abstieg erreicht zu haben, nutzten wir die Zeit bis zum Eintreffen des Schiffs unsere Flüssigkeitsspeicher aufzufüllen. Die Schifffahrt via Isole di Brissago – Ascona nach Locarno bot uns ausreichend Zeit zur Erholung und den Genuss, immer wieder zum markant stehenden Rifugio Al Legn hoch zu blicken. Nach der Landung im Hafen von Locarno belohnten wir uns mit einer Gelato; dann die Weiterfahrt nach Intragna und von dort mit der Bahn wieder nach Verdasio. Die netten Leute vom Rifugio di Legn haben uns den Super-Tipp abgegeben, einen zusätzlichen Tag auf dem Monte di Comino einzuplanen. Doch darüber berichten wir später.

Fazit:
So erlebnisreich dürfen unsere Hochzeitstage immer wieder sein – im kommenden Jahr dann zum Dreissigsten…

Parameter 1. Tag (Rasa-Bordei-Bocchetta Di Valle-Gridone-Al Legn):
Strecke: ca. 11.2 km
Rasa – Bordei – Bocchetta Di Valle – Gridone – Al Legn
Alpine Bergwanderung, Schwierigkeit: T4-
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Benötigte Zeit inkl. Pausen: ca. 7 Std.

Parameter 2. Tag (Al Leng-Mergugno-Brissago):
Strecke: ca. 9 km
Al Legn – Mergugno – Brissago
Bergwanderung, Schwierigkeit: T3
Benötigte Zeit inkl. Pausen: ca. 4 Std.

Parameter  (2 Tage, gesamt):
Tour-Datum: 6./7. September 2016
Strecke: 20.228 km
Aufstieg: 1720 m
Abstieg: ca. -2414m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: ca. 11 Std.

GPS-Maschine: Garmin Montana 600, Topo Schweiz V.4

Kameras: Nikon Coolpix P900 und Nikon D7000

Säntis 2502 m – Normalroute ab Schwägalp über die Tierwies

Der Säntis ist vermutlich einer der meist begangenen voralpinen Gipfel. Auch für eine x-te Wiederholung. Der Hitze zu entfliehen, das war die Idee. Eine Halbtagestour ohne allzu lange Anfahrt – wir waren uns einig: auf den König des Alpsteins! Von der Schwägalp dem weiss-rot-weiss markierten Bergweg über das Weideland Nettenfeld, dann durch die Musfallen hoch und anschleissend die Traverse durch Ellenbogen/Gross Band hoch zur Tierwies, wo wir uns eine Trinkpause gönnten. Von dort nach einem steilen und felsigen Kurzaufstieg flacher verlaufend durch schneefreien Karr, ab Höhe Maste 2 Aufstieg über ein Schneefeld. Dann der etwas steilere Aufstieg zum zwischen Girenspitz und Säntis liegenden Girensattel und schliesslich zur Blauschnee Lücke. Dann folgte die Schlüsselstelle auf dieser Strecke über die beidseitig(!) drahtseilgesicherte Himmelsleiter (T4, übrige Strecke T3), oben angelangt der Gang durch die Galerie des Gipfelgebäudes. Mittagessen im sympathischen Berggasthaus Alter Säntis (natürlich waren wir heute nicht alleine dort!). Temporär zogen Schönwetterwolken auf und «verdarben» uns die Aussicht etwas. Anschliessend Talfahrt mit der Säntis-Schwebebahn.

Fazit:
Gelungener Fitnesstest an einem hochsommerlichen Vormittag! Trotz sehr hohem „Verkehrsaufkommen“ verlief der Aufstieg ohne Stau… Eine wie immer sehr lohnende Kurztour!

Ausrüstung:
Wanderschuhe, Stöcke (nicht eingesetzt), GPS-Maschine

Parameter:

Tourdatum: 21. Juli 2015
Schwierigkeit: T4
Strecke: 4.4 km, Schwägalp – Musfallen – Ellenbogen/Gross Band – Tierwis – Girensattel – Blauschnee Lücke – Himmelsleiter – Säntis
Aufstieg: 1126 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 3 Std. 34 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 10 Min.
Tageszeit: 08:45 bis 12:00 Uhr

Fuorcla Val Sassa (2856 m) – ein langer, alpiner Weg im Nationalpark

Vorwort:
Diesen Tourenbericht einer «alten» Tour (2014) stellen wir erst heute (10.04.2020) auf unsere Seite, mit fünfeinhalb Jahren Verspätung also. Grund: zurzeit sind alpine Touren nicht möglich wegen des Corona-Stillstands. Also schwelgen wir in Erinnerung und nutzen die freie Zeit in der teilweisen Isolation – auf dass es uns und euch BesucherInnen nicht langweilig werde…


So wie wir uns das vorgestellt hatten, war es nicht! Dreimal raten bitte: richtig, das Wetter! Lohnend war unser erster Nationalparkbesuch aber dennoch. Geplant war, am Freitagnachmittag gemütlich zur Parkhütte Varusch zu laufen, dort zu übernachten, um dann am Samstag früh durch die Val Trupchun über die Fuorcla Trupchun nach Livigno hinunter zu wandern. Aufgrund der Wetterprognosen änderten wir das Programm: frühmorgens Fahrt über den Flüelapass nach S-chanf, Abmarsch ab Nationalpark-Parkplatz ausserhalb des Dorfes, auf dem Vorbeiweg bei der Parkhütte Varusch etwas Gewicht deponieren, dann weiter bis zur Alp Purcher, statt durch die Val Trupchun Abbiegung nach links, durch die Val Müschauns zur Fuorcla Val Sassa, Abstieg auf gleicher Strecke, Übernachtung in der Parkhütte, am Samstag (Schlechtwettertag) dann die kurze Strecke (weniger als 1 Std.) zurück zum Parkplatz, Rückfahrt nach Hause. Gesagt – getan! Den Nationalpark im Oktober zu bewandern, heisst: Lärchen in Gold und Hirschbrunft. In der Val Trupchun versammeln sich zur Brunftzeit alljährlich um die 400 Hirsche, um die Hirschkühe zu treffen, um sich mit ihnen zu paaren.

Hirsche haben wir nur wenige gesehen (von weitem), aber gehört haben wir sie – die wuchtig röhrenden Schreie begleiteten uns weit hinauf in der Val Müschauns. Aber der Reihe nach: ab Prasüras wählten wir den über dem tosenden Bergbach Ova da Trupchun verlaufenden Wanderweg. Welche Farben – auch bei nicht ganz idealem Wetter eine Pracht! Etwa 400 m hinter der Parkhütte befindet sich der Eingang zum Nationalpark. Bis zur Alp Purcher ist der Weg so angelegt, dass er für alle Kategorien von Wanderern problemlos zu machen ist. Etwa 200 m hinter der Alp Purcher, genau bei P. 1877 über eine Brücke führend, verliessen wir die Wanderautobahn. Die mit Feldstechern und Kameras friedlich bewaffneten Massen zogen weiter in die Val Trupchun, wo die grossen Wildbestände anzutreffen sind. Urplötzlich waren wir allein unterwegs; vielleicht auch der Weissblauweiss-Markierung wegen. Wie sich zeigen sollte, begegneten wir einem einzigen Menschen (einem jungen Parkaufseher). Entlang der Ova da Müschauns leicht ansteigend, überquerten wir den wilden Bach bei P. 2082, um fortan etwas steiler aufzusteigen. Noch immer auf gutem Pfad liessen wir die goldenen Lärchen hinter uns, um einen wunderschönen Legföhrenbestand zu durchqueren. Mit Ausnahme einiger zu überquerender Geröllströme boten sich uns keine Schwierigkeiten; das sollte sich ändern. Ab P. 2285 wurde es deutlich steiler und ruppiger, und erhöhte Vorsicht war nun definitiv geboten, vor allem wenn es galt Stellen zu finden, wo das Wild beobachtet werden konnte. Eine geröllig-grasige Sektion von Serpentinen führte zu einer sehr abschüssigen Geröllhalde (Ausrutschen verboten!); von weitem war die nun folgende felsige Steilstufe zu erkennen. Zusätzlich zu Schwindelfreiheit und Trittsicherheit war an dieser mit Seilen gesicherten Partie nun auch der Einsatz der Hände erforderlich (Stöcke also auf den Rucksack gebunden). Wir trafen trockene Verhältnisse an, die ca. 30 Aufstiegsmeter waren ein spannendes Vergnügen (die Kletterstelle schätzen wir I oder II). Von oben liess sich die eindrückliche Stufe gut überblicken. Diese Stelle rechtfertigt Weissblauweiss resp. T4. Ohne das Ziel zu sehen, hatten wir nun über einen halben Kilometer teilweise weglose Strecke mit Holzpfosten aber gut markierte 200 Aufstiegsmeter zu bewältigen. Erst bei P. 2601, vor der Überquerung des Bachs war das Ziel zu erkennen – ein auf einem Felsaufbau stehender weissblau markierter Pfosten – dahinter versteckte sich die Fuorcla Val Sassa. Nachdem wir die spärlich Wasser führende Ova da Müschauns überquert hatten, stand nochmals ein letzter Aufstieg über 250 Höhenmeter bevor. Dieser verläuft vor allem auf den letzten 300 Streckenmetern schräg querend über einen sehr abschüssigen Geröllhang – zum Glück trafen wir trockene und schneefreie Verhältnisse an. Keuchend (Renaiolomann!) erreichten wir den Übergang, welche sich wie ein Gipfel präsentierte. Nun weitete sich auch der Blick in die Val Sassa (Tal der Steine) und seine Blockgletscher; im Aufstieg von der Chamanna Cluozza war nur gerade ein einziger Berggänger zu erkennen – der schon erwähnte Parkranger. Er bewältigte den Aufstieg ab Zernez in 3.5 Std. (Respekt!). Trotz etwas getrübter Weitsicht genossen wir das eindrückliche Panorama – die Rast verlegten wir wegen des zügigen Windes auf das unter uns liegende Bödeli; in dessen Nähe waren ein grosses Rudel äsender Gemsen und einige Steinböcke zu beobachten. Die (mit einem Halsband) markierten Steinböcke stammen aus der Val Trupchun und werden vor dem ersten Schneefall dorthin zurück wechseln. Die rutschige Geröllhalde war im Abstieg schwieriger zu meistern – ein Ausrutscher hätte verheerende Folgen – der Hang hat eine Neigung von >30°. Nahe P. 2601 stärkten wir uns an einem windstillen Plätzchen mit mitgebrachten Leckereien. Dann bald Aufbruch, denn es galt noch die bereits beschriebene Felsstufe abzuklettern und den anschliessenden steilen Geröllhang zu queren; mit der nötigen Vorsicht ging alles gut. Nun wieder auf etwas sichererem Grund bot sich uns auch wieder Gelegenheiten, Wild zu beobachten – nur den Bartgeier, der in dieser Gegend anzutreffen ist, bekamen wir leider nicht zu Gesicht. Letzteres galt auch für den neuerdings in der Nähe aktiven Bären M25; den Pfefferspray hatte Doris aber trotzdem dabei… Nach zügigem Abstieg überquerten wir am Ende der Val Müschauns die Brücke bei P. 1878 – und trafen wieder auf den viel begangenen Parkweg, welcher von der Alp Trupchun herunterführt. Nach einer halben Stunde Ankunft bei der Parkhütte Varusch, wo wir uns für einen gemütlichen Abend und eine erholsame Nacht einrichteten. Eine Übernachtung in der einfachen Hütte ist sehr zu empfehlen!

Variante:
Den Abstieg ab Fuorcla Val Sassa hinunter zur Chamanna Cluozza (ab Passhöhe ca. 2.25 Std.) wäre zwar denkbar, in unserem Fall aber nicht möglich, weil die Chamanna voll belegt war (ab 11. Oktober 2014 geschlossen, Winterruhe), und die Strecke hinunter bis nach Zernez eine sehr lange Tagestour ergäbe.

Fazit:
Unsere Herbstwanderung im Nationalpark bot alles, was in dieser schönen Zeit zu erwarten war – ein unvergessliches Erlebnis! Und: die Entscheidung, die Tour auf Freitag vorzuverlegen, sollte sich als richtig erweisen – am Samstag früh regnete es bereits und entsprechend verhangen war die Umgebung.

Wetterverhältnisse: Wechselhafte, aber trockene Witterung, im Tagesverlauf teilweise Auflockerung der Bewölkung und zwischendurch sonnig, Temperaturen im Bereich 14°

Ausrüstung: Wanderschuhe, Stöcke

Parameter:
Tourdatum: 10./11. Oktober 2014
Schwierigkeit: T4 (Val Müschauns), übrige Strecke T2
Strecke: 19.3 km, Prasüras (S-chanf, Nationalpark Parkplatz, 1690 m) – Parkhütte Varusch (1770 m) – Alp Purcher (1858 m) – P. 1877 – Val Müschauns – P. 2082 – P. 2601 – Fuorcla Val Sassa (2857 m) – Rückweg auf gleicher Strecke
Aufstieg: ca. 1320 km
Abstieg: ca. -1320 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 20 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 8 Std. 15 Min.

Druesberg 2281 m und Forstberg 2215 m (Überschreitung)

Der (Altweiber-)Sommer hat begonnen (Hoch „Kieron“ verbündet sich über Mitteleuropa mit einem Russlandhoch) – also ab in die Berge! Geplant sind die beiden Gipfel, die uns immer wieder und von allen Seiten beeindruckten – letztmals auf einer Fahrt über den Pragelpass. Nicht zu früh, gegen halb neun starteten wir hinter dem Parkhaus der Luftseilbahn (Wegweiser „Leiteren“, w-b-w-markiert). Nach der über die Waag führenden Brücke begann es gleich anzusteigen – erst durch den Wald und über eine Alpwiese; steile, und teilweise noch etwas feuchte Treppentritte. Nach etwa 30 Minuten erreichten wir die Stelle mit der senkrecht hoch führenden ca. 8 bis 10 m langen Leiter – problemlos zu meistern! Die Leiter könnte auch links umgangen werden (ketten-gesicherte Stelle) – die trockene Leiter fanden wir spannender. Anschliessend ein paar beidseitig mit Seilen gesicherte Steilstufen, welche aufgrund der Feuchtigkeit Vorsicht erforderten. Nach wenigen Schritten erreichten wir P. 1418 (Ober Grueb) – direkt bei der kleinen Hütte (ein Depot für Rettungsmaterial). Die hier durchführende Fahrstrasse zur Druesberghütte verliessen wir nach 50 m in der Rechtskurve, um (nun an der Sonne!) über Alpwiesen direkt zur schön gelegenen Druesberghütte aufzusteigen. Hier genossen wir Kafi und dazu leckeren Schoggikuchen. Gestärkt zogen wir weiter, w-b-w-markiert vorerst noch über (verlassene) Alpen. Links über uns der Twäriberg (2117 m), vor uns ein namenloser Gupf
(P. 1886), den wir links umgingen. Jetzt war ein mit Blocks und Geröll übersähtes Felssturzgebiet zu queren – offensichtlich hat sich vor Jahren ein Teil der Druesberg-Nordwand gelöst. Der Weg wurde 1990 neu erstellt von Mitgliedern des SAC Einsiedeln. Nun (wieder an der Sonne) stiegen wir auf einer schuttigen, aber trockenen Spur hoch bis zur Verzweigung bei P. 1914. Nun wurde der Aufstieg steiler und schuttiger, an den besonnten Stellen trocken, sonst immer wieder auf feuchtem Untergrund. Unterhalb des Forstbergs war heute erhöhte Vorsicht geboten (rutschige nasse und teilweise vereiste Stellen). Unterhalb der Felswand führte eine Spur Richtung Forstberg – wir zogen nach links in Richtung Druesberg. Jetzt wieder über alpige, aber steile Wiesen – und plötzlich standen wir auf der Druesberglücke P. 2109 – Tiefblick zur Pragelpassstrasse, ins Muotatal hinunter. Gegenüber der Tödi und die Muotataler und Urner Gipfel – genial! Nach kurzer Verschnaufpause die letzten 180 Hm Aufstieg zum Druesberg; im ersten Teil über eine mit einer Kette gesicherte felsig-schroffige Steilstufe (knapp T4), dann weiter nordseitig über teilweise nasse, sogar leicht vereiste Platten, auf welchen ein Ausrutschen fatale Folgen hätte. Nach 2 Std. 50 Minuten (Laufzeit ab Weglosen) erreichten wir über den sonnigen Grat den Druesberg-Gipfel (2282 m, T3) – laut Gipfelbuch waren wir heute die ersten Besucher. Wunderbar, dieser Rundblick! Nachbar Twäriberg wirkte eher niedlich, beeindruckend die wunderschönen Chläbdacher, welche die darunter liegende Gämsstafel umrunden. Bis sich noch drei Senioren zu uns gesellten, genossen wir den Gipfel für uns – und die mitgebrachten Leckereien dazu! Die Temperatur übrigens sehr angenehm (gefühlte 20 Grad, windstill).

Nach diesem ersten Gipfelerfolg der Abstieg auf der bekannten Strecke zur Druesberglücke. Von dort die Höhe haltend eine wiederum schattige und deshalb etwas rutschige Schutthalde querend, erreichten wir den steilen Aufbau zum Forstberg (T3) – das Gipfelkreuz im Blickfeld. Die im Aufstieg sehr matschigen Tritte mieden wir – Platz hatte es genug. Nach knapp 20 Minuten (ab Druesberglücke) standen wir auf dem Gipfel – alleine! Generöse Tief- und Fernblicke, allerdings schon mit ersten weissen Wolken der für den späten Nachmittag angekündigten Front. Für eine ausgiebige Gipfelrast blieb allemal genug Zeit – zumal windstill und bei wiederum angenehmer Temperatur. Aufbruch, über den vor uns sich in Richtung NW neigenden Grashang. Nach ein paar steileren Abschwüngen erreichten wir den mit einem weissen Kreuz markierten namenlosen P. 2026, welchen wir nordwärts zu umgehen hatten. In Erwartung der bald folgenden mit Ketten gesicherten Steilstufen wurde der Abstieg nun etwas ernster (und spannender). Diese über mehrere Sektionen führenden Abstiegsstellen meisterten mit Respekt (nach unserer Einschätzung T4, mit einigen Kletterstellen II). Hier machten wir die Überlegung, dass diese Stellen in umgekehrter Richtung wohl besser zu bewältigen wären. Auf halber Strecke zum Tisch verliessen wir den Grat um ziemlich weglos und sumpfig über das Gebiet Mürlen abzusteigen in Richtung P. 1846 – wo wir auf den w-r-w-markierten Weg (Druesberghütte – Gross Sternen) gelangten. Vor uns die Bergstation des 4er-Sessellifts Gross Sternen, welche wir bei nunmehr schon etwas eingetrübtem Wetter erreichten. Auf der Talfahrt bemerkten wir (zu spät), dass wir eigentlich auch an einem Seil hätten hinunter hangeln können (hihi…). Im Anschluss schwebten wir in der Luftseilbahn sanft nach Weglosen hinunter – im Blickfeld nochmals die beiden Gipfel des Tages.

Fazit:
Ein erfüllter Spät-Sommertag(!) lag hinter uns; anstrengend und fordernd (nie aber überfordernd) – was uns zufrieden und glücklich machte. Übrigens: wir wussten schon, dass die Strecke auch umgekehrt bewältigt werden kann – uns liegen halt die Aufstiegsmeter besser als die vielen Abstiegsmeter.

Parameter:
Tourdatum: 24. September 2014
Schwierigkeit: T4 (Alpinwanderung), Kletterstellen II
Strecke: 10.1 km, Talstation Luftseilbahn Hoch-Ybrig (1035 m) – Leiteren – Ober Grueb (P. 1418) – Druesberghütte (1582 m) – P. 1601 – Verzweigung P. 1914 – Druesberglücke P. 2109 – Druesberg (2282 m) – Abstieg zu P. 2109 – Forstberg (2215 m) – P. 2026 – Mürlen – Gross Sternen, Bergstation 4er-Sessellift (1810 m) – Talfahrt Sessellift und Luftseilbahn nach Weglosen
Aufstieg: 1423 m
Abstieg: -655 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 7 Std. 20 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 15 Min.
Tageszeit: 08:20 bis 15:40 Uhr

Sasseneire (3253 m) – Schwarzer Fels mit phänomenaler Aussicht

Ein paar Tage Wallis, und somit den hier «verlorenen» Sommer finden – das war die Vorstellung. Am Sonntag (was für ein schöner Tag für eine Pässefahrt!) über die Furka, bei Tiefenbach Michael, unseren Wanderfreund aus Bielefeld treffen, der uns nach seiner Tour zur Albert Heim-Hütte erwartete, dann gemütliche Weiterfahrt nach Grächen, Abendessen und Besprechung der morgigen Tour. Über den Vorschlag Michael’s, den Sasseneire zu besteigen, waren wir uns rasch einig, kennt er das Wallis doch bestens. Auch wenn die Fahrt ins Val d’Anniviers etwas dauern sollte – dort waren wir noch nie. Die Staumauer des Lac de Moiry wird erreicht über eine gut ausgebaute, wenn auch enge, Strasse – nach dem abschliessenden Tunnel standen wir urplötzlich auf dem direkt an der Staumauer liegenden Parkplatz. Ein stärkender (Frühstücks-)Café au Lait im «Seerestaurant», und bald starteten wir. Die Staumauer überquerend, wanderten wir gemächlich auf der Alpstrasse hoch zur Alpage de Torrent. An der Alp rechts vorbei, nun auf gutem Pfad etwas stärker ansteigend, erreichten wir bald einmal den wunderschon gelegenen Lac des Autannes. Im Blickfeld die vielen Viertausender, und unten der in wechselnder Farbe von grün bis hellblau leuchtende Stausee – Spektakel pur! Vorbei am schönen Seelein und über saftige Alpweiden, begann es bald stärker anzusteigen. Der Col de Torrent und rechts der Grat zum Tagesziel – reinstes Genusswandern in der Sonne und vor wolkenloser Kulisse! Oben auf dem Pass angekommen, gönnten wir uns an einem windschattigen Plätzchen eine Trinkpause. Was für ein Panorama: Tiefblick ins Val d’Herens und Val d’Arolla, in der Ferne der Mont Blanc – wir kamen aus dem Staunen nicht heraus. Nördlich dann die Sicht auf die Aufstiegstrecke zum Schwarzen Fels (Sasseneire); ziemlich steil und rutschig, dachten wir – was sich auch bestätigen sollte. Zu uns gesellte sich Einzelkämpferin Katja (ihr erster Dreitausender!); ab jetzt zu viert, machten wir uns auf zum einstündigen Aufstieg über die ca. 340 Aufstiegsmeter. Die Alternative des Direktaufstiegs über den Grat verwarfen wir – zumal sich dieser später ohnehin mit unserer Route vereinte. Ab und zu waren einige Blocks «im Weg», deren Übersteigung aber unproblematisch waren. Aber kurz vor dem Gipfel waren dann doch einige ausgesetzte Gratstellen zu begehen – richtig schön! Schwindelfrei und trittsicher sollte man auf diesem Abschnitt schon sein. Und der Gipfelaufbau hatte es auch nochmals in sich – bestimmt T4! Die Aussicht verdient das Prädikat «super» – was auch auf das Wetter und die Fernsicht zutraf; bestimmt ein Ausnahmetag in diesem Sommer 2014. Wir waren übrigens allein oben, was uns besonders gefiel. Trotzdem machten wir uns bald wieder auf den Rückweg auf gleicher Strecke, welche bis zum Col de Torrent ziemlich rutschig. Stöcke wären hier ausgesprochen hilfreich – «wären» deshalb, weil ich mir den Luxus leistete, sie auf dem Gipfel in den Abgrund zu «werfen». Grund für einen Neukauf (hihi…). Mit einem Stock (von Doris ausgeliehen) klappte alles wunderbar und ohne Rutscher. Auf dem Pass zurück, gönnten wir uns die mitgebrachten Leckereien, nochmals das tolle Panorama geniessend. Im Abstieg zum Lac des Autannes begegneten wir einer grossen Herde von Eringer Kühen, welche von den Sennen und zwei Border Collies auf beeindruckende Art und Weise zusammengetrieben wurden. Gerade rechtzeitig begegneten wir diesen wunderbaren Tieren, begleitet von hühnerhaut-treibendem Glockengeläut. Nach der Alpage de Torrent kehrte Ruhe ein. Rasch erreichten wir die Staumauer und den Parkplatz. Abschied von Katja, Kleiderwechsel und Rückfahrt nach Grächen (Michael war ein guter Schofför!).

Fazit:
Diese wunderbare Tour in eine uns unbekannte Gegend verdanken wir unserem «Wanderleiter» Michael – herzlichen Dank! Es hat uns ausgezeichnet gefallen, und wir haben den Tag voll genossen…

Hinweis:
Hier geht’s zu schönen Bericht von Michael…

Parameter:
Tourdatum: 18. August 2014
Schwierigkeit: T4
Strecke: 14 km, Parking du Lac de Moiry Barrage (2250 m) – Alpage de Torrent (2479 m) – Lac des Autannes (2685 m) – Col de Torrent (2916 m) – Sasseneire (3253 m) – Rückweg auf gleicher Strecke
Aufstieg: ca. 1040 m
Abstieg: ca. -1040 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 7 Std. 30 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std.

Gemsfairenstock (2971 m)

An diesem Freitag fiel uns die Entscheidung sehr leicht! Bergwetter vom Feinsten, Ferienzeit und eben ein Wochentag (Grossandrang war also nicht zu erwarten). Einzig die Einladung vom Abend bei Freunden setzte uns (zeitliche) Grenzen, welche wir gerne in Kauf nahmen. Der Gemsfairenstock (2971 m) – nach zwei Besteigungen im Winter sollte es jetzt mal eine Begehung dieses Fast-Dreitausenders im Sommer sein. Auf der Anfahrt zum Ausgangspunkt zwischen Glarus und Schwanden leuchtete uns das Tagesziel schon entgegen. Auf dem grossen Parkplatz bei der Kirche in Urnerboden standen schon ein paar Autos; von diesem sind es ein paar Schritte zur Seilbahn Urnerboden-Fisetengrat. Der freundliche Bediener erklärte, dass man heute durchgehend fahre – ohne Wartezeit konnten wir in die kleine 6er-Gondel einsteigen (Fr. 18.00 für eine Berg- und Talahrt), und so die ersten 650 Höhenmeter in wenigen Minuten bewältigen. Die Bergstation steht ein paar Hm unterhalb des Fisetenpasses (2036 m). Der Ausblick vom Pass fesselt – wer will, kann auf den massiven Holzbänken und -tischen einfach nur die Aussicht geniessen – oder gar einen Jass klopfen (Karten sind in der Schublade vorhanden!). Wir zogen sofort weiter auf dem Wanderpfad, welcher Richtung Klausenpass weist. Achtung: wer, wie wir kurz nach dem ersten Zaun geradeaus weiter läuft, verpasst die in Richtung Ober Orthalten verlaufende weglose Strecke entlang dem Grat. Unseren Irrtum bemerkten wir nach etwa 700 m (auf halber Strecke zum Hasentrittli). Nach eine Blick auf die Karte verliessen wir den Pfad an geeigneter Stelle um jetzt halt direkt steil aufzusteigen – weglos durch trockene und steinige Rinnen erreicht wir nach ca. 130 m Aufstieg den Grat, und wenig später dann das Rund Loch – diese geologisch spannende Stelle kannten wir von unseren Schneeschuhtouren. Ab hier stimmte unsere Orientierung wieder. Auf Ober Sulzbalm eine kurze Trinkpause mit genussvollen Ausblicken – die Fernsicht war ausgezeichnet (siehe Bilder). Vor uns die auf ca. 2560 m liegende steile Schlüsselstelle unterhalb der Felswand – über diese Steilstufe war ein Felsband zu bewältigen. Von unten gut sichtbar war zu erkennen, dass der Pfad links und in der Querung oberhalb des steilen Schneefelds verlief. Die Stelle war bei genügend Vorsicht gut zu meistern; im Abstieg dann, wie sich zeigte eher etwas schwieriger, weil geröllig und rutschig. Der Steinmann oberhalb markierte, dass wir es geschafft hatten. Anmerkung: die Stelle kann evtl. unterhalb des Schneefelds rechts herum umgangen werden, jedenfalls haben wir diese Variante mal im Winter im Abstieg mit Schneeschuhen gewählt. Wir hielten uns an die vielen wegweisenden grösseren und kleineren Steinmänner. Den Langfirn im Blickfeld umgingen wir ostwärts – also von der Winterroute abweichend. In diesem Streckenabschnitt hoch bis zum Gemsfairenjoch waren die Steinmänner sehr gute Hilfen. Immer wieder galt es (teilweise) steile Schneefelder zu überqueren resp. hochzusteigen. Der Schnee war gut zu treten – Steigeisen wären kaum hilfreich gewesen. Aber Konzentration war nötig – schliesslich wollten wir nicht in die Felsen rutschen. Dann beim P. 2750 eine schöne Kraxelstelle (I) über ein paar Felsen, die ohne Hilfen gut zu meistern war. Auch hier war Konzentration gefragt – immerhin ging‘s hier ca. 450 m runter. Danach folgte der weitere Aufstieg über eine geschlossene Firnschneedecke bis zum Gemsfairenjoch (2846 m). Nun erschien auch der etwa 700 m entfernte Gipfel. Die letzten 130 Aufstiegsmeter führten über den obersten Abschnitt des Langfirns – steil aufsteigend über gut trittigen Firn. Alternativ wäre auch der Aufstieg über den Felsgrat möglich (T4). Unterhalb des Gipfels war ein markanter und felsiger Grataufschwung zu bewältigen – eigentlich unschwierig, ausser man lässt sich vom hier urplötzlich auftauchenden Tödi zu stark ablenken. Heute gehörte der Gipfel uns alleine. Das verleitete zu einer ausgiebigen Gipfelrast – bei Windstille und gefühlten 20°. Rund herum das grossartige Panorama mit den prominenten Clariden, Tödi, Bifertenstock – und tollem Blick zur Claridenhütte hinunter; sogar die Planurahütte war gut zu sehen. Für den Abstieg entschieden wir uns für die Aufstiegsroute über das Gemsfairenjoch, in der Absicht, die etwas ausgesetzte Kletterstelle bei P. 2750 östlich zu umgehen – was auch gelang. Dennoch forderte uns auch der Abstieg mit den steilen Schneefeldern. Ab und zu hatten wir etwas Mühe, uns zu orientieren – aber die vielen Steinmänner waren hilfreich. Bald erreichten wir die schon erwähnte Steilstufe wieder, in welcher der Felsriegel zu bewältigen war. Hier ist im Abstieg erhöhte Vorsicht geboten – ein Ausrutscher über das steile Schneefeld hinunter wäre fatal. Alles gut gegangen – rasch erreichten wir wieder Ober Sulzbalm und kurz darauf das Rund Loch. Jetzt achteten wir darauf, hart am Grat abzusteigen – der Pfad war hier stellenweise nicht durchgehend zu erkennen. Kurz vor dem Fisetenpass erreichten wir dann wieder den via Gemsfairenhüttli zum Klausenpass führenden Wanderweg, und wenig folgte die Talfahrt mit der Seilbahn.

Fazit:
Zu unserer Überraschung trafen wir ab ca. 2600 m Höhe auf noch immer ziemlich dicke Schneefelder – gut möglich, dass diese sich während des Sommers nicht vollständig zurück bilden. Jedenfalls haben wir in den Berichten anderer Bergsteiger schon bedeutend weniger Schnee gesehen. Und: ist das jetzt schon eine (allerdings leichte) Hochtour? Wir meinen, dass dieses Prädikat schon zutrifft – jedenfalls bezogen auf die angetroffenen Verhältnisse. Wie auch immer: ein wunderbares Bergerlebnis. Und eine ausgezeichnete Vorbereitung auf den abendlichen Gourmet-Treff bei Freunden.

Wetterverhältnisse:
Sonnig, hochsommerlich, oben erträglich warm (ca. 20°), windstill.

Hilfsmittel: Stöcke, Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 18. Juli 2014
Schwierigkeit: T4, Hochtour L, Kletterstelle I: 10.5 km, Bergstation Seilbahn Urnerboden-Fisetengrat (2033 m) – Fisetenpass – Ober Orthalten – Rund Loch (2287 m) – Ober Sulzbalm – P.2750 – Langfirn – Gemsfairenjoch (2846) – Gemsfairenstock (2971) – Abstieg auf gleicher Strecke
Aufstieg: 973 m
Abstieg: 986 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std.
Tageszeit: 09:20 bis 15:20 Uhr

Valsloch – Hinderrugg 2306 m – Chäserugg 2262 m

Nach diesem Starkregentag von gestern mussten wir heute unbedingt raus – die Wetterfrösche versprachen uns einen Wunder-Wandertag. So war es dann auch! Nach Bus- und Bahnfahrt bestiegen wir am Bahnhof Walenstadt den Bus, der uns nach Walenstadtberg hoch brachte – so waren die ersten 360 Aufstiegsmeter mühelos überwunden. Bei der Haltestelle Alte Post stiegen wir aus und zogen los – einige wenige Gleichgesinnte mit uns, die es aber Richtung Quinten zog. Das Feld queren wir auf einer Trittspur, welche durch kniehohes und regennasses Gras führte – Hosenstösse also raufrädeln! Bei P. 798 dann links hoch über Rüfenen das Weideland verlassend, hinein in den Wald Bärgerwald. Erst lauschig, wurde der Weg steiler und führte in die schluchtartige Berger Laui. Der Aufstieg oft über grosse Tritte, noch ziemlich feucht-rutschig, ein paarmal musste der felsige und steile Bachlauf überquert werden – Vorsicht war hier geboten. Ab ca. 1250 m Höhe konnten wir die Schlucht westwärts verlassen, um im Wald weiter aufzusteigen. Die ersten Sonnenstrahlen begrüssten uns, und schon hörten wir auch das Glockengeläu des auf der Alp Tschingla lebenden Viehvolks. Die rote Fahne signalisierte uns von weitem, dass wir vom Pächter Rolf Nadig bewirtet würden – Kafi und Doppelflade! Danach Aufbruch von diesem schönen und aussichtsreichen Plätzli – Rolf empfahl uns den Normalweg über Hinterbüls, da der blauweisse Weg wegen der Nässe gefährlich sei. Bei P. 1543 angelangt, entschieden wir uns trotzdem für den w-b-w-Bergwanderweg – mehr Pfad als Weg. Ohne Wegweiser wäre der Einstieg heute übrigens schwierig zu finden gewesen. Anfänglich steil und rutschig, erreichten wir einen schönen Punkt unterhalb der markanten Tieregg, der auch den Übergang auf die heute wie erwartet heikle plattige Traverse führte. Die Felsplatten im recht abschüssigen Hang waren zwar trocken, aber in den Übergängen noch feucht und deshalb tückisch – mit der erforderlichen Vorsicht meisterten wir die Übergänge gut, und der weitere Aufstieg durch ziemlich unkrautige Placken zum aussichtsreich gelegenen Chammsässli Vals (1742) hoch führte. Hier genossen wir eine Trinkpause und die tolle Aussicht. Hinter uns gewaltige Felstürme und die Wand des Hinderrugg. Der etwa 200 Hm weiter oben liegende Einstieg ins Valsloch war dank der markanten Markierung nicht zu verfehlen. Hier oben waren ganze Rudel Gämse mit Jungvolk unterwegs – alleine schon an den pausenlos herunter rollenden Steinen zu erkennen. Die bald erreichte Einstiegsstelle beeindruckte durch die Enge und Steilheit – sehr gut zu begehen (trockener Fels), im unteren Abschnitt allerdings 4×4. Nach den ersten steilen Stufen dann wieder etwas lieblicher, erreichten wir unterhalb der Felswand des Chäserrugg einen Punkt, wo der Pfad erst westwärts drehte, um danach wieder nordwärts durch weiterhin steiles Gelände weiter zu führen – immer gut markiert (weiss-rot-weiss). Nach weniger als fünf Stunden erreichten wir P. 2248, eine Senke zwischen Hinderrugg und Chäserrugg gelegen. Die kurze und bequeme Strecke zum höchsten Punkt des Hinderrugg (2306 m) wollten wir uns wegen des Panoramas nicht entgehen lassen – zumal die Baustelle auf dem Chäserrugg nicht gerade lockte. Auf dem höchsten Punkt genossen wir bei Windstille die verdiente Gipfelrast – verbunden mit dem grossen Gipfelratespiel, nicht ganz einfach, weil die Grossartigkeit etwas litt unter der aufziehenden Schönwetter-Bewölkung. Der Weg zurück über P. 2248 und dann leicht ab- und wieder aufsteigend zum Chäserrugg brachten wir eilig hinter uns. Richtig ungemütlich zurzeit auf diesem Top of Toggenburg, weil ein neues Gipfelrestaurant gebaut wird, welches im Herbst 2015 neu eröffnet wird. Die Schwebebahn brachte uns rasch nach Iltios hinunter, und dann die Standseilbahn bis nach Unterwasser. Der Rest war ÖV-Sache: Bus- und Bahnfahrt Nesslau – Wattwil – Rickentunnel – Rapperswil SG – Wetzikon ZH – nach Hause. Obschon wir unterwegs nur zwei weiteren Berggängern begegneten, merkten wir auf der Rückfahrt deutlich, dass heute Heerscharen von Pensionären Ausgang hatten…

Fazit:
Der Tag hielt, wetter- und leistungsmässig voll, was zu erwarten war! Schönstes Wetter, angenehme Temperaturen, und wieder einmal ansprechende Aufstiegsmeter. Einfach prächtig war’s in und auf den Churfirsten.

Hilfsmittel:
Bergschuhe, Stöcke, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 3. Juli 2014
Schwierigkeit: T4 (Alpinwanderung)
Strecke: 7.8 km, Walenstadtberg (Haltestelle „Alte Post“) – Feld (P.798) – Rüfenen – Berger Laui – Alp Tschingla (1528 m) – P. 1533 – Chammsässli, Vals (1742 m) – Valsloch – P. 2248 – Hinderrugg (2306 m) – Chäserrugg (2262 m)
Aufstieg: ca. 1660 m
Abstieg: ca. -240 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: ca. 6 Std. 20 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 15 Min.
Tageszeit: 08:45 bis 15:15 Uhr

Chüemettler 1702 m – oder: der Hexe den Teufel ausgetrieben…

Mehr als zwei Wochen faulenzen im verlängerten Sommer im Süden (bei 32 Grad), dauernd ziemlich leicht gekleidet – und schon strafte mich eine altbekannte (la Strega – ein schönes Wort für «Hexe») mit einen dieser schmerzhaften Muskelentzündungen oberhalb der linken Gesässflanke. Nun gut, Ferien sind eben auch dazu da, die Gesundheit zu pflegen… Der Kälteschock, der uns bei der Rückreise in die Schweiz zusätzlich zu schaffen machte, verlängerte den Heilungsprozess; aber Physiozauberer Beat hat es der Hexe gezeigt! Seit zwei Tagen beschwerdefrei, wollten wir heute unbedingt eine Testrunde machen. Schliesslich ist für kommenden FR/SA eine zweitägige Parc Ela-Tour geplant.

Start beim bereits gut besetzten Parkplatz in Mittlerwengi kurz nach zehn. Aufstieg auf der Naturstrasse, anfänglich Richtung Speer, dann aber bald rechts nach W haltend über eine kleine Brücke Richtung Oberbogmen – die Ankündigung, dass die Alpbeiz geöffnet sei, beruhigte uns ungemein. Nach ca. 40 Min. erreichten wir die aussichtsreich gelegene Alpbeiz Oberbogmen. Zwei Kafi, für Doris mit Schlagrahm(!). Nach kurzem Genuss der tollen Aussicht (bis zu uns nach Hause und weiter) brachen wir gestärkt auf, um den bereits gut sichtbaren Gipfel entgegen zu streben. Erst ging es ganz gemütlich über Alppfade hoch bis zum P. 1493. Dort dann der klare Hinweis Alpine Route (weiss-blau-weiss). Ab hier wurde es deutlich ruppiger, aber nicht wirklich schwierig. An einige Stellen mussten wir die Hände zu Hilfe nehmen, und in einigen Nagelflugwänden waren kurze Kletterstellen mit Ketten oder Seilen gut gesichert. Uns haben diese wenig luftigen Kraxelstellen gut gefallen (ähnlich wie in der Speer-Nordwand). Die 200 Hm forderten uns konditionell nicht besonders, und bald erreichten wir den aussichtsreichen Gipfel. Wenige Besucher heute! Nach dem Eintrag ins Gipfelbuch fanden wir einen wunderschönen Platz, um unsere mitgebrachten Leckereien zu verschlingen – im Blickfeld immer der massive Federispitz. Nach der Rast ca. 100 m Abstieg zum Furggli – der Übergang zum Wängital. Ab hier ist der Abstieg etwas ruppiger, aber unproblematisch. Unterhalb des Grappenhorns stiegen wir ab Richtung Hinderwängi – vorbei an der in einem schönen Kessel gelegenen Alp Kleinwängi. In der Alpwirtschaft Hinderwängi dann unsere dritte Einkehr(!) – eine richtige Beizenrunde war das! Ab hier erreichten wir dann den Ausgangspunkt parallel zum Wengibach absteigend, wo wir zufrieden und glücklich unseren Rollator wieder erkannten. Glücklich darüber, dass die Tour den (erweiterten) Titel dieses Berichts voll bestätigte. Parc Ela steht also nichts mehr im Wege – und das Wetter wird soooo bleiben!

Fazit:
Wunderschöner Herbsttag, angenehme Temperatur, teilweise steile, aber gut gesicherte und deshalb unschwierige (spannende!) Kletterstellen im mehrheitlich trockenen Nagelfluh über 200 Hm im Aufstieg zum Gipfel.

Parameter:
Tourdatum: 22. September 2013
Schwierigkeit: T4, I-II (UIAA-Skala)
Anreise: kurze PW-Anfahrt Grüningen ZH – Rieden SG – Wängital bis P Mittlerwengi (ab hier richtigerweise Fahrverbot) Strecke: 7.2 km, Mittlerwengi (1155 m) – P. 1185 – Strickital – Oberbogmen (1374 m) – P. 1493 – Chüemettler (1703 m) – Furggli (1604 m) – P.1379 – Hinderwängi (1341 m) – Mittlerwengi
Aufstieg: ca. 570 m
Abstieg: ca. -570 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 30 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 40 Min.

3 Tage Genusswandern über Zermatt: Trift 2337 m – Mettelhorn 3405 m – Höhbalmen 2665 m

Seit Tagen Superwetter-Vorhersagen für unsere 3-Tagestour in Zermatt! Und so war es dann auch. Also stand dem schon länger geplanten Projekt nichts im Wege. Michael aus Bielefeld war wie geplant dabei, wichtig deshalb, er war (und ist) doch unser Wettergarant(!). Und um es vorweg zu nehmen: wir erlebten wunderschöne Tage im ruhigsten Teil von Zermatt – einmalige Aussichten auf die viele Viertausender, welche sich in dieser Gegend inflationär versammeln.

Tag 1: Zermatt – Trift
Zu dritt also durchwanderten wir ab Bahnhof Zermatt die überfüllte Bahnhofstrasse, um diese bei der GramPi’s Bar fluchtartig zu verlassen und hochzusteigen über Alterhaupt, vorbei an der von weitem sichtbaren, spektakulär gelegenen Pension Edelweiss. Immer entlang des Triftbachs resp. dessen Schlucht erreichten wir nach zwei Stunden das Ziel des ersten Tages, das Hotel du Trift (2337 m), eigentlich ein Berggasthaus. Hier wurden wir sehr herzlich willkommen geheissen von Fabienne und Hugo Biner. Sowohl dem selbstgemachten, sagenhaft guten Eistee, wie auch der Apfelwähe konnten wir nicht widerstehen – auch nicht dem Trift-Kafi. Sichtlich stolz berichtete Hugo heute 64 Küchenstücke von 17 Kilogramm Äpfel hergestellt zu haben – selbstverständlich ausverkauft! Draussen vor dem Haus bewunderten wir die beeindruckende Bergwelt mit ihren Gipfeln (Ober Gabelhorn, Trifthorn, Wellenkuppe, Zinalrothorn, usw.)  – der Blick hinauf zur Rothornhütte SAC war ebenfalls ungetrübt. Noch mehr bewunderten wir die zwei jungen und mutigen Bergsteigerinnen aus Zürich, die soeben vom Zinalrothorn (4221.2 m) zurückkamen, und sich an der Sonne die wohlverdiente Stärkung gönnten. Und: plötzlich erscheint ein bergwärts joggender Simon Anthamatten, der sich für eine kurze Verschnaufpause an den Tisch setzte – unterwegs zur Rothornhütte, wo er von Kunden erwartet wird. Um 19 Uhr wurde uns ein Viergangmenü serviert; über die Küchenleistung konnten wir nur staunen – grosses Kompliment an die Biner’s! Kurz vor zehn ging es ab in die Federn – die absolute Ruhe hier oben kontrastierte mit dem Lärm unten im «Dorf», der allerdings hier nicht wahrzunehmen war.

Tag 2: Trift – Mettelhorn – Trift
Erstklassig ausgeschlafen und erholt, starteten wir nach dem Frühstück in Richtung Mettelhorn. Dieser nicht besonders schöne, dafür aber aussichtsreiche Gipfel wird gerne als der zweithöchste Trekkinggipfel in der Schweiz gesehen. Aufgrund solcher Publizität befürchteten wir eine Völkerwanderung, die allerdings nicht eintrat. Direkt hinter dem Hotel du Trift stehen Schilder mit der Vorgabe für heute: von 3 Std. 40 Min. Auf Vieliboden (2453 m) teilte sich der Bergweg – links über eine Gletschermoräne hoch in Richtung Rothornhütte – wir «blinkten» rechts. Nach einem steilen Aufstieg mit einigen grossen Tritten erreichten wir die Hochebene Triftchumme – was für eine Augenweide von einem Naturparadies! Im «Rückspiegel» erblickten wir, wie sich hinter Höhbalmen das Matterhorn zaghaft aufbaute. Vor uns begann es jetzt ziemlich anzusteigen, anfänglich auf gutem Pfad, dann zunehmend über Geröll – immer gut begleitet von vielen Steinmannli (oder -fraueli). Links die Felswand Böse Tschuggen (3047 m), rechts das flache Wisshorn (2927 m), vor uns das Platthorn (3344 m), welches uns vorerst die Sicht auf das Tagesziel versperrte. Erst oben auf Furggji (3186 m) weitete sich der Blick – geradeaus vor uns nun das Mettelhorn (noch mit Wolken umhüllt), und dazwischen ein mässig steiler Gletscher (der wohl oberste Teil des Hohlichtgletschers), den es zu queren galt. Spätestens jetzt mutierte die Trekking- zur (allerdings leichten) Hochtour. Den Rat von Hugo Biner (auch Bergführer und Skilehrer) befolgend, montierten wir die Eisen. Auch wenn eine gute Trittspur vorhanden war, fühlten wir uns so auf der ca. 500 m langen Eisspur sicherer – Spalten in unmittelbarer Nähe der Spur sahen wir keine. Oben, genau in der Mitte zwischen Platthorn (3344 m) und Mettelhorn (3405 m) standen wir auf der steil Richtung Zermatt abfallenden Wand und hatten die letzten 150 Hm vor uns; in Serpentinen auf gut sichtbarer und trockener Spur erreichten wir nach 15 Minuten den Gipfel – auf den letzten Metern bis zum höchsten Punkt kraxelten wir über einige Felsplatten und -blöcke. Der Gipfel selbst ist ziemlich ausgesetzt und bietet wenig Platz. Das vor uns aufgestiegene Pärchen aus Kanada «besetzte» den höchsten Punkt und wartete gaaaaanz ungeduldig darauf, dass sich das «Horu» endlich zeigte. Die Zeit vertrieben sie sich mit «hemmungslosem» Genuss von Toblerone… sympathisch… Mittlerweile zeigte sich die richtige Toblerone (s’Horu natürlich), so wie uns Michael garantierte. Dann zogen wir es vor, an den Gletscherrand abzusteigen; dort hat sich in den vergangenen Jahren ein kleiner See gebildet. Mit Blick auf die mächtige Weisshorn-Pyramide (4506 m) genossen wir bei angenehmen 12 Grad die Rast. Eigentlich wollten wir hier die Weisshorn-Pyramide spiegeln, aber das Seelein war grösstenteils gefroren. Dann ging es zurück über den Gletscher bis Furggji, und von hier der Abstieg auf gleichem Weg hinunter Richtung Vieliboden. Mittlerweile strahlte die Sonne richtig intensiv, so dass wir uns oberhalb des schönen und grünblau leuchtenden Sees, welcher unterhalb der Wand des Böse Tschuggen lag, zu einer ausgiebigen Mittagsruhe niederliessen. Bei dieser Gelegenheit genossen wir das wunderbare, wechselnde Farbenspiel, welches sich uns bot; jedenfalls sahen wir im Vergleich zum vormittäglichen Aufstieg völlig veränderte Farben. Der Rest ist rasch erzählt: Abstieg auf den wunderbar grünen und weichen Vieliboden, dann der steile Abstieg hinunter zum Ausgangspunkt Hotel du Trift. Und hier natürlich Wiederholung des Vortagesprogramms: sagenhaft guter Eistee, Apfelwähe und – Trift-Kafi (Hugo ist auch ein sympathischer und guter Verkäufer!). Um 19 Uhr dann wiederum ein erstklassiges Viergangmenü (u. a. Riz Casimir!).

Tag 3: Trift – Höhbalmen – Zmutt – Zermatt
Nach einer weiteren unglaublich ruhigen und erholsamen Nacht nochmals ausgiebiges Frühstück und (leider) Abschied von diesem Trift-Superteam. Bei bestem Wetter bewältigten wir den einstündigen Aufstieg zur ca. 330 m höher liegenden Höhbalmen, angetrieben von der ungeduldigen Erwartung, dass der Blick aufs Horu frei werde. Nach ca. 2.5 km war es dann soweit – was für ein einmaliges Panorama (siehe Bilder)! Spätestens hier erinnern wir uns an unseren Vorsatz, genussvoll zu wandern. Also erst mal reichlich Pause, und natürlich fotografieren. Erstaunlich wenig Leute hier – die Saison scheint gelaufen – gut für uns. Allmählich machten wir uns wieder auf den Weg, immer auf einer Höhe von ca. 2600 bis 2700 m, und immer das einmalige 360-Grad-Panorama auf die vielen Viertausender. Jetzt verstanden wir auch, weshalb dieser Abschnitt nach Meinung vieler als eine der allerschönsten Höhenwanderungen gilt. Das mit dem «Genusswandern» nahmen wir dann etwas zu grosszügig – jedenfalls bemerkten wir schon während des Abstiegs über Arben zum Zmuttgletscher und zu den unterhalb angelegten Ausgleichsbecken, dass wir den Abstecher in die Schonbielhütte vertagen würden. Beim Zmuttbach oberhalb Stafel angekommen, entschieden wir endgültig, die Hütte auszulassen. Schliesslich lag vor uns, etwas oberhalb Chalbermatten, noch der wegen Felssturzgefahr – allerdings reizvoll angelegte – Umweg (Abstieg und Wiederaufstieg von ca. 100 Hm). Leicht angetrocknet und auch ausgehungert erreichten wir schliesslich das Beizendorf Zmutt. Hier liessen wir uns nieder, selbstverständlich unter Inanspruchnahme der gut ausgebauten Gastro-Infrastruktur – wie wär’s zum Beispiel mit Älplermakkaroni (lecker!). Nun gut, für den weiteren Abstieg nach Zermatt hinunter waren wir gestärkt – gegen halb fünf hatte uns die Zivilisation wieder. Abschied von unserem Bergfreund Michael, der in seine langjährige Ferien-Niederlassung nach Grächen weiterzog. Wir hingegen hatten keine Mühe, im uns seit Jahren bekannten Zweisternhaus Alphubel eine Bleibe für eine Nacht zu finden (ohne Voranmeldung!). Die für Zermatter Verhältnisse sehr günstigen Fr. 85.00/Nacht und Person inkl. Frühstücksbuffet strapazierten unser Budget nicht, so dass wir uns sogar einen gemütlichen Abend im uns bestens bekannten Schäferstübli leisten konnten; Gigot vom Holzfeuer von Zermatter Schwarznasenschafen und dazu herrlicher Kartoffelgratin – und eine Flasche Humagne Rouge – sowas gehört für uns zum Genusswandern. Danke Michael, und gerne wieder einmal!

Zu den Bildern resp. den Bildlegenden: meine Kenntnisse über die zahlreichen Gipfel sind im Vergleich zu Michael schwach – so dass ich in den nächsten Tagen sehnlichst präzisierende Hinweise von ihm erwarte – der kennt nämlich alles, was sich +/- 4000 m erhebt! Und das ganz ohne Eifone und TschiPiEss.

Fazit
Eine 3-Tagestour der Superlative auf der sehr ruhigen Talseite oberhalb von Zermatt.

Parameter 1. Tag (Zermatt – Trift):
Tourdatum: 13. August 2012
Schwierigkeit: T2
Strecke: 3.6 km
Aufstieg: ca. 725 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 2 Std. 10 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std.

Parameter 2. Tag (Trift – Mettelhorn – Trift):
Tourdatum: 14. August 2012
Schwierigkeit: T4, Hochtour L
Strecke: 9.9 km
Aufstieg: ca. 1077 m
Abstieg: ca. -1059 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 8 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std. 15 Min.

Parameter 3. Tag (Trift – Höhbalmen – Zmutt – Zermatt):
Tourdatum: 15. August 2012
Schwierigkeit: T2
Strecke: 16.6 km
Aufstieg: ca. 597 m
Abstieg: ca. -1285 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 8 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 6 Std.