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Pass da la Prasgnola über die alpinen Steintreppen «I Trapet»

Unser Ziel heute: der Pass da la Prasgnola, ein im Kanton Graubünden gelegener  Gebirgsübergang zwischen der Val Madris und der Val Bregaglia. Seine Passhöhe liegt auf einer Höhe von 2724 m.ü.M. zwischen den Gipfeln Pizz Gallagiun (3107 m, T4) und Pizzun (2965 m, T5). Seit dem Jahre 1412 gehören die Alpen in der Val Madris zu Soglio im Bergell. Früher wurden Kühe und Rinder jedes Jahr über den Pass zur Sömmerung auf die Alpen geführt. Dazu musste auf der Nordseite des Passes eine imposante Steintreppe I Trapet mit mehr als 300 Stufen gebaut werden. Diese historische Weganlage wurde 1991 von Freiwilligen des Internationalen Zivildienstes wiederhergestellt (Quelle: SAC). In diesem Sommer wird die spektakuläre Treppenanlage erneut saniert.

Vom Einheimischen Bruno Loi aus Cröt nutzten wir das Taxi-Angebot (079 406 72 77), die ersten 10 km (375 Hm) der einsamen Val Madris bis zur Alp Preda im Pick-up zurückzulegen. Das war eine gute Empfehlung von Julia Patzen von der Alp Madris. Die Strasse ist mit einem Fahrverbot belegt; denkbar wäre, mit dem Bike zu fahren und ab Alp Sovräna zu wandern – wegen der arbeitenden Herdenschutzhunde bedingt zu empfehlen. Noch etwas zu diesem sehr einsamen Tal: nach einem dreizehnjährigen Kampf gegen ein Stauseeprojekt hat der BR dieses Seitental zum Avers 1988 unter Schutz gestellt. Kurz nach der Alp Preda, bei der Brücke über die Agua da Madris, starteten wir unseren Fussmarsch. Bald erreichten wir die Gebäude der Alp Sovräna; unmittelbar hinter der Alp beginnt der Anstieg. Bis zum Brücklein bei P.2131 war das Gelände etwas sumpfig (von den Gewittern der letzten Nacht). Beim Brücklein teilt sich der Weg, links in Richtung O in die Val da Roda, rechts südlich in die Val da la Prasgnola, den wir zu nehmen hatten. Das Brücklein ist keine Herausforderung, ausser man mag nicht in tiefe Abgründe der Agua da Madris schauen… Nach wenigen Aufstiegsmetern zeigte sich schon der Pizz Gallagiun, dem wir uns heute näherten. Nach etwa 2.7 Kilometern erreichten wir eine Steilstufe und danach die abflachende Plan di Mort. Dort steht bei 2450 m.ü.M. auch das Camp der Arbeiter, welche I Trapet sanieren. Gespannt versuchten wir, die Treppe ausfindig zu machen – und tatsächlich erreichten wir diese bei 2460 m.ü.M. Waren die ersten Tritte bereits in bestem Zustand und problemlos zu begehen, war die hochalpine und sehr eindrückliche Baustelle zu passieren. Fünf Arbeiter gaben uns Hinweise, wie der Aufstieg (neben der Treppe) am besten zu bewältigen sei – ein provisorisch montiertes Fixseil bot zusätzliche Sicherheit. Bei P.2598 endete die Treppe (ca. 300 Stufen), und nach der Passage einer engen Stelle, wo der Einsatz der Hände gefordert war, markiert ein grosser Steinmann den richtigen Weg. Die Passmarkierung weiter oben war gut zu erkennen. Nach der Überquerung einer wie von Menschenhand gemachten Ebene standen hundert Meter Blockkraxeln bevor – zwar durchgehend markiert, nicht ausgesetzt, aber dennoch war sicherer Halt gefragt. Dieser letzte Abschnitt hatte es also in sich, und wir waren erleichtert, nach zwanzig Minuten auf dem Übergang zu stehen. Vom auf der Nordseite des Passes liegenden Seelein war nichts mehr zu sehen – trockengelegt! Weidende Schafe bevölkerten die Szenerie – zum Glück keine Herdenschutzhunde in der Nähe! Der Blick über das Bergell hinweg zu den markanten Gipfeln (Pizzo Badile, Pizzo Cengalo) war beeindruckend. Nach Soglio hinunter wären es (angeblich) 2 Std. 15 Min. eine sehr sportliche Vorgabe für fast 1700 Hm Abstieg über 6.6 km Distanz. Nicht nur, aber auch die grauen Wolken, hielten uns davon ab, den Nachbar Pizz Gallagiun (3107 m, T4+, weglos) zu besteigen – anderthalb Stunden Auf- und Abstieg wären dazu wohl nötig. Auch so waren wir zufrieden mit dem Erreichten. Für den Abstieg (laut Vorgabe bis Preda 1 ¾ Std. – wer’s glaubt…) auf der Aufstiegstrecke liessen wir uns reichlich Zeit – Treff in Preda erst um 16:30 Uhr. An der Baustelle noch das Gespräch mit den Bauarbeitern, welchen wir gerne ein Trinkgeld spendeten (das Camp habe eine Bar, versicherte man uns😂). Schon eindrücklich, wie sich die Perspektiven im Auf- und Abstieg komplett änderten. Unterhalb der Treppe dann wieder die fast ebene Plan di Mort, begleitet von der Agua da Madris, die ab und zu sogar wasserfallartig abstürzt. Nach der Steilstufe die Querung zur Brücke über den tosenden Bergbach – von der Südflanke des mächtigen Wissberg (2979 m) kamen die Rufe der Schafhirten, welche bestimmt über hundert Tiere trieben. Der weitere Abstieg zur Alp Sovräna war dann reine Formsache – jetzt nur ja nicht in ein Sumpfloch stolpern… An der Alp vorbei, wurden wir von zwei Eseln verabschiedet, dann gemütlich über die Brücke – bis zur Alp Preda, welche nach anderthalb Kilometern erreicht war. Gesund zurück von einer sehr einsamen Bergwanderung in der Abgeschiedenheit der Val Madris. Und der Pick-up von Bruno Loi, der uns zurück nach Cröt brachte, kam auch gerade angefahren…

Fazit:
Weiss-rot-weiss markierte alpine Bergwanderung, sehr einsam (wir haben keine anderen Wanderer angetroffen).

Wetterverhältnisse:
Nach den Gewittern von vergangener Nacht ein Hochsommertag mit «gewaschener», klarer Sicht, 8 bis 19° C, Wind ca. 4 km/h aus N

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 2. August 2022
Schwierigkeit: T3+
Strecke: 12 km, P.1973 (Brücke über die Agua da Madris) – Alp Sovräna (1995 m) – Brücklein bei P.2131 nach Verzweigung Val da Roda/Val da la Prasgnola – Plan di Mort – Steintreppen «I Trapet» (ca. 2460 m) – P.2598 – Pass da la Prasgnola (2724 m) – Abstieg auf gleicher Strecke
Aufstieg: ca. 800 m
Abstieg: ca. -800 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 40 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std. 10 Min.
Tageszeit: 10:00 bis 16:40 Uhr

Am Nationalfeiertag zu den Flüeseen – und noch viel mehr…

Ein paar Tage im kühlen Avers verbringen – bei dieser Sommerhitze bestimmt eine gute Idee! In diesem einzigartigen Bündner Hochtal sind Tageshöchsttemperaturen auch in diesem Hitzesommer selten über 25° C. Gestern nach der Ankunft in Rufena (2028 m.ü.M.) unternahmen wir einen kurzen Akklimatisierungsbummel ins Bergalga hinein (ca. 7.5 km). Für heute, dem Nationalfeiertag, planten wir den Besuch der Flüeseen, evtl. mit Abstecher vom Stallerberg zur Uf da Flüe (2775 m.ü.M. und dem Abstieg über die Fuorcla da la Valletta.

Ab Juf liefen wir auf dem steilen Meliorationsweg ca. zweihundert Meter bis zu dessen Ende, dann durften wir die unangenehme Unterlage verlassen und der weitere Aufstieg führte über Muttabach und Treiabach hinauf bis zur Verzweigung bei Punkt 2333. Hier hielten wir links, um in Richtung Lawinenverbauungen aufzusteigen. Wunderbare Bergblumenwelt hier oben, die Querung kaum ausgesetzt, vielleicht mit Ausnahme des Bereiches Muttabachs, den es über ein Alubrücklein zu überqueren galt, und wo das Gelände steil abfällt. Vor uns der aus dieser Perspektive abweisende Felsklotz Foppaspitz (2696 m), dann über ein paar Serpentinen hoch zu den mächtigen Lawinenverbauungen. Bei P.2487 führt eine Spur zum Stallerberg hinüber; wir hielten links und liefen über eine steiler verlaufende Geländekammer, welche zwischen Perniera und Seeflüe durchführte. Ab etwa 2600 m.ü.M. wurde die Unterlage blockig, zur Linken der nun plötzlich zahme Nordrücken der Foppaspitz, vor uns türmte sich der Mazzaspitz (3164 m) auf. Nach der Querung eines unübersichtlichen Blockfeldes erreichten wir über einen sandigen Pfad einen Punkt auf 2700 m.ü.M., von wo der Blick frei wurde auf eine kleine Schwemmebene mit den beiden beinahe ausgetrockneten Foppaseeli. Wenige Meter weiter oben breitete sich der wunderschön gelegene Obera Flüesee aus; dieses auf 2789 m gelegene, von den anderen Flüeseen abgeschnitten gelegene Bergseelein wird westlich vom Mazzaspitz und nördlich von der Westliche Fallerfurgga gesäumt. Der See hat eine Ausbreitung von gerademal 80 x 130 m, und aus ihm fliesst der Müllibach ab. Jetzt verstanden wir auch den zu Beginn oberhalb Juf angetroffenen Walserweg-Wanderer, der begeistert von seiner Biwaknacht am Bergseelein berichtete – drei ihm folgende Biwakierer hätten sogar eine Forelle gefangen (und sie wieder frei gelassen). Nach dem Genuss dieses bildhübschen Naturwunders hatten wir über eine Distanz von zweihundertfünfzig Metern aufzusteigen zum 56 m höher liegenden, gut sichtbaren Punkt 2838. Ab hier könnte über die in einer Distanz von 400 m liegende Fallerfurgga (2837 m, T3) ins Val Bercla und weiter bis Mulegns gewandert werden. Am Punkt 2838 angekommen, wurde der Blick frei zu den vier Flüeseelein, welche ca. 150 Hm unter uns lagen und übrigens in den Treiabach entwässern, welcher nach Juf hinunter abfliesst. Und das Panorama weitete sich bis zu den Bernina-Alpen. Links über der Fallerfurgga trohnte der Piz Surparé (3077 m, T4) mit seinem bizarren Südturm und dem eindrücklichen, langen Ostgrat. Der sehr steile, immer gut markierte Abstieg zu den Bergseelein hinunter führt über grosse Felstritte und durch blockiges Gelände. Auf der Höhe des ersten Seelein angelangt, trafen wir auf ein fotogenes Wollgrasfeld. Wunderbar die Natur hier oben, sogar ein Fröschlein hüpfte umher (siehe Bilder). Nach Durchquerung der Seenlandschaft rasteten wir an aussichtsreicher Südlage und voll an der Sonne (gefühlte 25° C). Danach folgte der Abstieg zum hundert Meter weiter unten liegenden Stallerberg – diesen Übergang kennen wir von Winter- und Sommerbegehungen. Hier trafen wir auf einige Wanderer, welche von Bivio in den Avers (oder umgekehrt) liefen. Von ihnen wissen wohl die wenigsten von den naheliegenden Flüeseen… Auf dem Übergang angekommen, entschieden wir uns für den Direktabstieg nach Juf hinunter. Der Umweg hoch zur Uf dä Flüe und über die Fuorcla da la Valletta nach Juf wäre zwar möglich gewesen, hätte uns aber ca. 250 Zusatz-Hm und 4 km Mehr-Distanz beschert. Für unsere Entscheidung hatten wir gute Gründe, denn zum für den späten Nachmittag geplanten 1.-August-Anlass wollten wir rechtszeitig zurück sein. Auf den knapp zwei Kilometern nach Juf hinunter hatten wir noch 450 Hm zu «vernichten». Unterwegs, bei Punkt 2333 (Treiabach) schloss sich der Kreis unserer Tour. Juf war jetzt rasch erreicht. Das Bier musste noch ein paar Minuten warten, dazu nutzten wir die Terrasse unserer tollen Unterkunft im Ortsteil Rufena.

Erst-August-Event der Sonderklasse
Um 17 Uhr war Apérozeit; bei phantastischem Wetter trafen sich die Gäste des Hotel Avers auf der sonnigen Terrasse. Was dann ablief, war ein unvergessliches Erlebnis: auf dem direkt hinter dem Haus hochführenden Meliorationsweg «spazierte» die fröhliche Gruppe von vielleicht dreissig Gästen hoch (700 m Distanz, 110 Hm). Unterwegs bescherten uns die Gastgeber Barbara und Hansueli mit ihrem tollen Team (René, Haki, Simona) an verschiedenen Stopps ein urchiges zehngängiges 1.-August-Menü. Und damit nicht genug: die musikalische Begleitung der Gastgeber war einfach sensationell! Und das alles bei 1.-August-Wetter vom Feinsten – mit Blick in ins Bergalga und zur umliegenden Bergwelt. Manch eine(r) stellte sich die berechtigte Frage, wo wir leben dürfen: im Paradies! Und das alles ohne Höhenfeuer und Feuerwerk… Dem ganzen Team vom Hotel Avers gebührt unser herzliches Dankeschön für diesen unvergesslichen 1. August 2022.

Fazit:
Weiss-rot-weiss markierte Wanderung durchgehend T2, mit Ausnahme leichter Ausgesetztheit unterhalb der Lawinenverbauungen und teilweise hohe Tritte über Blockgelände im Steilabstieg vom höchsten Punkt zu den Seen hinunter.

Wetterverhältnisse:
Hochsommertag im Avers, 9 bis 19° C, Wind ca. 6 km/h aus ONO

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 1. August 2022
Schwierigkeit: T2-3
Strecke: 8.5 km, Juf (2125 m) – P.2333 (Treiabach) – Lawinenverbauungen – P.2487 – Obera Fluesee (2789 m) – P.2838 – Flüeseen (2681 m) – Stallerberg (2579 m) – P.2505 – Treiabach – Juf
Aufstieg: ca. 780 m
Abstieg: ca. -760 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 15 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 50 Min.
Tageszeit: 09:30 bis 14:45 Uhr

Wellness-Panorama-Bike-Runde über dem Val Müstair

Mittlerweile unternehmen wir diese Biketour jeweils am letzten Tag unserer Val Müstair-Ferien. Ab Ortsende Fuldera über Fuldera Daint auf der Naturstrasse über Palüds Cotschnas oberhalb des Il Rom bis Orasom Tschierv und ab dort ein kurzes Stück entlang der Passstrasse bis Curtin da Plaz, dann hoch bis zum schmucken Ortsteil Chasuras. Nach den letzten Häusern links haltend, auf der Naturstrasse (im Winter Schlittelweg) etwas steiler hoch und über die Brücke Aua da Laider, dannein kurzes Stück durch den God Nair, aus dem uns das Glockengebimmel im Wald weidender Kühe entgegen klingt. Weiter zum P.1847, wo uns der Ausblick zum Ortler immer wieder imponiert; nach zwei drei Kurven ist die weite Palü Platta und bald danach erreicht. Nach der Kirche links haltend auf der Alpstrasse hoch durch den lichten Wald bis zum Weiler Urschai. Zwischendurch ein kurzer Stopp, um die Aussicht zum Ortler zu geniessen. Zweieinhalb Kilometer weiter die Abbiegung oberhalb Craistas; oberhalb der Häuser des Weilers galt es links hochzufahren in Richtung Alp Terza Sura. In einem weiten Bogen erreichten wir unterhalb Terza Sura eine weitere aussichtsreiche Stelle. Den Hof Terza, unser Zwischenziel, war weiter unten schon im Blickfeld. Doch erst war noch eine steile und holprige Stufe zu meistern, die wir mittlerweile ohne abzusteigen meistern. Jetzt die (gefühlvolle) Abfahrt auf der holprigen Naturstrasse hinunter zum Bergrestaurant Hof Terza – hier geniessen wir von Monica Tschenett zubereitete Speisen – bei famoser Aussicht auf der sonnigen Terrasse. Und danach wie immer der Einkauf: die beste Münstertaler Nusstorte und würzige Hirsch- und Naturabeef-Salsize aus eigener Produktion. Nur schwer konnten wir uns von diesem wunderbaren Flecken in der Mitte Europas lösen. Nach dieser kulinarischen Mittagspause folgte die Abfahrt über 460 Hm hinunter nach Sta. Maria Val Müstair. Auf der Naturstrasse im oberen Abschnitt war wiederum gutes Bremsgefühl angesagt – die wertvolle Ladung wollten wir gerne heil nach Hause bringen. Auf der fünf Kilometer langen Abfahrt auf geteerter Unterlage liessen wir es sausen. Glücklich (und gesund) erreichten wir die Ortsmitte von Sta. Maria Val Müstair mit der engen Ortsdurchfahrt. Ab Ortsende die Weiterfahrt auf der Bikespur bis Valchava. Dort konnten wir links abbiegen und auf vorerst geteerter Unterlage schnurgerade über die Clüs leicht ansteigend fahren. Nach Pravalchava dann eine S-Kurve (wieder auf Naturstrasse), weiter aufsteigend bis Plazzaraun und später im Val da l’Archa Gronda über eine Brücke (heute ohne Viehhütergatter!). Nach der nächsten Linkskurve wurde der Blick frei nach Fuldera – noch anderthalb Kilometer abfahren. Das hat wie immer grossen Spass gemacht!

Fazit:
Eine phantastisch angelegte Panorama-Route über dem Val Müstair! Nach den beiden anstrengenden Tourentagen gerade richtig um zu lockern😂.

Wetterverhältnisse:
Herrliches Sommerwetter, ~14 bis 16°, heftiger Wind aus NO

Ausrüstung:
e-Bike, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 8. Juni 2022

Schwierigkeit: L, leicht fahrbar, ohne nennenswerte technische Schwierigkeiten. Kurze enge und steile Passagen möglich.
Strecke: 24.8 km, Fuldera Dora (1636 m) – Fuldera Daint (1635) – Orasom Tschierv (1647 m) – Chasuras – Lü (1922 m) – Urschai (2011 m) – Alp Sot (P.2024) – Craistas (oberhalb) – Hof Terza (1843 m) – Pizzet – Il Rom (Brücke, 1342 m) – Sta. Maria Val Müstair (1375 m) – Valchava (1412 m) – Pravalchava – Val da l’Archa Gronda (P.1656) – Fuldera
Bergfahrt: ca. 890 m
Talfahrt: ca. -890 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 10 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 10 Min.
Tageszeit: 10:30 bis 14:40 Uhr

Piz Cotschen (3026 m) zum Sonnenaufgang

So viel steht fest: den heutigen Bergtag werden wir nie vergessen! Sonnenaufgang auf über dreitausend Metern! Zum dritten Mal in dieser Woche nutzten wir das Angebot der Gäste-Information Val Müstair; für einen bescheidenen Beitrag von Fr. 50 (für Inhaber der Gästekarte) durften wir unter Führung von Chantal Lörtscher wieder einen prächtigen Tag in der Hochgebirgswelt am Passo dello Stelvio erleben. Um zwanzig nach zwei Uhr aus den Federn, Treffunkt um 03:05 Uhr in Sta. Maria Val Müstair, dann die Fahrt über den Umbrailpass hoch zum Stilserjoch. Bereits auf der Fahrt eine tolle Begegnung: ein Fuchs spazierte auf der Passstrasse – mit seiner Beute, einem Mungg, im Maul. Er schaute ohne auszuweichen in die Scheinwerfer, so als wollte er sagen: «passt auf, die Beute gehört mir, und ich gebe sie nicht her!» Start auf dem Passo dello Stelvio um 03:45 Uhr, im Licht unserer Stirnlampen. Der erste, allerdings steile Aufstieg zum Rifugio Garibaldi ist problemlos zu machen. Das massige Steinhaus steht wenige Zentimeter neben der Grenze CH/I, auf italienischem Boden. Danach verläuft die Strecke vorerst über einen Kilometer relativ flach. Am Breitkamm (Cresta Larga) wählten wir die auf CH-Boden (westlich des Kamms) verlaufende Wegspur. Ab P.2844 ist der Aufstieg zur Sella da Piz Cotschen nichts für schwache Nerven: Dunkelheit, steile und hohe Felsstufen, ausgesetzte Abgründe, der Einsatz der Hände ist zwingend, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind Voraussetzung. Auf dem Sella angekommen, wurde das Licht heller, der benachbarte Ortler schon deutlich zu erkennen, auch die Lichter der Stirnlampen der Berggänger, welche von der Julius Payer Hütte loszogen. Bereits jetzt liess sich definitiv sagen: das Wetterglück war auf unserer Seite! Auf der Sella da Piz Cotschen machten wir Pause, in der Erwartung, dass uns die Wartezeit vor dem Gipfelaufstieg vor den dort oben herrschenden Winden verschone; und  immerhin war es ziemlich kühl, um 0°. Die Stirnlampen wurden jetzt nicht mehr benötigt. Um fünf Uhr machten wir uns auf den Weg zum Gipfel – für die einhundert Aufstiegsmeter sollten 20 bis 30 Minuten genügen. Bis unter den Gipfelaufbau war der Aufstieg unschwierig, lediglich die paar Meter zum westlich gelegenen Hauptgipfel verlangten den Einsatz der Hände und etwas Konzentration. Und tatsächlich: um 05:28 standen wir auf dem Piz Cotschen (auch Rötlspitze genannt). Und sofort ging der Blick nach Osten, wo sich das Firmament bereits orangerot einfärbte. Die Sonne sollte um 05:37 Uhr aufgehen, und zwar rechts des spitzen Gipfels Hintere Schwärze/Cime Nere (3624 m.ü.M., Luftlinie 43.3 km, Ötztaler Alpen). Während wir gespannt warteten, braute sich westwärts in einer Entfernung von vielleicht 25 km eine gewaltige Ladung zusammen (siehe Bild). Zu weit weg, um uns zu beeindrucken. Und erstaunlicherweise war es windstill. Im Osten das gewaltige Schauspiel vor unseren Augen, stimmungsvoller kann ein Sonnenaufgang nicht sein. Dieses Licht, das die Wolken durchdringt, die Sonne in minutenschnelle immer höher aufsteigend, im Westen das Berninamassiv und der Piz Palü im ersten Tageslicht – einfach unbeschreiblich! Nach 35 Minuten Gipfelaufenthalt machten wir uns auf den Abstieg. Unterhalb des Gipfelaufbaus zeigte uns Chantal den Zugang zur Gipfelscharte mit dem eindrücklichen Klemmblock, und der Durchsicht zum Sommerskigebiet des Stelvio. Zurück auf der Sella da Piz Cotschen, stiegen wir ziemlich steil durch die Geröllhalde ins Val Costainas ab – wegen des Schattenwurfs der nahen und hohen Grenzberge CH/I halt bald wieder im kühlen Schatten. Erst als das Tal nach NW verlief, hatte uns die Sonne wieder, und augenblicklich war es gefühlte 10 bis 15 Grad wärmer… Das eigenartig blauweiss gefärbte Wasser der Aua da Prasüra ist übrigens Gegenstand eines Forschungsprojekts: seit dem Jahr 2000 findet man im Bachbett weiss eingefärbte Steine. Dieses Phänomen wurde bereits an einigen hoch gelegenen Gebirgsbächen in den Ostalpen beobachtet. Die Farbe stammt von Flocken aus Aluminiumsulfat, die sich auf den Steinen ablagern. Die Bildung der Flocken ist auf die Produktion von Schwefelsäure in Permafrost-Gebieten zurückzuführen. Deshalb besteht die Möglichkeit, dass sich die Wasserqualität der betroffenen Gebirgsbäche in Zukunft aufgrund der Klimaerwärmung verschlechtern wird. Die Untersuchung des Aua da Prasüra im Val Costainas und zusätzliche Laborexperimente sollen helfen, die künftige Entwicklung besser abschätzen zu können. Unterwegs sind uns vier Forscher an der Arbeit begegnet. Pünktlich um neun Uhr trafen wir auf der Alp Prasüra ein: der Tisch zum Älplerfrühstück war bereits hübsch gedeckt. Auf der aussichtsreichen Alp Prasüra werden ca. 55 Milchkühe aus dem Tal gesömmert. Aus der naturbelassenen Alpmilch wird in traditioneller Handarbeit feinster Alpkäse und vorzügliche Alpbutter produziert. Als eine von wenigen Alpen in Graubünden wird hier noch jeder Käse per Handauszug einzeln ausgezogen und in einer traditionellen Holzform gepresst. Somit ist jeder Käse ein Unikat. Käserin Aita und Senn Bernhard zeigten uns bereitwillig ihr traditionelles Handwerk. Am reich gedeckten Tisch liessen wir es uns gut gehen, anderthalb Stunden lang(!). Herzlichen Dank den beiden für die Gastfreundschaft! Mit etwas Wehmut verabschiedeten wir uns von der herrlich gelegenen Alp und derer Tiere (nebst Kühen leben hier auch Schweine, Hühner samt Güggel, Hunde – ein Paradies!) Der etwa 45 Minuten dauernde Abstieg über die Alpstrasse führte uns nordöstlich der schönen (weissblau gefärbten) Wasserfälle vorbei, bis zur Alp Marangun da la Prasüra. Dort verliessen wir die Strasse, um auf einem Pfad weiter abzusteigen – bis zur an der Umbrailpassstrasse stehenden Blockhütte. Unterwegs bekamen wir jede Menge Botanik zu sehen und von Chantal fachkundig erklärt. Bei dieser Gelegenheit «erntete» Doris Samen und Würzelchen von Hauswurz – mal sehen, was zuhause aus ihnen wird… Ab Haltestelle Blockhütte kamen wir in den Genuss einer kurzen Talfahrt nach Sta. Maria hinunter.

Fazit:
Ein Sonnenaufgang auf einem Dreitausender zu erleben, das war eine Premiere. Dir Chantal gebührt unser herzliches Dankeschön für diesen tollen und erinnerungsreichen Tag!

Wetterverhältnisse:
Hochsommerlich schönes Wetter, leichte Bewölkung, gute Fernsicht, Sonnenaufgang mit stimmungsvoller Bewölkung wie man es sich wünscht, Temperatur um 0 bis +10° C, Wind ca. 10 bis 30 km/h aus NNW

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Handschuhe, Stöcke, Stirnlampe, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 7. Juli 2022
Schwierigkeit: T3-T4
Strecke: 10.8 km, Parkplatz Passo dello Stelvio (2758 m) – Dreisprachenspitze/Cima Garibaldi (2843 m) – Breitkamm P.2844 – Sella da Piz Cotschen (2925 m) – Piz Cotschen/Rötlspitz (3025 m) – Sella da Piz Cotschen – Aua da Prasüra (2305 m) – Alp Prasüra (2210 m) – Marangun da la Prasüra (1997 m) – Blockhaus Passstrasse Umbrail (1870 m) Aufstieg: ca. 360 m
Abstieg: ca. -1240 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 8 Std. 30 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std. 50 Min.
Tageszeit: 07:35 bis 15:40 Uhr

Monte Scorluzzo (3094 m) – militärhistorische Bergwanderung

Der heutige Mittwoch versprach ein eindrückliches Abenteuer: eine geführte Wanderung auf den Spuren der Gebirgssoldaten des Ersten Weltkrieges. Wichtig zu wissen: bis zum Jahre 1918 verlief die Grenze zwischen dem Königreich Italien und der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn quer zur Passhöhe des Stilfserjochs. Eine Grenze in Fels und Eis, um welche während der Kriegsjahre 1915-1918 erbittert gekämpft wurde. Im Zentrum der Gefechte stand immer wieder die gleiche, den Passübergang des Stilfserjochs dominierende Anhöhe – der Monte Scorluzzo.

Heute nutzten wir das Angebot der Gäste-Information Val Müstair; für preiswerte Fr. 40 (für Inhaber der Gästekarte) durften wir unter Führung von Chantal Lörtscher einen prächtigen Tag in der Hochgebirgswelt am Passo dello Stelvio erleben. Um halb acht starteten wir, in spontaner Begleitung von Doris und René, auf dem Stilfser Joch bei der Talstation der Luftseilbahn. Wir verliessen die unansehnlichen, mehrheitlich sanierungsbedürftigen Bauten in Richtung Süden. Bereits nach einigen Metern Aufstieg auf der staubigen Piste in Richtung Passo delle Platigliole besuchten wir eine erste Kaverne, die Batterie «Ferdinandstellung» (mit Holz verkleidete Mündung der mittleren Geschützkaverne; zum Einsatz kamen einfache Gebirgskanonen vom Kaliber 7.5 cm, nicht eigentlich konzipierte Festungsgeschütze), zwar noch begehbar, teilweise aber einsturzgefährdet. Etwas mehr als hundert Höhenmeter weiter, auf dem Passo delle Platigliole, zeigte sich die wirkliche Bedeutung des Monte Scorluzzo für die damals (im 1. Weltkrieg) kriegstaktisch relevanten Überlegungen. Auf dem Pass hielten wir rechts auf den Trampelpfad, der uns erst zum Piccolo Scorluzzo führte, den wir nach zwanzig Minuten Aufstieg erreichten. Im Aufstieg verliessen wir nach der ersten Höhenstufe den offiziellen rot-weiss-markierten Wanderweg und hielten rechts, um nur wenige Meter später ein auffallendes Plateau zu erreichen. Dabei überschreiten wir erstmals ein quer zur Auffangstellung auf dem Passo delle Platigliole verlaufendes Grabensystem und stiessen auf Einschlagkrater, welche den Beschuss italienischer Artillerie bezeugen. Vom Piccolo Scorluzzo aus beobachteten wir ein Rudel Steinböcke, welche sich direkt am Aufstiegspfad zum Monte Scorluzzo tummelten. Unsere Hoffnung, dass sich die Tiere noch eine Weile dort aufhielten, zerschlug sich, weil das Rudel von zwei vor uns aufsteigenden Berggängern verscheucht wurde. Der steile Aufstieg zum Scorluzzo selbst dauerte weitere zwanzig Minuten. Insgesamt also ein kurzer Aufstieg mit einer Höhendifferenz von etwa 320 m. Auf dem Gipfel ein Panorama vom Feinsten: der Ortler im Südosten, der Tiefblick zum Stilfserjoch hinunter, dahinter der Piz Cotschen (dort werden wir morgen den Sonnenaufgang erleben!), im Norden der Umbrailpass, im Westen die spektakuläre Passstrasse ins Val Braulio und nach Bormio hinunter. Der weitere Verlauf unserer alpinen Tour war voll einzusehen: der Filone del Mot. Doch vorerst führte uns Chantal zum fünfzig Meter nordseitig gelegenen militärhistorischen Gipfelstützpunkt. Die Begehung war eindrücklich und zeigte, unter welch widrigen Umständen die Soldaten auf 3000 m.ü.M.(!) ausharren mussten. Zurück am Gipfel, machten wir uns auf den Abstieg. Dieser hatte es in sich: steil, exponiert, teilweise fixseil-gesichert, Stöcke nicht im Einsatz, dafür die Hände… Zweihundert Höhenmeter weiter unten erreichten wir den Grat (Filone del Mot). Im Abstieg fanden wir sogar (scharfe) Munition am Boden herumliegend. Auf den nächsten zwei Kilometern bewegten wir uns zwischen ehemaligen österreichischen Flankenstellungen und dem Übergang zur «Terra di nessuno» (Niemandsland). Chantal’s Erklärungen waren spannend und beeindruckend. Unterwegs könnte die Stimmung leicht kippen (der sinnlosen kriegerischen Ereignisse wegen), wäre da nicht auch der Blick zu den umliegenden vergletscherten Bergen und zum Sommerskigebiet des Stilfserjochs. Ein Genuss war auch die alpine Flora und die oft in der Nähe ruhenden Steinbockrudel, und sensationell: der Besuch zweier nahe und tief vorbei fliegender Bartgeier. Über die italienische Flankenstellungen und Laufgraben erreichten wir den Stützpunkt am Filone del Mot und bald darauf die Ruinen des auf 2760 m.ü.M. liegenden Alpinidörfchens, welches gerne auch «Machu Picchu» genannt wird. Unglaublich eindrücklich und strategisch exzellent gelegen. Hier liess es sich vorzüglich rasten, also hielten wir es fast eine Stunde aus. Unter uns tummelten sich drei Steinböcke, die sich unbeobachtet wähnten – herrlich! Anschliessend machten wir uns auf den Abstieg zum hundertfünfzig Meter tieferliegenden Piano di Scorluzzo, vorbei an den vier kleinen Laghi di Scorluzzo. Vom Motorenlärm der nahen Passstrasse unbeeindruckt umwanderten wir den Gipfelausläufer Rese di Scorluzzo nördlich, vorbei an weiteren Stellungen. Quasi um die Nordecke herum wollten wir den Laghetto Alto erreichen. Doch vorher überraschte uns die breite hochalpine Militär-«Strasse», welche durch einen längeren Tunnel führte. Der Tunnel führte uns in die, im Jahre 2012 sanierten, unterirdischen Geschützkammern. Die damals dort positionierten Kanonen waren sowohl offensiven als auch defensiven Charakters. Die Ausrichtung der nördlichen Kavernen deckten ein Schussfeld des Vorgeländes des Stilfserjochs und der Grenze zur Schweiz ab – erstaunlich! Nach diesem letzten Abschnitt des Kriegschauplatzes am Monte Scorluzzo erreichten wir den reizend gelegenen Bergsee Laghetto Alto. Jetzt wanderten wir nahe der Passstrasse mehr oder weniger weglos zur Passhöhe hinauf. Nach acht Stunden Wanderzeit endete eine eindrückliche Themen-Wanderung im hochalpinen Grenzgebiet Stelvio-Umbrail.

Weitere Informationen zum damaligen Kriegsgeschehen im Gebiet Stelvio-Umbrail finden Interessenten auf dieser Website:
https://stelvio-umbrail.ch/vsuhp/wanderwegnetz-scorluzzo/

Eine ergänzende Bemerkung noch: die von den Österreichern gebauten Stellung machten einen maroden Eindruck und sind am Verfallen; die Italiener bewiesen schon damals ihre Trockensteinmauer-Baukünste; die Mauern sind für die Ewigkeit gebaut.

Fazit:
Eine äusserst geschichtsträchtige und landschaftlich unvergessliche Runde. Ein herzliches Dankeschön dir Chantal für die sehr fachkundige und engagierte Führung!

Wetterverhältnisse:
Hochsommerlich schönes Wetter, leichte Bewölkung, gute Fernsicht, Temperatur um +10 bis +15° C, Wind ca. 6 km/h aus S

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 6. Juli 2022
Schwierigkeit: T3-T4
Strecke: 10.8 km, Parkplatz Passo dello Stelvio (2758 m) – Passo delle Platigliole (2908 m) – Piccolo Scorluzzo (2985 m) – Monte Scorluzzo (3094 m) – Filone del Mot (2899 m) – «Machu Picchu», das Alpinidörfchen am Filone (2760 m) – Piano di Scorluzzo – Laghetto Alto (2603 m) – Passo dello Stelvio
Aufstieg: ca. 767 m
Abstieg: ca. -757 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 8 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 45 Min.
Tageszeit: 07:35 bis 15:40 Uhr

Eisenerzbergwerke am Munt Buffalora

Nach dem gestrigen Spaziergang im Regen war für heute trockenes Wetter angesagt – gerade richtig, die Minieras da fiern, wie die Eisenbergwerke am Munt Buffalora genannt werden, zu besuchen. Dazu nutzten wir das Angebot der Gäste-Information Val Müstair; für bescheidene Fr. 15 (für Inhaber der Gästekarte) durften wir unter Führung des uns bekannten Einheimischen Valentin Pitsch eine eindrückliche Bergwerkstour erleben. Kurz nach dem Start an der Ofenpasstrasse begann es zu regnen, blaue Flecken am Himmel spendeten etwas Trost und Zuversicht. Bereits auf den ersten Metern im Aufstieg zur Alp Buffalora grüssten uns Edelweisse und sogar ein Apollo. An den Alpgebäuden zogen wir vorbei, um ca. 170 Hm auf der steilen Alpstrasse aufzusteigen. Bei der Alphütte bei P.2195 hielten wir nach rechts (in Richtung Munt la Schera), geradeaus würde Jufplaun erreicht. Nach etwa 800 Metern war die Fop da Buffalora erreicht, ein Wegweiser signalisierte die Einstiegsstelle zu den Stollen. Spätestens ab hier war Valentin in seinem Element. Im verschlossenen Werkzeugkasten lagen Helme mit Stirnlampen bereit; auch verschiedene Steinmuster und Werkzeuge zeugten von der sehr harten Bergwerkstätigkeit. Kurzinformation: südlich von Buffalora auf 2300 bis 2500 m.ü.M. befinden sich alte Bergwerke, wo früher mit einfachen Mitteln Eisenerz abgebaut und in Schmelzöfen bei Il Fuorn weiterverarbeitet wurde. Il Fuorn, der Ofen, davon wurde der Name des Ofenpasses abgeleitet. Interessierte finden mehr Informationen auf der Website der Amis da las minieras Val Müstair. Wir besuchten die zwei Stollen Sonch Daniel und den höher gelegenen Sonch Laurencius. Ersterer dient als Einstieg zur Stollenbesichtigung und hat eine Länge von ca. 25 m. Der zweite ist bedeutend länger und teilt sich sogar auf. Auch originale Werkzeuge und Holzschienen (wo die sog. Stollenhunde liefen) waren zu sehen. Sehr eindrücklich! Nach der Führung suchten wir den von den Bergleuten genutzten, nahe gelegenen Feuerplatz, um Mittagsrast abzuhalten. Valentin zeigte uns mitgebrachtes Anschauungsmaterial (siehe Bilder). Noch immer war der Ausblick zu den umliegenden Gipfeln (Munt Buffalora, Piz Daint) eingetrübt, so dass wir gerne den Rückweg antraten. Im Berggasthaus Buffalora angekommen, schlossen wir einen trotz schlechter Witterung spannenden Tag ab. Ein herzliches Dankeschön dir Valentin für die fachkundige und engagierte Führung!

Fazit:
Trotz trübem Wetter ein spannender Tag mit Einblicken ins harte Bergwerksleben…

Wetterverhältnisse:
Eigentlich Sommer, aber heute halt nass, Temperatur um +12° C, Wind ca. 6 km/h aus NW

Ausrüstung:
Wanderausrüstung (Regenschutz!), Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 5. Juli 2022
Schwierigkeit: T2
Strecke: 7.2 km, Parkplatz P10 Buffalora, Berggasthaus und Haltestelle (1967 m) – Alp Buffalora (2032 m) – Buffalora P.2195 – Minieras da fiern (ca. 2310 m) – ab P.2195 Abstieg wie Aufstieg – Berggasthaus Buffalora Aufstieg: ca. 420 m
Abstieg: ca. -420 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 30 Min.
Tageszeit: 09:25 bis 14:25 Uhr

Bikeausfahrt über den Pass da Costainas nach S-charl und zurück

Unseren Standort Fuldera verliessen wir am nördlichen Ortsrand und Richtung Fuldera Daint. Leicht erhöht über den Il Rom fuhren wir vorerst flach durch die schöne Gegend Palüds Cotschnas. Bei Orasom Tschierv entlang der Ofenpassstrasse, verliessen wir diese bei Curtin da Plaz, um bei Chastras oberhalb Schucais auf der im Winter als Schlittelweg genutzten Naturstrasse nach Lü hoch zu fahren. Am Waldrand (God Nair) gleich unterhalb des Wildbienenhauses von Renata Bott trafen wir auf wunderschöne Feuerlilien. Die Weiterfahrt wurde nun etwas steiler, angenehm durch den Wald, kurz vor Lü dann die Hochebene Palü Platta, wo die Sternwarte steht und gerade Heuet war. Vor uns leuchtete in ca. 16 km Entfernung der prächtige Eiskoloss Ortler. Nach Erreichen des westlichen Dorfrandes von anderte die Fahrrichtung, und wir fuhren auf der Senda da l’uors (Bärenpfad) angenehm ansteigend zur Alp Champatsch, wo uns friedliche Mutterkühe begrüssten. Kurz vor den Alpgebäuden verliessen wir die Naturstrasse nach rechts in Richtung O. Erst über einen Wiesenpfad näherten wir uns der Aua da Laider. Vor uns nun die von unseren Winter- und Sommerwanderungen vertraute Steilstufe Serrà – hundert Höhenmeter, die es in sich hatten. Unter dem Motto, besser kontrolliert abzusteigen als unkontrolliert runterzufallen, kapitulierten wir in etwa der Hälfte des sehr steilen und holprigen Aufstiegs – Schiebehilfe sei Dank, gelang das gut, nur halt etwas langsamer. Oben bei der kleinen Hütte auf etwa 2230 m.ü.M. angekommen, eine kurze Trinkpause. Wenige hundert Meter später hatten wir die heute maximale Höhe erreicht, Pass da Costainas. Nun öffnete sich der Blick ins Tälchen der Clemgia, vor uns der mächtige Piz Murtera. Auf nunmehr schmalem Singletrail begegneten wir einer jungen Kreuzotter, welche gerade ins Gras schlich. Nach kurzerer Abfahrt erreichten wir die 120 m tiefer liegende Alp Astras Tamangur Dadaint, wo die Alpwirtschaft geöffnet war und sich einige Wanderer und Biker verpflegten. Auf dem Alpsträsschen rollten wir vorsichtig an weidenden Tieren vorbei, links der Piz Vallatscha und der Piz d’Astras, rechts über dem Bach Clemgia der God Tamangur – höchstgelegener Arvenwald Europas. Unterhalb der Alp Praditschöl nun etwas steiler, näherten wir uns der Clemgia und bei P.2019 die Brücke über den rauschenden Bach. Nun folgte die Abfahrt über vier Kilometer und 200 Hm über die unbefestigte Fahrstrasse nach S-charl hinunter. Das kleine, aber schmucke Dorf war gut besucht von Wanderern, Bikern und Postauto-Ausflüglern. Im beschatteten Garten des Gasthauses Crusch Alba genossen wir eine längere Mittagspause. Gestärkt brachen wir auf zur Rückreise, auf bekannter Strecke: 21 km über 1120 Höhenmeter. Unterwegs bis zur Alp Astras Tamangur Dadaint begegneten wir viel Volk, danach wurde es verständlicherweise ruhiger, sogar recht einsam. Über den Pass da Costainas ohne abzusteigen, näherten wir uns wieder der kritischen Steilstufe Serrà, welche wir grösstenteils zu Fuss meisterten – zu gross der Respekt! Alles gut gegangen, dank Bikeschuhen mit guten Profilsohlen. Den zweiten Teil der steilen Strecke wagten wir vorsichtig abfahrend, nach der Brücke über die Aua da Laider die kurzeStrecke über eine Weide, ab Champatsch dann auf der Alpstrasse hinunter nach . Hier wählten wir wieder die Abfahrt über den bereits beschriebenen «Schlittelweg» hinunter nach Tschierv, mit Fotohalt bei den prächtig leuchtenden Feuerlilien. Die Rückfahrt über Orasom Tschierv und Fuldera Daint dann eine gemütliche Angelegenheit – und im Staila angekommen, gabs das verdiente Bierchen🍻.

Fazit:
Nach der gestrigen Anreise ins Val Müstair und dem Genuss der eindrücklichen Uraufführung «In die Zeit gewoben» in der Heuscheune des Klosters St. Johann in Müstair die passende, sonntägliche Einstiegstour.

Wetterverhältnisse:
Hochsommerlich, Schönwetterwolken, ca. 10 bis 19°, Wind 4 km/h NNO

Ausrüstung:
e-Bike, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 3. Juli 2022
Schwierigkeit: WS (gut fahrbar, mit technischen Abschnitten (Wurzeln, Steine, enge Kurven, steile Up- und Downhills), überwiegend Naturstrassen, 3.6 km Singletrails
Strecke: 41 km, Fuldera (1636 m) – Fuldera Daint (1635 m) – Orasom Tschierv (1647 m) – Curtin da Plaz (1660 m) – Chastras (1689 m) – Schlittelweg bis Lü (1916 m) – Lü Daint – Champatsch (P.2093) – Serrà (2199 m) – Pass Costainas (2250 m) – Alp Astras Tamangur Dadaint (2131 m) – Astras Dadora (2122 m) – P.2019 (Brücke über die Clemgia) – P.1993 (Taleingang Alp Plazèr) – P.1962 – Plan San Martaila – P.1913 – Charbunera – S-charl (1808 m) – Rückfahrt auf gleicher Strecke
Aufstieg: ca. 1120 m
Abstieg: ca. -1120 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 55 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 30 Min.
Tageszeit: 09:55 bis 15:50 Uhr

Schneeschuhtour von Bivio über den Stallerberg (2579 m) ins Averstal nach Juf

Bivio, Ausgangsort heute, ist das oberste Dorf der Talschaft Surses (dt. Oberhalbstein). Wie schon im Juni 2018 wollten wir nun im Winter ins Averstal laufen – auf Schneeschuhen. Den Aufstieg begannen wir am nördlichen Dorfeingang von Bivio, unmittelbar bei Kinderskilift im Ortsteil Cresta. Im steilen Gelände unterhalb der Felswände des Hausbergs Crap da Radons (2365 m) gewannen wir rasch Höhenmeter und erreichten nach knapp zwei Stunden Plang Tguils auf einer Höhe von 2428 m.ü.M. Ein paar hundert Meter zuvor teilte sich die Spur, und die Skitüreler wandten sich dem Crap da Radons zu. Ab jetzt wurde es sehr einsam – uns sollte es recht sein. Vom Seelein und dem Moor auf Plang Tguils sahen wir natürlich nichts, die kleine Hochebene gefiel uns dennoch. Nachdem wir (vor allem ich Ruedi) den Aufstieg etwas «euphorisch» und direkt angingen, folgte hier die willkommene Erholung. Im relativ flachen Gelände standen uns viele Spuren zur Verfügung; wir hielten uns auf der in Laufrichtung linken (also südlichen) Seite des eingeschneiten Bächleins. Der starke Föhn hielt uns vorerst davon ab, in dieser schönen Landschaft zu pausieren. Erst auf etwa 2480 m.ü.M. nutzten wir eine windgeschützte Stelle, um zu rasten (stehend versteht sich…). Jetzt noch knapp hundert Höhenmeter bis zum Stallerberg – kein Berg, eher ein Übergang. Die Strecke bis dorthin war ganz besonders spannend: enge Stellen waren zu durchlaufen, mit Wächten umsäumt, und durch diese «Tälchen» pfiff der Föhn besonders heftig, Spuren war kaum zu erkennen. Das Zwischenziel war aber klar zu sehen, so dass keine Orientierungsprobleme bestanden – allerdings könnte sich dies bei schlechter Sicht bestimmt ändern. Den heute höchsten Punkt erreichten wir bei 2479 m.ü.M. (nach früherer Vermessung noch 2481 m). Für eine Trinkpause wandten wir uns gegen O, den Wind im Rücken, dafür den tollen Blick zum Piz Julier. Zu unserem Erstaunen waren von hier aus keine Tourengänger Uf de Flüe zu sehen; lediglich am nahen Piz Surparè waren Türeler auszumachen. Nun folgte der Abstieg nach Juf hinunter (460 Hm). Das Gelände war total verspurt, der Schnee verharscht, für Skifahrer das reine Knochenbrecher-Vergnügen, für uns Schneeschühler weniger dramatisch. Auf der Suche nach einer eindeutigen Spur wählten mehr oder weniger die Direttissima im stark zerpflügten und unübersichtlichen Gelände. Kurz vor dem Treiábach wagten wir nicht, dieses steile, teils ausgeaperte und mit Felsen durchsetztes Gelände zu queren. Stattdessen wählten wir die «Abfahrt» durch eine steile Mulde, die am südöstlichen Dorfende von Juf auslief. Alles gut gegangen – und eine schöne Tour endete wo? Im Hotel Avers im Weiler Juppa, wo wir die leidenschaftliche Gastfreundschaft von Barbara und Hansueli und ihrem tollen Team erleben durften – wir kommen wieder!

Übrigens: mit 1960 m ü. M. ist Avers die höchstgelegene politische Gemeinde der Schweiz. Der zum Avers gehörende Weiler Juf gilt mit 2126 m ü. M. als höchstgelegene ganzjährig bewohnte Siedlung in Europa. Das ganze Obertal ab Cresta liegt über der Waldgrenze. Durchflossen wird das Tal vom Averser Rhein.

Fazit:
Eine sehr lohnende und einsame Tour; ab Plang Tguils sind wir keinen Tourengängern begegnet. Schönwetter wie heute Bedingung, bei schlechter Sicht ist die Tour nicht zu empfehlen!

Wetterverhältnisse:
Wolkenlos, Sicht etwas diesig (Saharastaub?), Temperatur beim Start -3.3° (gefühlte Temperatur -8.3°). Komfortable Schneeverhältnisse auf der gesamten Strecke (Pulver/Hart gut tragend, teilweise überfroren und verweht), Wind SSW (17 km/Std., Böen bis 30 km/Std.).

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS/Sonde/Schaufel, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 1, gering

Parameter:
Tourdatum: 11. März 2022
Schwierigkeit: WT3
Strecke: 7.63 km: Bivio Cresta (1769 m) – Kinderskilift – Plang Tguils (2428 m) – Stallerberg (2579 m) – P.2505 – Treiábach (P.2333) – Juf (2116 m)
Aufstieg: ca. 900m
Abstieg: ca. -540 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 40 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 15 Min.
Tageszeit: 09:50 bis 14:30 Uhr

Schneeschuh-Tourenwoche 2022 Val Müstair 6|6: Wellness-Runde am Ofenpass

Freitag, 6. und letzter Tourentag:
Für heute, dem Abschlusstag unserer Tourenwoche, war Gemütlichkeit angesagt. Nach der kurzen Fahrt zur Abzweigung Ofenpassstrasse/Minschuns entstiegen wir dem Postauto. Gleich an der Passstrasse der Einstieg zur bereits bestehenden Spur, welche bei Ils Bügls vorbei führte – dort wo sich einst Bär Lumpaz herumtrieb. Heute bekamen wir ihn nicht zu Gesicht. Nach Ils Bügls, nahe an der Kurve der Passstrasse bei P.2021 überquerten wir diese. Severin führte uns auf verschlungenen Pfaden durch unverspurtes, schönstes Gelände. Bald erreichten wir die Plaun dals Bovs, welche wir schon vor vier Tagen durchwanderten. Diesmal überquerten wir die Spur, um in einer Linkskurve in Richtung Passhöhe zu laufen. In einer kleinen Lichtung genossen wir eine Teepause. Bald überquerten wir die Passstrasse erneut, um über das westliche Ende der Plaun dals Bovs den Pass dal Fuorn zu erreichen. Kaum gefordert, aber total erfüllt, stürmten wir das Restorant Süsom Givè – schliesslich war Mittagszeit… Gut genährt machten wir uns auf die Fortsetzung, den Abstieg nordwestlich der Passhöhe. Der Einstieg befindet sich direkt an der Passstrasse und die Route führte wenig steil durch Lärchen-, Fichten-, Föhren- und Arvenwald. Den hier einmal gesichteten Fichtenkreuzschnabel bekamen wir leider nicht zu sehen. Dafür besuchte uns der Bartgeier, dieser hier heimische Riesenvogel (Spannweite 3 m!). Erst zog er ruhige Kreise über unseren Köpfen, dann bemerkte er uns und begann mit kräftigen Flügelschlägen Höhe zu gewinnen – eine tolle Begegnung! Nach dem Abstieg der ca. 180 Hm erreichten wir die wunderbare Ebene bei Buffalora. Severin und Heinz wollten uns nicht schon wieder einen Beizenbesuch zumuten – also mieden wir die direkt zum Berggasthaus Buffalora an der Ofenpassstrasse führende Linie. Das lohnte sich, denn nahe der Nationalparkgrenze hielt sich eine grosse Gams auf, welche unaufgeregt durch den Wald streifte – leider keine Chance, das schöne Tier abzulichten. Jetzt war es Zeit für einen Schlussumtrunk im Berggasthaus.

Danke:

Dem familiären Team des Landgasthofs und Hotel Staila Fuldera danken wir von Herzen. Unseren drei Wanderleitern Heinz, Roland und Severin gehört ebenfalls unser herzliches Dankeschön. Und allen Mitwanderern danken wir für die tolle Kameradschaft – mit euch wars wunderbar!

Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, Temperatur beim Start -9.4°. Ausgezeichnete Schneeverhältnisse auf der gesamten Strecke (geschätzte 70 cm, Pulver), Wind SSO (2 km/Std.).

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS/Sonde/Schaufel, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 1, gering

Parameter:
Tourdatum: 14. Januar 2022
Schwierigkeit: WT1
Hinfahrt: Postauto ab Fuldera Cumün bis Tschierv, spv. Minschuns (Haltestelle)
Rückfahrt: Postauto Buffalora bis Fuldera Cumün
Strecke: 5.5 km: Tschierv, spv. Minschuns (1972 m) – Ils Bügls (2021 m) – Plaun dals Bovs – Pass dal Fuorn/Ofenpass (2149 m) – P.1977 (Buffalora) – Buffalora (1967 m)
Aufstieg: ca. 244 m
Abstieg: ca. -236 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 45 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 30 Min.
Tageszeit: 10:00 bis 14:45 Uhr

Schneeschuh-Tourenwoche 2022 Val Müstair 5|6: Minschuns-Alp Astras-Pass da Costainas-Lü

Donnerstag, 5. Tourentag:
Nach den Gipfeltouren an den Vortagen stand heute eine weniger anstrengende, aber nicht minder attraktive Panoramatour auf dem Programm. Ab Talstation Minschuns im gleichnamigen kleinen Wintersportgebiet durften wir für den Aufstieg bis zur Alp da Munt die präparierte Skipiste nutzen (selbstverständlich immer dem Rand entlang). Am Bergrestaurant Alp da Munt zogen wir heute vorbei, um weiter aufzusteigen bis zum heute höchsten Punkt Fuorcla Funtana da S-charl, welche gleich hinter dem Skilift Vallatscha liegt. Ab hier liefen wir im respektablen Abstand zum steilen und wohl rutschgefährdeten Osthang des Piz Vallatscha-Ausläufers – also etwa 200 m östlich und etwa 30 m über dem Sommerwanderweg durch die Plan Mattun. Verlief der Abstieg zur Alp Astras anfänglich wenig steil, änderte sich das für die letzten 900 m Strecke (mit 160 m Höhenunterschied). Nach dieser «Abfahrt» gönnten wir uns vor dem im Winter verwaisten Alpgebäude der Alp Astras eine Mittagspause (selbstverständlich voll an der Sonne!). Die umliegenden Gipfel, der Blick in Richtung S-charl und zum God Tamangur boten eine wunderschöne Kulisse. Nach der ausgiebigen Rast brachen wir südostwärts auf, um durch die wunderbar mäandrierte Landschaft der Clemgia und durch die Legföhren zu wandern. Die ca. 120 m Höhendifferenz bis zum 2.6 km entfernten Pass da Costainas bemerkten die wenigsten – zu abwechslungsreich war diese Strecke. Und die Wildbeobachter unter uns kamen schon wieder auf ihre Rechnung: zur Linken an der Flanke des Piz Murtera tummelten sich Gämsen. Auf dem Pass angelangt, vereinte sich unsere Spur mit derjenigen von vor zwei Tagen (Muntet). Der Rest kann hier in Kurzform beschrieben werden: Steilstufe Serrà, Alp Champatsch, auf der Alpstrasse nach Lü hinunter… übrigens entlang dem Bärenthemenpfad «Süls stizzis dal uors». Nach der Ankunft in genossen wir auf der Terrasse der Pension Hirschen die Gastfreundschaft der Familie Moreira-Glauninger) mit unseren Abschlussdrinks – Prost!

Fazit:
Das in dieser Tourenwoche tolle Wetter hielt und hält unvermindert an…

Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, Temperatur beim Start -17.2°. Ausgezeichnete Schneeverhältnisse auf der gesamten Strecke (geschätzte 80 cm, Pulver, teilweise überfroren), Wind O (4 km/Std.).

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS/Sonde/Schaufel, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:
Laut SLF Stufe 1, gering

Parameter:
Tourdatum: 13. Januar 2022
Schwierigkeit: WT2
Hinfahrt: Postauto ab Fuldera Cumün bis Talstation Minschuns
Rückfahrt: Postauto Lü bis Fuldera Cumün
Strecke: 11.7 km: Talstation Minschuns (ca. 2130 m) – Alp da Munt (2212 m) – Skilift Vallatscha – Fuorcla Funtana da S-charl (2392 m) – Plan Mattun – Alp Astras (2131 m) – Clemgia, Zondra da Tamangur – Pass da Costainas (2250 m) – Serrà (2199 m) – Alp Champatsch (2087 m) – P.2093 – P.1948 – Lü Daint – Lü (1916 m)
Aufstieg: ca. 406 m
Abstieg: ca. -623 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 20 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 05 Min.
Tageszeit: 09:30 bis 14:50 Uhr