Archiv der Kategorie: Spanien

Ruta del Cares – im Herzen der Picos de Europa

Von unserem Standort Camping La Viorna wollten wir unbedingt das angeblich absolute Muss erleben: die Durchquerung der Cares-Schlucht. Weil heute Sonntag war, und weil die Tour als eine der schönsten Wanderungen in Spanien gilt, wählten wir wegen des zu erwartenden «Verkehrsaufkommens» den Start ab Cain (460 m), von Süden her also. Und relativ früh aufzubrechen war eine weitere (richtige) Einschätzung. Die etwa 65 km lange Anfahrt führte ab Potes über zwei Pässe bis auf 1600 m.ü.M. hinauf, und sie dauerte ca. 1.5 Std. Die karge voralpin geprägte Landschaft war sehr beeindruckend. Vor dem Ausgangspunkt in Cain dann einige Schlüsselstellen auf der Fahrstrasse: engste Passagen, bis zu 20% Steigung/Gefälle, kreuzen selten möglich – Prinzip Hoffnung. Und die Parkmöglichkeiten im kleinen Dörfchen Cain sehr abenteuerlich (wenigstens für Wohnmobilisten) – die verlangten vier Euro waren sehr gerechtfertigt. Nach dem Startkafi in einem der vielen Touristen-Cafés der Einstieg in die Schlucht direkt hinter dem letzten Haus des Dorfes. Auf allen Seiten erheben sich senkrechte Wände, was der Sonne die direkte Einstrahlung etwas verwehrt. Wir hatten nicht die Absicht, die gesamte Länge der Schlucht bis Poncebos (12 km hin und so viel zurück, total also 24 km) zu absolvieren – bei ca. 7 km also der Umkehrpunkt. Irgendwann hat man die sich wiederholenden Bilder ohnehin gesehen: steil überhängende Felswände, maximal zwei Meter (manchmal auch weniger) breite Wege, dunkle Tunnels (Kopf einziehen, gell Ruedi!), keine Wegsicherungen, streckenweise geht es hundert Meter Falllinie runter zum tobenden Cares. Von einer besonders Herausforderung zu sprechen wäre dennoch übertrieben, aber Vertigo-geplagte Wanderer haben zu kämpfen. Und Hunde gehören an die Leine, Biker dürfen nicht durch. Viel mehr gibt’s nicht schreiben, lassen wir die Bilder sprechen.

Fazit:
Unsere zweite Wandertour im Nationalpark der Picos de Europa erfüllte unsere Erwartungen trotz der grossartigen Natur nicht ganz. Zu touristisch😒… – hunderte von Wanderern aller Leistungsklassen unterwegs (Ola, ola…). Aus unserer Sicht ist die Tour zwar spektakulär, aber kein Muss.

Wetterverhältnisse:
Sonnig, hohe Bewölkung, windstill, bis 29°.

Hilfsmittel:
Stirnlampe, Stöcke

Parameter:
Tour-Datum: 2. Juni 2019
Schwierigkeit: T1-2
Strecke: ca. 14 km ab Cain und zurück
Höhendifferenz: ca. 250 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 4 Std.Tageszeit: 10:15 bis 14:15 Uhr

Torre de los Horcados Rojos (2503 m) – Picos de Europa

Eigentlich wollten wir auf der Hinfahrt nach Spanien zuerst über den Norden (Kantabrien, Asturien) anreisen. Das dort unstabile Wetter hielt uns davon ab – was für ein Glück! Nach den Tagen in Zentralspanien (Sierra de Gredos) wurde es uns langsam etwas zu heiss, so dass wir in Richtung Norden «flüchteten» mit einem zweitägigen Zwischenhalt in Tordesillas (sehr schönes Camping direkt am Duero). Die Wetterprognosen sagten bestes Wetter voraus für den geplanten Besuch der Picos de Europa. Von den im Sommer in dieser alpinen Berggegend oft auftretenden Fallnebel sollten wir verschont bleiben. In Potes, einem Ort mit ca. 1400 Einwohnern in der autonomen Region Kantabrien und Hauptort der Comarca Liébana – ein ziemlich touristisches «Bergdorf» auf einer Höhe von 293 m. ü M. liegt etwas ausserhalb des Dorfes das genial angelegten Camping La Viorna; von hier geht der Panoramablick zu den Gipfeln der Picos. Passender konnte die Einstimmung auf unsere Tour nicht sein.

Für die 24 km Fahrt auf guter, kurvenreicher Strasse zur Talstation Fuente Dé (1078 m) benötigten wir 25 Minuten. Die Bergfahrt hoch zur Bergstation El Cable (1853) dauerte 4 Minuten; die Bahn (eine Konstruktion ohne Stütze) macht einen soliden Eindruck, transportiert von 10 Uhr bis 18 Uhr viertelstündlich 20 Personen (Berg- und Talfahrt € 17 pro Person). Oben angekommen, verabschiedeten wir uns von den vielen Spaziergängern und strebten sogleich in Richtung Nord. Auf einer Schotterstrasse erreichten wir nach 20 Min. den Übergang Hdna de Covarrobres (1926 m) – hier könnte man weiter laufen zum Chalet Real und zum Ref. Ordiozola. Kurz vor dieser Passhöhe hielten wir links, auf einen breiten, holprigen Pfad bis zur Gabelung La Vueltona (1940 m). Auf diesem Abschnitt faszinieren die zur linken Seite gelegenen glasklaren und grün leuchtenden Lagos de Lloroza. Vor uns in Luftline von 2 km der aus dieser Perspektive unnahbare Gipfel Torre de los Horcados Rojos – kolossal! Können wir den schaffen? Denn ab jetzt wurde es winterlich; der weitere, steiler werdende Aufstieg verlief nun weitgehend über Schnee. Bereits vorhandene Trittspuren wiesen den «Weg», abwechselnd über Schottersteine und Schnee. Orientierung bot auch die schon in der Sonne glitzernde Aluminiumhülle der Cabaña Verónica – einer kleinen Biwakhütte. Auch wenn wir auf dem weichen Schnee kaum einsanken, wären Schneeschuhe keine schlechte Option gewesen, weil das Gelände immer steiler wurde. Ausserdem galt es heikle Passagen in der Nähe von Blocks zu meiden, weil dort üblicherweise hohe Einsink- und folglich Verletzungsgefahr besteht. Unterhalb der Bergflanke des Peña Vieja waren einige steile Schneehänge zu queren. Hier müsste laut Führerliteratur an einem Felsen die Inschrift «Horcados Rojos» zu lesen sein – wohl des Schnees wegen nichts zu erkennen. Die Trinkpause bot uns auch Zeit für eine kurze Besinnung: können wir den Gipfel schaffen? Die Verhältnisse (ab hier durchgehend Schnee und steil) waren ziemlich kräfteraubend. Gut 20 Min. später erreichten wir P.2274 (Abzweigung zu Biwakhütte). Jetzt hatten wir nach rechts zu halten (was uns ein spanisches Bergsteigerpaar bestätigte), wo über eine Trittspur auf einer weiter aufsteilenden Schneehalde nach 15 Min. der Übergang Collado de los Horcados Rojos (2344 m) erreicht war. Jetzt stieg unsere Zuversicht schlagartig an, nicht zuletzt des Ausblickes wegen: dieser erwartete Blick zum berühmten Picu Urriellu (2518 m), und zur Atlantikküste (30 km Luftlinie). Und auf der rechtsliegenden Seite der (von hinten) nicht mehr so unbezwingbar erscheinende Gipfel, dessen Westseite glücklicherweise schneefrei war. Voll motiviert nun der «Angriff» zum 160 m aufragenden Torre, sehr steil und wegen des Schutts rutschig. Zickzack hinauf, nun öfter die Hände einsetzend, erreichten wir eine halbe Stunde später den Gipfel, nach insgesamt 2.5 Std. Laufzeit. Kurz vor dem höchsten Punkt dann noch die Schlüsselstelle, eine leicht nach rechts abdrängende, ausgesetzte Stelle, die wir aber etwas links haltend umgehen konnten. Und dann dieses Gipfelglück! Ein Panorama der Sonderklasse – befanden wir uns tatsächlich in Spanien?? Trotz windstiller Verhältnisse machten wir uns nach diesem Gipfelgenuss bald auf den Abstieg. Auf dem Collado de los Horcados Rojos dann die verdiente Verpflegungspause. Hier faszinierte vor allem nochmals der Blick zum Picu Urriellu resp. zum an dessen Fuss stehenden (von hier nicht sichtbaren) Refugio de Urriellu. Von dieser Seite sahen wir zwei Berggänger aufsteigen; auch kein einfaches Unterfangen. Nach der Rast die «Abfahrt» über den steilen Schneehang hinunter zum P.2274. Den Besuch des Biwaks sparten wir uns (hin und zurück 30 Min.), dort gibt es ohnehin keine Wirtschaft. Im weiteren Abstieg folgten die bereits vertrauten Traversen über die (eventuell) rutschgefährdeten steilen Schneehalden, nun etwas einfacher, weil eben absteigend. Immer wieder drehten wir uns um und bestaunten «unseren» Gipfel – nicht ohne Stolz. Endlich war die Gabelung La Vueltona wieder erreicht. Ab hier nun schneefrei weiter, die schönen Seelein oberhalb querend, El Cable anstrebend. Vorbei am Übergang Hdna de Covarrobres war die Bergstation rasch erreicht – gerade rechtzeitig zur unmittelbaren Talfahrt um 17 Uhr.

Fazit:
Fast schon eine Hochtour war das heute, jedenfalls mit sehr alpinem Charakter, im Nationalpark Picos de Europa im Norden Spaniens. Und in Sachen Flüssigkeit eine wichtige Feststellung: mangels Bergbeizen unbedingt ausreichend Nahrung und vor allem Flüssigkeit mitnehmen!

Wetterverhältnisse:
Ein Hochsommertag, kein Wind, bis 33° (!).

Hilfsmittel:
Rother Wanderführer «Picos de Europa», Onlineinfos und Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 31. Mai 2019
Schwierigkeit: T3-4, I-II, L (leichte Hochtour)
Strecke: 11.4 km,
Aufstieg: ca. 740 m
Abstieg: ca. -740 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 4 Std.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 5 Std., 50 Min.
Tageszeit: 11:00 bis 16:50 Uhr

Nationalpark Monfragüe – Flugschau in der Extremadura

Von unserem Standort Camping Monfragüe via Besucherzentrum Villareal de San Carlos dauert die Fahrt über die ca. 14 km 15 Minuten. Am Vorabend besuchten wir das aufwendig gebaute Informationszentrum in unmittelbarer Nähe unseres Campingplatzes – so hatten wir eine Ahnung über das, was uns erwartete: der Nationalpark Monfragüe verfügt mit über 200 Paaren über die grösste Mönchsgeierkolonie der Welt, mit mehr als 10 Paaren über den weltweit grössten Kaiseradlerbestand und ist eins der wenigen Habitate, in dem der vom Aussterben bedrohte Pardelluchs zu finden ist. Das Parkgebiet an der Mündung des Tiétar in den Tajo ist ca. 181 km² gross und liegt 220 bis 750 m über dem Meeresspiegel. Die vorherrschenden Gesteine im Gebiet des Nationalparks sind Quarzit und Schiefer. Es gibt viele markierte Wanderrouten; wir entscheiden uns für die (hoffentlich) aussichtsreichste, vom Rio Tajo zur Ruine des Castillo de Monfragüe. Unsere Einschätzung, dass heute Montag wenige Besuch unterwegs sein werden, traf zu. Der Aufstieg begann direkt beim südlichen Ende der Brücke über den Rio Tajo. Gut, dass der Aufstieg durch den Eichenwald führt, schliesslich starteten wir erst um 11:15 Uhr. Schon im Aufstieg gingen unsere Blicke gen Himmel, weil ab und zu Schatten der grossen Greifvögel unsere Aufmerksamkeit forderten. Selbstverständlich lohnt sich auch der Ausblicke nach allen Seiten auf die spektakuläre Landschaft, dominiert vom Rio Tajo. Nach 55 Minuten war die Ruine des Castillo erreicht. Was sich jetzt über unseren Köpfen abspielte, war eine Flugschau der Sonderklasse (siehe Bilder) – so etwas hatten wir noch nie erlebt! Die «Gipfelrast» geriet zur Nebensache – der dauernde Ausguck faszinierte. Für den Abstieg wählten wir die Strecke zum Rio Tajo hinunter und zum Felszacken namens Salto del Gitano. Von hier bietet sich der Blick zum Canchos de las Buitteras. Dort hausen viele der grossen Vögel, und es herrschte intensiver Flugverkehr an den Horsten und über den Graten. Die Reststrecke zum Ausgangsort verlief weitgehend im Schatten der Eichen und Sträucher, entlang dem Rio, der eher wenig Wasser führte. Am Streckenende beim Picnic-Platz dann noch eine Überraschung: ein nicht gerade scheues Reh erwartete (vergebens – wir waren vernünftig…).

Fazit:
Unsere dritte Wandertour (eher Ausflug als Wanderung), diesmal in der Extremadura, überbot unsere Erwartungen – welche grossartige Natur!

Wetterverhältnisse:
Ein heisser Frühsommertag, windstill, bis 34°.

Hilfsmittel:
Onlineinfos und Prospektmaterial, GPS-Maschine, Feldstecher und Kameras mit Teleobjektiven mittlerer Brennweiten.

Parameter:
Tour-Datum: 27. Mai 2019
Schwierigkeit: T1-2
Strecke: 8.7 km, Parkplatz bei der Brücke über den Rio Tajo – Castillo de Monfragüe
Aufstieg: ca. 250 m
Abstieg: ca. -290 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 2 Std. 30 Min.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 3 Std. 15 Min.
Tageszeit: 11:15 bis 14:30 Uhr

El Torozo (2021 m) – Sierra de Gredos

Nach der gestrigen Tour war heute etwas einfacheres angesagt. Der Torozo ist ein ideales Ziel für eine «Wellnesstour». Nach einer kurzen Fahrt (ca. 25 km) ab Hoyos del Espino, dem schönen Bergdorf im Herzen der Sierra de Grados, wo wir eine zweite Nacht verbrachten, erreichten wir kurz vor 12 Uhr den Parkplatz auf dem Pass Puerto del Pico (1391 m). Der massige Torozo erhebt sich direkt über dem Pass, und er beherrscht mit seinen schroffen Südabstürzen den Barranco de las Cincos Villas. Der Aufstieg beginnt gleich hinter dem Pass-Restaurant. Moderat und in ziemlich direkter Linie ansteigend, war die verschlossene Hütte Refugio de la Majada del Tío Manteca in zwanzig Minuten erreicht. An diesem links haltend vorbei bis zu einem Punkt, wo es rechts direkt ins kleine Klettergebiet La Albujea ginge. Wir blieben auf dem gut markierten Pfad PR-AV 37, der uns nach einigen Serpentinen vorbei führt an der hinter einem Felsen etwas versteckten Quelle Fuente del Cerro Pedrique. Bald erreichten wir eine Schulter an der Nordabdachung des Torozo-Massivs. Hier werden wir im Direktabstieg einmünden. Wir zogen weiter, leicht ansteigend auf gut einsehbarem Pfad. Vorbei an einer weiteren Quelle (Fuente de las Balesas) querten wir die gesamte Nordflanke oberhalb des unter uns liegenden Taleinschnitts Arroyo de la Hoya del Gallego. Anschliessend in einem weiten Bogen über Weiden vorbei an einer Steinhütte (Refugio de los Cervunales) zum östlich des Gipfels gelegenen Sattel Collado del Risco (1935 m). Kurz vor dem Sattel orientierten wir uns westlich in Richtung Gipfel; der Weg dorthin ist mit Steinmännern jeder Grösse gut markiert. Nach wenigen Minuten standen wir auf dem Torozo (Vermessungssäule). Das 360°-Panorama ist beeindruckend. Nur der starke Nordwind vertreibt uns bald an eine windgeschützte Stelle, wo wir trotz allem eine Rast einlegen und die Aussicht geniessen können.

Im Sinne einer Überschreitung stiegen wir in Richtung W ab, vorbei am Gipfel Alto de los Monteses (1956 m). Von Kletterern wird er auch «Torozo Nordgipfel» genannt. Der wäre wohl für uns machbar (T4, II), aber nicht bei diesem Wind. Von Steinmännern geführt, liefen wir also auf anfänglich undeutlichem Pfad zum Aufstiegspfad hinunter. Unterwegs jagte uns ein uns fast überfliegender Steinbock einen ziemlichen Schrecken ein – wie aus dem Nichts sprang er geschätzte 15 m, um sofort zu verschwinden. Kein Bild, leider, da die Natur viel schneller war als die Technik😊. Über einige Serpentinen erreichten wir schliesslich wieder das verschlossene Refugio de la Majada del Tío Manteca, und einige Höhenmeter weiter unten die Passhöhe Puerto del Pico, wo auf dem Parkplatz unser WoMo («Erbsli») wartete.

Fazit:
Eine wiederum eindrückliche, im Vergleich zur gestrigen deutlich weniger anspruchsvollen Tour. Auf der gesamten Tour sind wir keinen Berggängern begegnet, einsamer kann man nicht wandern.

Wetterverhältnisse:
Wiederum ein sonniger Frühsommertag, anfänglich hohe Bewölkung, im Tagesverlauf Sonne pur, ab ca. 1700 m. ü. M. starker Wind bis 30 km/h, 20 bis 25° (auf dem Gipfel an der Sonne gemessen!).

Hilfsmittel:
Rother Wanderführer «Sierra de Gredos», Online-Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 23. Mai 2019
Schwierigkeit: T2-3
Strecke: 9.2 km,
Aufstieg: ca. 660 m
Abstieg: ca. -640 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 3 Std. 20 Min.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 4 Std. 40 Min.
Tageszeit: 11:50 bis 16:30 Uhr

Auf den Morezón (2389 m) – Sierra de Gredos

Nach einer kurzen Fahrt (12 km, 300 m Höhendifferenz) Hoyos del Espino, dem schönen Bergdorf im Herzen der Sierra de Grados, wo wir die Nacht verbrachten, erreichten wir kurz nach 11 Uhr den grossen, fast leeren, Wander-Parkplatz Plataforma de Gredos. Ein nettes Berner Paar begrüsste uns; sie wollten zur Laguna Grande resp. zum Refugio Elola laufen. Der erste Abschnitt zwischen der Plataforma und dem Übergang Puerto de Candeleda verlief erst über einen breiten gepflasterten Weg, ab etwa 2 km dann auf gut erkennbaren Trampelpfaden weiter über schöne Alpen. Zur linken der Gipfel La Mira (2343 m), zur rechten die Matten, auf welchen die Strecke in Richtung Laguna Grande verläuft. Wir strebten im Tal entlang dem Bach Garganta de Prado Puerto dem Puerto de Candeleda zu, welcher nach ca. 1 ¼ Std. erreicht war. Hier öffnete sich der Blick nach Süden ins Valle del Tiétar und weiter bis in die Extremadura hinein. Nach kurzer Rast beim grossen Steinmann weiter in Richtung W, um auf dem Kamm die Ruine des Refugio del Rey (ursprünglich eine Jagdhütte des Alfonso XIII) anzustreben. Fleissige Wegmacher befreiten grade den Gratweg von den stark wuchernden Ginsterbüschen («Muchos gracias» – ja soviel spanisch konnten wir…). Beim Refugio del Rey angelangt, dann wenige Meter vor uns eine grosse Steinbock-Gruppe, die sich überhaupt nicht stören liess – ein toller Anblick und jede Menge Zeit, die fotogenen Tiere abzulichten. War der Aufstieg bis hierhin gemütlich, wurde es nun etwas fordernder – steiles, steiniges Gelände. Kurz vor der Navasomera, einer Mulde unterhalb des Gipfelaufbaus, zeigte sich dann auch der Morezón, unser Gipfelziel. Doch erst galt unsere Aufmerksamkeit einer in den Blocks gut getarnten, aber unbeeindruckt posierenden Gruppe von Steingeissen und Steinböcken. Danach war die Mulde zu queren – weglos und ohne Markierungen. Dennoch war der Einstieg zum Aufstieg gut zu erkennen, Steinmännern sei Dank. Erst wichen wir einigen Schneefelder aus, um etwas nördlich des Gipfels den Grat bei ca. 2300 m. ü. M. zu erreichen – steil, aber ohne Kletterei. Hier kam so etwas wie Hochtouren-Feeling auf. Auf der Strecke bis zum ca. 250 m südlich stehenden Gipfel stellten sich uns mehr oder weniger grosse Blocks in den Weg, so dass ab und zu der Einsatz der Hände nötig war – herrlich! Kurz vor dem Gipfel dann wiederum Tiere – diesmal junge Steingeissen unter Aufsicht ihrer Mütter. Auf dem Gipfel, den wir nach 2 ½ Std. erreichten, waren wie beiden Kreuze weg, die Stangen standen noch. Welch formidabler Panoramablick. 430 m tiefer die Laguna Grande mit dem Refugio Elola, darüber das noch winterliche Massiv des imposanten Almanzor (2592 m). Nebst einem spanischen Paar waren wir die einzigen Gipfelstürmer – also Platz genug für eine richtig ausgiebige, aber ziemlich unruhige(!) Gipfelrast. Eine besonders zutrauliche Steingeiss «belästigte» uns dauernd, wohl hoffend, dass für sie auch was übrig bleibe…

Der Abstieg dann auf Grat-Route zurück, vorbei am Gipfel Altos del Morezón (2366 m) bis zum Punkt, wo wir von der Navasomera aufgestiegen waren. Hier hatten wir die Absicht die Höhe haltend weiter nach N zu laufen, um dann links haltend den Aussichtspunkt Mirador de la Peña del Rayo zu erreichen – dort wo auch der Weg von der Laguna Grande herkommt. Mangels Markierung haben wir den Abbiegepunkt verpasst; erst als wir uns in den Ginsterbüschen verirrt hatten, mussten wir kapitulieren. Mittlerweile hatten wir über eine Stunde umhergeirrt, und es war auch schon um 17 Uhr – biwakieren war nicht die Idee. Ausserdem war dieser Verhauer ziemlich kräftezehrend, und geschundene Unterschenkel waren das Resultat. Also Umkehr bis zum vermuteten Wegpunkt im Sattel, und dann der Abstieg nach SO in Richtung Refugio del Rey. Die Abstiegsstrecke über die Trocha Real (im Jahre 1915 angelegter Pfad als Zugang zum königlichen Jagdgebiet) ist eine Attraktion sondergleichen. Kaum erreichten wir wieder grasiges Gelände, folgte die nächste Attraktion: bei der Verzweigung zum Refugio del Rey lagerten um die vierzig Steinböcke. Völlig unbeeindruckt liessen sie bis auf wenige Meter Nähe zu. So etwas hatten wir nicht erwartet! Die Sonne im Rücken, genossen wir den letzten Streckenabschnitt vorbei am oberhalb der Plataforma stehenden Refugio de Reguero Llano. Um 18:15 zurück beim Wander-Parkplatz, waren wir froh und glücklich über einen so eindrücklichen Wandertag in der Sierra de Gredos. Nach der kurzen Rückfahrt erwartete uns anstelle des nicht gerade einladenden Campingplatzes bei Hoyos del Espino ein Zimmer im Hotel Milano Real, mit allem Drum und Dran.

Fazit:
Unsere erste Bergtour in Spanien, sehr eindrückliche Natur im Herzen der Sierra de Gredos, wo sich die höchsten Erhebungen Zentralspaniens befinden. Und weil die Sierra ein geschützter Naturpark ist, leben hier besonders viele Tiere wie zum Beispiel der eindrückliche iberische Steinbock Capra montés. Auf der gesamten Tour haben wir bestimmt gegen hundert Tiere gesehen!

Wetterverhältnisse:
Ein sonniger Frühsommertag, kaum Wind, bis 24° (auf dem Gipfel an der Sonne gemessen!).

Hilfsmittel:
Rother Wanderführer «Sierra de Gredos», Online-Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 22. Mai 2019
Schwierigkeit: T4
Strecke: 13.3 km, Plataforma de Gredos (1780 m) – Puerto de Candeleda (2009 m) – Refugio del Rey (2190 m) – Morezón (2389 m) – Altos del Morezón (2366 m) – Trocha Real – Plataforma de Gredos
Aufstieg: ca. 710 m
Abstieg: ca. -700 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 4 Std. 40 Min.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 7 Std. (inkl. 2 km/1 Std. Irrlauf im Ginster-Urwald)
Tageszeit: 11:15 bis 18:15 Uhr