Archiv der Kategorie: Wanderung T1-T2

Schneeschuh-Tourenwoche 2023 Val Müstair 1|6: Bärenthemenpfad Fuldera – Sta. Maria

Vorwort:
Wie schon in den Vorjahren stand die Januar-Tourenwoche im Val Müstair bevor. Wie immer liessen Unterkunft und Verpflegung im Landgasthof und Hotel Staila Fuldera keine Wünsche offen. Und für das Wochenprogramm mit fünf geführten Tagestouren war einigermassen gutes Winterwetter zu erwarten. Und endlich Winter! Pünktlich hat es etwas Neuschnee gegeben, im Tal ca. 30 cm, allerdings verbunden mit erheblicher Lawinengefahr, so dass die ganz hohen Gipfelziele nicht zu erreichen waren. Auch wenn die Schneelage nicht die Werte der Vorjahre erreichte, sorgten wenigstens die Temperaturen knapp unter der Nullgradgrenze für gute Aussichten. Wir reisten einen Tag früher an, um uns etwas anzugewöhnen.

Heute Sonntag unternahmen wir eine kurze und leichte Einlauftour – ohne Schneeschuhe, wegen der knappen Schneelage und der Vereisungen aber mit Grödeln ausgestattet. Der gespurte und gut markierte Bärenthemenpfad bot sich geradezu an. Nach dem Einstieg, gleich am südöstlichen Ortsende von Fuldera, liefen wir nahe dem Waldrand bis zur Brücke über die Aua da las Fruos-cha. Nach diesem leichten Anstieg war der heute höchstgelegene Punkt (1656 m) erreicht im Val da l’Archa Gronda. Nun öffnete sich der Blick nach Valchava und weiter ins untere Val Müstair. Der Trail führte direkt am Kalkofen (Chalchera a Valchava) vorbei. Anschliessend der leichte Anstieg bis ins Tälchen Bos-chetta und die Überquerung der Aua da Vau. Jetzt folgte ein Abschnitt durch den lichten Wald über den Fitnessparcour. Kurz vor Döss da las Levras der leichte Aufstieg auf dem Schutzdamm Val Quanas. Mittlerweile setzte der erwartete leichte Schneefall ein. Nach dem Abstieg zur Brücke über die Muranzina, und wenig später vorbei am geschlossenen Campingplatz Pè da Munt erreichten wir oberhalb Sta. Maria Val Müstair die Umbrail-Passstrasse (Wintersperre). Zur Ortsmitte hinunter waren es noch fünfhundert Meter. An der Haltestelle in Cumün endete unser «Spaziergang» und nach kurzer Wartezeit bestiegen wir das Postauto, welches uns in zehn Minuten bequem nach Fuldera zurückbrachte.

Zurück im Hotel blieb ausreichend Zeit für eine Teepause und die Begrüssung der laufend eintreffenden weiteren TeilnehmerInnen. Anschliessend und als Vorbereitung auf die kommenden Tourentage wurden wir – unter Leitung unserer initiativen Guides Heinz, Roland und Severin – im Rahmen einer sorgfältig vorbereiteten Übung mit der Handhabung unserer LVS-Geräte, Sonden und Schaufeln vertraut gemacht.

Fazit:
Kurze «Aufwärmtour» durch eine wunderbare Landschaft über den Bärenthemenpfad («Süls stizzis dal uors»), anschliessend ausgezeichnet inszenierte LVS-Übung in der Gruppe.

Wetterverhältnisse:
Bedeckt, leichtes Schneetreiben, Temperatur beim Start 0°. Kritische Schneeverhältnisse auf der gesamten Strecke (wenige cm, meist stark vereiste Unterlage, ohne Grödel schwierig zu bewältigen), Wind ONO (2 km/Std.), Pfad gut markiert und gespurt.

Ausrüstung:
Wanderschuhe mit montierten Grödeln, Stöcke, Kartenmaterial/GPS

Lawinensituation:

Laut SLF >2400 m.ü.M. Gefahrenstufe Erheblich 3-, darunter etwa 1 Stufe weniger

Parameter:

Tourdatum: 8. Januar 2022
Schwierigkeit: T1-2
Strecke: 6.1 km, Fuldera (1636 m) – Majarias (P.1646) – Val da l’Archa Gronda (P.1656) – Pravalchava – Chalchera (1443 m) – Multa – Bos-chetta – Aua da Vau (1485 m) – Döss da las Levras (1485 m) – Camping Pè da Munt (1431 m) – Via d’Umbrail (P.1426) – Sta. Maria Val Müstair (1376 m) Rückfahrt: Postauto ab Sta. Maria Val Müstair, Haltestelle Cumün Aufstieg: ca. 137 m
Abstieg: ca. -402 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 2 Std. 20 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 1 Std. 45 Min.
Tageszeit: 11:00 bis 13:20 Uhr

Tanzbodenalp (1443 m) – Frühlingswanderung am Neujahrstag

Erst einmal allen Besuchern unserer Website „e güets Nöis!“, verbunden mit der Hoffnung, dass es besser wird…

Der Winter hatte vor ein paar Tagen ein kurzes Gastspiel, die zehn Zentimeter Weiss leider längst weggeschmolzen. Frühlingshafte Verhältnisse also auf dem auch heute vielbegangenen Weg hoch zur Tanzbodenalp. Diese Halbtagestour lohnt sich immer, vor allem nach einem exzellenten Silvesterabend, den wir mit Susanne und Richi erlebten. Unter dem Motto „geteiltes Leid ist halbes Leid“ schlossen sich unsere langjährigen Wanderfreunde spontan an. Zur Belohnung dann natürlich der Besuch in der gemütlichen Alpwirtschaft, welche seit kurzem von einem neuen Team, Stöff und Michaela, geführt wird.

Nach der kurzen Anfahrt über Gommiswald und Rieden starteten wir ab Parkplatz Bachmannsberg/Müselen. Für den Aufstieg wählten wir, wie fast immer, den steilen Direktaufstieg über den Hang hoch bis zur (geöffneten) Stockhütte (Skiclub Rieden). Ziemlich schweisstreibend! Weiter auf der Normalroute hoch zur Chüebodenegg. Ab dem Verzweiger dann in einer halben Runde entlang dem nicht sehr ausgeprägten Grat und vorbei an einigen Donnerlöchern hoch zur fünfzig Meter höherliegenden Tanzbodenalp. Unterwegs wurde die Sicht frei zum Säntis und zu den aufgereihten Churfirsten – wunderschön! Nach dem Genuss der Aussicht zum Alpstein und ins Toggenburg hinunter rein in die, wie erwartet, gut besetzte Stube. Nach der leckeren Mittagsverpflegung folgte der Bussgang hoch zum Gipfelkreuz und zur schön gelegenen und neu renovierten Tanzbodenhütte des SAC-Sektion Pfannenstiel. Der Abstieg dann auf der bekannten Aufstiegsroute, immer voll an der Sonne. Unterhalb Stock entschieden wir den kurzen Umweg über den obersten Parkplatz (P.1126) und auf der Fahrstrasse zum Cholwald zu laufen. So umgingen wir drohenden Rutschpartien im steilen Hang und genossen erst noch die Nachmittagssonne.

Fazit:
Eine gemütliche Kurzwanderung, ideal, um die Folgen der Schlemmereien etwas zu „verarbeiten“…

Wetterverhältnisse:
Schneefrei, frühlingshaft, sonnig, gute Fernsicht, wenig Wind aus SO, Temperatur bei ca. 12° (gefühlt sommerliche 20°)

Ausrüstung:
Normalwanderausrüstung Parameter:
Tour-Datum: 01.01.2023
Schwierigkeit: T1-T2
Strecke: 8 km, Aufstieg ab Parkplatz Bachmannsberg/Müselen oberhalb Rieden SG ( 959 m) – P.1086 – Stockhütte (P.1188) – Chüebodenegg (1402 m) – Tanzboden (1443 m) – Abstieg ungefähr wie Aufstieg, ab Stock über P.1126 (oberster Parkplatz) – P.1086 – Cholwald (P.1013) – Müslenen
Aufstieg: ca. 490 m
Abstieg: ca. -490 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 15 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen 2 Std. 30 Min.
Tageszeit: 11:35 bis 15:50 Uhr

Am Fuss des Alpsteins: Schwägalp – Lehmen – Leuenfall – Weissbad

Wer heute Sonn(en)tag die Sonne sehen wollte, musste sich über der Nebelgrenze von ca. 1000 m.ü.M. bewegen. Das fiel uns leicht, der Alpstein liegt ja in der Nachbarschaft. Nach einer knappen Stunde Fahrzeit erreichten wir Urnäsch, wo wir zusammen mit einer Menge Wanderlustiger das Postauto zur Schwägalp bestiegen. Ausserhalb des Dorfes bereits an der Sonne, genossen wir die zwanzigminütige Fahrt. Auf der Schwägalp dünnte sich die Schar Wanderwilliger aus, nur einzelne wählten die Strecke über Siebenhütten zur Chammhalden-hütte des SAC Säntis, welche auf Siebenhütten grossspurig als «offen» angekündigt war – dort angekommen: keine Fahne, alles dicht. Machte uns nichts aus, wir wanderten weiter über die Potersalp. Von hier ging der (zugegebenermassen etwas eifersüchtige) Blick zum besonnten Kronberggipfel. Nebenbei: unsere Wanderung hätten wir auch dort starten können, aber dem zu erwartenden Volksauflauf dort oben zogen wir die schattenhalb verlaufende Strecke entlang der Nordwand des Alpsteins vor. Der tiefen Temperatur trotzten wir mit entsprechend höheren Schrittkadenz. Bei Dreihütten (es stehen mehr als drei Hütten dort…) hielten wir die Höhe, um in Richtung Schwizerälpli zu wandern, noch immer auf gutem Alpweg. Bei P.1394 vorbei an der Verzweigung, wbw-markiert ginge es über die Nasenlöcherroute zum Öhrlikopf (T5) und weiter zum Säntis. Unterhalb der Felswände tummelten sich Gämsen, an den Altenalptürm resp. auf dem Altenalpsattel turnten Bergwanderer. Wir blieben auf dem Alpweg, um wenig später die Alpgebäude Grossberndli zu erreichen; hier irrten wir und überquerten die Alpstrasse, liefen auf einer ostwärts verlaufenden, holprigen Spur hinunter zum Berndlibach, den wir über ein Brücklein querten. Ein Blick auf die Karte zeigte uns, dass viele Wege nach Lehmen führten. Nach wenigen Metern Aufstieg erreichten wir beim Wegpunkt 1163 eine Alpstrasse, welche uns zur Vordere Leu führte. Im darauffolgenden Kohlhüttenwald erreichten uns die ersten Sonnenstrahlen – was für eine Wohltat. Den zur Linken liegenden Leuenfall konnten wir aufgrund der Steilheit des Geländes nur vermuten. Viel wichtiger war uns vorerst, dass wir nach wenigen Minuten das Waldgasthaus Lehmen erreichten. Nach mittlerweile zweieinhalb Stunden (kurz vor ein Uhr) betraten wir die gemütliche Gaststube. Am Tisch an der Sonne liessen wir es uns während mehr als einer Stunde gut gehen; Chäshörnli mit Südwoscht schmeckten ausgezeichnet, ein Quöllfrisch dazu ebenso – wunderbar gastfreundlich die Bedienung, sehr zu empfehlen! Kurz nach zwei Uhr der Aufbruch, in Richtung Leuenfall – der Besuch dieses Kraftorts war Pflicht. Knapp zehn Minuten bis zum P.926, von wo der Wasserfall schon zu hören und zu sehen war. Einige Meter Aufstieg über bewurzelte Felsstufen, und schon standen wir vor der Stelle, wo der Berndlibach von einem 34 m höher liegenden Felsband herunter donnert – unerwartet eindrücklich. Zurück bei der Verzweigung liefen wir über die Brücke über den Weissbach, dann folgte ein ziemlich steiler Aufstieg, vorbei an einigen Bildstöckli. Östlich der nahe gelegenen Ahornkapelle stiegen wir weiter auf, um unterhalb Unteres Sönderli den Sönderlibach zu überqueren – eine wilde Gegend! Der Weg durch den Helchenwald führte über Lichtungen (Untere Helchen, Unterer Orlehand, Untere Gächten). Sonnenhalb wird dieser Abschnitt genannt – zu Recht, heute halt nur für kurze Zeit: während uns der tolle Ausblick (Ebenalp, Hoher Kasten, Kamor) noch betörte, trieb eine vom Ostwind angetriebene Nebelschwade ins Tälchen des Weissbachs. Fertig Sonnenhalb für heute: ab jetzt boten sich uns stimmungsvolle Nebelbilder. Zwischendurch hellte es für ein paar Sekunden auf, so dass wir die nach Gächten unterhalb stehende Sonnenhalbkapelle zu Gesicht bekamen. Hier könnte man links der geteerten Alpstrasse über einen wenige Meter höher gelegenen WW laufen; wenig reizvoll bei dieser Sicht. Vorbei an Hofstatt/Hinteres Loch erreichten wir Rechböhl bei P.891; ab hier führt ein WW steil und über einige hohe Tritte (80 Hm) ins im Nebel auftauchende Weissbad hinunter. Die halbe Stunde Wartezeit auf den Zug verbrachten wir im geheizten Warteraum, und kurz vor Sonnenuntergang(!) bestiegen wir das rote Zügli der Appenzeller Bahnen, um den Startpunkt Urnäsch bequem zu erreichen.

Fazit:
Eine in der ersten Streckenhälfte im Schatten des Alpsteins verlaufende Wanderung über Alpwege, ab Lehmen spendete die Sonne Wärme, auf dem Weg nach Weissbad (Sonnenhalb!) wieder im Nebel – schön wars allenthalben…

Wetterverhältnisse:
Schatten, Sonne, Nebel (was ein schöner November-Herbst zu bieten hat), Temperaturen im Bereich 2 bis 9°, Wind aus SO bis 20 km/Std.

Ausrüstung:
Wanderschuhe, Kartenmaterial SchweizMobil, GPS

Parameter:
Tourdatum: 13. November 2022

Schwierigkeit: T2
Strecke: 16 km: Schwägalp (1353 m) – Zweigemmer (1325 m) – Siebenhütten (1319 m) – Chammhaldenhütte (1396 m) – Luser (1378 m) – Dreihütten (1341 m) – Schwizerälpli (1394 m) – Grossberndli (1200 m) – Brücklein über den Berndlibach – P.1163 – Vorder Leu – Lehmen (967 m) – P.926 – Leuenfall – P.921 Brücke über den Weissbach – P.1018 – Unteres Sönderli (P.1024) – Untere Helchen (1095 m) – P.1015 – Untere Gächten – Gächten – P.916 (Sonnenhalbkapelle) – Hofstatt/Hinteres Loch P.910 – Rechböhl P.891 – Weissbad Bahnhof (815 m)
Aufstieg: ca. 478 m
Abstieg: ca. -1015 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 10 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 50 Min.
Tageszeit: 10:15 bis 16:25 Uhr

Schächentaler Höhenweg – von Eggberge nach Ratzi

Heute Sonntag wieder einmal eine ÖV-Reise: Bus und SOB bis Flüelen-Talstation Luftseilbahn Flüelen-Eggberge (Reisezeit ca. 1 Std. 50 Min.) – komfortabel und ausreichend Zeit für das Studium der NZZaS. Die Fahrt mit der Luftseilbahn dauert 9 Min. und es werden 1010 Hm zurückgelegt. Die Bergfahrt heute ohne föhnbedingte Einschränkung, von der Talfahrt wurde abgeraten… Übrigens: der Alpenföhn heisst im Gotthardkanton auch «der älteste Urner». Ohne Wartezeit kamen wir an auf Unter-Eggberge, wo wir schnurstraks im direkt neben der Bergstation stehenden, schönen Berggasthaus Eggberge einkehrten – Startkafi musste sein! Etwas nach zehn Uhr starteten wir, dem Föhn vorerst noch ziemlich ausgesetzt. Sowohl der Talblick wie auch der Blick zum Rophaien im Norden und zum Gitschen im Westen sind eindrücklich, auch wenn der Saharastaub heute die Sicht etwas trübte. Auf der Alpstrasse hoch nach Eggberge blieben wir bei P.1632 auf der Strasse; hier könnte man auch direkt aufstiegen zur Hüenderegg (1873 m) und diese überschreiten. In leichtem Auf und Ab durch den Gruonwald erreichten wir nach 3.6 km bereits den idyllisch gelegenen Fleschsee und wenig weiter beim Alpenkiosk den heute höchstgelegenen Punkt (1814 m). Für uns zu früh für eine Einkehr; der Kiosk (mit Zelt) ist überdies wenig einladend. Hier oben wurde der Blick frei zu den alpinen Gipfeln über dem Klausenpass (Schärhörner, Chammlilücke, Chammliberg, Clariden). Das Gelände der Alp Selez breitet sich aus wie eine Arena, bewacht von den markanten Gipfeln, dominiert von Spilauer Stock, Rossstock, Fulen, usw. Auf gut ausgebautem Wanderweg, der am schön gelegenen Alpstubli Selez vorbei und durch die Teilalp führte, passierten wir oberhalb der Bergstation Ruogig um nach O zu drehen, nun auf breiter, unbefestigter Alpstrasse. Der Weg ist sehr gut zu befahren mit Bikes, die uns zahlreich entgegen kamen – wenige mit mürrisch-unfreundlichem Blicken, die meisten freundlich grüssend. Beim Aussichtspunkt Ober Alafund eine verwaiste Bankniederlassung – die Gelegenheit nutzten wir für eine Trink- und Esspause; toll die Talsicht (Bürglen, Schattdorf), der Blick hinüber zum Wängihorn, welches wir am 1. Oktober letzten Jahres bestiegen haben und im Osten die Aussicht zur Alp Mättental und nach Vorder Weissenboden, weiter hinten die bereits erwähnten Alpingipfel am Klausenpass – ein Genuss! Ein paar hundert Meter weiter vorbei an der Alp Mättental, nochmals der Blick hoch zum Rossstock, der heute besucht war. Bei der Siedlung Hinteres Mättental/Vorder Weissenboden beeindruckten einige im modernen Stil gebauten Ferienhäuser; wenig später dann schon wieder eine Tankstelle: das Restaurant Skihaus Edelweiss. Hier oben liegt auch das kleine Skigebiet Biel. Von hier aus wäre auch der Klettersteig Fruttstägä (ZS+) am Hoch Nossen zu erreichen – das überlassen wir gerne den Ambitionierten. Nach einem kurzen, aber steilen Zwischenabstieg (-50 Hm) zum Gangbach hinunter unterqueren wir die Alp Hinter Weissenboden. Hier herrschte viel Gegenverkehr, alle auf zwei Rädern, wenige ohne Motor, und alle keuchten gut hörbar… Auf einer Höhe von +/-1700 m.ü.M. wanderten wir gemütlich – fast schön träumend – über die Gisleralp bis uns bei den Häuschen von Obflüe der «Geschmack» einer frisch gegüllten Obflüewiese in die Realität zurück holte. Wir verliessen die Alpstrasse talseitig nach rechts, um auf gut markiertem WW direkt abzusteigen – steil und gute 200 Hm hinunter bis fast urplötzlich das Berggasthaus und die Bergstation Luftseilbahn Ratzi auftauchten. Auf der besonnten Terrasse genossen wir ein leckeres Abigplättli (1 für 2) und ein Bier (2 für 2). Anschliessend folgte die rassige Talfahrt in der kleinen Kabine der Luftseilbahn Spiringen-Ratzi (6 Min. für 560 Hm bis Spiringen). Wenige Meter unterhalb an der Klausenpassstrasse gelegenen Talstation bestiegen wir nach kurzer Wartezeit den Bus nach Altdorf. Die erholsame Heimfahrt dauerte knappe zweieinhalb Stunden. Bei dieser Gelegenheit wieder einmal unsere grosse Bewunderung für unsere ÖV’s – einfach Klasse, trotz Grossandrang minutengenau, Top-Anschlüsse mit kurzen Umsteigezeiten – wir dürfen im Paradies leben!

Fazit:
Eine relativ anspruchslose Panoramawanderung auf der nach Süden ausgerichteten Schächental-Bergseite, Klasse in jeder Beziehung – und: viele Beizen unterwegs.

Wetterverhältnisse:
Sonnig mit leichter Bewölkung, Sicht gut aber etwas getrübt (Saharastaub), Temperaturen im Bereich 12 bis 14°, Föhn 10 bis 20 km/Std.

Ausrüstung:
Wanderschuhe, Wanderstöcke, Kartenmaterial SchweizMobil, GPS

Parameter:
Tourdatum: 30. Oktober 2022
Schwierigkeit: T2
Strecke: 11.3 km: Bergstation Luftseilbahn Flüelen-Eggberge (1448 m) – Unter-Eggberge (1509 m) – Eggberge (1590 m) – P.1632 – Gruonwald – Fleschsee, Alpenkiosk (1814 m) – Alpstubli Selez – Teilalp (1749 m) – Ruogig – Ober Alafund (1733 m) – Alp Mättental  – Hinteres Mättental (1722 m) – Vorder Weissenboden (1718 m) – P.1664 – Unter Gisleralp P.1694 – Obflüe (1694 m) – Naturfreundehaus Rietlig – Ratzi, Berggasthaus und Bergstation Luftseilbahn Spiringen-Ratzi (1511 m)
Aufstieg: ca. 512 m
Abstieg: ca. -444 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 3 Std. 40 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std.
Tageszeit: 10:15 bis 13:55 Uhr

Vom Necker an die Thur

Wer vom Neckertal ins Toggenburg (oder umgekehrt) reisen will, kennt die Passfahrt von Lichtensteig über die Wasserfluh ins Neckertal. In Luftlinie von einem Kilometer südlich verläuft eine Wanderroute, welche aufgrund der Südausrichtung viel Sonne verspricht und auch schöne Ausblicke zum Säntis und zu den Churfirsten – gutes Wetter vorausgesetzt. Heute stimmte alles! Wir fuhren mit der Bahn von Wattwil durch den Wasserfluhtunnel nach Brunnadern-Neckertal (Fahrzeit 6 Minuten); gut gefüllt der Zug (Olma-Zeit!). Start in Brunnadern kurz nach zehn Uhr. Erst durch die Dorfmitte, dann über die alte Holzbrücke auf die rechtsliegende Seite des Necker, flach weiter auf der Naturstrasse dem Fluss entlang bis zum Reiterhof Siggetschwil, dort erneut über den Necker zum Ortsteil Chrüzweg, wo die Wasserfluhstrasse überquert wird. Gegenüber dem ehemaligen Gasthaus zum Anker begann der Aufstieg über einen vom Morgentau nassen Wiesenpfad hoch zum Waldrand, diesem entlang und wenige Meter später im Wald über die Brücke über ein Bächlein in Richtung Hinteregg. Der Abschnitt ist bestimmt nicht schwierig, aber wegen der rutschigen Unterlage (Steilheit, Laub, Wurzeln, Nässe) etwas tückisch. Kurz vor Hinteregg wurden wir von Ziegen und Schafen begrüsst; auch die Sonne hatte uns wieder. Auf einer Krete bei etwa 840 m.ü.M. angelangt, war es Zeit, sich einer ersten Lage zu entledigen. Ein erster Ausblick zum Alpstein und zu den Churfirsten – die Aussicht sollte uns während der gesamten Wanderung begleiten. Oberhalb des Weilers Homberg lud eine besonders hübsch gelegene Bankniederlassung zum Verweilen ein. Der Weiterweg «stinkte» uns (wörtlich zu verstehen!) – auf der Strecke im Aufstieg bis unterhalb des Schartenbergs war der Kontakt mit frisch gestreutem Stallmist unvermeidlich – Doris’ neue Wanderschuhe, naja… Nach zwei Kehren und einem kurzen Waldstück spazierten wir dem Waldrand entlang zum Waldschwilerberg, wo der WW mitten durch einer Herde gwundriger Galtlige führte. Am Hof Töbeli vorbei, den bewaldeten Köbelisberg umlaufend, änderte die Unterlage vom Pfad zur Alpstrasse – gleichzeitig auch ein Biketrail; trotz Spuren heute keine Spur von Bikern (vermutlich der vielen Kuhfladen und des ausgetreuten Mists wegen😎). Wir hatten keine Hemmungen, denn die angestrebte Bergwirtschaft Köbelisberg war schon in Sichtweite.  Aber Ohalätz, kaum angelangt die Enttäuschung: keine Chancen auf einen der Sitzplätze – alles vollständig besetzt, und von laaaaangen Wartezeiten war die Rede. Für uns kein Problem, das Tagesziel Wattwil war nicht mehr weit. Nah gut, 430 Hm Abstieg waren es schon, und steil auch! Oberhalb des Hofs Webersberg genossen wir an bester Aussichtslage unser eingängiges Verlegensheitsmenü. Auf dem Weiterweg vorbei an schönen Toggenburgerhäuser (Weiler Büel), dann weniger steil und auf geteerter Unterlage bis Rässacker. Ab dort wieder ziemlich steil über Wurzeln und streckenweise über Treppen die Abkürzung nahe dem Dorfbachtobel zum Ortsteil Grindlen hinunter – scheint eine bevorzugte Wohnlage zu sein. Über die Büelstrasse erreichten wir bald Wattwil, welches unter einer dünnen Hochnebeldecke lag. Vorbei an der unansehnlichen Ruine der ehemaligen Konditorei, wo ein Brand am 12. April 2022 leider ein Todesopfer forderte, und das Konditorenehepaar Diggelmann seine Existenz und sein Büsi verloren. Wenige Schritte weiter erholten wir uns vom traurigen Anblick und genossen im Café Abderhalben den verspäteten Lunch. Auf der kurzen Strecke über die Thur und durch die moderne Ortsmitte Wattwils war es schon eine Verzichtsübung, an den vielen Ladengeschäften vorbeizulaufen. Aber wir wollten ja den Stallmist an unseren Schuhen niemandem zumuten – die Endreinigung wartete schon…

Fazit:
Eine einfache Wanderung, fast schon ein längerer Spaziergang in Doris’ Heimat, dem landschaftlich reizvollen Toggenburg.

Wetterverhältnisse:
Bestes Herbstwetter, sonnig, Ankunft Wattwil etwas Hochnebel, aber sonnig, Temperaturen im Bereich 8 bis 14°, schwacher Wind 11 km/Std. WNW.

Ausrüstung:
Wanderschuhe, SchweizMobil, GPS

Parameter:
Tourdatum: 19. Oktober 2022
Schwierigkeit: T1
Strecke: 9.8 km: Brunnadern Bahnhof SOB (655 m) – Holzbrücke über den Necker, Hof Tös – Siggetschwil – Brücke über den Necker, Chrüzweg (666 m) – Hinteregg (822 m) – Spitzkehre kurz vor P.864 – Waldschwilerberg (1036 m) – Töbeli – Bergwirtschaft Köbelisberg (1039 m) – Webersberg – Büel (848 m) – Rässacker – Grindlen P.684 – Büelstrasse – Poststrasse – Wattwil Bahnhof SOB (613 m)
Aufstieg: ca. 494 m
Abstieg: ca. -523 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 3 Std. 25 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 40 Min.
Tageszeit: 10:15 bis 13:40 Uhr

Herbst 2022, Val Müstair 5|5: mit dem Jäger auf die Pirsch

Ein besonderes Erlebnis stand an: eine von der Biosfera Val Müstair angebotene Exkursion. Zusammen mit vier weiteren Gästen trafen wir uns um 07:10 Uhr auf dem Ofenpass. Severin Hohenegger, erfahrener Jäger, den wir bestens kennen, nahm uns heute auf die Pirsch mit. Wir waren gespannt… Bei etwas trüber, aber trockener Witterung, begaben wir uns auf den Jägerpfad, der gleich gegenüber dem Hotel Süsom Givè auf der Passhöhe beginnt. Ruhig und möglichst leise bewegten wir uns langsam vorwärts. Unterwegs zu den hoch über der Passstrasse stehenden Schutzbauten wurde es schmal und leicht ausgesetzt. Aus Richtung Buffalora war das Gebell der Hunde zu hören, welche Jäger auf der Niederjagd begleiteten. Das machte unser Vorhaben schwierig, weil die ganze Umgebung in Aufruhr versetzt war; jedenfalls bekamen wir vorerst keine Anblicke, weder von Hasen noch von anderem Wild. Dafür sichteten wir Vögel, zum Beispiel das Wappentier des Schweizerischen Nationalparks, die Cratschla, wie der Tannenhäher romanisch heisst. Auch der Fichtenkreuzschnabel und Rotkehlchen präsentierten sich auf den obersten Baumwipfeln. Auf dem Boden machten wir dank der kundigen Führung Severins verschiedene Signaturen (Hirsch, Gämse, usw.) aus. Auch Exkremente von Hasen, Gämsen, Füchsen und vermutlich sogar eines Wolfs waren auszumachen. Zu Gesicht bekamen wir vorerst keines dieser Wildtiere. Vorbei an einem gut getarnten Hochsitz erreichten wir im Direktaufstieg den Wanderweg in Richtung Chaschlot. Zunächst galt unsere Aufmerksamkeit den zu querenden Geröllrunsen, wo ein Ausrutscher fatale Folgen hätte. Über uns die bizarren Felsformationen des Munt da la Bescha, vor uns die hügelige Chaschlot am Eingang der nach O verlaufenden Valbella. Wir verliessen den Weg in Richtung Piz Nair, um einen möglichst tiefen Einblick ins Val Nüglia zu haben. Dieses Nationalparkgebiet darf von Menschen nicht betreten werden. Urplötzlich galoppierte Severin in entgegengesetzter Richtung, und wir ihm nach; ein ausgewachsener Hirsch flüchtete aus den Runsen am Munt da la Bescha talwärts und verschwand etwa hundert Hm tiefer im Gebüsch. Eine eindrückliche Begegnung in Distanz von etwa 200 m, alles ging derart rasant, dass der überforderte Kameramann nicht zu reagieren vermochte😁. Mit leicht erhöhtem Puls wendeten wir unsere volle Aufmerksamkeit wieder den Flanken des Piz Nair und dem Val Nüglia zu. Und siehe da: Steinwild (Gämsen Steinböcke) turnten in etwa 900 m Entfernung in den Wildwechseln am Piz Nair. Zu weit weg, um wirklich gute Bilder machen zu können. Severin montierte sein Fernrohr auf ein Stativ, so dass wir uns nahe heranpirschen konnten. Auch im hintersten Val Nüglia tummelten sich Gämsen. Und dann noch die Überraschung in der Luft: ein Bartgeierpaar zog seine Kreise, teilweise in der bewölkten Gipfelregion des Piz Nair. Severin (und wir auch) waren richtig froh, so belohnt zu werden. Nach dieser ausgiebigen Wildbeobachtung zogen wir einige Meter höher in Richtung Valbella, wo Severin bei den Ruinen eines Unterstands viele spannende Utensilien präsentierte und darüber informierte (ein Wolfschädel, Läufe von Murmeltieren und Hasen, usw.). Trotz Kurzweil war es Zeit, den Rückweg anzutreten. Kurz vor den Runsen näherten sich die zwei Bartgeier wieder – diesmal etwas näher über dem Munt la Bescha. Mit solchen Eindrücken machten wir uns auf den Abstieg durch die licht bewaldete, wilde Landschaft. Nach einer halben Stunde die Ankunft am Ofenpass und der Abschied, mit dem herzlichen Weidmanns Dank an Severin für die schliesslich erfolgreiche Pirsch.

Fazit:
Eine von aussergewöhnlich eindrücklichen Ereignissen ausgefüllte Halbtagestour war das!

Wetterverhältnisse:
Anfänglich trübes Herbstwetter, zunehmend mit freundlichen Aufhellungen, trocken, Temperaturen im Bereich 0 bis +8° C, wenig Wind (ca. 3 bis 10 km/h OSO)

Ausrüstung:
Bergwanderschuhe, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 13. Oktober 2022
Schwierigkeit: T2
Strecke: 4.6 km, Mitfahrt zum Pass dal Fuorn/Ofenpass (2149 m) – Einstieg gegenüber gegenüber des Hotels Süsom Givè beim aus Holz geschnitzten Bären, links haltend zum unmarkierten Jägerpfad – ab Schutzbauten weglos hoch zum WW Chaschlot/Valbella – Chaschlot (ca. 2350 bis 2380 m) – Rückweg/Abstieg über den Normalweg zum Ofenpass – Rückfahrt nach Fuldera
Aufstieg: ca. 250 m
Abstieg: ca. -250 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 40 Min. (Wildbeobachtung ist zeitintensiv)
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std.
Tageszeit: 07:15 bis 12:55 Uhr

Herbst 2022, Val Müstair 4|5: Margunet (2328 m)

Heute trafen wir Michael, der wieder einmal im Engadin weilt. Die ursprüngliche Absicht, die lange Tour aus dem Val S-charl durch das Val Mingèr über die Fuorcla Val dal Botsch (2676 m) nach Il Fuorn zu laufen, verwarfen wir wegen der unsicheren Witterung. Stattdessen trafen wir uns beim P6 Il Fuorn für eine Rundwanderung im Nationalpark. Nach dem Startkafi im Hotel Parc Naziunal Il Fuorn begannen wir unsere Tour ennet der Passstrasse; auf den ersten 1.3 km liefen wir durch den God dal Fuorn entlang der Aua dal Fuorn, über die Brücke P.1855 Val Chavagl und wenig später über eine weitere Brücke über die Aua dal Fuorn. Ab dort der leichte Aufstieg zur Ofenpassstrasse. Gegenüber, beim ehemaligen P7, der eigentliche Startpunkt unserer Nationalparkrunde. Der markierte WW führte uns durch den God da Chamuotsch ins Val dal Botsch. Vorbei an einigen interessanten Infotafeln stiegen wir kontinuierlich an, über 3.6 km bis zur Verzweigung bei P.2169. An ungeschützten Stellen leichter Bodenfrost, wunderschöne Geröllhalden, dampfender Wildbach. An der Verzweigung überquerten wir den Wildbach, um in einem kleinen Einschnitt nach O haltend aufzusteigen. Nach einigen Aufstiegsmetern im Schatten erreichten wir bald wieder die Sonne, und das Landschaftsbild änderte total: statt Föhren karge Landschaft («Girlandenrasen» laut Infotafeln). Bald tauchte nördlich der Piz dal Botsch (2851 m) auf; der WW drehte nach S, und nach wenigen Minuten war der Südgipfel des Margunet erreicht. Ein aussichtsreicher Buckel par excellence – und ein mit Pfählen abgegrenzter Rastplatz. Vielleicht ein Dutzend Wanderer bevölkerten den Gipfel. Und einsame Klasse: der freundliche Parkwächter Fadri Bott hatte ein Stativ mit Fernrohr aufgestellt; 9 Steinböcke (darunter der ca. elfjährige Propeller-Bock*, zugewandert vom Munt da la Bescha) waren zu sehen in den Murteras da Val dal Botsch (ca. 600 m Distanz); zum Fotografieren leider zu weit weg… Auch der weitweg fliegende Bartgeier, der nahe des Piz dal Fuorn seine Kreise zog, liess sich nicht ablichten. Nach einer längeren Verpflegungspause unterhielten uns Alpendohlen mit ihren waghalsigen Flugmanövern. Danach machten wir uns auf den Abstieg ins Val da Stabelchod. Bei einer speziell eingerichteten Aussichtskanzel ist die Felshöhle zu erkennen, in der von 1991 bis 2007 insgesamt 26 Bartgeier ausgewildert wurden. Auf dem weiteren Abstieg hielten wir erfolglos Ausschau nach Hirschen und Gämsen. Bald erreichten wir den God Margunet, ein Wald mit vielen alten und auch toten Föhren. Bei der im Gebiet einzigen Hütte Stabelchod dann die Überraschung: die Begegnung mit Elsbeth und Beni aus Grüningen – wie klein die Schweiz doch ist! Nach einer kurzen Trinkpause liefen wir gemeinsam (schwatzend) in Richtung P8 an die Ofenpassstrasse hinunter. Von dort weiter auf dem entlang der Strasse führenden WW zu P7, dann auf dem vom Aufstieg bekannten Weg hinunter zum P6 Il Fuorn. Zum Abschluss der Besuch im Hotel Parc Naziunal Il Fuorn und danach der Abschied. Wir waren uns alle einig: das war eine eindrückliche Runde im Schweizerischen Nationalpark.

*Propeller-Bock ist der selbsterfundene Kosename für das Tier, weil ein Teil seines mächtigen Geweihs (einem Propeller gleich) nach aussen gerichtet ist …

Der Probeller-Bock (Foto Severin H., aufgenommen im Gebiet Munt da la Bescha)

Fazit:
Eine in der zweiten Hälfte nicht ganz einsame, einfache, aber fantastische Rundtour – ein Klassiker, ein Muss für Nationalpark-Besucher. Wichtig: die Wanderwege im Nationalpark dürfen auf keinen Fall verlassen werden, ausserdem gilt striktes Hunde-Verbot.

Wetterverhältnisse:
Mehrheitlich sonniges Herbstwetter mit freundlicher Bewölkung, trocken, Temperaturen im Bereich -2 bis +10° C, wenig Wind (ca. 2 km/h OSO)

Ausrüstung:
Bergwanderschuhe, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 13. Oktober 2022
Schwierigkeit: T2
Strecke: 10.3 km, Postauto bis Il Fuorn P6 (1794 m) – P.1855 Val Chavagl – P.1876 (ehemaliger P7) – God da Chamuotsch – Val dal Botsch – P.2169 (Verzweigung) – Margunet (2328 m) – Val da Stabelchod – Stabelchod P.1957 – P8 (P.1885) – P.1876 (ehemaliger P7) – P.1855 Val Chavagl – Il Fuorn P6 – Postauto nach Fuldera
Aufstieg: ca. 600 m
Abstieg: ca. -580 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 15 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 35 Min.
Tageszeit: 09:45 bis 15:00 Uhr

Herbst 2022, Val Müstair 2|5: Senda Val Müstair, von Lü über die Alp Tabladatsch – Lai da Valpaschun – Terza Sura – Müstair

Für heute wurde uns schönstes Gold-Herbstwetter versprochen – und die Erwartungen wurden erfüllt! Nach der kurzen Fahrt nach entstiegen wir dem Postauto – ein paar weitere Wanderer wollten den Tag ebenfalls nutzen. Bei ungewohnt tiefer Temperatur starteten wir, und bald sollte uns die Sonne aufwärmen. Vorbei an der Kirche verliessen wir das schöne Dorf am südöstlichen Ende, um auf dem Forstweg aufzusteigen in Richtung Urschai. Bei P.2011 eine erste Kehre in Richtung NW und nach etwa 800 m eine weitere Richtungsänderung nach Ost. Wunderbar dieser Panoramaausblick zur gegenüber liegenden Alp Sadra mit dem bereits eingeschneiten Piz Turettas. Und wenige Schritte später König Ortler, welcher sich im Gegensatz zu gestern im besten Licht präsentierte. Bald war die Alp Valmorain und wenige Meter weiter oben die Alp Tabladatsch erreicht. Kurze Trinkpause – und vergebliches Suchen nach einem möglichen Vorbeiflug eines Bartgeiers. Am heute höchsten Punkt angelangt, begann jetzt der Abstieg und die Querung durch vom Lärchengold nur so strotzenden Wald zum Lai da Valpaschun. Auf dem teilweise steilen Abstieg zur Alp Terza Sura hinunter begegnete uns ein sportliches Paar, die MTB’s schiebend. Am Gebäude der Alp vorbei erreichten wir die etwas breitere Alpstrasse, welche von der 150 m höher gelegenen Alp Terza herunterführt. Mit dem Gelände bestens vertraut, wussten wir um das nahende Bergrestaurant Hof Terza. Gerade zur richtigen (Mittags-)Zeit liessen wir uns auf der sonnigen Terrasse nieder – was jetzt kam, kennen unsere Freunde schon, weil wir diesen einmalig aussichtreichen Platz schön öfters beschrieben haben. Monika’s Gastfreundschaft bot einmal mehr Genuss vom Feinsten. An der Sonne hielten wir es länger aus, um danach den Abstieg ins Tal anzugehen. Nach zwei Kehren verliessen wir die Naturstrasse bei P.1759, um über einen wie üblich und zur «Freude» von Doris (der ultimative Test der neuen Wanderschuhe😂) mit Schaf- und Ziegen-Exkrementen übersähten Weidepfad abzusteigen. Bei P.1639 entschieden wir in Richtung Müstair (statt wie auch schon nach Sta. Maria Val Müstair) zu laufen. Weshalb dieser Streckenabschnitt auch Cremeschnittenweg genannt wird, bleibt für uns (leider) ein Rätsel. Erst aber noch die Begegnung mit einer Mutterschafherde – herzig! Nach Erreichen des Weidezauns wurde das Gelände ruppiger und steiler – oberhalb P.1416 (Via Sura) wählten wir die weglose Variante. Bei Malun folgte dann der noch immer steile Abstieg in der Verbauung der Aua da Taunter Ruinas. Müstair erreichten wir am nördlichen Ortsrand, dort wo der Blick über das Dorf hinweg zum Unesco-Weltkulturerbe Claustra San Jon und über die Landesgrenze hinweg nach Taufers und in den Vinschgau hinunter reicht. Vorbei an schönen und gepflegten Häusern erreichten wir das Ortszentrum bei der Post, wo wir das Postauto nach kurzer Wartezeit bestiegen – die Fahrt bis Fuldera dauerte erholsame 16 Minuten…

Fazit:
Eine Panoramawanderung vom Feinsten…

Wetterverhältnisse:
Sonniges Herbstwetter, Temperaturen im Bereich +6 bis +12° C, trocken, wenig Wind (ca. 4 km/h S)

Ausrüstung:
Bergwanderschuhe, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 11. Oktober 2022
Schwierigkeit: T2
Strecke: 11.6 km, Postauto nach Lü (1916 m) – Senda Val Müstair – P.2011 (vor Urschai) – Alp Valmorain (2193 m) – Alp Tabladatsch (2241 m) – Lai da Valpaschun (2170 m) – P.2055, Alp Terza Sura – P.2006, Tablà Nair, Prasüra – Bergrestaurant Hof Terza – P.1759 – P.1640 – P.1416 (Via Sura) – Taunter Ruinas – Müstair (1273 m) – Postauto nach Fuldera
Aufstieg: ca. 372 m
Abstieg: ca. -1026 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 55 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 30 Min.
Tageszeit: 10:15 bis 15:10 Uhr

Herbst 2022, Val Müstair 1|5: Senda Val Müstair, vom Ofenpass über Alp da Munt – Alp Champatsch – Lü

Nach dem gestrigen Schlechtwettertag, welchen wir für den lohnenswerten Besuch des Nationalparkmuseums in Zernez nutzten, motivierte uns das für heute vorausgesagte Wetter (bewölkt, im Tagesverlauf teilweise sonnig, ohne Niederschläge) für eine einfache Wanderung. Mit dem Postauto fuhren wir ab Fuldera zum Pass dal Fuorn/Ofenpass. Der Einstieg auf die Senda Val Müstair befindet sich gleich gegenüber des Hotels Süsom Givè beim aus Holz geschnitzten Bären. Im lichten Wald «stolperten» wir über (zum Glück trockene) Wurzelwege. Anfänglich leicht gestört vom Lärm der Passstrasse, erreichten wir nach etwa 1.7 km die ruhige Plaun da l’Aua, welche uns immer wieder (und wetterunabhängig) beeindruckt. Wie bereits vor einem Jahr trieb der leichte Wind nebelartige Bewölkung vor die Sonne – sehr stimmungsvoll! Die Überquerung der riesigen Geröllhalde, welche vom Munt da la Bescha herunter rutscht, ist immer wieder beeindruckend. Nahe der Verzweigung bei P.2188 steht an leicht erhöhter Lage eine Holzbank. An der Verzweigung hielten wir rechts, um direkt und nicht steil zur Alp da Munt aufzusteigen. Das Alprestaurant war wie erwartet geschlossen (offen während der Wintersportsaison); ausserdem waren Reparaturarbeiten an der Skiliftanlage im Gange. Nach der Alp der kurze Aufstieg und die Querung zur Verzweigung bei P.2244, wo der steile Direktabstieg durch den God da Munt nach Tschierv hinunterführte. Die Holzbank nutzten wir heute nicht, eine Trinkpause im Stehen war wetterbedingt angenehmer. Vorbei an der Infotafel mit Hinweisen zum Bärenthemenweg, wanderten wir leicht ansteigend und auf gutem Weg vorbei an goldgelb leuchtenden Lärchen. Im Nebel erkannten wir das etwa 30 Hm tiefer liegende Seelein Lai da Juata. Der Wanderpfad führte nördlich des Seeleins vorbei, dann schmaler werdend und leicht absteigend durch wunderschönen Lärchen-, Arven- und Föhrenwald. Nun führte der Pfad über eine Strecke von ca. 600 m über die Alp Champatsch ziemlich steil hinunter zum 100 Hm tiefer gelegenen Alprestaurant La Posa. Zwar blinzelte die Sonne durch den Nebel, trotzdem waren wir froh, in der (geheizten) Stube der Bergwirtschaft Platz zu finden. Der Zulauf hielt sich heute in Grenzen, in Gesellschaft von vier Bergwanderern und zwei Reitern genossen wir die leckere Verpflegung (Knödelsuppe, Nusstorte). Der Weiterweg führte uns nach , dem prächtig auf einer Sonnenterrasse gelegenen Dörfchen, welches nach etwa 2.6 km und kaum strapaziösen 150 Abstiegsmetern erreicht war. Am Dorfeingang, direkt an der Strasse, steht das B&B Chasa Sassalba mit Stallcafé von Anna Maria Bott (der Tochter von Renata Bott, der bekannten Imkerin). Während wir draussen – mittlerweile bei Sonnenschein – Capuccini genossen, marschiert doch tatsächlich eine nicht gerade scheue Henne der Nachbarin Nadja vorbei und legt sich im Stallcafé im Holztrog zur Ruhe (siehe Bild). Ein lässiger Abschluss für heute!

Fazit:
Ein Tag voller mystischer Herbststimmungen, eine einfache Wanderung – was will man mehr. Und: eine Panoramatour, heute ohne Panorama, dafür mit stimmigen Eindrücken.

Wetterverhältnisse:
Stimmungsvolles Herbstwetter, Temperaturen im Bereich +1 bis +9° C, trocken, wenig Wind (ca. 10 km/h OSO)

Ausrüstung:
Bergwanderschuhe, Regenschutz, Handschuhe, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 10. Oktober 2022
Schwierigkeit: T2
Strecke: 9.4 km, Postauto zum Pass dal Fuorn/Ofenpass (2149 m) – Senda Val Müstair – Plaun da l’Aua – Alp da Munt (2212 m) – P.2244 (Verzweigung) – Lai da Juata (2230 m) – Alp Champatsch – Alprestaurant La Posa (2093 m) – Lü (1916 m) – Postauto nach Fuldera
Aufstieg: ca. 227 m
Abstieg: ca. -435 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 3 Std. 55 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 30 Min.
Tageszeit: 10:00 bis 14:00 Uhr

Leglerhütte SAC 2273 m – nach langer Zeit wieder einmal…

Mehr als fünf Jahre liegt unser letzter Besuch unserer Lieblingshütte zurück. Heute war es wieder einmal an der Zeit – und das bei herbstlichem Kaiserwetter! Zu unserem Erstaunen kein Andrang im Kies, wo die Talstation der Luftseilbahn zur Mettmenalp steht, also konnten wir um halb neun Uhr einsteigen – zusammen mit Romano, dem «Hüttenwart» des Berghotels Mettmen. So bewältigten wir 562 Höhenmeter in weniger als fünf Minuten. Im formidablen Berghotel Mettmen genossen wir den obligaten Startkafi – und das Wiedersehen mit Sara, der Ehefrau von Romano. Nach dieser netten Ouvertüre waren wir bereit, loszumarschieren. Nach dem kurzen Aufstieg zur Mauer des Stausees Garichti der Gang über die Nebenmauer hinüber zum P.1625. Noch im Schatten ging der Blick unweigerlich zurück über den See zum prächtigen Glärnischmassiv, welches bereits voll besonnt war. Nach kurzem Aufstieg erreichten wir P.1649, wo wir den Sommerweg über die Mattplanggen wählten. Fünfzig Meter unter uns die Ebene Matt mit dem Niderenbach – noch im Schatten liegend und mit leichtem Bodenfrost überdeckt. Oberhalb der engen Stelle, die der Niderenbach schluchtartig durchfliesst, steht am Eingang zur Niderenalp eine neu eingerichtete Wildbeobachtungsstation. Nach ein paar Metern Abstieg folgte die lange Gerade, welche über die (verwaiste) Alp zu den Gebäuden mit dem Alpbeizli Nideren führte (geöffnet während der Alpzeit). Vor uns der etwas steilere Aufstieg zur fünfzig Meter höher gelegenen Chärpfbrugg, dieser spektakulären Natürbrücke. Die oberste Schicht der Chärpfbrücke besteht aus Lochsitenkalk, darunter befinden sich die weicheren, schieferigen Flyschgesteine, durch welche sich der Niderenbach seinen unterirdischen Lauf grub und so die Chärpfbrücke formte. Die natürliche Brücke gehört zu den spektakulärsten Aufschlüssen der Glarner Hauptüberschiebung. Bei Niedrigwasser kann der zirka 50 Meter lange, 3 bis 4 Meter hohe unterirdische Wasserlauf (selbstverständlich auf eigenes Risiko) begangen werden. An eine Begehung war heute nicht zu denken, zu viel Wasser! Der Einblick von oben nicht minder eindrücklich. Entlang dem Niderenbach wanderten wir gemächlich weiter, vor uns türmte sich der Chärpf und Chli Chärpf (2794 und 2790 m) auf. Bei P.1924, dort wo in Richtung Wildmaadfurggeli/Elm abgebogen werden kann, beschenkte uns die Sonne mit ihren warmen Strahlen. Beste Gelegenheit, etwas zu trinken und die äusserste Schicht abzulegen. Wanderten wir bislang in Richtung S, änderte die Richtung nun nach W. Nun folgte der gelegentlich etwas geröllig-blockige Aufstieg über mehrere Stufen über Hübschböden. Bei P.2109 (Verzweigung Vorder Kärpf) dann der Blick zu tiefer gelegenen Hübschbödenseeli. Jetzt noch hundert Höhenmeter (500 m Strecke) bis zur Sunnenbergfurggele. Diesen Übergang zu erreichen, macht immer besonderen Spass, weil hier der Blick zum Glärnisch frei wird (Luftlinie 10 km). Obligatorisches Fotoshooting! Noch knapp 800 m bis zur Leglerhütte; auf dem Weg dorthin noch der Aufstieg durch schönstes Blockgelände und über wenige Schneeflecken bis zum heute höchstgelegenen Punkt (ca. 2300 m), wo sich die Hütte bereits zeigte – und mit ihr das einfach spektakuläre Panorama (Tödi, Clariden, Ortstock, Hoch Turm, usw.). Noch fünf Minuten bis zur dreissig Meter tiefer liegenden Leglerhütte, welche wir nach einer Laufzeit von 2 Std. 40 Min. erreichten – viel Platz auf der sonnigen Terrasse. Die von Simones Team zubereitete Gerstensuppe mit Kärpfwurst schmeckte ausgezeichnet, dazu ein Adler-Pfiff. Nach mehr als einer Stunde Genuss der Aufbruch zum Abstieg über die bereits beschriebene Aufstiegsstrecke. Immer wieder beeindruckend, wie sich die Sicht auf die bereits im Aufstieg begangenen Geländekammern veränderte. Unterwegs, kurz vor der Chärpfbrugg, sogar noch die Begegnung mit vier Gämsen, welche den Niderenbach überquerten in Richtung Alp Kärpfstafel. Spektakulär vor allem im untersten Bereich nahe des Stausees Garichti: Licht- und Wasserspiele überall, in einigen den Wanderweg querenden Bächen sogar mit Schuhputzgelegenheit (gell Doris…).

Fazit:
Kurz und knackig, wie schon erwähnt, quasi eine Halbtagestour. Aber sehr lohnend!

Wetterverhältnisse:
Ein Herbsttag mit bester Fernsicht und bei Kaiserwetter. Sehr angenehme 8 bis 14° C (an der Sonne gefühlt bis 25° C), kaum Wind (ca. 6 km/h aus SSO).

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke (nicht eingesetzt), Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 5. Oktober 2022
Schwierigkeit: T2
Strecke: 12 km, Bergstation Mettmen (1608 m) – Berghotel Mettmen – Stausee Garichti (1622 m) – P.1625 – P.1649 – Wildbeobachtungsstation – Niderenalp (1776 m) – Chärpfbrugg – P.1854 – P.1924 (Verzweigung Wildmaadfurggeli/Elm) – P.2109 (Verzweigung Vorder Kärpf) – Hübschbödenseelein – Sunnenbergfurggele (2211 m) – Leglerhütte (2273 m) – Rückweg auf gleicher Strecke
Aufstieg: ca. 720 m
Abstieg: ca. -720 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 25 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 10 Min.
Tageszeit: 09:05 bis 15:30 Uhr