Walliser Suonen 1|2: Bisse du Rho – Cry d’Er – Crans sur Sierre

Von unserem Standort in Anzère ist Crans-sur-Sierre auf kurvenreicher Strecke in knapp 30 Minuten zu erreichen. Als Ausgangspunkt wählten wir den Parkplatz bei der Talstation der Telecabine Crans-Merbé-Cry d’Er. Verdächtig ruhig hier, halt noch Nebensaison. Gleich beim Parkplatz folgten wir dem Wanderwegweiser Bisse du Rho, dann aber bald abruptes Ende der Informationen. Zum Glück hatten wir gutes Kartenmaterial dabei. Das Villenviertel Plan des Mayens umgingen wir westwärts, um dann teilweise auf dem Biketrail(!) aufzusteigen. Oberhalb Plan des Mayens erreichten wir die Suone – leider trocken, weil sie halt nicht mehr betrieben wird. Auf den ersten 1.5 bis 2 km verlief der sehr gut unterhaltene Weg meist über Holzstege (fast schon Rollator-gängig!). Obwohl im Wald verlaufend, wurden doch einige Tiefblicke frei. Später dann wurde es ernsthafter: zwar noch immer gut gesichert, verlief der Steg entlang sehr steiler Felswände, nie aber richtig ausgesetzt. Bei bidi’s Tanne (in Wirklichkeit eine Föhre) steht sogar ein Bänkli, und einige hundert Meter später sogar ein überdachter Rastplatz. Hier könnte, wer genug hat, nach Crans absteigen. Nicht für uns! Denn schliesslich lag der abenteuerliche Teil der Bisse du Rho vor uns: in den Fels eingeschlagener Wasserweg, ohne komfortablen Steg, dafür mit schwindelerregendem Verlauf durch steile Wände. Bestimmte Stellen mussten bückend traversiert werden, wollte man dem Felsen keinen Schaden zufügen  – so gefällt’s uns! Über uns bizarre Schieferformationen, 500 m unter uns die Lens. Auf diesem Abschnitt erhält man einen ausgezeichneten Eindruck von der unglaublich abenteuerlichen und auch gefährlichen Arbeit der Erbauer. Auf dem zuletzt beschriebenen Abschnitt ist besser dran, wer trittsicher und schwindelfrei ist. Bei der Brücke über die Ertentse wieder ein paar Schritte zurück, um über schöne Alpweiden nun steiler aufzusteigen. Die Alp Er de Chermignon liessen wir links (oben) liegen und gelangten bei P.1733 zur Pont Er de Chermignon. Oberhalb dieser Stelle, beim beim P.1788, erreichten wir dann La Cave d’Er de Lens, den Wendepunkt unserer Tour. Hier auch gleich eine erste Schlüsselstelle (😊) – ein Felsbrocken war unspektakulär mittels Leitern zu übersteigen. Ab jetzt ging es in Richtung Süd und durch lichten Wald, bis zum P. 1995 moderat steigend. Über uns bedrohlich steil (und abweisend) die ca. 300 m aufragenden Flühe. In unseren Köpfen kam allmählich die Frage auf, wo es denn einen Durchstieg gäbe. Vor uns also der steilste Teil heute; Trittsicherheit war gefordert! Nach einem kurzen, aber heftigen Aufstieg standen wir direkt unter der Wand und suchten nach einer Markierung. Ein unscheinbarer weissroter Pfeil wies auf den Einstieg. Die mit Seilen gut gesicherten Steilstufen gefielen uns sehr (besser rauf als runter – dachten wir…). Ziemlich rassig erreichten wir den Ausstieg, im Blickfeld auch schon die Liftanlagen und die Bergstation Cry d’Er. Hier oben dann eine erste Enttäuschung: eine einzige riesige Baustellenwüste. Und die zweite Enttäuschung folgte gleich: die Bahn war (noch) nicht in Betrieb. Irgendetwas habe ich wohl falsch verstanden bei der Konsultation der Website der Bahn. Also hatten wir anstelle der erhofften Talfahrt den Abstieg per pedes vor uns; nicht gerade der Traum eines Bergwanderers, mitten im Skigebiet abzusteigen. Vorbei am auf 2112 m stehenden mondänen Hotelklotz Chetzeron erreichten wir Merbé – in der Hoffnung dass die Bahn ab/bis dieser Mittelstation laufe – wieder nichts. Okay, ab hier sind es ja nur noch 450 Abstiegsmeter – eine gute Wegstunde sozusagen. Ziemlich steil zur Sache gehend, erreichten wir endlich den Lac de Chermignon, und wenig später die ersten Villen und letztlich auch den Parkplatz der Bergbahn – und damit das Endpunkt unserer Tagestour.

Fazit:
Die abenteuerliche Bisse du Rho ist ein Muss für Liebhaber, auch wenn sie heute kein Wasser mehr führt. Die recht lange und auch anstrengende Tour ist sehr abwechslungsreich, für trittsichere und schwindelfreie, fitte Wanderer (wie wir es sind, hihihi…) sehr zu empfehlen. Uns hat diese Wanderung sehr viel Spass bereitet.

Wetterverhältnisse:
Anfänglich sonnig, leicht bewölkt, hochsommerliche 32° heiss, im Verlauf der Tour (ab Cry d’Er) stärker bewölkt mit einigen wenigen, verirrten Regentropfen, bis zum Endpunkt dann wieder Hochsommer.

Hilfsmittel:
Stöcke; Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 5. Juli 2017
Schwierigkeit: T3 (Bisse du Rho = T2)
Strecke: 15.5 km, Talstation Telecabine Crans-Merbé-Cry d’Er (1476 m) – Plans Mayens – Ancien Bisse du Rho – Pont sur l’Ertentse (P.1662) – Pont Er de Chermignon (P.1733) – La Cave d’Er de Lens (P.1887) – P.1995 – Cry d’Er (2263 m) – Chetzeron (2112 m) – Merbé (1933 m) – P. 1808 – Lac de Chermignon – Talstation Telecabine Crans-Merbé-Cry d’Er
Aufstieg: ca. 814
Abstieg: ca. -813 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 5 Std.

Kamera:
Sony DSC-HX90V

4 Gedanken zu „Walliser Suonen 1|2: Bisse du Rho – Cry d’Er – Crans sur Sierre“

    1. Lieber Felix, da fällt mir dieses Zitat aus „Nathan der Weise“ (Gotthold Ephraim Lessing) ein: KEIN MENSCH MUSS MÜSSEN. Aber ernsthaft: die Bisse du Rho ist wirklich begehenswert, eine der schönsten Suonen (dazu gehört auch die Heido Suon). Liebi Grüess, Ruedi

  1. Gratuliere Euch !
    Ihr werdet ja schon zu wahren Suonen-Experten
    und in und um Sion gibt es ja noch mehr davon.
    Die stehen bei mir auch noch auf der „Karte“, nur der Terminkalender ist noch leer 😉
    LG Michael

Schreibe einen Kommentar