Winterhorn (2662 m)

Welch ein Wintertag, genau nach Ansage der Wetterfrösche! Bei Ankunft um ca. 08.30 Uhr in Hospental auf der gesperrten Passtrasse keine Abstellmöglichkeiten mehr. Start um 9 Uhr im Dorf, bei der Wintersperre schnallten wir die Schneeschuhe an, um auf der Passstrasse bis zum Chämletentunnel zu laufen. Danach markiert rechts den Hang hoch, bereits vorgespurt. Der Aufstieg führte am Militärgebäude(?) vorbei bei P. 1649 in Richtung Lückli, der Bergstation des stillgelegten Winterhorn-Sessellifts. Zum Glück hatte es seit gestern ca. 20 cm Neuschnee gegeben, so dass der Aufstieg heute mit Ausnahme weniger Aufstiegsspuren unverspurt war; was sich im Tagesverlauf noch ändern sollte. Schliesslich waren wir nicht die einzigen, die an diesem sonnigen Bilderbuchtag auf das offensichtlich beliebte Winterhorn touren wollten – einige dutzend Tourengänger werden es wohl gewesen sein! Da wir den Ehrgeiz hatten, nicht die Spur der Skitourengänger zu nutzen, war teilweise doch etwas Spurarbeit angesagt. Der Aufstieg verlief praktisch parallel zur ebenfalls stillgelegten Skiliftanlage bis zur ehemaligen Bergstation Uf den Gitschen (P. 2358). Hier war eine erste Pause angesagt; ich (Ruedi) verspürte die Folgen der vorangegangenen Infektion – und wohl auch das eher forsche Anfangstempo. Nun wurde der Aufstieg ruppiger und auch steiler; vor uns der mächtige Gipfel. Zweifel kamen auf, ob wir (ich) das heute konditionell schaffe. Bei P. 2432. bot sich ein toller Einblick in das unterhalb und südlich des Gipfels liegenden Sattels resp. das Couloir. Dieses muss seeeeehr steil sein, taten sich doch einige der dort abrutschenden Türeler schwer – ob wir dort hochkommen? Immer offensichtlicher (und vernünftiger) erschien es uns, die Vorgabe (nach LK 950a) zu nehmen, also den Südostgrat anzustreben. Dieser liegt genau auf der Kantonsgrenze UR/TI – und bedeutete für uns Endstation. Beim Skidepot (ca. 2600 m.ü.M.) wäre machbare Felskraxelei angesagt gewesen, was wir uns wegen des Neuschnees und nicht zuletzt auch mangels Energie heute nicht zumuten wollten. Wäre es eventuell idealer gewesen, die steile Rinne zum Sattel hochzusteigen? Die geschätzte 40°-Neigung erschien uns nicht gerade als ideales Schneeschuhgelände – zumal das Couloir laufend von abrutschenden Skifahrern «befahren» wurde. Also Umkehr (ohne Reue) – halt ohne die letzten 50 Hm bis zum ca. 100 m Distanz liegenden Gipfel. Mit der Mittagspause warteten wir bis zum (etwas geschützten) Platz am Felsblock bei P. 2432 (oberhalb Bergstation Uf den Gitschen). Der weitere Abstieg führte (ungefähr) entlang der Aufstiegsstrecke – mittlerweile mit grosser Auswahl an Spuren. Ab Lückli war das Gelände derart umgepflügt, dass von den morgendlichen Aufstiegsspuren nichts mehr zu sehen war. Falls kein Neuschnee fällt, möchten wir morgen oder übermorgen hier nicht noch mal aufsteigen… Unterhalb Chämleten wählten wir den Direktabstieg zur Passstrasse und diese überquerend den Hang hinunter zur Kreisel im Zentrum von Hospental. Während wir auf der gesamten Tour vorzüglichen Pulver unter den Füssen hatten, war der letzte Abschnitt ab Chämleten aufgesulzt. Zum Abschied genossen wir den Abschluss auf der Terrasse des Restaurants Central.

Fazit:
Eine fordernde Tour auf dem zwischen Furkareuss und Gotthardreuss gelegenen, begehrten Winterhorn wird uns in bester Erinnerung bleiben – auch ohne den Gipfel erreicht zu haben. Und wer weiss: vielleicht die letzte Schneeschuhtour in diesem Winter?!

Bemerkung:
Das ehemalige Skigebiet am Winterhorn gehört seit der Stilllegung im Jahre 2008 den Tourengehern. Erstaunlich, dass die alten Anlagen bis heute nicht zurück gebaut worden sind – ein Schandfleck!

Lawinensituation:
Laut SLF: Stufe 2 „mässig“

Parameter:
Tour-Datum: 20. März 2016
Schneeschuhtouren-Schwierigkeit: WT3-4
Strecke: 10.62 km
Hospental – Wintersperre Passstrasse bis nach dem Tunnel Chämleten – Mittler Egg/Lückli – Obere Matten – Uf den Gitschen – Südostgrat Winterhorn (Skidepot ca. 2600 m) – Abstieg in etwa identisch
Aufstieg: ca. 1138 m
Abstieg: ca. -1138 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 30 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen 4 Std. 15 Min.
GPS-Maschine: Garmin Montana 600, Topo Schweiz V.4

Kamera: Nikon Coolpix P900

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