Wiwannihütte und Roti Chüe 2471 m

Morgen Sonntag findet die Suonen-Communitywanderung statt, an der wir teilnehmen. Wir können uns die Zeit nehmen, bereits am Freitag anzureisen. Geplant war unterwegs eine Tour ab Grimselpasshöhe auf das Sidelhorn. Die etwas unsichere Wetterlage liess uns dieses Vorhaben aufschieben. Stattdessen bezogen wir unser Domizil im Hotel Bahnhof (Chleebodi) in Ausserberg. An diesem Abend und in der Nacht dann ein sehr heftiges Gewitter, welches, wie wir später hören mussten, einiges an Schäden verursachte (u.a. auch an den Suonen Niwärch und Undra).

Am Samstagmorgen anfänglich dann richtiges Waschküchen-Wetter – doch wir hatten Grund zum Optimismus. Die Tour zur Wiwannihütte begannen wir nicht ab Ausserberg Dorf; wir kauften eine Fahrbewilligung (Fr. 5.00 für 24 Std.) um auf der Strasse nach Leiggern hoch fahren zu dürfen und ca. 600 Aufstiegsmeter abzukürzen. Bei der Abzweigung Leiggern (P.1490) fanden wir einen geeigneten Abstellplatz. Hier könnte man auch noch weiter hochfahren bis Fuxtritt (1850 m), wo eine weitere und letzte Parkiermöglichkeit besteht. Sooo bequem wollten wir es uns aber nicht machen. Unmittelbar nach der erwähnten Abzweigung (in Richtung Fuxtritt haltend) wies uns eine weiss-rot-weisse Markierung bergseitig hinauf. Herrlicher, wegloser, aber gut markierter Aufstieg über steiles Gelände und plattigen Fels, welcher allerdings ohne Handarbeit bewältigt werden konnte. Immer schön der gratigen Kante entlang, links geht’s steil runter in den von Arbol herunter führenden Graben. Nach einem knappen Kilometer war das Vergnügen vorerst vorbei; wir erreichten die Forststrasse, auf welcher wir bis Fuxtritt weiterwanderten. Gut, dass wir nicht hier parkieren mussten – es standen bereits etliche Fahrzeuge im Weg. Dort wo die Strasse endete, begann der markierte Aufstieg (Wiwannihütte). Der gute Pfad führt in Serpentinen hoch, noch immer im lichten Wald, und wir gewannen rasch an Höhenmetern. Oberhalb des Lerchwalds auf eine Höhe von ca. 2080 m erreichten wir die Baumgrenze. Der weitere Aufstieg verlief weiter steil über schöne Alpen. Bald war auch die Wiwannihütte zu sehen, über ihr das markante Wiwannihorn. Bei Grieläger dann die Verzweigung in Richtung Arbol, welche wir dann im Abstieg wählten. Die letzten hundert Aufstiegsmeter auf dem Hüttenweg bereiteten keine Mühe. Gerade rechtzeitig zur Mittagspause erreichten wir die wunderschön gelegene Hütte. Aber vor dem Vergnügen wollten wir noch die nahe liegende Roti Chüe (2471 m) besteigen. Mittlerweile hat sich die Weitsicht stark verbessert – wir waren sehr zufrieden mit der Tourenwahl. Ab in die Hütte (draussen wehte ein starker Wind). Die Rösti war einsame Klasse! Die Hütte wird übrigens stark frequentiert von Kletterern resp. Klettersteiglern – die Via Ferrata (1300 Hm, KS 3-4) führt direkt hinter der Hütte hinunter ins Baltschiedertal. Wir glauben nicht, dass wir uns derartiges zutrauen dürfen – Egi Feller, der sympathische Hüttenwart, erwähnte nur, dass ein Abstieg sehr viel schwieriger sei (weil kräfteraubender!), als ein Aufstieg. Wir wären ohnehin nicht ausgerüstet gewesen (das Klettersteigset war nicht dabei…).
Nach ausgiebiger Mittagspause verliessen wir diesen schönen Ort, um erst auf der Aufstiegstrecke abzusteigen. Bei Grieläger dann die bereits erwähnte Abzweigung in Richtung Arbol. Die folgende Färricha ist eine sehr interessante Stelle (Info: die Pferche, im Walliser Dialekt «Färricha» genannt, werden für die Schafscheid gebraucht. Am «Scheidtag» trennen die Züchter ihrer Schafe mit Hilfe der Haupt- und Nebenpferche. Das Scheiden endet nach der Aufnahme des genauen Schafbestandes jedes Eigentümers durch den Burgersäckelmeister) – spannender Brauchtum! Die Querung bis Arbol ist definitiv T3-Bereich – erschwert durch die Überwindung einiger schuttiger und rutschiger Rinnen. Ab Arbol dann gemächlicher Abstieg über schönstes Wiesland, immer näher zur Kante, wo es abrupt und senkrecht abstürzt (ca. 600 m unter uns der wilde Bietschbach). Irgendwo in diesem Bereich sollen sich die sagenumwobenen Nasulecher befinden – eine Stelle, wo Wasser aus zwei Löchern fliesst. Wir haben davon nichts gesehen, wahrscheinlich hätten wir abklettern müssen – zu gefährlich für uns! Wir hielten uns weiter hart an der auch so noch spektakulären Kante. Im Bereich Holzrigg führte der Abstieg durch schönen Wald, wir sahen sehr alte und wunderbare Bäume. Bald war Trosibode erreicht, wo ein Holzkreuz steht. Irgendwie fanden wir den richtigen Abstieg im weglosen Gelände. Auf Trosibode (ca. 1760 m) müssen im Frühjahr schönste Blumen anzutreffen sein (z. B. Lichtblumen!). Bald wieder erkannten wir einen Pfad, der uns im obersten Teil des Strahlwalds durch die Lawinenverbauungen führte. Jetzt ändert die Richtung – wir wanderten weiter ostwärts, um bald einmal oberhalb Leiggern P.1628 zu erreichen. Das nun asphaltierte Strässchen führt oberhalb vorbei am schön gelegenen Leiggern. Dann geht es atemberaubend steil hinunter zum schluchtartigen Graben – dieser Teil der Strasse muss wohl im Winter wie auch im Sommer nach einem Gewitter regelmässig geräumt und Instand gestellt werden. Noch ein paar hundert Meter, und schon war der Ausgangspunkt erreicht – bei mittlerweile schönstem Wetter!

Fazit:
Eine wunderschöne Rundtour, mit einem lohnenswerten Hüttenziel! Auf der gesamten Tour haben wir unterwegs kaum Leute angetroffen…

Hinweis:
Wer für diese Tour als Ausgangs- und Zielort Ausserberg Bahnhof wählt, hat ca. 1600 Hm zu bewältigen.

Parameter:
Tourdatum: 25. Juli 2015
Schwierigkeit: T3
Strecke: 12.6 km, Abzweigung Leiggern (P.1490) – Fuxtritt – Jägerhüttli Ausserberg – Wiwannihütte – Roti Chüe – Färricha – Arbol – Holzrigg – Trosibode – Leiggern
Aufstieg: ca. 1030 m
Abstieg: ca. -1020 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: ca. 6 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: ca. 4 Std. 25 Min.

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