Valle di Muggio – Festa della Castagna

Nach der Anreise und dem Check-in in der Villa Oleandro folgte die abenteuerliche Fahrt ins hinterste Valle di Muggio nach Scudellate. Das Ziel: die Osteria Manciana mitten im Dorf und direkt an der Haarnadelkurve gelegen, in welcher man nicht ohne zweimal anzusetzen durchkommt. Hier befindet sich übrigens das Epizentrum des kulinarischen Valle di Muggio. Wir waren (voll beabsichtigt) zwei Stunden zu früh; also gab’s noch eine kurze «Wanderung» von 35 Minuten nach Erbonne. Das sehenswerte Dorf liegt 940 m ü. M. und auf der linken Seite der Breggia, im höchstgelegenen Teil des Muggiotals – und es liegt in Italien; und das beste: das Kleinod ist von der Schweiz aus nur per pedes zu erreichen. Noch neun Erbonnesi leben hier oben. Und – wichtig genug – mitten im musealen Dörfchen steht die sagenhafte Osteria del Valico. Dort angekommen, absolvierten wir den kürzesten Dorfrundgang unserer Wanderkarriere, um anschliessend «Schutz» vor der kühlen Witterung (ca. 8° C) zu finden – direkt am Kamin des sehr nostalgischen Lokals. Affetatti misti (9 Euro), Formaggini freschi u.a. mit dem Geheimtipp Zincarlin (6 Euro), saftiger Weisswein. Auch wenn wir wussten, dass hier ein längerer kulinarisch erstklassiger Abend verbracht werden könnte, verzichteten wir auf weitere Gänge – denn erstens erwartete uns der doch ziemlich felsige Wanderweg zurück nach Scudellate, und zweitens die dortige Osteria Manciana. Und ausserdem gibt es hier oben kaum Parkplätze, weshalb wir etwa einen Kilometer weiter oben an der Strasse kurz vor Roncapiano parkierten. Nach 4.6 km zu Fuss waren wir bereit für das was jetzt folgte: Insalate, Gnocchi al ragù casalingo di salsiccia, camoscio e polenta del paiolo. Auf den Zincarlin als Nachspeise mussten wir verzichten – das holen wir zuhause nach… Nach diesem Vollprogramm der Verdauungsmarsch (mit Stirnlampen «bewaffnet») hoch nach Roncapiano und ab dort wieder hinunter nach Casima. So darf ein Abend im Valle di Muggio immer beginnen…

Nach dem «vollen» Genussprogramm vom Vorabend war für heute Sonntag etwas mehr Bewegung angesagt. Zusammen mit unseren langjährigen Nachbarn galt die Runde heute der Castagna – die Sagra della Castagna in Morbio Superiore fand pandemiebedingt leider nicht im gewohnten Rahmen statt. Also führten wir unser eigenes kleines Fest durch.

Direkt von unserem Domizil, dem wunderschönen B&B Villa Oleandro im hübschen Dörfchen Casima, starteten wir. Durch die schmalen Gässchen erreichten wir am östlichen Ortsende den Wanderweg in Richtung Muggio. Vorbei am aussichtsreich gelegenen Friedhof hielten wir die Höhe von ca. 660 m. Kastanien, Buchen – und unter den Füssen herbstliches Laub – stimmungsvoll! Auf dem Weg bis zur Tur dell’Alpe hatten wir alle Hände voll zu tun. Zwar waren vor uns offensichtlich fleissige Sammler unterwegs, für uns blieb aber dennoch reichlich Ernte. Unterwegs waren einige Tälchen mit ausgetrockneten Bachläufen zu queren. Kurz vor Tur verliessen wir den Wald und es folgte der kurze, steile Aufstieg zu den Häuschen bei Tur dell’Alpe. Dort die tierische Begegnung mit drei sympathischen, kontaktfreudigen Eseln; die wollten gestreichelt werden – nur die Kastanien verachteten sie. Wenig später erreichten wir das Kirchlein San Giovanni, von welchem der Blick nach Muggio und zurück zu den bildhübschen grünen Terrassen von Tur ging. Jetzt der Abstieg zur Breggia hinunter und über die Brücke hoch nach Muggio. Direkt an der Piazza liegt das kleine Ristorante Stella, wo wir uns köstlich verpflegen konnten. Nach dieser Stärkung hatte die Sonne ein Einsehen und besonnte die Piazza. Auch der Blick hoch zum Monte Generoso, Distanz 3.4 km, Höhendifferenz 1050 m – und dessen Wahrzeichen, Mario Bottas Fiore di Pietra war nun frei. Nach dem kurzen Aufstieg zur schönen Kirche von Muggio ging es auf dieser (linken) Talseite weiter, erst ein kurzes Stück entlang der Hauptstrasse, dann aber bald auf dem schön angelegtem WW zum nahen Dorf Cabbio. Jetzt folgte der nicht sehr steile 120 m-Abstieg zur Breggia, resp. zur Mulino di Bruzella hinunter. Eindrücklich, dieses antike Kleinod (und Museum) – heute Sonntag war die Mühle offen und in Betrieb, und zu trinken gab es auch! Selbstverständlich kauften wir Mais (Rosso del Ticino, Farina per polenta integrale, Pro Specie Rara). Das integrierte Museo etnografico della Valle di Muggio ist übrigens sehenswert. Dem lohnenden Besuch folgte der kurze Aufstieg in Richtung Bruzella; auf halber Strecke dorthin bogen wir ab über den steilen Abstieg zur wilden Breggia hinunter. Jetzt über die schmale Brücke, dann wieder steil hoch nach Casima. Nun kamen wir doch noch ins Schwitzen, und im sonnig gelegenen Garten der Villa Oleandro war der Genuss eines Biers der gelungene Abschluss eines abwechslungsreichen und wunderschönen Tages.

Hinweis:
Eine lockere und nicht sehr lange Rundwanderung im schönsten Südtal des Ticino…

Wetterverhältnisse:
Zum Tagesbeginn recht kühl und bewölkt, im Tagesverlauf sonnig, Temperatur ca. 6 bis 17° C.

Hilfsmittel:
Normale Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial

Parameter:
Tour-Datum: 10. Oktober 2021
Schwierigkeit: T1-2
Strecke: 8.5 km, Casima (617 m) – Friedhof – Tur dell’Alpe – San Giovanni (Kirche 659 m) – Breggia – Muggio (649 m) – Cabbio (644 m) – P.609 – Mulino di Bruzella – Bruzella – Casima
Aufstieg: ca. 420 m
Abstieg: ca. -400 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 2 Std. 35 Min.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 5 Std. 50 Min. (Kastanien suchen ist zeitraubend…)