Herbst 2021, Val Müstair 2|4: stimmungsvoll unterwegs vom Ofenpass über Alp da Munt – Alp Champatsch – Tschierv

Für das für heute vorausgesagte Wetter (am Vormittag bewölkt, am Nachmittag teilweise sonnig) scheint uns diese Wanderung geradezu prädestiniert. Nicht zu früh lassen wir uns im Postauto auf den Pass dal Fuorn/Ofenpass hochfahren. Während der Fahrt über die 520 Höhenmeter drang die Sonne mehr und mehr durch. Als wir um zehn Uhr loswanderten, wurden wir regelrecht geblendet… Der Einstieg auf die Senda dal Val Müstair befindet sich gleich gegenüber des Hotels Süsom Givè beim übergrossen Bären (aus Holz geschnitzt). Urplötzlich befanden wir uns im lichten Wald und stolperten über Wurzelwege. Wäre der Lärm von der Passstrasse nicht zu hören gewesen, wähnte man sich in der Abgeschiedenheit. Das ist nicht selbstverständlich, ist diese Strecke doch viel begangen, aber nicht heute… Auf den Regenschutz konnten wir definitiv verzichten, nur die Handschuhe boten Schutz vor der Kälte. Bald erreichten wir – die Höhe um 2150 m.ü.M. haltend – das offene Weidegelände Plaun da l’Aua. Hier trieb der leichte Wind nebelartige Bewölkung vor die Sonne – stimmungsvoll! Die Überquerung der riesigen Geröllhalde, welche vom Munt da la Bescha herunter rutscht (einem Blockgletscher gleich), ist immer wieder beeindruckend – bei jeder Witterung! Nahe der Verzweigung bei P.2188 steht an leicht erhöhter Lage eine Holzbank, ideal für eine erste Teepause. An der Verzweigung hielten wir rechts, um direkt zur Alp da Munt aufzusteigen. Das Alprestaurant war wie erwartet geschlossen (offen während der Wintersportsaison). Eine Einkehr war ohnehin nicht geplant; diese sparten wir uns auf… Nach der Alp der kurze Aufstieg und die Querung zur Verzweigung bei P.2244, wo der steile Direktabstieg durch den God da Munt nach Tschierv hinunterführt. Eine (heute einsame) Holzbank bot sich an für eine weitere Teesitzung. Hier steht auch eine Infotafel mit Hinweisen zum Bärenthemenweg. Vorbei an goldgelb leuchtenden Lärchen stiegen wir leicht auf, um das Gebiet Juata zu erreichen; nicht wie auch schon, erkannten wir heute das etwa 30 Hm tiefer liegende Seelein Lai da Juata. Der kurze Abstieg dorthin war sehr lohnend (siehe Bilder). Nördlich des Seeleins stiegen wir über Kuhweglein auf zum Wanderweg. Dieser führt uns leicht absteigend durch wunderschönen Lärchen-, Arven- und Föhrenwald. Eine an einen Baum befestigte Fotofalle entdeckten wir auch; zwar war diese deklariert als Zählanlage, aber die gut sichtbare Optik wies eher auf eine Kamera hin. Nun führte der Weg über eine Strecke von ca. 600 m zur 100 Hm tiefer gelegenen Alp Champatsch, resp. dem dortigen Alprestaurant La Posa. Die Kraft der Sonne erlaubte es uns, draussen zu sitzen und eine leckere Hauswurst mit Knödel zu geniessen. Der Zulauf hielt sich in Grenzen, immerhin kamen noch ein paar Besucher dazu. Eigentlich beabsichtigten wir nach zu laufen. Wir entschieden aber, den markierten WW nach Tschierv hinunterzunehmen. Die lange und steile, aber gut unterhaltene Traverse entlang der Aua da Laider hinunter lohnte sich (1.7 km, 300 Abstiegsmeter), auch wenn diese streckenweise sehr holprig war – der Einsatz der Stöcke war jedenfalls sehr hilfreich. Oberhalb Mottas erreichten wir das vom God da Munt herführende Forststrässchen, und wenige Meter später die Fahrstrasse von/nach (im Winter eine Schlittelstrecke). Wieder fiel uns die wie von Menschenhand streng geformte Pyramide Mottas (1749 m) auf; von Einheimischen haben wir gehört, dass der Hügel von der Natur geformt sei. Hier steht auch das Bienenhaus, wo Imkerin Renata Bott aus Tschierv mit Hilfe der geheimnisvollen dunklen Bienen flüssiges Gold gewinnt – eine risikoreiche Arbeit, wenn man bedenkt, dass hier auch schön Bären aufkreuzten(!). Nach ein paar hundert Metern erreichten wir bei Chasuras die ersten Häuser von Tschierv, und wenig später die Postauto-Haltestelle. Die Wartezeit an der Sonne war von kurzer Dauer, und schon rauschte der gelbe Bus heran, um uns in wenigen Fahrminuten nach Fuldera zu bringen…

Fazit:
Ein Tag voller mystischer Herbststimmungen, eine nicht allzu beschwerliche Wanderung – was will man mehr.

Wetterverhältnisse:
Stimmungsvolles Herbstwetter, Temperaturen im Bereich -1 bis +8° C, trocken, wenig Wind

Ausrüstung:
Bergwanderschuhe, Regenschutz, Handschuhe, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 21. Oktober 2021
Schwierigkeit: T2
Strecke: 9.5 km, Parkplatz Pass dal Fuorn/Ofenpass (2149 m) – Senda dal Val Müstair – Plaun da l’Aua – Alp da Munt (2212 m) – P.2244 (Verzweigung) – Lai da Juata (2230 m) – Alp Champatsch – Alprestaurant La Posa (2093 m) – Abstieg entlang der Aua da Laider – Chasuras (1689 m) – Tschierv (Plaun Grond, ca. 1680 m)
Aufstieg: ca. 284 m
Abstieg: ca. -737 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 25 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std.
Tageszeit: 10:00 bis 14:25 Uhr