Mattstogg-Umrundung

Den Hausberg von Amden kannten wir vom Anblick, bestiegen haben wir ihn noch nie, auch heute nicht; aber das kommt noch. Heute wollten wir ihn vollständig umrunden. Mit Hilfe der Sesselbahn bewältigten wir die ersten 380 Höhenmeter elegant (15 Franken pro Person inkl. Retourfahrt). Direkt an der Bergstation der Sesselbahn (Niederschlag) befindet sich das 2021 wiedereröffnete Restaurant Walau, auf dessen Sonnenterrasse wir den Startkafi genossen. Um zehn Uhr starteten wir die Umrundung des Mattstoggs, und zwar im Uhrzeigersinn. Auf der Alpstrasse durch den Niederschlagwald bis Hinteraltschen, wo die Alpstrasse endet, beginnt der WW zur Furggelen. Von den über uns 500 m aufragenden Felswänden des Mattstogg-Massivs bekamen wir vorerst wenig zu sehen – der Pfad verläuft durch den Schatten spendenden Wald (Buechstude). Kurz unter der Oberfurggle verliessen wir die Buechstude, und wir wurden vom Glockengeläut weidender Tiere (Rinder, Geissen) begrüsst. Über uns die Felsen des Walensteins, wunderbar der Blick zurück nach Arvenbüel. Für diese ersten zweihundert Hm (1.8 km) benötigten wir 40 Minuten. Jetzt begann der Abstieg bis zum Hasebode, dem heute tiefstgelegenen und südlichsten Punkt. Unterwegs begegneten wir einem rüstigen Senior, offensichtlich einem Einheimischen, der von Amden via Durschlegi aufstieg. Er meinte, unsere Strecke zu kennen und diese bisher immer im Gegenuhrzeigersinn gelaufen zu sein. Gutgemeint mahnend machte er auf die sich hinziehende Tour aufmerksam, und auf die ab Mitte Nachmittag angekündigten Gewitter. Die Wettervorhersage kannten wir und das war auch der Grund, weshalb wir zügig abstiegen und ab Hasebode wieder aufstiegen. War der WW bis Hasebode steil und holprig, war das Laufen auf der Alpstrasse bis Blaggenboden beinahe bequem. Jetzt änderte auch die Richtung und die Aussicht beschränkte sich auf die nahegelegenen Felsen des Mattstoggmassivs, welches wir nun von hinten kennen lernten. Die alpige Landschaft in diesem Bereich ist allerdings sehr reizvoll, auch wenn die meisten Blumen bereits verblüht waren – aber grün war die Landschaft noch immer. Und immerhin war da noch der Ausblick zum zackigen Federigrat. Auf dem Blaggenboden angelangt, verliessen wir die Alpstrasse, um auf dem Wanderweg aufzusteigen – bis zur 150 m höher gelegenen Alp Hintermatt windet sich der Pfad in Serpentinen hoch. Danach folgte etwa während einem Kilometer ein wenig steiler Aufstieg, vorbei an teilweise sehr alten Bäumen. Im schmalen Saumchengel erreichten wir einen alten Alpweg, auf dem wir bald die Gebäude der Alp Oberchäseren sichteten – noch dreissig Minuten. Auch wenn sich am Mattstog etwas grau am Himmel zeigte, waren wir zuversichtlich, die Alp trocken zu erreichen. Und tatsächlich: nach 2 ¾ Stunden auf der Alp angekommen, konnten wir den zMittag voll an der Sonne geniessen. Suppe und Würste schmeckten vorzüglich, der Adler-Pfiff auch… Nach einer Stunde hielten wir es nicht mehr aus, zu heiss wurde uns an der prallen Sonne. Es war ohnehin Zeit, aufzubrechen, auch wenn die sympathische Alpbeiz strategisch bestens liegt (mit 7 km etwas nach der Tourhälfte). Noch ein Blick hoch zum Speer und zum Mattstogg, dann folgte die kurze Querung durch das Nagelfluhgelände in Richtung Heidenbüel nach O. Jetzt der ruppige und steile Abstieg über gemischtes Gelände (Nagelflug, Kalkstein). Bei der Vordermatt erreichten wir die Alpstrasse, die wir überquerten, um nahe der Felswand des Mattstoggs durch blockiges Gelände zu queren – unter uns die Alpstrasse und das Alpgebäude der Vordermatt. Bei P.1411 erreichten wir die Alpstrasse, auf der wir nun die Höhe von ca. 1400 m.ü.M. haltend mühelos in Richtung Hinter Höhi liefen. Vor uns präsentierten sich die bizarren Kletterfelsen Goggeien und Schär. Auf der Hinter Höhi angekommen, erblickten wir Stogg und Gulme, rechts über uns den Raaberg, den östlichsten Gipfel des Mattstoggmassivs. Auf der Höhi öffnete sich der Blick zur nahen Rietlandschaft, nach Arvenbüel und zum Leistchamm. Nach einem kurzen Abstieg kamen wir auf dem Strichboden, wo das Rest. Alpstübli an bester Aussichtslage direkt an der Alpstrasse liegt. Das Wetter noch immer im hübschen Bereich, es war uns gut gesinnt. Eine gute halbe Stunde Pause passte, Adler-Pfiff und ein gespritzter Weisser, herrlich! Nach dieser Erfrischung der gemütliche Lauf zur Bergstation Niederschlag, die nach zehn Minuten erreicht war. Die zehnminütige, aussichtsreiche Talfahrt war ein schöner Abschluss einer *****-Tour oberhalb Amden.

Fazit:
Auch wenn die weiss-rot-weiss markierte Wanderung keine besonderen Schwierigkeiten bot – mit 13 km Länge war Tour schliesslich doch etwas fordernd (siehe Abbildung Streckenprofil).

Wetterverhältnisse:
Vielleicht ein vorerst letzter Hochsommertag? Angenehme Temperatur 18 bis 26° C, kaum Wind (ca. 2 km/h aus SSO), gute Fernsicht, im Laufe des Tages aufziehende Quellbewölkung über den Voralpen, in unserer Gegend meist freundlich, sonnig und gelegentlich mit etwas Wolken.

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke (nicht eingesetzt), Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 30. August 2022
Schwierigkeit: T2
Strecke: 12.9 km, Sesselbahn Bergstation Niederschlag, Rest. Walau (1290 m) – Hinteraltsche (1317 m) – Buechstude – Oberfurggle (1498 m) – Underfurggle (1347 m) – Hasebode (1213 m) – Brunnenegg – Alpstrasse Unterchäseren bis Blaggenboden (1273 m) – Hindermatt – Saumchengel (1499 m) – Alp Oberchäseren (1662 m) – Vordermatt (P.1447) – Trüebgarten-Oberchäseren – P.1411 (Alpstrasse Vordermatt) – Hinder Höhi (1416 m) – Strichbode, Rest. Alpstübli (1312 m) – Alpstrasse Hinteraltschen bis Niederschlag – Talfahrt Sesselbahn
Aufstieg: ca. 763 m
Abstieg: ca. -759 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 08 Min.
Tageszeit: 10:00 bis 16:00 Uhr


Toggenburg 3|3: Bikefahrt Stein SG – Vorder Höhi – Weesen – Rüti

Nach einer erholsamen Nacht im gemütlichen Gasthaus Ochsen starteten wir um halb zehn zur Abschlusstour. Die Route über die Vorder Höhi war uns schon bekannt; also freuten wir uns auf einen aussichtsreichen Tag. Bereits zu Beginn begrüssten uns die aufgereihten Churfirstengipfel. Die Fahrt auf der Hauptstrasse führte nahe der Thur durch die bekannte Enge zwischen Fuchsboden und Iltishag. Nach 2.7 km war Starkenbach erreicht, wo wir nach rechts auf die Strickstrasse abbogen. An der Talstation der Seluner Kistenbahn warteten viele Wanderer darauf, in der luftigen Kiste zum Vorderselun hochgeschaukelt zu werden. Vorbei am gut besetzten Parkplatz fuhren wir ins schattige Tälchen des Leistbachs. Jetzt folgte der kurvenreiche Aufstieg zur Vorder Höhi; über eine Strecke von 6.5 km war eine Höhendifferenz von 640 Hm zurückzulegen. Das schmale Beton-Strässchen (Fahrverbot für Motorfahrzeuge) wurde im Jahre 1974 vom Militär gebaut; nach dem Felssturz vom 21. Januar 1974 konnte Amden nur über diesen Übergang notversorgt werden. Auf der «Armeestrasse», wie sie von Einheimischen genannt wird, waren nur wenige Biker unterwegs, die meisten mit Motorunterstützung. Unterwegs wurde der Blick frei zu Säntis, Wildhuser Schofberg, Wildhuser Gulmen. Nach dem Laubwald auf einer Höhe von 1420 m.ü.M. wurde der Blick frei zu den «neuen Churfirsten» (Wart, Schären, Nägeler, Glattchamm, Leistchamm). Kurz nach Chaltgräbe (P.1499) tauchte die Vorder Höhi auf, zur rechten flankiert von den markanten Gipfeln Schär und Goggeien. Wie erwartet, trafen wir hier oben auf einige Wanderer und Biker, welche sich zwischen den freilaufenden Tieren tummelten. Die Alpbeiz war geschlossen. Während der Trinkpause genossen wir die wunderbare Aussicht, im Nordosten zum Alpstein, über uns der 250 m höherstehende Amdener Gulmen, im Süden Mürtschenstock, Fronalpstock, Glärnisch. Die Abfahrt ins 640 m tiefer liegende Amden führte vorbei an der nur an Wochenenden geöffneten Skiclubhütte Altschen. Die steile Abfahrt verführte zu hohen Tempi, auch wenn einige Weideroste und mit Kuhfladen belegte Kurven zu befahren waren. Über Vorderberg erreichten wir die Strasse Arvenbühl-Amden. Im Zentrum von Amden genehmigten wir uns einen Kafi auf der menschenleeren Sonnenterrasse des Restaurants Löwen. Danach folgte die rassige Abfahrt zum Walensee hinunter. Im schön gelegenen Weesen besuchten wir die hübsche Strandpromenade mit der fotogenen Wasserfontäne. Ab jetzt rollten wir entlang dem Lintkanal, mehrheitlich auf Naturwegen, der leichte Gegenwind schützte uns vor der sommerlichen Temperatur. Nahe Schänis machte die Strecke einen Bogen und führte nahe dem Flugplatz vorbei. Beim Rufibach angelangt, umfuhren wir den zweihundert Meter hohen Benkner Büchel südlich, nahe dem Linthkanal. Im Ortsteil Giessen (Benken) stand uns der direkt am Kanal gelegene Landgasthof Sternen mit seiner grossen Gartenwirtschaft im Weg; gerade richtig zur Mittagszeit (Fitnessteller…). Auch wenn die Weiterfahrt noch immer absolut flach verlief, bot die Umgebung reizvolle Ausblicke. Zwischen Uznach und Grynau dann die Überquerung der Hauptstrasse und wenig später, ungefähr bei Kilometer 38, dann etwas Abwechslung: die hölzerne Aabachbrücke. Danach die Durchfahrt Schmerikons, entlang des Obersees. Immer schön auf dem Wander- und Radweg fuhren wir vorbei an Bollingen und dem Kloster Wurmsbach und schliesslich durch die Jonerallmeind. In Jona angelangt, suchten und fanden wir nahe des Bahnhofs Rapperswil endlich eine Unterführung, durch welche wir das geschäftige Zentrum Rapperswils umfahren konnten. Der Rest ist rasch beschrieben: durch die Wohnquartiere nach Kempraten, dann der leichte Aufstieg zum Hintermeienberg, über die A13, dann dem Rütiwald entlang bis nach Hause.

Fazit:
Diese dritte und abschliessende Tagesetappe «erledigten» wir im Schongang, gemütlich also…

Wetterverhältnisse:
Wiederum herrliches Spätsommerwetter, 10 bis 28° C, Wind ca. 15 km/h aus W

Ausrüstung:
e-MTB, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 25. August 2022
Schwierigkeit: L (Leicht fahrbar, ohne nennenswerte technische Schwierigkeiten, kurze steile Passagen)
Strecke: 54.3 km, Stein SG (838 m) – Starkenbach (890 m) – Leistbachstrasse – Vorder Höhi (1534 m) – Altschen (1388 m) – Amden (909 m) – Weesen (423 m) – Biäsche (426 m) – dem Linthkanal entlang – Ziegelbrücke (425 m) – Schänis (414 m) – Giessen, Benken (409 m) – dem Nebengraben des Linthkanals entlang bis Grynau (411 m) – Gross Allmeind, Aabachbrücke (412 m) – Schmerikon (408 m) – Bollingen – Wurmsbach (408 m) – Jona (417 m) – Kempraten – Hintermeienberg – dem Rütiwald entlang bis Rüti
Aufstieg: ca. 950 m
Abstieg: ca. -1300 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 45 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 25 Min.
Tageszeit: 09:30 bis 15:10 Uhr

Toggenburg 2|3: Bikefahrt Degersheim – Schwägalp – Risipass – Stein SG

Start zur 2. Etappe unserer dreitägigen Bike-Rundfahrt. Gut geschlafen, üppiges Frückstücksbuffet, beste äussere Bedingungen für eine Tagesetappe, die vier Aufstiege brachte. Also starteten wir mit (vollen Akkus) kurz vor zehn Uhr. Nach der kurzen Abfahrt ins beinahe hundert Höhenmeter tiefer gelegene Degersheim und der Ortsdurchquerung verliessen wir den Ort östlich in Richtung Büel, um nahe Büelberg die SOB-Bahnlinie unter dem Viadukt zu unterqueren. Leicht abfahrend war bei Untere Müli dann fertig lustig – im lauschigen Tälchen des Wissbachs begann es allmählich anzusteigen, ab einer Höhe von ca. 800 m.ü.M. erblickten wir Schwellbrunn. Nach einem Fotohalt (weisse Geissen sorgten für Aufmerksamkeit…) nahmen wir die knapp zwei Kilometer über 170 Höhenmeter in Angriff. Ohne dass wir uns verausgabten, erreichten wir das schön gelegene Dorf mit den tollen Ausblicken, u. a. zum heute allgegenwärtigen Säntis. Am südlichen Dorfausgang hielten wir nach rechts in Richtung Risiwald um den Ortsteil Risi zu erreichen. Kaum oben angelangt, begann auch schon die Abfahrt ins Strassendorf Wald SG und ein paar Radumdrehungen weiter nach Schönengrund AR; dazu muss man wissen: Wald SG bildet mit Schönengrund AR eine Ortschaft über die Kantonsgrenze hinweg (alles klar?). Der Tüfenbach bildet die Kantonsgrenze, und schwups haben wir das Toggenburg für eine Weile verlassen. Unser Aufstieg führte über Bäregg, Scheibe, Letz und Hamm hoch bis Tüfenberg, einem unscheinbaren Übergang. Und wie erwartet, öffnete sich wieder der Blick zum Säntis. Nach drei Kilometer rassiger Abfahrt erreichten wir Urnäsch, wo wir an der schmucken Häuserzeile im Zentrum einen Kafi geniessen durften. Der Bike-Parkplatz war zum Bersten voll, der Auto-P ziemlich unterbelegt. Das schön aufgemotzte Dorf verliessen wir über die Unterdorfstrasse zur Urnäsch hinunter (Ort und Fluss heissen gleich). Beim Dorfausgang (P.834) erreichten wir die Schwägalpstrasse und wir fuhren in Richtung Pass, aber nicht für lange. Bis Rossfall war der Anstieg fast unmerklich, jedenfalls rollten wir mühelos mit dem Schnellverkehr mit🤣. Nach etwas mehr als einem Kilometer, dort wo der Tosbach in die Urnäsch fliesst, bei P.985, verliessen wir die Passstrasse nach links, um die Schwägalp quasi von hinten anzufahren (über die Alte Schwägalppassstrasse).  Weniger anstrengend als erwartet, und auf befestigter Unterlage, immer nahe dem Tosbach, stiegen wir nun etwas steiler auf, vorbei an den Alpgebäuden Bächli, Biglen und Tanne. Kurz vor der Tolegg ein Zwischenstopp; hier oben ist die Welt noch in Ordnung… Unterhalb Chüesitz trafen wir auf den von der Chamhaldenhütte herführenden Weg. Ab Siebenhütten kam allmählich Verkehr auf – viele Wanderer, welche von resp. zur Schwägalp unterwegs waren! Bei P.1353 war dann die Zuvilisation (wieder) erreicht. Auf der voll besetzten Terrasse des Hotels Säntis genossen wir eine Zwischenverpflegung. Übrigens: selten wurden wir bei derartigem Andrang so difig bedient – trotz Personalmangel (der SB-Teil war aus diesen Gründen geschlossen). Gut verpflegt machten wir uns auf den heute anspruchsvollsten Streckenteil. Nach der Abfahrt zur Schwägalp-Passhöhe (nun wieder im Toggenburg angelangt) bogen wir ab, um über Chegelboden (Wideralp) zu fahren – ein kurzer Aufstieg auf einer Armeestrasse. Über fünf Kilometer fuhren wir vorsichtig ab bis nach Lutertannen (-300 Hm). Auf der gesamten Strecke bestand die einzige Schwierigkeit darin, nicht über die zahlreichen Kuhfladen zu fahren oder mit weidenden Kühen zu kollidieren… So, Lutertannen erreicht; ab jetzt wurde es ernsthaft. Auf der Lütisalpstrasse begann der Aufstieg zum 420 m höher gelegenen Risipass. Nach vier bewältigten Kehren gab es insofern etwas Entspannung, als dass das Zielgelände offener wurde. Sorgen machte uns weder die Steilheit noch der holprige Untergrund. Auf der Höhe der Lütisalp, nach der Alphütte Riet, kurz 140 m vor Blackentolen wurden wir korrekt vom Wanderweg nach links weggewiesen zur Alp Leser. Unsere Hoffnung, ohne abzusteigen hochzufahren, zerschlug sich bald. Nicht der doch schweinischen Steilheit wegen – vielmehr stand da einer dieser berüchtigten, bergaufwärts stehenden Metallgitterübergänge über einen Weidezaun im Weg. Absteigen zwingend, was kontrolliert gelang. Das voll beladene Bike über den Übergang zu bringen, war für Doris dann zu viel und sie verlor das Gleichgewicht; zum guten Glück verlief der Sturz harmlos (von ein paar Kratzern abgesehen…), weil sie vom umfallenden Bike nicht getroffen wurde. Mit gemeinsamen Kräften gelang es uns schliesslich, diese Schlüsselstelle zu meistern. Wieder auf das Bike zu steigen, war bei dieser Steilheit nicht möglich, also war Schieben angesagt (ca. 80 Hm Aufstieg über 200 m). Bei der Alp Leser angekommen, gönnten wir uns eine Verschnaufpause; die Alp ist übrigens seit Mitte August geschlossen, resp. nur an Wochenenden geöffnet. Nun hatten wir die Höhe, und die Strecke bis zum einen Kilometer entfernten Risipass war gut zu befahren. Auf dem Übergang freuten wir uns über den Ausblick ins Toggenburg, zu Speer, Mattstogg und zu den Glarnern. Natürlich auch der Blick zurück zum Säntis, und über uns der Stockberg, auf dessen Besteigung wir heute verzichteten. Auf der folgenden Talfahrt auf durchgehend befestigter Unterlage (immerhin 620 m Höhendifferenz) brachten wir unsere Bremsscheiben fast zum Glühen. Wohlbehalten und glücklich über das Vollbrachte «landeten» wir im Dörfchen Stein SG direkt vor dem Gasthaus Ochsen, wo wir trotz Wirtesonntag ausgezeichnet verpflegt wurden und in einem der schön renovierten Zimmer übernachten konnten – danke herzlich an Rita und Klemenz Müller!

Fazit:
Diese zweite Tagesetappe brachte annähernd 1700 Höhenmetern, welche wir (fast) problemlos bewältigten.

Wetterverhältnisse:
Wiederum herrliches Spätsommerwetter, 12 bis 25° C, Wind ca. 4 km/h aus NNW

Ausrüstung:
e-MTB, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 24. August 2022
Schwierigkeit: WS (Gut fahrbar, mit technischen Abschnitten)
Strecke: 47.1 km, Wolfensberg (900 m) – Degersheim (812 m) – Büel (796 m) – Schwellbrunn (968 m) – Risi (1005 m) – Wald-Schönengrund (841 m) – Tüfenberg (1067 m) – Urnäsch (832 m) – Rossfall – P.985 (Steinflue Abzweigung) – Alte Schwägalppassstrasse – Tanne (1241 m) – Siebenhütten (1319 m) – Schwägalp (1353 m) – Schwägalp Passhöhe (1299 m) – Wideralp – Dunkelboden (1150 m) – Lutertannen (1030 m) – Lütisalpstrasse – Dreckloch P.1199 – Riet (1288 m) – Achtung: 140 m vor Blackentolen links (Wegweiser Alp Leser), teilweise Schiebestrecke weglos, 80 Hm Aufstieg über 200 m – Alp Leser (1443 m) – Risipass (1457 m) – kurvige, steile Alpfahrstrasse – Stein SG (838 m)
Aufstieg: ca. 1650 m
Abstieg: ca. -1640 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 30 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 45 Min.
Tageszeit: 09:45 bis 16:15 Uhr

Toggenburg 1|3: Bikefahrt Rüti ZH – Hulftegg – Degersheim

Voll motiviert starteten wir kurz vor zehn Uhr in Richtung Tösstal; das schöne Wald erreichten wir – die Strecke Pilgersteg/Grundtal meidend – über Fägswil. Nach der Durchfahrt von Wald folgte auf dem parallel zur Tösstalstrasse geführten Veloweg der Anstieg bis Gibswil. Ab dort durchfuhren wir das kleine Fischentalerriet über Fischenthal bis Steg, dann bogen wir ab in Richtung Hulftegg. Dem Fuchslochbach entlang schlängelt sich die Strasse vorerst flach, um dann ab Chümiwisli (759 m) anzusteigen. Vier Kehren resp. ca. 1.7 km weiter war die Passhöhe (953 m) erreicht. Und weil das Passrestaurant so einladend an der Strasse steht, genossen wir auf der Terrasse Capucchini mit Zubehör. War der Aufstieg wenig fordernd, war jetzt für die rassige Abfahrt hinunter nach Mühlrüti (758 m) Konzentration gefragt. Bis Dreien leicht abwärts rollend, war das schöne Toggenburger Dorf Mosnang kurz nach zwölf Uhr erreicht. Nach einem Fotohalt wählten wir für die Fahrt nach Bütschwil hinunter die wenig befahrene Strecke über Sonnhalden. Ab Bütschwil der Hauptstrasse entlang bis Dietfuhrt, wo es nach der Brücke über die Thur abzubiegen galt in Richtung Oberhelfenschwil. Über zweihundert Höhenmeter erreichten wir nach etwas mehr als drei Kilometern das «Bergdorf» Oberhelfenschwil, welches auf einer Anhöhe zwischen den Flüssen Thur und Necker thront. Kurz vor ein Uhr war es Zeit für ein Salötli im Restaurant Dorfplatz. Eile hatten wir nicht, im Gegenteil, wir wollten das zehn Kilometer weiter liegende Tagesziel nicht zu früh erreichen. Obwohl: vor uns lagen noch die zwei Aufstiege nach Mogelsberg und Wolfensberg. Für die Abfahrt ins Neckertal hinunter wählten wir die Strecke über Weid nach Rennen, welche wir schon bewandert haben. Die knifflige Stelle beim Hof Rennen kannten wir also; dort über den gerölligen und sehr steilen (und mit frischem Heu belegten «Weg») abzufahren, war eine, allerdings kurze, Herausforderung. Am Necker gut angekommen, überquerten wir den Fluss an einer besonders reizvollen Stelle, nahe der ARA. Nach ein paar Metern war die Hauptstrasse erreicht, die wir kurz danach in Richtung Mogelsberg verliessen. Nach der Bahnunterführung folgte der Aufstieg zum uns vertrauten Dorf Mogelsberg. Hier jetzt nur nicht weich werden! Also liessen wir die beiden verführerischen Beizen rechts liegen😎. Nach der Durchquerung des Unterdorfs überquerten wir die Bahnlinie, welche hier Mogelsberg in einem grossen Bogen umrundet. Die hundert Höhenmeter nach Böschenbach hinunter hatten es in sich: rutschiger Kies, steeiiiil. Nach der Überquerung der Hauptstrasse und der Brücke über den Aachbach folgten wir dem erst im Wald ziemlich steil aufsteigenden geteerten Strässchen. Kurz vor Neuegg änderte die Fahrtrichtung nach Süden, vorbei an den wenigen Häusern von Neuegg. Wenige Meter weiter oben Egg, Rotmoos und Hueb – Traumgelände hier oben: friedlich weidendes Vieh, schmucke Häuser, und die Aussicht zum Alpstein. Beim Weiler Mämetschwil flachte das Gelände etwas ab, zur rechten (in 200 m Luftlinie und 50 m höher) das 911 m hohe Chrüz, von welchem die Aussicht zum Alpstein geht. Der Versuchung, dort hochzufahren, widerstanden wir – da wir nicht über Weideland fahren wollten. Wir konnten warten, denn bis zum Tagesziel waren nur noch etwas mehr als einen Kilometer zurückzulegen. Nach einem kurzen Waldstück erreichten wir offenes Land, mit der Aussicht zum Hörnli und zur Hulftegg. Und wenig überraschend standen wir unvermittelt vor dem Wolfensberg, der Bleibe für einen Abend und die folgende Nacht. Nach dem Check-in genossen wir das verdiente Bier. Und wenig später die Dusche, die Siesta, und vor allem die wirklich phänomenale Aussicht übers Land. Das Nachtessen im schmucken Garten, unter alten Bäumen, und bei ca. 22° mundete vorzüglich.

Fazit:
Nicht allzu lange Startetappe, aber mit etlichen Höhenmetern doch etwas fordernd

Wetterverhältnisse:
Bestes Spätsommerwetter, 14 bis 25° C, Wind ca. 5 km/h aus NO

Ausrüstung:
e-MTB, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 23. August 2022
Schwierigkeit: L (Leicht fahrbar, ohne nennenswerte technische Schwierigkeiten, kurze steile Passagen)
Strecke: 47 km, Rüti (480 m) – Fägswil (561 m) – Wald (614 m) – Jonatal (676 m) – Gibswil (762 m) – Fischenthal (741 m) – Steg (698 m) – Hulftegg (953 m) – Mühlrüti (758 m) – Dreien (669 m) – Mosnang (726 m) – Sonnhalden (726 m) – Bütschwil (611 m) – Dietfurt (592 m) – Wigetshof (691 m) – Oberhelfenschwil (799 m) – Rennen (628 m) – ARA, Brücke über den Necker – P.633 – Mogelsberg (743 m) – Böschenbach (643 m) – Neuegg (713 m) – Egg (750 m) – Hueb (825 m) – Mämetschwil (869 m) – Wolfensberg (900 m)
Aufstieg: ca. 1370 m
Abstieg: ca. -950 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 20 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 20 Min.
Tageszeit: 09:45 bis 15:05 Uhr

Binntal VS 3|3: Bikefahrt zur Schinerewyssi (2302 m)

Nach der gestrigen Bike&Hike-Tour aufs Breithorn war für heute keine Grosstat geplant – aber immerhin… Start in Binn direkt ab Hotel Ofenhorn, über die steinerne Bogenbrücke über die Binna, dann auf der Binntalstasse über Hof bis kurz vor Giesse, wo wir von Michael bereits erwartet wurden. Weiterfahrt bis Fäld, dann über die Binna-Brücke, steiler hoch durch den wunderschönen Dorfkern, auf der Alpstrasse vorbei am Obere Fäldbode und Schaflee. Bald einmal im schattigen Wald, auf (noch) geteerter Unterlage war nach achthundert Meter fertig mit der Komfortunterlage. Steiler und holprig werdend, passierten wir den Wegpunkt 1673, wo der Wanderweg hochkommt. Wieder an der Sonne, folgte bald die Haarnadel bei Heiwmeder. Jetzt folgte der ruhige Aufstieg, wenig steil, weshalb die ruppige Unterlage gut zu kontrollieren war. Bei Brunnebiel (bis hierhin fahren kleine Postautos) dann eine weitere Haarnadel, geradeaus wäre es nicht weit bis zum Alpbeizji – neiiiiinnn, das behalten wir uns für später auf! Also links hoch bis zur Trogschlüecht, wo die Richtung wieder änderte. Nach NO vorbei an den Gebäuden Hanschbiel (2014 m) und weiter und sehr aussichtsreich bis Gand (2126 m). Die tolle Aussicht verunsicherte, ja machte fast schwindlig: war es die Auswirkungen der Anstrengung der gestrigen Tour oder einfach der Mangel an Flüssigkeit? Über uns die mächtige Wand des Gandhorns, überwanden wir fast unmerklich weitere hundert Höhenmeter. Bei P.2207 die Verzweigung, wo wir einem vom Turbewasser hochfahrenden Älpler-SUV den Vortritt liessen – der blinkte sogar! Auf den restlichen 1200 Streckenmetern waren nur noch knapp hundert Hm zu bewältigen, was wir problemlos schafften. Auf der Alp Schinerewyssi, dem höchsten Punkt unserer heutigen Tour, endet die Alpstrasse; die Alp ist wohl auch Ausgangspunkt für Bergwanderer, die beispielsweise den Holzerspitz (2655 m, T3) oder das Gandhorn (2460 m, T3) besteigen. Etwas unterhalb – beim Kreuz – genossen wir eine Mittagspause an der frischen Luft (heftig der Wind!). Anschliessend die Rückfahrt bis zur Verzweigung bei P.2207. Jetzt folgte die holprige Abfahrt über ca. 2.3 km, vorbei an der Runse Wysse Bach, den Wegpunkten 2094 und 2056 bis zum östlichsten (und äussersten) Punkt, welcher im Binntal mit vier Rädern zu erreichen ist, Chiestafel. Hier vereinen sich Turbewasser und Binna. Wenige Meter weiter, bei Wegpunkt 1950, nahe der Binna auffällige Kreidefelsen, genau dort wo der Wanderweg über die junge Binna führt hoch zur Binntalhütte und weiter über den Albrunpass nach Italien. Möglich wäre auch, ab hier zum 50 Hm höher liegenden Halsesee zu laufen und von dort das obere Binntal runter bis Fäld (ca. 5.5 km, 550 Abstiegsmeter). Wir hatten besseres vor: vorbei an der Alp Freichi steuerten wir das bereits erwähnte Alpbeizji Stella Alpina an, wo wir bei Jacqueline Imhof und Tochter Vanessa herzliche Gastfreundschaft erlebten. Hier gäbe es auch hauseigenen Alpkäse und Ziger zu kaufen. Und man stelle sich sowas mal vor: Michael, seit 50 Jahren Wallis-Kenner, genoss seinen ersten Wurst-Käse-Salat(!!). So gestärkt war die weitere Abfahrt, vorbei am Brunnebiel hinunter über Fäld bis Binn reine Formsache.

Fazit:
Eine aussichtsreiche Tour, Michael’s Vorschlag hat voll eingeschlagen…

Wetterverhältnisse:
Ein Hochsommertag, 8 bis 16° C, Wind ca. 6 km/h aus N

Ausrüstung:
e-Bike, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 12. August 2022
Schwierigkeit: WS (Gut fahrbar, mit technischen Abschnitten)
Strecke: 22.8 km, Binn (1400 m) – Binntalstrasse Hof (1421 m) – Giesse (1458 m) – Café Imfeld (1518 m) – Fäld (1546 m) – Schaflee (1589 m) – P.1673 – Heiwmeder (1711 m) – P.1785 – P.1799 – P.1845 (Brunnebiel) – Trogschlüecht – Hanschbiel – Gand (2126 m) – P.2207 – Schinerewyssi (2302 m) – P.2207 – Wysse Bach – P.2094 – P.2056 – Chiestafel – P.1950 (Binna) – P.1879 – Freichi (P.1873) – Alpbeizji Stella Alpina (1845 m) – P.1845 (Brunnebiel), ab hier gleiche Strecke zurück über Fäld, Binntalstrasse, Binn
Aufstieg: ca. 910 m
Abstieg: ca. -900 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 40 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 20 Min.
Tageszeit: 09:10 bis 14:50 Uhr

Binntal VS 2|3: Bike&Hike auf das Breithorn (2599 m)

Treffpunkt Heiligkreuz; diese Siedlung im innern Lengtal liegt zum grössten Teil auf Gemeindegebiet von Grengiols. Das schmucke Maiensäss zwischen Chumme- und Chriegalpwasser besteht aus einfachen, zwischen 1611 und 1786 erbauten Häusern. Die nördlich des Chriegalpwassers befindlichen Gebäude, wie die Kapelle, die Talstation der Werkseilbahn und die Herberge Zum Schmuggler, stehen auf Gemeindegebiet von Binn. Für Michael ca. 35 Min. Anfahrzeit, für uns ca. 10 Min. Auf dem grossen (gebührenfreien) Parkplatz bei der Talstation der Luftseilbahn Heiligkreuz-Kumm der Gommerkraftwerke waren nur wenige Fahrzeuge abgestellt. Die Bereitstellung der Bikes dauerte halt etwas, danach der Start hoch zum hübschen Kirchlein von Heiligkreuz. Danach über die Brücke des Chriegalpwassers, vorbei an den Häusern des Maiensäss, dann über die Brücke des Chummewassers und wenig später schliesslich über den Saflischbach. Die Wanderwegmarkierung liessen wir links stehen um schön gemächlich auf der Alpstrasse zu fahren; anderthalb Kilometer Strecke und 170 Hm Aufstieg bis zum Wegpunkt 1632 – auf guter, mehrheitlich unbefestigter Unterlage. Ab P.1632 in drei Serpentinen mühelos hoch bis zu den Häuschen von Rufibord. Ab hier ohne nennenswerten Anstieg, immer etwa siebzig Meter höher als der rauschende Saflischbach bis zum Punkt 1895, wo der Meirischbäch herunterfällt. Etwas weiter vorne die nicht gerade schmucke Alpsiedlung Sickerchäller, wo für Wanderer der Direktaufstieg in Richtung Breithorn markiert ist. Wir fuhren auf holpriger werdender «Strasse» zweihundert Meter weiter, wo bei P.1956 in einer Haarnadelkurve die Richtung änderte nach NO. Nach sechshundert Meter hatten wir bei Göüchheit eine Höhe von ca. 2060 m erreicht. Ohne besondere technische Schwierigkeiten der weitere Aufstieg vorbei bei Fröüwestafel, sechshundert Meter später, auf einer Höhe von 2190 m der Beginn der Serpentinen (sieben an der Zahl!); jetzt waren über anderthalb Kilometer ca. 150 Hm zurückzulegen. Bei der letzten Kurve Brunegge (2336 m) angelangt, führt ein Wanderweg/Singletrail über den Saflischpass (2562 m) nach Rosswald und bis nach Brig hinunter. Erstaunt stellten wir fest, dass der Aufstieg doch einigermassen problemlos war (vor allem dank elektrischer Unterstützung). Jedenfalls kam der Genuss der aussichtsreichen Strecke nicht zu kurz (siehe Bilder). Die restliche Strecke bis zum nordöstlich gelegenen Furggerchäller (1.9 km, 100 Hm) war absoluter Genuss. Auf der Alp stellten wir die Bikes ab, um – vorbei an der hübschen Alpkapelle «Maria zum Schnee» – zu Fuss zum noch nicht sichtbaren Gipfel des Breithorns aufzusteigen (125 m Höhendifferenz, 30 Minuten). Das Gelände ist auch mit Bikeschuhen (mit Vibramsohlen) sehr gut zu meistern. Nach einer etwas steileren (der Trockenheit wegen sehr staubigen) Rinne und der Umrundung des Wegpunkts 2485 kam der grosse Steinmann des Gipfels ins Blickfeld. Jetzt noch zehn Minuten, um 13 Uhr, standen wir auf dem Breithorn. Grandios die Aussicht und das 360°-Panorama: sämtliche Grossen präsentierten sich (Weisshorn, Bietschhorn, Finsteraarhorn, Aletschhorn, Tiefblicke ins Obergoms und ins Binntal) – einfach genial! Über tausendzweihundert Meter fällt das Breithorn an der Ostseite ab bis zur Binna und der Twingi-Schlucht hinunter (Holouweggrabe, Grossgrabe). Etwas Nachdenkliches: die bedauernswerten Kühe fanden auf den völlig ausgetrockneten Böden wenig Essbares und kamen bis zum Gipfelgelände hoch; dort wurden sie von zwei Älplerinnen von den steilen Flanken weggedrängt. Voller Eindrücke nahmen wir den kurzen Abstieg unter die Füsse. Unterwegs kamen uns zwei e-Biker entgegen, auf dem Weg zum Gipfel(!). Was wir vermuteten, stellten wir unmittelbar später fest: ohne Schieben ist der Gipfel nicht zu machen… Auf der Alp Furggerchäller zurück, entwirrten wir unsere gesicherten Bikes, um auf der bekannten Strecke abzufahren: das waren immerhin über tausend Höhenmeter dosiertes Bremsen, kontrolliertes Ausweichen – ein Hardtail-MTB ist halt schon nicht gerade schonend. Wohlbehalten die Ankunft in Heiligkreuz, und das gute Gefühl, das Ganze ohne Sturz gemeistert zu haben.

Fazit:
Von Michaels Fahrkünsten waren wir sehr positiv überrascht – Kompliment! Der morgigen Biketour zur Schinerewyssi steht nichts im Wege…

Wetterverhältnisse:
Ein bilderbuchmässiger Sommertag, 9 bis 17° C, Wind ca. 6 km/h aus N

Ausrüstung:
e-Bike, bergfähige Bikeschuhe, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 11. August 2022
Schwierigkeit: MTB WS (Gut fahrbar, mit technischen Abschnitten, Wandern weiss-rot-weiss markiert T2.
Strecke: 28 km, Parkplatz Luftseilbahn Heiligkreuz-Kumm der Gommerkraftwerke (1459 m) – Kirche Heiligkreuz (1474 m) – Brücke Chriegalpwasser – Brücke Lengtalwasser – P.1632 – P.1735 – Grummela – Rufibord (1820 m) – Aschpi – P.1845 – P.1895 (Meirischbäch) – P.1911 – Sickerchäller (1940 m) – P.1956 (Saflischbach) – Göüchheit – Fröüwestafel – Brunegge (2336 m) – Furggerchäller (2430 m) – weiter zu Fuss – Alpkapelle «Maria zum Schnee» – P.2485 – Breithorn (2955 m) – Abstieg/Abfahrt auf gleicher Strecke
Aufstieg: ca. 1170 m
Abstieg: ca. -1170 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 50 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 45 Min.
Tageszeit: 09:50 bis 15:40 Uhr

Binntal VS 1|3: zum Mässersee (2119 m)

Der Landschaftspark Binntal liegt im Oberwallis und umfasst die sechs Ortschaften Binn, Ernen, Grengiols, Bister, Niederwald und Blitzingen; im gesamten Gebiet wohnen gerade mal 1100 Einwohner. Grengiols mit seinen weltbekannten Wildtulpen hat uns schon im Mai dieses Jahres begeistert, die Cholera selbstverständlich auch🥘. Ein paar Tage im Binntal, auch Binnatal genannt, zu Fuss und/oder mit dem Bike zu erkunden, das passte. Im Hotel Ofenhorn – dieser einzigartigen Belle Époque-Perle – fanden wir eine Bleibe für drei Übernachtungen. Nach der Fahrt über den Furkapass ins Obergoms und ab Fiesch über Ernen und nach Ausserbinn durch den engen 1.9 km langen Tunnel hoch ins enge Binntal war eine kurze Bergwanderung angesagt. Michael trafen wir beim Parkplatz kurz vor Fäld. Ab hier herrscht verständlicherweise Fahrverbot für Motorfahrzeuge. Am Restaurant Imfeld, welches prominent an der Brücke über die Binna steht, liefen wir vorerst achtlos vorbei. Nach wenigen hundert Metern auf der geteerten Bergstrasse bogen wir bei Punkt 1543 rechts weg auf den w-r-w markierten Pfad. Während fast alle Wanderer zur Mineraliengrube Lengenbach liefen, waren wir als mineralogisch unbelastete Wanderer ab jetzt einsam unterwegs. Dafür wurde es steil, über hohe Tritte und immer im schattigen Wald. Nach einem Kilometer und 170 Hm erreichten wir nahe Litze Nacke die Alpstrasse, welche wir nach wenigen Metern wieder links verliessen. In ziemlich direkter Linie stiegen wir weiter auf, bis ca. 180 Hm weiter oben die Lichtung Mässerchäller erreicht war. Ein Brunnen, eine Hütte und ein Wegweiser signalisierten die Wegkreuzung. Bis zum Mässersee noch eine Stunde! Bald erreichten wir die Waldgrenze, im lichten Gelände tummelten sich ein paar Beerensammler. Ohne vorerst viel Höhe zu gewinnen, näherten wir uns in einem Bogen nach O dem Wasserfall des Mässerbachs. Den Bach überquerten wir im Ritlärch über ein Brücklein – kann Wandern schöner sein?! Beim Wegpunkt 1978 im Schäre trafen wir auf den von der Mineraliengrube hochführenden Pfad. Hier suchten wir vergeblich den auf der Karte (nicht als WW) eingezeichneten Direktaufstieg in Richtung Mässersee – schliesslich erreichten wir wieder den Normalweg. Bei Punkt 2003 – kurz vor Manibode – hielten wir links, um wieder steiler und durch felsdurchsetztes Gelände weiter Höhe zu gewinnen und zum Mässersee zu gelangen. Was für eine Idylle: das kleine Bergseelein liegt in einer Mulde, umgeben von Alpenrosen und Lärchen und einer Wiese, beherbergt eine der seltensten Pflanzen der Schweiz, das trittempfindliche See-Brachsenkraut. Das ist auch der Grund dafür, dass nur im nördlichen Seebereich gebadet werden darf; dazu lädt der flache «Strand» Abgehärtete allerdings ein. An einem besonders schönen Plätzli zog Michael wieder einmal alle Register: zum Jubiläum spendierte er Walliser Trockenfleisch, Käse und ein Fläschchen Dôle – eine echte Überraschung, mit einem herzlichen Dankeschön! Auch wenn man es hier oben länger aushalten könnte, liessen wir uns von den, die umliegenden Beinahe-Dreitausender einhüllenden dunklen Wolken, beeindrucken. Nach dem Dinner stiegen wir hoch zum etwa vierzig Meter höher liegenden Punkt, um von dort in Richtung SO zum Wegpunkt 2147 zu gelangen – auf dem Wegstück bis dorthin, wo der Geisspfadweg erreicht war, darf nicht gestolpert werden. Beim Wegpunkt könnte weiter aufgestiegen werden bis zum Geisspfadsee (2438 m.ü.M.) zum Passo della Rossa (2472 m.ü.M.), der die Landesgrenze CH-I markiert (T3). Den Besuch des Geisspfadsees sparen wir uns auf, wir wollten trocken bleiben. Also stiegen wir ab zum Geröll und Felsbrocken durchsetzten Manibode, einem einzigartigen Gletscherkessel, der umragt wird von Stockhorn, Schwarzhorn, den steil aufragenden Felsen des Rothorns und von sterbenden Firngletscherchen. Ohne den Mässerbach zu überqueren, erreichten wir den Wegpunkt 2003, wo sich unsere Seerunde schloss. Zurück bei P.1978 (Schäre) blieben wir auf dem Pfad in Richtung Mineraliengrube Lengenbach- Alte Mässerchäller heisst die Gegend (ein Teil der Mässeralp). Ohne den Lenge Bach zu überqueren, kamen wir dem Gehämmer der «Arbeiter» in der Mineraliengrube näher – Kinder vor allem, auf der Suche nach einem glitzernden Andenken. Auf dem Weiterweg, erst auf der Fahrstrasse, später dann abgekürzt zum Warm Brunne, dann wieder auf der Strasse zum Wegpunkt 1543, wo sich unsere Runde schloss. Erste Tropfen «zwangen» uns im Restaurant Imfeld zur (ohnehin geplanten) Einkehr. Nach einer Viertelstunde endete der Platzregen, und nach wenigen Schritten war der Startpunkt einer schönen Wiedersehen-Tour erreicht.

Fazit:
Nach bald drei Jahren Corona-bedingter Einschränkungen ein Wiedersehen mit Michael aus Bielefeld, der für zwei Wochen im Raum Visp Ferien verbrachte (Was für ein Jubiläum: seit 50 Jahre ferienhalber im Wallis!).

Wetterverhältnisse:
Schönes Sommerwetter, im Tagesverlauf etwas Bewölkung und Mitte Nachmittag ein kurzer Platzregen, 8 bis 15° C, Wind ca. 4 km/h aus O

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 10. August 2022
Schwierigkeit: weiss-rot-weiss markierte Wanderung durchgehend T2, Stellen T3.
Strecke: 8.6 km, Parkplatz kurz vor Fäld (1514 m) – P.1543 – P.1713 (Litze Nacke) – Mässerchäller (1885 m) – P.1951 – Mässerbach bei Ritlärch – P.1978 (Schäre) – P.2003 – Mässersee (2119 m) – P.2147 (Geisspfadweg) – Gletscherkessel Manibode (2026 m) – P.1978 (Schäre) – P.1973 – Mineraliengrube Lengenbach (1653 m) – Figgerschah (1626 m) – Warm Brunne – P.1543 – Café Imfeld (1518 m) – Parkplatz
Aufstieg: ca. 660 m
Abstieg: ca. -660 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 40 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 20 Min.
Tageszeit: 11:20 bis 17:00 Uhr

Pass da la Prasgnola über die alpinen Steintreppen «I Trapet»

Unser Ziel heute: der Pass da la Prasgnola, ein im Kanton Graubünden gelegener  Gebirgsübergang zwischen der Val Madris und der Val Bregaglia. Seine Passhöhe liegt auf einer Höhe von 2724 m.ü.M. zwischen den Gipfeln Pizz Gallagiun (3107 m, T4) und Pizzun (2965 m, T5). Seit dem Jahre 1412 gehören die Alpen in der Val Madris zu Soglio im Bergell. Früher wurden Kühe und Rinder jedes Jahr über den Pass zur Sömmerung auf die Alpen geführt. Dazu musste auf der Nordseite des Passes eine imposante Steintreppe I Trapet mit mehr als 300 Stufen gebaut werden. Diese historische Weganlage wurde 1991 von Freiwilligen des Internationalen Zivildienstes wiederhergestellt (Quelle: SAC). In diesem Sommer wird die spektakuläre Treppenanlage erneut saniert.

Vom Einheimischen Bruno Loi aus Cröt nutzten wir das Taxi-Angebot (079 406 72 77), die ersten 10 km (375 Hm) der einsamen Val Madris bis zur Alp Preda im Pick-up zurückzulegen. Das war eine gute Empfehlung von Julia Patzen von der Alp Madris. Die Strasse ist mit einem Fahrverbot belegt; denkbar wäre, mit dem Bike zu fahren und ab Alp Sovräna zu wandern – wegen der arbeitenden Herdenschutzhunde bedingt zu empfehlen. Noch etwas zu diesem sehr einsamen Tal: nach einem dreizehnjährigen Kampf gegen ein Stauseeprojekt hat der BR dieses Seitental zum Avers 1988 unter Schutz gestellt. Kurz nach der Alp Preda, bei der Brücke über die Agua da Madris, starteten wir unseren Fussmarsch. Bald erreichten wir die Gebäude der Alp Sovräna; unmittelbar hinter der Alp beginnt der Anstieg. Bis zum Brücklein bei P.2131 war das Gelände etwas sumpfig (von den Gewittern der letzten Nacht). Beim Brücklein teilt sich der Weg, links in Richtung O in die Val da Roda, rechts südlich in die Val da la Prasgnola, den wir zu nehmen hatten. Das Brücklein ist keine Herausforderung, ausser man mag nicht in tiefe Abgründe der Agua da Madris schauen… Nach wenigen Aufstiegsmetern zeigte sich schon der Pizz Gallagiun, dem wir uns heute näherten. Nach etwa 2.7 Kilometern erreichten wir eine Steilstufe und danach die abflachende Plan di Mort. Dort steht bei 2450 m.ü.M. auch das Camp der Arbeiter, welche I Trapet sanieren. Gespannt versuchten wir, die Treppe ausfindig zu machen – und tatsächlich erreichten wir diese bei 2460 m.ü.M. Waren die ersten Tritte bereits in bestem Zustand und problemlos zu begehen, war die hochalpine und sehr eindrückliche Baustelle zu passieren. Fünf Arbeiter gaben uns Hinweise, wie der Aufstieg (neben der Treppe) am besten zu bewältigen sei – ein provisorisch montiertes Fixseil bot zusätzliche Sicherheit. Bei P.2598 endete die Treppe (ca. 300 Stufen), und nach der Passage einer engen Stelle, wo der Einsatz der Hände gefordert war, markiert ein grosser Steinmann den richtigen Weg. Die Passmarkierung weiter oben war gut zu erkennen. Nach der Überquerung einer wie von Menschenhand gemachten Ebene standen hundert Meter Blockkraxeln bevor – zwar durchgehend markiert, nicht ausgesetzt, aber dennoch war sicherer Halt gefragt. Dieser letzte Abschnitt hatte es also in sich, und wir waren erleichtert, nach zwanzig Minuten auf dem Übergang zu stehen. Vom auf der Nordseite des Passes liegenden Seelein war nichts mehr zu sehen – trockengelegt! Weidende Schafe bevölkerten die Szenerie – zum Glück keine Herdenschutzhunde in der Nähe! Der Blick über das Bergell hinweg zu den markanten Gipfeln (Pizzo Badile, Pizzo Cengalo) war beeindruckend. Nach Soglio hinunter wären es (angeblich) 2 Std. 15 Min. eine sehr sportliche Vorgabe für fast 1700 Hm Abstieg über 6.6 km Distanz. Nicht nur, aber auch die grauen Wolken, hielten uns davon ab, den Nachbar Pizz Gallagiun (3107 m, T4+, weglos) zu besteigen – anderthalb Stunden Auf- und Abstieg wären dazu wohl nötig. Auch so waren wir zufrieden mit dem Erreichten. Für den Abstieg (laut Vorgabe bis Preda 1 ¾ Std. – wer’s glaubt…) auf der Aufstiegstrecke liessen wir uns reichlich Zeit – Treff in Preda erst um 16:30 Uhr. An der Baustelle noch das Gespräch mit den Bauarbeitern, welchen wir gerne ein Trinkgeld spendeten (das Camp habe eine Bar, versicherte man uns😂). Schon eindrücklich, wie sich die Perspektiven im Auf- und Abstieg komplett änderten. Unterhalb der Treppe dann wieder die fast ebene Plan di Mort, begleitet von der Agua da Madris, die ab und zu sogar wasserfallartig abstürzt. Nach der Steilstufe die Querung zur Brücke über den tosenden Bergbach – von der Südflanke des mächtigen Wissberg (2979 m) kamen die Rufe der Schafhirten, welche bestimmt über hundert Tiere trieben. Der weitere Abstieg zur Alp Sovräna war dann reine Formsache – jetzt nur ja nicht in ein Sumpfloch stolpern… An der Alp vorbei, wurden wir von zwei Eseln verabschiedet, dann gemütlich über die Brücke – bis zur Alp Preda, welche nach anderthalb Kilometern erreicht war. Gesund zurück von einer sehr einsamen Bergwanderung in der Abgeschiedenheit der Val Madris. Und der Pick-up von Bruno Loi, der uns zurück nach Cröt brachte, kam auch gerade angefahren…

Fazit:
Weiss-rot-weiss markierte alpine Bergwanderung, sehr einsam (wir haben keine anderen Wanderer angetroffen).

Wetterverhältnisse:
Nach den Gewittern von vergangener Nacht ein Hochsommertag mit «gewaschener», klarer Sicht, 8 bis 19° C, Wind ca. 4 km/h aus N

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 2. August 2022
Schwierigkeit: T3+
Strecke: 12 km, P.1973 (Brücke über die Agua da Madris) – Alp Sovräna (1995 m) – Brücklein bei P.2131 nach Verzweigung Val da Roda/Val da la Prasgnola – Plan di Mort – Steintreppen «I Trapet» (ca. 2460 m) – P.2598 – Pass da la Prasgnola (2724 m) – Abstieg auf gleicher Strecke
Aufstieg: ca. 800 m
Abstieg: ca. -800 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 40 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std. 10 Min.
Tageszeit: 10:00 bis 16:40 Uhr

Am Nationalfeiertag zu den Flüeseen – und noch viel mehr…

Ein paar Tage im kühlen Avers verbringen – bei dieser Sommerhitze bestimmt eine gute Idee! In diesem einzigartigen Bündner Hochtal sind Tageshöchsttemperaturen auch in diesem Hitzesommer selten über 25° C. Gestern nach der Ankunft in Rufena (2028 m.ü.M.) unternahmen wir einen kurzen Akklimatisierungsbummel ins Bergalga hinein (ca. 7.5 km). Für heute, dem Nationalfeiertag, planten wir den Besuch der Flüeseen, evtl. mit Abstecher vom Stallerberg zur Uf da Flüe (2775 m.ü.M. und dem Abstieg über die Fuorcla da la Valletta.

Ab Juf liefen wir auf dem steilen Meliorationsweg ca. zweihundert Meter bis zu dessen Ende, dann durften wir die unangenehme Unterlage verlassen und der weitere Aufstieg führte über Muttabach und Treiabach hinauf bis zur Verzweigung bei Punkt 2333. Hier hielten wir links, um in Richtung Lawinenverbauungen aufzusteigen. Wunderbare Bergblumenwelt hier oben, die Querung kaum ausgesetzt, vielleicht mit Ausnahme des Bereiches Muttabachs, den es über ein Alubrücklein zu überqueren galt, und wo das Gelände steil abfällt. Vor uns der aus dieser Perspektive abweisende Felsklotz Foppaspitz (2696 m), dann über ein paar Serpentinen hoch zu den mächtigen Lawinenverbauungen. Bei P.2487 führt eine Spur zum Stallerberg hinüber; wir hielten links und liefen über eine steiler verlaufende Geländekammer, welche zwischen Perniera und Seeflüe durchführte. Ab etwa 2600 m.ü.M. wurde die Unterlage blockig, zur Linken der nun plötzlich zahme Nordrücken der Foppaspitz, vor uns türmte sich der Mazzaspitz (3164 m) auf. Nach der Querung eines unübersichtlichen Blockfeldes erreichten wir über einen sandigen Pfad einen Punkt auf 2700 m.ü.M., von wo der Blick frei wurde auf eine kleine Schwemmebene mit den beiden beinahe ausgetrockneten Foppaseeli. Wenige Meter weiter oben breitete sich der wunderschön gelegene Obera Flüesee aus; dieses auf 2789 m gelegene, von den anderen Flüeseen abgeschnitten gelegene Bergseelein wird westlich vom Mazzaspitz und nördlich von der Westliche Fallerfurgga gesäumt. Der See hat eine Ausbreitung von gerademal 80 x 130 m, und aus ihm fliesst der Müllibach ab. Jetzt verstanden wir auch den zu Beginn oberhalb Juf angetroffenen Walserweg-Wanderer, der begeistert von seiner Biwaknacht am Bergseelein berichtete – drei ihm folgende Biwakierer hätten sogar eine Forelle gefangen (und sie wieder frei gelassen). Nach dem Genuss dieses bildhübschen Naturwunders hatten wir über eine Distanz von zweihundertfünfzig Metern aufzusteigen zum 56 m höher liegenden, gut sichtbaren Punkt 2838. Ab hier könnte über die in einer Distanz von 400 m liegende Fallerfurgga (2837 m, T3) ins Val Bercla und weiter bis Mulegns gewandert werden. Am Punkt 2838 angekommen, wurde der Blick frei zu den vier Flüeseelein, welche ca. 150 Hm unter uns lagen und übrigens in den Treiabach entwässern, welcher nach Juf hinunter abfliesst. Und das Panorama weitete sich bis zu den Bernina-Alpen. Links über der Fallerfurgga trohnte der Piz Surparé (3077 m, T4) mit seinem bizarren Südturm und dem eindrücklichen, langen Ostgrat. Der sehr steile, immer gut markierte Abstieg zu den Bergseelein hinunter führt über grosse Felstritte und durch blockiges Gelände. Auf der Höhe des ersten Seelein angelangt, trafen wir auf ein fotogenes Wollgrasfeld. Wunderbar die Natur hier oben, sogar ein Fröschlein hüpfte umher (siehe Bilder). Nach Durchquerung der Seenlandschaft rasteten wir an aussichtsreicher Südlage und voll an der Sonne (gefühlte 25° C). Danach folgte der Abstieg zum hundert Meter weiter unten liegenden Stallerberg – diesen Übergang kennen wir von Winter- und Sommerbegehungen. Hier trafen wir auf einige Wanderer, welche von Bivio in den Avers (oder umgekehrt) liefen. Von ihnen wissen wohl die wenigsten von den naheliegenden Flüeseen… Auf dem Übergang angekommen, entschieden wir uns für den Direktabstieg nach Juf hinunter. Der Umweg hoch zur Uf dä Flüe und über die Fuorcla da la Valletta nach Juf wäre zwar möglich gewesen, hätte uns aber ca. 250 Zusatz-Hm und 4 km Mehr-Distanz beschert. Für unsere Entscheidung hatten wir gute Gründe, denn zum für den späten Nachmittag geplanten 1.-August-Anlass wollten wir rechtszeitig zurück sein. Auf den knapp zwei Kilometern nach Juf hinunter hatten wir noch 450 Hm zu «vernichten». Unterwegs, bei Punkt 2333 (Treiabach) schloss sich der Kreis unserer Tour. Juf war jetzt rasch erreicht. Das Bier musste noch ein paar Minuten warten, dazu nutzten wir die Terrasse unserer tollen Unterkunft im Ortsteil Rufena.

Erst-August-Event der Sonderklasse
Um 17 Uhr war Apérozeit; bei phantastischem Wetter trafen sich die Gäste des Hotel Avers auf der sonnigen Terrasse. Was dann ablief, war ein unvergessliches Erlebnis: auf dem direkt hinter dem Haus hochführenden Meliorationsweg «spazierte» die fröhliche Gruppe von vielleicht dreissig Gästen hoch (700 m Distanz, 110 Hm). Unterwegs bescherten uns die Gastgeber Barbara und Hansueli mit ihrem tollen Team (René, Haki, Simona) an verschiedenen Stopps ein urchiges zehngängiges 1.-August-Menü. Und damit nicht genug: die musikalische Begleitung der Gastgeber war einfach sensationell! Und das alles bei 1.-August-Wetter vom Feinsten – mit Blick in ins Bergalga und zur umliegenden Bergwelt. Manch eine(r) stellte sich die berechtigte Frage, wo wir leben dürfen: im Paradies! Und das alles ohne Höhenfeuer und Feuerwerk… Dem ganzen Team vom Hotel Avers gebührt unser herzliches Dankeschön für diesen unvergesslichen 1. August 2022.

Fazit:
Weiss-rot-weiss markierte Wanderung durchgehend T2, mit Ausnahme leichter Ausgesetztheit unterhalb der Lawinenverbauungen und teilweise hohe Tritte über Blockgelände im Steilabstieg vom höchsten Punkt zu den Seen hinunter.

Wetterverhältnisse:
Hochsommertag im Avers, 9 bis 19° C, Wind ca. 6 km/h aus ONO

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 1. August 2022
Schwierigkeit: T2-3
Strecke: 8.5 km, Juf (2125 m) – P.2333 (Treiabach) – Lawinenverbauungen – P.2487 – Obera Fluesee (2789 m) – P.2838 – Flüeseen (2681 m) – Stallerberg (2579 m) – P.2505 – Treiabach – Juf
Aufstieg: ca. 780 m
Abstieg: ca. -760 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 15 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 50 Min.
Tageszeit: 09:30 bis 14:45 Uhr