Unsere Wanderung starteten wir in Müstair (Bushalt Cunfin), kurz vor der Grenze zu Italien, wo wir den Startkafi genossen. Dann zu Fuss über die Grenze in Richtung Taufers i. M., bei den ersten Häusern rechts weg zum Rambach nach Puntweil, vorbei am schönen Kirchlein. Nach der Brücke über den Rambach (wie vor ein paar Tagen auch schon) auf die eigentlich gesperrte Strasse, über den rauschenden Saruestabach. Vorbei an P.1142, wo es zum Piz Chavalatsch hochginge. Beim ersten Gebäude kurz vor Rifair verliessen wir den Weg Nr. 9 und hielten nach rechts auf den Urfichtenweg 9A. Dieser Pfad führt ziemlich ruppig, aber gut markiert etwa siebzig Höhenmeter hoch durch Fichtenwald, viel Fallholz, vielleicht sogar Sturmholz. Am höchstgelegenen Punkt eine von drei Urfichten, um die 400 bis 500 Jahre alt, 40 m hoch, Durchmesser 135 cm, 425 cm Umfang; für eine Umarmung bräuchte es die Arme von vier bis fünf Personen. Zur Information: vor einem halben Jahrhundert wachten noch ein Dutzend Fichtenpatriarchen über Rifair. Nun gibt es nur noch drei Fichten, die überlebt haben. Die Ruhe dieser Naturoase ist jedoch nach wie vor ein grosser Genuss. Und übrigens: hier liegt der nördlichst gelegene Teil des Nationalpark Stilfserjoch. Der Abstieg auf dem Urfichtenrundweg führt durch eine wilde Gegend oberhalb Rifair, vorbei an zwei weiteren Uraltfichten. Leider bekamen wir den Fichtenkreuzschnabel nicht zu Gesicht. Am unteren Ende des Rundwegs eine Baustelle; hier wird wohl eine neue Wanderwegbrücke über das Wildwasser des Laafbachs gebaut. Ein kurzes Stück zurück, und schon war der Normalweg Nr. 9 wieder erreicht. Wunderschön diese Strecke (auch eine tolle Bikeroute!) dem Rambach entlang, der lichte Wald von Grauerlen dominiert. An der engsten Stelle waren am gegenüberliegenden Ufer die Spuren der Eiszeit zu bewundern: als das Eis schmolz, war der seitliche Druck weg und die Schuttmassen verloren den Halt. Turnauna heissen diese attraktiven Murkegel. Übrigens: unweit, nordöstlich und oberhalb von Taufers, verläuft der noch heute wasserführende Turnaunawaalweg, den wir auch schon bewanderten. Im Münstertal, im Vinschgau und im Südtirol gibt es viele Waale; das sind Bewässerungskanäle, wie sie unter der Bezeichnung Suone auch im Wallis bekannt sind. Ein Grossteil dieser ehemaligen Waale führen heute kaum mehr Wasser, weil sie durch moderne Bewässerungssysteme ersetzt wurden. Entlang dieser Waale führen äusserst attraktive Wanderwege. Einem solchen gilt heute unsere Aufmerksamkeit: Mitterwaal. Kurz bevor der Rambachweg bei der Calvenbrücke endet, verliessen wir diesen auf einen markierten Pfad, der bei ungenügender Aufmerksamkeit leicht verpasst wird. Nach wenigen Metern Aufstieg hatten wir den Waalweg erreicht; erwartungsgemäss trocken und von der Natur bereits einvernahmt. Der angenehme Pfad durch den dichten Mischwald vermittelt das Gefühl, weit weg von der Zivilisation zu sein. Das täuscht natürlich, denn der Lärm von der nahen Ofenpassstrasse begleitete uns. Ungefähr auf der Höhe der Calvenbrücke überwanden wir über zwei Serpentinen etwa hundert Höhenmeter, verliessen also den Waalweg nach SO. Ziel war die über Glurns stehende Kapelle St. Martin. Während des Aufstiegs begleitete uns eine neue Lärmquelle: am gegenüberliegenden Felshang oberhalb der Strasse nach Laatsch wurden Rettungsflüge durchgeführt. Gut zu erkennen, dass auf einem Felsvorsprung einige Leute auf die «Rettung» warteten. Von Einheimischen erfuhren wir, dass es glücklicherweise kein Notfall war, sondern eine ziemlich aufwändige Übung (trotz Sonntag/Muttertag). So belästigt fanden wir den Aufstieg nicht gerade vergnüglich. Bald folgte ein knackiger, leicht ausgesetzter, jedenfalls steiler Aufstieg. Schliesslich war im Gebiet Bosco Plazut der heute höchstgelegenen Punkt um ca. 1255 m.ü.M. erreicht, und der Lärm des Helis verstummte. Nun folgte der Abstieg in Richtung SO, unterwegs verpassten wir die Direttissima zur Kapelle. Also holten wir etwas weiter aus, dafür fanden wir oberhalb der Kapelle einen aussichtsreich gelegenen Rastplatz für die Mittagespause. Aussicht zum Reschenpass und nach Mals und Glurns. So machts Freude! Gut erholt (und genährt) machten wir uns nach der ausgiebigen Pause auf den restlichen Abstieg vorbei an der schön gelegenen Kapelle St. Martin und danach einer Weide mit fröhlichen Ziegen. Schnurgerade der Weg hinunter nach Glurns, mit bester Aussicht auf den landwirtschaftlich intensiv genutzten oberen Vinschgau. Bei der im spätgotischen Stil erbauten Kirche St. Pankratius erreichten wir das Städtchen Glurns, welches von einer noch vollständig erhaltenen Ringmauer umgeben ist. Eine Brücke führt über die Etsch, in welche einige Meter zuvor der Rambach mündet. Durch das Tauferer Tor betraten wir den schönen Ortskern mit dem schmucken Platz. Und natürlich landeten wir in einem der vielen Restaurants, im altehrwürdigen Gasthaus zum grünen Baum, wo wir beim Bier abkühlten. Angenehmer kann man die Wartezeit bis zum Eintreffen des Postautos (halbstündige Verbindung in Richtung CH) nicht überbrücken… Viva!
Fazit:
Eine spannende, abwechslungsreiche Wanderung, die auch einiges an Kultur bot. Das Ende in Glurns bei schon fast hochsommerlichem Wetter.
Wetterverhältnisse:
Frühlingshaft und sonnig mit freundlicher Bewölkung, ca. 12 bis 22° C, kaum Wind
Ausrüstung:
Bergwanderschuhe, Stöcke, Kartenmaterial SchweizMobil, GPS
Parameter:
Tourdatum: 12. Mai 2024
Schwierigkeit: T1-2
Strecke: 12.4 km, Müstair, Cunfin (1247 m) – Puntweil (1220 m) – P.1142 – Rifair, Urfichtenweg – Rifair, Rambach – Abazzasbach – Mitterwaal – Kapelle St. Martin (1077 m) – Glurns (914 m)
Aufstieg: ca. 447 m
Abstieg: ca. -779 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 55 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 25 Min.
Tageszeit: 09:40 bis 14:35 Uhr
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