3-Pässefahrt mit dem e-MTB, heute Ulrichen – Nufenenpass 2478 m – Bedretto

Der zweite Tag unserer Pässefahrt sollte uns etwas stärker fordern, kürzer in der Distanz, etwas heftiger der Aufstieg. Nicht zu früh los war das Vorhaben, erst sollte die Strasse abgetrocknet sein. Kurz nach zehn Uhr der Start, am riesigen Camp des BuLa vorbei, und gleich gings zur Sache – der erste Aufstieg führte über knapp vier Kilometer 200 Hm hinauf durch die Schlucht der Ägene bis zur Kittbrigg. Ab hier wurde das Gelände weiter, sogar abflachend bis Höhe Aareäst. Viele Wildcamper direkt am Wasser – wenn da nur nichts passiert! Kurz vor Hosand führt die Strasse zur anderen Talseite, und die Steigung bis Ladstafel sehr regelmässig, wir kamen recht zügig voran, Heinz noch zügiger. Nach Ladstafel wurde es ernsthafter, vor Altstafel, gegenüber der Talstation der Privatbergbahn der Ulrichen Kraftwerke Aegina, erreichten wir die ersten Serpentinen auf ca. 2000 m.ü.M. Über zehn Kurven und fünf Kilometer waren noch fast 500 Hm zu bewältigen. In regelmässigem Tempo (immerhin 10 bis 14 km/h) konnten wir die spektakuläre Landschaft geniessen: Blick hoch zur Staumauer des Griessees im Süden, im Osten das Mittaghorn und die Chilchweng, eine gewaltige Geröllwüste. Für die Strecke von 14 km bis zur Passhöhe benötigten wir anderthalb Stunden Fahrzeit. Die kühle Witterung trieb uns ins Innere des Restaurants Passhöhe; bewölkt, trocken, windig, um 10° C. Nach der Zwischenverpflegung lockerte die Bewölkung auf, die Gelegenheit für einen Spaziergang zur 300 m südlich gelegenen und wenige Meter höher stehenden Nase. Das lohnte sich wegen des Ausblicks zum Griessee mit der Staumauer und dem Windpark. Inzwischen erfreuten uns erste Sonnenstrahlen; die angekündigten Schauer hatten es sich anders überlegt. Um ca. 13:10 Uhr starteten wir zur Abfahrt ins Val Bedretto TI. Nach ein paar Serpentinen folgte eine längere Gerade, wo wir es richtig sausen liessen. Nach der letzten Kurve bei P.2099 bogen wir ab zur naheliegenden Ciuréi di Mezzo. Ausser einer Herde von Tieren hielt sich der Ausblick in Grenzen; hier beginnt auch der Aufstieg zur Capanna Corno-Gries, welche von hier aus nicht zu sehen war. Eine Kurve weiter unten, bei der Alpe di Cruina, war das «Alpenraumschiff», wie es auch genannt wird, zu sehen – 1.3 km die Distanz, und 340 Hm weiter oben. Ein Fotohalt in dieser Kurve war zu gefährlich, aber den Ausblick kennen wir ja. Also liessen wir es rollen – schnell, sehr schnell. Vier Kilometer weiter und knapp 400 Hm tiefer war die nächste Einkehr geplant. Beinahe zeitgleich mit Meris erreichten wir All’Acqua, wo eines der wenigen Ristoranti im Val Bedretto steht, direkt an der Passstrasse. Hier beginnt übrigens im Winter die Sperre. Die Sonne bemühte sich redlich, die Schirme benötigten wir noch nicht. Die Weiterfahrt führte vorbei an Cioss Prato, dem kleinen Familienskigebiet (0.4 Pistenkilometer!). Im schneereichen Tal wird im Winter hauptsächlich getourt (Ski und Schneeschuhe), im Sommer gewandert (Cap. Corno-Gries SAC, Cap. Piansecco CAS, Pizzo Rotondo, Pizzo San Giacomo, usw.) – sehr schön und abgeschieden. Klar, dass wir in diesem wunderschönen Tal eine Nacht verbringen würden. Deshalb verliessen wir einen Kilometer weiter die Passstrasse, um das kleine Dörfchen Ronco anzustreben. Hier steht übrigens das uns bekannte und sehr charmante Berghotel Stella Alpina, welches nach einem Besitzerwechsel als B&B Chalet dei fiori betrieben wird. Von hier aus reicht der Ausblick zu den ca. sieben Kilometer entfernten Kehren der Gotthardpassstrasse. So weit ging unsere Fahrt heute nicht – im nächsten Dörfchen namens Bedretto war Endstation für heute: der kleinen Locanda Orelli wollten wir nicht widerstehen. Allein schon der Ausblick von der edel möblierten Panoramaterrasse war die Einkehr wert. Auch die teilweise exklusive «Möblierung» der wenigen Parkplätze vor dem Haus und die am Hause angebrachten Dekortafeln* (Guide Michelin, Gault&Millau) liessen darauf schliessen, was uns erwartet. Die fünf verfügbaren Zimmerchen (B&B) sind offensichtlich begehrt – gut, dass wir im Voraus gebucht hatten. Unsere Bikes durften wir (etwas beschwerlich über eine steile Treppe erreichbar) unterhalb des Hauses im Garten abstellen, ohne Möglichkeit, die Akkus zu laden. Nach Bezug der Zimmer, Dusche und Siesta, waren wir fit und voller Erwartung auf die Gourmetküche. Das Abendessen war wirklich lecker und ausgezeichnete regionale Kost – mehr nicht. Die erwähnten Dekorationen* jedenfalls fanden wir eher eine Übertreibung.

Morgen folgt die Königsetappe – keine Übertreibung, versprochen!

Fazit:
Dieser zweite Tourentag bot alles, was man sich nur versprechen kann – und es bizzeli meh. Dazu beigetragen haben Meris und Heinz – ein herzliches Dankeschön!

Wetterverhältnisse:
Sommerlich, anfänglich bewölkt, im Tagesverlauf freundlich, ca. 16 bis 24°, Wind 16 km/h ONO

Ausrüstung:
e-Bike, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 23. Juli 2022
Schwierigkeit: L (Leicht fahrbar, ohne nennenswerte technische Schwierigkeiten, kurze enge und steile Passagen)
Strecke: 30 km, Ulrichen (1346 m) – Hosand P.1758 – Ladstafel (1923 m) – P.2033 – Chummstafel (2219 m) – P.2304 – P.2428 – Nufenenpass (2478 m) – P.2099 – P.2041 (Ciuréi di Mezzo) – Alpe di Cruina (2002 m) – Cantina di Cruina (1902 m) – All’Acqua (1612 m) – Cioss Prato (1533 m) – P.1477 (Abzeiger von der Nufenenpassstrasse) – Ronco (1477 m) – Bedretto (1402 m)
Aufstieg: ca. 1158 m
Abstieg: ca. -1074 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 30 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 20 Min. (plus kurze Passwanderung ca. 35 Min.)
Tageszeit: 10:10 bis 14:40 Uhr

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