Wie vor vierzehn Tagen anlässlich unserer Biketour, wollten wir heute die Alp Prasüra zu Fuss besuchen, um vom formidablen Alpkäse zu kaufen. Ab Fuldera mit dem Postauto nach Sta. Maria Val Müstair, dann der Umstieg auf die Tirano-Linie. Im nun vollbesetzten Postauto die beeindruckende Fahrt über die kurvenreiche Umbrailpassstrasse hoch bis zur Haltestelle Val Gronda – beinahe hätte der Fahrer unseren Stoppwunsch übersehen. Die Wanderung begann direkt in der Kehre, gut markiert, zu Beginn leicht der Anstieg, bald einmal waren einige wasserführende Runsen zu überqueren – unproblematisch, trocken und noch im Schatten. Bald wurde das Gelände steil und kniehoch verbuscht, und abschnittweise feucht; wohl wenig begannen, dachten wir. Im Abschnitt bis Truoi Trid (sinngemäss «schlechter Weg») leicht ausgesetzt, ab und zu brauchten wir die Hände. Stolpern verboten, und schwindelfrei sollte man schon sein. Während wir im ersten Abschnitt überwiegend schattenhalb zu laufen hatten, gelangten wir ab einer Höhe von ca. 2200 m.ü.M. an die Sonne, ein grosser Alpenrosenhang (verblüht, aber noch immer hübsch) war zu queren. Nach etwa einer halben Stunde wurde das Gelände lieblicher – das paradiesisch gelegene Gelände der Alp Prasüra war erreicht. Etwas oberhalb der Alpgebäude überquerten wir die aus dem Val Costainas abfliessende Aua da Prasüra. Das eigenartig blauweiss gefärbte Wasser der Aua da Prasüra ist übrigens Gegenstand eines Forschungsprojekts: seit dem Jahr 2000 findet man im Bachbett weiss eingefärbte Steine. Dieses Phänomen wurde bereits an einigen höher gelegenen Gebirgsbächen in den Ostalpen beobachtet. Die Farbe stammt von Flocken aus Aluminiumsulfat, das sich auf den Steinen ablagern. Die Bildung der Flocken ist auf die Produktion von Schwefelsäure in Permafrost-Gebieten zurückzuführen. Deshalb besteht die Gefahr, dass sich die Wasserqualität der betroffenen Gebirgsbäche in Zukunft aufgrund der Klimaerwärmung verschlechtern könnte. Bei den Alpgebäuden angekommen, freuten wir uns auf das Wiedersehen mit Sennerin und Käserin Aita Largiadèr – und tatsächlich hatte sie für uns ein grosses Stück des wirklich ausgezeichneten letztjährigen Alpkäses zum Verkauf bereit. Dass Ruedi’s Rucksack nun siebenhundert Gramm schwerer wurde, fiel nicht weiter ins Gewicht. Nach dem Abschied nahmen wir den bekannten Abstieg auf der steilen und ruppigen Alpstrasse unter die Füsse. An einem besonders attraktiven Standort der obligate Fotostopp, um den noch immer viel Wasser führenden Wasserfall der Aua da Prasüra festzuhalten. Auf der verlassenen Alp Marangun da la Prasüra, das ist die untere Alp Prasüra, nutzten wir dort stehende Bänke für die Mittagsrast – bei bester Aussicht ins obere Val Müstair. Danach nahmen wir die als WW markierte Abkürzung, um weiter unten wieder auf die Forststrasse und wenig später die an der Umbrailpassstrasse stehende Blockhütte (Postautohaltestelle) zu erreichen. Jetzt mussten wir wohl oder übel auf einer Strecke von etwa 250 m auf der verkehrsreichen Passstrasse laufen (links gehen, Gefahr sehen…). Etwa fünfhundert Meter vor dem Gasthaus Alpenrose Plattatschas wies uns der Wegweiser nach links runter zum Bergbach Muranzina, über den ein in die Jahre gekommenes Brücklein führte. Wenig später wurden wir im untersten Bereich des Val Prasürabun vor die Knacknuss des Tages gestellt: das Material der bedrohlichen Rüfe hatte die Pfadspuren weggespült, und die Überwindung der etwa vier Meter hohen «Mauer» war ziemlich fordernd. Geschafft, ohne ins Wasser zu fallen! Leicht ansteigend im steilen Hang erreichten wir bald einmal die nächste Rüfe Rez da las Gruóbas; auch hier wieder viel Material, welches aus dem kleinen Val Teatschas herunter geschoben wurde. Schon etwas bedrohlich, diese Ostseite des Piz Lad. Nun aberwurde der schmale Pfad lieblicher, immer schön im Wald, unter uns die wilde Muranzina, gegenüber das Gasthaus Alpenrose an der lärmigen Passstrasse. Der Weg verlief nun in zunehmender Distanz zur Schlucht nach N; regelmässig der Abstieg, nie steil, die Unterlage knieschonend weich – bis Sta. Maria waren heute insgesamt 940 Hm abzusteigen. Immer wieder hübsch der Durchblick zum Passdorf hinunter. Etwa hundert Hm über dem Dorf erreichten wir die beinahe parkähnliche Döss da las Levras, welche wir von unseren Schneeschuh- und Sommerwanderungen her bestens kennen. Den nahe gelegenen Campingplatz Pè da Munt passierten wir auf der linken Seite der Muranzina. Über offenes Gelände erreichten wir Sta. Maria Val Müstair – heute Samstag im üblichen Verkehrsstau. Klar, der Wochenendverkehr zwängt sich hier aus drei Richtungen durch das sehr enge Dorfzentrum (wann endlich gibt es die Umfahrung?). Bei der Haltestelle Cumün angelangt, hatte wir gerade noch die Zeit, das Onlineticket zu lösen – und schon brachte uns das gut besetzte Postauto in wenigen Minuten nach Fuldera zurück.
Fazit:
Eine grossartige Wanderung zur Alp Präsura mit dem speziellen Hauptgrund, dort Alpkäse zu kaufen…
Wetterverhältnisse:
Angenehmes Sommerwetter, anfangs sehr sonnig, im Tagesverlauf teilweise Quellbewölkung, trocken, Temperatur ~20°, leichter Wind 6 km/h O
Hilfsmittel:
Bergwanderschuhe, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS
Parameter:
Tour-Datum: 27. Juli 2024
Schwierigkeit: T3
Strecke: 8.5 km, Umbrailpassstrasse, Postautohaltestelle Val Gronda (2100 m) – Truoi Trid – Aua da Prasüra – Alp Prasüra 2210 m – Marangun da la Prasüra (1998 m) – Blockhütte an der Umbrailpassstrasse (1870 m) – Muranzina (P.1817) – Val Prasürabun – – Rez da las Gruóbas – Döss da las Levras (1485 m) – Santa Maria Val Müstair
Aufstieg: ca. 216 m
Abstieg: ca. -941 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 40 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 10 Min.
Tageszeit: 09:50 bis 14:30 Uhr