Nach einer kurzen Fahrt (12 km, 300 m Höhendifferenz) Hoyos del Espino, dem schönen Bergdorf im Herzen der Sierra de Grados, wo wir die Nacht verbrachten, erreichten wir kurz nach 11 Uhr den grossen, fast leeren, Wander-Parkplatz Plataforma de Gredos. Ein nettes Berner Paar begrüsste uns; sie wollten zur Laguna Grande resp. zum Refugio Elola laufen. Der erste Abschnitt zwischen der Plataforma und dem Übergang Puerto de Candeleda verlief erst über einen breiten gepflasterten Weg, ab etwa 2 km dann auf gut erkennbaren Trampelpfaden weiter über schöne Alpen. Zur linken der Gipfel La Mira (2343 m), zur rechten die Matten, auf welchen die Strecke in Richtung Laguna Grande verläuft. Wir strebten im Tal entlang dem Bach Garganta de Prado Puerto dem Puerto de Candeleda zu, welcher nach ca. 1 ¼ Std. erreicht war. Hier öffnete sich der Blick nach Süden ins Valle del Tiétar und weiter bis in die Extremadura hinein. Nach kurzer Rast beim grossen Steinmann weiter in Richtung W, um auf dem Kamm die Ruine des Refugio del Rey (ursprünglich eine Jagdhütte des Alfonso XIII) anzustreben. Fleissige Wegmacher befreiten grade den Gratweg von den stark wuchernden Ginsterbüschen («Muchos gracias» – ja soviel spanisch konnten wir…). Beim Refugio del Rey angelangt, dann wenige Meter vor uns eine grosse Steinbock-Gruppe, die sich überhaupt nicht stören liess – ein toller Anblick und jede Menge Zeit, die fotogenen Tiere abzulichten. War der Aufstieg bis hierhin gemütlich, wurde es nun etwas fordernder – steiles, steiniges Gelände. Kurz vor der Navasomera, einer Mulde unterhalb des Gipfelaufbaus, zeigte sich dann auch der Morezón, unser Gipfelziel. Doch erst galt unsere Aufmerksamkeit einer in den Blocks gut getarnten, aber unbeeindruckt posierenden Gruppe von Steingeissen und Steinböcken. Danach war die Mulde zu queren – weglos und ohne Markierungen. Dennoch war der Einstieg zum Aufstieg gut zu erkennen, Steinmännern sei Dank. Erst wichen wir einigen Schneefelder aus, um etwas nördlich des Gipfels den Grat bei ca. 2300 m. ü. M. zu erreichen – steil, aber ohne Kletterei. Hier kam so etwas wie Hochtouren-Feeling auf. Auf der Strecke bis zum ca. 250 m südlich stehenden Gipfel stellten sich uns mehr oder weniger grosse Blocks in den Weg, so dass ab und zu der Einsatz der Hände nötig war – herrlich! Kurz vor dem Gipfel dann wiederum Tiere – diesmal junge Steingeissen unter Aufsicht ihrer Mütter. Auf dem Gipfel, den wir nach 2 ½ Std. erreichten, waren wie beiden Kreuze weg, die Stangen standen noch. Welch formidabler Panoramablick. 430 m tiefer die Laguna Grande mit dem Refugio Elola, darüber das noch winterliche Massiv des imposanten Almanzor (2592 m). Nebst einem spanischen Paar waren wir die einzigen Gipfelstürmer – also Platz genug für eine richtig ausgiebige, aber ziemlich unruhige(!) Gipfelrast. Eine besonders zutrauliche Steingeiss «belästigte» uns dauernd, wohl hoffend, dass für sie auch was übrig bleibe…
Der Abstieg dann auf Grat-Route zurück, vorbei am Gipfel Altos del Morezón (2366 m) bis zum Punkt, wo wir von der Navasomera aufgestiegen waren. Hier hatten wir die Absicht die Höhe haltend weiter nach N zu laufen, um dann links haltend den Aussichtspunkt Mirador de la Peña del Rayo zu erreichen – dort wo auch der Weg von der Laguna Grande herkommt. Mangels Markierung haben wir den Abbiegepunkt verpasst; erst als wir uns in den Ginsterbüschen verirrt hatten, mussten wir kapitulieren. Mittlerweile hatten wir über eine Stunde umhergeirrt, und es war auch schon um 17 Uhr – biwakieren war nicht die Idee. Ausserdem war dieser Verhauer ziemlich kräftezehrend, und geschundene Unterschenkel waren das Resultat. Also Umkehr bis zum vermuteten Wegpunkt im Sattel, und dann der Abstieg nach SO in Richtung Refugio del Rey. Die Abstiegsstrecke über die Trocha Real (im Jahre 1915 angelegter Pfad als Zugang zum königlichen Jagdgebiet) ist eine Attraktion sondergleichen. Kaum erreichten wir wieder grasiges Gelände, folgte die nächste Attraktion: bei der Verzweigung zum Refugio del Rey lagerten um die vierzig Steinböcke. Völlig unbeeindruckt liessen sie bis auf wenige Meter Nähe zu. So etwas hatten wir nicht erwartet! Die Sonne im Rücken, genossen wir den letzten Streckenabschnitt vorbei am oberhalb der Plataforma stehenden Refugio de Reguero Llano. Um 18:15 zurück beim Wander-Parkplatz, waren wir froh und glücklich über einen so eindrücklichen Wandertag in der Sierra de Gredos. Nach der kurzen Rückfahrt erwartete uns anstelle des nicht gerade einladenden Campingplatzes bei Hoyos del Espino ein Zimmer im Hotel Milano Real, mit allem Drum und Dran.
Fazit:
Unsere erste Bergtour in Spanien, sehr eindrückliche Natur im Herzen der Sierra de Gredos, wo sich die höchsten Erhebungen Zentralspaniens befinden. Und weil die Sierra ein geschützter Naturpark ist, leben hier besonders viele Tiere wie zum Beispiel der eindrückliche iberische Steinbock Capra montés. Auf der gesamten Tour haben wir bestimmt gegen hundert Tiere gesehen!
Wetterverhältnisse:
Ein sonniger Frühsommertag, kaum Wind, bis 24° (auf dem Gipfel an der Sonne gemessen!).
Hilfsmittel:
Rother Wanderführer «Sierra de Gredos», Online-Kartenmaterial, GPS-Maschine
Parameter:
Tour-Datum: 22. Mai 2019
Schwierigkeit: T4
Strecke: 13.3 km, Plataforma de Gredos (1780 m) – Puerto de Candeleda (2009 m) – Refugio del Rey (2190 m) – Morezón (2389 m) – Altos del Morezón (2366 m) – Trocha Real – Plataforma de Gredos
Aufstieg: ca. 710 m
Abstieg: ca. -700 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 4 Std. 40 Min.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 7 Std. (inkl. 2 km/1 Std. Irrlauf im Ginster-Urwald)
Tageszeit: 11:15 bis 18:15 Uhr
Ein Gedanke zu „Auf den Morezón (2389 m) – Sierra de Gredos“
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super schön – die Tour, die Landschaft und die Fotos!
toll seid ihr unterwegs; liebe Grüsse