Wandern mit Susanne und Richi im Baselbieter Kettenjura: Richis Vorschlag, mal in einem uns weniger bekannten Gebiet zu wandern, fand volle Zustimmung. Er kennt die Gegend um Liestal von einer früheren beruflichen Tätigkeit. Also war der Posten des Wanderleiters diskussionslos vergeben – eine gute Wahl, wie sich zeigte. Dem Treff im Hotel Bad Bubendorf folgte die kurze Fahrt ins Reigoldswilertal, bis Reigoldswil resp. zum Parkplatz bei der Talstation der Luftseilbahn Reigoldswil-Wasserfalle. Trotz trüber Witterung trafen wir einige Gleichgesinnte. Für den Aufstieg zur Wasserfalle wählten wir das Jägerwägli. Bei einer Brücke ein grosses Loch im Fels – das Weibelloch. Eine Tafel erklärte: ein Mineraloge namens Weibel habe um 1828 hier nach Steinkohlen graben und gleichzeitig einen Fussgängertunnel unter den Wasserfallen hindurch nach Mümliswil bauen wollen. Wegen Geldmangels sei die Grabung aber schon bald eingestellt worden. Entlang der Hinteren Frenke, an unzähligen romantischen Wasserfällen und an teilweise überhängenden Felsformationen vorbei, stiegen wir mehr oder weniger steil hoch zum Schelmeloch. Schon wieder eine spannende Geschichte: je nach Überlieferung Aufenthaltsort einer Mörderbande im 16. Jahrhundert, nach anderer Überlieferung Versteck von zwei Wegelagerern. Wie auch immer: die Fantasie kam nicht zu kurz. Vom eindrücklichen Schelmeloch zurück auf das Jägerwägli, stiegen wir unterhalb der östlichen Bürtenflue steil hoch, vorbei an Kalkmergelwänden, teilweise mit Ketten gesichert, bis es lärmig wurde. Familien mit Kindern vergnügten sich im unterhalb der Bergstation eingerichteten Waldseilpark. Noch ein paar Treppen, und Wasserfalle, der höchste Aussichtspunkt im Kanton Baselland war erreicht. Direkt bei der Bergstation liegt das Restaurant Heidi-Stübli, auf dessen Terrasse wir freie Plätze ergattern konnten. Die Käseschnitten schmeckten ausgezeichnet! Nach dieser Stärkung zogen wir weiter, um kurz unterhalb der Hinteren Wasserfalle die Kantonsgrenze BL/SO zu überschreiten. Beim witterungsbedingt geschlossenen Bergrestaurant böte sich auch die Variante an, über einen steilen Wiesenpfad direkt in Richtung Vogelberg aufzusteigen; das sogenannte «Huerewägli», auf dem Schmuggler früher auf dem Weg von Solothurn ins Baselland den Zoll von Reigoldswil umgangen hatten. Richi schlug den Aufstieg bis zum Grat (P.1009) vor. Hier der Tiefblick nach Mümliswil hinunter (557 m), der angeblich phänomenale Alpenblick blieb uns heute versagt. Auf dem Grat hielten wir nach W über den schmalen und leicht aufsteigenden Gratweg, für Trittfeste mit gutem Schuhwerk ein Vergnügen, mit schlechtem Schuhwerk mühsam. Die Kalksteine verlangten sorgfältiges Gehen und sind bei Nässe bestimmt rutschig. Noch waren sie trocken, wir genossen den Aufstieg längs des Grates, auch wenn die Weitblicke fehlten. Wir gelangten zu einer Verzweigung bei Punkt 1148; hier ginge es weiter westlich zum höchsten Punkt des Passwangs, dem Vogelberg (1203 m). Oberhalb des Bergrestaurants Vogelberg, am Ende der alten Militärstrasse liegend, hielten wir auf dem Wiesenweg in Richtung NO zum Schattberg. Von hier geht der Ausblick über den Rhein nach Deutschland. Nun begann auch der erwartete leichte Regen; Zeit, die Regenschutzkleidung überzuziehen. Auf dem Weiterweg erreichten wir den Reiterhof Bürten, von dessen Durchquerung mit dem Hinweis auf eigene Gefahr abgeraten wird. Allerdings führt der Wanderweg zu P.981 laut Landeskarte mitten durch die Pferdeweide(!) – die Rösser wunderten sich, wir auch… Unterhalb des Reiterhofs dann wieder sicherer unterwegs, ein kurzes Stück entlang der Fahrstrasse, welche wir bald nach links verliessen. Jetzt folgte ein ruppiger Abschnitt, steil, rutschig, nass, ca. 250 Hm hinab über Märtisweid bis P.751 und über Gämpis, ab dort für kurze Zeit auf einem besser begehbaren Weg. Unterhalb Bergmatte verliessen wir die Strasse, um direkt und steil (vorsichtig und kontrolliert) über Steinige abzusteigen, nochmals ca. 200 Hm bis zur Talstation der Wasserfallebahn. Den Startpunkt erreichten wir ziemlich durchnässt und erleichtert zugleich. Nach kurzer Fahrt zu unserem Domizil (Hotel Bad Bubendorf) freuten wir uns auf die Dusche, die Siesta und das Menü im Gourmetrestaurant Osteria Tre und schliesslich auf die erholsame Nachtruhe.
Fazit:
Wandern geht auch bei suboptimaler Witterung – stimmungsvoll und eindrücklich in einer bestimmt auch bei gutem Wetter tollen Gegend im wunderbaren Faltenjura.
Wetterverhältnisse:
Kaum Sonne, starke Bewölkung, zu Beginn freundlich und trocken, leichter Regen im Abstieg, ca. 13° C
Ausrüstung:
Normale Wanderausrüstung, Regenschutz, Stöcke (kamen nicht zum Einsatz), Kartenmaterial Swisstopo, GPS
Parameter:
Tour-Datum: 15. Mai 2021
Schwierigkeit: T2
Strecke: 10.3 km, Reigoldswil (P bei der Talstation der Luftseilbahn Reigoldswil-Wasserfalle, 544 m) – Jägerwägli zum Schelmeloch (714 m) – Wasserfalle (Bergstation Luftseilbahn, 928 m) – Hintere Wasserfalle (955 m) – P.1009 – P.1014 – Passwang P.1148 – Schattberg – Hof Bürten (980 m) – P.871 – P.751 – Gämpis – Steinige – Talstation Luftseilbahn
Aufstieg: ca. 672 m
Abstieg: ca. -660 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 20 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 10 Min.
Tageszeit: 11:30 bis 15:50 Uhr