Archiv der Kategorie: Bergwanderung T3

Pass da la Prasgnola über die alpinen Steintreppen «I Trapet»

Unser Ziel heute: der Pass da la Prasgnola, ein im Kanton Graubünden gelegener  Gebirgsübergang zwischen der Val Madris und der Val Bregaglia. Seine Passhöhe liegt auf einer Höhe von 2724 m.ü.M. zwischen den Gipfeln Pizz Gallagiun (3107 m, T4) und Pizzun (2965 m, T5). Seit dem Jahre 1412 gehören die Alpen in der Val Madris zu Soglio im Bergell. Früher wurden Kühe und Rinder jedes Jahr über den Pass zur Sömmerung auf die Alpen geführt. Dazu musste auf der Nordseite des Passes eine imposante Steintreppe I Trapet mit mehr als 300 Stufen gebaut werden. Diese historische Weganlage wurde 1991 von Freiwilligen des Internationalen Zivildienstes wiederhergestellt (Quelle: SAC). In diesem Sommer wird die spektakuläre Treppenanlage erneut saniert.

Vom Einheimischen Bruno Loi aus Cröt nutzten wir das Taxi-Angebot (079 406 72 77), die ersten 10 km (375 Hm) der einsamen Val Madris bis zur Alp Preda im Pick-up zurückzulegen. Das war eine gute Empfehlung von Julia Patzen von der Alp Madris. Die Strasse ist mit einem Fahrverbot belegt; denkbar wäre, mit dem Bike zu fahren und ab Alp Sovräna zu wandern – wegen der arbeitenden Herdenschutzhunde bedingt zu empfehlen. Noch etwas zu diesem sehr einsamen Tal: nach einem dreizehnjährigen Kampf gegen ein Stauseeprojekt hat der BR dieses Seitental zum Avers 1988 unter Schutz gestellt. Kurz nach der Alp Preda, bei der Brücke über die Agua da Madris, starteten wir unseren Fussmarsch. Bald erreichten wir die Gebäude der Alp Sovräna; unmittelbar hinter der Alp beginnt der Anstieg. Bis zum Brücklein bei P.2131 war das Gelände etwas sumpfig (von den Gewittern der letzten Nacht). Beim Brücklein teilt sich der Weg, links in Richtung O in die Val da Roda, rechts südlich in die Val da la Prasgnola, den wir zu nehmen hatten. Das Brücklein ist keine Herausforderung, ausser man mag nicht in tiefe Abgründe der Agua da Madris schauen… Nach wenigen Aufstiegsmetern zeigte sich schon der Pizz Gallagiun, dem wir uns heute näherten. Nach etwa 2.7 Kilometern erreichten wir eine Steilstufe und danach die abflachende Plan di Mort. Dort steht bei 2450 m.ü.M. auch das Camp der Arbeiter, welche I Trapet sanieren. Gespannt versuchten wir, die Treppe ausfindig zu machen – und tatsächlich erreichten wir diese bei 2460 m.ü.M. Waren die ersten Tritte bereits in bestem Zustand und problemlos zu begehen, war die hochalpine und sehr eindrückliche Baustelle zu passieren. Fünf Arbeiter gaben uns Hinweise, wie der Aufstieg (neben der Treppe) am besten zu bewältigen sei – ein provisorisch montiertes Fixseil bot zusätzliche Sicherheit. Bei P.2598 endete die Treppe (ca. 300 Stufen), und nach der Passage einer engen Stelle, wo der Einsatz der Hände gefordert war, markiert ein grosser Steinmann den richtigen Weg. Die Passmarkierung weiter oben war gut zu erkennen. Nach der Überquerung einer wie von Menschenhand gemachten Ebene standen hundert Meter Blockkraxeln bevor – zwar durchgehend markiert, nicht ausgesetzt, aber dennoch war sicherer Halt gefragt. Dieser letzte Abschnitt hatte es also in sich, und wir waren erleichtert, nach zwanzig Minuten auf dem Übergang zu stehen. Vom auf der Nordseite des Passes liegenden Seelein war nichts mehr zu sehen – trockengelegt! Weidende Schafe bevölkerten die Szenerie – zum Glück keine Herdenschutzhunde in der Nähe! Der Blick über das Bergell hinweg zu den markanten Gipfeln (Pizzo Badile, Pizzo Cengalo) war beeindruckend. Nach Soglio hinunter wären es (angeblich) 2 Std. 15 Min. eine sehr sportliche Vorgabe für fast 1700 Hm Abstieg über 6.6 km Distanz. Nicht nur, aber auch die grauen Wolken, hielten uns davon ab, den Nachbar Pizz Gallagiun (3107 m, T4+, weglos) zu besteigen – anderthalb Stunden Auf- und Abstieg wären dazu wohl nötig. Auch so waren wir zufrieden mit dem Erreichten. Für den Abstieg (laut Vorgabe bis Preda 1 ¾ Std. – wer’s glaubt…) auf der Aufstiegstrecke liessen wir uns reichlich Zeit – Treff in Preda erst um 16:30 Uhr. An der Baustelle noch das Gespräch mit den Bauarbeitern, welchen wir gerne ein Trinkgeld spendeten (das Camp habe eine Bar, versicherte man uns😂). Schon eindrücklich, wie sich die Perspektiven im Auf- und Abstieg komplett änderten. Unterhalb der Treppe dann wieder die fast ebene Plan di Mort, begleitet von der Agua da Madris, die ab und zu sogar wasserfallartig abstürzt. Nach der Steilstufe die Querung zur Brücke über den tosenden Bergbach – von der Südflanke des mächtigen Wissberg (2979 m) kamen die Rufe der Schafhirten, welche bestimmt über hundert Tiere trieben. Der weitere Abstieg zur Alp Sovräna war dann reine Formsache – jetzt nur ja nicht in ein Sumpfloch stolpern… An der Alp vorbei, wurden wir von zwei Eseln verabschiedet, dann gemütlich über die Brücke – bis zur Alp Preda, welche nach anderthalb Kilometern erreicht war. Gesund zurück von einer sehr einsamen Bergwanderung in der Abgeschiedenheit der Val Madris. Und der Pick-up von Bruno Loi, der uns zurück nach Cröt brachte, kam auch gerade angefahren…

Fazit:
Weiss-rot-weiss markierte alpine Bergwanderung, sehr einsam (wir haben keine anderen Wanderer angetroffen).

Wetterverhältnisse:
Nach den Gewittern von vergangener Nacht ein Hochsommertag mit «gewaschener», klarer Sicht, 8 bis 19° C, Wind ca. 4 km/h aus N

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 2. August 2022
Schwierigkeit: T3+
Strecke: 12 km, P.1973 (Brücke über die Agua da Madris) – Alp Sovräna (1995 m) – Brücklein bei P.2131 nach Verzweigung Val da Roda/Val da la Prasgnola – Plan di Mort – Steintreppen «I Trapet» (ca. 2460 m) – P.2598 – Pass da la Prasgnola (2724 m) – Abstieg auf gleicher Strecke
Aufstieg: ca. 800 m
Abstieg: ca. -800 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 40 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std. 10 Min.
Tageszeit: 10:00 bis 16:40 Uhr

Am Nationalfeiertag zu den Flüeseen – und noch viel mehr…

Ein paar Tage im kühlen Avers verbringen – bei dieser Sommerhitze bestimmt eine gute Idee! In diesem einzigartigen Bündner Hochtal sind Tageshöchsttemperaturen auch in diesem Hitzesommer selten über 25° C. Gestern nach der Ankunft in Rufena (2028 m.ü.M.) unternahmen wir einen kurzen Akklimatisierungsbummel ins Bergalga hinein (ca. 7.5 km). Für heute, dem Nationalfeiertag, planten wir den Besuch der Flüeseen, evtl. mit Abstecher vom Stallerberg zur Uf da Flüe (2775 m.ü.M. und dem Abstieg über die Fuorcla da la Valletta.

Ab Juf liefen wir auf dem steilen Meliorationsweg ca. zweihundert Meter bis zu dessen Ende, dann durften wir die unangenehme Unterlage verlassen und der weitere Aufstieg führte über Muttabach und Treiabach hinauf bis zur Verzweigung bei Punkt 2333. Hier hielten wir links, um in Richtung Lawinenverbauungen aufzusteigen. Wunderbare Bergblumenwelt hier oben, die Querung kaum ausgesetzt, vielleicht mit Ausnahme des Bereiches Muttabachs, den es über ein Alubrücklein zu überqueren galt, und wo das Gelände steil abfällt. Vor uns der aus dieser Perspektive abweisende Felsklotz Foppaspitz (2696 m), dann über ein paar Serpentinen hoch zu den mächtigen Lawinenverbauungen. Bei P.2487 führt eine Spur zum Stallerberg hinüber; wir hielten links und liefen über eine steiler verlaufende Geländekammer, welche zwischen Perniera und Seeflüe durchführte. Ab etwa 2600 m.ü.M. wurde die Unterlage blockig, zur Linken der nun plötzlich zahme Nordrücken der Foppaspitz, vor uns türmte sich der Mazzaspitz (3164 m) auf. Nach der Querung eines unübersichtlichen Blockfeldes erreichten wir über einen sandigen Pfad einen Punkt auf 2700 m.ü.M., von wo der Blick frei wurde auf eine kleine Schwemmebene mit den beiden beinahe ausgetrockneten Foppaseeli. Wenige Meter weiter oben breitete sich der wunderschön gelegene Obera Flüesee aus; dieses auf 2789 m gelegene, von den anderen Flüeseen abgeschnitten gelegene Bergseelein wird westlich vom Mazzaspitz und nördlich von der Westliche Fallerfurgga gesäumt. Der See hat eine Ausbreitung von gerademal 80 x 130 m, und aus ihm fliesst der Müllibach ab. Jetzt verstanden wir auch den zu Beginn oberhalb Juf angetroffenen Walserweg-Wanderer, der begeistert von seiner Biwaknacht am Bergseelein berichtete – drei ihm folgende Biwakierer hätten sogar eine Forelle gefangen (und sie wieder frei gelassen). Nach dem Genuss dieses bildhübschen Naturwunders hatten wir über eine Distanz von zweihundertfünfzig Metern aufzusteigen zum 56 m höher liegenden, gut sichtbaren Punkt 2838. Ab hier könnte über die in einer Distanz von 400 m liegende Fallerfurgga (2837 m, T3) ins Val Bercla und weiter bis Mulegns gewandert werden. Am Punkt 2838 angekommen, wurde der Blick frei zu den vier Flüeseelein, welche ca. 150 Hm unter uns lagen und übrigens in den Treiabach entwässern, welcher nach Juf hinunter abfliesst. Und das Panorama weitete sich bis zu den Bernina-Alpen. Links über der Fallerfurgga trohnte der Piz Surparé (3077 m, T4) mit seinem bizarren Südturm und dem eindrücklichen, langen Ostgrat. Der sehr steile, immer gut markierte Abstieg zu den Bergseelein hinunter führt über grosse Felstritte und durch blockiges Gelände. Auf der Höhe des ersten Seelein angelangt, trafen wir auf ein fotogenes Wollgrasfeld. Wunderbar die Natur hier oben, sogar ein Fröschlein hüpfte umher (siehe Bilder). Nach Durchquerung der Seenlandschaft rasteten wir an aussichtsreicher Südlage und voll an der Sonne (gefühlte 25° C). Danach folgte der Abstieg zum hundert Meter weiter unten liegenden Stallerberg – diesen Übergang kennen wir von Winter- und Sommerbegehungen. Hier trafen wir auf einige Wanderer, welche von Bivio in den Avers (oder umgekehrt) liefen. Von ihnen wissen wohl die wenigsten von den naheliegenden Flüeseen… Auf dem Übergang angekommen, entschieden wir uns für den Direktabstieg nach Juf hinunter. Der Umweg hoch zur Uf dä Flüe und über die Fuorcla da la Valletta nach Juf wäre zwar möglich gewesen, hätte uns aber ca. 250 Zusatz-Hm und 4 km Mehr-Distanz beschert. Für unsere Entscheidung hatten wir gute Gründe, denn zum für den späten Nachmittag geplanten 1.-August-Anlass wollten wir rechtszeitig zurück sein. Auf den knapp zwei Kilometern nach Juf hinunter hatten wir noch 450 Hm zu «vernichten». Unterwegs, bei Punkt 2333 (Treiabach) schloss sich der Kreis unserer Tour. Juf war jetzt rasch erreicht. Das Bier musste noch ein paar Minuten warten, dazu nutzten wir die Terrasse unserer tollen Unterkunft im Ortsteil Rufena.

Erst-August-Event der Sonderklasse
Um 17 Uhr war Apérozeit; bei phantastischem Wetter trafen sich die Gäste des Hotel Avers auf der sonnigen Terrasse. Was dann ablief, war ein unvergessliches Erlebnis: auf dem direkt hinter dem Haus hochführenden Meliorationsweg «spazierte» die fröhliche Gruppe von vielleicht dreissig Gästen hoch (700 m Distanz, 110 Hm). Unterwegs bescherten uns die Gastgeber Barbara und Hansueli mit ihrem tollen Team (René, Haki, Simona) an verschiedenen Stopps ein urchiges zehngängiges 1.-August-Menü. Und damit nicht genug: die musikalische Begleitung der Gastgeber war einfach sensationell! Und das alles bei 1.-August-Wetter vom Feinsten – mit Blick in ins Bergalga und zur umliegenden Bergwelt. Manch eine(r) stellte sich die berechtigte Frage, wo wir leben dürfen: im Paradies! Und das alles ohne Höhenfeuer und Feuerwerk… Dem ganzen Team vom Hotel Avers gebührt unser herzliches Dankeschön für diesen unvergesslichen 1. August 2022.

Fazit:
Weiss-rot-weiss markierte Wanderung durchgehend T2, mit Ausnahme leichter Ausgesetztheit unterhalb der Lawinenverbauungen und teilweise hohe Tritte über Blockgelände im Steilabstieg vom höchsten Punkt zu den Seen hinunter.

Wetterverhältnisse:
Hochsommertag im Avers, 9 bis 19° C, Wind ca. 6 km/h aus ONO

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 1. August 2022
Schwierigkeit: T2-3
Strecke: 8.5 km, Juf (2125 m) – P.2333 (Treiabach) – Lawinenverbauungen – P.2487 – Obera Fluesee (2789 m) – P.2838 – Flüeseen (2681 m) – Stallerberg (2579 m) – P.2505 – Treiabach – Juf
Aufstieg: ca. 780 m
Abstieg: ca. -760 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 15 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 50 Min.
Tageszeit: 09:30 bis 14:45 Uhr

Nüenchamm (1904 m)

Parkplätze stehen ausreichend zur Verfügung bei der Talstation Löölenboden der «langsamsten Sesselbahn der Schweiz» (Sportbahnen Kerenzerberg); mit ihr überwanden wir elegant die ersten 540 Höhenmeter. Direkt bei der Bergstation Habergschwänd genossen wir im Berggasthaus den Startkafi.

Während eine Seniorenwandergruppe in Richtung Talalpsee startete, nahmen wir den WW über den moorigen Zuezboden, der vom Wasser des Filzbachs gebildet wird. Bald leitete uns ein Wanderwegweiser weiss-rot-weiss in Richtung Nüenchamm (Vorgabe 1 Std. 45 Min.). Bald schon leicht ansteigend, vorbei an einem besonders schönen Knabenkraut (siehe Bild), erreichten wir die Skihütte Chalthüttli des Skiclubs Hausen a. A. Über wunderschönes Wiesland, gelegentlich noch etwas feucht und schmierig vom Gewitterregen des Vortags, überstiegen wir den zahmen Filzbach und verliessen den schattigen Wald. Bald war das Alpgebäude Stäfeli erreicht, von wo sich der Blick über den Walensee zum gegenüber liegenden Amden öffnete. In regelmässigen Abständen von neuen weiss-rot markierten Eisenpfosten geleitet, stiegen wir über Pfandliboden und Schüplanggen hoch. Trollblumen, Enziane, Alpenrosen, Sumpf-Dotterblume, Busch-Windröschen, wilder Thymian – die Natur präsentierte sich in intensivsten Farben. Bald auf dem Chammweg angelangt, steilte das Gelände auf, über uns felsige Flühe. Nach zwei Kurven, auf einer Höhe von 1700 m.ü.M. liefen wir leicht ansteigend und mit tollen Ausblicken (Linthebene, Walensee) dem Mittelband entgegen, den Durchschlupf im Blickfeld. Am oberen Ausstieg angekommen steht eine kleine Hütte, wunderbar die Aussicht zu Federispitz, Speer, Mattstogg, Säntis, Churfirsten. Über saftige Alpwiesen und Kalktritte erreichten wir bald die Verzweigung Ober Chamm; ab hier sind es noch 40 Hm resp. 200 m Strecke bis zum Gipfel. Kurz davor taucht das mehrgipflige Massiv des Mürtschenstocks auf – beeindruckend! Wenig später standen wir (nach 1 Std. 50 Min.) auf dem Nüenchamm – und das Schönste: der Gipfel gehörte uns allein! Entsprechend genossen wir den Aufenthalt ausgiebig. Das prächtige 360°-Panorama führte uns auch die von uns bereits besuchten Gipfel vor: Fronalpstock, Gemsfairenstock, Schilt, Tristli, Zindlenspitz, Rautispitz, Bockmattlistock, Chöpfenberg, Hirzli, Planggenstock, Federispitz, Speer, Säntis und natürlich die sieben Churfirsten. Und die Sicht über die Linthebene hinweg ging bis nach Hause (Luftlinie 28 km) – vielleicht sieht man uns winken… Nach diesem grossen Gipfelgenuss strebten wir den Abgang an: steil der Abstieg hinunter zur Alp Oberst Nüen (-350 m über 1.7 km Strecke). Unterwegs das geologisch aufregende Gelände im Meuloch, wo noch kleine Schneereste lagen. In steilen Serpentinen galt es die Schritte gut zu kontrollieren – wir übten diesmal ohne Stockeinsatz. Auf Nüensattel oberhalb der Alp Oberst Nüen angelangt, ging das Laufgelände über in einen Fahrweg, welcher zwischen den wenig höheren Erhebungen Sunnenspitz (1546 m) und Höch Farlen (1626 m) durchführte in Richtung N. Der Fahrweg wird wohl kaum viel befahren, und wenn, dann höchstens von einachsigen Fahrzeugen. Etwa hundert Hm oberhalb der Alp Mittler und Ober Nüen war die Unterlage «wunderbar» schottrig – keine Wohltat! Jedenfalls waren wir froh, nach ein paar Kehren die Besenbeiz zu erreichen. An diesem aussichtsreich und direkt am Schabzigerweg gelegenen Platz bot sich die Gelegenheit zum Genuss von leckeren Alpprodukten (Käse, Bauernschüblig), Adler-Bier dazu. Bei bester Sicht könnten wir wohl von zuhause aus jeweils Gäste erkennen… Gestärkt machten wir uns auf den ziemlich ruppigen und steilen Abstieg durch die Schwiilöcher zur Habergschwänd hinunter – damit schloss sich eine eher kurze, aber heftige Runde. Die Talfahrt mit der Zeitlupen-Sesselbahn war dann der vergnügliche Abschluss.

Fazit:
Hochsommer, wie aus dem Bilderbuch, Zeit für den Glarner Aussichtsberg!

Wetterverhältnisse:
Hochsommerwetter, beste Fernsicht (bis zu den Bernern), Temperaturen im Bereich 12 bis 19°, praktisch windstill.

Ausrüstung:
Wanderschuhe, Stöcke (nicht eingesetzt), SchweizMobil, GPS

Parameter:
Tourdatum: 14. Juni 2022
Schwierigkeit: T2-3
Strecke: 7.3 km: Bergstation Habergschwänd (1278 m) – Zuezboden – Skihaus Chalthüttli (1370 m) – Querung Filzbach – Stäfeli (1426 m) – Pfandliboden, Schüplanggen – Chammweg – Durchschlupf Mittelband – Verzweigung Ober Chamm – Nüenchamm (1904 m) – zurück bis Verzweigung Ober Chamm – Meuloch – P.1624 – Nüensattel – Alp Oberst Nüen (1550 m) – Beizli Alp Mittler und Ober Nüen (1399 m) – Schwiilöcher – Zuezboden – Bergstation Habergschwänd
Aufstieg: ca. 670 m
Abstieg: ca. -670 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 45 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 15 Min.
Tageszeit: 10:00 bis 15:45 Uhr

Hasenmatt 1445 m – Stallflue 1409 m – Abstieg übers Häxewägli

Wieder einmal unterwegs im Stammland Ruedi’s. Wir starteten bei der BLS-Station Im Holz in Lommiswil, erst durch das oberste EFH-Quartier über die Allmendstrasse hoch zum Waldrand, diesem entlang nach W bis zum P.675. Danach versagten die Kartenlesekünste Ruedi’s kurzfristig, wir verfehlten zwei direkte Aufstiegsmöglichkeiten, deren Einstiege in den Schwengiwald etwas verborgen sind. Also liefen wir auf der Schauenburgstrasse bis zum P.748. Hier drehten wir nach rechts, um auf deutlicher Spur, aber unmarkiert, bis P.774 zu laufen. Kurz danach verliessen wir die Forststrasse nach links auf eine steiler werdende, aber undeutliche Spur. Die nach O ausholende Forststrasse erreichten wir beim Wegpunkt 1033 wieder; dort kommt die alte Bergstrasse von der Schauenburg herunter – heute ein ausgewaschenes «Bachbett». Beim Gsäss benannten P.1033 liefen wir über die Haarnadelkurve weiter nach O, um die Strasse nach etwa 250 m links zu verlassen (gelbe WW-Markierung). Jetzt begann der Direktaufstieg unter den Flühen der Hasenmatt durch bis nahe P.1292 – dort, wo die weit nach O ausholende Bergstrasse zum Althüsli erreicht wird. Kurz vor diesem Punkt stiegen wir auf den schwach ausgebildeten, nicht ausgesetzten, aber gut zu erkennenden Grat, auf welchem der Gipfel nach etwa 600 m (+150 Hm) erreicht wird. Zwischendurch gab es spektakuläre Tiefblicke in die nördlich gelegenen Jura-Gräben und bis nach Gänsbrunnen, wo das Nordende des 3701 m langen Weissensteintunnels, einem einspurigen Eisenbahntunnel an der Bahnstrecke Solothurn – Moutier, der von der ehemaligen Solothurn-Münster-Bahn (heute BLS) erbaut wurde. Kurz unter dem Gipfel – das Kreuz bereits in Sichtweite – traten wir aus dem Wald und erreichten das offene Gipfelgelände der Hasenmatt. War die Wettersituation bislang deutlich schlechter, als vorausgesagt, verwöhnte uns nun die Sonne, und auch das grosszügige Alpenpanorama präsentierte sich über einem Wolkenband. Der Blick ging natürlich auch ins Tal, wo die Aare ihre Schlaufen zieht und die gelben Rapsfelder leuchteten. Finsteraarhorn, Eiger, Mönch, Jungfrau – grandios der Blick zur Berner Prominenz! Kurz die Gipfelrast (Dörrfrüchte, Nüsse Mini-Ragusa), etwas länger die Bewunderung der scheu aufblühenden Blüemli (Frühlingsenziane, Knabenkraut).

140 m westlich des Gipfels gelangten wir zu der Stelle, wo der nordseitige Abstieg in Richtung Althüsli beginnt. Auf diesem Abschnitt hiess es aufzupassen: Restschnee, feuchte Tritte, ziemlich ruppig. Auf etwa halber Höhe, am Waldrand, hielten wir nach links in Richtung W hinunter zur Alpstrasse P.1318. Auf einem leicht felsigen Grat queren wir bis oberhalb der Skihütte des SC Lommiswil, um dann recht steil knapp 90 Hm aufzusteigen. Bei P.1401 erreichten wir die «Hochebene» der Stallflue, deren höchster Punkt sich etwa 550 m westwärts befand (Gipfelkreuz). Hier galt es ja nicht zu nahe an die Kante dieser eindrücklichen Flue zu stehen – mind. 200 m hoch ist die Wand! Jetzt suchten wir den Einstieg ins berüchtigte Häxewägli. Genau bei P.1399, ca. 280 m westlich des Gipfelkreuzes, fand sich eine Stelle, markiert mit einem kleinen Steinmann. Nach dem Übersteigen des Stacheldrahtzauns(!) standen wir an einer Feuerstelle auch Resten eines Sitzbänklis – das musste die Einstiegstelle sein. Wir geben gerne zu, dass hier Respekt aufkam vor dem, was uns bevorstand: Abgrund! Immerhin begann die Sache einigermassen machbar mit dem Durch- und Abstieg über eine hohe felsige Steilstufe – unter der so etwas wir ein Trampelpfad auszumachen war. Unmittelbar danach die Schlüsselstelle, eine kurze, mit Ketten gesicherte Querung – viel Luft unter den Füssen, eine leicht ausgesetzte Stelle von vielleicht fünfzig Metern. Über uns die mächtige Felswand der Stallflue, suchten und fanden wir eine einigermassen Vertrauen erweckende Abstiegspur – jetzt war nur noch darauf zu achten, die Stelle nicht zu verpassen, wo wir nicht in Richtung Oberes Brüggli, sondern weiter abzusteigen hatten in den Wagnerbann. Erst bei Erreichen einer Geröllhalde hatten wir die Gewissheit, richtig unterwegs zu sein. Die besagte Geröllhalde war ihrer Steilheit wegen ziemlich herausfordernd – nur ja nicht rutschen! Dank dem einen oder anderen Steinmann fanden wir schliesslich den unteren «Ausgang». Dank GPS und Kartenmaterial – auf Swisstopo ist dieser «Wanderweg» nicht eingezeichnet, also behalfen wir uns zur Not mit OpenTopoMap, den Topographische Karten aus OpenStreetMap. Hinweis: OpenStreetMap ist crowdbasiert, d.h.: registrierte User können beitragen. Der Haken: bei crowdbasierten Datensammlungen muss nicht zwingend um inhaltliche Richtigkeit, Genauigkeit, Aktualität, Zuverlässigkeit, Vollständigkeit und Relevanz geachtet werden. Also Vorsicht bei der Anwendung solcher Hilfsmittel! Aber heute hat es uns geholfen, und wir mussten nicht im sehr steilen Gelände des Wagnerbanns biwakieren😎… Und ja, die ab und zu offensichtlich von privater Seite angebrachten leuchtgelben Markierungen halfen auch, den im Wagnerbann westlich gelegenen Wendepunkt nicht zu verpassen. Mittlerweile auf einer Höhe von 1200 m.ü.M. endete das Spektakel – ab jetzt durften wir auf deutlicher Spur laufen. Nahe P.1091 erreichten wir die Fahrstrasse zur Schauenburg – die 700 m bis dorthin sprinteten wir fast schon. Klar, endlich gab es etwas Richtiges zwischen die Zähne, schliesslich war es auch schon drei Uhr nachmittags. Auf der besonnten Terrasse des Bergrestaurants Schauenburg genossen wir den Appenzeller Brandlöscher und die gigantischen Käseschnitten, während vor unseren Augen nochmals Spektakel geboten wurde: die Rega trainierte gerade Seilwinden-Rettung an den Westflühen der Hasenmatt – direkt über uns. Eine Stunde später nahmen wir die letzte Etappe unter unsere Füsse: etwas mehr als 500 Abstiegsmeter (1 Wegstunde) hinunter zum Ausgangspunkt Lommiswil Im Holz. Auf der steilen, und stark verwitterten alten Bergstrasse galt es gefühlt tausenden von Stolpersteinen auszuweichen. Bei P.1033 (Gsäss) schloss sich die grosse Runde, und wir liefen – nun etwas direkter als im Aufstieg nach Lommiswil hinunter. Ende gut, alles gut – wir waren froh und auch etwas stolz, die Herausforderung «Häxewägli» gut und gesund geschafft haben…

Fazit:
Eine absolut spannende und lohnende Bergwanderung auf den höchsten Solothurner Gipfel – mit anständig vielen Höhenmetern und auf teilweise abenteuerlichen Spuren.

Wetterverhältnisse:
Nach Tagen mit Regen und Schneefall der erste Schönwettertag, Fernsicht von Wolken getrübt, im Tagesverlauf schöner und aufklarend, Wind 20 km/h O, ca. 5 bis 11° C

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo und OpenTopoMap, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 27. April 2022
Schwierigkeit: T3+
Strecke: 13.1 km, Lommiswil, Im Holz (620 m) – Allmend P.675 – P.748 – P.774 – P.976 – P.1033 (Gsäss) – P.1293 – Gratweg zum Gipfel, Hasenmatt (1445 m) – Abstieg zu P.1318 – P.1403 – Stallflue (1409 m) – Einstieg ins Häxewägli (P.1398) – Wagnerbann – P.1091 – Schauenburg (1146 m) – P.1033 (Gsäss) – P.976 – Allmend P.675 – Lommiswil, Im Holz
Aufstieg: ca. 1030 m
Abstieg: ca. -1030 m
benötigte Zeit inkl. Pausen: 7 Std. 30 Min.
benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 30 Min.
Tageszeit: 09:45 bis 17:15 Uhr

Flucht an die Sonne: vom Arvenbüel über den Flügespitz zur Vorder Höhi

Heute haben wir alles richtig gemacht – dieses Résumé gleich zu Beginn des Tourenberichts. Selbstverständlich waren wir heute Sonntag nicht die Einzigen, die einen Platz an der Sonne fanden. Die Sonnenterrasse Amden-Arvenbüel hoch über dem Walensee wurde gestürmt – volle Parkplätze! Im vielseitigen und weitläufigen Wandergebiet verteilten sich die vielen Bewegungsfreudigen. Wir starteten nicht zu früh, um halb elf Uhr, und die Hoffnung, praktisch durchgehend an der Sonne zu laufen, erfüllte sich. Für unsere Wanderung wählten wir die Runde durch den Eggwald zum Flügespitz und weiter über die Vorder Höhi. Bereits im kurzen Abstieg zur Talstation des Sessellifts Arven lichteten sich die Reihen. Dann folgten wir nicht mehr der Strasse, sondern dem WW; wunderschön der herbstliche Aufstieg durch den Eggwald. An der Alpwirtschaft Looch, die seit Herbst 2018 geschlossen ist, zogen wir etwas nachdenklich vorbei – Toni und Heidi Gmür mussten leider unfreiwillig aufgeben (nach 67 Sommer!). Gleich nach der Alp Looch nahmen wir den Abzweiger (nach links) in Richtung Flügespitz und blieben somit an der Sonne. Zur rechten der mächtige Leistchamm mit seinem Schattenwurf, dem wir so ausweichen konnten. Auf den letzten Metern vor dem First war der Untergrund hart gefroren. Auf dem noch schattigen First angekommen, öffnete sich der Blick ins Obertoggenburg und zum Alpstein. Jetzt folgte der steile, aber kurze Grataufstieg zum etwa 50 m höherstehenden Flügespitz. Dieser kleine, aber markante Gipfel machte seinem Namen heute keine Ehre (von wegen Fliegen…); im Sommer wimmelt es hier oben, so dass eine Gipfelrast unangenehm ist. Heute wimmelte es von Gipfelstürmern – also hielt sich der Aufenthalt zeitlich in Grenzen. Der Überschreitung folgte ein sehr steiler und schmierig-rutschiger Abstieg zur Bärenegg hinunter. Hier lag noch etwas Schnee, hilfreich als Schuhputzanlage dienend. Nach dem leichten Zwischenaufstieg durch den Saumwald folgte der teilweise unter vereistem Schnee liegende Abstieg zur Vorder Höhi hinunter – viel Wandervolk dort, was schon von weitem zu hören war; klar, die Beiz war geöffnet, was schon im Arvenbüel unten angekündigt war. Wir fanden ein windgeschütztes, sonniges Plätzli (bei gefühlten 15° C) an der Wand eines Stallgebäudes. Hier hielten wir es richtig lange aus, mit tollem Blicken zu den Churfirsten, zu den Glarnern und aufs Meer hinunter. Und die mitgebrachten Leckereien schmeckten vorzüglich (1. Gang Brötli mit Salatblättern und Taleggio, 2. Gang Lieblingsschoggi). Von hier wäre auch die Besteigung des Gulme (+250 Hm) möglich; das liessen wir heute bleiben. Gut erholt und gelaunt nahmen wir den asphaltierten Fahrweg zur Altschen hinunter unter die Füsse. Ab dort folgten wir dem sonnigen und aussichtsreichen Weg in Richtung Heigge, dann der Abstieg durch den Wald auf dem Heiggenweg, vorbei an den ersten Ferienhäusern. Etwas unterhalb der Bergstation Brittertanne dann wieder viel Betrieb auf der Sonnenterrasse des Restaurants Monte Mio. Die hier beworbenen Cremeschnitten ignorierten wir – Doris wollte nicht, und ich wurde ja nicht gefragt😋. Vorbei an teilweise villenartigen Feriendomizilen erreichten wir den Startpunkt Arvenbüel. Glücklich darüber, heute wie eingangs erwähnt, alles richtig gemacht zu haben, folgte nun die Fahrt ins Meer hinunter nach Weesen und von dort rasch nach Hause.

Fazit:
Auf der Flucht aus dem Nebel an die Sonne ist Amden-Arvenbüel eine optimale Wahl!

Wetterverhältnisse:
Flucht aus der Nebelsuppe, ab 700 m.ü.M. herrliches Herbstwetter, sonnig und blau bis zum Abwinken, Temperaturen im Bereich -1 bis 8°, leichter Wind aus SW.

Ausrüstung:
Bergwanderschuhe mit gutem Profil, Stöcke, Kartenmaterial, GPS

Parameter:
Tourdatum: 21. November 2021
Schwierigkeit: T2+ (Abstieg Flügespitz, sonst T2)
Strecke: 9.1 km: Amden Arvenbüel (1272 m) – Leistkammstrasse – Eggwald – Egg P.1470  – Looch (1534 m) – kurz nach Alp Looch Abzweiger Richtung Flügespitz – First (1660 m) Flügespitz (1702 m) – Bärenegg (P.1567) – Saum – Vorder Höhi (1534 m) – P.1450 – Altschen – Heigge (P.1378) – Arven – Arvenbüel
Aufstieg: ca. 580 m
Abstieg: ca. -570 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 20 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std.
Tageszeit: 10:30 bis 14:50 Uhr

Herbst 2021, Val Müstair 4|4: Cima del Serraglio (Nordgipfel) 2633 m

Die mehrgipflige Cima del Serraglio – aus Sicht des Autors der Berg, an dem die Erinnerung verloren ging und zurückkehrte. Dass dieser auf der Landesgrenze I/CH liegende Berg kaum besucht wird, liegt wohl am relativ langen Zustieg. Ausserdem ist dieser grösstenteils weglos und unmarkiert. Wir starteten auf dem Pass dal Fuorn/Ofenpass, vorbei am Sendeturm und über steinig-felsigen Weg. Die uns bereits bekannte südliche Umgehung des Il Jalet führte zu den bizarren Felstürmen in eine Steilstufe. Die Minusgrade waren rasch vergessen, denn auf der sonnigen Davo Plattas angekommen, hatten wir über eine Strecke von 1 km bereits 140 Hm absolviert und damit die Betriebstemperatur erreicht. Hier gingen unsere Blicke hoch zum mächtigen Piz Daint und zum nahen Gipfel des Il Jalet. Die nächsten 2 km bis zur Döss da las Plattas verliefen in leichtem Auf und Ab auf gleicher Höhe. Nach dem felsig-steilen, aber kurzen Abstieg, folgte die Durchquerung des immer wieder beeindruckenden Val Murtaröl, in welchem wenig Wasser und etwas Eis anzutreffen waren. Stöcke waren hier eine gute Hilfe. Die folgende Unterquerung der bis zu zweihundert Meter aufragenden Felsen verlief im Schatten und in Richtung W. Bei P.2272 blieben wir links, um die Höhe haltend Döss da las Plattas zu erreichen. An der Sonne genossen wir eine erste Trinkpause und die Aussicht auf Buffalora (mit der Passstrasse) und zum Munt Buffalora. Jetzt war Jufplaun erreicht, diese wunderbare Alpweide-Landschaft, welche sich in tollen herbstlichen Farben präsentierte – natürlich im Gold der Lärchen. Begegneten wir bis hierher nur einem Paar, welches später zum Piz Daint aufstieg, wurde es nun unerwartet, aber wohltuend, einsam. Nach etwa 1.2 km südlich, bei P.2331 kurz vor der Jagdhütte bogen wir nach rechts, um auf dem breiten Weg (mit Fahrspuren) südlich des Hügels Döss da Termel (2349 m) zum P.2316 zu laufen. An diesem Wegpunkt wird der Normalweg erreicht, welcher von der Chasa da Cunfin hochführt und wenig später ins Val Mora hinunterführt. Nach wenigen Metern verliessen wir den WW nach rechts, um nun weglos über die wunderbaren Alpweiden im Gebiet Mots zu laufen. Vor uns präsentierte sich das Gipfelziel mit dem markanten Steinmann – 300 Höhenmeter «nur» noch. Nun folgten wir in südwestlicher Richtung mehr oder weniger ausgeprägten Spuren, den kleinen Hügeln in logischer Linie ausweichend. Als Orientierung diente uns der südöstlich gelegene P.2360, wo eine gut sichtbare kleine Hütte steht (welche auch auf der Landeskarte eingetragen ist). Mühelos erreichten wir P.2429, von wo schwache Wegspuren nach Süden ins kleine Val da Bröch hinunterführten. Ab dem unscheinbaren Übergang hielten wir nun konsequent in Richtung P.2530, welcher den nördlichsten Punkt am Kamm des Cima del Serraglio markiert. Wenig unterhalb dieses Wegpunkts stiegen wir etwas direkter und südwestlich hoch. Dann das Highlight des Tages: im gerölligen Gelände die Begegnung mit Gämsen, welche uns ohne Fluchtverhalten in ca. 80 m Abstand beobachten. Also nutzten wir die Gelegenheit zu fotografieren. Ein tolles Erlebnis! Die wenigen, aber steilen Meter Zustieg zum Gipfelpunkt 2633 waren reine Formsache. Nach knapp drei Stunden (inkl. Pausen) oben angekommen, präsentierte sich ein unbeschreibliches Gipfelpanorama bei bester Fernsicht in allen Richtungen (siehe Bilder). Selten haben wir so traumhafte Verhältnisse erlebt wie heute und zu dieser Jahreszeit – absolut windstill, an der Sonne gemessene 26° C(!). Ideal für eine ausgiebige Gipfelrast von bestimmt einer halben Stunde. Dass der Gipfel uns allein gehörte, konnten wir kaum fassen. Mit einem gewissen Stolz und innerer Befriedigung machten wir uns auf zum Abstieg. Oberhalb des Übergangs ins Val da Bröch hielten wir etwas direkter absteigend nach Mots hinunter. Das Gelände war auch ohne Wegspuren sehr gut zu begehen. Kurz vor der Chasa da Cunfin erreichten wir wieder den WW. Beim ehemaligen Grenzwachtposten (heute eine Erdbebenmessstation der ETH) schalteten wir nochmals eine Trinkpause ein. Auf dem Weiterweg, vorbei an der Verzweigung bei P.2264, begegneten wir drei sympatischen italienischen eBikern, welche aus Richtung Bormio (Valle di Fraéle, Lago di Cangano, Alpe di Gallo) kamen und nach dem Weg fragten. Offensichtlich ohne Kartenmaterial unterwegs😯, wären die drei prompt in die falsche Richtung gefahren (Ofenpass statt Val Mora). Etwas nachdenklich liefen wir weiter, um bei P.2220 die Brücke über die Aua da Murtaröl zu erreichen. Bei P.2195 vorbei an der Alphütte und der Verzweigung (in Richtung Nationalpark) wurde der Abstieg über die Alpstrasse und durch den Wald hinunter zur Alp Buffalora sehr steil und ruppig. Ab hier waren es noch 15 Minuten bis zum Endpunkt beim Berggasthaus Buffalora. In der vierzigminütigen Wartezeit genossen wir unsere Panachés an der Sonne. Fast schon sekundenschnell verschwand die Sonne hinter dem Munt Chavagl, und die Temperatur erreichte die Nullgradgrenze. Gerade rechtzeitig konnten wir das Postauto besteigen, welches uns zum Startpunkt auf dem noch immer in der Sonne gelegenen Pass dal Fuorn brachte.

Fazit:
Dieser gut erreichbare Gipfel ist auch als Bergwanderung sehr attraktiv – alleine schon der Aussicht wegen. Ausserdem war die Tour so etwas wie die Rückkehr der Erinnerung an die Besteigung mit Schneeschuhen im Januar 2021. Ein wunderschöner Bergtag – danke Doris

Wetterverhältnisse:
Herbstwetter vom Feinsten, Temperaturen im Bereich -2 bis +9° C, auf dem Gipfel an der Sonne 26° C(!), windstill

Ausrüstung:
Bergwanderschuhe, Handschuhe, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 23. Oktober 2021
Schwierigkeit: T3
Strecke: 13.3 km, Parkplatz Pass dal Fuorn/Ofenpass (2149 m) – Davo Plattas (2288 m) – Val Murtaröl – P.2272 – Döss da las Plattas – Jufplaun – P.2331 (kurz vor der Jagdhütte) – P.2316 – weglos über Mots – P.2429 (Übergang mit undeutlichen Wegspuren) – weglos hoch zum Gipfelaufstieg (zwischen P.2530 und Gipfelsteinmann P.2633) – Cima del Serraglio (Nordgipfel) 2633 m – Abstieg anfänglich wie Aufstieg, oberhalb P.2429 direkt hinunter über Mots bis 2316 – Chasa da Cunfin (2289 m) – P.2264 – Jufplaun – Brücke über die Aua da Murtaröl (P.2220) – P.2195 (Buffalora) – Alp Buffalora (2032 m) – Überquerung Fuorn – Buffalora, Berggasthaus und Haltestelle (1967 m)
Aufstieg: ca. 634 m
Abstieg: ca. -812 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 25 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std.
Tageszeit: 09:35 bis 16:00 Uhr

Wängihorn 2148 m – kecker Gipfel im Schächental

Nach der Fahrt über den Sattel und die Axenstrasse nach Altdorf war der Startpunkt rasch erreicht: die Talstation der Seilbahn von Witerschwanden-Eggenbergli. Unmittelbar bei der Talstation an der Klausenpassstrasse kurz vor Spiringen liegt auch die Busstation Locherbach, wo auch ein Parkplatz (gratis!) zur Verfügung steht. Die Fahrt in der nostalgischen Kistenbahn kostet 10 Franken (Hartgeld) pro Fahrt (Platz haben vier Personen, Selbstbedienung). Auf der Fahrt nach Eggenbergli vorbei an typischen Schächentaler Heimetli werden 580 Hm überwunden. Die Aussicht ins Schächental ist Genuss. Auf 1555 m.ü.M. angekommen, betraten wir wieder sicheren Boden. Nach einem kurzen Wegstück in Richtung Oberes Eggenbergli stiegen wir über Weideland steil auf, vorbei an der schönsten Bankniederlassung, die wir je gesehen haben (siehe Bild). Nach einem kurzen Waldabschnitt erreichten wir unterhalb der Alp Unter Wängi eine Höhe von 1600 m.ü.M. Nun ging der Blick hoch zum 550 m hoch und keck aufragenden Tagesziel – ein von hier aus ziemlich abweisender Anblick. Nach einer Trinkpause der Weiteraufstieg zur nach Ober Wängi führenden Alpstrasse; bei P.1665 verliessen wir diese, um nun ziemlich steil und schattig zum Waldrand aufzusteigen. Auf dem folgenden bewaldeten Abschnitt waren die Tritte hoch und ziemlich schmierig (gezeichnet vom Regen der vergangenen Tage). Nach einer Strecke von 1.9 km (ab Startpunkt) war auf einer Höhe von ca. 1800 m.ü.M. die Waldgrenze erreicht. Wunderbar besonnt ging es weiter auf einem nicht ausgesetzten Grat über P.1927 und weiter zur Wängichulm. Hier wurden wir empfangen von einer aufmerksamen Ziegenherde. Einige der lustigen Tiere spielten sich als Wegelagerer auf – ausgerechnet an einer rutschigen, allerdings seilgesicherten Passage. Schliesslich liessen sie uns durch, nicht ohne uns zu (ver)folgen. Bei einer Abwehraktion ging einer meiner Stöcke in Brüche – keine Angst, ich hab die Tiere nicht geschlagen… Endlich etwas Erleichterung: in der Unterquerung der Flühe (200 m über uns das Gipfelziel) eine Eisentreppe mit 17 Tritten; Ende der Verfolgungsjagd – dachten wir. Dass Geissen sehr kletterfreudige und -gewandte Tiere sind, wussten wir. Bald liefen unsere (bettelnden) BegleiterInnen wieder direkt hinter uns. Erst bei der Verzweigung bei P.2022 war Ruhe. Jetzt folgte der kurze Aufstieg zum Übergang bei P.2110. Ab hier waren es nur noch 30 Hm über eine Strecke von 300 m. Nach einer Querung zum Gipfelaufbau war der eigentliche felsige, aber nicht ausgesetzte Gipfelaufstieg in wenigen Minuten geschafft. Was für ein tolles Panorama in alle Richtungen! Das Schächtental bis zum Klausenpass, gegenüber Rossstock, Fulen und Chaiserstock, tief unter uns Altdorf und der Urnersee, weiter westlich der URS (Urisrotstock), im Süden Burg, Hoch Fulen und Bälmeten, im Osten Gross und Chli Schärhorn. Genial, und der Gipfel erst noch allein für uns. Nach einer Viertelstunde folgte ein Paar und wenig später Einzelkämpfer Urs aus Wollerau – im gleichen Alter wie ich, und auch ein Soldedurner. Für den Abstieg «adoptierten» wir Urs. Nun zu dritt, erreichten wir bald wieder das Pässchen bei P.2110, um dann zur Verzweigung bei P. 2022 abzusteigen. Jetzt folgte eine geologisch spannende Steilstufe unterhalb, resp. seitlich der senkrecht aufragenden Flühe. Aus den Wänden quellte das Wasser des späteren Fätschbachs. Bei der Durchquerung des Wildwassers füllte unser Begleiter Urs noch seinen Bidon auf mit diesem einzigartigen Wasser (besser als «Champagner», wie er meinte…). Über ein Grätchen erreichten wir den Hals und später den Pfaffenwald. Für kurze Zeit bot uns der weiche Waldboden so etwas wie Wellness für die Knie und Füsse. Bei Ober Oberfeld (ca. 1445 m.ü.M.) erreichten wir wieder von der Sonne beschienenes Weideland. Vorbei an einigen schönen Ferienhäuschen wanderten wir auf befestigter Unterlage über Wyss bis zum schön gelegenen Berg- und Skihaus Oberfeld (heute geöffnet bis 16 Uhr). Da es mittlerweile 15 Uhr war, verpflegten wir uns vom verfügbaren, eingeschränkten Angebot; die Heidelbeerwähe schmeckte allerdings ausgezeichnet. Nach dieser längeren Pause machten wir uns auf den 20-minütigen Weg hinunter nach Haldi (1082 m.ü.M.) von wo uns die Luftseilbahn Schattdorf-Haldi ins 600 m tiefer liegende Schattdorf hinunter schaukelte (Halbtax Fr. 4 pro Person). Und wie es der schöne Zufall will, konnten wir ohne Wartezeit in den Bus einsteigen, welcher uns via Altdorf (Umsteigen bei Haltestelle «Kollegium») und Bürglen ins Schächtental brachte. Die Busstation Locherbach erreichten wir nach einer kurzen Fahrt von 22 Minuten.

Für die Rückfahrt entschieden wir uns für die wunderschöne Fahrt über den Klausenpass. Im Hotel Klausenpass stoppten wir, denn das neu gebaute Hotel (Eröffnung Juli 2021) lockte. Es war ja auch gerade Zeit, sich ordentlich zu verpflegen; eine Empfehlung! Und erst die tolle Aussicht: Blick zurück zum Tagewerk, gegenüber die Schärhörner, der Chammliberg mit dem Griessgletscher, der Clariden mit dem eindrücklichen Iswändli. Ein würdiger Abschluss eines unvergesslichen Wandertages!

Fazit:
Eine recht einsame Tour, und fordernd dazu! Begegnet sich wir nur zwei Paaren und einem Einzelkämpfer – alle (auch wir) motiviert vom Tourenbericht von Heinz Staffelbach in der NZZ vom 25.09.2021. Das war quasi ein Gipfelsturm von NZZ-Lesern – spannend, nicht wahr!

Wetterverhältnisse:
Bestes Herbstwanderwetter (Föhn-bedingt), Sonne pur, blauer Himmel, feine Fernsicht, ca. 7 bis 15° C

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 1. Oktober 2021
Schwierigkeit: T3+ (Trittsicherheit unabdingbar)
Strecke: 9.5 km, Eggenbergli (Bergstation Seilbahn von Witerschwanden-Eggenbergli, 1355 m) – Oberes Eggenbergli – Unter Wängi (1601 m) – P.1638 – P.1927 – Wängichulm – P.2022 – P.2110 (Übergang) – Wängihorn (2148 m) – P.2110 – P.2022 (Verzweigung) – P.1762 –  Fätschbach – Hals – Pfaffenwald (P.1563) – Ober Oberfeld (1445 m) – Berg- und Skihaus Oberfeld – Haldi (1082 m, Bergstation Luftseilbahn Schattdorf-Haldi)
Aufstieg: ca. 830 m
Abstieg: ca. -1100 m
benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 40 Min.
benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 15 Min.
Tageszeit: 09:40 bis 16:20 Uhr

Vom Kiental über die Sefinafurgga (2611 m) nach Mürren

Nach der Anreise gestern Donnerstag wurden wir in Spiez abgeholt von zwei lieben Kandertalern. So konnten wir die Fahrt ins schöne Kiental und durch die spektakuläre Griesschlucht hinauf zur Griesalp (über die mit 28% steilste PostAuto-Strecke Europas) erleben. Zum Abschluss genossen wir einen gemütlichen Abend – danke herzlich Thesi und Bruno für euren freundschaftlichen Taxiservice! Die nächtliche Talfahrt hinunter ins Kandertal ist euch ja bestens gelungen. Dank der Übernachtung auf der Griesalp konnten wir dem «Schwerarbeitstag» morgen zuversichtlich entgegensehen.

Nach dem Frühstück starteten wir zur langen Tour um halbneun beim Griesalp-Hotel – zusammen mit einigen mit dem PostAuto angereisten Wanderern. Nach wenigen Metern Aufstieg erreichten wir das Alpgebäude bei Dündenessli, wo der Aufstieg in Richtung Chistihubel und Dündegrat beginnt. Wir blieben auf dem Weg, um bald eine weitere Verzweigung (Bundalp) zu erreichen. Vom Bewohner der kleinen Hütte herzlich und treffend begrüsst («Grüessech – aha, ist wieder ein Schiff voll angekommen…»). Während alle anderen in Richtung Bundalp abbogen, hielten wir als einzige zum Gornerbach hinunter, der über den Bundstäg überquert wird. Auf der Alpstrasse erreichten wir bald einmal Bürgli, unterer Dürreberg – wo uns ein freundlicher Bläss begrüsste. Direkt vor dem Alpgebäude bogen wir nach links (in Richtung O) ab – gerade aus der Weg zur Gspaltenhornhütte. Wir hatten uns also für den Direktaufstieg zur Sefinafurgga entschieden – der Weg über die Hütte wäre etwa eine Stunde länger und weniger steil. Noch immer unterwegs auf dem mehr oder weniger gut befahrbaren Alpweg kam uns der Senn in seinem Geländewagen entgegen. Über uns die mächtig aufragende Rumpfmasflue mit den darunter liegenden Alpgebäuden Uf de Huble. Kurz zuvor, bei P.1833 könnte der Aufstieg abgekürzt werden, was wir sein liessen. Nach der Unterquerung der Flue änderte die Richtung nach O. Die Alp Obere Dürreberg noch nicht in Sicht, aber die an den Steilhängen der Hundsflüe weidenden Tiere kündigten mit ihrem Gebimmel an, dass das Alpgebäude bald erreicht war. Dort endete der Fahrweg, und nach den Gebäuden führte der steiler werdende w-r-w-markierte Pfad entlang dem Bergbach hoch. Auf einer Höhe von ca. 2050 m.ü.M. begrüsste uns eine Gruppe gwundriger, weisser Geissen. Ab hier führte der Aufstieg in ein enger werdendes Tälchen; in weniger als einem Kilometer Luftlinie war die Sefinafurgga gut zu sehen. Unterwegs dorthin waren aber noch zweihundert Hm zu bewältigen. Fast schon froh darüber, dass uns die Sonne (noch) nicht erreichte, stiegen wir auf schottriger Unterlage weiter hoch. Hier kamen uns ein paar englischsprechende BerggängerInnen entgegen, von denen einige ziemlich unsicher unterwegs waren, was unschwer zu erkennen war: kurze Hosen, schwarz gefärbte Beine, wohl von Rutschpartien im schwarzen Schotter… Die Schutthangquerung verlangte schon etwas Trittsicherheit, auch wenn sie etwas ausholte, um schliesslich zur «Rolltreppe» zu gelangen. Über die (abgezählten) 262 Tritte werden die rund sechzig Hm zur Sefinafurgga bequem erreicht – ziemlich eindrücklich. Ohne Gegenverkehr gut zu bewältigen. Oben angekommen, geht es gleich wieder runter. Doch vorher machte eine junge Einzelkämpferin ein Föteli von uns zwei – thankyou, very nice! Zwar könnten die obersten Abstiegsmeter über eine nagelneue Treppe abgestiegen werden, wir wählten die sehr rutschige Variante daneben – was sich nicht gerade als clever erwies. Immerhin ohne Ausrutscher unten angekommen, waren wir doch froh, dreissig Meter weiter unten den Wanderpfad zu erreichen. Während wir noch immer in wettermässig beeindruckender, mystischer Stimmung unterwegs waren, tat sich am östlichen Horizont etwas. Auch in der Nachbarschaft zeigten sich Vorderi Bütlasse, Sefinahoren, Hundsflue und Hundshore. Nur der Bond-Gipfel Schilthorn alias Piz Gloria zierte sich wolkenverhüllt. Nach der Querung des einzigen Schneefelds liefen wir gemütlich absteigend an P.2267 vorbei. Den markanten Sporn namens Horen liessen wir rechts liegen, um links des Sefibach nahe der Späta Wang steil abzusteigen, vorbei an friedlichen Muttertieren – die Rotstockhütte im Blickfeld. Etwa eine Viertelstunde später sassen wir dort an der Sonne – Rugenbräu und Bärnerrösti schmeckte ausgezeichnet. Nach dieser längeren Mittagsrast wanderten wir weiter, immer unterhalb Grossi Nadla und Chlyni Nadla querend – vor uns die teilweise noch verhüllten berühmten Berner EMJ. Die wunderbare Aussicht genossen wir in vollen Zügen, zumal jetzt etwa drei km ohne Höhendifferenz folgten. Unterwegs wäre der Übergang ins Schilttal möglich – wir hielten in Richtung Bryndli. Unglaublich steil geht’s hier rechts runter ins 700 m tiefer liegende Sefinental. Und gegenüber türmen sich die bizarren und teilweise vergletscherten Gspaltenhorn und Tschingelgrat. Den aufragenden Felskopf Bryndli umgingen wir ab P.2023, ohne zu wissen, was jetzt folgte. Klar, der steile Abstieg zur Spilbodenalp hinunter war auf der Landeskarte gut zu erkennen – die Strecke hat aber eindeutig Kniebrecher-Charakter. Gesund erreichten wir die Spilbodenalp, wo das Alp-Restaurant leider schon geschlossen war. Nun war auch das Tagesziel nicht mehr weit – noch 30 Minuten laut Vorgabe. Bei Wintertal dann tatsächlich der Blick zum «nur noch» 170 Hm tiefer liegenden Mürren. Mental mobilisierten wir die letzten Kräfte, um an der Talstation Schilthornbahn vorbei ins Ortszentrum zu laufen – das Hotel schon im Blickfeld. Aber erst noch bei Coop einkaufen (axa nova activ gel😓), das Bier musste warten… Etwas gezeichnet erreichten wir das Hotel Bellevue, das Quartier für eine Übernachtung, nahe bei der Talstation der Allmendhubelbahn gelegen. Das weitere (Abend-)Programm war dann Genuss vom Feinsten. Und die folgende Nacht erst: Murmeltiere wären eifersüchtig geworden.

Am Tag danach, nach dem ausgezeichneten Frühstück, machten wir uns auf zum Schilthorn – ausnahmsweise per Bergbahn. Zum ersten Mal in Mürren, musste das sein! Oben dann ziemlich wolkenverhüllt, verbrachten wir eine Runde im Drehrestaurant. Nach der Fahrt hinunter ins sonnige Mürren hatten wir (noch) ausreichend Energie, um die Strecke zur Grütschalp zu laufen (5 km, Mürren – Mürren BLM 1638 m) – Winteregg 1582 m – Grütschalp 1486 m – Talfahrt Luftseilbahn nach Lauterbrunnen 800 m). Danach die ÖV-Fahrt zurück nach Spiez.

Fazit:
Was für eine tolle und auch anspruchsvolle, weil strapazierende, Bergwanderung – ein unvergesslicher Hochzeitstag😍!

Wetterverhältnisse:
Anfänglich bewölkt aber freundlich, im Tagesverlauf sonniger, kaum Wind, ca. 8 bis 19° C

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 3.9.2021
Schwierigkeit: T3
Strecke: 17.3 km, Griesalp (1408 m) – Dündenessli (1463 m) – Bundstäg (1488 m) – Bürgli, unterer Dürreberg (1617 m ) – P.1833, Uf de Huble – Obere Dürreberg (1996 m) – Sefinafurgga (2611 m) – P.2267 – P.2097 – Rotstockhütte (2042 m) – P.2051 – P.2027 – P.2023 – Spilbodenalp (1791 m) – P.1815, Stutz – Wintertal – Obri Birchi, P.1707 – P.1683 – Mürren (Talstation Schilthornbahn) – Mürren (1638 m)
Aufstieg: ca. 1300 m
Abstieg: ca. 1260 m
benötigte Zeit inkl. Pausen: 9 Std.
benötigte Zeit ohne Pausen: 6 Std. 20 Min.
Tageszeit: 08:30 bis 17:30 Uhr

Sommer 2021 Val Müstair 3|5: Piz Praveder 2767 m, Lai da Rims 2395 m

Gestern Mittwoch erholten wir uns von den Strapazen der Piz Vallatscha-Tour. Bikeausfahrt nach Müstair hinunter (21.3 km, 560 m Auf- und Abfahrt). Unterwegs Shoppinghalt in Sta. Maria Val Müstair in der Handweberei Tessanda, Kafi und Gelato in Müstair, anschliessend geführte Besichtigung im Unesco-Welterbe Benediktinerinnen-Kloster Sankt Johann – eine unglaublich beeindruckende Zeitreise über mehr als 12 Jahrhunderte.

Heute Donnerstag, kurz vor halb neun Uhr, starteten wir bei nicht gerade sommerlicher Temperatur, aber bei Sonnenschein, in Erwartung einer vielversprechenden Kombi-Rundtour Hike&Bike ab unserem Feriendomizil in Fuldera. Die Fahrt ins Val Vau wie schon vor drei Tagen, vorbei an Pra da Vau über einige Serpentinen bis zum P.1947 (Tschuccai). Hier bei der markierten Verzweigung zum Direktaufstieg Lai da Rims stellten wir unsere Bikes unter einer Lerche ab. Ab jetzt ging es zu Fuss weiter, moderat ansteigend, meist auf der Alpstrasse, vorbei an der Alp Las Clastras und später an der Alp Praveder. Nach knapp 3 km, bei P.2236 (Döss Radond), verabschiedeten wir uns von den vielen pausierenden Bikern, welche ins Val Mora fuhren. Wir bogen nach SO ab, w-r-w markiert ins Val Döss Radond. Nun wurde die Tour einsam, wäre da nicht das laute Pfeiffkonzert der Munggen zu hören – und solche begegneten uns in Scharen (siehe Bilder). Zur Rechten die bizarren Felsen des Monte Forcola, links über uns der unnahbar erscheinende Koloss namens Piz Praveder. Unbeeindruckt stiegen wir auf, bald das wild schäumendes Aua (Wasser) an geeigneter Stelle überquerend. Immer steiler werdend und auf gutem, staubtrockenem und deshalb leicht rutschigem Pfad umliefen wir den Piz Praveder. Rechts über dem Bergbach der ca. 2800 m hohe Grat mit dem kaum auszumachenden Grenzübergang Passo dei Pastori (2768 m). Ausser Kletter-Schafen bekamen wir heute kein Wild zu sehen – die Erfahrung des Jägers Severin fehlte uns. Mit dem Rücken zur Landesgrenze, stiegen wir weiter auf über eine steile geröllige Halde. Im Wissen um den nahenden namenlosen Übergang bei P.2678 gabs eine Trinkpause, mit einem letzten Blick hoch zur Landesgrenze CH-I. Zehn Minuten später standen wir beim Punkt 2678. Ab hier folgten wir w-r-w markiert (laut Wegweiser 20 Min. bis zum Gipfel) einer schwachen Spur, vorbei an einem kleinen Tümpel in Richtung N. Nach wenigen Metern, kurz vor dem Abgrund(!), fehlten weitere Markierungen. Laut Swisstopo mussten wir jetzt unmarkiert und weglos nach rechts aufzusteigen – eine steile Grashalde hoch, mit Felsbrocken durchsetzt (Hände aus den Hosentaschen!). Wäre der nahende Gipfelsteinmann nicht zu sehen gewesen, hätten wir den Ehrgeiz wohl verloren. Plötzlich oben, wurden wir mit einem atemberaubenden 360°-Panorama belohnt. Nur der Lai da Rims war nicht zu sehen; dazu hätte man weiter nach O über den schmalen Grat und wenige Meter absteigen müssen. Naja, den See bekamen wir dann später noch ausgiebig zu sehen. Beim Blick hinunter zum 90 Hm tiefer liegenden Übergang machten wir zwei Berggänger aus – Winken und Johlen war angesagt. Auf dem zweigipfligen Piz Praveder (2764 und 2767 m) wehte eine kräftige Brise, die uns zum Abstieg drängte. Für den Abstieg wählten wir die Direttissima über die guttrittige Steilgrashalde. Unten angekommen, wanderten wir wenige Meter weiter, und was bekamen wir zu sehen: diesen, wie viele völlig zu Recht meinen, schönsten türkisfarben leuchtenden Bergsee der Schweiz – Lai da Rims. Bei diesem betörenden Anblick hielten wir (endlich) unsere Gipfelrast ab auf etwa 2600 m.ü.M. Beim Ausblick hinüber ins Gebiet des Piz Umbrails glaubten wir einige abfahrende Biker(!) auszumachen. Auf das Schauspiel im späteren Steilabstieg vom See hinunter ins Val Vau waren wir folglich gespannt. Die 200 Hm Abstieg zum See hinunter war dann reinstes Wandervergnügen – unterwegs mit Begegnungen und der Gelegenheit sich fast schon euphorisch auszutauschen. Am Lai da Rims angekommen, trafen wir kaum auf Wandervolk – und wider aller Erwartungen auch nicht auf Velofahrer. Über den See hinweg ging der Ausblick nach Norden zum vorgestern bestiegenen Piz Vallatscha. Im Vergleich zu jener Tour war die heutige eine Spazierwanderung. Aber der östlich vom See beginnende Abstieg hatte es dann doch noch in sich. Schmal, steil, teilweise staubtrocken und deshalb rutschig, nahmen wir die 420 Abstiegsmeter unter die Füsse. Enttäuschend und beruhigend zugleich darüber, dass uns keine Biker begegneten. Ehrlich, auf dieser engen Strecke mit den steilen steinigen Stufen und Spitzkehren mit dem Bike abzufahren – unvorstellbar; aber angeblich stellen sich nicht wenige Mutige dieser Herausforderung. Jedenfalls waren wir froh, mangels Überholmöglichkeit nicht ausweichen zu müssen. Der Weg vorbei an den schönen Wasserfällen des Aua da Rims begeisterte uns. Nach knapp viereinhalb Stunden Wanderzeit erreichten wir die Holzbrücke über den Aua da Vau und wenige Schritte später unseren Bike-Parkplatz. Jetzt folgte die kontrolliert rassige Abfahrt auf der bereits bekannten Aufstiegsstrecke hinunter nach Fuldera. Beim Postautohalt Pra da Vau warteten bestimmt 50 Leute auf das Postauto, welches uns kurz vor 16 Uhr entgegen kam. Nach fünfunddreissig Minuten Fahrzeit erreichten wir glücklich und gesund unser Domizil Staila in Fuldera – Zeit für ein kühles Bier🍻. Einmal mehr dürfen Doris und ich auf einen wunderschönen Bergtag zurückblicken – danke .

Fazit:
Eine wiederum sehr schöne Erfahrung, mit dem Bike zum Wanderstartpunkt anzufahren und so die Wanderung um ca. 550 Auf-/Abstiegsmeter resp. um 14.5 km zu verkürzen.

Wetterverhältnisse:
anfänglich bewölkt, im Tagesverlauf sonniges Sommerwetter, wenig Wind, ca. 8 bis 18° C

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 19.08.2021
Schwierigkeit: T3, e-Bike leicht fahrbar
Strecke: 26.6 km (Bike 14.5 km, Hike 12.1 km), Fuldera (1636 m) – P.1656 (Val da l’Archa Gronda) – P.1577 (Plazzaraun) – P.1629 (Fastais/Mottas) – P.1716 (Palüetta) – Val Vau – P.1779 (Pra da Vau) – P.1840 (Tschuccai) – P.1947 (ab hier zu Fuss weiter) – P.1974 (Las Clastras) – Praveder – P.2132 – P.2236 (Döss Radond) – Val Döss Radond P.2378 – namenloser Übergang bei P.2678 – Piz Praveder (Steinmann P.2764 und P.2767) – Übergang bei P.2678 – P.2536 – Lai da Rims (2395 m) – P.2406 – P.2117 – P.2018 – P.1947 (ab hier Abfahrt mit dem Bike) analog Bergfahrtsstrecke bis Fuldera
Aufstieg: ca. 1400 m (davon Bike 550 m, Hike 850 m)
Abstieg: ca. 1400 m (davon Hike 850 m, Bike 550 m)
benötigte Zeit inkl. Pausen: 7 Std. 55 Min. (davon Bike-Zufahrt 1 Std. 10 Min., Bike-Abfahrt 35 Min.)
benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std. 25 Min.
Tageszeit: 08:25 bis 16:20 Uhr

Pizzo Ruscada 2004 m – Überschreitung Ostgrat-Nordgrat

Wie sich im Laufe des Tages herausstellte, hatten wir uns für heute ein rechtes Stück Arbeit vorgenommen. Aber der Reihe nach: die Fahrt in den Süden (über den San Bernardinopass) brachte uns vom (heute noch) trüben Norden in die Sonnenstube. Nach der staufreien Fahrt durch die Magadinoebene und der eleganten Umfahrung Locarnos durch den Tunnel fuhren wir zügig ins untere Maggiatal und bei Ponte Prolla ins Centovalli. In Intragna parkierten wir nahe der Talstation der Funivia Intragna-Pila-Costa., wo wir unsere Rucksäcke schulterten. Mit der Centovallibahn erreichten wir in zehn Minuten Verdasio, von wo zwei Seilbahnen hoch fahren – eine nach Rasa, die andere bis Monte Comino. Die Fahrt für die sechshundert Höhenmeter dauert sechs Minuten. Nach einem kurzen Spaziergang erreichten wir gegen halb fünf nachmittags das wunderbar gelegene Berggasthaus Alla Capanna – gerade zur rechten Zeit für einen Aperitivo. Barbara und Peter, die beiden sympathischen Gastgeber, begrüssten uns herzlich und wiesen uns – bezeichnenderweise – das Zimmer mit dem erinnerungsreichen Namen Gridone zu. Zum erstenmal in diesem Jahr(!) konnten wir ein (überaus leckeres) Abendessen im Garten geniessen – bei fast dreissig Grad und mit Ausblick zum Gridone und zu unserem Gipfelziel von Morgen – dem Pizzo Ruscada.

Der ruhigen Nacht folgte das schmackhafte Frühstück (natürlich wieder im Garten). Kurz vor neun Uhr marschierten wir los, in Richtung Pian Segna. Die dort in einer Waldlichtung stehende Chiesa Madonna della Segna war nach zehn Minuten erreicht. Gleich hinter der Kirche links haltend, begann es anfänglich moderat und wenig später heftig anzusteigen – zum Glück im schattenspendenden Buchenwald. Bald schon wurde das Gelände schluchtartig, mit hohen Tritten, aber gut zu begehen. Ab und zu wurde der Blick frei nach Süden und auch nach Norden (Valle Onsernone). Nach einer Stunde erreichten wir den ersten Gipfel, den Pizzin. Der Ausblick nach W versprach, was jetzt folgte: ein Auf und Ab von jeweils «nur» von weniger als hundert Hm😓. Bald folgte der nächste Gipfel, der Pianasc. Keine Zeit für eine Gipfelrast! Vor uns der steile Abstieg und eine recht schmale Bänderquerung; Trittsicherheit von Vorteil! Mitten im Gebüsch und noch im Abstieg grüsste und ein übergrosser Steinmann, dann folgte eine Senke mit den zwei Hütten (eine davon verfallen) bei Pescia Lunga (was so viel heisst wie «Lungenflügel»). Hier könnte abgestiegen werden nach Lionza und weiter ins Centovalli. Unsere Lungen waren in bester Verfassung, also steil hoch durch den Wald bis ein Kamm erreicht war. Hier stehen die beiden ehemaligen Alphäuser des Rifugio Corte Nuovo – einmalige die Lage, eindrücklich der Idealismus der Sanierer (Patriziat von Borgnone). Da gerade niemand hier wohnt, nutzten wir die Gelegenheit für eine Pause, im Rücken das tief eingeschnittene Valle Onsernone, vor uns das Centovalli, und natürlich die Gridone-Kette (Erinnerungen an unsere 2-Tagestour vom September 2015). Aufbruch zum Gipfelsturm! Erst hoch zum neuen Pozzo, dann den Punkt 1713 nördlich und schattenhalb umgehend, jetzt die Entscheidung bei der kurz vor einer vom Gebüsch vereinnahmten kleinen Ruine. Hier wird sich später unsere Gipfelrunde schliessen. Nach rechts ginge es zum Capellone, einem nördlich des Pizzo Ruscada gelegenen Gipfelchen. Mutig und heute gut drauf, wagten wir wilden Ritt entlang der Kante und durch die hüfthohen Büsche – Wacholder, Heidelbeeren, Alpenrosen. Schwache Trittspuren führten durch hüfthoch verbuschtes Gelände mit steilen und sehr hohen Tritten. Der kürzestmögliche «Weg» zum Gipfel führte über den Ostgrat, manchmal etwas ausgesetzt, aber immer gut zu machen, vorausgesetzt man nahm die Hände aus dem Hosensäcken. Hundert Meter unter dem Pizzo erblickten wir zwei GipfelstürmerInnen – bis wir oben waren, hatten die sich längst aus dem Staub gemacht – sonst hätte es vielleicht einen Gipfeljass gegeben. So erreichten wir nach einer Stunde (ab Rifugio Corte Nuovo) den geräumigen Pizzo Ruscada. Kein Gipfelkreuz, kein Gipfelbuch, aber ein grosser Gipfelsteinmann. Untrügliches Zeichen, es geschafft zu haben. Das waren dreieinhalb harte Stunden. Welch ein gutes Gefühl! Belohnt wurden wir mit einem grandiosen 360°-Panorama: Gridone, Walliser und Berner Hochalpen, Tiefblicke in die beiden Tessiner Täler, im Nordosten die Tessiner Hochalpen, das Pedemonte mit Locarno und Magadinoebene – und das alles bei bester Fernsicht. Auf dem Gipfel genossen wir bei Windstille und angenehmer Temperatur die ausgiebige Rast. Für eine Siesta reichte die Zeit nicht, denn vor uns lag der Rückweg, mit einem Abstieg/Umweg über den nicht sehr ausgeprägten Nordgrat bis zum Capellone. Von dort die nicht sehr steile Querung zum bereits erwähnten Punkt 1713 bei der kleinen Ruine. Ab hier waren es wenige Minuten bis zum Rifugio Corte Nuovo, auf dessen schönen Granitbänken wir nochmals eine Ess- und Trinkpause abhielten. Was jetzt folgte, war uns vom Aufstieg her bekannt – Auf und Ab, einfach in umgekehrter Richtung. An einigen Steilstufen machte sich langsam Müdigkeit bemerkbar. Dennoch passierten wir die Hütten auf dem Lungenflügel (Pescia Lunga) ziemlich achtlos – mit noch immer vollen Lungen😉. Die konnten wir gut gebrauchen, schliesslich zog sich der Rückweg endlos hin. Mehr als einmal sprachen wir uns Trost zu («bald sind wir unten…»). Kurz nach dem letzten dieser steilen Abstiege, bei der Chiesa Madonna della Segna gabs nochmals eine Pause. Dort befindet sich auch die einzige Tankstelle des heutigen Tages – bestes Wasser fliesst aus dem Brunnen. Überhaupt: zweieinhalb Liter Wasser sind das Mindeste, was man mittragen sollte. Wir sind keine frommen Leute, aber der Besuch der kleinen Kirche und eine Spende für eine brennende Kerze war selbstverständlich – zu Ehren der Verstorbenen. Nach neun Stunden unterwegs befreiten wir uns unter der Dusche von den Anstrengungen des Tages – und als Belohnung gab es Peters Weltklasse-Lasagne👌.

Fazit:
Dass wir heute einsam unterwegs waren, wunderte uns wenig – nach dem endlosen Auf und Ab und den vielen Auf- und Abstiegsmetern… So gefällt es uns!

Wetterverhältnisse:
ein Traum von Sommer – endlich, wenig Wind, sehr warm, ca. 15 bis 30° C

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS, Wichtig: viel Trinkwasser mitnehmen!

Parameter:
Tour-Datum: 19. Juli 2021
Schwierigkeit: T3+
Strecke: 14.8 km, Monte Comino Alla Capanna (1150 m) – Chiesa Madonna della Segna (1165 m) – Pizzin (1510 m) – Pianasc (1643 m) – Pescia Lunga (1510  m) – Rifugio Corte Nuovo (1634 m) – P.1708 (Verzweigung kurz vor einer kleinen Ruine) – Ostgrat (Trittspuren, unmarkiert) – Pizzo Ruscada (2004 m) – Capellone (1878 m) – P.1708 (Verzweigung Ruine) – Rifugio Corte Nuovo – Pescia Lunga – Pizzi – Pianasc – Chiesa Madonna della Segna – Monte Comino Alla Capanna
Aufstieg: ca. 1240 m
Abstieg: ca. -1230 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 9 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std. 35 Min.
Tageszeit: 08:40 bis 17:40 Uhr