Archiv der Kategorie: Bergwanderung T3

El Torozo (2021 m) – Sierra de Gredos

Nach der gestrigen Tour war heute etwas einfacheres angesagt. Der Torozo ist ein ideales Ziel für eine «Wellnesstour». Nach einer kurzen Fahrt (ca. 25 km) ab Hoyos del Espino, dem schönen Bergdorf im Herzen der Sierra de Grados, wo wir eine zweite Nacht verbrachten, erreichten wir kurz vor 12 Uhr den Parkplatz auf dem Pass Puerto del Pico (1391 m). Der massige Torozo erhebt sich direkt über dem Pass, und er beherrscht mit seinen schroffen Südabstürzen den Barranco de las Cincos Villas. Der Aufstieg beginnt gleich hinter dem Pass-Restaurant. Moderat und in ziemlich direkter Linie ansteigend, war die verschlossene Hütte Refugio de la Majada del Tío Manteca in zwanzig Minuten erreicht. An diesem links haltend vorbei bis zu einem Punkt, wo es rechts direkt ins kleine Klettergebiet La Albujea ginge. Wir blieben auf dem gut markierten Pfad PR-AV 37, der uns nach einigen Serpentinen vorbei führt an der hinter einem Felsen etwas versteckten Quelle Fuente del Cerro Pedrique. Bald erreichten wir eine Schulter an der Nordabdachung des Torozo-Massivs. Hier werden wir im Direktabstieg einmünden. Wir zogen weiter, leicht ansteigend auf gut einsehbarem Pfad. Vorbei an einer weiteren Quelle (Fuente de las Balesas) querten wir die gesamte Nordflanke oberhalb des unter uns liegenden Taleinschnitts Arroyo de la Hoya del Gallego. Anschliessend in einem weiten Bogen über Weiden vorbei an einer Steinhütte (Refugio de los Cervunales) zum östlich des Gipfels gelegenen Sattel Collado del Risco (1935 m). Kurz vor dem Sattel orientierten wir uns westlich in Richtung Gipfel; der Weg dorthin ist mit Steinmännern jeder Grösse gut markiert. Nach wenigen Minuten standen wir auf dem Torozo (Vermessungssäule). Das 360°-Panorama ist beeindruckend. Nur der starke Nordwind vertreibt uns bald an eine windgeschützte Stelle, wo wir trotz allem eine Rast einlegen und die Aussicht geniessen können.

Im Sinne einer Überschreitung stiegen wir in Richtung W ab, vorbei am Gipfel Alto de los Monteses (1956 m). Von Kletterern wird er auch «Torozo Nordgipfel» genannt. Der wäre wohl für uns machbar (T4, II), aber nicht bei diesem Wind. Von Steinmännern geführt, liefen wir also auf anfänglich undeutlichem Pfad zum Aufstiegspfad hinunter. Unterwegs jagte uns ein uns fast überfliegender Steinbock einen ziemlichen Schrecken ein – wie aus dem Nichts sprang er geschätzte 15 m, um sofort zu verschwinden. Kein Bild, leider, da die Natur viel schneller war als die Technik😊. Über einige Serpentinen erreichten wir schliesslich wieder das verschlossene Refugio de la Majada del Tío Manteca, und einige Höhenmeter weiter unten die Passhöhe Puerto del Pico, wo auf dem Parkplatz unser WoMo («Erbsli») wartete.

Fazit:
Eine wiederum eindrückliche, im Vergleich zur gestrigen deutlich weniger anspruchsvollen Tour. Auf der gesamten Tour sind wir keinen Berggängern begegnet, einsamer kann man nicht wandern.

Wetterverhältnisse:
Wiederum ein sonniger Frühsommertag, anfänglich hohe Bewölkung, im Tagesverlauf Sonne pur, ab ca. 1700 m. ü. M. starker Wind bis 30 km/h, 20 bis 25° (auf dem Gipfel an der Sonne gemessen!).

Hilfsmittel:
Rother Wanderführer «Sierra de Gredos», Online-Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 23. Mai 2019
Schwierigkeit: T2-3
Strecke: 9.2 km,
Aufstieg: ca. 660 m
Abstieg: ca. -640 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 3 Std. 20 Min.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 4 Std. 40 Min.
Tageszeit: 11:50 bis 16:30 Uhr

Lötschepass 2689 m – Rundwanderung ab Lauchernalp 1969 m

Ziel unseres zweitägigen Aufenthalts im herbstlichen Lötschental war Ried und dort das Hotel Nest- und Bietschhorn. Zu viert – in Begleitung von Susanne und Richi, war Genuss angesagt. Die Anreise am Samstag über die Pässe Susten und Grimsel boten herrliche Aussichten in die Bergwelt. Nach der Ankunft in Ried folgten wir der Empfehlung von Esther Bellwald, der Hotelière des Hotels, mit dem Postauto nach Küemad zu fahren und von dort im famosen Abendlicht über Blatten nach Ried zurück zu spazieren (3.7 km, 45 Minuten, T1). Das lohnte sich allein schon der Ausblicke wegen, diente aber auch als kleine Alibiübung in Erwartung des viergängigen Abendessens von Küchenchef Laurent Hubert (15 G&M-Punkte), Ehemann von Esther Bellwald. Das Essen war dann auch der genussreiche Abschluss des Tages. Selbstverständlich durfte an diesem Wochenende eine richtige Bergwanderung nicht fehlen; morgen Sonntag geht es auf eine Rundwanderung hoch zur Lötschepasshütte.

In diesem wundervollen Wanderherbst, der einem ebensolchen Sommer folgte, liegt gold-richtig, wer in der Bergwelt wandelt. Die Lötschentaler haben ihren Schatz, das Lärchengold, rechtzeitig «ausgepackt» – und wie (siehe Bilder)! Nach dem Frühstück kurze Fahrt nach Wiler und mit der Luftseilbahn hoch zur Lauchernalp. Nach dem Startkafi im Panoramarestaurant Zudili starteten wir um zehn Uhr in Richtung Stafel, der Bergstation des Sessellifts (im Winter in Betrieb!). Wie erwartet, waren wir heute nicht die einzigen, die meisten Bergwanderer wählten allerdings den Klassiker (Panoramawanderung auf dem Lötschentaler Höhenweg bis zur Fafleralp). Auf dem staubtrockenen Weg, vorbei am Restaurant Bergsonne und an den vielen Wochenendhäuschen, waren die ersten 160 Hm Aufstieg rasch zurückgelegt. Beim obersten Gebäude, dem Berghaus Lauchernalp, unterhalb des Arbächnubel, stiegen wir noch ein etwas hoch zum dem Wanderweg, um auf diesem dann bei P.2184 in westlicher Richtung zu halten. Über Mälcherboden bis P.2372 über alpiges Gelände oberhalb der Hockenalp, wo wir die Runse der Schreija überquerten. In einer nach Süden ausholenden Rechtskurve (der Direktaufstieg wäre auch möglich…) erreichten wir – nun in etwas felsigem Gelände – Sattlegi (P.2566). Über uns die Schwarzi Simmla, und darüber die 700 m aufragenden Felsgipfel Kleinhockenhorn und Hockenhorn. Auf dem folgenden Kilometer bis zur Simmle verlief die Strecke auf gleicher Höhe, dafür zunehmend über Blocks. Der weitere Hüttenweg verlief in leichtem Auf und Ab, über 1.7 km waren nur noch ca. 120 Hm aufzusteigen. In diesem Abschnitt wurde der w-r-w-markierte Wanderweg etwas anspruchsvoller, nie aber ausgesetzt. Vorbei an einigen ausgetrockneten Seelein überschritten wir nacheinander die Linien der beiden tief unten durch den Lötschberg führenden Bahntunnels. Plötzlich war auch das Tagesziel zu sehen, die 2690 m.ü.M stehende Lötschepasshütte (Laufzeit bis hierher ca. 2 Std. 25 Min.). Jetzt machte sich auch die böige Bise bemerkbar, so dass wir mangels windgeschütztem Platz Zuflucht in der von Tagesbesuchern gut frequentierten Hütte suchten. Klar, dass wir uns eine ausgiebige Mittagspause gönnten. Nicht zum ersten Mal brachte uns die Aussicht hier oben zum Staunen. Im Nordwesten das massige Balmhorn (3698 m) mit dem zackigen Zackengrat und dem Wildelsiggrat, im Westen das Ferdenrothorn (3180 m) mit seiner faszinierenden Schönheit, dazwischen die Gitzifurggu – vollständig schnee- und eisfrei. Im Süden stehen die Walliser Hochalpen aufgereiht – und hoch über dem Lötschental natürlich das omnipräsente Bietschhorn; die ausgezeichnete Weitsicht reichte bestimmt >60 km. Etwas anderes galt es auch zu bestaunen: der seit letztem Winter bestehende extravagante Spa-Bungalow.

Diesmal wählten wir für den Abstieg die Strecke über die Kummenalp. Die stärker werdende Bise nun im Rücken, wandelten wir über die glatt geschliffenen Felsplatten zum grössten der Hüttenseelein hinunter. Obligates Motiv hier das sich im Wasser spiegelnde Bietschi. Vor uns nun der Stierstutz – ein sehr steiler Pfad direkt entlang senkrecht aufragender Felswände mit alten Markierungen w-b-w, aktuelle Wegführung w-r-w. Am unteren Ende des Stierstutzes trafen wir auf eine Verzweigung mit dem Hinweis auf den «Gitziweg», welcher westwärt (in Richtung Ferdenpass?) führte, aber mit einigen Steinen leicht verbarrikadiert war. Wir hielten nach Osten, um über weniger steile Alpen die bereits im Schatten stehende Kummenalp zu erreichen. Entsprechend kühl war es hier (bei zunehmend bissiger Bise). Über die Brücke des Färdanbachs liefen wir auf dem Lötschentaler Höhenweg (1 Std. bis Lauchernalp) und leicht ansteigend wieder an der Sonne. Mittlerweile war es kurz vor vier Uhr. Der Abschnitt bis zur Lauchernalp führt unterhalb der Hockenalp durch, und der im letzten Winter stark beschädigte und teilweise gesperrte Weg ist instand gestellt. Zwischen den Blicken durch die goldigen Lärchen Kalenderbildmotive noch und noch – immer mit dem Bietschhorn im Blickfeld. Beim hübschen Weiler Stafel vorbei am schönen Kirchlein, entlang dem Themenweg (Biotop-Rundwanderweg), nun die Bergstation Lauchernalp in Sichtweite. Hier blies uns die starke Bise fast vom Weg; zum Glück kamen die Böen von hinten, so konnte uns der aufgewirbelte Staub nicht weiter stören. Auf der Lauchernalp angekommen, schwebten wir nach kurzer Wartezeit in wenigen Minuten zum Talort Wiler hinunter. Eine exzellente Rundtour fand einen tollen Abschluss…

Fazit:
Kontrastreiche Genusstage waren das – und gemütlich war’s wie immer mit Susanne und Richi…

Wetterverhältnisse:
Perfektes Wanderwetter, Sonne pur, wolkenlos, ca. 0 bis 10° (Lötschepass ca 3°), spürbare Bise (Böen bis ca. 35 km/h), was die gefühlten Temperaturen tiefer erscheinen liess.

Hilfsmittel:
Wanderschuhe, Stöcke, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 21. Oktober 2017
Schwierigkeit: T3 (Stierstutz), ansonsten T2
Strecke: 12.4 km, Bergstation Lauchernalp 1965 m – Stafel 2102 m – P.2184 – Mälcherboden 2285 m – P.2372 – Sattlegi (P.2566) – Simmle – Lötschenpass 2690 m – Stierstutz – Kummenalp 2086 m – Lötschentaler Höhenweg bis Stafel 2047 m – Bergstation Lauchernalp
Aufstieg: ca. 866 m
Abstieg: ca. 853 m
Laufzeit ohne Pausen: ca. 4 Std. 20 Min.
Laufzeit mit Pausen: ca. 6 Std. 45 Min.

Vom Safiental über die Alperschällilücke nach Sufers in 2 Tagen

Das anhaltend schöne Bergwetter motivierte uns zu dieser 2-Tagestour aus dem Safiental zum Hinterrhein. Die beiden Talschaften sind durch mehrere Übergänge verbunden. Einer der anspruchsvolleren ist bestimmt die Alperschällilücke – alleine schon wegen der zu überwindenden Bachrunse namens Höllgraben. In Thusis auf dem grossen Parkplatz nahe des Bahnhofs stellten wir unser Auto ab – idealer Ausgangspunkt für die Rundtour. Mit der RhB bis Reichenau, dann umsteigen und Weiterfahrt durch die spektakuläre Rheinschlucht bis Versam-Safien, anschliessend mit dem Postauto die kurvenreiche und enge Strasse durch die Schlucht der Rabiusa (die Wilde!) hoch bis Safien Platz.

Tag 1: Safien Platz – Turrahus (T2)
Nach dem Startkafi im winzigen Café gleich bei der Postautostation Safien Platz starteten wir um 11:15 Uhr auf unsere gemütliche Einlauftour – bei besten Bedingungen (ca. 10°, sonnig, leichter Föhn). Wir wählten die Strecke über den Camaner Höhenweg. Nach der Brücke über den Furrentobelbach, gleich nach den letzten Häusern des Dörfleins, wurden wir von den Wanderwegweisern auf die gewünschte Strecke gewiesen in Richtung Camanaboden. Erst führte der Wanderweg im Wald in einigen Serpentinen steil hoch, so dass rasch 200 Hm gewonnen waren. Den Wald verlassend, führte der Weg aussichtsreich über Alpwiesen. Zur linken ging der Blick in Richtung Piz Beverin und dem Glaspass. Darunter der Eingang zur sagenumwobenen Carnusaschlucht mit der etwas abseits des Dorfes stehenden Platzer Kirche. Etwas Geschichte: geplant hatten die Platzer den Standort ursprünglich näher bei den Häusern. Aber die Sage erzählt, dass die Fundamente dreimal hintereinander in der Nacht von Geistern an den Ort gebracht wurden, wo sie heute steht. So wurde sie dort gebaut und 1510 geweiht. Der Vorteil dieses Standortes ist, dass die Glocken weitherum zu hören sind. Auf einer Höhe von ca. 1650 m.ü.M. war bald der Weiler Hof erreicht, danach das Hofer Tobel und wenig später das Hütti Tobel. Nach dem Usser Wald war die etwas grössere Walsersiedlung Camanaboden (1766 m) erreicht, wo das kleine Hotel Camana Lotsch & Zuber (ein ehemaliges Schulhaus) steht; das Hotel ist geöffnet im Winter; das Beizli «dem Himmel ein Stück näher» gibt es auch in der Nähe, allerdings nur an gewissen Tagen geöffnet – heute nicht (Selbstbedienung möglich). Hier verliessen wir die Fahrstrasse; vorbei an schönen Walserhäusern, führte der Wanderweg erst nach N, um beim P.1950 wieder nach SW zu wenden. Bei P.1940 die Verzweigung zum Güner Lückli (2470 m), einem bekannten Übergang ins Val Lumnezia. Kurz davor fanden wir einen idealen Platz auf einer Bank vor einer Alphütte, mit grossartigem Überblick ins hintere Safiental und zum gegenüberliegenden Massiv des Bruschghorn. Gut gestärkt machten wir uns auf den Weiterweg bis Camaner Hütta; diese auf 1958 m liegende Siedlung war der heute höchstgelegene Punkt. Leicht absteigend, noch immer über schönste Alpen, erreichten wir den Camaner Wald und etwas weiter das Bächer Tobel (P.1831) und gleich danach die Bächer Hütta. Im folgenden Bawald war es derart dunkel, dass wir die Sonnenbrillen ablegen mussten, um etwas zu sehen. In diesem wilden (Ur-)Waldabschnitt liegen viele Felsbrocken herum, wahrscheinlich hat sich hier mal ein Felssturz ereignet. Den Wald verlassend, kam Thalkirch ins Blickfeld. Dieser Weiler befindet sich auf dem Talboden im hinteren Teil des Safientals, auf dem Gebiet der ehemaligen Gemeinde Safien, zwischen Piz Tomül und Bruschghorn. Den letzten Abschnitt (1 km) unserer Wanderung bis zum Weiler Tura legten wir auf der Fahrstrasse zurück; möglich wäre auch etwas abzusteigen, und entlang der fast ausgetrockneten Rabiusa zu laufen. Kurz vor vier Uhr erreichten wir das Ziel unserer heutigen Etappe, das Berggasthaus Turrahus, einem gemütlichen Walserhaus. Bis hierhin dürfen Autos (und Postauto) fahren. Auf der gut besuchten Terrasse genossen wir die Sonne und die Sicht zu den umliegenden, das Tal abschliessenden Hörnern (Gelbhorn, Schwarzhorn, Bodenhorn, Alperschällihorn, Wisshorn, Piz Tomül/Wissensteinhorn, Tällihorn). Auch der Übergang des folgenden Tages, die Alperschällilücke mit dem darunter liegenden Höllgraben präsentierte sich. Den Tag schlossen wir ab bei gutem Essen in der heimeligen Walserstube, im angeregten Austausch mit sympathischen Gleichgesinnten am Tisch. Die sternenklare Nacht im Zweibettzimmer war ruhig, auch wenn das alte Holzhaus eine (nicht störende) Geräuschkulisse abgab.

Tag 2: Turrahus – Alperschällilücke – Sufers (T3+)
Nach einer erholsamen Nacht und dem Hüttenfrühstück erwartete uns ein Wandertag bei Kaiserwetter – einsam durch eine fast vegetationslose Kalksteinwelt, so wie es uns gefällt. Start um 08:45, bei ca. 0° und Windstille (was sich später änderte…). Während die aufgehende Sonne schon die nahen Gipfel beleuchtete, liefen wir die etwa 2.6 km lange Talstrecke entlang der Rabiusa, vorbei am Ausgleichsbecken. Auf frostigem Grund spürten wir anfänglich die Kälte; bald erreichten wir aber Betriebstemperatur. Kurz nach Althus, bei Piggamad (1802 m) wurden wir vom Wegweiser nach Osten (weiss-rot-weiss) gewiesen; geradeaus in Richtung Safierberg, dem Übergang nach Splügen. Jetzt begann es steil zu werden, anfänglich über Weideland, später auf vorgezeichnetem Pfad über eine steile Grashalde bis zur von weitem sichtbaren Hütte (P.2032). Der Weiterweg hinter der Hütte verläuft vorerst über einen nicht ausgeprägten Grat, nach etwa 300 dann in einer Richtungsänderung (nach SO) über (zum Glück trockene) Steilgrashänge und über ein paar grosse Steine und kleine Bachrunsen. Zwar wenig ausgesetzt, wäre hier stolpern fatal. Nach dem Queren einer ersten Bachrunse standen wir nun mitten im Höllgraben; irgendwo über uns die Lücke. Noch immer im Schatten, wurde das «Gehgelände» zunehmend schuttiger und rutschiger. Die ersten Sonnenstrahlen erreichten uns auf etwa 2350 m und damit bot sich die Gelegenheit für eine Trinkpause auf einem besonders schönen Buckel. Vor uns (über uns!) die «pièce de résistance», wie Doris meinte; Recht sollte sie haben. Es folgte ein Abschnitt meist ohne deutliche Wegspuren, aber immerhin markiert. Der Aufstieg oft senkrecht im Geröll des Tobels, dann wieder über schmale Querungen, und weiter in der nunmehr nassen Bachrunse. Kurz unterhalb des Ausstiegs präsentierte sich der Höllgraben in (höllisch) abweisender Form: Fels, Schutt, Wasser. Ein Durchgang war nicht zu erkennen; auf der Suche nach der nächsten Markierung vortastend war dann doch noch ein Durchschlupf zu erkennen; in steilstem Gelände war ein Fels zu «umrunden», dann noch wenige Tritte durch Blocks. Geschafft! Ab jetzt die Sonne im Gesicht! Vor uns das kleine Seelein, hinter uns der Tiefblick ins Safiental – was für ein Kontrastprogramm! Zeit für eine Verschnaufpause und ein Gedankenaustausch mit zwei folgenden Paaren. Schön auch, dass sich über den Pizzas d’Anarosa ein Steinadler zeigte – leider zu weit weg für ein gutes Föteli. Hinter dem Seelein dann die Verzweigung bei P.2454; links wäre der Übergang Farcletta digl Lai Grand (2661 m) zur Alp Anarosa und weiter in Richtung Wergenstein und Andeer. Wir hielten geradeaus in südöstlicher Richtung zum noch einen Kilometer vor uns liegenden Übergang. Gleich hinter dem Seelein war ein Blockgletscher im Weg, dessen «Mauer» wir auf sehr schwach ausgeprägter Spur fast schon direkt bestiegen – gut, dass der Untergrund gefroren war. Im oberhalb folgenden Blockgelände verlangsamte sich das Schritttempo; ein Sturz im messerscharf-kantigen Kalkfels hätte unangenehme Folgen. Bald beruhigte sich das Gelände wieder, und schon war die Alperschällilücke erreicht. Zur linken die scharfzackigen, schönen Kalkriesen namens Pizzas d’Anarosa (3002 m) – welch schönklingender Name (auch Grauhörner genannt), zur rechten das Alperschällihorn (3039 m). Und geradeaus die Kulisse mit Sicht bis zum mehr als 50 km entfernten Festsaal der Alpen (Piz Bernina). Auf der Lücke wehte ein starker Südwind mit Böen um 30 km/h, mit einer gefühlten Temperatur im Nullgradbereich. Also zogen wir weiter, in der Hoffnung, etwas unterhalb ein windschattiges Rastplätzchen zu finden. Kurz vor der Steilstufe zur Steileralp hinunter genossen wir unsere Leckereien auf eine Höhe von 2500 m. Fast hätten wir eine Siesta gewagt, aber wir wurden ziemlich aufgeschreckt durch einen fast lautlos bergwärts stürmenden Biker (die Maschine gebuckelt). Gefragt nach dem Weiterweg, meinte er durch den Höllgraben runter fahren zu wollen; wir äusserten unsere schweren Bedenken – hoffentlich ist er gesund angekommen im Safiental. Nahe dem Steilerbach war nun die erwähnte Steilstufe zu meistern. Unterhalb der Steilstufe bei P.2321 überquerten wir den Steilerbach, um fortan auf dessen rechts liegender Seite abzusteigen. Bei P.1991 nochmals eine Stufe, darunter liegend die Unter Steila, wo sich das Gelände erst verflachte, um dann erneut steiler zu werden. Nachdem das Gelände bisher ziemlich vegetationslos war, erreichten wir wieder Alp- und Waldgelände. Und Gold fanden wir auch: Lärchengold! Bei P.1770 nahe einer Hütte meldete unser Bordsystem, dass vor uns noch etwa eine Wegstunde lag. Das Postauto in Sufers würden wir also bequem erreichen. Nach einer Spitzkehre im Oberhofwald wurden wir überrascht von einer aussichtsreichen und sonnig gelegenen Bankniederlassung. Ideal, um unseren mittlerweile doch etwas ermatteten Gliedern etwas Ruhe zu gönnen. Beste Aussicht auf das Dorf Sufers, den Sufersersee und die A13 mit ihrer Geräuschkulisse. Nach dieser Pause erreichten wir das hundert Hm weiter unten liegende Dorf in zwanzig Minuten. Die Postautohaltestelle liegt direkt an der Autostrasse; die Zeit bis zum Eintreffen des Postautos nutzten wir für einen Kleiderwechsel im Schutzhäuschen. Denn zum Abschluss erwartete uns im Campell in Sils i. D. ein ausgezeichnetes (wildes) Abendessen. Und wir hatten Glück; genau zwei Plätze waren noch zu haben…

Wetterverhältnisse:
An beiden Tagen sehr sonnig ohne nennenswerte Bewölkung, 0 bis 14°, nicht störender Föhn mit Böen bis 30 km/h.

Hilfsmittel:
Stöcke, Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 12./13. Oktober 2018
Schwierigkeiten: 1. Tag T2, 2. Tag T3+ (Höllgraben)
Strecke: 26 km, 1. Tag (12 km) Safien Platz (1315 m) – Camanaboden (1766 m) – Camana Hütta (1958 m) – Thalkirch – Tura (1694 m); 2. Tag (16 km) Tura – Ausgleichsbecken (P.1725) – Piggamad (1802 m) – P.2032 – Höllgraben (P.2427) – P.2454 – Alperschällilücke (2614 m) – Steileralp (P.2321) – P.2013 – Unter Steila (P.1772) – Steilerwald – P.1700 – Sufers (1428 m)
Aufstieg: 1. Tag ca. 750 m, 2. Tag 970 m, total ca. 1720 m
Abstieg: 1. Tag ca. -360 m, 2. Tag ca. -1240 m, total ca. -1600 m
Laufzeit ohne Pausen: 1. Tag ca. 3 Std. 20 Min., 2. Tag ca. 5 Std., total ca. 8 Std. 20 Min.
Laufzeit mit Pausen: 1. Tag ca. 4 Std. 30 Min., 2. Tag ca. 8 Std. 40 Min., total ca. 13 Std. 10 Min.

Hüttentour Uri 3|3: Treschhütte SAC – Fellilücke – Nätschen

Nach dem reichhaltigen Frühstück verabschiedeten wir uns von der idyllischen Treschhütte kurz nach acht Uhr. Südlich der Hütte, vorbei an der Alp Vorder Waldi, war auf den ersten anderthalb Kilometern gemütliches Warmlaufen auf relativ flacher Strecke entlang des Fellibachs angesagt. Dann über eine erste Geländestufe (1.5 km, 300 m Höhendifferenz) hoch zur Alp Obermatt. Hier bei P.1839 über eine kleine Brücke über den Fellibach. Danach wieder etwas flacher, vor uns aber die mächtige Geröll- und Blockhalde, über welche die Fellilücke erreicht wird. Kurze Pause und Verpflegung (Susanne’s Kraftriegel vom Beda-Beck). Ungefähr bei 2000 m.ü.M (Murmetsbüel) wurde es ruppig. Die nächsten zwei Kilometer verliefen ziemlich in der Mitte der Breitplanggen, so heisst die Blockhalde. Die häufigen w-r-w-Markierungen waren eine wichtige Orientierungshilfe. Grosse Tritte, kräfte- und zeitraubendes Blockkraxeln, mehrheitlich ohne Stockunterstützung – herrlich! Und eindrucksvoll dazu! Unterwegs in den Blocks nochmals eine Verschnaufpause, vor allem auch um unsere Flüssigkeitsspeicher aufzufüllen – denn der Schweiss floss in Strömen. Für die letzten 150 Aufstiegsmeter legte Richi etwas vor, um uns dann von oben zu beobachten. Ihn interessierten natürlich auch die alten Festungsanlagen auf dem rechts aufragenden Schneehüenerstock/Unghürstöckli (2773 m). Geschafft – auf der Fellilücke, dem höchsten Punkt des Tages. Gipfelrast im Windschatten, bei nunmehr eingetrübter Witterung, aber trocken. Zum Glück hat man die Sprengarbeiten hier oben vor drei Tagen abgeschlossen. Was nun folgte, erschreckte uns. Allein schon der Tiefblick auf den 230 m unter uns liegenden Oberalppass, resp. auf die dort eingerichtete (unüberhörbare) Baustelle bot ein tristes Bild. Zum guten Glück bot sich uns die Aussicht ins gegenüberliegende Gebiet um den Piz Cavradi (wo sogar die Maighelshütte ausgemacht werden konnte) und auf die umliegenden Gipfel wie z. B. Pazolastock (2740 m). Wir hielten nach Westen um den Schneehüenerstock südlich zu umrunden. Die Höhe von ca. 2400 m.ü.M. haltend, fixierten wir uns auf die Bergstation Gütsch – vorbei am Lutersee. Eine Alternative bot sich uns nicht – die Strecke über Vorder Felli-Strahlboden-Grossboden war gesperrt. Das Gebiet ist eine gigantische Grossbaustelle – die Skiarena Sedrun-Andermatt wird gebaut! Mehrere Bahnanlagen vor Fertigstellung, allen voran das Projekt 2018 auf den Schneehüenerstock mit der auf 2600 m gebauten Bergstation. Möglich, dass diese Arena im Winter und unter Schnee ganz anders wirkt – die Art und Weise, wie hier Wunden in eine ehemals schöne Berglandschaft geschlagen werden, lässt viele Fragen offen. Ob sich die Millionen-Investition des Herrn Sawiri und Konsorten lohnen wird? Zurück zu unserer Wanderung: über breite Baupisten (siehe Bilder) erreichten wir die Bergstation Gütsch, um kurz davor den Abstieg nahe des Gütsch-Express einzuschlagen. Auf der Suche, die staubige und von Baufahrzeugen stark befahrene Piste verlassen zu können, boten sich uns wenige Gelegenheiten (Wanderweg-Markierungen fehlten hier …). In der Direttissima erreichten wir schliesslich die RhB-Bahnstation Nätschen (1842 m), welche wegen des Neubaus des Gütsch-Express-Terminals verlegt worden ist. Eigentlich wollten wir in der nahen Alp Hittä einkehren; nix da, geschlossen (zurzeit geschäften die an der Gewerbeausstellung Uri 18). Egal, uns blieben noch 4 Minuten bis zum Eintreffen des roten Bähnli (Abfahrt 15:04) – was reichte, um die Online-Tickets zu lösen (Reisende ohne Smartphone treibt es hier mangels Ticketautomat Angstschweiss auf die Stirn…). Naja, pünktlich fielen die ersten Tropfen – wir kamen trocken durch.

Fazit:
Lange und wie erwartet anstrengende Tagesetappe, und ausserdem speziell eindrucksvoll, nicht zuletzt wegen der alpinen Grossbaustellen auf Oberalp und Umgebung. Unseren Bergfreunden Susanne und Richi danken wir von Herzen für die Begleitung auf dieser wunderschönen Hüttentour.

Wetterverhältnisse:
Zum Tagesbeginn leichte Bewölkung, sonnig, gegen Mittag bewölkt, Temperatur ca. 10-16°

Hilfsmittel:
Stöcke; Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 6. September 2018
Schwierigkeit: T3
Strecke: 15 km, Treschhütte SAC (1475 m) – Alp Vorder Waldi (1508 m) – Egg – Hinter Waldi (1531 m) – Rinderboden – Obermatt (1839 m) – Plätzli (1900 m) – Murmetsbüel (2010 m) – Breitplanggen – Fellilücke (2478 m) – Vorder Felli – Lutersee – Strahlgand – P.2371 (Alte Stäfel) – Ober Stafel – Bergstation Gütsch – Grossboden – Lochstafel – Im Loch – Börtli – Nätschen (1842 m, Station RhB)
Aufstieg: ca. 1070 m
Abstieg: ca. -690 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 5 Std. 15 Min.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 6 Std. 40 Min.
Tageszeit: 08:15 bis 15:00 Uhr

Hüttentour Uri 2|3: Etzlihütte SAC – Pörtlilücke – Treschhütte SAC

Bei wiederum besten äusseren Bedingungen starteten wir zur heute etwas stärker fordernden Tour mit mehr als 1000 Abstiegsmetern über eine Strecke von 3 km. Also verabschiedeten wir uns von der Etzlihütte kurz nach neun Uhr. Gleich hinter der Hütte begann es über eine Strecke von 500 m ordentlich zu steigen – was unsere Girls nicht hinderte, ausgiebig von den vielen Power-Heidelbeeren zu essen – Dessert nach dem Frühstück sozusagen! Herrlich das Panorama hier oben! Zur rechten (also nördlich) der Rossbodenstock, wo auch geklettert wird. In der Fortsetzung über uns der bizarre Steinstock. Dann der Zwächten (2853 m), und dahinter teilweise sichtbar der Bristen (3072 m). Links unter uns bald der schöne Spillauisee, dominiert vom ebenfalls bizarren Sunnig Wichel (2911 m). Der Übergang, die Pörtlilücke (2506 m), zeigte sich auch bald und unverkennbar. Während auf den bisherigen 3.5 km Lustwandeln über schönstes Alpweideland dominierte, war nun Blockwandern angesagt – hundert Meter Aufstieg durch unser Lieblingsgelände! Nun doch etwas ausser Atem, war der höchste Punkt des Tages kurz vor zwölf Uhr erreicht. Gerade richtig, um sich von den mitgetragenen Leckereien zu trennen. Solche Übergänge bieten immer wieder atemberaubende Aus- und Rückblicke. So taten sich uns auf der Westseite der Pörtlilücke unvermittelt Abgründe auf. Vor uns der sehr steile Abstieg über Geröll und durch Blockgelände – Konzentration und Trittsicherheit waren gefordert. Zur linken die schuttigen Abbrüche des Sunnig Wichel, Läged Gand. Zur rechten die Südwand des Ruchen mit der Steinchälen. Nach etwa zwei Kilometer steilem Abstieg «beruhigte» sich das Gelände – und wie: beim Hinter Pörtlistöfeli am Pörtlibach bot sich das liebliche Gelände geradezu an, eine längere Pause einzuschalten – Fussbad und anschliessende Siesta könnten kaum erholsamer sein. Unmittelbar danach fiel das Gelände wiederum sehr steil ab in Richtung Pörtlistäfeli. In der immer enger werdenden Schlucht muss es bei Regen gewaltig rumoren – jedenfalls zeugten eindrückliche Runsen von der Naturgewalt. Zwar war für heute kein Niederschlag vorausgesagt, aber einige dunkle Wolken verdeckten die Sonne teilweise. Jedenfalls waren wir nicht unglücklich, die Alp Vorder Waldi in der Ebene des Fellitals zu erreichen. Dort war gerade richtig Betrieb; zwei Sennerinnen trieben schlachtreife Schweine zusammen – schöne Tiere und bald auf der Schlachtbank. Hoffentlich bereitete man den Tieren ein halbwegs schonungsvolles Ende. Nach diesem Intermezzo und der Überquerung des Fellibachs erreichten wir unser Tagesziel, die schön und fast versteckt gelegene, kleine und schmucke Treschhütte. Von der Hüttencrew (Trudi, Vreni und Thomas) herzlich begrüsst, wurden wir an diesem Abend vorzüglich bekocht und bewirtet; Suppe, Salat, eine sehr schmackhafte Gemüse-Lasagne und zum Dessert gabs sogar Kaiserschmarrn mit frischen Heidelbeeren. Zum Abschluss sogar noch eine kulturelle Darbietung einer Berggängerin; eine kleine Geschichte über das Vögelein und die Freundschaft regte zum Mitdenken an. Nochmals allen ein herzliches Dankeschön! Zufrieden und auch etwas ermattet genossen wir eine ruhige und erholsame Nacht. Für die morgige dritte Tagesetappe über die Fellilücke wollten wir bei Kräften sein…

Fazit:
Ein (Hochzeits-)Tag in einer wunderschönen und einsamen Gegend – nicht zu überbieten!

Wetterverhältnisse:
Leichte Bewölkung, sonnig, wiederum angenehme Temperatur ca. 13-18°

Hilfsmittel:
Stöcke; Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 5. September 2018
Schwierigkeit: T3
Strecke: 8.6 km, Etzlihütte SAC (2052 m) – Unter Felleli P.2186 – Hinter Spillaui – Pörtlilücke (2506 m) – Hinter Pörtlistöfeli – Pörtlistäfeli 1872 m – Vorder Waldi 1508 m – Treschhütte SAC (1475 m)
Aufstieg: ca. 500 m
Abstieg: ca. -1100 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 3 Std. 40 Min. (laaaaaaaange Pause am und im Portlibach)
Laufzeit mit Pausen: total ca. 7 Std.
Tageszeit: 09:15 bis 16:15 Uhr

Guscha 2140 m – eine überraschend schöne Gratwanderung

Guscha? Kaum jemand kennt diesen Gipfel, dessen nördlicher Felskopf Schönhalden um ca. 700 Hm überragt und auf der Vorbeifahrt auf der A3 auf Höhe der Ausfahrt Flums immer wieder (unsere) Blicke anzog. Doris’ Vorschlag, an diesem Montag wieder einmal eine Tagestour in den Flumserbergen unternehmen, kam gut an. Und anständiges Wanderwetter wurde auch vorhergesagt. Ab A3-Ausfahrt Flums und der Ortsdurchfahrt in Flums (in Richtung Flumserberg) nach dem grossen ehemaligen Industriegebäude Flumserei links abbiegen (gut ausgeschildet «Saxli, Berghotel Schönhalden»). Nach 1.5 km Bergfahrt war im Ortsteil Saxli die auf 640 m.ü.M. liegende Talstation der kleinen Doppelgondelbahn erreicht (ausreichend P vorhanden). Mit der immer zur vollen und halben Stunde verkehrenden Bahn bewältigten wir zeitsparend und elegant fast 900 Hm zum Preis von Fr. 20.00 pro Person (Berg- und Talfahrt). Gleich bei der Bergstation nahmen wir den direkten Eingang ins nach einer Brandkatastrophe neuerbaute Berghotel Schönhalden – der Startkafi musste sein. Bergseitig hinter dem Haus beginnt der w-r-w-markiert ausgeschilderte Wanderweg. Über steiles Weideland im stillgelegten ehemaligen Klein-Skigebiet war Fulriet bald erreicht. Nach einer kurzen Waldstrecke wurde der Blick frei zum Pizol-Gebiet und weiter in Richtung Mädems und Hüenerchopf. Vorbei an friedlich weidendem Vieh war die Abzweigung bei P.1711 rasch erreicht. Hier hielten wir rechts, um auf steiler werdendem Pfad rechts (nördlich) der felsigen Wisswand in engen Stufe aufzusteigen. Unterhalb der ebenfalls felsigen Wand des Guscha war die steile Stufe zu erkennen, welche zu P.1994 hochführte. Alternativ hätte sich unterhalb auch die Aufstiegsmöglichkeit weiter östlich und näher am Grat geboten. Bei P.1994 vereinen sich die beiden Pfade wieder. Ab hier noch etwas steiler, aber gut zu begehen der Aufstieg zum Kreuz, welches markant an der Kante des nördlichen Ausläufers des Guscha auf etwa 2060 m.ü.M. steht – hier geht’s 200 m senkrecht runter. Beim Kreuz, das nicht der höchste Punkt des Guscha ist, trafen wir den einzigen Berggänger heute – Wildhüter Paul aus Mels mit seiner Hündin Cindy. Nach einer netten Schwatz-Pause hielten wir weiter in Richtung Grat und erreichten beim grossen Steinmann den höchsten Punkt 2140 m.ü.M. Zwar erst halb zwölf, war der Ort trotzdem gerade richtig, um eine ausgedehnte Rast abzuhalten – mit wunderbarem 360°-Panorama. Weit und breit niemand unterwegs, mit Ausnahme einer Gruppe, welche sich grade auf dem Gratübergang zwischen Steingässler und Hochgamatsch befand (Distanz 2 km). Hatte uns die bisher attraktive Streckenführung über den nicht ausgesetzten Grat überrascht, ging es vorerst weiter so. Auf dem Vorderchamm angelangt dann der steile Abstieg über Chuewägli zum hundert Meter weiter untenstehenden Chammhüttli – niemand da. Beim nahestehenden Wegkreuz nutzten wir die Bankniederlassung für eine Trinkpause, und natürlich zum Genuss der Aussicht – unter uns die Alp Mädems Hintersäss. Der steile, aber gut gepflegte Weg zur Alp hinunter führte unterhalb des markanten Schluderichopf vorbei. Bis zur Alp hinunter begleitete uns die friedliche Glockenmusik der weidenden Tiere. Auf den letzten Metern kurz vor der Alp war der Untergrund dann verständlicherweise etwas morastig, Grasbuckelhüpfen war angesagt. Der Weg führte zwischen den Alphütten durch – und an einer wunderschönen Sauerei vorbei (siehe Bilder). Auf dem uns von Schneeschuhwanderungen (zur oberhalb liegenden Pfufisegg) bekannten Normalweg wanderten wir zurück, bis sich die Runde schloss beim Verzweigungspunkt 1711. Der Ausblick ins Rheintal und in die Vorarlbergischen und Bündner Alpen beeinträchtigte unsere Aufmerksamkeit leicht, so dass wir den (unfallträchtigen!) Kuhfladen nur reflexartig😎 ausweichen konnten. Immerhin erreichten wir den Ausgangspunkt unbeschadet, und die Panachées auf der Terrasse im Berghotel Schönhalden bildeten den willkommenen Schlusspunkt.

Fazit:
Eine schön aussichtsreiche, unerwartet einsame Kammwanderung

Wetterverhältnisse:
Sonnig mit leichter Bewölkung, ca. 17-20°, windstill, sehr angenehm im Vergleich zu den hinter uns liegenden Hochsommertagen

Hilfsmittel:
Feste Wanderschuhe, Stöcke (nicht eingesetzt), GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 27. August 2018
Schwierigkeit: T3
Strecke: 9.1 km ab Berghotel Schönhalden 1484 m – Fulriet P.1680 – Abzweigung P.1711 – Wisswand – P.1994 (Steilstufe) – Guscha Kreuz 2092 m – Guscha Steinmann 2140 m – Vorderchamm – Chammhüttli 2040 m – Alp Mädems Hintersäss 1776 m – Abzweigung P.1711 – Fulriet P.1680 – Berghotel Schönhalden 1484 m
Aufstieg: ca. 674 m
Abstieg: insgesamt ca. 666 m
Laufzeit ohne Pausen: ca. 3 Std. 15 Min.
Laufzeit mit Pausen: ca. 4 Std. 45 Min.

Piz Nair 3055 m

Für heute war eigentlich die Tour auf den Piz Julier geplant. Doch daraus wurde leider nichts. Zu unsicher die Wettervorhersagen; für die Besteigung benötigten wir je nach Ausgangspunkt ca. 8 bis 10 Stunden, davon 3 Stunden im Klettersteig (Fuorcla Albana – Senda Enferrada und zurück). Gewitter sind an diesem Berg sehr gefährlich, also Vertagung! Ersatz war rasch gefunden: Piz Nair ab Corviglia, Abstieg über Pass Suvretta nach Champfèr. Das war ausgesprochen lohnend – und unterwegs haben wir gestaunt wie selten. Doch mehr darüber später…

Etwas früher als an den Vortagen starteten wir mit einer der ersten Bergfahrten ab St. Moritz mit der Standseilbahn nach Corviglia. Dort steht die Quattro-Bar provozierend im Gelände – gerade richtig für einen Startkafi. Um 09:20 Uhr dann der Start ab Corviglia-Industriezone auf bestens markierter Wanderstrasse hoch zur Alpinahütte. An dieser vorbei in Richtung Bergstationen von drei Wintersport-Transportanlagen. Und vorbei auch an der einzigen Stütze der Schwebebahn zum Piz Nair. Dort werden im Winter die Skiweltcupabfahrer rausgekippt und über ein paar dutzend Treppentritte zum spektakulär gelegenen Startpunkt getrieben – der Name dieser Plattform selbsterklärend: Freier Fall (Starthang 150 m Länge, 45 % Gefälle). Nein, hier haben wir (noch) nicht gestaunt – da bekannt vom TV. 200 Meter weiter dann die Verzweigung, wo das Fussvolk in die steile Wand gewiesen wird. Direkt unter der Schwebebahn stiegen wir hoch – ziemlich schweisstreibend. Vermutlich haben uns die Bahntouristen für Verrückte gehalten, jedenfalls winkten sie uns ganz verzweifelt zu. Na ja, wir winkten zurück, mit einer Hand nur, die andere benötigten wir um zu balancieren. Die Strecke bis zum Grat (P.2911) ist übrigens nirgends wirklich ausgesetzt, dafür aber ziemlich steil und rutschig. Auf dem Grat wird der Blick frei ins Valleta Schlattain, wo von der Fuorcla gleichen Namens «schwarz» abgefahren wird. Jetzt nur noch ein paar Tritte Aufstieg über felsige Stufen, und schon wurden wir von den Touris empfangen. Noch rasch die paar Höhenmeter zum Gipfel und ebenso rasch wieder runter – die Aussicht hier oben ist wirklich sehenswert, das viele Volk weniger. Wie auch immer: vor dem Gebäudekomplex steht Gian (oder ist es Giacen?), der musste unbedingt handygrafiert werden. Doch der hatte nur Augen für Frau Berahmi (siehe Bilder). Noch etwas anderes verursachte unser Stirnrunzeln: haben die dort oben unsere Aufstiegsroute doch tatsächlich für talwärts fahrende Velofahrer gesperrt – ein Rätsel!

Lange hielten wir es hier oben nicht aus – genauer gesagt für einen kurzen WC-Halt reichte es. Der Abstieg auf der roten Piste über die Errosions-Landschaft bis zum Lej da la Pêsch hinunter dauerte etwa dreissig Minuten. Unterwegs dünnte sich die Wanderschaft aus. In der Beiz war tote Hose, was man während der Skisaison nicht behaupten darf. Wir zogen oberhalb der Anlagen über zwei Kurven zum Pass Suvretta hinunter. Dort unten waren wir die einzigen Fussgänger. E-Biker dominierten die Szene, alle wählten die Abfahrt ins Val Bever hinunter. Gut für uns! Entlang dem schön gelegenen Suvretta-Seelein wanderten wir gemütlich und wenig steil der Ova da Suvretta entlang talwärts. Unterwegs wurden wir immer ehrfurchtsvoller: über uns der Granitkoloss namens Piz Julier, vor uns – ja was ist denn das? Staunend stehen wir bei Chaschigna unmittelbar vor einem Blockgletscher monumentaler Grösse – sowas haben wir bislang noch nicht gesehen (vielleicht mit Ausnahme des desjenigen im Val Muragl). Dazu schreibt Fredy Joss in der aktuellen Ausgabe der SAC-Zeitschrift ALPEN (08.2018) folgendes:

Bei Chaschigna, gleich neben dem Bergweg, baut sich eine Wand aus Geröll auf. Die Wand scheint langsam vorzurücken, denn offensichtlich wurde der Pfad schon mal überrollt und musste wieder neu ausgetreten werden. Ein aktiver Blockgletscher! Und einer, den man wortwörtlich hautnah erleben kann. Blockgletscher sind ein Hinweis auf Permafrost. Sie bilden sich aus Felsschutt, der im Innern von Eis zusammengehalten wird, und fliessen wie die «richtigen» Gletscher zu Tale, nur etwa hundertmal langsamer. Im Gegensatz dazu fliessen inaktive – man sagt auch fossile – Blockgletscher nicht mehr, flachen ab und sind oft schon von Pflanzen bewachsen.

Alleine schon dieser Blockgletscher war sehenswert und alleine deshalb hätte sich diese spannende Tour gelohnt. Im weiteren Verlauf des Abstiegs hielten wir bei der Abzweigung nach Randolins und zur Bergstation der Signalbahn geradeaus, um weiter entlang des Wildwassers abzusteigen. Während sich der Himmel schwärzte – so wie wir das von den Vortagen gewohnt waren – hofften wir trocken nach Champfèr hinunter zu kommen. Ab Futschöls führte der sehr gut unterhaltene Pfad durch den God Foppettas hinunter, mehr oder weniger steil. Kurz vor den ersten Häusern Champfèrs die ersten Tropfen, die uns aber nichts anhaben konnten. Nach ein paar Minuten Wartezeit bestiegen wir den Bus nach Pontresina.

Fazit:
Eine wie schon an den Vortagen der Witterung angepasste, jedoch ziemlich lange Gipfeltour auf einen von Touris stark frequentierten 3000er – weil dort halt eine Bahn hochfährt…

Hilfsmittel:
Stöcke, feste Bergschuhe, Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 21. August 2018
Anforderung: T3
Strecke: 12 km, Corviglia Bergststation (2486 m) – Alpinahütte (2565 m) – Munt da San Murezzan – P.2821 – P.2911 – Piz Nair Bergstation (3022 m) – Piz Nair (3056 m) – Lej da la Pêsch – Pass Suvretta (2615 m) – Lej Suvretta (2602 m) – P.2503 – P.2412 – Chaschigna P.2311 (Verzweigung zur Fuorcla Albana) – Blockgletscher – P.2148 – Futschöls (P.2012) – God Foppettas – Champfèr (Post)
Aufstieg: ca. 575 m
Abstieg: ca. -1220 m
Laufzeit ohne Pausen: ca. 3 Std. 45 Min.
Laufzeit mit Pausen: ca. 4 Std. 50 Min.

Piz Umbrail 3032 m ab Pass Umbrail

Heute wollten wir eine (Rund-)Fahrt unternehmen in und durch den Nationalpark, und dabei auf die schnelle die Besteigung eines beliebten und einfach zu erreichenden 3000ers, dem Piz Umbrail, unternehmen. Startpunkt war die Passhöhe Umbrail auf 2501 m.ü.M. Gleich beim Gebäude der ehemaligen Zollstation beginnt der Aufstieg. Der Weg ist durchgehend markiert (weiss-rot-weiss), verläuft nahe der Grenze zu Italien, auf den letzten Metern zum Gipfel genau auf der Grenze. Bis auf eine Höhe von ca. 2700 m.ü.M. wählten wir den etwas steileren Aufstieg nahe der Landesgrenze. Spätestens dort, wo der Weg vom Alpgelände in eine geröllige Querung übergeht, ist gutes Schuhwerk definitiv gefragt. Wir erwähnen das deshalb, weil wir heute auch anderes gesehen haben (junge Leute unterwegs mit Slicks, siehe Bilder). In der Querung wird der Gipfelaufbau östlich umgangen um dann in einen etwas schwierigeren Steig zu münden. Berggängern mit mangelnder Trittsicherheit und/oder ungenügender Schwindelfreiheit bieten die montierten Ketten willkommene Unterstützung. Kurz unter dem Gipfel wird die Landesgrenze erreicht und der Blick wird frei zum Stilfserjoch und zum massigen Ortler (3905 m). Auf dem Gipfel dann – trotz starker Bewölkung – ein famoses 360°-Panorama. Angenehme Temperatur (ca. 15°) und Windstille motivierten uns zur längeren Gipfelrast. Sogar ein Biker hat sein Gerät hochgetragen(!), um auf ihm dann im Val dal Lai – Lai da Rims – Val Vau nach Sta. Maria oder Valchava abzufahren. Nichts für uns! Wir nahmen für den Abstieg die bekannte Aufstiegsroute, ab etwa 2700 m in der Variante über P.2586. Auf der gesamten Strecke begegneten wir spektakulären Zeugen des 1. Weltkrieges (1914-1918), dessen Ende sich in diesem Jahr zum hundertsten Mal jährt: zerfallene Stellungen mit entsprechenden Infotafeln über die Grenzbefestigung; weitere Informationen hier. Zurück auf dem Pass wurden wir wie schon gestern von ersten Tropfen begrüsst – nichts Ernsthaftes…

Fazit:
Eine der Witterung angepasste sehr kurze Tour auf einen beliebten 3000er und damit verbunden eine attraktive Rundfahrt (Pontresina – Zernez – Ofenpass – Pass Umbrail – Bormio – Livigno – Forcola di Livigno – Berninapass – Pontresina).

Hilfsmittel:
Stöcke, feste Bergschuhe, Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 20. August 2018
Anforderung: T3
Strecke: 5.8 km, Pass Umbrail – P.2722 – Piz Umbrail – Abstieg mit leichter Korrektur wie Aufstieg (via P.2586)
Aufstieg: ca. 534 m
Abstieg: ca. -524 m
Laufzeit ohne Pausen: ca. 2 Std. 05 Min.
Laufzeit mit Pausen: ca. 2 Std. 45 Min.

Piz Padella 2857 m

Am ersten Tag unserer Wandertage im Oberengadin war eine Tour angesagt, die in der Mitte des Nachmittags enden sollte – der vorausgesagten Gewittertendenz wegen. Der Hausberg von Samedan sollte es sein, Piz Padella (2857 m). Nach der Bergfahrt mit der Gondelbahn Celerina-Marguns waren die ersten 540 Hm rasch und elegant vernichtet. Um zehn Uhr dann der Start ab Bergstation Marguns (2276 m) – das Gebiet kannten wir schon vom Skifahren. Gleich unterhalb der Station ist der WW weiss-rot-weiss markiert und führt leicht ansteigend in Richtung Munt da-la-Bês-cha. Im Gegensatz zum Unterland waren die Wiesen hier oben noch grün, was daran liegen mag, dass es in den vergangenen Tagen (nach Aussagen Einheimischer) täglich ein Regengüsschen gab. Nahe bei P.2489 hielten wir links und verliessen das Alpgelände in Richtung Las Trais Fluors. Nach etwa 400 m die nächste Verzweigung (P.2532); wir bogen rechts weg in nördlicher Richtung. Jetzt wurde der Weg steiler, schmaler, und auch felsiger. War der breitschultrige Berg anfänglich noch in Schönwetterwolken eingehüllt, zeigte er sich nun in voller Grösse. Ab einer Höhe von ca. 2700 m.ü.M. eine kleine Richtungsänderung durch Blockgelände unter die Felswand; dann noch etwas steiler bis zur von weitem sichtbaren Verzweigung unter dem Gipfelaufbau. Unterwegs ein paar hohe Tritte im Fels, welche mit Ketten unterstützt gesichert sind. Ab der Verzweigung in einer felsigen Links-Rechts-Kurve und unter Einsatz der Hände auf den Grat – welch ein Panorama ins fast 300 m tiefer liegende Valletta, und gegenüber die alles überragende Pyramide Piz Ot (3246 m). Noch ein paar Schritte wenig steil und über breite Platten, und schon war der Gipfel erreicht – nach knapp zwei Stunden Aufstieg. Gerade richtig zur Mittagszeit. Die Windstille erlaubte eine Gipfelrast. Auch wenn über dem 10 km nordöstlich gelegenen Piz Kesch und seinen Nachbarn bereits dunkelgraue Wolken eine bedrohliche Kulisse aufbauten, genossen wir die Sonne bei angenehmer Temperatur (ca. 18-20°). Noch rasch eine Kurznachricht mit Gipfelbild an Freunde senden, und dann machten wir uns auf den Abstieg. Ab der unterhalb des Gipfels liegenden Verzweigung wählten wir die Strecke in Richtung Sass Alv (weisser Stein, 2510 m). Die ersten 230 Hm Abstieg sind sehr schmal und auch etwas ausgesetzt – mit einer Schlüsselstelle mit tollem Tiefblick nach Samedan. Ablenken lassen darf man sich hier keinesfalls – der Einsatz je eines Stocks bot zusätzlichen Halt auf der rutschigen (aber trockenen) Unterlage. Bei Sass Alv dann die Richtungsänderung bei P.2478. Hier böte sich die Abstiegsmöglichkeit zur Alp Muntatsch (2188 m), wo es angeblich bester Kaiserschmarren gäbe… Die Alp kennen wir schon (gell Michael😊), also hielten wir nach Süden. Bei P.2388 (oberhalb Alp Clavadatsch) unterquerten wir die über uns wild aufragende Felslandschaft des Padella. Etwa hundert Meter weiter unten verläuft ein Abschnitt der Via Engiadina. Zurück beim P.2489 schloss sich der Kreis unserer Überschreitung. Der weitere Abstieg über Munt da-la-Bês-cha verlief auf der Aufstiegsstrecke. Kurz vor Marguns mahnten uns ein paar scheue Tropfen, es mit der Gemütlichkeit nicht zu übertreiben. Begleitet wurden wir von der gefälligen Musik einer auf Marguns gerade auftretenden Band (22. Celerina New Orleans Jazz Festival 2018). Die Band beendete ihr Konzert just mit unserem Eintreffen – also «flüchteten» wir uns vor dem herantrampelnden Publikum in eine der Gondeln. Zehn Minuten später – wieder im Sonnenschein – genossen wir an der Bar bei der Talstation in Celerina Durst löschende Panachées. So überbrückten wir die Wartezeit auf den Bus nach Pontresina, wo die Strassen vom Gewitter richtig nass waren. Wir kamen trockenen Fusses nach Hause…

Fazit:
Eine tolle Einlauftour auf einen Wunsch-Gipfel war das. Und angenehm (nicht zu heiss) die Witterung. Mal abwarten, was die folgenden Tage bringen – der Piz Julier wäre das Ziel…

Hilfsmittel:
Stöcke, Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 19. August 2018
Anforderung: T3
Strecke: 10 km, Bergstation Marguns – Munt da-la-Bês-cha – P.2489, P.2532 – Piz Padella – Sass Alv P.2478 – P.2388 (oberhalb Alp Clavadatsch) – P.2489 – Munt da-la-Bês-cha – Marguns
Aufstieg: ca. 660 m
Abstieg: ca. -654 m
Laufzeit ohne Pausen: ca. 3 Std. 10 Min.
Laufzeit mit Pausen: ca. 4 Std. 30 Min.

Keschhütte SAC 2627 m – aus besonderem Anlass

Die Zweitagestour galt Richi, der den Swissalpine Irontrail 2018 (T127 Men) absolvierte. Das ist einer dieser äusserst fordernden alpinen Bergläufe: Start am SA um 00:00 Uhr(!) in Samedan, Ziel in Davos am SO spätestens um 10:00 Uhr; 125.1 km, Aufstieg 6236 m, Abstieg 6421 m. Wir hatten vor, Richi bei der Ankunft auf der Keschhütte (Zwischenziel 25 km vor Davos) entsprechend zu empfangen und zu supporten. Richi’s Susanne schloss sich uns kurzfristig an, damit sollte Richi besonders überrascht werden. Das gelang, doch mehr darüber am Ende des Berichts über den 1. Tag.

Tag 1: Darlux Bergstation Sesselbahn – Alp digl Chants – Keschhütte
Nach der Bergfahrt mit der Sesselbahn Bergün-Darlux starteten wir zwanzig Minuten nach zehn Uhr auf 1974 m.ü.M. bei idealen Bedingungen (ca. 18°, bedeckt aber freundlich, windstill). Auf gut markiertem Wanderweg erreichten wir die Baumgrenze und in der vierten Kehre nach etwa 25 Min. die Alp Darlux (2156 m). Noch ein kurzer Anstieg und schon hatten wir die Höhe von ca. 2170 m erreicht. Jetzt drehte der Weg in Richtung Ost; in leichtem auf und ab führte der sehr schöne Höhenweg 600 m über dem unter uns liegenden Val Tuors. Bald wurde auch der Blick zur etwa 6 km Luftlinie entfernt stehenden Keschhütte frei. Dann: plötzlich erschreckte uns ein lauter Ruf von hinten, und die Startnummer 1001 brauste heran und an uns vorbei – das war der spätere Sieger des Swissalpine Irontrail 2018 (T127 Men). Wir wussten, dass unsere Strecke bis zur Keschhütte mit der Berglaufstrecke identisch war, also erwarteten wir schon den einen oder anderen Läufer. Erst nach weiteren zwei Std. und 6 km, nach einem Zwischenabstieg bei der Alp digl Chants (1999 m), begegnete uns der nächste Läufer. Am Brücklein über die Ava da Plazbi hielten wir Mittagsrast. Im Anschluss daran der kurze Aufstieg zum Alpgebäude, wo auch eine Verpflegungsstation eingerichtet war. Ab hier trübte das Wetter ein und ein paar Tropfen veranlassten uns die Regenhäute überzuziehen. Unterhalb der Alp, bei P.1952, erreichten wir den Hüttenweg, und es galt erneut aufzusteigen. War es bis hierhin recht gemütlich, wurde es nun deutlich steiler; zum Glück hörte es auf zu regnen, und wir befreiten uns von den unangenehmen Regenhüllen. Nach 2 km wurden wir nun häufiger überholt von mehr oder weniger gezeichneten BergläuferInnen – allen haben wir selbstverständlich applaudiert und aufmunternd zugerufen. Anderthalb km vor der Hütte wurde der Weg deutlich gerölliger, dafür etwas weniger steil. Von Ferne erblickten wir den lebhaften Betrieb vor der Keschhütte – Angehörige und Fans in Erwartung «ihrer» Helden. Mittlerweile hellte nicht nur die Stimmung, sondern auch das Wetter wieder auf. Um halb vier war die stolz dastehende Hütte erreicht. Rascher Zimmerbezug (heute ausverkauft, wie nicht anders zu erwarten…) und Kleiderwechsel – schliesslich wollten wir die LäuferInnen anfeuern. Richi erwarteten wir zwischen 18 und 20 Uhr. Ihn galt es auf keinen Fall zu verpassen, also lösten wir uns ab beim Essen, damit eine(r) von uns immer aufpassen konnte. Mittlerweile erreichte die vorausgesagte Schlechtwetterfront die Hütte; der zum Glück nicht starke Regen sorgte dennoch für einen kräftigen Temperatursturz. Bei unter 10° harrten wir zusammen mit etwa zwei Dutzend weiteren Fans vor der Hütte aus. Die Laufstrecke war von der Hütte aus gut einzusehen; so litten wir alle mit den ankommenden Sportlern. Die LäuferInnen freuten sich offensichtlich über die Anfeuerungsrufe und Applaus. Viele Frauen waren dabei! Mittlerweile häuften sich die Ankünfte, jedenfalls erlebten wir sehr spannungsvolle Augenblicke – ein wirklich abendfüllendes Programm (besser als jeder Krimi). Einigen waren die bereits zurückgelegten 100 km deutlich anzusehen, die gleich bei der Hütte eingerichtete Verpflegungsstation war sehr geschätzt, einige wenige mussten die von zwei Ärzten angebotene Versorgung beanspruchen. Die Nässe und die damit verbundene Kälte setzte vor allem den (zu) leicht bekleideten LäuferInnen zu. Wie es wohl Richi ergehe, dachten wir. Dazu muss man wissen, dass der verfügbare Online-Tracker hier oben mangels Netzversorgung keine Daten lieferte. Wir wussten lediglich, dass Richi um 16:45 Uhr Bergün passierte, also hier oben ca. 4 Std. später ankommen sollte. Gut so, weil sich das Wetter wieder besserte, der Niederschlag aufhörte, und die Sicht besser wurde, und die Temperatur auch wieder anstieg. Wir hofften einfach, Richi noch bei Tag zu erleben. Und tatsächlich: um 21 Uhr kreuzte ein erstaunlich munterer Richi auf und rief von weitem «Ruedi, chasch s’chüele Bier uuspacke, und en Schnupf will i au…». Rein an die Wärme in den Materialraum der Hütte, ein paar Minuten Verschnaufpause, und welch grosse Freude Richi’s über die Überraschung, dass seine Susanne auch dabei war. Nach diesem Motivationsschub machte sich Richi auf den Rest der Strecke, noch ca. 25 km über den Sertigpass (2739 m) und dann nach Davos hinunter – mittlerweile ein Nachtlauf (mit Stirnlampe). Nach diesem eindrücklichen Erlebnis konnten wir erleichtert und glücklich zugleich die Nacht auf der Hütte geniessen. Solches widerfuhr leider nicht allen Angehörigen, welche teilweise bis tief in die Nacht und oft erfolglos warteten. Die Nacht war ziemlich unruhig, musste die Rega doch dreimal fliegen, um entkräftete LäuferInnen ins Tal zu bringen zur Notversorgung. Erst im Laufe des folgenden Tages erfuhren wir vom tollen Erfolg Richi’s (Zieleinlauf um 02:05.48, Rang 15 seiner Kategorie, Rang 35 Overall, die Zeit: 26:05.47,2). Soviel Schreibe muss sein in diesem Bericht. Lieber Richi, Du hast uns tief beeindruckt – herzliche Gratulation!

Tag 2: Keschhütte SAC – Lais da Ravais-ch – Val da Ravais-ch – Chants
Nach dieser unruhigen, aber dennoch erholsamen Nacht genossen wir das ausgezeichnete Hüttenfrühstück mit Blick zum die Umgebung dominierenden Piz Kesch. Ein schöner Hochsommer-Bergtag erwartete uns heute. Erst wollten wir über den ausgeaperten Gletscher zur Porta d’Es-cha aufsteigen um von dort über die Cha. d’Es-cha CAS zur Albulapassstrasse zu gelangen. Wir entschieden uns aus bestimmten Gründen (😊) für die Rundstrecke Strecke von der Fuorcla la Fontauna (so heisst eigentlich der Übergang bei der Keschhütte) ins Val dal Tschüvel, dann den Aufstieg zu den Seelein (Lai da Ravais-ch-Sur und -Suot), und durch das Val da Ravais-ch hinab bis Chants. Bei P. 2524 verliessen wir die Strecke des Swissalpine Irontrail (welche zum Sertigpass hochführt). Vorbei an den zwei wunderschönen Seen wanderten wir nahe dem Wildwasser der Ava da Ravais-ch ins gleichnamige Tal südwestwärts. Unterwegs war der Bach über Steine und ein Schneefeld zu queren. Etwa eine Stunde vor Chants dann genossen wir die Mittagsrast an einer besonders schönen Stelle nahe des Wassers. Der Weiterweg nach Chants hinunter führte über einfaches Gelände und über einen schön begrünten Pfad. Die ersten Häuser von Chants; hier steht an strategisch bester Lage das Gasthaus Piz Kesch mit zugehörigem Garten. Im Schatten genossen wir abschliessend die Durstlöscher – und natürlich die leckere Linzertorte. Direkt vor dem Gasthaus die Haltestelle des Rufbusses des Bus alpin (Voranmeldung zwingend erforderlich!), in welchem wir um 12:50 Uhr die Fahrt durchs wilde Val Tuors nach Bergün hinunter genossen. In Bergün angekommen der sofortige Blick auf den nun wieder online verfügbaren Tracker. Die Superleistung Richi’s musste gefeiert werden… Nach kurzer Fahrt nach Filisur wurden wir auf dem Camping Islas von Richi erwartet. Nochmals ganz herzliche Gratulation – und gute Erholung!

Fazit:
Im Titel ist von einem «besonderen Anlass» die Rede, die unsere zweitägige Tour initiierte. Das ist durchaus und ohne Einschränkung zutreffend. Es war für uns eine Ehre, Dich Richi etwas zu unterstützen. Das war übrigens keineswegs Richi’s erste Tat dieser Art, siehe beispielsweise hier. Der Besuch der Keschhütte ist übrigens ein tolles Hüttenerlebnis; das Team um die Hüttenwarte Ursina und Reto Barblan sind professionelle Gastgeber.

Hilfsmittel:
Steigeisen (nicht benötigt), Stöcke, Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 28./29. Juli 2018
Schwierigkeiten: beide Tage T3 (w-r-w)
Strecke: 24.2 km, 1. Tag (12.2 km) Darlux Bergstation Sesselbahn 1974 m –
Alp Darlux 2137 m – Alp Muotta Sur 2174 m – Alp digl Chants 1999 m – Keschhütte 2627 m; 2. Tag (12.2 km) Keschhütte SAC 2627 m – Lais da Ravais-ch 2505 m – Val da Ravais-ch – Chants 1822 m
Aufstieg: 1. Tag ca. 1050 m, 2. Tag 180 m, total ca. 1230 m
Abstieg: 1. Tag ca. -410 m, 2. Tag ca. -960 m, total ca. -1370 m
Laufzeit ohne Pausen: 1. Tag ca. 4 Std., 2. Tag ca. 3 Std. 10 Min., total ca. 7 Std. 10 Min.
Laufzeit mit Pausen: 1. Tag ca. 5 Std., 2. Tag ca. 4 Std., total ca. 9 Std.

Kamera:
Sony DSC-HX90V