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Sommer 2021 Val Müstair 2|5: Piz Vallatscha 3020 m

Nach der Aufwärmbikefahrt von gestern stand heute ein lange geplanter, harter Tourentag an: die Besteigung resp. die S/N-Überschreitung des Piz Vallatscha, einem Dreitausender, der nicht einfach zu haben ist. Weil ab einer Höhe von ca. 2500 m.ü.M. Geröllhalden dominieren und kaum Wegspuren und folglich auch keine Markierungen zu erwarten waren, begleitete uns Severin Hohenegger, den wir von unseren Wintertouren gut kennen. Als Einheimischer kennt er die Bergwelt im Val Müstair wie kaum ein anderer. Dank ihm als Jäger war auch ein Tag angesagt mit ausgiebiger Steinwild-Beobachtung.

Mit zwei Autos fuhren wir hoch in Richtung Pass dal Fuorn/Ofenpass; unterwegs stellten wir ein Fahrzeug ab bei der Talstation des kleinen Wintersportgebiets Minschuns. Gegen halbneun  (nicht zu früh, wie sich zeigen sollte) marschierten wir los; gleich gegenüber des Hotels Susom Givè (bei der Trafostation), liefen wir auf einem Jägerweglein (nicht auf dem w-r-w markierten WW) leicht oberhalb der Passstrasse in Richtung NW, entlang der Lawinenverbauungen. Nach etwa 650 m verliessen wir den Wald und erreichten eine Lichtung, auf der Severin auf die Begegnung mit Wild hoffte. Alles ruhig, also stiegen wir auf zum P.2311, wo wir den Normalwanderweg erreichten. Hier erlebten wir eine erste Steinwildschau – auf den Zinnen des Munt da la Bescha beschnupperten sich Steinböcke und Steingeissen. Severin packte sein Fernrohr hervor, mit dessen Hilfe die Luftlinie von ca. 350 m problemlos überwunden werden konnte (siehe Bilder). Nach Querung einiger steil abfallender, aber gut zu begehender Runsen, erreichten wir beim Chaschlot (2393 m) den Eingang ins Valbella (der Name ist absolut zutreffend!). Was für eine Augenweide, links der Piz Nair (3009), dann der Einblick ins Val Nüglia (Tal des Nichts), welches seit Jahrzehnten nur von Wild begangen wird – Menschen haben dort nichts zu suchen (Nationalpark!). Jetzt liefen wir nördlich des Munt da la Bescha, welchen wir schon halbwegs umrundet hatten, leicht aufsteigend in Richtung O. Bald erschienen die markanten Felsen des SW-Grats unseres Gipfelziels – der Piz Vallatscha selbst war noch nicht zu sehen. Auf einer Höhe von 2500 m.ü.M. verliessen wir den w-r-w markierten WW, um den Bergbach zu überqueren. Leicht oberhalb eine erste Trinkpause – unter Fortsetzung von Severins Steinwildschau; die Tiere turnten zuoberst am Grat des Munt da la Bescha. Und ein weiteres Highlight: ein Bartgeier besuchte uns im Vorbeiflug. Auf nun steilerem, aber gut gestuftem Weidegelände stiegen wir auf in Richtung Bergstation des Skilifts, welcher im Winter Skitüreler von der Fuorcla Funtauna da S-charl auf eine Höhe von 2700 m.ü.M. hoch schleppt. Spätestens jetzt wurde uns klar: der Piz Vallatscha ist vor allem ein Skitourenberg, der im Sommer weniger bestiegen wird. Ab ca. 2650 m.ü.M. änderte die Unterlage, eine sehr steile Geröllhalde. Über eine kurze Strecke von 400 m waren 200 Hm aufzusteigen, was kräftezehrend war. Unterhalb des SW-Grats (P.2902) bot sich auf einem Podest die Gelegenheit für eine Verpflegungspause – und natürlich packte Severin Fernrohr und Stativ hervor. Auf dem Grat über uns turnten gerade einige Jungsteinböcke unter Anleitung älterer Tiere herum – unglaublich eindrücklich! Die haben uns dauernd beobachtet, was auf den Bildern gut zu sehen ist. Wir konnten nur schwer loslassen, aber uns erwartete noch der sehr steile und weiterhin geröllige Aufstieg zum S-Grat, den wir auf etwa 2970 m.ü.M. erreichten. Der Grat selbst ist wenig ausgesetzt, der Aus- und Weitblick zu den Nachbargipfel, zum Ortler und zu den anderen Südtiroler Gipfel einfach grandios. Jetzt war da noch der recht schmale Verbindungsgrat zum Gipfel, der noch 50 Hm aufragte. Den zwei Meter hohen Gipfelfelsen umgingen wir westlich, nunmehr genau auf der Nationalparkgrenze, welche mit gelben Markierungen angezeigt war. Auf der Kugellager-Unterlage jetzt nur nicht ausrutschen! Mit Severins Hilfe und unter Einsatz der Hände erkraxelten wir das «Hindernis». Oben angekommen, strahlten wir mit der Sonne um die Wette. Bütscha il piz! Die ausgesetzten Platzverhältnisse liessen eine Gipfelrast nicht zu, also stiegen wir einige Meter ab in Richtung NO; auf weniger steilem Gelände hielten wir dann die verdiente Gipfelrast ab.

Gut gestärkt machten wir uns auf zum Abstieg; erst über die sehr steile Geröllhalde runter entlang des N-Grats in Richtung P.2847, hielten wir dann in Richtung Schneefeld, welches unterhalb des Sattels (2890 m) lag. Was für eine Wohltat, auf dem Schnee abzurutschen! Auf etwa 2750 m.ü.M. – unterhalb des Piz d’Astras – liefen wir nun weniger steil und über schwache Wegspuren in Richtung S. Im Gebiet Vallatscha d’Astras führte uns Severin kundig durch eine einmalig schöne Moränen-Landschaft. Auf einer Höhe von ca. 2500 m.ü.M. erreichten wir Weideland, und das Laufen wurde etwas weniger strapaziös. Zeit für eine willkommene Pause, und selbstverständlich für einen Blick durchs Fernrohr. Gegenüber, am SO-Gratausläufer des Vallatscha, tummelten sich 30 bis 40 Tiere – herrlich! 320 m unter uns die Alp Astras und der God Tamangur. Severin führte uns auf dem gut zu begehenden Schafweglein hinunter zur Fuorcla Funtauna da S-charl. Auf dem Übergang die vorsichtige Begegnung mit einer friedlich weidenden Muttertierherde. Den Skigipfel Minschuns wie auch die tieferliegende Alp da Munt passierten wir westlich, um direkt (und zügig) zur Talstation hinunterzulaufen. Um 17 Uhr erreichten wir den Parkplatz, von wo wir zum Pass dal Fuorn/Ofenpass hochfuhren. Severin war in Eile, also verschoben wir den Abschlusstrunk. Lieber Severin, du hast uns ein unvergessliches Bergerlebnis mit grossartigem Rahmenprogramm geboten – herzliches Dankeschön!

Fazit:
Diese anspruchsvolle Gipfeltour mit Severin zu unternehmen, war goldrichtig. Mit seiner Erfahrung haben wir heute wohl unsere Leistungsgrenzen erreicht.

Wetterverhältnisse:
Herrliches Bergwanderwetter, Sonne mit etwas Bewölkung, ~4 bis 8°

Ausrüstung:
Profilwanderschuhe, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 17. August 2021

Schwierigkeiten: T4+, Hochtour WS, Kletterstellen I
Strecke: 12.73 km, Pass dal Fuorn/Ofenpass (2149 m) – unmarkierter Pfad (bei der Trafostation) gleich gegenüber des Hotels Susom Givè – Lawinenverbauungen – bei P.2311 WW in Richtung Chaschlot – Valbella – Querung Bach bei genau 2500 m.ü.M. – Aufstieg weglos bis unterhalb des SW-Grats – Querung Geröllhang, Aufstieg bis S-Grat bei etwa 2960 m.ü.M. – Piz Vallatscha 3020 m – Abstieg Nordhang bis unterhalb  P.2890 – Vallatscha d’Astras P.2475 – Fuorcla Funtauna da S-charl (2392 m) – P.2364 – P.2233 (Alp da Munt) – Parkplatz Talstation Minschuns (ca. 2130 m)
Aufstieg: ca. 1000 m
Abstieg: ca. -981 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 8 Std. 45 Min. (Wildbeobachtung kostet Zeit, gell Severin🦌🦌🦌)
Benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std.
Tageszeit: 08:20 bis 17:05 Uhr

Torre de los Horcados Rojos (2503 m) – Picos de Europa

Eigentlich wollten wir auf der Hinfahrt nach Spanien zuerst über den Norden (Kantabrien, Asturien) anreisen. Das dort unstabile Wetter hielt uns davon ab – was für ein Glück! Nach den Tagen in Zentralspanien (Sierra de Gredos) wurde es uns langsam etwas zu heiss, so dass wir in Richtung Norden «flüchteten» mit einem zweitägigen Zwischenhalt in Tordesillas (sehr schönes Camping direkt am Duero). Die Wetterprognosen sagten bestes Wetter voraus für den geplanten Besuch der Picos de Europa. Von den im Sommer in dieser alpinen Berggegend oft auftretenden Fallnebel sollten wir verschont bleiben. In Potes, einem Ort mit ca. 1400 Einwohnern in der autonomen Region Kantabrien und Hauptort der Comarca Liébana – ein ziemlich touristisches «Bergdorf» auf einer Höhe von 293 m. ü M. liegt etwas ausserhalb des Dorfes das genial angelegten Camping La Viorna; von hier geht der Panoramablick zu den Gipfeln der Picos. Passender konnte die Einstimmung auf unsere Tour nicht sein.

Für die 24 km Fahrt auf guter, kurvenreicher Strasse zur Talstation Fuente Dé (1078 m) benötigten wir 25 Minuten. Die Bergfahrt hoch zur Bergstation El Cable (1853) dauerte 4 Minuten; die Bahn (eine Konstruktion ohne Stütze) macht einen soliden Eindruck, transportiert von 10 Uhr bis 18 Uhr viertelstündlich 20 Personen (Berg- und Talfahrt € 17 pro Person). Oben angekommen, verabschiedeten wir uns von den vielen Spaziergängern und strebten sogleich in Richtung Nord. Auf einer Schotterstrasse erreichten wir nach 20 Min. den Übergang Hdna de Covarrobres (1926 m) – hier könnte man weiter laufen zum Chalet Real und zum Ref. Ordiozola. Kurz vor dieser Passhöhe hielten wir links, auf einen breiten, holprigen Pfad bis zur Gabelung La Vueltona (1940 m). Auf diesem Abschnitt faszinieren die zur linken Seite gelegenen glasklaren und grün leuchtenden Lagos de Lloroza. Vor uns in Luftline von 2 km der aus dieser Perspektive unnahbare Gipfel Torre de los Horcados Rojos – kolossal! Können wir den schaffen? Denn ab jetzt wurde es winterlich; der weitere, steiler werdende Aufstieg verlief nun weitgehend über Schnee. Bereits vorhandene Trittspuren wiesen den «Weg», abwechselnd über Schottersteine und Schnee. Orientierung bot auch die schon in der Sonne glitzernde Aluminiumhülle der Cabaña Verónica – einer kleinen Biwakhütte. Auch wenn wir auf dem weichen Schnee kaum einsanken, wären Schneeschuhe keine schlechte Option gewesen, weil das Gelände immer steiler wurde. Ausserdem galt es heikle Passagen in der Nähe von Blocks zu meiden, weil dort üblicherweise hohe Einsink- und folglich Verletzungsgefahr besteht. Unterhalb der Bergflanke des Peña Vieja waren einige steile Schneehänge zu queren. Hier müsste laut Führerliteratur an einem Felsen die Inschrift «Horcados Rojos» zu lesen sein – wohl des Schnees wegen nichts zu erkennen. Die Trinkpause bot uns auch Zeit für eine kurze Besinnung: können wir den Gipfel schaffen? Die Verhältnisse (ab hier durchgehend Schnee und steil) waren ziemlich kräfteraubend. Gut 20 Min. später erreichten wir P.2274 (Abzweigung zu Biwakhütte). Jetzt hatten wir nach rechts zu halten (was uns ein spanisches Bergsteigerpaar bestätigte), wo über eine Trittspur auf einer weiter aufsteilenden Schneehalde nach 15 Min. der Übergang Collado de los Horcados Rojos (2344 m) erreicht war. Jetzt stieg unsere Zuversicht schlagartig an, nicht zuletzt des Ausblickes wegen: dieser erwartete Blick zum berühmten Picu Urriellu (2518 m), und zur Atlantikküste (30 km Luftlinie). Und auf der rechtsliegenden Seite der (von hinten) nicht mehr so unbezwingbar erscheinende Gipfel, dessen Westseite glücklicherweise schneefrei war. Voll motiviert nun der «Angriff» zum 160 m aufragenden Torre, sehr steil und wegen des Schutts rutschig. Zickzack hinauf, nun öfter die Hände einsetzend, erreichten wir eine halbe Stunde später den Gipfel, nach insgesamt 2.5 Std. Laufzeit. Kurz vor dem höchsten Punkt dann noch die Schlüsselstelle, eine leicht nach rechts abdrängende, ausgesetzte Stelle, die wir aber etwas links haltend umgehen konnten. Und dann dieses Gipfelglück! Ein Panorama der Sonderklasse – befanden wir uns tatsächlich in Spanien?? Trotz windstiller Verhältnisse machten wir uns nach diesem Gipfelgenuss bald auf den Abstieg. Auf dem Collado de los Horcados Rojos dann die verdiente Verpflegungspause. Hier faszinierte vor allem nochmals der Blick zum Picu Urriellu resp. zum an dessen Fuss stehenden (von hier nicht sichtbaren) Refugio de Urriellu. Von dieser Seite sahen wir zwei Berggänger aufsteigen; auch kein einfaches Unterfangen. Nach der Rast die «Abfahrt» über den steilen Schneehang hinunter zum P.2274. Den Besuch des Biwaks sparten wir uns (hin und zurück 30 Min.), dort gibt es ohnehin keine Wirtschaft. Im weiteren Abstieg folgten die bereits vertrauten Traversen über die (eventuell) rutschgefährdeten steilen Schneehalden, nun etwas einfacher, weil eben absteigend. Immer wieder drehten wir uns um und bestaunten «unseren» Gipfel – nicht ohne Stolz. Endlich war die Gabelung La Vueltona wieder erreicht. Ab hier nun schneefrei weiter, die schönen Seelein oberhalb querend, El Cable anstrebend. Vorbei am Übergang Hdna de Covarrobres war die Bergstation rasch erreicht – gerade rechtzeitig zur unmittelbaren Talfahrt um 17 Uhr.

Fazit:
Fast schon eine Hochtour war das heute, jedenfalls mit sehr alpinem Charakter, im Nationalpark Picos de Europa im Norden Spaniens. Und in Sachen Flüssigkeit eine wichtige Feststellung: mangels Bergbeizen unbedingt ausreichend Nahrung und vor allem Flüssigkeit mitnehmen!

Wetterverhältnisse:
Ein Hochsommertag, kein Wind, bis 33° (!).

Hilfsmittel:
Rother Wanderführer «Picos de Europa», Onlineinfos und Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 31. Mai 2019
Schwierigkeit: T3-4, I-II, L (leichte Hochtour)
Strecke: 11.4 km,
Aufstieg: ca. 740 m
Abstieg: ca. -740 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 4 Std.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 5 Std., 50 Min.
Tageszeit: 11:00 bis 16:50 Uhr

4 Tage Schneeschuh-Hochtour Jungfrau – Aletsch mit Äbeni Flue 3962 m als Höhepunkt

Spontan und auf Anregung Felix‘ (bekannter hikr-Power-User) entschieden wir, an einer von der Alpinschule Adelboden durchgeführten 4-Tages-Hochtour im UNESCO Weltnaturerbe teilzunehmen – auf Schneeschuhen – ziemlich exotisch! Nach dem Neuschnee der letzten Tage durften wir vier Hammertage in der hochalpinen Gletscherwelt erleben: bestes Winterwanderwetter, exzellente Schneeverhältnisse, aber auch tiefe Temperaturen – und eine Gruppe von sechs Gleichgesinnten (Doris, Bonnie, Thomas, Felix, Ruedi und Bergführer Mike Zurbrügg). Treffpunkt Kafibar Jungfraujoch (auch Top of Europe genannt). Beim Startkafi Begrüssung und Briefing durch den Bergführer Mike, dann der eindrückliche Rundgang im Eispalast, abschliessend der Gang zum Stollenausgang, wo sich schon viele Touris tummelten – verständlich bei diesem tollen Wetter. Was für eine grossartige Gletscher- und Hochgebirgswelt hier oben! Doch viel zu beschreiben lassen wir diesmal sein – die Bilder vermitteln das Erlebte besser. Dennoch und in Kürze das Programm:

Erster Tag (Donnerstag, 20.04.2017)
Der 8 km lange Abstieg über den Jungfraufirn zum 850 m tiefer liegenden Konkordiaplatz war reines Einlaufen – gut so auf dieser Höhe! Die Sphinx im Rücken, zur linken Mönch und Trugberg, zur rechten die Jungfrau, Rottalhorn, Louwihorn und Kranzberg. Grosses Alpenkino! Den riesigen Konkordiaplatz (900 m dick ist das Eis!) querten wir am östlichen Rand. Nach einem kurzen Aufstieg Materialdepot an einer geschützten Stelle. Dann der Einstieg auf die heute einzige Herausforderung – 467 Stufen hat die senkrecht am Fels angelegte Eisentreppe, über welche die ca. 150 m über uns liegende Konkordiahütte zu erreichen ist. Etwas ausser Atem, aber glücklich erreichten wir das erste Tagesziel. Die grosse Hütte machte einen sehr gut geführten Eindruck, und die Verpflegung war ausgezeichnet. Sarah und Christoph mit Familie und Team gebührt ein herzliches Dankeschön für die Gastfreundschaft – und Sarah wünschen wir von Herzen Heilung von der schweren Krankheit. Einem letzten Blick von der Hüttenterrasse in die sternenklare Nacht und zum morgigen Tagesziel hinüber folgte eine ruhige und störungsfreie Nacht.

Zweiter Tag (Freitag, 21.04.2017)
Nicht zu frühe Tagwach, leckeres Frühstück um 7 Uhr, und voll motiviert die Eisentreppe hinunter. Die ersten paar hundert Meter auf dem Konkordiaplatz verliefen im Schatten. Mit Erreichen der Sonne ein erster Freudenjuz (die fröhliche Bonnie sang…), und rasch war dieser einmalige eisgepanzerte Platz überquert. Fast schon mit Leichtigkeit bewältigten wir die leichte Steigung und dann die erste Stufe auf dem Grossen Aletschfirn. Die Lötschenlücke und die über ihr stehende Hollandiahütte fast permanent im Visier, wanderten wir gemütlich und in ziemlich direkter Linie hoch. Erst kurz unterhalb der Hütte steilte das Gelände stärker auf. Um 13 Uhr wurden wir herzlich begrüsst von der Hüttenwartin Regula (im Sommer auch Wiwannihütte). Uns wurden die zuoberst in der Hütte liegenden Schlafstellen zugewiesen. Nach dem Bezug war Flüssigkeitszufuhr und Verpflegung angesagt. Am Abend dann in gemütlicher Tischrunde Diskussionen, Apéro und anschliessend das leckere Viergangmenü. Was die Hüttencrew hier oben leistet, verdient grosse Anerkennung – man bedenke: die Hütte hat keine Wasserversorgung, das Kochwasser muss aus dem allerdings reichlich vorhandenen Schnee geschmolzen werden. In der wiederum ruhigen (und sehr warmen) Nacht waren die zunehmend starken Windböen gut zu hören. Was erwartete uns am Folgetag, dem Höhepunkt des Trekkings?

Dritter Tag (Samstag, 22.04.2017)
Frühstücksbuffet um sechs, dann nichts wie los an die (sehr) frische Luft. Wir starteten unverzüglich, direkt hinter der noch nicht besonnten Hütte steil hoch. Kurz vor sieben Uhr im Aufstieg der Blick in die ersten Sonnenstrahlen – tolle Stimmung! Ab einer Höhe von ca. 3400 m querten wir auf dem Äbeni Flue-Firn, links über uns der Anuchubel, später das Anujoch und schliesslich das Mittagshorn. Geradeaus das Respekt einflössende Tagesziel, die fast 4000 m hohe und mächtige Äbeni Flue. Ab einer Höhe von ca. 3500 m querten wir den Gletscher oberhalb der Brüche relativ flach und deshalb ohne grossen Aufwand. Nach einer Trinkpause dann der „Angriff“ auf den Gipfel. Der nun steil werdende Aufstieg verlief in einer SO-ausgerichteten Mulde, welche nur teilweise besonnt war. Die starken Böen machten uns zwar keine Sorgen, unangenehm waren sie dennoch. Auf den letzten 300 Hm bis zum Gipfel war die Steilheit um 30°. Den Gipfelgrat erreichten wir nahe P. 3946, um dann fast schon erholsam zum Hauptgipfel aufzusteigen. Was für eine Aussicht: tief unter uns das Lauterbrunnental, dann das nahe und berühmte Dreigestirn Jungfrau, Mönch, Eiger. Das 360-Grad-Panorama war überwältigend. Wässrige Augen (nicht nur vom Wind), Gipfelfreude und auch Stolz machten sich bemerkbar. Und: für den doch ziemlich fordernden Aufstieg benötigten wir deutlich weniger als vier Stunden. BF Mike freute dies offensichtlich (er hatte mit bedeutend mehr gerechnet…). Der starke Wind liess keine lange Gipfelrast zu, also rascher Abstieg, vorerst auf der Aufstiegsspur. Auf dem Firn hielten wir etwas südlicher, Mike wollte uns die Spalten und Seracs „vorführen“, was ihm sehr eindrücklich gelang (siehe Bilder). Für den Abstieg benötigten wir ca. zweieinhalb Stunden. Um 13 Uhr erreichten wir die Hollandiahütte, gerade richtig zum Mittagessen – für Appetit war ja gesorgt! Gemütlicher Nachmittag, kurze Siesta, und schon waren Apéro und Nachtessen angesagt. Müde und mit grosser Freude und Genugtuung erfüllt, genossen wir wiederum eine relativ ruhige Nacht.

Vierter Tag (Sonntag, 23.04.2017)
Heute war gemütliches Auslaufen angesagt (immerhin 1500 Abstiegsmeter); nicht zu früh raus, denn die Lötschenlücke und der oberste Teil des Langgletschers lagen noch im Schatten. Um halb acht verabschiedeten wir uns fast schon etwas wehmütig von Regula, Tochter Felicitas und der sehr netten Hüttencrew. Der windgepresste obere Teil des Gletschers war angenehm zu begehen. Das bereits besonnte Lötschental trieb uns förmlich an. Vorbei am rechts in den Langgletscher fliessenden Anungletscher und seinen markanten Brüchen und dem folgenden Jegichnubel, links Sattelhorn, Distlighorn, Schinhorn. Die markant auf 2358 m stehende Anenhütte hatte die Fahne gehisst. Wir  liessen uns nicht verführen und blieben immer in der Mitte des Gletschers, um dann das bei ca. 2100 m liegende Gletschertor zu erreichen. Mike führte uns um- und vorsichtig hinein in diese Eis-Kathedrale – sehr eindrücklich (Bilder!). Einige Minuten weiter dann eine ausgiebige Pause an einem besonders sonnigen Platz. Mike liess uns los von seiner langen Schnur – interessant zu beobachten, wie alle sofort ausschwärmten… Entlang der Lonza (immer noch auf ausreichender Schneeunterlage) erreichten wir fast schon im Spaziergang P.1977 (wo der Sommerweg zur Anenhütte abzweigt). Etwas weiter unten, dort wo der Reichbach vom Dischliggletscher herunterkommt, hatten wir eine von einer mächtigen Lawine „abgeholzte“ und verwüstete Strecke zu durchqueren. Wie wir später in Blatten hörten, muss dieses gewaltige Naturereignis im März und nach den damals starken Regenfällen stattgefunden haben; Menschen seien nicht zu Schaden gekommen. Wenige Meter oberhalb Gletscherstafel konnten wir uns der Schneeschuhe entledigen – und der Spurt zum bereitstehenden Shuttlebus lohnte sich wirklich. Sowas nennt man ÖV-Anschluss mit CH-Präzision. Für zehn Stutz pro Person liessen wir uns nach Blatten hinunter kutschieren, wo wir im Rahmen einer gemütlichen Einkehr im Hotel/Restaurant Breithorn den Abschluss einer ausserordentlichen Hochtour „feierten“. Anschliessend Postauto nach Goppenstein und von dort mit dem Lötschberger nach Spiez.

Fazit:
Das waren ganz einfach vier geniale Hochtourentage mit euch (Doris, Bonnie, Thomas, Felix, Ruedi und Bergführer Mike Zurbrügg). Ihr alle verdient unseren herzlichen Dank für die prägenden Erlebnisse und die wunderbare Kameradschaft.

Hilfsmittel:
Schneeschuhe, Stöcke, Hochtouren-Ausrüstung (LVS, Schaufel, Sonde, Pickel, Klettergurt mit Schraubkarabiner und Prusikschlinge, Seil)

Kamera:
Sony DSC-HV90V

Parameter 1. Tag:
Tour-Datum: Donnerstag, 20.04.2017
Anforderungen: WT4 Schneeschuhtour, Klettersteig L, Hochtour WS
Strecke: 8.4 km: Jungfraujoch (Sphinxstollen) 3464 m – Jungfraufirn – Konkordiaplatz 2700 m – Treppe/Klettersteig (467 Stufen) – Konkordiahütte 2850 m
Aufstieg: 183 m
Abstieg: 792 m
Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 30 Min.
Zeit ohne Pausen: 3 Std. 30 Min.
Tageszeit: 13:15 bis 17:45 Uhr
Verhältnisse: -15° C +/-, Wind NO, Böen bis ca. 40 km, sehr sonnig, wolkenlos, Neuschnee Pulver, leicht überfroren, keine Schneeschuhspuren, Einsinktiefe ca. 20-30 cm, Gletscher vollständig und geschlossen eingeschneit (Spalten nicht sichtbar), Lawinenwarnstufe 3 (Triebschnee)
Bemerkungen: Angenehmer Abstieg, wenig steil, die Treppe zur Hütte war die Schlüsselstelle des Tages(!)

Parameter 2. Tag:
Tour-Datum: Freitag, 21.04.2017
Anforderungen: WT4 Schneeschuhtour, Hochtour WS
Strecke: 9.5 km: Konkordiahütte SAC – Treppe/Klettersteig (467 Stufen) – Konkordiaplatz – Grosser Aletschfirn – Hollandiahütte 3240 m
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 217 m
Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 30 Min.
Zeit ohne Pausen: 4 Std.
Tageszeit: 07:30 bis 13:00 Uhr
Verhältnisse: -10° C +/-, Wind NO, sehr sonnig, wolkenlos, Pulverschnee, leicht überfroren, keine Schneeschuhspuren, Einsinktiefe ca. 20 cm, Gletscher vollständig und geschlossen eingeschneit (Spalten nicht sichtbar), Lawinenwarnstufe 3 (Triebschnee)
Bemerkungen: Ab Materialdepot unterhalb der Treppe flache Querung Konkordiaplatz, Aufstieg Grosser Aletschfirn bis Hollandiahütte sehr angenehm und wenig fordernd

Parameter 3. Tag:
Tour-Datum: Samstag, 22.04.2017
Anforderungen: WT5 Alpine Schneeschuhtour, Hochtour WS
Strecke: 10.8 km: Hollandiahütte SAC – Äbeni Flue-Firn – Äbeni Flue 3962 m – Abstieg ungefähr wie Aufstieg
Aufstieg: 783 m
Abstieg: 763 m
Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 40 Min.
Zeit ohne Pausen: 5 Std.
Tageszeit: 06:25 bis 13:10 Uhr
Verhältnisse: -17° C +/-, Wind NO, Böen bis ca. 70 km/h, sehr sonnig, wolkenlos, Pulverschnee, keine Schneeschuhspuren, Einsinktiefe ca. 20 bis 30 cm, Gletscher vollständig und geschlossen eingeschneit (Spalten nicht sichtbar), Spaltengegend gut zu erkennen und zu umgehen, Lawinenwarnstufe 3 (Triebschnee)
Bemerkungen: Fordernde Gipfeltour, sehr starke Böen während der gesamten Tour, im Gipfelbereich gefühlt bis ca. -30° C (Windchill), Gipfelaufstieg ca. 350 Hm steil (stellenweise >30°)

Parameter 4. Tag:
Tour-Datum: Sonntag, 23.04.2017
Anforderungen: WT4 Alpine Schneeschuhtour, Hochtour WS
Strecke: 10.8 km: Hollandiahütte – Lötschenlücke 3164 m – Grossi Tola – Langgletscher – Gletschertor (ca. 2100 m) – P.1977 – P.1937 – Grund – Grundsee P.1837 – Gletscherstafel P.1771 – Fafleralp (Parkplatz) 1766 m
Aufstieg: 31 m
Abstieg: 1504 m
Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 20 Min.
Zeit ohne Pausen: 3 Std. 25 Min.
Tageszeit: 07:30 bis 11:50 Uhr
Verhältnisse: -12° C +/- (Lötschenlücke), -2° Fafleralp, Wind NO, 10 bis 20 km/h, sehr sonnig, wolkenlos, ab Lötschenlücke (Schatten) tragender Harschschnee, keine Schneeschuhspuren, Einsinktiefe ca. 10 cm, Gletscher vollständig und geschlossen eingeschneit (Spalten nicht sichtbar), Spaltengegend gut zu erkennen und zu umgehen, Lawinenwarnstufe 2, ab Gletschertor leichter Sulz
Bemerkungen: Angenehme Auslauftour, allerdings mit respektabler Länge und vielen Hm

Parameter kumuliert (4 Tage):
Strecke: 39.5 km
Aufstieg: 1647 m
Abstieg: 3276 m
Zeit inkl. Pausen: 21 Std.
Zeit ohne Pausen: 15 Std. 45 Min.

Wildstrubel – Überschreitung

Was für ein Glückstag! Bereits Mitte März abgemacht mit Bergführer Christian Wäfler (Lämmerenhütte), konnten die Bedingungen nicht besser sein. Nach dem Aufstieg auf die Engstligenalp vom Vortag und der Übernachtung im Berghaus Bärtschi standen wir um 04.30 Uhr auf – mühelos, weil wir vor Anspannung ohnehin schon länger wach waren.Nach dem Frühstück dann Start um halb fünf. Im Licht unserer Stirnlampen querten wir die Ebene der Alp („Läger“), um kurz vor Gruebi über eine Brücke links zu halten in Richtung Flyschweng. Auf einer guten Spur begann es richtig steil zu werden – Christian’s Ankündigung, dass sich daran in den nächsten anderthalb Stunden nichts ändere, beruhigte uns, weil so schnell Höhenmeter „gemacht“ werden. Um 06.20 dann die ersten Sonnenstrahlen – die unter uns liegende Alp noch im Schatten liegend. Auf einer Höhe von ca. 2400 m dann der erste Schneekontakt, guter und leicht gefrorener Trittschnee, kaum sichtbare Spuren. Eine halbe Stunde später montierten wir die Steigeisen, und Christian nahm uns ans Seil. Der folgende sehr steile Aufstieg im Firn (ca. 35°) war ein richtiger Genuss – Christian hackte uns jeden Tritt 2-3mal vor. Bei gemächlichen „Arbeitstempo“ erreichten wir bei etwa 2600 m eine Felsrippe, überstiegen diese, um dann auf den Strubelgletscher (unterhalb P. 2751) zu gelangen. Dieser war noch gut eingeschneit – hier soll der Gletscher spaltenreich sein – wir bemerkten davon nichts. In diesem steilen Abschnitt näherten wir uns in einem leicht nach links gezogenen Bogen (in der Nähe bereits vorhandener Spuren) der Schlüsselstelle. Den Früestücksplatz im Blickfeld, war zuerst eine geröllige (und rutschige) Runse zu queren. Dann folgte die sehr steile (und abrutschgefährdete) Steilstufe unterhalb des eigentlichen Früestücksplatzes, welchen wir um 08.00 erreichten. Zu dieser Zeit waren Rösly und Margrit im Bärtschi beim frühstücken – sie haben uns per SMS geschrieben, uns beobachtet zu haben!! Übrigens: Früestücksplatz heisse die Stelle deshalb, weil dann zuhause gefrühstückt werde – vorausgesetzt, man ist früh dran… Wir befanden uns nun auf eine Höhe von ca. 2800 m; über schiefrigen Geröll/Fels erreichten wir den oberen Teil des Ammertegletschers. Auf noch immer gutem Firn hatten wir den letzten steilen Teil vor uns; unterhalb eines mächtigen Ausläufers des Grosstrubels überwanden wir das wohl bald schneefreie Band, um dann etwas flacher ansteigend um 09.00 Uhr das Strubeljoch (3098 m) zu erreichen. Kurze Bemerkung zum Wetter: die leichte Bewölkung kam uns entgegen, weil die Temperatur erträglich war und sich der Firn nicht zu stark aufweichte. Auf dem Strubeljoch dann ein erster Panoramablick zu den Wallisern im Süden – unbeschreiblich! Wir richteten ein Rücksackdepot ein, um dann in Richtung Ost den ersten Gipfel anzustreben. Eine halbe Stunde später, nach einer Gesamtaufstiegszeit von 4 Stunden, standen wir auf dem Grossstrubel (3243 m) – keine schlechte Leistung für uns Senioren! Und was für ein überwaltigendes Erlebnis! Nach etwa 20 Minuten Gipfelgenuss der Abstieg über den Firn zurück zum Rücksackdepot, wo wir uns etwas stärkten.

Vor uns die etwa 1800 m lange Strecke zum Mittelgipfel (3243.5 m). Die etwa 140 Aufstiegsmeter waren eine einzige Panoramawanderung, links im Süden die Walliser Hochalpen, rechts im Norden die der Ausblick nach Adelboden und Lenk. Allerdings galt es aufzupassen, weil die Firngrate teilweise verwächtet waren; Christian führte uns souverän hinüber. Den Mittelgipfel kannten wir ja schon von unserer Schneeschuhtour vom 6. Februar 2015. Kurz nach elf Uhr standen wir oben – Genuss pur, ausgezeichnete Fernsicht, wenig Wind, schönstes Wetter! Nach ausgiebiger Gipfelrast dann Beratung über das weitere „Programm“. Wir entschieden, den dritten Gipfel (den Lenkergipfel, 3243.5 m) auszulassen. Die so gewonnene halbe Stunde wollten wir „investieren“ in einen (späteren) gemütlichen Hüttennachmittag (Siesta, und so!).

Für den Abstieg auf dem auch hier gut eingeschneiten Wildstrubelgletscher entledigten wir uns der Eisen; der aufgeweichte Firn war auch ohne sehr gut zu begehen (selbstverständlich noch immer angeseilt!). Zügig erreichten wir die Steilstufe beim bekannten Gletscherauge bei ca. 2850 m. Auch in diesem Bereich waren die unter uns liegenden Spalten nicht zu sehen. Wir bewegten uns in Richtung Mittelmoräne und überquerten diese. Kurz vor dem Brücklein (eine Art Leiter) unterhalb des Lämmerenhorns war abseilen angesagt. Die verbleibende Strecke bis zur Hütte dann über schwarzgrauen Schutt und Stein – ziemlich staubig! Die Lämmerenhütte erreichten wir nach (gemütlichem Abstieg) um 13.45 – gerade richtig zu Kaffee und Kuchen!

Ein Wort zur Lämmerenhütte:
Seit 23 Jahren wird diese vom Hüttenwartehepaar Barbara und Christian Wäfler geführt. Die Hütte liegt aussichtsreich auf einem Felsplateau unterhalb des Lämmerenhorns auf 2507 m. Der phänomenale Ausblick auf den Lämmerenboden, den Gemmipass und zu den bekannten Gipfeln in der Nachbarschaft (Daubenhorn, Rinderhorn, Altels). Für heute Montagabend waren 13 Gäste angemeldet; dank dieser Belegung durften wir einen Schlafraum ganz für uns alleine nutzen. Die Lämmerenhütte ist ein richtiges Bijou, und sie wird erstklassig geführt – unser grosses Kompliment der Familie Wäfler! Wir kommen wieder!

Fazit:
Nach unserer Winterbegehung im Februar dieses Jahres ging für uns ein vorerst etwas abenteuerlicher, aber grosser Wunsch in Erfüllung – die Überschreitung von der Adelbodner Seite her. BF Christian meinte im Nachhinein, „dass es diese Tour schon noch in sich habe“ – ein schönes Kompliment für unsere Leistung. Wir waren sehr erstaunt darüber, wie wir die doch sehr lange und fordernde Tour bewältigten, ohne Erschöpfung, ohne Krampf… Das war unsere bislang schönste Hochtour.

Parameter:
Tour-Datum: 29. Juni 2015
Strecke: 13.009 km
Engstligenalp (Berghaus Bärtschi) – Läger – Flyschweng (P. 2216) –
P. 2591 – Strubelgletscher – Früestücksplatz – Ammertegletscher – Strubeljoch – Grossstrubel – Strubeljoch – Mittelgipfel – Wildstrubelgletscher – Lämmerenhütte SAC
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Aufstieg: 1594 m
Abstieg: -1028 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 9 Std. 15 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: ca. 7 Std. 23 Min.
GPS-Maschine: Garmin Montana 600, Topo Schweiz V.4

Kameras: Nikon Coolpix P900 und Nikon D7000

Wildstrubel 3242 m – unverspurt, schöner geht kaum…

…anstrengender wohl auch nicht! Nachdem wir unsere Traumtour im März letzten Jahres verschieben mussten, hatten wir diesmal alles Glück auf unserer Seite: gute Gesundheit, bestes Wetter (Zwischenhoch genau während dieser Zeit!), und die sehr angenehme und gastliche Lämmerenhütte mit den sympathischen Hüttenwarten Barbara und Christian Wäfler (seit 23 Jahren!) und Team. Doch der Reihe nach:

Erster Tag:
Die Reise begann ziemlich spektakulär, mit der Bergfahrt der Gemmibahn, hoch zur Gemmi. Die Lage oben auf den Felsen ist beeindruckend – mehr als 900 Meter über Leukerbad stehend. Oben angekommen, verzogen wir uns trotz schönstem Wetter gerne ins Berghotel Wildstrubel – die kräftige Bise sorgte für ein Temperaturgefühl um 15 Minusgraden. Für den z’Mittag im Restaurant, und natürlich für den Genuss des Tiefblicks blieb uns ausreichend Zeit. Um 15.10 waren wir verabredet mit Bergführer Christian – das ist Dienstleistung! In seiner Begleitung zogen wir fast schon gemütlich hinunter ins Lämmerendalu, um dann leicht an- und wieder absteigend den Lämmerenboden zu erreichen. Schurgerade führte der ca. 2 km lange Trail über die weite Ebene, bei P. 2290 vorbei über einen kleinen Buckel. Vor uns der Blick zum morgigen Tagesziel, dem Wildstrubel, und rechts auf der Felsstufe war schon die ganze Zeit die Hütte zu sehen. Bei P. 2315 dann die Steilstufe, welche nach links (südwestlich) ausholte, und auf der ca. 120 Hm aufzusteigen waren. Die Stelle wird vom Hüttenteam markiert und unterhalten und laufend freigeschaufelt(!). Oberhalb dieser markanten Stufe änderte die Richtung wieder in nordöstlicher Richtung; nach etwa 15 Minuten standen wir vor der Lämmerenhütte. Beim leckeren z’Nacht dann Informationen von Christian für den morgigen Gipfeltag – eins war klar: ein Spaziergang würde das nicht werden. Wenigstens sollte uns die Lawinengefahr (Stufe 3 erheblich) kaum Sorgen bereiten, das Fehlen jeglicher Spuren schon eher. Der Neuschnee der letzten Tage (ca. 30 cm Pulver) und auch der starke Wind retuschierten die Berglandschaft sauber. So richtig zuversichtlich legten wir uns nicht schlafen – wenigstens hatten wir einen Schlafraum für uns, weil die Hütte nur gerade mit 12 Gästen belegt war.

Zweiter Tag:
Nach einer ruhigen Nacht und unerwartet gutem Schlaf um 6 Uhr der Weckruf. Draussen hellte sich der Himmel schon, minus 10 Grad, kein Wind! Kurzes Frühstück, nicht benötigter Ballast in der Hütte deponieren, Zähne putzen – und los ging es, nicht zu früh, kurz vor halb acht. Auf der Hüttenspur zurück, dann vorerst gespurt weiter um den Fels des Lämmerenhorn herum. Was jetzt begann, war harte Knochenarbeit – die Sonne begrüsste uns auch schon, und vor uns der Blick zum dreigipfligen Strubel (Lenker Gipfel 3244 m, Mittelgipfel 3242 m, Grosstrubel 3042 m). Unser Ziel war der Mittelgipfel. Wie schon am Vorabend angekündigt, führte uns Christian zum und auf den Gletscher, in Richtung Mittelmoräne haltend. Vom Gletscher und seinen Spalten war nichts zu sehen – zu gut war alles eingeschneit. Trotzdem oder gerade deswegen nahm uns Christian ans Seil. Kurze Trinkpause, eine erste Schicht ausziehen – wir wurden überholt von einem jungen Pärchen, welches zügig hoch fellte. Ihre Spur war für uns aber kaum zu gebrauchen, weil zu weich und zu schmal. Auf etwa 2800 m Höhe dann der markante Felszahn (P. 3172); vor diesem begann es links haltend richtig steil zu werden. Im Bereich des fotogenen Gletscherauges ist die Neigung >30° – also Rutschgefahr. Das Gletscherauge links steil unterquerend, spurten wir mehr oder weniger in direkter Linie dem nun vor uns sichtbaren Mittelgipfel zu. Christian hatte ein Einsehen mit mir und baute unterhalb des Gipfels doch eine Erholungskurve ein. Von der Stampferei etwas mitgenommen, nahm ich zum letzten (Doping-)Mittel Zuflucht – Gly-Coramin Lutschtabletten; Doris hatte sowas nicht nötig. Das wirkte Wunder, und schon standen wir oben – nach drei Stunden Aufstieg! Respektabel bei solchen Verhältnissen. Welche Prachtaussicht – wir waren sprachlos (und das kommt selten vor, hatte aber Gründe!). Praktisch Windstille, und wegen der trockenen Luft eine Fernsicht vom Feinsten – und Christian sprudelte nur so mit seiner Gipfelaufzählung. Nach diesem Genuss suchten wir etwas unterhalb des Gipfelkreuzes (natürlich auf der «richtigen» Seite…) ein geschütztes Plätzchen, um zu trinken und ein Biberli zu verdrücken. Nach dieser ausgiebigen Pause brachen wir auf zum Abfahrts-Galopp – Christian in grossen Schritten voraus, immer in der Nähe der Aufstiegspur. Durch diesen Pulverschnee hinunter zu waten bereitete grosses Vergnügen – ganz ohne Kraftaufwand ging es dennoch nicht. Ausserdem wärmte die Sonne so stark, dass wir uns einer weiteren Schicht entledigen konnten. Der weitere Abstieg verlief sehr rasch, nach nicht einmal zwei Stunden erreichten wir die Hütte wieder. Doris gönnte sich eine (grosse!) Rösti, ich benötigte dringend Flüssigkeit, eine leckere Gemüsesuppe und dazu jede Menge Schorle und Tee. Um 14 Uhr dann – mit deutlich schwereren Rucksäcken – Aufbruch für die Strecke hinunter zur Gemmi. Christian begleitete uns bis unterhalb der Steilstufe – wollte dort noch zum rechten sehen. Noch voll an der Sonne durchquerten wir den Lämmerenboden, um dann noch den Gegenaufstieg zur Gemmi zu schaffen. Ziemlich geschafft, aber glücklich bestiegen wir die Bahn, welche uns um 16 Uhr nach Leukerbad runterbrachte. Im oberen Teil dann noch ein Blick zu den zwei über den Plattenhörnern kreisenden Bartgeiern – welche die Lämmerenhütte mehrmals täglich besuchten, wie uns Christian freudvoll erzählte.

Fazit:
Wann gibt es das schon: diese angebliche Modetour bei solchen Bedingungen! Und wir durften die erste Spur legen – an diesem Tag ganze 10 Gipfelstürmer (wir 3 Schneeschuhläufer, 7 Skitourenläufer). Einmalig schön! Und unvergesslich!

Dank an unseren Bergführer
Dem sympathischen Christian Wäfler, Hüttenwart der Lämmerenhütte, Bergführer und Skilehrer, gehört unser herzliches Dankeschön dafür, dass er uns die Erfüllung diesen grossen Wunsch ermöglicht hat. Sein menschlicher und professioneller Umgang hat uns sehr beeindruckt, und wir können seine Dienste bestens empfehlen.

Wetterverhältnisse:
Perfektes Tourenwetter, Sonne, wolkenlos, ca. -15°, kräftige Bise, was die gefühlten Temperaturen tiefer erscheinen liess. Lawinensituation für Donnerstag, 26. Februar 2015 (lt. SLF): Sonnig, langsamer Rückgang der Lawinengefahr. Nach einer klaren Nacht war es am Donnerstag überall sonnig. Es wehte ein mehrheitlich schwacher Wind aus nördlichen Richtungen. Die Lawinengefahr nahm langsam ab. In grossen Teilen vom nördlichen Alpenkamm, im Wallis, in Graubünden und im Tessin wurde die Lawinengefahr noch mit erheblich (Stufe 3) eingeschätzt, wobei die Gefahrenstufen meist auf höhere Lagen beschränkt waren. In den übrigen Gebieten vom Alpennordhang herrschte mässige Lawinengefahr (Stufe 2).

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Anseilgurt, Pickel, Stöcke, GPS-Maschine

Parameter 1. Tag:
Tour-Datum: 25. Februar 2015
Schneeschuhtouren Schwierigkeit: WT3 (Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung)
Strecke: 4.6 km, Gemmibahn Bergstation 2346 m – Gemmipass 2268 m – Lammerendalu P.2262 – Lämmerenboden – Steilstufe P.2312 – Lämmerenhütte SAC 2502 m
Aufstieg: 284 m
Abstieg: -121 m
Benötigte Zeit: 1 Std. 30 Min.

Parameter 2. Tag:
Tour-Datum: 26. Februar 2015
Schneeschuhtouren-Schwierigkeit: WT5 (Alpine Schneeschuhtour)
Hochtouren-Schwierigkeit: WS
Strecke: 13 km, Lämmerenhütte SAC 2502 m – Wildstrubelgletscher – Wildstrubel Mittelgipfel 3242 m – Abstieg bis Lämmerenhütte auf ungefähr gleicher Spur – Lämmerenhütte – Steilstufe P.2312 – Lämmerenboden – Lammerendalu P.2262 – Gemmipass 2268 m – Gemmibahn Bergstation 2346 m
Aufstieg: 950 m
Abstieg: -1100 m
Laufzeit Zeit ohne Pausen: 4 Std. 50 Min.
Laufzeit mit Pausen: 6 Std. 55 Min.

Gemsfairenstock (2971 m)

An diesem Freitag fiel uns die Entscheidung sehr leicht! Bergwetter vom Feinsten, Ferienzeit und eben ein Wochentag (Grossandrang war also nicht zu erwarten). Einzig die Einladung vom Abend bei Freunden setzte uns (zeitliche) Grenzen, welche wir gerne in Kauf nahmen. Der Gemsfairenstock (2971 m) – nach zwei Besteigungen im Winter sollte es jetzt mal eine Begehung dieses Fast-Dreitausenders im Sommer sein. Auf der Anfahrt zum Ausgangspunkt zwischen Glarus und Schwanden leuchtete uns das Tagesziel schon entgegen. Auf dem grossen Parkplatz bei der Kirche in Urnerboden standen schon ein paar Autos; von diesem sind es ein paar Schritte zur Seilbahn Urnerboden-Fisetengrat. Der freundliche Bediener erklärte, dass man heute durchgehend fahre – ohne Wartezeit konnten wir in die kleine 6er-Gondel einsteigen (Fr. 18.00 für eine Berg- und Talahrt), und so die ersten 650 Höhenmeter in wenigen Minuten bewältigen. Die Bergstation steht ein paar Hm unterhalb des Fisetenpasses (2036 m). Der Ausblick vom Pass fesselt – wer will, kann auf den massiven Holzbänken und -tischen einfach nur die Aussicht geniessen – oder gar einen Jass klopfen (Karten sind in der Schublade vorhanden!). Wir zogen sofort weiter auf dem Wanderpfad, welcher Richtung Klausenpass weist. Achtung: wer, wie wir kurz nach dem ersten Zaun geradeaus weiter läuft, verpasst die in Richtung Ober Orthalten verlaufende weglose Strecke entlang dem Grat. Unseren Irrtum bemerkten wir nach etwa 700 m (auf halber Strecke zum Hasentrittli). Nach eine Blick auf die Karte verliessen wir den Pfad an geeigneter Stelle um jetzt halt direkt steil aufzusteigen – weglos durch trockene und steinige Rinnen erreicht wir nach ca. 130 m Aufstieg den Grat, und wenig später dann das Rund Loch – diese geologisch spannende Stelle kannten wir von unseren Schneeschuhtouren. Ab hier stimmte unsere Orientierung wieder. Auf Ober Sulzbalm eine kurze Trinkpause mit genussvollen Ausblicken – die Fernsicht war ausgezeichnet (siehe Bilder). Vor uns die auf ca. 2560 m liegende steile Schlüsselstelle unterhalb der Felswand – über diese Steilstufe war ein Felsband zu bewältigen. Von unten gut sichtbar war zu erkennen, dass der Pfad links und in der Querung oberhalb des steilen Schneefelds verlief. Die Stelle war bei genügend Vorsicht gut zu meistern; im Abstieg dann, wie sich zeigte eher etwas schwieriger, weil geröllig und rutschig. Der Steinmann oberhalb markierte, dass wir es geschafft hatten. Anmerkung: die Stelle kann evtl. unterhalb des Schneefelds rechts herum umgangen werden, jedenfalls haben wir diese Variante mal im Winter im Abstieg mit Schneeschuhen gewählt. Wir hielten uns an die vielen wegweisenden grösseren und kleineren Steinmänner. Den Langfirn im Blickfeld umgingen wir ostwärts – also von der Winterroute abweichend. In diesem Streckenabschnitt hoch bis zum Gemsfairenjoch waren die Steinmänner sehr gute Hilfen. Immer wieder galt es (teilweise) steile Schneefelder zu überqueren resp. hochzusteigen. Der Schnee war gut zu treten – Steigeisen wären kaum hilfreich gewesen. Aber Konzentration war nötig – schliesslich wollten wir nicht in die Felsen rutschen. Dann beim P. 2750 eine schöne Kraxelstelle (I) über ein paar Felsen, die ohne Hilfen gut zu meistern war. Auch hier war Konzentration gefragt – immerhin ging‘s hier ca. 450 m runter. Danach folgte der weitere Aufstieg über eine geschlossene Firnschneedecke bis zum Gemsfairenjoch (2846 m). Nun erschien auch der etwa 700 m entfernte Gipfel. Die letzten 130 Aufstiegsmeter führten über den obersten Abschnitt des Langfirns – steil aufsteigend über gut trittigen Firn. Alternativ wäre auch der Aufstieg über den Felsgrat möglich (T4). Unterhalb des Gipfels war ein markanter und felsiger Grataufschwung zu bewältigen – eigentlich unschwierig, ausser man lässt sich vom hier urplötzlich auftauchenden Tödi zu stark ablenken. Heute gehörte der Gipfel uns alleine. Das verleitete zu einer ausgiebigen Gipfelrast – bei Windstille und gefühlten 20°. Rund herum das grossartige Panorama mit den prominenten Clariden, Tödi, Bifertenstock – und tollem Blick zur Claridenhütte hinunter; sogar die Planurahütte war gut zu sehen. Für den Abstieg entschieden wir uns für die Aufstiegsroute über das Gemsfairenjoch, in der Absicht, die etwas ausgesetzte Kletterstelle bei P. 2750 östlich zu umgehen – was auch gelang. Dennoch forderte uns auch der Abstieg mit den steilen Schneefeldern. Ab und zu hatten wir etwas Mühe, uns zu orientieren – aber die vielen Steinmänner waren hilfreich. Bald erreichten wir die schon erwähnte Steilstufe wieder, in welcher der Felsriegel zu bewältigen war. Hier ist im Abstieg erhöhte Vorsicht geboten – ein Ausrutscher über das steile Schneefeld hinunter wäre fatal. Alles gut gegangen – rasch erreichten wir wieder Ober Sulzbalm und kurz darauf das Rund Loch. Jetzt achteten wir darauf, hart am Grat abzusteigen – der Pfad war hier stellenweise nicht durchgehend zu erkennen. Kurz vor dem Fisetenpass erreichten wir dann wieder den via Gemsfairenhüttli zum Klausenpass führenden Wanderweg, und wenig folgte die Talfahrt mit der Seilbahn.

Fazit:
Zu unserer Überraschung trafen wir ab ca. 2600 m Höhe auf noch immer ziemlich dicke Schneefelder – gut möglich, dass diese sich während des Sommers nicht vollständig zurück bilden. Jedenfalls haben wir in den Berichten anderer Bergsteiger schon bedeutend weniger Schnee gesehen. Und: ist das jetzt schon eine (allerdings leichte) Hochtour? Wir meinen, dass dieses Prädikat schon zutrifft – jedenfalls bezogen auf die angetroffenen Verhältnisse. Wie auch immer: ein wunderbares Bergerlebnis. Und eine ausgezeichnete Vorbereitung auf den abendlichen Gourmet-Treff bei Freunden.

Wetterverhältnisse:
Sonnig, hochsommerlich, oben erträglich warm (ca. 20°), windstill.

Hilfsmittel: Stöcke, Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 18. Juli 2014
Schwierigkeit: T4, Hochtour L, Kletterstelle I: 10.5 km, Bergstation Seilbahn Urnerboden-Fisetengrat (2033 m) – Fisetenpass – Ober Orthalten – Rund Loch (2287 m) – Ober Sulzbalm – P.2750 – Langfirn – Gemsfairenjoch (2846) – Gemsfairenstock (2971) – Abstieg auf gleicher Strecke
Aufstieg: 973 m
Abstieg: 986 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std.
Tageszeit: 09:20 bis 15:20 Uhr

Allalinhorn (4027 m) – unser zweiter Viertausender

Nach dem gestrigen Erholungstag war für den 5. und letzten Tag unseres Saas-Fee-Aufenthalts ein 4000er angesagt – das Allalinhorn. Der Vortag war etwas durchzogen, und wir nutzen diesen für eine Bahnfahrt bis Mittel-Allalin, um uns mental auf den folgenden Gipfeltag vorzubereiten.

Zu unserer Tour: wie schon seit Tagen vorausgesagt, heute tatsächlich Kaiserwetter – welch ein vollkommenes Glück! Um 8 Uhr trafen wir in Saas Fee unseren Bergfreund Michael und Bergführer Gerald Zimmermann aus Visperterminen. Bereits auf der Bergfahrt bemerkten wir, dass mehr Skifahrer (Ski-Nationalmannschaften Norwegen, Polen, Deutschland, Schweden, Russland, usw. im Training) als Bergsteiger hochfahren wollten. Oben auf Mittel-Allalin dann die Bestätigung: heute wird es nicht der gewohnte Ansturm werden – wir zählen höchsten 7 bis 8 Seilschaften. Nach kurzer Information durch den BF montierten wir die Eisen, und los ging es um kurz vor Acht. Am oberen Ende des flachgewalzten Teilstückes von ca. 700 m nahm uns Gerald ans Seil. Die Spur war gut getreten und noch hart genug. In ruhigen Schritten stiegen wir an, ziemlich weit nach W ausholend, weil Gerald richtigerweise einschätzte, dass bei dieser Streckenführung die Aussicht auf unser Tagesziel besonders attraktiv sei. Ausserdem konnten wir so die von unten nicht genau einsehbare Serac-Zone umgehen. Ungefähr ab km 1.6 wurde es dann (in der Falllinie) steil, oft um die 30°. Gerald schätzte unser Leistungsvermögen sofort richtig ein und wählte das Tempo so, dass es für uns ein wirklicher Genuss war; jedenfalls stieg mein Puls nicht über 120. Kurz vor dem Feejoch dann etwas Nervenkitzel, weil ein Grat zu begehen war, links ein sehr steiles Eisfeld, rechts eine Riesenspalte – also konzentriert und ruhigen Schrittes rüber. Nach etwa hundert Minuten und einer Distanz von ca. 2.8 km erreichten wir das Feejoch – wo eine kurze Trink- und Verpflegungspause angesagt war. Und natürlich fotografieren – denn jetzt öffnete sich der Ausblick Richtung Matterhorn, Gornergrat, Monte Rosa. Uns allen ging es prima – kaum Spuren von Anstrengung. Vor uns der anvisierte Gipfel – stürmen wir also los! Der Schlussanstieg von 200 Hm auf einer Strecke von etwa 800 m hat eine durchschnittliche Neigung von 25°, mit Stellen >40°. Nach ca. 25 Min. erreichten wir über eine felsige und vereiste, steile Stufe den Vorgipfel. Jetzt noch den Gipfelgrat, welcher wenig ausgesetzt war, dann noch den kleinen Gipfelaufbau – und schon standen wir oben. Welch ein grossartiges Gefühl! Dank einem Super-Bergführer fühlten wir uns jederzeit sicher und professionell geführt – herzliches Dankeschön, Gerald! Jetzt ein paar Gipfelbilder, Gratulationen zum Gipfelerlebnis, und zurück zum Vorgipfel, wo es ausreichend Platz gab für eine Gipfelrast und Fotos. Nebenbei: auch wenn das Allalinhorn als ein 4000er der leichten Art gilt – schaffen muss man es schon selbst! Und das Allalinhorn bietet eine einmalige Weitsicht: Berner, Innerschweizer, Bündner, Mont Blanc, Gran Paradiso, Tessiner Seen, Piemont, Poebene, usw.

Der Abstieg bis zum Feejoch dann auf der Aufstiegsspur. Hier entschied sich Gerald für die Direttissima, weil kürzer und der Überblick von oben auf die Seracs geboten war. Da war dann noch eine kritische Stelle zu meistern, eine schmale Schneebrücke in einer Steilstufe mit Abrutsch- und Einbruchgefahr. Mit entsprechender Sicherung und Vorsicht gelang das gut. Auf dem Pistengelände angelangt, erreichten wir schnell wieder Mittel-Allalin. Glücklich darüber, es geschafft zu haben – und das erst noch ohne erkennbare Ermüdung. in tolles Bergerlebnis!

Fazit:
Der Höhepunkt unserer Saas-Fee-Tage! Bestes Wetter, Klasse-Team, alles hat gestimmt. Und ein bisschen Stolz schwingt mit – gell Michael!

Wetterverhältnisse:
Hochsommerliches Bilderbuch-Wetter

Hilfsmittel:
Hochtourenausrüstung (Steigeisen, Klettergurt, 2 Karabiner, Prusik, Eispickel), Stöcke; GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 20.08.2013
Schwierigkeit: L (Hochtour), I (UIAA-Skala)
Berg- und Talfahrt ab Saas-Fee Talstation Alpin Express (1778 m) bis Station Felskinn (2989 m), dann mit der U-Bahn (Metro Alpin) bis Mittel-Allalin (3457 m)
Strecke: 6.7 km, Station Mittel-Allalin (3457 m) – Feejoch (3826 m) – Allalinhorn (4027.4 m)
Aufstieg: 704 m
Abstieg: -741 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 36 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 23 Min.

3 Tage Genusswandern über Zermatt: Trift 2337 m – Mettelhorn 3405 m – Höhbalmen 2665 m

Seit Tagen Superwetter-Vorhersagen für unsere 3-Tagestour in Zermatt! Und so war es dann auch. Also stand dem schon länger geplanten Projekt nichts im Wege. Michael aus Bielefeld war wie geplant dabei, wichtig deshalb, er war (und ist) doch unser Wettergarant(!). Und um es vorweg zu nehmen: wir erlebten wunderschöne Tage im ruhigsten Teil von Zermatt – einmalige Aussichten auf die viele Viertausender, welche sich in dieser Gegend inflationär versammeln.

Tag 1: Zermatt – Trift
Zu dritt also durchwanderten wir ab Bahnhof Zermatt die überfüllte Bahnhofstrasse, um diese bei der GramPi’s Bar fluchtartig zu verlassen und hochzusteigen über Alterhaupt, vorbei an der von weitem sichtbaren, spektakulär gelegenen Pension Edelweiss. Immer entlang des Triftbachs resp. dessen Schlucht erreichten wir nach zwei Stunden das Ziel des ersten Tages, das Hotel du Trift (2337 m), eigentlich ein Berggasthaus. Hier wurden wir sehr herzlich willkommen geheissen von Fabienne und Hugo Biner. Sowohl dem selbstgemachten, sagenhaft guten Eistee, wie auch der Apfelwähe konnten wir nicht widerstehen – auch nicht dem Trift-Kafi. Sichtlich stolz berichtete Hugo heute 64 Küchenstücke von 17 Kilogramm Äpfel hergestellt zu haben – selbstverständlich ausverkauft! Draussen vor dem Haus bewunderten wir die beeindruckende Bergwelt mit ihren Gipfeln (Ober Gabelhorn, Trifthorn, Wellenkuppe, Zinalrothorn, usw.)  – der Blick hinauf zur Rothornhütte SAC war ebenfalls ungetrübt. Noch mehr bewunderten wir die zwei jungen und mutigen Bergsteigerinnen aus Zürich, die soeben vom Zinalrothorn (4221.2 m) zurückkamen, und sich an der Sonne die wohlverdiente Stärkung gönnten. Und: plötzlich erscheint ein bergwärts joggender Simon Anthamatten, der sich für eine kurze Verschnaufpause an den Tisch setzte – unterwegs zur Rothornhütte, wo er von Kunden erwartet wird. Um 19 Uhr wurde uns ein Viergangmenü serviert; über die Küchenleistung konnten wir nur staunen – grosses Kompliment an die Biner’s! Kurz vor zehn ging es ab in die Federn – die absolute Ruhe hier oben kontrastierte mit dem Lärm unten im «Dorf», der allerdings hier nicht wahrzunehmen war.

Tag 2: Trift – Mettelhorn – Trift
Erstklassig ausgeschlafen und erholt, starteten wir nach dem Frühstück in Richtung Mettelhorn. Dieser nicht besonders schöne, dafür aber aussichtsreiche Gipfel wird gerne als der zweithöchste Trekkinggipfel in der Schweiz gesehen. Aufgrund solcher Publizität befürchteten wir eine Völkerwanderung, die allerdings nicht eintrat. Direkt hinter dem Hotel du Trift stehen Schilder mit der Vorgabe für heute: von 3 Std. 40 Min. Auf Vieliboden (2453 m) teilte sich der Bergweg – links über eine Gletschermoräne hoch in Richtung Rothornhütte – wir «blinkten» rechts. Nach einem steilen Aufstieg mit einigen grossen Tritten erreichten wir die Hochebene Triftchumme – was für eine Augenweide von einem Naturparadies! Im «Rückspiegel» erblickten wir, wie sich hinter Höhbalmen das Matterhorn zaghaft aufbaute. Vor uns begann es jetzt ziemlich anzusteigen, anfänglich auf gutem Pfad, dann zunehmend über Geröll – immer gut begleitet von vielen Steinmannli (oder -fraueli). Links die Felswand Böse Tschuggen (3047 m), rechts das flache Wisshorn (2927 m), vor uns das Platthorn (3344 m), welches uns vorerst die Sicht auf das Tagesziel versperrte. Erst oben auf Furggji (3186 m) weitete sich der Blick – geradeaus vor uns nun das Mettelhorn (noch mit Wolken umhüllt), und dazwischen ein mässig steiler Gletscher (der wohl oberste Teil des Hohlichtgletschers), den es zu queren galt. Spätestens jetzt mutierte die Trekking- zur (allerdings leichten) Hochtour. Den Rat von Hugo Biner (auch Bergführer und Skilehrer) befolgend, montierten wir die Eisen. Auch wenn eine gute Trittspur vorhanden war, fühlten wir uns so auf der ca. 500 m langen Eisspur sicherer – Spalten in unmittelbarer Nähe der Spur sahen wir keine. Oben, genau in der Mitte zwischen Platthorn (3344 m) und Mettelhorn (3405 m) standen wir auf der steil Richtung Zermatt abfallenden Wand und hatten die letzten 150 Hm vor uns; in Serpentinen auf gut sichtbarer und trockener Spur erreichten wir nach 15 Minuten den Gipfel – auf den letzten Metern bis zum höchsten Punkt kraxelten wir über einige Felsplatten und -blöcke. Der Gipfel selbst ist ziemlich ausgesetzt und bietet wenig Platz. Das vor uns aufgestiegene Pärchen aus Kanada «besetzte» den höchsten Punkt und wartete gaaaaanz ungeduldig darauf, dass sich das «Horu» endlich zeigte. Die Zeit vertrieben sie sich mit «hemmungslosem» Genuss von Toblerone… sympathisch… Mittlerweile zeigte sich die richtige Toblerone (s’Horu natürlich), so wie uns Michael garantierte. Dann zogen wir es vor, an den Gletscherrand abzusteigen; dort hat sich in den vergangenen Jahren ein kleiner See gebildet. Mit Blick auf die mächtige Weisshorn-Pyramide (4506 m) genossen wir bei angenehmen 12 Grad die Rast. Eigentlich wollten wir hier die Weisshorn-Pyramide spiegeln, aber das Seelein war grösstenteils gefroren. Dann ging es zurück über den Gletscher bis Furggji, und von hier der Abstieg auf gleichem Weg hinunter Richtung Vieliboden. Mittlerweile strahlte die Sonne richtig intensiv, so dass wir uns oberhalb des schönen und grünblau leuchtenden Sees, welcher unterhalb der Wand des Böse Tschuggen lag, zu einer ausgiebigen Mittagsruhe niederliessen. Bei dieser Gelegenheit genossen wir das wunderbare, wechselnde Farbenspiel, welches sich uns bot; jedenfalls sahen wir im Vergleich zum vormittäglichen Aufstieg völlig veränderte Farben. Der Rest ist rasch erzählt: Abstieg auf den wunderbar grünen und weichen Vieliboden, dann der steile Abstieg hinunter zum Ausgangspunkt Hotel du Trift. Und hier natürlich Wiederholung des Vortagesprogramms: sagenhaft guter Eistee, Apfelwähe und – Trift-Kafi (Hugo ist auch ein sympathischer und guter Verkäufer!). Um 19 Uhr dann wiederum ein erstklassiges Viergangmenü (u. a. Riz Casimir!).

Tag 3: Trift – Höhbalmen – Zmutt – Zermatt
Nach einer weiteren unglaublich ruhigen und erholsamen Nacht nochmals ausgiebiges Frühstück und (leider) Abschied von diesem Trift-Superteam. Bei bestem Wetter bewältigten wir den einstündigen Aufstieg zur ca. 330 m höher liegenden Höhbalmen, angetrieben von der ungeduldigen Erwartung, dass der Blick aufs Horu frei werde. Nach ca. 2.5 km war es dann soweit – was für ein einmaliges Panorama (siehe Bilder)! Spätestens hier erinnern wir uns an unseren Vorsatz, genussvoll zu wandern. Also erst mal reichlich Pause, und natürlich fotografieren. Erstaunlich wenig Leute hier – die Saison scheint gelaufen – gut für uns. Allmählich machten wir uns wieder auf den Weg, immer auf einer Höhe von ca. 2600 bis 2700 m, und immer das einmalige 360-Grad-Panorama auf die vielen Viertausender. Jetzt verstanden wir auch, weshalb dieser Abschnitt nach Meinung vieler als eine der allerschönsten Höhenwanderungen gilt. Das mit dem «Genusswandern» nahmen wir dann etwas zu grosszügig – jedenfalls bemerkten wir schon während des Abstiegs über Arben zum Zmuttgletscher und zu den unterhalb angelegten Ausgleichsbecken, dass wir den Abstecher in die Schonbielhütte vertagen würden. Beim Zmuttbach oberhalb Stafel angekommen, entschieden wir endgültig, die Hütte auszulassen. Schliesslich lag vor uns, etwas oberhalb Chalbermatten, noch der wegen Felssturzgefahr – allerdings reizvoll angelegte – Umweg (Abstieg und Wiederaufstieg von ca. 100 Hm). Leicht angetrocknet und auch ausgehungert erreichten wir schliesslich das Beizendorf Zmutt. Hier liessen wir uns nieder, selbstverständlich unter Inanspruchnahme der gut ausgebauten Gastro-Infrastruktur – wie wär’s zum Beispiel mit Älplermakkaroni (lecker!). Nun gut, für den weiteren Abstieg nach Zermatt hinunter waren wir gestärkt – gegen halb fünf hatte uns die Zivilisation wieder. Abschied von unserem Bergfreund Michael, der in seine langjährige Ferien-Niederlassung nach Grächen weiterzog. Wir hingegen hatten keine Mühe, im uns seit Jahren bekannten Zweisternhaus Alphubel eine Bleibe für eine Nacht zu finden (ohne Voranmeldung!). Die für Zermatter Verhältnisse sehr günstigen Fr. 85.00/Nacht und Person inkl. Frühstücksbuffet strapazierten unser Budget nicht, so dass wir uns sogar einen gemütlichen Abend im uns bestens bekannten Schäferstübli leisten konnten; Gigot vom Holzfeuer von Zermatter Schwarznasenschafen und dazu herrlicher Kartoffelgratin – und eine Flasche Humagne Rouge – sowas gehört für uns zum Genusswandern. Danke Michael, und gerne wieder einmal!

Zu den Bildern resp. den Bildlegenden: meine Kenntnisse über die zahlreichen Gipfel sind im Vergleich zu Michael schwach – so dass ich in den nächsten Tagen sehnlichst präzisierende Hinweise von ihm erwarte – der kennt nämlich alles, was sich +/- 4000 m erhebt! Und das ganz ohne Eifone und TschiPiEss.

Fazit
Eine 3-Tagestour der Superlative auf der sehr ruhigen Talseite oberhalb von Zermatt.

Parameter 1. Tag (Zermatt – Trift):
Tourdatum: 13. August 2012
Schwierigkeit: T2
Strecke: 3.6 km
Aufstieg: ca. 725 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 2 Std. 10 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std.

Parameter 2. Tag (Trift – Mettelhorn – Trift):
Tourdatum: 14. August 2012
Schwierigkeit: T4, Hochtour L
Strecke: 9.9 km
Aufstieg: ca. 1077 m
Abstieg: ca. -1059 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 8 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std. 15 Min.

Parameter 3. Tag (Trift – Höhbalmen – Zmutt – Zermatt):
Tourdatum: 15. August 2012
Schwierigkeit: T2
Strecke: 16.6 km
Aufstieg: ca. 597 m
Abstieg: ca. -1285 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 8 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 6 Std.

Pizol 2844 m – am 1. August

Keine Angst – Patriotismus war nicht der Antrieb, um am Nationalfeiertag einen prominenten Sankt Galler-Gipfel zu besteigen. Vielmehr war es das wunderbare, fernsichtige Wetter, welches uns dazu brachte, das erste Mal den Pizol zu erklimmen. Mit Gondelbahn und Sessellift ab Bad Ragaz über Pardiel nach Laufböden. Start um 09.40 Uhr. Ziemlich forsches Tempo vorbei am Wangser See und an der Pizolhütte, hinauf zur Wildseeluggen. Schiesslich wollten wir die letzte Talfahrt der Sesselbahn ab Laufböden um 16 Uhr nicht verpassen. Ab Wildseeluggen trennten wir uns vom Tross der 5-Seen-Wanderer. Nun wurde es ruhiger und das bei schönstem Wetter; der Wildsee leuchtete grünblau – phantastisch! Bald ging es ruppig durch grössere Blocks, dann etwas steiler über Geröll zum Pizolgletscher – oder das was von ihm noch übriggeblieben ist. Die Steigeisen konnten wir im Rucksack lassen, der Schnee war zu weich; entsprechend mühsam (im Schnee immer wieder einsinkend) ging es am linken Gletscherrand steil aufwärts bis zum Pizolsattel. Was für eine grandiose Aussicht bereits hier! Den Gipfel wollten wir nach Möglichkeit auch noch besteigen. Wir wagten es – und schafften es ohne Probleme (>T4). Unter dem Gipfelaufbau war eine heikle, aber fixseil-gesicherte ausgesetzte Traverse zu bewältigen – schwindelfrei sollte man hier also schon sein. Dann folgten noch ein paar Kraxeleinlagen (Kletterstellen I) und schon standen wir auf dem heute rege besuchten Gipfel. Nach dem Genuss des grandiosen Rundum-Panoramas machten wir uns wieder auf den Abstieg auf derselben Strecke. Auf dem Firn eine nicht ungefährliche Rutschpartie (schliesslich wollten wir nicht in den Felsbrocken „landen“). Die Steigeisen hätten allerdings kaum etwas gebracht, weil man immer wieder tief einsank. Zurück auf Wildseeluggen, war dort mittlerweile Ruhe eingekehrt. Die Wanderschar ist wohl schon am Ziel… Auf der sonnigen Terrasse einen Halbliter Schorle, und weiter ging es nach Laufböden, wo wir um 15:45 Uhr ankamen und die Talfahrt antreten konnten. Ein wunderbarer Nationalfeiertag war das!

Wetterverhältnisse:
Hochsommerliches Wetter, ca. 20 bis 24°, windstill, gute Fernsicht

Hilfsmittel:
Bergwanderschuhe, Steigeisen; Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 1. August 2010
Schwierigkeit: T4+, Kletterstellen I, Hochtour L
Strecke: 11.7 km, Laufböden – Wangser See – Pizolhütte 2221 m – Wildseeluggen 2492 m – Pizolgletscher – Pizolsattel 2844 m – Abstieg auf gleicher Strecke
Aufstieg: ca. 814 m
Abstieg: ca. 814 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 3 Std. 45 Min.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 6 Std.
Tageszeit: 09:45 bis 15:45 Uhr

Breithorn (4164 m) – unser erster Viertausender

Am 9. August 2009 war es soweit! Nachdem wir bereits am Mittwoch nach Zermatt angereist waren, um uns an die Höhe zu gewöhnen, trafen wir uns am Donnerstagvormittag auf dem Bahnhofplatz in Zermatt mit den anderen Gruppen-Mitgliedern für vier Tage The Best of Monte Rosa. Ein erstes Sich-Kennenlernen, Materialfassen, und dann gings los mit der Gornergratbahn bis Rotenboden, von dort zum Tagesziel (damals noch alte) Monte Rosa-Hütte. Am Freitag früh dann Trekking über die gesamte Länge des Gornergletschers hinunter bis Zermatt-Furi. Am Samstag (3. Tag) Gondelfahrt bis Schwarzsee, dann Trekking über Hirli-Furggletscher-Theodulgletscher-Gandegghütte, unserem Nachtquartier. Vor lauter nervöser Spannung kaum Schlaf, dafür eine wunderbare, sternenklare Nacht.

Am Sonntag dann das grosse Ziel vor Augen: unser erster Viertausender – das angeblich einfache Breithorn mit 4164 m Höhe. Wenn wir jetzt auch noch (wie schon viele Bergsteiger vor uns) darüber berichten, dann halt zugegebenermassen mit einem gewissen Hang zur Selbstdarstellung, vor allem aber auch, weil es so erinnerungsreich schööööööööööön war.

Ab Gandegghütte kurzer Abstieg zur Station Trockener Steg, dann mit der spektakulären Schwebebahn aufs Klein Matterhorn. Der Sprint auf das Zermatter Breithorn fand bei besten Wetterbedingungen statt. Und um es zu bestätigen: die Schwierigkeiten hielten sich in Grenzen. Gute, noch hartgefrorene Spur, auf dem Plateau verdächtig wenige (sichtbare) Spalten, im ziemlich steilen und der Höhe wegen konditionell doch etwas fordernden Aufstieg zum Grat dann schon einige Spalten, welche unser Guide voll im Griff hatte. Der Gipfelgrat war nicht ausgesetzt – Stolpern sollte man trotzdem nicht. Hin und zurück
5.8 km in knapp 3 Std. und dabei 420 Steigungsmeter zurückgelegt; unsere 6er-Seilschaft arbeitete gut zusammen. Unterwegs dann schon sehr eindrückliche Bilder: phantastische Bergwelt, unerhörte Tiefblicke – und leider oft auch fahrlässig bergwärts ziehende Bergwanderer. Beispiel: ein asiatischer Einzelgänger ohne Steigeisen, welcher die grosse Kurve mit einer Direttissima umging – und dabei Glück hatte… Wir jedenfalls würden auch eine wenig schwierige Tour (immerhin handelt es sich um eine Hochtour) niemals ohne Bergführer, und schon gar nie ohne entsprechende Vorbereitung und Ausrüstung (Klettergurt, Seil, Pickel, Steigeisen, Schutzbekleidung) in Angriff nehmen.

Auf dem Breithorn-Gipfel dann ein Kommen und Gehen, fast wie auf dem Bahnhofplatz in Zermatt. Trotzdem: für uns beide ein grosser Tag, welcher uns motivierte, den einen oder anderen weiteren 4000er zu machen…

Fazit:
Unser erster Viertausender – grossartig!

Wetterverhältnisse:
Ideales Hochtouren-Wetter

Hilfsmittel:
Hochtourenausrüstung (Steigeisen, Klettergurt, 2 Karabiner, Prusik, Eispickel), Stöcke; GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 09.08.2009
Schwierigkeit: L (Hochtour)
Berg- und Talfahrt Klein Matterhornbahn
Strecke: 5.8 km, Station Klein Matterhorn (3817 m) – Breithornplateau –
Breithorn (4164 m)
Aufstieg: 422 m
Abstieg: -422 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 3 Std. 30 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 55 Min.