Archiv der Kategorie: Italien

Ticino 4|4: Auf den Monte Sasso del Ferro (1062 m) – rauf und runter mit der Kübelbahn

Susanne’s und Richi’s Vorschlag, mit der originellen Kübelbahn auf den Sasso del Ferro zu «steigen», folgten wir mit Vergnügen. Die Fahrt von Pura über Ponte Tresa – Luino nach Laveno. Etwas oberhalb der Dorfmitte liegt die Talstation der Bergbahn. Für die Besteigung der offenen, langsam fahrenden «Kübel» gibt es klare Regeln – 2 Personen dürfen rein, einer nach dem anderen und im Abstand von vier Metern. Je nach Gemüt der GipfelstürmerInnen kommt ein mehr oder weniger mulmiges Gefühl auf (bei uns doch nicht…). Für 7 Senioren-Euro rauf und runter – kein ruinöses Erlebnis für dieses einmalige Spektakel. Die Bergstation steht am Westhang des Bergs auf 974 m.ü.M. neben einem Restaurant. Die Fahrt für die ca. 1300 m lange Strecke, auf der 780 Höhenmeter bewältigt werden, dauert 15 Minuten. Oben angekommen, liessen wir es uns nicht nehmen, den 88 Meter höherstehenden Gipfel Sasso del Ferro doch noch per pedes zu besteigen – 15 Minuten rauf, und gleich viel runter. Das war wohl kaum ausreichend, die zuvor verzehrte Crostata zu verbrennen. Auf dem Gipfel steht eine Skilift-Ruine aus besseren Zeiten. Der Ausblick sowohl vom Gipfel wie auch von der Plattform der Bergstation ist schlicht phänomenal – aber lassen wir die Bilder sprechen, die sind ohnehin eindrücklicher als Worte.

Fazit:
Sowas haben wir seit Jahren nicht mehr erlebt; die kürzeste Gipfelbesteigung unseres Lebens. Lohnend war es alleweil…

Wetterverhältnisse:
Schönes Herbstwetter, der schönste Tag dieser Woche, ca. 18 bis 26° C

Ausrüstung:
Normale Laufschuhe

Parameter:
Tour-Datum: 24. September 2021
Schwierigkeit: T2
Strecke: 1.3 km, siehe Google Maps am Ende dieses Berichts
Aufstieg: ca. 88 m
Abstieg: ca. 88 m

Piemont 2|2: Spazierrunde im Land des Ruchè nach Castagnole Monferrato

Nach dem gestrigen Abendprogramm mit mehrgängigem Menü und starkem Gewitter (52 mm Wasser kamen herunter…) war heute eine Verdauungsrunde angesagt. Durch Weinberge und über sanfte Hügel zu spazieren, das macht richtig Spass. Wir starteten wiederum direkt von unserem mitten in den Weinbergen gelegenen Domizil. Vorbei am Hauptgebäude der Cascina Terra Felice führte die Runde erst bis zum vom Vortag bekannten Aussichtspunkt. Diesmal hielten wir die Richtung (N) bis zur Sp 94, welche wir überquerten. Kurz vor der markant gelegenen Cascina San Pietro verliessen wir die Landstrasse, um leicht abwärtszulaufen, vorbei an wunderbar besonnten Weinbergen. Im folgenden kleinen Tälchen liegt ein kleines, namensloses Seelein. An diesem vorbei erreichten wir bald die Sp14, welche wir nur kurz begingen. Wir zogen es vor, das Städtchen Castagnole Monferrato auf einem Feldweg anzusteuern. Das lohnte sich, begegneten wir doch unterwegs einer Nutria (auch Biberratte oder seltener Sumpfbiber, Schweifbiber, Schweifratte oder Coypu genannt). Das Foto gelang, wenn auch aus etwas grosser Entfernung. Etwas ausserhalb der Dorfmitte fanden wir dann eine Bar, wo wir unsere Flüssigkeitsspeicher auffüllten – Gelati gabs selbstverständlich auch noch… Zurück zur Dorfmitte, dann in Richtung W absteigend, unter einem alten Aquädukt durch, weglos über Ackergelände aufsteigend, erreichten wir wieder die vertrauten Weinberge der Cascina Terra Felice. Im Anschluss an den längeren Spaziergang führte uns Monika durch die eindrücklichen Weinlagen und danach folgte eine kundig geführte Weinverkostung. Am Abend durften wir die Kochkünste von Felice und die herzliche Gastfreundschaft der beiden glücklichen Gutsbesitzer geniessen: Risotto (Carnaroli) mit Funghi porcini, und dazu die ausgezeichneten Weine der Cascina Terra Felice. Nur so viel: einen besseren Risotto haben wir bisher nie gegessen – complimenti e mille grazi…

Fazit:
Eine gemütliche Wein-Wanderung und Verdauungsrunde…

Wetterverhältnisse:
Herrliches Herbstwetter, kaum Wind, viel Sonne, ca. 20 bis 26° C

Ausrüstung:
Leichtwanderschuhe, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 17. September 2021
Schwierigkeit: T1
Strecke: 11.3 km, siehe Google Map am Ende dieses Berichts
Aufstieg: ca. 200 m
Abstieg: ca. -190 m
benötigte Zeit inkl. Pausen: 3 Std. 35 Min.
benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 05 Min.
Tageszeit: 11:00 bis 14:35 Uhr

Piemont 1|2: eine Runde über Scurzolengo – Portocomaro

Der runde Geburtstag von Richi musste gebührend gefeiert werden – über die Zahl wird hier zurückhaltend geschwiegen… Eine Genussreise ins Piemont mit unseren Bergfreunde Susanne und Richi – Pandemie-bedingt mehrmals verschoben – konnte jetzt endlich durchgeführt werden.

Dem gestrigen Trip nach Barolo und La Morra und dem Abendprogramm folgte heute ein für italienische Verhältnisse untypisch reichhaltiges Frühstück – danach war etwas Bewegung angesagt. Wir starteten direkt ab unserem mitten in den Weinbergen gelegenen Domizil, dem kleinen, aber feinen B&B Casa Monika auf Cascina Terra Felice. Die ca. 8 ha Weinberge liegen in unmittelbarer Nähe auf einer Höhe von 200 bis 250 m.ü.M. und gehören zur Ortschaft Castagnole Monferrato. Zurzeit ist Weinlese, Sauvignon Blanc und Ruchè sind schon eingebracht, in den nächsten Tagen folgen Barbera, Merlot und Syrah. Unsere kleine Tour führte am Hof der Cascina vorbei in Richtung N, leicht ansteigend bis zu einem Aussichtspunkt, der mit soliden Bänken und Tischen zur Rast einlädt. Zu früh für uns; beim Wanderwegweiser hielten wir nach links, um über den WW Nr. 507 das langgezogene Hügeldorf Scurzolengo zu erreichen. Doch erst folgte ein Abstieg von ca. 90 Hm in ein kleines Tälchen, und der Aufstieg zum 90 m höher liegenden Ort, der von einem riesigen, ehemaligen Castello dominiert wird. Etwas mehr als 500 Scurzolenghesi wohnen (noch) hier. Am Municipio und an der Piazza (und der geschlossenen Bar) vorbei erreichten wir den höchsten Punkt, um erneut abzusteigen. Hier trafen wir auf eine neu angelegte Haselnuss-Plantage. Dazu muss man wissen, dass im Piemont nebst Wein eben auch Haselnüsse geerntet werden – nein, nicht nur für die industriell produzierte Nuss-Nougat-Creme namens Nutella, sondern für viele andere Köstlichkeiten, so etwa für Gianduja-Schoggi, u.a.m. Nun liefen wir über etwa 3.5 km relativ flaches Gelände, östlich und unterhalb des Dorfes Portocomaro vorbei. Hier wohnen immerhin 2000 Menschen; aus dem Ort stammt die Familie von Papst Franziskus. Wir blieben weltlich und wanderten weiter in Richtung Süd, um schliesslich die Sp 26 zu überqueren, resp. dieser entlang bis zur Verzweigung bei der Sp 38 zu laufen. Bei den Industriegebäuden hielten wir nach links (nach Nord), um wenig später, noch immer auf der Sp 26, nach rechts zu halten, um auf der wenig befahrenen Strasse aufzusteigen. Es folgten ein paar enge Kurven («Links gehen, Gefahr sehen» – gell Doris!). Auf der Höhe angelangt (Weiler Chiccetto), bogen wir links weg, um nach einem Kilometer das uns vertraute Glückliche Land Terra Felice zu erreichen. Da wir auf der gesamten Strecke an keiner einzigen Tankstelle vorbeikamen, genossen wir die flüssige Belohnung auf der Terrasse unserer lieben Gastgeber. Salute🍻!

Fazit:
Eine gemütliche Wein-Wanderung…

Wetterverhältnisse:
Angenehme Herbstwitterung, kaum Wind, bedeckt/wenig Sonne, ca. 18 bis 24° C

Ausrüstung:
Leichtwanderschuhe, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 16. September 2021
Schwierigkeit: T1
Strecke: 10.5 km, siehe Google Map am Ende dieses Berichts
Aufstieg: ca. 230 m
Abstieg: ca. -230 m
benötigte Zeit inkl. Pausen: 3 Std.
benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 30 Min.
Tageszeit: 11:15 bis 14:15 Uhr

Zwei Tage auf den Spuren der Walser (Val Formazza)

Die Geschichte der Walser fasziniert; auf deren Spuren zu wandern, führte uns vom Tessin über den Griespass in die italienische Region Piemont ins Val Formazza (deutsch: Pomatt). Richi’s Idee und ein von ihm aufbewahrter Zeitungsbeitrag aus dem Jahre 2012 waren die Grundlage für unsere zweitägige Wandertour. Zwar haben wir keine Walser angetroffen, welche noch «Pomatter Titsch» sprechen. Immerhin sind in diesem Tal aber die meisten Örtlichkeiten und Lokale zweisprachig angeschrieben. Grund genug, es im folgenden Bericht auch so zu halten.

1. Tag: Alpe Cruina – Cornotal – Griespass – Val Formazza/Pomatt – Ponte/Zum Schtäg)
Anreise bis Airolo am Vorabend; Übernachtung im Hotel Forni (gegenüber Airolo Stazione). Die Haltestelle Cruina (2035 m) an der Nufenenpassstrasse im Val Bedretto erreichten wir mit dem Postauto ab Airolo Stazione nach 30 Min. Fahrzeit kurz vor neun Uhr. Von dort stiegen wir in 55 Minuten zur auf 2333 m.ü.M stehenden Corno Gries-Hütte SAC (auch «Alpenraumschiff» genannt). Erst dort genossen wir den Startkafi – bei formidablem Herbstwanderwetter übrigens. Das Val Corno, das sich von der Hütte bis zum Cornopass hinzieht, ist landschaftlich und geologisch hochinteressant. Kurz vor dem Griespass der fast schon malerische Griessee (ein Stausee, 2386 m) am Rande der Gletscherwelt. Zwischen Nufenenpass und Val Formazza/Pomatt erinnert wenig an das Tessin, wie man es sich landläufig vorstellt. Trotzdem, oder gerade deshalb, ist diese Gegend ein spektakulärer Teil des Südkantons. So wanderten wir also gestärkt weiter, um über die nächsten 2.2 km ca. 180 Hm aufzusteigen. Ein paar Meter über dem grünblau leuchtenden Lago del Corno hielten wir uns an der Verzweigung links (rechts ginge es in Richtung Mändeli nahe der Staumauer und über den seit 2017 wegen Steinschlag gesperrten Wanderweg zum Nufenenpass). Hier befanden wir uns auf dem auf der Kantonsgrenze TI/VS liegenden Cornopass (2485 m); vor uns der Stausee, dahinter der Griesgletscher mit den Gipfeln Rothorn, Blinnenhorn, Klein Blinnenhorn, und links das mächtige Bättelmatthorn (3044 m). Hier fällt sofort auf, dass der nördliche Strom des Griesgletschers nicht (mehr) mit dem Hauptstrom zusammenfliesst. Eindrücklich auch das Panorama bis hin zu den Berner Hochalpen (Lauteraarhorn bis Sidelhorn). Nach wenigen hundert Metern und leichtem Abstieg erreichten wir den Griespass (2458 m), ein Saumpass, welcher auf der Landesgrenze CH/I liegt. Hier öffnet sich der Blick nach Süden, beispielsweise zum Rif. Città di Busto CAI (2482 m) und zum direkt dahinterstehenden Corno di Ban (3028 m). Unter uns die Schwemmebene Valle del Gries mit dem Rio del Gries und der Alp Bättelmatt. Wenige Schritte und etwas tiefer liegend machten wir den kurzen Abstecher zur westlich gelegenen Kapelle, welche drei verunglückten Pfadfindern gewidmet ist und auch als Biwak für vier Personen dient. Die (offene) Hütte kam uns gerade recht, um vor dem starken Südwind geschützt zu rasten (gegen Entrichtung eines angemessenen Obulus). Jetzt der steile Abstieg zur Bättelmatt hinunter, wo über eine Strecke von 2 km 360 Abstiegsmeter zu bewältigen waren – ziemlich steil also, aber gut zu begehen. Wir näherten uns dem Stausee Lago di Morasco, bis zu dessen Mauer aber nochmals 200 Hm Abstieg zurückzulegen waren. Der Zugang zur am nördlichen Zufluss über den See gespannten Hängebrücke ist nicht öffentlich (Eigentum der ENEL). Entlang des Sees erreichten wir rasch die Mauer, von wo zum Weiler Morasco abgestiegen wird. Jetzt noch einen knappen Kilometer bis Riale/Z’Chärbach, einem (musealen) Dörfchen mit hübschen Walser Häusern. Hier steht unübersehbar ein Restaurant mit grossem Garten und dem Namen «Walser Schtuba» – gerade richtig, um unseren Durst zu löschen (kritische Bemerkung: in Sachen Gastfreundschaft hat die Beiz viiiiel Potenzial nach oben☹ – je eine halbe Stunde Wartezeit für Bestell- und Zahlvorgang!). Wir zogen weiter, nach Überquerung der Fahrstrasse links über die Brücke beim Aalts Dorf vorbei. Auf diesem flachen Abschnitt spazierten wir (immer noch locker…) weiter, um über einen kurzen Abstieg La Frua/Uf ä Frütt zu erreichen. Hier folgte der nächste (touristische) Höhepunkt: die Cascate del Toce/Tosafälle; 143 m stürzt das Wasser des Toce ab über eine enge Talstufe hinunter – wirklich sehenswert! Heute Samstagabend werden die Wasserfälle sogar illuminiert und musikalisch beschallt – ohne uns. Vor uns liegen noch mehr als 5 km, zuerst aber der steile und steinschlaggefährdete Abstieg seitlich der Wasserfälle. Vorbei an Sotto Frua/Under Frütt, vorbildlich markiert, weiter bis zur Siedlung Canza/Fruduwald (1412 m), welches wir westlich des Bachs passierten. Vorbei an Grovella/Gurfälu verpassten wir kurz vor Brendo/In dä Brendu eine Abzweigung; direkt vor dem grossen Gebäude des EW korrigierten wir, um die letzten vierhundert Meter bis zum Tagesziel nicht ganz ungefährlich auf der Strasse abzulaufen. In Ponte/Zum Schtäg standen wir fast schon unvermittelt vor dem gegenüber der Kirche liegenden Albergo Ristorante Edelweiss. Kurz nach 18 Uhr eintreffend, wurden wir sehr gastfreundlich empfangen. Die Zimmer verfügen über allen nötigen Komfort, vor allem über die sehnlichst erwarteten Duschen. Sich hinzulegen musste warten, denn schliesslich erwartete man uns um ca. 19 Uhr zum Apéritif und Abendessen. Was uns hier geboten wurde, war beste regionale Küche (z. B. Affettati misti, leckere Gnocchi und Taglierini, Brasato con Polenta, Crostata, und natürlich passende Weine). So wunderte es nicht weiter, dass wir erst gegen elf Uhr in die Heia gefallen sind.

Parameter 1.Tag:
Tour-Datum: 21. September 2019
Schwierigkeit: T2
Strecke: ca. 21 km, ab Haltestelle Cruina (2035 m) – Corno Gries-Hütte SAC – Cornopass – Griespass (2458 m) – Bättelmatt – Lago di Morasco – Riale/Z’Chärbach – Cascata del Toce/Tosafälle – Sotto Frua/Under Frütt – Ponte/Zum Schtäg (1280 m)
Aufstieg: ca. 680 m
Abstieg: ca. 1420 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 6 Std. 10 Min.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 9 Std. 10 Min.

2. Tag (Ponte/Zum Schtäg – Guriner Furggu – Bosco Gurin)
Das mit der «ruhigen und erholsamen Nacht» traf voll zu. Frühmorgens der Blick zum Fenster hinaus: trist das Wetter, unsere Stimmung dennoch im Hoch! Das Frühstück leider nicht vor acht Uhr möglich, was uns verwunderte. Eigentlich wollten wir früher starten, weil am zweiten Tag 1200 Aufstieg und 1000 m Abstieg gefordert waren und wir gerne um 14:35 Uhr das Postauto in Bosco Gurin erreichen wollten. Und: heute wie angekündigt (aber nicht erhofft) ein feuchter Tag – zum Glück ohne grosse Niederschläge. Um 08:15 Uhr konnten wir starten. Die ersten 4 km flaches (fröhliches) Einlaufen bis Fondovalle/Stafelwald. Dann begann der wirklich fordernde Abschnitt: über etwas mehr als 4 km 1200 Aufstiegsmeter – für Marathonmann Richi kein Problem, für mich doch happig (nach dem gestrigen Tag…). Bis zur Alpe Stavello (1594 m) ein gut markierter und schön angelegter Aufstieg, auf Serpentinen gewannen wir rasch an Höhe. Das Gelände wurde steiler und unruhiger (felsige Abschnitte), entlang dem Torrente Ribo wirklich in direkter Linie, ab und zu den Bach querend (trockenen Fusses möglich). Dann auf ca. 2000 m.ü.M. eine markant markierte Verzweigung, geradeaus zur Hendar Furggu, rechts eine Felswand unterquerend eine leichte Kletterstelle (T3), danach hoch bis zu einer Rinne, diese hoch bis P.2353 m, dem heute höchsten (namenlosen) Punkt mit Kreuz. Wegen des Nebels ohne Sicht auf die vermuteten benachbarten Gipfel (links Martschenspitz, rechts Ritzberg). Im Schutz der Felsen fanden wir einen Platz für unsere Mittagsrast und etwas Erholung – schliesslich waren wir ziemlich sportlich unterwegs, jedenfalls weit unter den Zeitvorgaben (4 Std. ab Fondovalle/Stafelwald). Auf dem Weiterweg, 25 Min. bis zur 30 Hm tieferliegenden Guriner Furggu,  waren noch einige rutschige Steilhänge zu queren (>T3). Kurz vor dem Übergang das auf italienischer Seite gelegene, im Nebel ansatzweise zu sehende, namenlose Seelein. Genau auf dem Übergang hat uns die Schweiz wieder. Nichts wie weiter, fast schon im Direktabstieg. Oberhalb der Grossalp suchten wir vergebens nach der Bergstation des Sessellifts, der uns nach Bosco Gurin hinunterbringen sollte. Nur von weitem war zu erkennen, dass die Anlage (entgegen der im Internet publizierten Betriebszeiten) nicht lief. Wenig tröstlich: bald einmal war die Cap. Grossalp UTOE erreicht. Laute Musik, leise Gastfreundschaft, keine Gäste; der Hüttenwart ziemlich forsch abweisend, so dass wir unser Vorhaben, seine Kunden zu werden, abbrachen. Weiter absteigend über Naatscha erreichten wir vom Nieselregen mittlerweile etwas durchnässt endlich das im Nebel liegende schöne Walserdorf Bosco-Gurin kurz vor 15 Uhr. Zu spät für die geplante Postautoabfahrt. Macht nichts – dachten wir – schliesslich wird es ein Gastronomie-Angebot geben. Nur: die öffnen ihre Küchen allesamt wie abgesprochen erst um 19 Uhr(!) – Gastfreundschaft sieht anders aus. In einem Hotel-Restaurant wollte man uns nicht einmal kalte Plättli servieren. Kaffee, Tee, Kuchen mussten ausreichen. Bis zur nächsten Postautoabfahrt um 16:40 dauert es etwas. Also diente uns die Absteige wenigstens als ziemlich luxuriöse Umkleide – nasse Kleidung gegen trockene. Negativ beeindruckt verliessen wir diesen schönen Ort, um nach 4 Stunden Reise Airolo wieder zu erreichen. Im Hotel/Restaurant Forni genossen wir um 20:45 Uhr warme Küche vom Feinsten, bevor wir von unserem Schofför Richi nach Hause gegondelt wurden.

Fazit:
Eine fordernde und genussvolle Zweitagestour, Bilderbuchwetter am ersten Tag, suboptimales Wetter am 2. Tag. Zusammen mit Susanne und Richi erlebten wir ein wunderbares (gell Doris…) und unvergessliches Wanderwochenende – ein herzliches Dankeschön für eure freundschaftliche Begleitung.

Wetterverhältnisse:
Am ersten Tag wolkenlos und sonnig bei ca. 10 bis 18°, an exponierten Lagen kräftiger Wind aus SW, am zweiten Tag grau, feucht und nieslig, 8 bis 13°, wenig Wind.

Hilfsmittel:
Feste Wanderschuhe, Stöcke; Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter 2. Tag:
Tour-Datum: 22. September 2019
Schwierigkeit: T2 (Stellen T3 ab ca. 2300 m.ü.M. bis Guriner Furggu)
Strecke: ca. 13.3 km, ab Ponte/Zum Schtäg (1280) – San Michele/Tuffaled – Fondovalle/Stafelwald (1219 m) – Alpe Stavello (1594 m) – P.2353 m – Guriner Furggu (2323 m) – Grossalp – Bosco Gurin (1503 m)
Aufstieg: insgesamt ca. 1200 m
Abstieg: insgesamt ca. 1000 m
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 4 Std. 30 Min.
Laufzeit mit Pausen: total ca. 6 Std. 15 Min.

Capella di Vitaleta (Pienza – San Quirico – Pienza)

Nach der einstündigen Fahrt nach Pienza Capuccini al Bar. Diesmal parkierten wir bei der schön gelegenen Pieve di Corsignano. Auf der holprigen und staubigtrockenen Naturstrasse lief es sich angenehm. Wanderwegweiser wiesen uns auf die Nr. 6c – die Route kannten wir schon. Unseren Freunden Susanne und Richi wollten wir diese landschaftlich tolle Wanderung nicht vorenthalten. Leicht absteigend war der tiefstgelegene Punkt bei ca. 290 m.ü.M. bald erreicht. Im offenen und waldfreien Gelände boten sich uns toscana-typische Landschaftsbilder: Zypressen, abgeerntete und umgepflügte Äcker, Olivenhaine, Hügel, Licht- und Farbenspiele vom Feinsten. Nach dem tiefsten Punkt ein erster Anstieg unterhalb eines Olivenhains. Der Pfad umrundete einen Hof südlich, bis wir oben auf eine unbefestigte Zufahrtsstrasse gelangten. Auf einer Höhe von ca. 360 m.ü.M. erreichten wir eine Verzweigung. Wer will, kann hier rechts halten um direkt zu einem der Hotspots in der Toscana zu gelangen: die Capella di Vitaleta. Deren Besuch sparten wir uns auf für den Rückweg. Wir hielten links in Richtung Süden, das Ziel unserer Runde, das Städtchen San Quirico d’Orcia, im Blickfeld. Vorbei am schmucken Agriturismo Il Rigo leicht absteigend überquerten wir ein namenloses Rinnsal. Unmittelbar danach verliessen wir die Naturstrasse nach rechts um über einen steilen Feldweg direkt aufzusteigen und so richtig ins Kochen zu geraten (ausser Richi natürlich 😉). Unterhalb des Ortsrandes von San Quirico d’Orcia überquerten wir die Via Cassia um gegenüber im Gebüsch auf verschlungenem Pfad das Centro storico zu erreichen. Über die Via Dante Alighieri waren es dann noch wenige Schritte bis zum Ziel, dem wunderschönen Garten der Trattoria al vecchio Forno. Wie immer konnten wir nicht widerstehen: die hausgemachten Leckereien verlockten uns zu drei üppigen Gängen – was halt seine Zeit dauerte😏. Gut gestärkt (und gesättigt) verliessen wir diesen schönen Ort wieder, wohl wissend, dass der Rückweg von fast zehn Kilometer etwas strapaziös würde. Erst liefen wir auf der vom Hinweg bekannten Strecke hinunter, um kurz vor dem Bächlein links abzubiegen (Wegweiser «Capella di Vitaleta»). Nun eine kurze, aber heftige Steigung hoch bis zur nahen Strada Provinciale, welche San Quirico mit Pienza verbindet. Kurz davor eine Wende nach Osten und vorbei an einem weiteren Agriturismo. Ab hier der Abstieg durch ein holpriges, ausgetrocknetes Bachbett, und anschliessend durch ein schattenspendendes Wäldchen. Nun folgte der steile Wiederaufstieg zum eingangs erwähnten Hotspot: die Capella di Vitaleta (365 m). Zum Glück für uns wird dieser Fotoklassiker meist von der ca. 700 m entfernten SP abgelichtet. Mit Fotografieren war heute keine Eile angesagt, weil es doch schon später Nachmittag war. Jedenfalls trafen wir nicht wie befürchtet auf einen Ansturm von Besuchern, welche ihre Autos an der zu Beginn dieses Berichts erwähnten Verzweigung bei der Absperrung abstellten. Die letzten 700 m bis zum begehrten Motiv nahmen also nur wenige unter die Füsse. Nach dem Parkplatz kehrte wieder Ruhe ein, und wir strebten auf der gleichen Strecke wie auf dem Hinweg Pienza an. Wie immer um diese Tageszeit wunderschön die Landschaft im warmen Licht des Nachmittags. Bei der Pieve di Corsignano erreichten wir unseren Startplatz wieder. Nun folgte noch der genussvolle Blick von der Stadtmauer (Via dell’amore!) in die von feinstem Dunst gezeichnete Hügellandschaft bis hin zum Monte Amiata und nach Montalcino hinüber.

Fazit:
Eine landschaftlich sehr reizvolle Genusswanderung mit wenigen Auf- und Abstiegsmeter, aber doch über eine respektable Distanz…

Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, blau-blau-blau, ca. 18 bis 26°, mässiger Tramontana (Bise) um 20 km/h

Hilfsmittel:
Leichtwanderschuhe, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 4. September 2018
Schwierigkeit: T1
Strecke: 19.3 km, Wanderweg Nr. 6c (siehe Abbildung)
Aufstieg: ca. 580 m
Abstieg: ca. -580 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 7 Std. 50 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 40 Min.
Tageszeit: 10:20 bis 18:15 Uhr

Monte Vettore 2476 m – grenzwertige Bergwanderung

Der Monte Vettore ist mit 2476 m der höchste Berg im italienischen Nationalpark Monti Sibillini. Er erhebt sich an der Grenze der Marken und Umbrien im Apennin. Grenzwertig nicht allein die Wanderung; im doppeldeutigen Sinne „grenzwertig“ war die Anfahrt von unserem Domizil bei Accumoli im oberen Tal des Tronto, an der Via Salaria am Fuss der Monti della Laga. Diese Gegend wurde fast auf den Tag genau vor drei Jahren von einem nächtlichen(!) Erdbeben heimgesucht – ganze Bergdörfer wurden zerstört. Die Fahrt zum Ausgangspunkt unserer Tour (Forca di Presta 1534 m) führte uns zwangsläufig vor Augen, welche Tortur die Bevölkerung bis heute erlebte. Zone rosse überall und noch immer traumatisierte Menschen, die ratlos vor den Trümmern ihrer Häuser standen – schwer verdaulich, solch traurige Bilder.

Nach 25 Minuten Fahrt erreichten wir kurz vor neun Uhr den Übergang Forca di Presta, über den die Pian grande und das einst florierende Castelluccio erreicht wird. Auf dem grossen Wanderparkplatz war schon Betrieb; wir waren nicht die einzigen mit dem Ziel, die fast tausend Hm bis zum Monte Vettore zurück zu legen. Auf gut markiertem Pfad begann der Aufstieg nördlich der Forca. Das phantastische Panorama in die fast schon herbstliche Umgebung bot willkommene Ablenkung. Die Pian grande (ca. 1300 m.ü.M. und ca. 7 km Länge) lag noch unter einer Nebeldecke. Erst kurz unter dem Rifugio Zilioli wurde der Aufstieg etwas steiler und führte über einige gut angelegte, mit Holz befestigten Tritte zum nicht (mehr) bewohnbaren Rifugio. Hinter der Hütte dann der Blick zu den benachbarten Gipfeln (Cima del Redentore 2448 m, Pizzo del Diavolo 2410 m) und weiter zu den Monti Sibillini. Der unter uns liegende Lago di Pilato (1960 m) war noch nicht zu sehen. Von der Hütte verlief die Strecke erst über einige Meter flach, um dann in Richtung Gipfelziel steiler zu werden. Nach etwa zweieinhalb Stunden standen wir auf Monte Vettore – was für ein einzigartiges Panorama, und unter uns war jetzt auch das Seelein (Lago di Pilato) zu sehen! Gleich gegenüber der steilen Felswand des Pizzo del Diavolo hielten wir unsere ausgiebige Gipfelrast ab. Die Fernsicht reichte allerdings nicht bis zur 50 km entfernten Adria – auch die Stadt Ascoli Piceno war nicht zu sehen. Angenehm die Freundlichkeit der anderen Bergwanderer – sogar Biscotti wurden uns angeboten. Zeit für den Abstieg, weil einzelne von uns Gewittergefahr vermuteten. Der Abstieg dann auf der bereits vertrauten Strecke, gemütlich und mit einigen Trinkpausen, sogar für eine Siesta reichte es noch. Um halb drei zurück auf dem Parkplatz, fuhren wir weiter auf die Piana hinunter bis zur vollständig zerstörten Stadt Castelluccio. In einem guteingerichteten Provisorium genossen wir eine Birra con Lenticche und den Blick auf die Piana – die ca. 7 km lange Hochebene muss im Juni ein Naturgenuss ohnegleichen sein – ein endloses Blütenmeer! Auf der Rückfahrt über die Forca und an den vom Erdbeben ruinierten Bergdörfern vorbei ins Tal des Tronto hinunter holte uns dann die traurige Realität wieder ein…

Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, ca. 15 bis 25°, gelegentlich kräftiger Wind aus SW.

Fazit:
Die geplante Tour auf den Cornu Grande (Gran Sasso) mussten wir vorerst fallen lassen wegen der täglich vorausgesagten Gewitter – diese Tour war eine ausgezeichnete Ersatzlösung…

Hilfsmittel:
Stöcke, Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 30.08.2019
Schwierigkeit: T2
Strecke: 10.8 km, Forca di Presta 1534 m – Rifugio Zilioli 2233 m – Monte Vettore 2476 m – Abstieg auf gleicher Strecke
Aufstieg: ca. 930 m
Abstieg: ca. -930 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 40 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 30 Min.

Croce di Pratomagno (1591 m) – Liberazione Italia

Heute war Feiertag: der Tag der Befreiung Italiens, offiziell Anniversario della Liberazione (auch Liberazione dal nazifascismo, Befreiung vom Nazifaschismus, Ende der deutschen Besatzung 1945). An solchen Tagen wandern sogar die ItalienierInnen; also Salve, salve, salve…

Auf der Hinfahrt genossen wir im schönen Bergdörfchen Loro Ciuffenna (632 m) in der Giglio Bar den obligaten Capuccino mit Brioche (so werden die mit Konfitüre, Schoggi oder Vanillecrème gut gefüllten Gipfeli hier genannt; ohne – vuota – gäbe es sie auch…). So waren wir hellwach für die 15 km lange Bergfahrt bis zum 720 m höher liegenden Startpunkt Pian dei Lavacchio (1250 m): abenteuerlich steil, sehr enge Durchfahrten in den kleinen Bergdörfern Trevane, Chiassaia, Anciolina, kaum Kreuzungsmöglichkeiten. Auf dem grossen Parkplatz (hier endet die Fahrstrasse) standen erst wenige Autos, was sich angesichts des neu (und schön) aufgebauten Rifugio Arca Montana wohl ändern sollte. Um halb elf liefen wir los. Erst durch Mischwald und über einen Forstweg stiegen wir hoch bis zum Punkt, wo auch der Wanderweg von La Trappola hochführt. Bald war auch die gesamte Strecke bis zum Tagesziel zu überblicken – etwas mehr als 8 km Distanz. Immer schön die Höhe haltend, führte der Alpweg über noch nicht bestossene Weiden und durch steppenartig verbuschtes Land (Ginster, Himbeeren). Noch vor einer guten Woche lag der Höhenzug teilweise unter Schnee, jetzt blühten hier Krokusse und andere schöne Frühlingsboten. Bald blüht hier der Ginster, dann muss es hier oben paradiesisch schön sein. Links (westlich also) liegt das Valdarno unter leichtem Dunst, rechts (östlich) das Casentino, dem Quellgebiet des Arno. Interessant: der Arno verläuft im Casentino in Richtung Süden, um dann kurz vor Arezzo in einem weiten Bogen nach Norden verlaufend das Valdarno zu bilden und Städte wie Firenze und Pisa zu erreichen. Die kleine Anhöhe Spada della Roccia umgingen wir westlich, um dann in einer Senke erneut einen Punkt zu erreichen, der auch von La Trappola her erreicht wird. Wir hielten an unserer Wanderwegroute 00 fest (nein, ToiToi’s gibt es hier keine…), in leichtem auf und ab näherten wir uns dem Tagesziel als höchsten Punkt. Nach knapp zwei Stunden standen wir oben. Der Gipfel ist (bei klarer Sicht) unmöglich zu verfehlen – bei diesem monumentalen Gipfelkreuz. Der Gipfelbereich ist umzäunt und gepflegt ausgestaltet, sogar sauber. Während wir auf der gesamten Aufstiegstrecke wenigen Wanderern begegneten, waren es hier oben schon zwei Dutzend. Schon an deren Schuhwerk (Stiefel, Turnschuhe, usw.) war zu erkennen, dass die meisten den halbstündigen Aufstieg von der unter dem Gipfel verlaufenden Strada Panoramica del Pratomagno gewählt haben müssen. Weil der starke Wind keine Gipfelrast zuliess, setzten uns in einer östlich gelegenen windgeschützten Mulde mit Panoramablick ins Casentino, um die mitgebrachten Leckereien zu geniessen.

Genossen wir im Aufstieg noch überwiegend die Sonne, trübte die Witterung nun etwas ein – fast schon diesig, aber wenigstens trocken. Der böige Wind machte uns nun etwas zu schaffen; Doris wehrte ab in der Windjacke. Der Rückweg verlief weitgehend über die bereits beschriebene Aufstiegstrecke – allerdings sorgten die veränderten Lichtverhältnisse für veränderte, aber schöne Landschaftsbilder. Nach knapp zwei Stunden erreichten wir wieder den Ausgangspunkt Pian dei Lavacchio, in dessen unmittelbarer Nähe nun nicht mehr die unansehnliche Ruine eines ehemaligen Albergos, sondern der innen wie aussen schön hergestellte Bau des Rifugio Arca Montana zur Einkehr lockte. Und der grosse Parkplatz war mittlerweile gut gefüllt. An dieser formidablen Aussichtslage genossen wir la Birra Rossa del Pratomagno.

Fazit:
Die Tour auf diesem langen Hügelzug zum Gipfel mit dem monumentalen Gipfelkreuz gefällt uns immer wieder, alleine der Tiefblicke wegen.

Wetterverhältnisse:
Zu Beginn sehr sonnig und fast wolkenlos, im Lauf des Nachmittags etwas bewölkt, trocken, aber starker Wind aus SO, Temperatur ca. 16 bis 24°.

Hilfsmittel:
Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 25. April 2019
Anforderung: T1
Strecke: 16.6 km, Nr. 00 ab Pian dei Lavacchio (1250 m) – Cima Bottigliana – Pozza Nera – Croce del Pratomagno (1591 m) – zurück auf ungefähr gleicher Strecke
Aufstieg: ca. 690 m
Abstieg: ca. -700 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 10 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 10 Min.

Civitella in Val di Chiana – Frühling in der Toscana

Diese nicht ganz kurze Rundtour bietet alles, was in dieser Jahreszeit Genuss verspricht: aufblühende Natur, Ruhe, und… genau in der Hälfte eine „Raststätte“ – was will man mehr?! Und das alles bei idealen äusseren Bedingungen. Zusammen mit unseren lieben Nachbarn Karin und Herbert war eine gemütliche (Schwatz-)Runde angesagt auf unserer Lieblingsstrecke. Um zehn Uhr der Abstieg nach Verniana hinunter, dann weiter durch Buschwerk hinunter zur Strasse, welche nach San Pancrazio hochführt; die Strasse und das Flüsschen Esse überquerend, verliessen wir den Asphalt beim Pian del Pino (Wanderweg Nr. 109). Das wenig Wasser führende Rinsal namens Borro della Trove al Mancino durchquerten wir ohne nasse Füsse – die einzige „Schlüsselstelle“ heute. Über einen Forstweg gewannen wir etwas an Höhe, so dass der Blick ins Val di Chiana frei wurde. Im Rücken das Castello di Gargonza und unter diesem „unser“ Berg mit dem Borgo. Vorbei an wunderbaren Olivenhainen erreichten wir bald die von Oliveto nach Civitella hochführende Naturstrasse. Beidseitig mit den typischen Zipressen flankiert, vorbei an gut verborgenen Villen, auf welche wir manchmal nur durch mächtige Tore aufmerksam wurden. Civitella erreichten wir kurz nach 13 Uhr – gerade richtig zum Pranzo im uns vertrauten Ristorante Enoteca Il Vicolo. Auf der Piazza der immer wieder prächtige Panoramablick ins Val di Chiana. Das im Schatten hängende Thermometer auf der Piazza zeigte 25°. Noch ein Gruppenbild, dann rein ins Vergnügen – man erwartete uns schon. Das Menu mundete ausgezeichnet – entsprechend laaaaaaaaaange dauerte diese Mittagspause.

So gestärkt und gesättigt traten wir den Rückweg an, erst über eine stark malträtierte  asphaltierte Strasse verlaufend, konnten wir diese (weiss-rot markiert!) bald einmal verlassen. Durch die Macchia führte der Pfad Nr. 111 leicht ansteigend hoch.

Nahe des höchsten Punktes (Poggio Tondo, 624 m), nach dem Antennenturm, hielten wir links ausgeschildert in Richtung Cornia. Vorbei am idyllisch gelegenen Friedhof erreichten wir das unbewohnte Cornia. Allerdings sind und werden hier Häuser instand gestellt. Die Häusergruppe durchquerend, hielten wir nach dem letzten Haus (mit „Scuola“ beschriftet) scharf links, durchquerten das noch immer stark verbuschte Gelände bis hinüber zur Naturstrasse, welche das Agriturismo Camperchi erschliesst. Jetzt folgte eine nicht gerade knieschonende Strecke, etwas steiler und teilweise auf betonierter Unterlage. Vorbei an den uns schon von 2016 bekannten schön hergerichteten ehemaligen Bauernhäusern erreichten wir beim Hof Pian del Pino wieder die Brücke über die Esse – damit hat sich der Kreis geschlossen. Nun folgte der letzte Aufstieg nach Verniana und weiter auf „unseren Berg“. Mittlerweile war es halb sieben – gerade richtig um die ermatteten Glieder hoch zu lagern.

Fazit:
Diese Rundwanderung ist immer eine Wiederholung wert. Heute war es besonders schön mit Karin und Herbert…

Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, am späten Nachmittag etwas bewölkt, aber trocken, kaum Wind, Temperatur ca. 14 bis 22°.

Hilfsmittel:
Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 17. April 2019
Anforderung: T1
Strecke: 22.3 km, Nr. 113 ab Renaiolo – Verniana – Nr. 109 ab Pod. Pian del Pino – Mancino – Civitella in Val di Chiana (523 m) – Nr. 111 über P. 548 – P. 568 – nach dem Poggio Tondo (Antennenturm) Abzweigung links (Nr. 113) – Cornia – Pod. Caggiarino (546 m) – Fatt. Burrone (459 m) – Pod. Moraggiolo (386 m) – Pod. Pian del Pino – Verniana – Renaiolo
Aufstieg: ca. 780 m
Abstieg: ca. -790 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 8 Std. 30 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std. 45 Min.

Pienza – San Quirico d’Orcia – Cappella di Vitaleta

Die Fahrt für die 46 km nach Pienza dauerte eine Stunde, also waren gleich zu Beginn zwei Capuccini al Bar angesagt. Danach ergatterten wir einen der raren Parkplätze südlich an der Stadtmauer. Von dort konnten wir unsere Tour starten – 500 m auf der Sp 18, die wir in der ersten Linkskurve geradeaus verliessen. Vorbei an der einfachen und schön gelegenen Pieve di Corsignano, wechselte die Unterlage von Hartbelag auf Naturstrasse, staubig zwar, aber dennoch angenehmer. Ab und zu bestätigte uns ein Wegweiser, dass wir auf dem Wanderweg Nr. 6c richtig waren. Leicht absteigend erreichten wir nach etwa zwei km den tiefsten Punkt bei ca. 290 m.ü.M. Weil die gesamte Strecke waldfrei ist, boten sich im offenen Gelände die so typischen und spektakulären Landschaftsbilder: Zipressen, braune abgeerntete und bereits umgepflügte Äcker, Olivenhaine, Hügel, Licht- und Farbenspiele vom feinsten. Vor uns ein erster Anstieg und ein Olivenhain, hinter dem sich ein stattliches Bauernhaus versteckte. Der Pfad umrundete den Hof südlich, bis wir oben auf eine Zufahrtstrasse gelangten. Auf einer Höhe von ca. 360 m.ü.M. streiften wir einen Wald und gelangten an eine Verzweigung. Wer will, kann hier rechts halten um direkt zu einem der Hotspots in der Toscana zu gelangen; doch darüber später mehr… Wir hielten also links in Richtung Süden, das Ziel unserer Runde immer im Blickfeld, das Städtchen San Quirico d’Orcia. In leichtem auf und ab war bald einmal das schmucke Agriturismo Il Rigo erreicht. An diesem vorbei und wieder absteigend überquerten wir an der tiefst gelegenen Stelle ein namenloses Bächlein. Danach verliessen wir die Naturstrasse nach rechts um über einen steilen Feldweg direkt aufzusteigen. Bald waren die ersten Häuser von San Quirico d’Orcia erreicht. Die Via Cassia überquerten wir zielbewusst, um gegenüber im Gebüsch zu verschwinden und auf direktem Weg zur modernen Schulanlage zu gelangen. Über die Via Dante Alighieri waren es dann noch weinige Schritte bis ins uns bekannte Centro storico. Mittlerweile halb eins, war es ein leichtes, an den durchaus verlockenden Auslagen vorbei zu laufen, resp. diese zu missachten (hübsche Cashmere-Waren und Vino natürlich!). Schliesslich winkte der Mittagstisch im einzigartigen grottoähnlichen Garten der Trattoria al vecchio Forno. Die hausgemachten Leckereien verlockten uns zu drei üppigen Gängen – was halt seine Zeit dauerte (siehe Zeitangaben am Schluss dieses Berichts). In allen Belangen gestärkt und gesättigt verliessen wir diesen schönen Ort wieder, wohl wissend, dass jetzt auf dem Gang durch die Altstadt keine Einkäufe drin lägen – nicht des Budgets wegen – nein: die Läden öffnen erst ab halb vier wieder😴😏😍😀😊😉. Auf der vom Hinweg bekannten Strecke liefen wir gemütlich hinunter, um kurz vor dem Bächlein nach links zu halten. Nach kurzer Steigung vorbei an einem Bauernhof bis nahe der Strada Provinciale di Chianciano, welche San Quirico mit Pienza verbindet. Nun eine aprupte Wende nach Osten, vorbei an einem weiteren Agriturismo. Ab hier artete der Pfad in ein holpriges Bachbett (ohne Wasser) aus, welcher im Wald steil hinunter zur tiefst gelegenen Stelle (300 m.ü.M.) führte. Nach einem steilen Wiederanstieg war der eingangs erwähnte Hotspot erreicht: die Cappella di Vitaleta (365 m). Wie oft sind wir schon auf der nahen Hauptstrasse vorbeigefahren und haben diesen Fotoklassiker abgelichtet aus ca. 700 m Entfernung. So taten es auch heute wieder Scharen, welche an der Hauptstrasse sogar Autobussen entstiegen; nur wir haben uns zu Fuss nahe dran begeben. Dachten wir! Mit den Aufnahmen war eher Eile angesagt, denn von der anderen Seite nahte ein Pulk von Besuchern aus Asien, welche die Autos an der zu Beginn dieses Berichts erwähnten Verzweigung bei der Absperrung abstellen mussten. Die letzten 700 m bis zum begehrten Motiv musste zu Fuss zurück gelegt werden. Die meisten fuchtelten mit ihren komischen Deppenzeptern in der Gegend herum, um die Cappella und sich selbst aufs Selfie zu kriegen. Beim (wilden) Parkplatz an der Verzweigung kehrte wieder Ruhe ein, und wir konnten auf der gleichen Strecke wie auf dem Hinweg Pienza anstreben. Wunderschön, wie sich die Landschaft nun im warmen Licht des Nachmittags zeigte. Vorbei an der Pieve di Corsignano erreichten wir unseren Startplatz an der Stadtmauer – auf einer Marmorbank ging ein letzter Blick in die von feinstem Dunst gezeichnete Landschaft, bis hin zum Monte Amiata. Rückblick auf Laufstrecke bis nach San Quirico, dahinter am Horizont Montalcino.

Fazit:
Nach dem Temperatursturz (gestern noch 30°, heute 20°) haben wir einen ersten Herbsttag bei bestem Wanderwetter genossen. Wenige Auf- und Abstiegsmeter, aber eine doch respektable Distanz…

Wetterverhältnisse:
Sonnig, wolkenlos blau-blau-blau, ca. 18 bis 20°, starker Tramontana (Bise) mit Böen bis 50 km/h

Hilfsmittel:
Leichtwanderschuhe, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 25. September 2018
Schwierigkeit: T1
Strecke: 20.1 km, Wanderweg Nr. 6c (siehe Abbildung)
Aufstieg: ca. 680 m
Abstieg: ca. -620 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 50 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen 4 Std. 45 Min.
Tageszeit: 10:00 bis 17:00 Uhr

Schutzhütte Latzfonser Kreuz (2311 m)

Nach der gestrigen, doch anstrengenden Tour heute nicht die Hohe Scheibe – etwas einfacheres war angesagt: Bergfahrt mit der Gondelbahn ab Reinswald (1570 m) zum Pichlberg (2130 m). Ab hier ca. 3 km auf der Wanderautobahn namens Urlesteig zur auf 2094 m gelegenen Getrumalm (eine schön gelegenen Hütte). Hier dreht der Urlesteig ab, wir wanderten weiter ins Ende des Val Ghetrum, WW Nr. 7). Unterhalb der markanten Kassianspitze (2581 m) ein Wegkreuz; wir hielten weiter auf Nr. 7. Kurz vor dem Luckl (2378 m) wurde es recht alpin. Auf dem Übergang ginge der Blick zu den Dolomiten; Konjunktiv – denn das Wetter entsprach heute nicht ganz den Vorhersagen – die Welterbe-Gipfel waren in dunkle Wolken gehüllt. Sechzig Hm Abstieg, und schon war die Schutzhütte Latzfonser Kreuz mit dem schönen Kirchlein erreicht. Bei leichtem Wind und wenig Sonne war es draussen vor der Hütte bei 20° grade so zum Aushalten. Viel Volk hier oben – Sonntag! Leckeres Essen (Pasta, Gemüsesuppe mit Würstel)! Gut versorgt traten wir zum Rückweg an. Die Witterung hellte zunehmend auf, sogar die Sonne meldete sich zurück. Auf der Getrumalm angekommen, genossen wir die Radler (das sind nicht etwa VelofahrerInnen, von denen es hier erstaunlicherweise wenige gab…!). Auf dem nun folgenden Urlesteig viele Infotafeln; erklärt wird zum Beispiel, was es mit den Latschenkiefern auf sich hat (wertvolles Öl von den jungen Zweigen), und weshalb auf dem gegenüber verlaufenden Grat eine Trockensteinmauer angelegt ist (Trennung der Alpweiden) – sogar eine Kneipp-Stelle ist eingerichtet. Attraktiv also! Und Fremdsprache-Kenntnisse von Vorteil: alle Informationen in urigem Sarntaler Dialekt! Jedenfalls war der Rückweg kurzweilig, mittlerweile mit freier Sicht zu unseren gestern bestiegenen Villandersberg und Sarner Scharte. Und im Osten zeigten sich sogar einzelne Dolomitengipfel. So erreichten wir die moderne Bergstation Pichlberg. Die knapp 600 Hm Talfahrt war der gemütliche Abschluss einer ebensolchen Wanderung.

Fazit:
Fast schon eine Wellness-Tour – immerhin doch mehr als 12 km…

Wetterverhältnisse:
Teils sonnig, jedenfalls freundliche Witterung bei ca. 24°, bei der Schutzhütte Latzfonser Kreuz starke Bewölkung, aber trocken.

Hilfsmittel:
Feste Bergschuhe, Stöcke, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 16. September 2018
Schwierigkeit: T2
Strecke: 12.4 km, Urlesteig ab Bergstation Pichlberg (2130 m) – Getrumalm (2094 m) – ab hier Wanderweg Nr. 7 – Luckl (ca. 2370 m) – Schutzhütte Latzfonser Kreuz mit Kirchlein (2311 m) – zurück auf gleicher Strecke
Aufstieg: ca. 560 m
Abstieg: ca. -560 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 30 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen 3 Std. 35 Min.
Tageszeit: 10:15 bis 15:45 Uhr