Jaja… Senioren haben manchmal auch einen vollen Terminkalender. So kommt es, dass wir schon die ganze Woche bei Ausnahme-bergwetter auf diesen freien Donnerstag warten durften. Und so viel im Voraus – es hat sich gelohnt! Denn an diesem Donnerstag war auf der Bannalp überhaupt nichts los – keine nervösen Rentner, keine alpinen Tageskartenbolzer, wenige Türeler. Nun gut, lohnen musste es sich ja, schliesslich weckte uns die Weckmusik schon um halb fünf. Um viertel vor acht verliessen wir schon „s‘blaiä Bähnli“, so wird die Luftseilbahn Fell-Chrüzhütte genannt. Übrigens: bei der Talstation der Luftseilbahn stehen für Gäste Gratis-Parkplätze zur Verfügung. Laut Fahrplan wird ab 08:30 im Halbstundentakt hoch gefahren – und wirklich ganz toll: im Winter sind die für uns Türeler schon ab 7 Uhr da – Dankeschön! Gut so, denn früh unterwegs sein ist an Tagen wie heute Pflicht wegen der hohen Temperaturen und der folglich im Laufe des Tages zunehmenden Lawinengefahr.
Auf der menschenleeren Bergstation herrschte noch die frühmorgendlich kühlwinterliche Stille – die Sonne wird uns erst etwas später verwöhnen. Zügig stiegen wir über die vorgelegte Spur hoch, angenehm steigend, vorbei an den Pisten, bis wir schon bald die Alp Räckholteren erreichten. Diese passierten wir zielstrebig, um bei P.2029 rechts (südöstlich) zu halten. Die Alphütte Grüen-Boden (2104 m) liegt noch unter meterhohem Schnee. Oberhalb der Hütte verläuft eine Aufstiegspur, welche ab Berggasthaus Unterstafel genutzt wird. Wir stiegen nicht hoch zu dieser Spur, weil sich meine Bergführerin für den Direktaufstieg Richtung Schoneggeli entschied. Verständlich, schliesslich lockte die Sonne! Auf der Bannalper Schonegg dann das gesamte Gipfelpanorama Richtung Inner- und Ostschweiz mit dem Urirotstock als Hauptdarsteller – unbeschreiblich schön. Auch im Blick in den Rückspiegel zeigten sich Pilatus und Konsorten. Nein, kein langes genussvolles Verweilen! Die Bergführerin drängte, schaute dauernd auf ihre Uhr – bald zehn, wir sollten vor der erwarteten Erwärmung wieder unten sein. Über P.2329 nahmen wir die letzten Höhenmeter (ab Schoneggeli 150 m) in Angriff. Immer respektvoll Abstand haltend zu den eindrucksvollen Wächten erreichten wir schliesslich über die letzten steilen Stellen die grosse Gipfelfläche – ohne Kreuz, und der Gipfelbuchcontainer war auch leer… Jetzt gönnten wir uns eine richtig laaaaange Rast, bei bestimmt 15°! Genuss pur bei diesem tollen Wetter! Und noch etwas Überraschendes: ausser uns niemand da – der Gipfel gehört exklusive uns allein!!! Alles Schöne hat ein Ende, meint die BF. Also brachen wir wieder auf. Nach dem Gipfelabstieg hielten wir nun Richtung Südost, in der Absicht, den etwas steilen und deshalb evtl. kritischen Hang Nollborz bis zum P.2029 direkt «abzufahren». Das gelang problemlos, auch wenn hier stellenweise noch viel Schnee lag. Zwar hatten wir schon einige Bedenken wegen der Steilheit (>30 Grad). Weil wir aber relativ früh dran waren, stellten wir keinerlei Rutsche fest. Der Rest ist schnell erzählt: Sonne total, ziemlich respektlos zogen wir vorbei an den Hütten der Alp Räckholteren, um dann den nochmals steilen Hang zum Berggasthaus Unterstafel abzusteigen, welches wir gerade rechtzeitig zur Mittagszeit erreichten. Auf der Sonnenterrasse zählten wir gerade mal vier Personen (uns mitgezählt!). Nach dem Salatteller der gemütliche Aufstieg (ohne Schneeschuhe) über Pisten und Wege bis zur nahegelegenen Bergstation, wo wir nach kurzer Wartezeit in den Frühling hinunter gondelten.
Fazit:
Waren die Verhältnisse im Aufstieg geprägt von einer gut tragendenden (verharschten) Spur, war im Abstieg die Erwärmung schon spürbar. Trotzdem und gerade deswegen einfach ein Bilderbuchtag! Und wieder einmal ein toller Wellness-Bergtag, auch dank Bergführerin Doris.
Lawinengefahr:
Laut SLF am Morgen verbreitet günstige Lawinensituation (Stufe 2 – mässig). Markanter Anstieg der Gefahr von Nass- und Gleitschneelawinen im Tagesverlauf (Stufe 3 – erheblich).
Parameter:
Tourdatum: 13. März 2014
Schwierigkeit: WT3
Anreise: PW aus dem Zürioberland – Seedamm Rapperswil – A3 Pfäffikon SZ – Ausfahrt Wädenswil – Hirzel – Sihlbrugg – A4a – A4 – A14 – A2 über Luzern bis Stans – Oberdorf – Wolfenschiessen – Oberrickenbach – Fell (Talstation Luftseilbahn Fell-Chrüzhütte, Fr. 21.00/Person Berg- und Talfahrt, resp. Fr. 18.00 für Senioren…) Strecke: 8.3 km, Aufstieg: Bergstation Luftseilbahn Fell-Chrüzhütte (1713 m) – Seewaden – Gräben – Räckholteren (1885 m) – P.2029 – Grüen-Boden (2104 m) – Bannalper Schonegg, Schoneggeli (2250 m) – P.2329 – Chaiserstuel. Abstieg: Gipfelabstieg auf Aufstiegsroute – dann rechts Richtung SW haltend Steilhang Nollborz bis P.2329 – weiter auf der Aufstiegsroute – Höhe Gräben direkt Richtung Berggasthaus Unterstafel (1690 m) – nach der Mittagspause zu Fuss über P.1720 hinauf zur Bergstation der Luftseilbahn
Aufstieg: ca. 750 m
Abstieg: ca. -750 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std.