Chöpfenberg (1896 m) – via Südflanke

Am ersten Hitzetag dieses noch jungen Sommers sollte es eine knackige Tour sein. Da kam uns die Idee den Chöpfenberg zu besteigen gerade recht, nicht zuletzt motiviert durch den Bericht eines Bergfreundes vom 6. Juni. Soviel schon mal vorweg: die Erwartungen wurden voll erfüllt! Der Reihe nach: die Fahrt von Näfels hoch ins wunderschöne und ziemlich einsame Schwändital verlief ohne Gegenverkehr(!). Bei Matt, kurz vor dem Fahrverbot, kann das Fahrzeug abgestellt werden (Sommerparkplatz 1234 m); den Fünfliber Tagesgebühr zahlten wir gerne. Einlaufen auf der Alpstrasse in Richtung Scheidegg, nach ca. 250 m also links haltend, vorbei am Gross Moos. Zur linken oberhalb der Hinterschwändiplanggen der Bärensolspitz (1831 m) und der Tierberg (1989 m), zur rechten Wageten (1755 m), die Kletterwand des Brüggler (1777 m) und der Chöpfenberg (1896 m). Vor uns die Scheidegg (1431 m) der Übergang auf der Kantonsgrenze GL/SZ vom Schwändital ins Trepsental. Auf den ersten 2.8 km bis zum Pass waren nur gerade 200 Aufstiegsmeter zurück zu legen. Bis Hinter Schwändi auf der bereits trockenen Alpstrasse genossen wir die friedliche Stimmung. Hinter der Alphütte dann der gut markierte Aufstieg über saftige und bestossene Alpweiden. Das Alpvieh freute sich wie wir über das endlich sommerliche Wetter. Die letzten Meter bis zum Übergang führten über sumpfiges Moor, resp. zu dessen Schonung über schön angelegte Holzstege. Auf dem Pass dann ein erster Blick ins Trepsental, dominiert von den markanten Bockmattlitürmen. Nach kurzer Rast weiter auf dem Holzsteg, danach weglos (aber immer gut markiert) weiter in Richtung N, über uns das Tagesziel, an dessen Wandfuss wir schon die Aufstiegsrinne ausmachen konnten. Dürrenbüchel heisst die Alpweide westlich der Kantonsgrenze (Marchegg), welche wir erst durch ein Wäldchen, dann über steiler werdendes Weideland erreichten. Bis zum Wandfuss dann richtig steile (aber trockene) Grashalden, durchsetzt mit Viehtritten, welche einigermassen Halt boten; trotzdem waren wir froh um unsere Stöcke. Im Rückblick gesehen, war diese steile Grashalde bis zum Wandfuss der schwierigste Teil heute. Nach kurzer Rast unter der Wand querten wir etwa 200 m in Richtung W, wo wir den gut markierten Einstieg in die Verschneidung fanden. Gleich zu Beginn die eigentliche Schlüsselstelle mit der Kletterstelle (II) – das locker aufgehängte dünne Drahtseil bot etwas Halt – das ca. 3 m hohe Wändchen wäre auch ohne Sicherung zu machen. Weiter oben dann steiles Gelände, meist mit guten Tritten versehen und gut markiert. Zwei Querungen sind mit Drahtseilen gesichert, es ginge aber auch ohne, der kalkige Fels ist gut griffig. Kurz vor dem Gipfel dann der Grat mit der nach Norden ins Niederurnertal abstürzenden Wand. Hier kommen alle Routen zusammen (Aufstiege Nordflanke und Ostgrat). Der über uns stehende Gipfel erreichten wir über eine weitere (eher unnütz) seilgesicherte Rinne, dann ein paar felsige Tritte, und schon standen wir auf dem Gipfel, der uns während der ausgiebigen Rast alleine gehörte. Dank der in den vergangenen Regentagen gewaschenen Luft genossen wir eine Fernsicht bis zu den Jurahöhen, dem Bodensee und natürlich zu den umliegenden Hochalpen. Windstille, gefühlte 20°, Sonne: wir konnten uns kaum aufraffen, dieses Gipfelerlebnis abzubrechen, nicht ohne Eintrag ins Gipfelbuch (direkt neben denjenigem von Esther und Hanspeter vom 6. Juni).

Der Abstieg über die vertraute Aufstiegsstrecke verlangte weiterhin Trittsicherheit, also langsam und Tritt um Tritt. In der Verschneidung ist bei Andrang wohl darauf zu achten, kein Geröll loszutreten. Zurück bei der Stelle mit dem herunterhängenden Seil, schätzten wir dieses nun, weil einige Felsstellen noch feucht waren. Ohne Probleme erreichten wir den Wandfuss wieder, den wir nun einige Meter weiter nach O querten; dann der (vorsichtige) Abstieg über das Steilgras bis hinunter zum Weidezaun oberhalb Dürrenbüchel. Auf der Alp Stattboden (1447 m) dann ein Zwischenhalt – schliesslich waren hier gekühlte Getränke erhältlich, Sonnenschirm und Bänkli standen auch bereit. Hier erklärte man uns auch den Grund für den vom Gipfel aus beobachteten Heli-Einsatz: am Vortag stürzte ein Rind ab im Gebiet Dürrenbüchel. Der herbeigerufene Tierarzt konnte das schwerverletzte Tier glücklicherweise erlösen. Heute nun konnte der Kadaver geborgen werden. Die Nachricht vom Unglück trübte unsere Stimmung etwas, aber schon bald folgte Ablenkung auf dem weiteren Abstieg auf der Alpstrasse über Winteregg, Sonnenstafel, Schattenstafel zum Ausgangspunkt.

Fazit:
Das war der erste Hitzetag(!) in diesem Sommer 2016 – so er denn diese Bezeichnung verdient – einfach Spitzenklasse… So stellen wir uns diesen Sommer vor!!!

Parameter:
Tour-Datum: 22. Juni 2016
Schwierigkeit: T4+, II (UIAA-Skala)
Strecke: 9.028 km: Parkplatz Vorder-Schwändi (Fr. 5.00) – Schattenstafel – Gross Moos – Hinterschwändi – Scheidegg – Dürrenbüchel – Maregg – Chöpfenberg – Marchegg – Stattboden – Winteregg – Sonnenstafel – Vorder-Schwändi
Aufstieg: 688 m
Abstieg: ca. -667 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 15 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen 3 Std. 50 Min.
GPS-Maschine: Garmin Montana 600, Topo Schweiz V.4

Kamera:
Sony DSC-HV90V

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