Creux du Van – Rundwanderung ab Noiraigue NE

Heute nahmen wir uns eine alte Pendenz vor: der Creux du Van – ein sog. Ausräumungskessel (französisch: cirque) im Jura an der Grenze zwischen den Kantonen Neuenburg und Waadt. Er ist etwa 1200 m breit und 500 Meter tief. Die Gesamtlänge der Felswände, die ca. 160 Meter senkrecht abfallen, beträgt etwa vier Kilometer. Das Gebiet liegt beim Mont Soliat auf 1200 bis 1450 m.ü.M. Seit 1972 ist es unter Schutz gestellt und gehört zum Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung. Der Kessel ist wahrscheinlich nach der Eiszeit durch Erosion entstanden. Der Boden ist mit Moränen- und Bergsturzmaterial bedeckt, auf dem Tannen und Buchen wachsen. In der Mitte unter dem oben unbewaldeten Teil des Kessels liegt die Fontaine Froide, deren Wasser das ganze Jahr über gleichmässg 4° C warm ist. An den Felswänden leben Steinböcke und Gämsen. Soviel im Voraus zum heutigen Tagesziel.

Um sechs Uhr Abfahrt, dauerte die ÖV-Fahrt bis Noiraigue im Val de Travers knapp drei Stunden; so starteten wir kurz nach neun Uhr am Bahnhof Noiraigue. Gut ausgeschildert durchquerten wir das kleine Dorf in Richtung S, nach der Überquerung der Areuse bis zum Hof Vers chez Joly (ein ziemlich chaotischer Ort, verunziert mit etwa 30 Autoruinen). Nach dem Hof verliessen wir die zur Ferme Robert hoch führende Strasse um nach rechts abzubiegen. Frost und Nebel motivierten uns zu einem forschen Marschtempo, so dass wir rasch Betriebstemperatur erreichten. Auf der Forststrasse, welche ab ca. 800 m.ü.M. schneebedeckt war erreichten wir bald den Hof Les Oeillons (1014 m). Ab hier begann der mittlerweile doch hochwinterliche Aufstieg durch den Wald, genannt Sentier des
14 Contours
, zu deutsch «Pfad der 14 Kurven» – die 10 bis 20 cm Schnee verlangten etwas Trittsicherheit. Bei Kurve 14 (so markiert) erreichten uns erste Sonnenstrahlen, und im Rücken ging der Blick über die Nebelsuppe zu den naheliegenden Jurahöhen. Auf dem Dos d’Ane auf etwa 1370 m.ü.M. erreichten wir den Pertuis de Bise; damit bot sich ein erster Blick zum monumentalen Kessel des Creux du Van. Der Hof Le Soliat (1382 m) liessen wir rechts liegen, weil das Restaurant Winterschlaf hält. Wir stiegen der Trockenmauer entlang hoch, und überschritten so für eine kurze Distanz die Kantonsgrenze NE/VD. Meist bewegten wir uns nahe dem felsigen Abgrund, also links der Trockenmauer. Hartgefroren der Boden, der windverwehte Schnee ebenfalls – also gut zu machen ohne Schneeschuhe. Am südlichen Ende des Kessels hielten wir auf das auf dem Mont Le Soliat stehende Kreuz zu. Hier auf 1464 m genossen wir das sich über dem Nebelmeer ausbreitende Alpenpanorama, welches vom Titlis bis zum Mont Blanc reichte. Der richtige Ort also, hier auch die mitgebrachten Leckereien zu vertilgen: Vorspeise Cashewnüsse und Dörraprikosen, Hauptgang Sandwiches mit Lachs und Kräuter-Cantadou gefüllt, zum Dessert Biberli und Schoggi – herrlich! Nach ausgiebiger Gipfelrast wieder der Rückweg, leicht abzusteigen bis zum Kesselrand. Wirklich beeindruckend, dieser monumentale felsige Kessel! Immer hart der Kante entlang, begegneten wir an einer besonders windstillen Stelle doch tatsächlich einem weiblichen Steinbock (Steingeiss) – dem einzigen Tier heute. Dazu muss man wissen, dass hier oben eine grosse Kolonie von Steinböcken und Gämsen lebt. Die Tiere sollen angeblich ziemlich zutraulich sein. Zurück zu «unserem» Steinböckli: gesehen und gehört hatte es uns schon, aber beeindrucken liess sich das schöne Tier überhaupt nicht (siehe Bilder). Nach diesem schon nicht mehr erwarteten tierischen Erlebnis entschieden wir uns für den (w-r-w-markierten) Abstieg über den Sentier du Single in Richtung Fontaine froide. Diese steile Strecke war unter 10 bis 20 cm Schnee und gerade noch ohne Leichtsteigeisen (die wir dabeihatten) zu machen, allerdings waren die Stöcke sehr hilfreich. Ab P.1195 standen uns verschiedene Pfade zur Auswahl, alle führen sie zur Ferme Robert (972 m) hinunter – auch hier geschlossen. 250 m über uns die beeindruckend wuchtige Wand des Creux du Van. An der Ferme zogen wir also gezwungenermassen vorbei, um unspektakulär auf der Bergstrasse nach Noiraigue hinunter auszulaufen. Vorbei am schon eingangs beschriebenen Chaos-Hof erreichten wir den Bahnhof. Die halbe Stunde Wartezeit nutzten wir für einen Tee in der Auberge de Noiraigue. Kurz vor drei Uhr Abfahrt nach Neuchâtel hinunter, von dort per ICN zurück nach Zürich.

Fazit:
Dieses «Weltwunder» zu dieser frühwinterlichen Jahreszeit zu besuchen, fanden wir besonders reizvoll, weil sich der hier sonst garantierte Publikumsauflauf in engen Grenzen hielt.

Wetterverhältnisse:
Unten grau, oben blau, ab ca. 1000 m.ü.M. sehr sonnig, ca. -2 bis +7°, im Wald/Schatten frostig-kühl, schwache Bise.

Hilfsmittel:
Wanderschuhe, Stöcke, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 16. November 2017
Schwierigkeit: T2
Strecke: 14.1 km
Aufstieg: ca. 784 m
Abstieg:  ca. 773 m
Laufzeit ohne Pausen: ca. 4 Std. 10 Min.
Laufzeit mit Pausen: ca. 5 Std. 20 Min. 

Kamera:
DSLR Nikon 7000

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