Fläscherberg – Regitzer Spitz 1135 m über die Leitern

Die Tour machten wir nicht zum ersten- auch nicht zum letzten Mal. Wieder einmal unterwegs mit Susanne und Richi – gestern Abend der Spaziergang von Maienfeld (wo wir übernachteten) nach Fläsch, mit anschliessenden Gourmetabend im Landhaus, dessen Wirtsleute Theresa und Ignaz nach 25 Jahren demnächst in den längst verdienten Ruhestand treten.

Ein herzliches Dankeschön euch beiden für die jahrelange Gast-Freundschaft!

Richis Anregung, den Regitzer Spitz über die Leitern zu besteigen, nahmen wir dankbar auf, zumal Susanne die Tour noch nicht kannte. Um zehn Uhr starteten wir vom Parkplatz am südlichen Dorfrand im gemütlichen Spaziergang durch das schöne Weindorf Fläsch. Die Strecke unmittelbar unterhalb Ober Wingert – Unter Wingert – Badguet – Rheinau, ca. 2.5 km, war trotz geteerter Unterlage vergnügliches Einlaufen. Der alternative Aufstieg ab Unter Wingert durch den Neuwald hoch zum Lidisgang kam nicht infrage; wir wollten über das wilde Mozentobel und später über die beiden Leitern aufsteigen. Die alten Bäume und Sträucher in der Rheinau – begeistern zu jeder Jahreszeit. Bei P.490 liefen wir an der 1940 errichteten Festung Tschingel vorbei. Diese unterirdische Verteidigungsanlage in der Felswand des Fläscherbergs ist die grösste Artilleriefestung im Kanton Graubünden und bildete damals den östlichsten Eckpfeiler der Festung Sargans. Sie war Teil der Sperrstelle Ellhorn und gehörte zur Festungsbrigade 13. Etwa dreihundert Meter später wurden wir weiss-rot markiert rechts gewiesen (Richtung Mozentobel, Elltal), mit dem Warnschild «Steinschlag». Nach 120 Aufstiegsmetern erreichten wir das enge und beeindruckende Mozentobel. Dieses war heute gut zu queren – verweilen wäre aber trotzdem keine gute Idee, da hier laufend Material rutscht. Einige Meter oberhalb dann der Blick hinunter auf die nicht ganz harmlose Tobelquerung und zum darüber aufragenden Ellstein. Ein paar Kehren Aufstieg, und schon war das saftiggrüne Elltal (P.669) erreicht. Nicht wie auch schon, verzichteten wir auf die Direttissima über die sehr steile Grashalde bis hinauf zur Felswand, über welcher die Lida liegt. Wir nahmen den kurzen «Umweg» in Richtung Nord durch das Elltal um den von Balzers FL herkommenden Wanderweg zu erreichen. Der im Wald verlaufende Pfad, der direkt unter der Felswand der Lida quert, war gut zu begehen.  Dort, wo ein vom Neuwald heraufführender Aufstiegspfad erreicht wird, wurden wir auf den Leiterliweg gewiesen. Steil und felsig, und heute von umgestürzten, richtig fetten Bäumen, versperrt, galt es diese zu überwinden. Bald erreichten wir die bekannte prähistorische Festungsanlage – auf eine Besichtigung verzichteten wir heute. Einige Schritte weiter dann die erste von zwei am Fels senkrecht hoch führenden Leitern, welche über eine fixseilgesicherte Querung erreicht wurde (laut SAC-Führer T4) – bei so staubtrockenen Verhältnissen unproblematisch. Nach einigen etwas ausgesetzten Felstritten, welche Schwindelfreiheit erforderten, folgte die Nische mit dem in einer Gamelle verstauten Wandbuch. Nach dem Ausstieg eine weitere Querung mit seil-gesicherten Tritten und dann der Einstieg in die zweite, etwas kürzere Leiter. Dieser kurze, knackige Klettersteig gefällt uns immer wieder; dank ihm wird die ca. 50 m hohe Felsmauer überwunden. Beim Ausstieg auf Lida fällt die sehr schräg und am Abgrund stehende Stütze der Starkstromleitung auf, und erst dann geht der Blick hinüber zum Guschaspitz und zum Regitzer Spitz. Die saftiggründe Wiese überquerend, erreichten wir ostseitig den Lidisgang, wo der eingangs erwähnte Aufstieg vom Neuwald mündet. Diesmal strebten wir nicht den weglosen und steilen Direktaufstieg zum Guschaspitz entlang der Felskante an. Stattdessen nutzten wir eine gute, aber auch steile Aufstiegsspur, auf welcher der (verbunkerte) Guschaspitz nordöstlich umrundet wird. Nach der Umrundung erreichten wir die Felskante, verbunden mit spektakulären Tiefblicken auf die ca. 600 m darunter liegende Rhein- und Weinlandschaft der Bündner Herrschaft, im Rücken das Massiv des Falknis und dessen Nachbargipfeln und darunter die alte Festungsanlage und die Kaserne Luzisteig. Nun folgte ein kurzer, steiler Abstieg – immer schön der Kante entlang – und dann der heftige, kurze Wiederaufstieg zum Regitzer Spitz. Wie erwartet, waren wir nicht die Einzigen; Biker und Wanderer erfreuten sich über den wunderschönen und einmaligen Aus- und Tiefblick. Nach einer etwas längeren Pause folgte der Abstieg, anfänglich über steile Kehren und später über einen gerölligen Fahrweg, welcher der Versorgung der vielen militärischen Anlagen der Festungsanlage St. Luzisteig dient. Auf der Alp Vorder Ochsenberg führte die Spur vorbei an friedlich weidenden Tieren. Nach dem links stehenden Zahn namens Schnielskopf mit seiner markanten Abbruchstelle erreichten wir am Schänzli die Einstiegsstelle zum weiss-rot markierten und teilweise steilen Bergweg durch das Türlis-Tobel hinunter nach Fläsch (ca. 340 Hm). Der nach einem Felssturz neu angelegte Abstiegsweg weicht dem Felssturzgebiet nun streckenweise aus. Zur Erinnerung: am 15. Oktober 2013 donnerten ca. 100 Kubikmeter Fels vom Schnielskopf herunter. Die Gesteinsmassen schlugen eine Schneise von rund 80 Metern und rissen viele Bäume mit. Der damals durch das Absturzgebiet führende Wanderweg wurde zerstört und gesperrt. Auch für die neue Wegführung gilt die Warnung vor Steinschlag! In einigen Kurven stehen Bänkli an besonders aussichtsreichen Stellen. Fläsch erreichten wir am nördlichen (oberen) Dorfrand. Nicht mehr weit bis zum Parkplatz – doch vorher gibt’s eine ausgiebige Einkehr im Landhaus, wo wir von Theresa und Ignaz bewirtet, einen würdigen kulinarischen Abschluss unseres gemeinsamen Tourentages erlebten.

Fazit:
Ein genussvolles Wochenende mit Gourmet-Samstag und Wandersonntag mit Susanne und Richi – schön war’s!

Wetterverhältnisse:
Ein toller Schönwettertag bei guter Fernsicht, kaum Wind (6 km/h WSW), ca. 20 bis 27° C

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Wanderstöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 15. Mai 2022
Schwierigkeit: T3 (Leiterli T4)
Strecke: 12.1 km, Fläsch (Parkplatz am südlichen Ortsrand, 526 m) – Ortszentrum – Ober Wingert – Unter Wingert (492 m) – Badguet (491 m) – Rheinau – Mozentobel – Elltal (669 m) – P.715 – Leiterli – Lida (917 m) – Guschaspitz (1104 m) – Regitzer Spitz (1136 m) – Vorder Ochsenberg – Schänzli – Schlipf – Türlistobel – Fläsch (526 m)
Aufstieg: ca. 730 m
Abstieg: ca. -700 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 25 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 05 Min.
Tageszeit: 10:00 bis 15:25 Uhr

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