Flüela Schwarzhorn 3145 m

Prolog
Am Vortag angereist, nach dem Bezug des Hotels in Davos Platz, parkierten wir beim P Golfplatz, um zum Znacht ins Dischmatal zu spazieren. Ziel war das Restaurant Teufi im gleichnamigen Weiler (ca. 5 km, ca. 160 Hm); ein gemütlicher einstündiger Spaziergang auf dem Wanderweg, und der Rückweg zur Verdauung. Bei dieser Gelegenheit konnten wir unser morgiges Tagesziel von der Rückseite sehen (ganz schön abweisend…).

Blick zum Schwarzhorn aus dem Dischmatal








Bericht
Frühstück um sieben Uhr, danach die kurze Fahrt hoch zum Flüelapass, wo wir den letzten freien Parkplatz bei P.2330 ergatterten. Abmarsch um 08:15 Uhr, unter Berücksichtigung der für den Nachmittag angesagten Gewittergefahr. Naja, aufgrund des vollen Parkplatzes wurde unsere Vorahnung, dass wir an diesem Sonntag nicht allein aufs Schwarzhorn wollten, bestätigt. Der Ansturm der vielleicht vierzig BergsteigerInnen verteilte sich dann ordentlich – einige bereits im Abstieg; die hatten den Sonnenaufgang erlebt. Der Aufstieg begann direkt beim P und auf gutem Pfad entlang der Südwand des Schwarzchopf. Gerade richtig zur Einstimmung waren ein paar Steilstufen zu bewältigen, wo uns doch tatsächlich einige leicht irritierte Biker entgegenkamen (tragend, fahren unmöglich). Die 550 Hm bis zur Schwarzhornfurgga verliefen bis zum P.2696 wenig steil. Ab hier änderte sich die Szenerie, es wurde steiler und felsiger, ausserdem dampften ein paar harmlose Wolken. Die Sicht zum Schwarzhorn wurde frei, doch vorher war da noch die Schwarzhornfurgga zu besteigen. Bei P.2802 (Abzw. Fuorcla Radönt) eine Trinkpause, dann hoch zur Furgga, und von dort weiter in Richtung Gipfel – noch genau 266 Hm also. Das sollte für uns Senioren in 45 Minuten zu machen sein. Anfänglich verlief die Trittspur steil und oft leicht ausgesetzt am Rand des Grates (mit entsprechenden Tiefblicken ins Dischmatal). Ab einer Höhe von ca. 3000 m bis zum Gipfel dann weniger steil und blockig, ab und zu unter Einsatz der Hände. Nach zwei Stunden Netto-Laufzeit auf dem Gipfel angekommen, dann viel Volk hier oben (bestimmt 20 BesucherInnen, viele junge Leute). Das Panorama war stimmungsvoll, immerhin mit Blick zur Bernina, zum Piz Kesch, zu den Ostschweizern, auf die Flüelapassstrasse und nach Davos hinunter, und ins Unterengadin – und das alles bei noch freundlichem Wetter. Das Wagnis hatte sich also gelohnt! Für die kurze Gipfelrast fanden wir sogar eine aussichtsreiche Sitzgelegenheit mit Blick hinüber zum Piz Kesch und zum geplanten Abstiegsgebiet unterhalb des Radüner Rothorns (2882 m) und des Piz Radönt (3065 m). Aufbruch! Nach dem raschen Abstieg zur Schwarzhornfurgga hinunter und zum P.2802 entschieden wir, die Abzweigung zur Fuorcla Radönt zu nehmen, nicht zuletzt um der Karawane auf dem Normalweg auszuweichen. Unten leuchteten ein paar (namenlose) Bergseelein, verlockende Plätze für unsere Mittagsrast. Im Vergleich zum Gipfelauf- und abstieg (T2-3) wurde es nun deutlich ruppiger, an einigen Stellen wollten Blocks kräftigt «umarmt» werden. Die Markierungen (w-r-w) waren deutlich und häufig – dennoch würden wir diese Strecke nur bei guter Sicht wählen. Unterwegs, nahe der Rothorn Furgga, entdeckten wir in einer Kletterwand etwas blau Leuchtendes – das sich später als «vergessenes» Biwak(?) entpuppte (siehe Bild). Bald am Seelein angelangt, war es Zeit, Mittagsrast abzuhalten – in totaler Einsamkeit notabene! Südlich über uns rasselten häufig Steine herunter, und der Vadret da Radönt gab das traurige Bild eines sterbenden Gletscherchens ab. Auf dem bereits in respektabler Distanz stehenden Schwarzhorn tummelten sich noch immer viele Gipfelbezwinger. Die zunehmend dunkler werdenden Wolken bewogen uns, auf ein Bad im Seelein zu verzichten (hihihi…). Vor uns noch der ziemlich kräfteraubende «Weg» durch die Blocks; nach etwa 900 m Auf und Ab waren wir froh, beim P.2716 auf den von der gut zu sehenden und 70 m höher liegenden Fuorcla Radönt (2785 m) herunter führenden Pfad zu treffen. Jetzt sollte der weitere Abstieg etwas bequemer verlaufen, dachten wir; doch das war eine Täuschung! Bis zu den Alpen von Radönt hinunter war an einigen Stellen noch etwas Trittsicherheit gefragt. Oberhalb des Seeleins (2487 m) dann die Zuversicht, dass das Gelände «gängiger» wurde und dass es hoffentlich trocken bliebe. Am gegenüberliegenden Hang der fast wie eine Schnur verlaufende Normalweg zum Schwarzhorn, den wir über eine Holzbrücke und nach kurzer Gegensteigung beim P.2485 erreichten. Jetzt noch 120 Hm Abstieg über die letzten Steilstufen, und schon lärmte uns die Flüelapassstrasse entgegen. Auf den letzten Metern (kurz vor 14 Uhr) dann doch noch ein paar Tropfen, zum Glück ohne Blitz und Donner. Die (kurze) Tour endete wie erwartet, schön wars trotzdem!

Fazit:
Wetterglück hatten wir, das braucht es auf dieser Tour – denn bei Nässe und im Gewitter würde es rasch heikel. Dass dieser Wander-Dreitausender ein «Hotspot» ist, darüber wunderten wir uns nicht, kann er doch mit beschränktem Aufwand erwandert werden.


Wetterverhältnisse:
Schön, angenehme Witterung, etwas bewölkt, aber viel Sonnenschein, ~8 bis 20°

Ausrüstung:
Bergwanderausrüstung, Stöcke

Parameter:
Tour-Datum: 16. August 2020

Schwierigkeit: T3
Strecke: 9.3 km, Flüelapass/Parkplatz Abzw. Schwarzhorn P.2330 – P.2485 (Abzw. Fuorcla Radönt) – P.2696 – P.2802 (Abzw. Fuorcla Radönt) – Schwarzhornfurgga (2879 m) – Flüela Schwarzhorn (3145 m) – P.2802 (Abzw. Fuorcla Radönt) – Schwarzhornfurgga – P.2670 – P.2716 – Radönt – Brücke (2440 m) – P.2485 – Flüelapass/Parkplatz Abzw. Schwarzhorn
Aufstieg: ca. 900 m
Abstieg: ca. -900 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 40 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 05 Min.

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