Früher Frühlingsgenuss im Tessin: Melide – Carona – Alpe Vicania – Morcote

Schneewalze im Norden mit ein bis zwei Metern Neuschnee – Frühling im Süden mit bis 18° – bei diesen Aussichten war die Entscheidung klar: ab in den Süden!

Was für ein frühlingshaft schöner Donnerstag! Nach der gestrigen Anreise der Genuss des Frühstücks direkt am Lago di Lugano – mit Sonnenbrille😎, wie es sich gehört… Direkt ab unserem Domizil im Zentrum von Melide starteten wir und durchquerten den hübschen, alten Dorfkern über schmale Gässchen bis zur am nördlichen Dorfende gelegenen Via Carona. Diese mündete in einen steilen Steig, welcher vorbei führt an einigen Häusern mit «überwältigender Aussicht» auf den lärmigen Damm von Melide. Bald erreichten wir den Wald (Cima ai Ronchi), vor uns 300 Hm Aufstieg bis zum wunderbar gelegenen Carona. Das malerische Dorf liegt auf 601 Metern Höhe zwischen dem Gipfel des Monte San Salvatore und dem Monte Arbostora. Ab Ende April und in der folgenden Sommerzeit ist hier oben viel los – viele Besucher wollen den Parco botanico San Grato mit seiner einzigartigen Azaleen- und Rhododendronsammlung sehen. Noch ist alles ruhig, geschlossene Restaurants, Bars und Hotels. Also zogen wir weiter durch das Parkgelände, die einmalige Aussicht auf den Luganersee und die umliegenden Berge geniessend. Auf einer Höhe von ca. 700 m.ü.M. verliessen wir das Parkgelände, um auf felsdurchsetztem, aber gutem Weg, in Richtung SW zu laufen. Oberhalb des Dörfchens Baslona erreichten wir den heute höchstgelegenen Punkt (795 m). Jetzt folgte der leichte Abstieg zur Alpe Vicania, unterbrochen von einer aussichtsreich gelegenen Kanzel – Fotohalt war hier Pflicht! Wenige Meter weiter endete die Waldstrecke, unter uns das offene Gelände der Alpe Vicania. Auch hier ungewohnte Ruhe – das Restaurant öffnet erst ab Mitte März. Wir genossen die Trink- und Verpflegungspause im freien Gelände oberhalb der Gebäude – mit betörendem Weitblick zu den Walliser Viertausendern. Unterhalb der Alp folgte der Einstieg zum Abstieg: das sind 1200 Treppentritte ins 400 m tiefer liegende Morcote. Die Strecke kennen wir gut, heute mal in entgegengesetzter Richtung – der ultimativer Test für die Kniescharniere also! Im lichten Wald immer wieder diese schönen Tiefblicke zum Lago di Lugano hinunter; Eindrücke wie auf einem Sprungbrett. Vorbei am Castello die Morcote (Castello dei Paleari) und dessen schön gelegenen Weinbergen. Sentée da l’Alp wird dieser Streckenteil auch genannt; er führt vorbei am Sasso Bisolo, einem besonders markant gelegenen Foto-Hotspot. Bald ist der Cimitero (Friedhof) erreicht und wenige Treppentritte weiter unten die Wallfahrtskirche Santa Maria del Sasso. Den kurzen Schlussabstieg durch die engen Gässchen ins wirklich hübsche Zentrum von Morcote schafften wir problemlos, motiviert durch eine der besten Aussichten heute: Pasta, ein Bier dazu, voll an der Sonne (Vitamin D!) und direkt am See… So liess sich die Wartezeit bis zum Eintreffen des Busses seeeeeeehr angenehm verbringen.

Am (Frei)Tag danach…
Ein Tag nach der Frühlingswanderung ist vor der Frühlingswanderung, und das geht so: ein Besuch im Valle di Muggio, ganz hinten im Dörfchen Scudellate. Kurz die Anfahrt ins südlichste Tal im Tessin, zu dieser Jahreszeit ausgestorben; uns gefällt es dort besonders gut. Auch wenn das Epizentrum des kulinarischen Valle di Muggio, die Osteria Manciana, noch geschlossen ist, Plan B geht immer (FR bis SO). Die Fahrt ins Bergdorf hat es in sich: Haarnadelkurven, in welchen man nicht ohne zweimal anzusetzen durchkommt. In Scudellate gibt es keine Parkplätze, weshalb wir etwa einen Kilometer weiter oben an der Strasse kurz vor Roncapiano parkierten. Von hier aus sind es knapp 45 Minuten zu Fuss bis

nach Erbonne. Dieses museale Minidörfchen liegt 940 m. ü. M. und auf der linken Seite der Breggia, im höchstgelegenen Teil des Muggiotals – und es liegt in Italien; und das beste: das Kleinod aus dem Valle di Muggio nur zu Fuss zu erreichen. Neun Erbonnesi leben hier oben. Und – wichtig genug – mitten im musealen Dörfchen steht die sagenhafte Osteria del Valico. Im Borgo angekommen, absolvierten wir nach der kürzesten Wanderung den kürzesten Dorfrundgang unserer Wanderkarriere, um anschliessend den wohlverdienten Pranzo zu geniessen. Salametti di Asino, Formaggini freschi u.a. mit Zincarlin (que spettaccolo!), dann Tagliolini con Tartufo Nero, Casarecce con Funghi Porcini, saftiger Vino della Casa dazu, und zum Abschluss und Torta Tipo Crostata – tutto casalingha! Nach diesem Genussprogramm war noch etwas Bewegung angesagt; ob wir auf dem Rückweg nach Scudellate kompensierten?

Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, Temperaturen ca. 8 bis 18° C.

Hilfsmittel:
Normale Wanderausrüstung, Kartenmaterial

Parameter:
Tour-Datum: 2. (und 3.) Februar 2023
Schwierigkeit: T1-2
Strecke: 8.5 km, Melide (273 m) – Cima ai Ronchi (295 m) – Carona (601 m) – P.624 (nahe Piscina) – Parco botanico San Grato (704 m) – Baslona – P.795 – Alpe Vicania – Sentée da l’Alp – P.501 – Sasso Bisolo – Castello die Morcote (493 m) – Wallfahrtskirche Santa Maria del Sasso (338 m) – Morcote (272 m)
Aufstieg: ca. 532 m
Abstieg: ca. -538 m
Laufzeit mit Pausen: total ca. 3 Std. 50 Min.
Laufzeit ohne Pausen: total ca. 3 Std.
Tageszeit: 10:20 bis 14:10


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