Fuorcla Grevasalvas 2688 m – in der Sahara…

Nach diesem verlängerten Touren-Wochenende im Oberengadin begleiteten wir Susanne und Richi ein Stück weit auf der Fahrt nach Hause; nicht ohne auf dem Julierpass noch eine Abschiedstour zur Fuorcla Grevasalvas zu unternehmen. Bei etwa minus 5° und leichtem Südwestwind Start kurz nach zehn Uhr beim Ospizio La Veduta. Der Einstieg direkt gegenüber über einige hart-vereisten Tritte über die Gelgia. Dann folgte der angenehm steile Aufstieg (noch im Schatten) über gute Spuren. Zur linken der mächtige Piz Julier im schönsten Morgenlicht. Wie sich im Tagesverlauf herausstellte, waren wir heute einsam unterwegs (lediglich vier weitere Schneeschuh-Tourengänger). Ungefähr bei P.2449, am Fuss des aufragenden Piz da las Coluonnas, erreichten wir die ersten Sonnenstrahlen, die heute des Saharastaubs wegen ziemlich diffus wirkten. Jetzt folgte der kurze, aber steile Zwischenabstieg (ca. 60 Hm) zum unter Schnee und Eis liegenden Leg Grevasalvas hinunter. Nach der Seeüberquerung die wenig steile Hangtraverse bis zur Verengung, wo es einen markanten Felsbrocken zu unterlaufen galt. Nach wenigen Metern Aufstieg öffnete sich das Val Grevasalvas, links der markante Piz Lagrev, links von ihm die Fuorcla Lagrev (2877 m), mit Schneeschuhen nicht machbar, im Sommer T4+. Rechts baute sich der Piz d’Emmat Dadora (2851 m) auf, und wir mitten in diesem ruhigen Tal aufsteigend, das vom Saharastaub gebrochene Licht im Gesicht. Bei P.2558, dort wo eine verfallene Hütte am Fels steht, gönnten wir uns eine Trinkpause – und staunten darüber, dass in Richtung Gipfel Piz d’Emmat Dadaint weder Spuren noch Türeler auszumachen waren. Auf dem nun steiler verlaufenden Schlussaufstieg von ca. 130 Hm folgten wir den vorgegebenen windgepressten Spuren. Dann ein eindrückliches Phänomen im Gegenlicht: ein Super-Halo (siehe Bilder). Nach knapp zwei Stunden Laufzeit auf der Fuorcla Grevasalvas angekommen, empfing uns ein böiger Südwind. An eine Gipfelrast war nicht zu denken. Trotzdem genossen wir das prächtige Panorama mit dem eindrücklichen Blick zu den Hochalpen und zum fast tausend Meter tiefer liegenden Maloja und dem Silsersee. Etwas unterhalb des Übergangs – bereits wieder im Abstieg – fanden wir eine windgeschützte Stelle, um die Gipfelrast abzuhalten. Im weiteren Abstieg zogen wir dann unsere Single Lines durch weichen Pulverschnee. Rasch war die enge Stelle beim grossen Felsen erreicht; hier galt es die vereisten Stellen vorsichtig zu passieren. Nach der folgenden Seeüberquerung der Gegenaufstieg, wo noch einmal gekeucht und eingeheizt wurde. Auf der Kuppe vor dem Abstieg zum Julierpass bewunderten wir nochmals die Bergwelt, gegenüber das verspurte Val d’Angel, dessen Steilhänge am Piz Bardella von einigen Rutschen gezeichnet waren. Etwas nach zwei Uhr erreichten wir das Ospizio La Veduta wieder – wegen der aktuellen Lage halt ohne Einkehr. Adieu Susanne und Richi, gute Heimfahrt – es war schön mit euch!

Fazit:
Ein Schneeschuh-Wandertag bei angenehmen Bedingungen auf einen Übergang, der keine Wünsche offenlässt.

Wetterverhältnisse:
Viel Schnee, Spuren leicht windgepresst, auf dem Übergang teilweise abgeweht, vom Saharastaub mystisch getrübter Sonnenschein, frühlingshafte (-5° bis 8° C), unterwegs meist windstill.

Lawinengefahr:
Laut SLF Stufe 2 mässig für trockene Lawinen, Stufe 3 erheblich für Nassschneelawinen

Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS, Sonde, Schaufel, GPSParameter:
Tour-Datum: 22. Februar 2021
Schwierigkeit:
WT2
Strecke: 9.2 km, Julierpass, Ospizio La Veduta (2237 m) – Leg Grevasalvas (2390 m) – Fuorcla Grevasalvas (2688 m) – Abstieg auf gleicher Strecke
Aufstieg: ca. 570 m
Abstieg: ca. -610 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std.
Tageszeit: 10:10 bis 14:10 Uhr

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