Genusstage im Domleschg (3): von Paspels über den Polenweg bis Reichenau

Die Idee, heute den Flimser Wasserweg Trutg dil flem zu machen, mussten wir wegen der nicht abklingen wollenden Kniebeschwerden (des Verfassers) fallen lassen. Der alternative Vorschlag unserer ssssssWanderfreunde, eine einfachere, flach verlaufende Wanderung zu unternehmen, fand sofort Anklang. Zur Information: der Polenweg zwischen Rothenbrunnen und Domat/Ems wurde von den in der Schweiz internierten Polen erstellt, welche im Jahre 1940 in die Schweiz kamen und hier interniert wurden aufgrund der Haager Konvention. Sie wohnten während der Internierung bis Dezember 1945 in Barackenlagern (Quelle).

Start direkt ab Haustüre im Dorfzentrum von Paspels, vorbei an der Schlossanlage Neu Sins und der benachbarten Ruine Alt Sins stiegen wir gemütlich hundert Höhenmeter ab. Bei bestem Hochsommerwetter marschierten wir fröhlich gelaunt ([u Renaiolo]mann hintendrein humpelnd…) durch Wald und über Felder unterhalb der auf einem markanten Fels stehenden Burganlage Schloss Ortenstein (Gemeinde Tumegl/Tomils) durch. Nach einem leichten Anstieg erreichten wir die Hauptstrasse, welche von der A13 in Richtung Paspels hochführt; nach wenigen hundert Metern hielten wir rechts in Richtung Rothenbrunnen/Giuvaulta. Das sehenswerte Dorf ist die nördlichst gelegene Gemeinde und ist das Tor zum Domleschg. Nebst den beiden Burgruinen Ober und Nieder Juvalta ist auch das spätgotische Haus Tscharner (1546) mit den Fassadenmalereien von Hans Ardüser sowie das Kurhaus in spätklassizistischer Architektur. Die reformierte Kirche stammt aus dem Jahre 1741 (Quelle). In der Dorfmitte beginnt der ausgeschilderte Polenweg, auf welchem wir uns in Richtung Burg Ober Juvalta bewegen. Unterhalb der Burgruine sehen wir uns unvermittelt und eindrücklich in die Zeiten des kalten Krieges zurückversetzt. Auf einer Infotafel (Lehrpfad Porta Rhaetica 1) erfahren wir ein Stück Weltgeschichte (1940 bis 1995); beeindruckt hat uns vor allem das von russischen KGB-Spionen erstellte Kartenmaterial über die Talenge und die dort erstellte Sperrstelle Nr. 1207 (siehe Bilder und auch hier). Die Anlage diente der Sicherung der A13 und der RhB-Bahnlinie – sehr eindrücklich (und noch gar nicht so lange her…). Auf gleichbleibender Höhe von ca. 680 m. ü. M. führte der Weiterweg unterhalb steiler Felswände vorbei – ab und zu mit der Warnung vor Steinschlag resp. Felssturz. Die Lage des hoch über uns auf 1470 m. ü. M. liegenden Dorfes Feldis/Veulden konnten wir nur erahnen. Etwas später – über dem unter uns durchführenden A13-Tunnel „Isla Bella“ – erblickten wir dann die Seilbahn, welche von Rhäzüns aus hochführt. In diesem Bereich bewegten wir uns über dem Hinterrhein, dessen Kurven und Inseln von oben ein besonders schönes Bild abgaben, genauso der Blick zum Schloss Rhazüns hinüber. Etwa 300 m vor dem P.685 standen wir direkt über der 90 m unter uns verlaufenden A13 resp. dem nördlichen Portal des Isla Bella-Tunnels, verbunden mit der entsprechenden Lärmquelle. Ab P.685 wurde es ruhiger und das Gelände offener; Bregl heisst die Gegend. Nach einem leichten Abstieg erreichten wir offenes, schönes Wiesland – gute Gelegenheit zu rasten. Nach einem wiederum leichten Anstieg erreichten wir nahe der Waldhütte Plong Vaschnaus ein licht bewaldetes Gebiet, in welchem etliche Lagerzelte standen. Genau dort, wo ein Hinweisschild Biker und Wanderer zu Respekt mahnen, und ein schmaler, steiler Pfad zur Station Reichenau-Tamins hinunterführte, hielten wir rechts in Richtung O – zwar war ein Pfad auszumachen, der aber nicht zum Ziel führte. Nach etwa 400 m standen wir am oberen Rand eine grossen Kiesgrube – kein Abstieg möglich, Umkehr also. Nicht weiter schlimm. Nach wenigen Minuten erreichten wir den Abstiegspfad, der zum Bahnhof führte. Mit der RhB bis Rhäzüns und weiter mit dem Postauto zurück zum Ausgangsort.

Fazit:
Das war eine Wanderung der gemütlichen Art – auch wenn der bemitleidenswerte Schreibende zunehmend litt. Das hinderte ihn und die ganze Gruppe nicht daran, am Abend eine ausgiebige Weindegustation bei Peter Wegelin in seinem Scadenagut in Malans zu erleben und sich anschliessend im Landhaus in Fläsch von Theresa und Ignaz Baumann verwöhnen zu lassen. Und schwupps waren die Beschwerden (fast) verflogen…

Parameter:
Tourdatum: 6. Juli 2016
Schwierigkeit: T1
Strecke: 12.927 km: Paspels/Pasqual – Ruine Alt Sins und Schloss Neu Sins – Mulegns – Rothenbrunnen – Ruvetg – Isla Bella – Bregl, P.665 – P.615 – Stn. Reichenau-Tamins RhB
Aufstieg: ca. 209 m
Abstieg: ca. -342 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 07 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen 3 Std. 23 Min.
GPS-Maschine: Garmin Montana 600, Topo Schweiz V.4

Kamera:
Sony DSC-HV90V

 

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