






































Traurige Geschichte:
Im Alpenvorland wurden vor rund 25 Millionen Jahren Sedimentschichten abgelagert, die sich in der folgenden Zeit zu harten Gesteinen verfestigten. In der letzten Phase der Alpenfaltung wurden diese Gesteine Teil der Gebirgsbildung. Dabei wurden die Felslagen schräg gestellt und zu Molassebergzügen wie bei der Rigi, dem Rossberg, aber auch in anderen Landesgegenden (z. B. Speer) emporgehoben. Auf Schritt und Tritt erinnerten uns die stummen Zeugen des Goldauer Bergsturzes vom 2. September 1806. An der Südflanke des Rossbergs setzten sich um 17 Uhr beinahe 40 Millionen m3 Nagelfluhgestein von der Gnipenspitze auf einer circa 20° talwärts geneigten Gleitbahn über stark durchfeuchtete, tonige Zwischenschichten in Bewegung und stürzten innert drei Minuten ungefähr 1000 Meter talwärts. Der Rutsch der 0,5 km2 grossen Abbruchfläche breitete sich unten fächerförmig aus, brandete an der gegenüberliegenden Rigikette 100 Meter empor, überschüttete insgesamt eine Fläche von rund 6,5 km2 und zerstörte die Dörfer Goldau, Röthen sowie Teile von Buosingen und Lauerz. 457 Menschen kamen ums Leben, 323 Stück Vieh wurden getötet, 111 Wohnhäuser, 220 Ställe und Scheunen sowie zwei Kirchen und zwei Kapellen wurden zerstört. 206 Menschen waren geflüchtet oder ortsabwesend. Die Dörfer Goldau und Röthen waren verschwunden und der Lauerzersee wurde um ein Siebtel seiner Fläche verkleinert. Augenzeugen berichteten damals, der Bergsturz habe eine 20 Meter hohe Flutwelle ausgelöst.
Zur Wanderung:
Nicht zum ersten Mal (letztmals im Juni 2013) besuchten wir diese wirklich einzigartige Landschaft – für dieses Mal galt unsere Aufmerksamkeit nicht den Gipfelzielen (Gnipen, Wildspitz), sondern den Orchideen (allen vorab Frauenschuhe und Waldvögelein), welche um diese Jahreszeit (hoffentlich) blühen. Das Bergsturzgelände am Rossberg bietet dazu ideale Voraussetzungen, mittlerweile mit entsprechendem Bekanntheitsgrad. Heute Montag hielt sich der Publikumsaufmarsch zum Glück sehr in Grenzen… Und die Orchideen waren in voller Blüte!
Ab Bahnhof Arth-Goldau durchquerten wir das Zentrum von Goldau in Richtung Tennmatt, vorbei an der Seilbahn-Fabrik Garaventa. Der Anstieg wurde gleich steil und steiler, vorbei an den letzten EFH’s. Im Herzigwald dann ein Verhauer von einigen Metern, bei P.757 dann wieder auf der markierten Route. Im Waldstück «In den Rohren» trafen wir auf ein erstes Waldvögelein. Auf gutem Pfad hoch bis knapp unter tausend Metern, dann verliessen wir die Route zum Gnipen, um zwischen Weide und Waldrand, abgelenkt von einigen wunderschönen Knabenkräutern, nach O zu laufen, leicht abwärts, und – schon wieder ein Verhauer. Diesmal landeten wir auf Asphalt – vierhundert Meter auf dieser Unterlage (und die paar Verhauer) drückten auf die Stimmung… Tschuldigung Doris! Unterhalb Ober Spitzibüel, bei Punkt 957 die Erlösung: markiert der WW in Richtung Gribsch; auf halber Strecke links weg, gut markiert der Rundweg durch den Föhrenwald. Unterwegs erste Frauenschuhe – die Stimmung hellte auf! Genau auf der Tausend-Meter-Linie fanden wir auf einem grossen Nagelfluhfelsen eine Sitzgelegenheit, um zu rasten. Nach dieser Pause noch fünfzig Hm hinauf durch den Urwald zum unteren Rand an der Abbruchstelle. Nach diesem heute höchstgelegenen Punkt drehte die Runde wieder talwärts – ziemlich holprig, manchmal mit etwas Nässe, über aufragende Wurzeln und höhe Tritte. Bald erreichten wir eine kleine Zusatzrunde, deutlich markiert als Frauenschuhrunde. Tatsächlich, auf einem kleinen Wiesenstück präsentierten sich die seltenen Orchideen – beinahe schon ein Frauenschuh-Laden! Ganze Formationen lachten uns entgegen… Etwas weiter talwärts erreichten wir wieder den WW von/nach Gribsch. Wir hielten nach rechts (W), um wenige Meter später den Pfad durch den Schuttwald zu nehmen. Unglaublich, dieser Urwald mit den vielen Nagelfluh-Ungetümen, welche teilweise vollständig überwachsen sind. Nahe Punkt 741 hielten wir nach rechts (W), um nahe eines Bachs abzusteigen – auf diesem Wegstück war Trittsicherheit und gutes Schuhwerk hilfreich. 2.3 km und 210 Hm weiter unten erreichten wir den Goldauer Sportplatz und den nahe gelegenen Bushalt: Nr. 502 brachte uns in wenigen Minuten zum Bahnhof.
Fazit:
Nicht allzu lange, aber ansprechende, botanisch und geologisch wunderbare Bergwanderung in der Innerschweiz. Das geologisch sehr eindrückliche Gelände im Goldauer Bergsturz hat uns die grosse Tragödie des Bergsturzes lebendig vor Augen geführt.
Wetterverhältnisse:
Sonnig, zeitweise leicht bedeckt, schwacher Wind 9 km/h NO, ~16°
Ausrüstung:
Bergwanderschuhe, Kartenmaterial SchweizMobil, GPS
Parameter:
Tour-Datum: 19. Mai 2025
Schwierigkeit: T2
Strecke: 8.54 km, Goldau (505 m) – Tennmat (537 m) – Härzigwald (P.757) – Rorban – P.988 – Ober Spitzibüel (P.957) – Rundweg (als solcher gut markiert) – P.818 – Schuttwald – P.655 – Goldau ÖV-Haltestelle Sportplatz (514 m)
Aufstieg: 781 m
Abstieg: ca. -772 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 10 Min.*
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 50 Min.
Tageszeit: 10:50 bis 16:00 Uhr*Orchideen-Fotografie ist halt zeitaufwändig!!