Hasenmatt 1445 m – Stallflue 1409 m – Abstieg übers Häxewägli

Wieder einmal unterwegs im Stammland Ruedi’s. Wir starteten bei der BLS-Station Im Holz in Lommiswil, erst durch das oberste EFH-Quartier über die Allmendstrasse hoch zum Waldrand, diesem entlang nach W bis zum P.675. Danach versagten die Kartenlesekünste Ruedi’s kurzfristig, wir verfehlten zwei direkte Aufstiegsmöglichkeiten, deren Einstiege in den Schwengiwald etwas verborgen sind. Also liefen wir auf der Schauenburgstrasse bis zum P.748. Hier drehten wir nach rechts, um auf deutlicher Spur, aber unmarkiert, bis P.774 zu laufen. Kurz danach verliessen wir die Forststrasse nach links auf eine steiler werdende, aber undeutliche Spur. Die nach O ausholende Forststrasse erreichten wir beim Wegpunkt 1033 wieder; dort kommt die alte Bergstrasse von der Schauenburg herunter – heute ein ausgewaschenes «Bachbett». Beim Gsäss benannten P.1033 liefen wir über die Haarnadelkurve weiter nach O, um die Strasse nach etwa 250 m links zu verlassen (gelbe WW-Markierung). Jetzt begann der Direktaufstieg unter den Flühen der Hasenmatt durch bis nahe P.1292 – dort, wo die weit nach O ausholende Bergstrasse zum Althüsli erreicht wird. Kurz vor diesem Punkt stiegen wir auf den schwach ausgebildeten, nicht ausgesetzten, aber gut zu erkennenden Grat, auf welchem der Gipfel nach etwa 600 m (+150 Hm) erreicht wird. Zwischendurch gab es spektakuläre Tiefblicke in die nördlich gelegenen Jura-Gräben und bis nach Gänsbrunnen, wo das Nordende des 3701 m langen Weissensteintunnels, einem einspurigen Eisenbahntunnel an der Bahnstrecke Solothurn – Moutier, der von der ehemaligen Solothurn-Münster-Bahn (heute BLS) erbaut wurde. Kurz unter dem Gipfel – das Kreuz bereits in Sichtweite – traten wir aus dem Wald und erreichten das offene Gipfelgelände der Hasenmatt. War die Wettersituation bislang deutlich schlechter, als vorausgesagt, verwöhnte uns nun die Sonne, und auch das grosszügige Alpenpanorama präsentierte sich über einem Wolkenband. Der Blick ging natürlich auch ins Tal, wo die Aare ihre Schlaufen zieht und die gelben Rapsfelder leuchteten. Finsteraarhorn, Eiger, Mönch, Jungfrau – grandios der Blick zur Berner Prominenz! Kurz die Gipfelrast (Dörrfrüchte, Nüsse Mini-Ragusa), etwas länger die Bewunderung der scheu aufblühenden Blüemli (Frühlingsenziane, Knabenkraut).

140 m westlich des Gipfels gelangten wir zu der Stelle, wo der nordseitige Abstieg in Richtung Althüsli beginnt. Auf diesem Abschnitt hiess es aufzupassen: Restschnee, feuchte Tritte, ziemlich ruppig. Auf etwa halber Höhe, am Waldrand, hielten wir nach links in Richtung W hinunter zur Alpstrasse P.1318. Auf einem leicht felsigen Grat queren wir bis oberhalb der Skihütte des SC Lommiswil, um dann recht steil knapp 90 Hm aufzusteigen. Bei P.1401 erreichten wir die «Hochebene» der Stallflue, deren höchster Punkt sich etwa 550 m westwärts befand (Gipfelkreuz). Hier galt es ja nicht zu nahe an die Kante dieser eindrücklichen Flue zu stehen – mind. 200 m hoch ist die Wand! Jetzt suchten wir den Einstieg ins berüchtigte Häxewägli. Genau bei P.1399, ca. 280 m westlich des Gipfelkreuzes, fand sich eine Stelle, markiert mit einem kleinen Steinmann. Nach dem Übersteigen des Stacheldrahtzauns(!) standen wir an einer Feuerstelle auch Resten eines Sitzbänklis – das musste die Einstiegstelle sein. Wir geben gerne zu, dass hier Respekt aufkam vor dem, was uns bevorstand: Abgrund! Immerhin begann die Sache einigermassen machbar mit dem Durch- und Abstieg über eine hohe felsige Steilstufe – unter der so etwas wir ein Trampelpfad auszumachen war. Unmittelbar danach die Schlüsselstelle, eine kurze, mit Ketten gesicherte Querung – viel Luft unter den Füssen, eine leicht ausgesetzte Stelle von vielleicht fünfzig Metern. Über uns die mächtige Felswand der Stallflue, suchten und fanden wir eine einigermassen Vertrauen erweckende Abstiegspur – jetzt war nur noch darauf zu achten, die Stelle nicht zu verpassen, wo wir nicht in Richtung Oberes Brüggli, sondern weiter abzusteigen hatten in den Wagnerbann. Erst bei Erreichen einer Geröllhalde hatten wir die Gewissheit, richtig unterwegs zu sein. Die besagte Geröllhalde war ihrer Steilheit wegen ziemlich herausfordernd – nur ja nicht rutschen! Dank dem einen oder anderen Steinmann fanden wir schliesslich den unteren «Ausgang». Dank GPS und Kartenmaterial – auf Swisstopo ist dieser «Wanderweg» nicht eingezeichnet, also behalfen wir uns zur Not mit OpenTopoMap, den Topographische Karten aus OpenStreetMap. Hinweis: OpenStreetMap ist crowdbasiert, d.h.: registrierte User können beitragen. Der Haken: bei crowdbasierten Datensammlungen muss nicht zwingend um inhaltliche Richtigkeit, Genauigkeit, Aktualität, Zuverlässigkeit, Vollständigkeit und Relevanz geachtet werden. Also Vorsicht bei der Anwendung solcher Hilfsmittel! Aber heute hat es uns geholfen, und wir mussten nicht im sehr steilen Gelände des Wagnerbanns biwakieren😎… Und ja, die ab und zu offensichtlich von privater Seite angebrachten leuchtgelben Markierungen halfen auch, den im Wagnerbann westlich gelegenen Wendepunkt nicht zu verpassen. Mittlerweile auf einer Höhe von 1200 m.ü.M. endete das Spektakel – ab jetzt durften wir auf deutlicher Spur laufen. Nahe P.1091 erreichten wir die Fahrstrasse zur Schauenburg – die 700 m bis dorthin sprinteten wir fast schon. Klar, endlich gab es etwas Richtiges zwischen die Zähne, schliesslich war es auch schon drei Uhr nachmittags. Auf der besonnten Terrasse des Bergrestaurants Schauenburg genossen wir den Appenzeller Brandlöscher und die gigantischen Käseschnitten, während vor unseren Augen nochmals Spektakel geboten wurde: die Rega trainierte gerade Seilwinden-Rettung an den Westflühen der Hasenmatt – direkt über uns. Eine Stunde später nahmen wir die letzte Etappe unter unsere Füsse: etwas mehr als 500 Abstiegsmeter (1 Wegstunde) hinunter zum Ausgangspunkt Lommiswil Im Holz. Auf der steilen, und stark verwitterten alten Bergstrasse galt es gefühlt tausenden von Stolpersteinen auszuweichen. Bei P.1033 (Gsäss) schloss sich die grosse Runde, und wir liefen – nun etwas direkter als im Aufstieg nach Lommiswil hinunter. Ende gut, alles gut – wir waren froh und auch etwas stolz, die Herausforderung «Häxewägli» gut und gesund geschafft haben…

Fazit:
Eine absolut spannende und lohnende Bergwanderung auf den höchsten Solothurner Gipfel – mit anständig vielen Höhenmetern und auf teilweise abenteuerlichen Spuren.

Wetterverhältnisse:
Nach Tagen mit Regen und Schneefall der erste Schönwettertag, Fernsicht von Wolken getrübt, im Tagesverlauf schöner und aufklarend, Wind 20 km/h O, ca. 5 bis 11° C

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo und OpenTopoMap, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 27. April 2022
Schwierigkeit: T3+
Strecke: 13.1 km, Lommiswil, Im Holz (620 m) – Allmend P.675 – P.748 – P.774 – P.976 – P.1033 (Gsäss) – P.1293 – Gratweg zum Gipfel, Hasenmatt (1445 m) – Abstieg zu P.1318 – P.1403 – Stallflue (1409 m) – Einstieg ins Häxewägli (P.1398) – Wagnerbann – P.1091 – Schauenburg (1146 m) – P.1033 (Gsäss) – P.976 – Allmend P.675 – Lommiswil, Im Holz
Aufstieg: ca. 1030 m
Abstieg: ca. -1030 m
benötigte Zeit inkl. Pausen: 7 Std. 30 Min.
benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 30 Min.
Tageszeit: 09:45 bis 17:15 Uhr

2 Gedanken zu „Hasenmatt 1445 m – Stallflue 1409 m – Abstieg übers Häxewägli“

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