Herbst 2020 Val Müstair 1|4: endlich mal auf den Piz Daint 2967 m

Nach der Anreise und dem Bezug unseres Quartiers in Fuldera im gastfreundlichen Hotel Landgasthof Staila freuten wir uns auf ein paar Wandertage im geliebten Val Müstair. Die Wettervorhersagen für die kommenden Tage konnten nicht idealer sein. Schon länger auf unserer Projektliste, sollte es diesmal gelingen, diesen hoch über dem Ofenpass aufragenden Aussichtsberg zu besteigen. Der Piz Daint ist mit 2967 m der höchste Gipfel des Münstertals. Eine Alpinwanderung der Spitzenklasse, die aussergewöhnliche Panoramablicke verspricht. Um neun Uhr starteten wir auf dem grossen Parkplatz auf der Passhöhe. Entgegen unserer Erwartung, dass sich heute Sonntag viele Bergwanderer zu diesem Klassiker aufmachten, waren wir die Einzigen – alle anderen machten sich gegenüber der Passstrasse auf in Richtung Alp da Munt. Unser Aufstieg begann direkt hinter dem Passhotel Süsom Givè, führte am grossen Senderturm vorbei, steil ansteigend an der Ostseite des Il Jalet. Vorbei an bizarren Felsformationen, über einige mit Ketten gesicherten Steilstufen, erreichten wir nach einer halben Stunde die Verzweigung bei Davo Plattas (P.2288). Rechts ginge es zum Aufstieg auf den Il Jalet, geradeaus in Richtung Jufplaun. Wir hielten nach links, um den Nordwestrücken des Piz Daint anzustreben. Erst auf gutem Pfad, wenig später – ab ca. 2450 m.ü.M. quer und wenige Meter absteigend über die Geröllhalde namens Murtaröl, folgte ein blockiger Aufstieg, wo auch mal die Hände gebraucht wurden. Auf dem ca. 400 Hm über uns verlaufenden Grat zum Gipfel erkannten wir drei Bergsteiger – denen wir später begegneten. Auf dem Rücken bei P.2645 angekommen, öffnete sich der Blick zum Nachbarn Munt Buffalora und auf die Ebene Jufplaun. Wir hielten nach links (also nach O), einer deutlichen Wegspur folgend direkt in Richtung Gipfel. Die letzten ca. 150 Aufstiegsmeter ziemlich steil, aber nicht ausgesetzt, forderten etwas Trittsicherheit auf der rutschigen (aber trockenen) Unterlage. Die erwähnten «Gratwanderer» kamen uns bereits entgegen und berichteten von einem tollen Gipfelerlebnis – diese Vorfreude liess uns die Anstrengungen vom Gipfelaufstieg beinahe vergessen. Jedenfalls standen wir nach 2 Stunden und 15 Minuten oben – ein herrliches Gefühl, der Gipfel ganz für uns. Beste Panoramasicht nach allen Seiten, im Südosten vom König Ortler dominiert (Luftlinie 23 km). Einfach unbeschreiblich, alleine schon deshalb empfehlen wir die Bilder zu geniessen. Ein besonderer Genuss war dann auch die Gipfelrast bei Windstille. Der Blick auf die Aufstiegstrecke zeigte, dass sich heute doch noch etwa ein Dutzend Bergsteiger zum Gipfel aufmachten – die begegneten uns dann während unseres Abstiegs. Dieser verlief auf der Aufstiegspur; im obersten (steilen) Gipfelaufbau waren Stöcke hilfreich, um auf der steilen und feinschotterigen Unterlage allfällige Rutscher aufzufangen. Auf dem Rücken bei P.2645 angekommen, hielten wir nach Süden, mit dem Ziel über die Hochebene Jufplaun zu laufen. Erst war aber der Einsatz unserer Hände gefragt, weil gleich nach der Verzweigung eine steile Runse zu queren war. Ab etwa 2450 m.ü.M. erreichten wir ruhigeres Gelände, in wenigen Serpentinen und über Alpgelände. Die nahe P.2331 stehende Hütte bei Döss dal Termel passierten wir östlich, um den Jufplaun querenden Wanderweg zu erreichen. Jetzt die Höhe von ca. 2300 m haltend war lustvolles Wandeln angesagt. Bis vor wenigen Tagen war die Alp noch bestossen, jetzt war alles sehr ruhig. Die westlichen namenlosen Ausläufer des Piz Daint umrundeten wir auf einem sehr schön angelegten Panoramaweg. Rechts oben die von der Erosion gezeichneten felsigen Gestalten, links der Blick hinunter nach Buffalora, von wo uns der Lärm der Passstrasse erreichte. Zum Abschluss folgte die spektakuläre (aber nicht schwierige) Querung des Val Murtaröl – nochmals ging der Blick rechts hoch zum Tagewerk. Nach wenigen Minuten Auf und Ab schloss sich unsere Runde bei Davo Plattas wieder. Jetzt noch der kurze, aber steile Abstieg zu Pass hinunter. Auf diesem Teil begegneten uns einige mit Turnschuhen bewehrte «Berggänger» – diese musterten fast schon angst- und respektvoll unsere schweren, griffigen Schuhe (auch verächtlich «Schraubstöcke» genannt😎). Auf dem Pass angekommen, flüchteten wir zügig nach Fuldera hinunter – dort gabs dann zur Belohnung Bier🍻.

Fazit:
Besser kann eine Tourenwoche im Münstertal nicht beginnen… Einfach famos!

Wetterverhältnisse:
Herrliches, sonniges Bergwanderwetter, ~12 bis 20°

Hilfsmittel:
Bergwanderausrüstung, Stöcke, Regenschutz (für alle Fälle…)

Parameter:
Tour-Datum: 13. September 2020

Schwierigkeit: T3
Strecke: 11.7 km, Pass dal Fuorn/Ofenpass (2149 m) – Davo Plattas (2288 m, Verzweigung) – Murtaröl – P.2649 – Piz Daint (2967 m) – Abstieg bis P.2649 – Döss da Temel – Jufplaun – Val Murtaröl – Pass dal Fuorn/Ofenpass
Aufstieg: ca. 920 m
Abstieg: ca. -960 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 6 Std. 15 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 10 Min.
Tageszeit: 09:00 bis 15:10 Uhr

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