Gemütliche Fahrt mit dem kleinen Postauto von Fuldera nach Lü. Etwas nach neun Uhr dort angekommen, wanderten wir los, vorbei an Lü Daint auf dem markierten Wanderweg (auch Senda da l’uors oder Bärenpfad genannt). Die vorerst mehrheitlich im Schatten verlaufende Naturstrasse führt zur Alp Champatsch, welche wir kurz vor den Alpgebäuden nach rechts in Richtung O verliessen. Auf dem weiss-rot markierten Alpsträsschen stiegen wir ziemlich steil auf bis zur kleinen Hütte auf Serrà. Ab hier wieder voll an der Sonne, wandelten wir in der Traumlandschaft über den Pass da Costainas und weiter zur 120 m tiefer liegenden Alp Astras Tamangur Dadaint (Alpbetrieb geschlossen). Unterwegs leuchtete das Gold der Lärchen – nicht zu überbieten! Auf der Alp trafen wir erste Wanderer und Biker, welche wie wir, die Gelegenheit für eine Trink- und Verpflegungspause nutzten. Von hier ging unser Blick vor allem hoch zum Superberg Piz Vallatscha – kaum zu glauben, dass uns dessen Besteigung am 17. August gelang. Nach der Rast liefen wir unterhalb der Alphütte in Richtung God Tamangur – dieser höchstgelegene Arvenwald Europas war (nach unserem Besuch im Herbst 2017) ein Hauptgrund für die heutige Tour. Diese Streckenvariante bis S-charl ist mit 2 Std. 15 Min. etwas länger, als diejenige über die Fahrstrasse (1 Std. 45 Min.), dafür entsprechend lohnender. Etwa 50 Hm über dem Wasser der Clemgia erreichten wir den God Tamangur. Sagenhaft schön, dieses Juwel (siehe Bilder)! Kurz vor der wieder aufgebauten Alphütte Tamangur Dadora (2127 m) verliessen wir den Wald, um nach kurzem Abstieg bei P.2019 die Brücke über die Clemgia und die Fahrstrasse nach S-charl zu erreichen. Parallel zum hier noch zahmen Bergbach passierten wir Plan d’Immez und etwas weiter Plan San Martaila. Das Farbenspiel mit dem blauen Himmel und dem Gold der Lärchen lieferte Postkartenmotive. Bald war S-charl (1808 m), ein nur im Sommer bewohntes Dörfchen, erreicht. Das kleine, aber schmucke Dorf war gut besucht von Bikern, Wanderern und Postauto-Ausflüglern. Die Zeit bis zur Abfahrt des Postautos reichte gut für die Mittagsverpflegung auf der besonnten Terrasse des Gasthauses Mayor. Die 16 km lange Talfahrt bis nach Scuol hinunter (1208 m) war auch diesmal wieder unglaublich spektakulär; am 30. Juli 2017 (und im August ein zweites Mal) wurde die «Strasse» als Folge heftiger Gewitter von mehreren Murgängen und Felsstürzen an verschiedenen Stellen vollständig zerstört. S-charl war von der Umwelt über eine Woche lang abgeschnitten. 15 Personen sassen in ihren Fahrzeugen fest, wie die Kantonspolizei GR damals mitteilte. Die Rega konnte im Verlauf einer Nacht 13 Personen, darunter zwei Kinder, an einem Seil hängend aus dem Val S-charl ausfliegen. Zwei Personen mussten die Nacht in ihrem blockierten Fahrzeug (in einem Tunnel!) verbringen. Verletzt wurde damals zum Glück niemand. Auf der Talfahrt über die provisorisch angelegte Strasse können die Schäden an den sehr exponierten Stellen eingesehen werden. Von den Eindrücken fast schon überwältigt, waren wir froh, das Ziel Staziun Scuol-Tarasp wohlbehalten erreicht zu haben. Die Rückfahrt mit der RhB bis Zernez und anschliessend mit dem Postauto über den Ofenpass war mit mehr als 2 Stunden Reisezeit sehr erholsam…
Fazit:
Zum Einstieg in den Herbst 2021 im Münstertal ein Herbstwanderung der Superlative! Unschwierig, gute Kondition vorausgesetzt. Wunderbar! Einzigartig! Farbenfroh! Eindrücklich!
Wetterverhältnisse:
Traumwetter! Sonne pur, wolkenlos, ca. 2 bis 13°, praktisch windstill (vom Sturm Hendrik jedenfalls war nichts zu spüren).
Ausrüstung:
Bergwanderschuhe, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS
Parameter:
Tourdatum: 20. Oktober 2021
Schwierigkeit: T2
Strecke: 14 km, Lü (1916 m) – Lü Daint – Champatsch (P.2093) – Serrà (2199 m) – Pass Costainas (2250 m) – Alp Astras Tamangur Dadaint (2131 m) – God Tamangur – Tamangur Dadora (2127 m) – P.2019 (Brücke über die Clemgia) – P.1993 (Taleingang Alp Plazèr) – P.1962 – P.1913 – Charbunera – S-charl (1808 m)
Aufstieg: ca. 440 m
Abstieg: ca. -556 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 35 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 35 Min.
Tageszeit: 09:20 bis 13:55 Uhr
traumhaft schön!
Lieber Felix, das Münstertal hat sich zu unserer Lieblingsdestination entwickelt, zu jeder Jahreszeit…