Herbst 2022, Val Müstair 3|5: Il Jalet (2389 m)

Für den Nachmittag waren Niederschläge zu erwarten, also wählten wir eine kurze Tour, Doris’ Idee den Il Jalet zu besteigen, den wir bereits im Oktober 2019 in umgekehrter Richtung begangen haben, fand sofort Zustimmung. Nach der Postautofahrt auf den Ofenpass genossen wir den Startkafi im Restaurant des Passhotels Süsom Givè. Gegen halb elf starteten wir; der markierte Aufstieg beginnt einige Schritte hinter dem Hotel, vorbei an der grossen Antennenanlage. Nach 350 m die Verzweigung nach W, um den Direktaufstieg über die bereits besonnte Nordflanke zu nehmen. Über einige hohe Felstritte erreichten wir eine flache Mulde auf einer Höhe von ca. 2330 m.ü.M., welche gegen S mit bizarren und fotogenen Felstürmen gesäumt ist. Der Pfad drehte nach S und wenig später, nach einem kurzen Aufstieg nach links in Richtung O – dreissig Hm weiter steil hoch zum Gipfel. Diesen erreichten wir in etwas weniger als einer Stunde; das ginge auch schneller, aber wir hatten keine Eile und genossen unterwegs schon die eindrückliche Aussicht. Oben angekommen die Begrüssung eines ebenfalls nicht mehr ganz jungen Paars – gerne hielten wir die Gipfelankunft gegenseitig fotografisch fest – dankeschön! Auch wenn sich der Ortler hinter den Wolken versteckte, war das Gipfelpanorama ein Genuss: der Blick zwischen den Felszinnen auf die Passstrasse und ins Val Müstair hinunter, Jufplaun und Munt Buffalora (2629 m) im Westen, im Süden der mächtige Piz Daint (2967 m), in Erinnerung an unsere Besteigung im Sept. 2020. Nach dem Gipfelgenuss folgte der Abstieg über die Südflanke; 100 Hm steil und stellenweise sandig-rutschig. Nach zwanzig Minuten war die Ebene Davo Plattas erreicht. Von hier ginge es über den Normalweg zum Piz Daint; wir hielten rechts in Richtung Jufplaun. Zwei entgegenkommende Jäger mit Hund erinnerten uns an die aktuelle Niederjagd (01.10. bis 30.11.2022) – Weidmannsheil! Jetzt folgte der uns bereits vertraute Weg durch das bizarre Val Murtaröl, eine bei trockenen Verhältnissen (wie heute) nicht sehr anspruchsvolle Querung – Trittsicherheit war trotzdem gefordert. Bis zur Verzweigung bei P.2272 in leichtem Auf und Ab und im Schatten des Piz Daint-Ausläufers, hielten wir nun rechts, um in Richtung Jufplaun resp. zur Brücke über die Aua da Murtaröl bei P.2220 zu traversieren. Nun wieder an der Sonne, fanden wir auf dem Wurzelwerk einer grossen Föhre ein wunderbare Sitzgelegenheit; Trinkpause, Aussicht geniessen, mit Blick hinüber zur aus dieser Perspektive abweisenden Ostwand des Munt Boffalora, der neuerdings mit einem Gipfelkreuz ausgestattet ist. An der Brücke über die Aua da Murtaröl angelangt, der Blick zurück zum überzuckerten Piz Daint und über die Jufplaun zum Massiv des Piz Murtaröl. Jetzt erst verirrten sich ein paar scheue Tropfen aus einer dunklen Wolke fallend – nichts Ernsthaftes. Erstaunlich wenig «Verkehr» heute auf dieser sonst häufig begangenen Strecke bis zur Hütte bei der Verzweigung P.2195. Nach einer Abkürzung folgte der unangenehm steile Abstieg auf der von goldfarbenen Lärchen gesäumten Alpstrasse hinunter zur Alp Buffalora. Unterwegs der Blick zum Himmel und zum Vorbeiflug von drei Superpumas, welche die Bundesräte von ihrem Besuch (ordentliche Wochensitzung «extra muros» in Müstair) abholten. N.B.: der Besuch unserer «Geschäftsleitung» war vielleicht der Grund dafür, dass heute auf den Wanderwegen wenig Wandervolk anzutreffen war… Nach den Gebäuden der Alp Buffalora nahmen wir den markierten Wanderweg über das Weideland und schliesslich über die wenig Wasser führenden Aua da Murtaröl und Aua dal Fuorn. Schliesslich erreichten wir das Tagesziel beim Berggasthaus Buffalora. Tragisch: das Berggasthaus ist am 25.07.2022 von einem Murgang betroffen worden und bleibt bis auf Weiteres geschlossen. Das kleine Team bietet aber trotz der Zerstörung (verschüttetes Untergeschoss, folglich zerstörte Energieversorgung) in einem Kioskwagen warme Speisen und Getränke an, was wir gerne und allein schon aus Solidarität nutzten. So war die kurze Wartezeit bis zum Eintreffen des Postautos überbrückt.

Fazit:
Eine relativ kurze, knackige Bergwanderung auf einen Aussichtsgipfel nahe am Ofenpass.

Wetterverhältnisse:
Mehrheitlich sonniges Herbstwetter mit freundlicher Bewölkung, Temperaturen im Bereich +5 bis +11° C, trocken, wenig Wind (ca. 7 km/h SO)

Ausrüstung:
Bergwanderschuhe, Regenschutz, Stöcke, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tourdatum: 12. Oktober 2022
Schwierigkeit: T2 (Gipfelauf-/abstieg teilweise T3)
Strecke: 7.2 km, Postauto zum Pass dal Fuorn/Ofenpass (2149 m) – Aufstieg in Richtung Piz Daint – Abbiegung Il Jalet – Il Jalet (2389 m) – Davo Plattas (2288) – Val Murtaröl – Verzweigung P.2272 – Brücke über die Aua da Murtaröl bei P.2220 – Hütte bei P.2195 – P.2156 – Alp Buffalora (2032 m) – Aua da Murtaröl – Aua dal Fuorn – Buffalora (1967 m) – Postauto nach Fuldera
Aufstieg: ca. 303 m
Abstieg: ca. -472 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 3 Std. 35 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 25 Min.
Tageszeit: 10:25 bis 14:00 Uhr

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