Doris’ Idee war ausgezeichnet – eine Tobelwanderung praktisch vor der Haustüre. Nach kurzer ÖV-Fahrt entstiegen wir an der Ochsenkreisel in Wetzikon/Kempten dem Bus. Nach einem kurzen Stück auf der Tösstalstrasse der Wechsel über die Brücke auf die rechte Seite des Chämptnerbachs. Nach wenigen Metern, bei der Mühle Kempten, weisen erste historische Industrieobjekte darauf hin, dass wir hier auf dem Industrielehrpfad Züri Oberland sind. Infotafeln und zahlreiche Bauten aus der Zeit, als man das Wasser um 1850 zur Industrialisierung zu nutzen begann, bieten interessante und anschauliche Einblicke in diese Zeit. Von der Mühle sind es nur wenige Gehminuten bis zum Chämtnertobel. In der letzten Eiszeit lag hier der Linth-Rhein-Gletscher und bildete grosse Moränen. Noch heute ist eine Seitenmoräne zwischen Bachtel und Rosinli zu sehen. Auf dem Wanderweg durch das Chämtnertobel findet man zahlreiche Feuerstellen und lauschige Plätze, die zum Verweilen einladen. Nach ca. 30 Gehminuten erreicht man den Grossen Giessen, ein Wasserfall. In den letzten 12000 Jahren hat der Chämtnerbach ein tiefes Tobel in die Seitenmoräne des ehemaligen Gletschers und die darunterliegenden Molasseschichten aus Nagelfluh und Mergel gegraben. Der weiche Sandsteinmergel wurde schneller wegerodiert, als die härteren Nagelfluhschichten, es bildeten sich Rippen und Abstürze. Ein schönes Beispiel ist dieser Giessen. Von diesem Wasserfall geht es über Treppen bergauf, dann über Brücken zum Aquädukt und zum Tobelweiher und vorbei an den beiden geheimnisvollen Tobeltürmen. Am oberen Ende des Tobels, bei der Kläranlage Bäretswil, endet die Industrieromantik. Wir unterquerten die Eisenbahnlinie der Museumsbahn, Erinnerungen werden wach an unsere Hochzeit. Beim Rüteliholz erreichten wir die ersten Häuser von Bäretswil. Wir blieben am südlichen Dorfrand und wanderten dem Aabach entlang hinauf zur Wetzikerstrasse, um diese zu überqueren und weiter dem Bach entlangzulaufen. Oberhalb des Stöcketobels erreichten wir den aussichtsreich gelegenen Haldenguet-Weiher. Nach einem kurzen steileren Aufstieg folgten wir der wenig befahrenen Stöckstrasse bis zum Stöckweier. Eine Sitzgelegenheit (mit Abfalleimer) – idealer Platz für eine erste Pause. Weiter gings vorerst ohne Höhenunterschied zur Saagi und dann entlang dem Wappenswilerriet zum schön gelegenen Weiler Oberwappenswil. Hier folgten wir dem Wegweiser zur Täuferhöhle (30 Minuten). Ab Oberer Holenstein wieder auf unbefestigter Strasse, nach einer Rechtskurve am Allmenholz vorbei steil hoch entlang dem Holensteintobel bis zum Waldrand (Chappelen). Vorbei an der Grillstelle, welche von einer Gruppe Jugendlicher «besetzt» war. Ab hier waren es nur noch wenige Schritte und Treppen bis zur Täuferhöhle. Die Höhle hat ihren Namen von den Täufern, die nach der Reformation dort Schutz suchten. Nachdem sie 1526 von der Zürcher Kantonsregierung mit dem Tod(!) bedroht wurden, zogen sich einige von ihnen hierher zurück. Die Höhle liegt auf einer Höhe von 930 Metern im Wald an einem Steilhang der nordwestlichen Flanke des Allmen unterhalb einer mächtigen, waagrecht liegenden Nagelfluhschicht, über die ein kleiner Wasserfall fliesst, der durch das Holensteintobel den Bäretswiler Aabach speist. Eindrücklich – und heute Samstag erstaunlicherweise einsam. Der ca. 60 Hm höher, nahe dem Allmen, querenden Wanderweg ist über viele Treppentritte gut zu erreichen. Ab diesem Wegpunkt hielten wir nach SO, um über weitere Treppen und über einen spannenden Pfad stark abfallende Nagelfluhwände zu queren. Oberhalb des Hofes Allmen und nach einem steilen Abstieg erreichten wir den Waldrand (nahe bei P.935) – ein idealer Ort und auch die Zeit dazu (halb zwei), die mitgebrachten Leckereien (Hauptgang WKS, weisch wie fein…) zu geniessen. An diesem sehr sonnigen Steilhang kann man es gut und länger aushalten – nur die diesige Fernsicht reichte kaum bis zur Rigi. Ausgeruht und gestärkt machten wir uns auf zum Abstieg in Richtung Hinwil, vorbei am Wanderwegweiser P.935 zum Waldrand und durch den Stelzenwald über Gibelholz hinunter zum Weiler Schofrain. Die Höhenstrasse mieden wir, stattdessen liefen wir auf dem Baumgartenweg hinunter nach Girenbad. Vorbei am ehemaligen Kurhaus – welches gerade renoviert wird – durchquerten wir die Hinwiler Aussenwacht um zum südlich gelegenen Parkplatz Chalchtaaren zu gelangen. Dort verliessen wir die Hauptstrasse nach NW, um vorbei an der Burgruine Bernegg den Tobelweg zu erreichen. Die steile Strecke bis zum Einstieg zur Schnittstelle Falätschentobel/Wildbachtobel (P.702) ist offensichtlich auch bei Bikern beliebt (also aufgepasst, rutschige, weil «radierte» Steilstufen). An der Schnittstelle dann das Allgemeine Fahrverbot; der Weg durch das schöne Wildbachtobel ist wirklich sehr lauschig. Ab Verzweigung Chüetobel (welcher unterhalb des Ringwiler Weihers liegt) wird der Pfad zu einem Weg, immer nahe des Wassers – oft über Brücken und vorbei an kleinen Wasserschwellen. Auf dem Weg bis nach Hinwil trafen wir einige Jugendgruppen, welche die wunderbare Natur ebenfalls genossen. Bei der Tobelweid erreichten wir die Fahrstrasse, auf welcher wir den alten Dorfteil Hinwils erreichten. Ende einer sehr spannenden Tour in unserem schönen Zürioberland – die Wandersaison ist eröffnet!
Fazit:
Eine nicht zu kurze und leistungsmässig ansprechende Wanderung, verbunden mit dem durchaus erwünschten Verbrennungseffekt…
Wetterverhältnisse:
Frühlingshaft sonnig, kaum Bergsicht (diesig), leichter Wind aus O, ca. 3 bis 18° C
Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Kartenmaterial Swisstopo, GPS
Parameter:
Tour-Datum: 26. März 2022
Schwierigkeit: T2
Strecke: 14 km, Wetzikon/Kempten (561 m) – Mühle – Chämptnerbach – Tobelweg P.578 – P.590 – P.615 – Kläranlage Bäretswil – Rüteliholz Bäretswil P.683 – Aabach – Wetzikerstrasse – dem Aabach entlang, Stöcktobel – Stöckstrasse – Stöckweier (787 m) – Saagi (800 m) – Wappenswilerriet (807 m) – Oberwappenswil (822 m) – Unterer Holenstein P.857 – Holensteintobel – Täuferhöhle (930 m) – Treppen bis 970 m – P.935 bei Hof Allmen – Stelzen – Schofrain (828 m) – Girenbad (870 m) – Parkplatz Chalchtaaren (777 m) – Burgruine Bernegg (779 m) – P.702 Schnitttstelle Falätschentobel/Wildbachtobel – Tobelweg/Tobelstrasse – Hinwil (Dorf, 574 m)
Aufstieg: ca. 570 m
Abstieg: ca. -560 m
benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 40 Min.
benötigte Zeit ohne Pausen: 4 Std. 10 Min.
Tageszeit: 09:30 bis 15:10 Uhr