Lütispitz (1987 m) über die steile Südflanke

Am Weihnachtstag auf den Lütispitz? Aber sicher, und zwar schneefrei über die steile Südflanke. Eigentlich hatten wir diesen tollen Aussichtsgipfel für nächstes Jahr projektiert; da der Sommer/Herbst 2015 andauert und die Südflanke schneefrei war, stimmte Doris meinen Vorschlag mit Begeisterung zu.

Start um halb zehn ab Halden/Burst, wo sich ein kleiner Parkplatz befindet – wir waren die ersten heute. Die Fahrstrasse verliessen wir bei Gamser (P. 1349), um der über die Wiese steil zur Chrinn (1349 m) hoch führenden Trampelspur zu folgen. Oben waren dann auch schon die ersten 200 Aufstiegsmeter „vernichtet“, unter uns der schwarzgefrorene Gräppelensee. Weil nordseitig, war der kurze Abstieg zum See resp. zu dessen Abfluss unter hartgefrorenem Schnee. Bald erreichten wir den voll besonnten Südhang in Richtung Winkfeel – das Tagesziel 550 m über uns. Kurz nach der Alphütte Winkfeel, unmittelbar nach Überquerung der ersten Rinne, verliessen wir den in Richtung Foggboden führenden Pfad. Wir stiegen rechts weg und hoch über den anfänglich noch mit (tierischen) Trittspuren gut zu begehenden Grashang. Wichtig jetzt, immer schön links (also westlich) der Runse aufzusteigen. Vorbei an Punkt 1532, wurde es nicht nur steiler (Schätzung: >40°), sondern auch weglos. Allerdings war die Zielorientierung einfach: immer direkt hochzusteigen war die Devise, in Richtung der markanten Miniaturausgabe der Dreifaltigkeit (wie sie hikr marmotta einmal nannte; die Felstürme kamen immer näher, vom mittleren Turm wurden wir aufmerksam beobachtet (siehe Bilder). Die Türme passierten wir rechts (östlich also), über die immer steiler werdende Grashalde hatten wir einen weiteren Orientierungspunkt ausgemacht – eine Tanne, Rechts stehend der Schwarzchopf (1798 m). Die Steilheit war beeindruckend, dank Stockeinsatz hatten wir zusätzlichen Halt, denn die anfänglich hilfreichen Tritte des Alpviehs fehlten nun. Einige kleine Schneefelder waren problemlos zu umgehen. Oberhalb des Schwarchopfs bewegten wir uns hart an der östlichen Abbruchkante – entsprechend spektakulär der Ausblick in Richtung Säntis und zum Wildhuser Schafberg. Jetzt befanden wir uns unterhalb des Gipfelaufbaus mit gut sichtbarem Gipfelkreuz; wir hielten erst nach links (westlich) um zwischen zwei Felstürmen hoch zu steigen und den nahenden Gipfelgrat zu erreichen. Noch ein paar Minuten, und der Gipfel gehörte uns – alleine! Sowas ist wirklich wie Weihnachten! Ab Burst bis zum Gipfel benötigten wir knapp zwei Stunden (Nettolaufzeit), nicht schlecht für die 920 Aufstiegsmeter über eine Strecke von 4 km. Ein kräftiger Wind aus Südwest hielt uns von der Gipfelrast ab, allerdings nicht ohne Gipfelbucheintrag. Für den Abstieg wählten wir die Normalroute über den Windenpass. Bis dort hinunter und weiter bis zur Alp Hinterwinden waren immer wieder recht tiefe Schneefelder zu queren – was stockunterstützt gut gelang. Über dem Windenpass fanden wir dann ein windstilles und sonniges Plätzchen für eine ausgiebige Rast (Laugenbrötchen mit Lachstranchen…). Der restliche Abstieg über Hinterwinden – Foggboden – Winkfeel war der reinste Genuss; Churfirstenblicke bis zum Abwinken – und auch sonst eine tolle Fernsicht.

Achtung Wildruhegebiet:
Seit 2015 gilt für einen Teil der von uns begangenen Südflanke ein rechtsverbindliches Wintersportverbot, welches bei Schneelage einzuhalten ist.

Als Berggänger konnten wir heute ohne schlechtes Gewissen auf dieser Route aufsteigen. Die im Aufstieg angetroffenen Gämsen (siehe Bilder) schenkten uns jedenfalls keine panisch zu deutende Aufmerksamkeit.

Fazit:
Frühlingshafte Weihnachten, fast wie Ostern…

Wetterverhältnisse:
Gar kein weihnachtliches Wetter – aber wir genossen es (trotzdem)

Hilfsmittel:
Bergwanderschuhe, Stöcke; Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 25. Dezember 2015
Schwierigkeit: T4
Strecke: 8.8 km: Halden/Burst (kleiner Parkplatz) – Chrinn – Gräppelensee – Winkfeel – P.1532 – Lütispitz – Hinterwis – Hinterwinden – Foggboden – Winkfeel – Gräppelensee – Chrinn – Burst
Aufstieg: ca. 919 m
Abstieg: ca. -922 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 15 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 15 Min.
Tageszeit: 09:25 bis 14:40 Uhr

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