Monte Pravello 1012 m, Poncione d’Arzo 1017 m

Unser Ziel heute: die beiden Gipfel nahe Meride, welche in der Nachbarschaft des Hausbergs Monte San Giorgio stehen, hart auf der Grenze zu Italien. Die Wanderung begann und endete direkt ab Dorfzentrum. Nach dem westlichen Dorfende ein kurzes Stück auf der Via Serpiano, vorbei an der kleinen Kapelle Visago. Beim Ortsteil Fontana di Meride P.595 verliessen wir die Strasse um auf der Via Alla Campagna in Richtung Spinirolo zu laufen. Kurz vor Waldbeginn wurde es ruppiger, in einer Art Bachrunse der romantische Aufstieg zum Crocefisso (einem Übergang nach Serpiano). Wir blieben westlich des Übergangs (P.670), um jetzt nach W zu laufen. Weiterhin sehr ruppig und teilweise über viel Laub, so dass sich der Einsatz der Stöcke lohnte. Beim Grenzstein Nr. 57 (ca. 820 m.ü.M.) standen wir auf der Landesgrenze CH-I. Gegen N der Durchblick auf den 540 m unter uns liegenden Lago di Lugano, Porto Ceresio, Morcote, Melide und San Salvatore. Nun quasi genau auf der Grenze aufsteigend, erreichten wir die Grenzsteine Nr. 58 und 59. Hier, im Gebiet Albero della Sella hatten wir ein kurzes Stück abzusteigen. Zur linken der Blick zum Nachbar Monte San Giorgio, dahinter der Monte Generoso. Der im Schatten des Monte Pravello verlaufende Gipfelaufstieg hatte es in sich: steil, schmal, auf der kurzen Strecke von ca. 400 m waren etwa 130 Hm zu bewältigen. Der Aufstieg verlief genau der Landesgrenze, auf beiden Seiten der Grenze verläuft ein Aufstiegspfad, teilweise nur wenige Meter und getrennt durch einen Zaun. Wir entschieden uns, in der Schweiz zu bleiben😅, auch wenn der italienische Pfad in wesentlich gepflegterem Zustand war(!). Der Aufstieg verlangte Trittsicherheit, auch wenn es keine ausgesetzten Stellen gab. Den Gipfel des Monte Pravello erreichten wir in zwei Stunden. Oben angekommen, trafen wir auf die heute einzigen Berggänger, ein junges Paar aus Bergamo (die beiden hatten riesige Pizzen aufgetischt). Nach einem kurzen Austausch und dem Genuss der formidablen Aussicht machten wir uns auf zum zweihundert Meter ostwärts und fünf Meter höherstehenden Poncione d’Arzo. Dieser steht unscheinbar zwischen Bäumen, die Sicht deshalb eingeschränkt. Ein sehr bescheidenes Häuschen markiert den «Arbeitsplatz» der früher hier oben tätigen Grenzwächter. Hier fanden wir einen windgeschützten Platz für eine kurze Gipfelrast. Danach begann der steile Abstieg über 500 Hm. Erst noch genau entlang der Landesgrenze, verliessen wir diese bei Grenzstein Nr. 62/P.886. Danach hielten wir nach SO bis zur Weide Pre Sacco bei P.769. Ab hier wurde der Pfad zu einem Weg, der uns nun weniger steil zum P.905 (Costa di Prabello) führte. Obwohl der Blick nach Meride dessen Nähe suggerierte, gab es keine Möglichkeit für einen Direktabstieg (steile Felswände). Bald erreichten wir die ersten Brüche der Cave di Marmo d’Arzo. Es folgte ein eindrücklicher und spannender Abstieg durch die stillgelegten Steinbrüche – gleich einem natürlichen Amphitheater. Sehr stimmungsvoll, dieser Ort der Geschichte des alten Handwerks der Steinbrucharbeiter. Jahrhundertelang wurde der bunte Marmor von Arzo abgebaut; um die 200 Arbeiter waren hier beschäftigt bis 1912. Unfassbar, mit welchen bescheidenen Mitteln die tonnenschweren Steine ins Tal befördert wurden. Am Ende der Brüche vermitteln antike Produktionsstätten Eindrücke über die sehr harte Arbeit. Was damals vielen Menschen Broterwerb war, dient heute als Erlebnispfad. An der Strasse nach Meride angelangt, waren es nur wenige hundert Meter bis zur vor drei Tagen wiedereröffneten Osteria La Guana. In der Gartenwirtschaft liessen wir es uns gutgehen bei Bier, Brot, Käse und Salametti. Wenige hundert Meter weiter erreichten wir unseren Ausgangspunkt Meride wieder – mit den Eindrücken einer besonders abwechslungsreichen Wanderung.

Fazit:
Wie schon gestern: Vorfrühling im Südtessin – schöner geht es nicht!

Wetterverhältnisse:
Sonne, Sonne, Sonne, wolkenlos, nächtliche Minustemperaturen, Temperaturen im Bereich -5 bis +5°, wenig Wind aus W.

Ausrüstung:
Bergwanderschuhe, Stöcke, Kartenmaterial, GPS

Parameter:
Tourdatum: 28. Februar 2022
Schwierigkeit: T2+
Strecke: 9 km: Meride (579 m) – Fontana die Meride (594 m) – Via Alla Campagna – Spinirolo (606 m) – Crocefisso – Grenzstein Nr. 57 CH-I – Albero di Sella Grenzstein Nr. 59 – Monte Pravello (1012 m) – Poncione d’Arzo (1017 m) – Grenzstein Nr. 61 – Pre Sacco P.769 – Costa di Prabello (705 m) – Cave di Marmo – Via Cave di Marmo – Alla Guana – Meride
Aufstieg: ca. 560 m
Abstieg: ca. -560 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 15 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 15 Min.
Tageszeit: 10:30 bis 15:45 Uhr

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