Bereits einmal, im Februar 2017, haben wir diesen schön geformten Schneegipfel mit Schneeschuhen bestiegen. Heute war die Tour mit Susanne und Richi geplant. Allerdings liessen uns die in diesem Januar prekären Lawinenverhältnisse bis zuletzt zweifeln. Erst am Freitagabend – bei unserer Anreise ins Gasthaus Post in Obermutten, wo wir übernachteten – gab das SLF Entwarnung für das morgige Tourenziel. Auch wenn hier oben mehr als zwei Meter Schnee lagen, konnten wir bis zum Gasthaus hochfahren. Ab Solis-Brücke führt eine steile und enge Bergstrasse hoch zu den drei Walser-Siedlungen Mutten, weiter oben Stafel und zuoberst Obermutten. Für Interessierte findet sich hier viel Interessantes.
Bei -10° und spürbarem Südwind starteten wir erst um 09:45 Uhr, dafür schon in der Sonne. Vorbei an der schönen Holzkirche – die wir auf dem Rückweg besichtigten – traversierten wir am südlichen Dorfrand oberhalb der Bergstation des kleinen Skilifts auf einer maschinenpräparierten Spur in Richtung P.1900. Von hier geniesst man bereits das Panorama zum Piz Beverin und hinüber zum Heinzenberg. Ab hier dann der leichte Aufstieg durch den lichten Muttner Wald. Pulverschnee – und weit und breit keine Spur; da wussten wir, was zu tun war. Aber wir hatten vorgesorgt: Richi der Marathonmann haben wir einstimmig zum Spurer gewählt. Auf dem eingeschneiten Pfad bis zum P.1982 (Cher), dann Richtungsänderung nach rechts hoch in Richtung Muttner Alp. Nach wenigen Metern war die Waldgrenze erreicht, und der nach Norden ausgerichtete Hang wurde steiler – vor uns tauchte der nördliche Sporn des Muttner Horn auf. Etwa dreihundert Meter vor dem Alpgebäude auf der Muttner Alp (2126 m) hielten wir – Richi immer weit voraus spurend – vorerst direkt auf den Sporn zu. Auch heute hatten wir nicht vor, den sehr steilen (gefährlichen) Nordaufstieg durch die schmale Rinne zu machen; diese dient wohl vor allem als Abfahrtsroute für Skitüreler. Wir blieben auf der klassischen Route, welche in der Ostflanke des Muttner Horns südwärts verläuft – Sonne und böiger Südwind im Gesicht. Die Unterlage abwechselnd pulvrig weich, mal windgepresst hart. Die Höhe von etwa 2230 m.ü.M. haltend, erreichten wir über leicht coupiertes und aussichtsreiches Gelände die kleine Hütte Auf den Böden. Auch wenn wir bis jetzt nicht besonders gefordert waren: an diesem Plätzchen genossen wir an windgeschützter Stelle die kurze Trinkpause. Von hier ging der Blick zur Lenzerheide und zu den Engadiner Gipfeln – unglaublich schön, und nur für uns! Der folgende Aufstieg zum ca. 120 Hm höher liegenden Sattel war gut einsehbar – allerdings wurde dieser ziemlich kräftezehrend, weil an den steilsten Stellen viel (Treib-)Schnee lag und wir entsprechend einsanken. Auf dem Sattel dann wieder dieser Panoramablick zum Piz Beverin und zu den Pizzas d’Annarosa. Der Abschnitt ab Auf den Böden bis zum Gipfel wird in der SAC-Führerliteratur (Schneeschuhtouren Graubünden Nord) nur bei sicheren Verhältnissen empfohlen und mit WT3-4 bewertet. Absolut sichere Verhältnisse hatten wir heute nicht! Zwar erkannten wir keine Risse und Rutsche, aber zu lange wollten wir im Aufstieg und auf dem Sattel nicht verweilen. Auch ohne Gipfel waren wir zufrieden, zumal der Rundumblick auf dem kleinen Gipfelchen links des Sattels ebenso beeindruckte. Der starke Wind sorgte bestimmt für zusätzlichen Windchill von -5°; an eine Gipfelrast bei minus 15 bis 18 Graden war nicht zu denken. Also entschieden wir uns für den Abstieg etwas näher und höher der Aufstiegsstrecke. Hier begegneten wir einer grösseren Gruppe aufsteigender Skitürelern. Auf bester Unterlage, ab und zu mal etwas einsinkend, erreichten wir die Muttner Alp wieder. Hier ging nochmals der Blick hoch zum gfürchig dastehenden Nordsporn des Muttner Horns. Ab hier galoppierte jede(r) für sich nach Lust und Laune hinunter zum Waldrand. Nach dem Abstieg über P.1982 (Cher) war das aussichtsreich gelegene Walserdorf Obermutten rasch erreicht. Der Besuch der einzigartigen und höchstgelegenen Holzkirche Europas lohnte sich – zum Schluss gab es im Gasthaus Post nochmals eine Einkehr.
Fazit:
Wiederum erlebten wir mit Susanne und Richi einen Super-Tourentag im nun hoffentlich so richtig lancierten Touren-Winter 2019. Und dem Richi danken wir herzlich für die sportliche Spurarbeit!
Wetterverhältnisse:
ca. 150 bis 200 cm Pulverschnee, ab Muttner Alp stellenweise etwas windgepresst und überfroren, ungetrübter Sonnenschein, sehr tiefe Temperatur bei böigem Südwind.
Lawinengefahr:
Laut SLF wie folgt: Stufe 2 mässig, frische Triebschneeansammlungen liegen vor allem in Kamm- und Passlagen. Sie sind meist klein aber teilweise leicht auslösbar. Anzahl und Grösse der Gefahrenstellen nehmen mit der Höhe zu. Zudem können vereinzelt Lawinen in tieferen Schichten ausgelöst werden. Diese Gefahrenstellen sind auch für Geübte kaum zu erkennen. Vorsicht vor allem an eher schneearmen Stellen sowie an Übergängen von wenig zu viel Schnee. Eine vorsichtige Routenwahl ist wichtig.
Hilfsmittel:
Schneeschuhe, Stöcke, LVS, Sonde, Schaufel, GPS
Parameter:
Tour-Datum: 19. Januar 2019
Schwierigkeit: WT3
Strecke: 8 km, Obermutten – P.1900 – Cher (P.1982) – Muttner Alp – Auf den Böden – Sattel – ohne Besteigung Muttner Horn Hauptgipfel (2401 m) – Abstieg auf ungefähr gleicher Strecke bis Obermutten
Aufstieg: ca. 530 m
Abstieg: ca. -530 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 3 Std. 50 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 50 Min.
Tageszeit: 09:45 bis 13:30 Uhr
3 Gedanken zu „Muttner Horn 2401 m – Spuren ist ein K(r)ampf“
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wunderschöne Winterlandschaft und -impressionen – toll gemacht!
lg Felix
Lieber Felix, herzlichen Dank für deinen netten Kommentar. Auch deine (eure) Touren, die wir in deinem Whats-Status verfolgen, machen uns Eindruck. Weiterhin solch wunderbare Erlebnisse, und bliibed xund! LG Ruedi
vielen Dank – und: gliichfalls!
lg Felix