Oberhalbstein 1|2: Bivio – Kanonensattel – Alp Flix

Die Zweitagestour hatten wir schon länger vor – jetzt sollte alles stimmen; ideal auch um der gegenwärtige Hitze zu entfliehen. Weil die ÖV-Fahrt nach Bivio zu lange dauert, reisten wir mit dem Auto an; in Tinizong standen Gratis-Parkplätze zur Verfügung. Ab dort dann die halbstündige Postautofahrt bis Bivio.

Kurz vor elf Uhr starteten wir in Bivio bei sommerlichen Bedingungen (ca. 20°, sehr sonnig, leichte, aber willkommene Bise). Gleich in der Ortsmitte wurden wir von den Wanderwegweisern auf die gewünschte Strecke gewiesen in Richtung Alp Flix über die Alp Natons (Vorgabe bis zur Alp Natons: 2 Std.). Erst führte der Wanderweg durch die Ortsmitte, dann zur südlich gelegenen Brücke über die Julia, beim Ortsteil Plaz dann gleich stark steigend hoch bis zur Verzweigung P.2121. Auf diesem Abschnitt erfreuten uns Felder von Enzianen, Alpenrosen, Küchenschellen, Trollblumen. Bei der Verzweigung weiter in nördlicher Richtung, die Höhe von ca. 2140 m haltend bis Murtér – einem Sumpfgebiet mit zwei hübschen Seelein. Über ihnen baut sich der Piz Neir mit seinen 2906 m auf. Hier auch der Tiefblick zum Marmorera-Stausee (1680 m). Wenig später eine enge Stelle, wo ein steiler und ruppiger Abstieg zur Alp Natons (1959 m) hinunterführte. Wenige Meter oberhalb der Alp genossen wir an aussichtsreicher Lage unsere Mittagsrast (selbstgemachte Sandwiches mit Käse und Wollschweinsalami gefüllt). Bei den Alpgebäuden hielten wir gleich oberhalb der Fahrstrasse nach rechts in Richtung Kanonensattel. Die nächsten 800 m führten leicht ansteigend über Weiden, vorbei an friedlichen Kühen und Rindern, in die Val da Natons hinein. Beim P.2042 kommt einer der Pfade von der Fuorcla digl Leget herunter. Hier sei erwähnt, dass wir ursprünglich ab Julierpass ins Val d’Agnel hinein und über eben diese Fuorcla digl Leget (2709 m) laufen wollten. Der viele Schnee hielt uns aber davon ab (dank des Ratschlags des ortskundigen und erfahrenen Hikr Ivo die richtige Entscheidung, wie wir übrigens am Abend bestätigt erhielten). Also überquerten wir den stiebenden Bergbach über die eingeknickte Brücke. Vor uns sehr steile 200 Aufstiegsmeter über eine Strecke von 1000 m bis zum Kanonensattel (2255 m). Bei diesem Wegpunkt kommt ein zweiter Pfad von der Fuorcla digl Leget herunter. Am Kanonensattel lagen noch einige kleine Altschneefelder, die aber problemlos umgangen werden konnten. Vom heute höchstgelegenen Punkt folgte der Abstieg zur Alp Flix hinunter – eine halbe Stunde noch. Jetzt wurde der Blick auf die Alp frei, und wir erkannten auch schon unseren Übernachtungsort Tigias. Dem im ersten Abschnitt etwas ruppigen Abstieg folgte kurz vor dem Weiler Salategnas schönstes Weidegelände mit wiederum friedfertig weidenden Muttertieren. Ab Salategnas ein flaches Stück Naturstrasse bis zum 600 m entfernten Tagesziel. Ab auf die schöne Terrasse des Berghauses Piz Platta, wo wir vom Gastgeberpaar Renske und Werner herzlich empfangen wurden. Bei ca. 24° im Schatten genossen wir unsere Panachées und die herrliche Aussicht auf die schöne Alp Flix mit dem dominierenden Piz Platta (3392 m). Nach der erfrischenden Dusche und einer erholsamen Siesta waren wir bereit für den Abend mit einem genussvollen Viergänger, mit welchem uns Werner vom Berg überraschte. Bei dieser Gastfreundschaft lässt es sich formidabel schlafen…

Fazit:
Die Wahl der Strecke ab Bivio über die Alp Natons war wie schon erwähnt richtig. Dies wurde uns von einem Paar aus Uster bestätigt, welches erst gegen 19 Uhr auf der Alp eintraf. Sie hatten den Versuch die Fuorcla digl Leget zu überschreiten im oberen Val d’Agnel aufgeben müssen, weil sie im Schnee hüfttief einsanken(!)…

Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, wenig Schönwetter-Bewölkung, 20 bis 24°, leichte Bise (sehr wohltuend!).

Hilfsmittel:
Sonnencrème (wichtig!), Stöcke, Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 28. Juni 2019
Schwierigkeit: T2
Strecke: 9.8 km, Bivio (1796 m) – Verzweigung P.2121 – Murtér (ca. 2150 m) – Alp Natons (1959 m) – Val Natons P.2041 – Kanonensattel (2255 m) – Salategnas (1976 m) – Tigias (1975 m)
Aufstieg: ca. 750 m
Abstieg: ca. -530 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 45 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 30 Min.
Tageszeit: 11:00 bis 15:45 Uhr

2 Gedanken zu „Oberhalbstein 1|2: Bivio – Kanonensattel – Alp Flix“

    1. Sehr empfehlenswert. Allerdings: wenn ihr im wirklich exzellenten Berggasthaus Piz Platta nächtigen und essen möchtet, solltet ihr euch beeilen, weil die Gastgeber Renske und Werner nach mehr als zehn Jahren aufhören. Zwar gibt es eine Nachfolge, aber… Liebe Grüsse Ruedi

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