Oberhalbstein 2|2: Alp Flix – Piz Colm (2415 m) – Alp d’Err – Tinizong

Um neun Uhr Start auf der Alp Flix (Tigias) zur Monstertour, auf dem markierten Wanderweg über die Weiler Tga d’Meir und Tgalucas, wiederum bei sommerlichen Bedingungen (ca. 20°, sehr sonnig, leichte Bise). Die staubige Naturstrasse ist zu meiden, weil respektlose Autofahrer Freude an Staubfahnen haben. In Tgalucas, gleich beim nicht sehr anmächeligen Jurtenhotel (Cottis Agricultura) verliessen wir den zu den Flixer Seelein führenden Wanderweg. Entlang der viel Schmelzwasser führenden Avas dallas Cuorts stiegen wir recht steil auf, erst auf der mit Zementziegeln gezähmten und unangenehm zu begehenden Alpstrasse, vorbei an Cottis weidenden Schafen. Ungefähr bei P.2072 und später nach P.2269 durften wir mangels Brücken unsere Trittsicherheit testen beim Überqueren der viel Wasser führenden Bäche. Unterhalb Falotta (2460 m) konnten kleine Restschneefelder ohne Schwierigkeit umgangen werden. Auf Falotta angekommen änderte sich das Gelände radikal. Rechts der mächtige Piz d’Err, vor uns die Alp Negna, eine Hochebene, die wir leicht absteigend zu überqueren hatten. An der Flanke der Bovas Blavas war der Gegenaufstieg zum P.2440 zu erkennen, nicht aber zu sehen. Beim P.2440 ein Wegweiser; hier hielten wir fürs Erste nach links, um den 25 m tiefer(!) stehenden Piz Colm (2415 m) zu «bezwingen». Das Gipfelchen ist erstrebenswert, weil von dort der Überblick in die Gegend von Savognin und Tinizong besonders schön sei (Aussage Mario Dosch von der Gemeindeverwaltung Surses Tinizong-Rona – herzlichen Dank!). Idealer Ort auch für eine etwas längere Verpflegungspause. Erstaunlich, wie wenig Wanderer wir bislang antrafen – weniger als eine Handvoll waren es. Uns zog es weiter, zurück zum Wegweiser P.2440. Von dort in leichtem Auf und Ab und einigen Restschneefelder ausweichend zum Übergang Furschela da Colm resp. Parsettens (2399 m). Von hier könnte man die Abkürzung nach Demat nehmen. Könnten – nicht wir! Vom sympathischen Mario Dosch (siehe oben) hatten wir den Tipp, ins Val d’Err abzusteigen und dort «unbedingt» die Alp d’Err zu besuchen (die Meringues hat er uns besonders ans Herz gelegt). Klar, dass wir unsere heutige Rast dort einlegten! Im schneefreien Abstieg dann zur Linken der Berg namens Carungas (2622 m), an dessen Ostflanke wir direkt bei den eindrücklichen Mangangruben Parsettens II und etwas weiter unten Parsettens I vorbeikamen. Dort wurde 1941 bis 1945 Erz abgebaut; weitere spannende Infos hier. Beeindruckt und deshalb fast schon locker bewältigten wir die 220 Hm Abstieg bis zu Alpstrasse im Val d’Err. Über eine Brücke über die Ragn d’Err gelangten wir auf diese Alpstrasse, um innert weniger Minuten die schön gelegene Alp d’Err (2178 m) zu erreichen. Und tatsächlich: dort gab es quasi das ganze Programm für hungrige Bergwanderer; gut, dass wir uns bis jetzt zurückgehalten haben und unsere Brote im Rucksack versorgt liessen.

Nach ausgiebiger Mittagspause dann der letzte Abschnitt – 950 Höhenmeter Abstieg über etwa 8 km in etwas mehr als 2 Stunden – und das mit vollen Bäuchen😊. Bis zur Alp Viglia (1974 m), wo der Bach Ragn da Cotschna unterhalb der überragenden Pizza Grossa (2939 m) herunterkommt, wanderten wir auf guter Unterlage, allerdings an der prallen Sonne. Bei Motta d’Err (1916 m) unterhalb der Pizza Grossa dann eine grosse Kehre, dann über eine massive Brücke, deren Tor wir mit letzter Muskelkraft öffnen konnten. Ab jetzt etwas steiler, dafür mehrheitlich im Schatten des Waldes, marschierten wir zügig nach Tga Pensa hinunter. Beim P.1659 dann eine kleine Enttäuschung: der WW war gesperrt. Und gleich eine weitere Enttäuschung: ab hier verkehren Alpinbusse, aber nur DI und FR, in zwanzig Minuten also – nur heute ist Samstag!! Dann halt, nahmen wir die geteerte Strasse. Autostopp kam nicht in Frage, obwohl sich die Gelegenheit dazu bot. Unterhalb Cruschetta dann der Trost, dass hier der gesperrte WW in die Strasse einmündete. Nun gut, die Unterlage suboptimal, aber die Sicht zum gegenüberstehenden Piz Arblatsch entschädigte vielfach. Unterhalb der S-Kurve das Angebot einer schön gelegenen Bankniederlassung, und schon war die Freude am Wandern zurück. Die letzten 280 Abstiegsmeter waren dann nur noch Formsache, zumal sich kurz vor Tinizong bei Lareschs (P.1429) eine Abkürzung über einen allerdings holprigen und steilen, aber schattigen Wurzelweg anbot. Fast schon unvermittelt standen wir vor den ersten Häusern von Tinizong. Nochmals ging der Blick hoch zum von hier aus gut zu sehenden Piz Colm. In der Dorfmitte angelangt, Kleiderwechsel, frisches Wasser vom Dorfbrunnen, und ab in die Beiz…

Fazit:
Eine absolut lohnende Hammertour, für uns nicht mehr ganz junge ziemlich lang (>18 km), fast 1500 Abstiegsmeter, von Müdigkeit am Ende aber (fast) keine Spur. Danke wiederum Hikr Ivo für seine Tipps (der war heute glaubs mit seiner Lena auf der Pizza Grossa – Gratulation!

Wetterverhältnisse:
Sehr sonnig, wolkenlos, 20 bis 34°, leichte Bise (wiederum wohltuend!).

Hilfsmittel:
Sonnencrème (wichtig!), Stöcke, Kartenmaterial, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 29. Juni 2019
Schwierigkeit: T2
Strecke: 18.4 km, Alp Flix (Tigias 1975 m) – Tga d’Meir – Tgalucas (169 m) – P.2072 – P.2269 – Falotta (2460 m) – P.2440 – Piz Colm (2415 m) – Furschela da Colm resp. Parsettens (2399 m) – Alp d’Err – Alp Viglia (1974 m) – Motta d’Err (1916 m) – Tga Pensa (P.1659) – Cruschetta – Lareschs (P.1429) – Tinizong (1232 m)
Aufstieg: ca. 750 m
Abstieg: ca. -1460 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 8 Std.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 5 Std. 40 Min.
Tageszeit: 09:00 bis 17:00 Uhr

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