Am ersten Tag unserer Wandertage im Oberengadin war eine Tour angesagt, die in der Mitte des Nachmittags enden sollte – der vorausgesagten Gewittertendenz wegen. Der Hausberg von Samedan sollte es sein, Piz Padella (2857 m). Nach der Bergfahrt mit der Gondelbahn Celerina-Marguns waren die ersten 540 Hm rasch und elegant vernichtet. Um zehn Uhr dann der Start ab Bergstation Marguns (2276 m) – das Gebiet kannten wir schon vom Skifahren. Gleich unterhalb der Station ist der WW weiss-rot-weiss markiert und führt leicht ansteigend in Richtung Munt da-la-Bês-cha. Im Gegensatz zum Unterland waren die Wiesen hier oben noch grün, was daran liegen mag, dass es in den vergangenen Tagen (nach Aussagen Einheimischer) täglich ein Regengüsschen gab. Nahe bei P.2489 hielten wir links und verliessen das Alpgelände in Richtung Las Trais Fluors. Nach etwa 400 m die nächste Verzweigung (P.2532); wir bogen rechts weg in nördlicher Richtung. Jetzt wurde der Weg steiler, schmaler, und auch felsiger. War der breitschultrige Berg anfänglich noch in Schönwetterwolken eingehüllt, zeigte er sich nun in voller Grösse. Ab einer Höhe von ca. 2700 m.ü.M. eine kleine Richtungsänderung durch Blockgelände unter die Felswand; dann noch etwas steiler bis zur von weitem sichtbaren Verzweigung unter dem Gipfelaufbau. Unterwegs ein paar hohe Tritte im Fels, welche mit Ketten unterstützt gesichert sind. Ab der Verzweigung in einer felsigen Links-Rechts-Kurve und unter Einsatz der Hände auf den Grat – welch ein Panorama ins fast 300 m tiefer liegende Valletta, und gegenüber die alles überragende Pyramide Piz Ot (3246 m). Noch ein paar Schritte wenig steil und über breite Platten, und schon war der Gipfel erreicht – nach knapp zwei Stunden Aufstieg. Gerade richtig zur Mittagszeit. Die Windstille erlaubte eine Gipfelrast. Auch wenn über dem 10 km nordöstlich gelegenen Piz Kesch und seinen Nachbarn bereits dunkelgraue Wolken eine bedrohliche Kulisse aufbauten, genossen wir die Sonne bei angenehmer Temperatur (ca. 18-20°). Noch rasch eine Kurznachricht mit Gipfelbild an Freunde senden, und dann machten wir uns auf den Abstieg. Ab der unterhalb des Gipfels liegenden Verzweigung wählten wir die Strecke in Richtung Sass Alv (weisser Stein, 2510 m). Die ersten 230 Hm Abstieg sind sehr schmal und auch etwas ausgesetzt – mit einer Schlüsselstelle mit tollem Tiefblick nach Samedan. Ablenken lassen darf man sich hier keinesfalls – der Einsatz je eines Stocks bot zusätzlichen Halt auf der rutschigen (aber trockenen) Unterlage. Bei Sass Alv dann die Richtungsänderung bei P.2478. Hier böte sich die Abstiegsmöglichkeit zur Alp Muntatsch (2188 m), wo es angeblich bester Kaiserschmarren gäbe… Die Alp kennen wir schon (gell Michael😊), also hielten wir nach Süden. Bei P.2388 (oberhalb Alp Clavadatsch) unterquerten wir die über uns wild aufragende Felslandschaft des Padella. Etwa hundert Meter weiter unten verläuft ein Abschnitt der Via Engiadina. Zurück beim P.2489 schloss sich der Kreis unserer Überschreitung. Der weitere Abstieg über Munt da-la-Bês-cha verlief auf der Aufstiegsstrecke. Kurz vor Marguns mahnten uns ein paar scheue Tropfen, es mit der Gemütlichkeit nicht zu übertreiben. Begleitet wurden wir von der gefälligen Musik einer auf Marguns gerade auftretenden Band (22. Celerina New Orleans Jazz Festival 2018). Die Band beendete ihr Konzert just mit unserem Eintreffen – also «flüchteten» wir uns vor dem herantrampelnden Publikum in eine der Gondeln. Zehn Minuten später – wieder im Sonnenschein – genossen wir an der Bar bei der Talstation in Celerina Durst löschende Panachées. So überbrückten wir die Wartezeit auf den Bus nach Pontresina, wo die Strassen vom Gewitter richtig nass waren. Wir kamen trockenen Fusses nach Hause…
Fazit:
Eine tolle Einlauftour auf einen Wunsch-Gipfel war das. Und angenehm (nicht zu heiss) die Witterung. Mal abwarten, was die folgenden Tage bringen – der Piz Julier wäre das Ziel…
Hilfsmittel:
Stöcke, Kartenmaterial, GPS-Maschine
Parameter:
Tour-Datum: 19. August 2018
Anforderung: T3
Strecke: 10 km, Bergstation Marguns – Munt da-la-Bês-cha – P.2489, P.2532 – Piz Padella – Sass Alv P.2478 – P.2388 (oberhalb Alp Clavadatsch) – P.2489 – Munt da-la-Bês-cha – Marguns
Aufstieg: ca. 660 m
Abstieg: ca. -654 m
Laufzeit ohne Pausen: ca. 3 Std. 10 Min.
Laufzeit mit Pausen: ca. 4 Std. 30 Min.
tolle Engadiner Tage 🙂
wir denken auch wieder an einen längeren Aufenthalt – es hät no so vil z’tue 😉
lg Felix
Danke lieber Felix! Ja, uns hats sehr gefallen, und es zieht uns wieder dorthin. Der Piz Ot steht schon lange auf unserer Warteliste, und der Piz Julier auch (den konnten wir in diesen Tagen wegen der täglichen Gewitterneigung nicht „machen“. Aber das kommt noch, hoffentlich in diesem Somemr/Herbst 2019. LG Ruedi
viel Glück dann – wir liebäugeln diesen Sommer|Herbst auch mit dem Unterengadin …
lg Felix
Ich schreib Dir per eMail…
… es freut mich sehr, das Euch die Alp Muntatsch in solch schöner Erinnerung geblieben ist :-))
Jedenfalls kann das damalige Wintererlebnis nicht getopt werden, auch nicht mit Kaiserschmarrn. LG Ruedi
Ein schöner Gipfel, mit einem herrlichen Panorama, nicht zu schwer aber mit zwei kleinen etwas anspruchsvolleren kurzen Abschnitten – Gratuliere Euch !
HG Michael
Genauso wars, haben an Dich gedacht mit Bildübermittlung vom Gipfel…