Rigi Hoflue 1698 m, über den Ostgrat

Nach einigen gescheiterten Versuchen ging am Vorabend die WhatsApp-Anfrage von den Fraroe’s ein – sofortige begeisterte Zusage unsererseits. Den örtlichen Feiertag (St. Martin) wollten Rösly und Franz in den Bergen geniessen, und wir durften mit dabei sein – einfach super! Treffen in Schwyz, dann gemeinsame Fahrt nach Lauerz und von dort auf der schmalen Strasse hoch zum Rohrboden (1534 m); so «gewannen» wir fast 700 Höhenmeter. Kurz nach neun Uhr starteten wir auf der noch im Schatten liegenden Alpstrasse zur Egg, wo uns die wärmende Sonne empfing. Unten grau, oben blau – Was für ein Bergtag! Ab Egg dann unter kundiger Führung der einheimischen Rösly und Franz steil hoch über die Alpweide, der herausragende Fels der Hoflue unübersehbar vor uns. Gut, dass der dort hoch führende Grat bewaldet, und deshalb nicht einzusehen war😴. Bereits bei den ersten Bäumen der Einstieg auf den Grat, und bald auch eine erste Kraxelstelle (die mit der Gedenktafel). Von den beiden Locals gut gecoacht, gelangen uns die ersten Tritte und Griffe auf Anhieb – das stärkte unser Selbstvertrauen. Schliesslich wussten wir von den vielen hikr-Berichten, dass wir uns heute viel vorgenommen hatten. Die formidablen Ausblicke auf den unter dem Nebelmeer liegenden Vierwaldstättersee und die umliegenden Gipfel lenkten uns allerdings gehörig ab. Fast ohne es zu merken, wandelten wir buchstäblich über den ab und zu ziemlich ausgesetzten, aber trockenen und deshalb gut zu gehenden Grat. Und schon die nächste Kletterstelle, welche nicht zuletzt auch dank der vielen Wurzeln gute Griffe und Tritte boten. In der Nähe des Spitz dann eine erste Pause – Schoggiriegel, Dörrfrüchte, Getränke – lecker. Immer wieder stimmungsvolle Ausblicke durch die Föhren hindurch, was mich unaufhaltsam knipsen liess, immer auf sicheren Stand achtend. Immer auf dem leicht auf und ab führenden Grat bleibend, erreichten wir quasi vor der Felswand der Hoflue eine südwestlich sehr steil abfallende Schuttrinne; Ausrutschen verboten, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit unabdingbar. Anschliessend der sehr steile Aufstieg, gelegentlich die Hände zu Hilfe nehmend, was uns ganz gut gelang (immer auf drei von vier Haltepunkten achtend). Nochmals eine kurze mit einem dicken Stahlseil ausgestattete Kletterstelle; wir versuchten auf das Halt bietende Seil möglichst zu verzichten. Dann war die eigentliche Schlüsselstelle erreicht; der fast senkrecht (ca. 60-80°) aufsteigende, aber gut gesicherte Kamin, in welchem vielleicht etwa 30 Hm bis zum Gipfelgrat aufzusteigen war. Die Stelle wird von den Locals offenbar auch Elchtest genannt (siehe Bilder). Der Aufstieg ist mit Eisenbügeln und Stahlseil fast schon behindernd ausgestattet. Oben angekommen, nochmals der Blick hinunter – nun waren wir definitiv mit etwas Stolz erfüllt, die Kletterstellen so gut geschafft zu haben. Und grossen Spass hatten wir auch noch! Nach kurzer (Foto-)Pause führte der weitere Aufstieg direkt über den (nicht mehr ausgesetzten) Grat zum Gipfel – Freude herrschte, und herzlichen Dank an Rösly und Franz! Das Gipfelkreuz war schon gut besucht, weshalb wir uns in der Nähe der langen Abstiegsleiter zum Gipfelpicknick einrichteten. Die mitgebrachten Leckereien mundeten doppelt und dreifach (nicht zuletzt auch des Panoramas wegen…). Hier oben erfahren wir auch, dass die verschiedenen Aufstiege allesamt weiss-blau-weiss markiert sind – Alpinwanderungen also im Bereich T4-T5 (I-II). Über die Bewertungen kann diskutiert werden; wir halten uns an den SAC-Führer „Alpinwandern/Gipfelziele – Zentralschweiz Vierwaldstättersee“ (1. Auflage, 2011).

Nach ausgiebiger Gipfelrast und obligatem Gipfelbild beim Kreuz machten wir uns auf den Abstieg. 45 Minuten bis zum Gätterlipass, in Erwartung, dass das Bergrestaurant offen sei. Über schräg und steil abfallende Kalkplatten und Trampelpfade im T4-Bereich bewegten wir uns vorsichtig hinunter, unter uns der mittlerweile nebelfreie Vierwaldstättersee – die unbeschreiblichen Tiefblicke lassen spektakuläre Bilder zu. Also beschränke ich mich auf wenige weitere Hinweise; wegen der Trockenheit war auch der an einigen Stellen luxuriös  kettengesicherte Abstieg nicht problematisch. Jedenfalls erreichten wir oberhalb Zilistock ungefähr bei P.1613 die Stelle, wo es hochzubleiben galt, um in Richtung Chälen (1513 m) zu queren. Ab hier verlief der Abstieg bis zum Gätterlipass schattenhalb. Der Pfad war belaubt und an einigen (steileren) Stellen feucht, also musste jeder Schritt sitzen. Nach etwa 1.6 km und 250 m Abstieg erreichten wir den Gätterlipass – und siehe da: die Beiz hatte offen und wir durften uns sogar auf den sonnigsten VIP-Plätzen niederlassen – uns gefiel es dort laaaaange, und der Kafi mit Schuss war lecker! Die letzten 10 Minuten bis zum Ausgangspunkt Rohrboden waren Formsache – unterwegs dann doch nochmals ein besonders sonniges Plätzli (mit Bänkli vor einer Alphütte). Den Startpunkt Rohrboden erreichten wir kurz vor 15 Uhr. Franz chauffierte uns sicher zum Lauerzer See hinunter und schliesslich nach Hause – ein toll gelegener Flecken mit Mythen-Blick!

Fazit:
Dass wir eine solche Klettertour erleben durften, verdanken wir auch der freundschaftlichen Motivation und Führung von Rösly und Franz. Das war einfach ein Hammertag! Vielen Dank für eure Initiative, uns (Senioren!) an diesen wunderbaren Tag mitzunehmen – ihr seid tolle Guides!

Parameter:
Tourdatum: 11. November 2015
Schwierigkeit: T5-, II (UIAA-Skala)
Strecke: 6.74 km: Rohrboden P. 1134 – Egg – Spitz – Ostgrat – Rigi Hoflue P. 1698 – P. 1565 – P. 1513 – Chälen – Scharteggli P. 1284 – Gätterlipass P, 1190 – Rohrboden
Aufstieg: ca. 721 m
Abstieg: ca. -649 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 45 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 40 Min.

Schreibe einen Kommentar