Endlich deshalb, weil sich uns bisher in diesem Winter nicht viele Tour-Gelegenheiten boten. Aber für heute waren wirklich Super-Verhältnisse vorausgesagt: kein Föhn, wolkenlos, beste Fernsicht, wenig Neuschnee am Vortag, mässige Lawinengefahr (Stufe 2). Endlich konnten wir uns das im letzten Winter wegen Lawinengefahr immer wieder verworfene Gipfelziel, den auf der Grenze SZ/UR stehenden Rossstock zu besteigen, vornehmen. Was für ein Volltreffer – ein Traumtag bei Kaiserwetter! So stellen wir Jungrentner (hihihi…) uns einen Donnerstag vor. Beim schwach belegten Gratisparkplatz bei der Talstation der Luftseilbahn Chäppeliberg-Spilau angekommen, gondelten wir ohne Wartezeit in ca. 6 Minuten hoch – die luftige Fahrt in der offenen Gondel war ein Genuss. Um halb Zehn starteten wir bei ca. 0 Grad ab Bergstation, wo uns bereits die Sonne begrüsste. Wir entschieden uns nicht auf der ab Bergstation südlich verlaufenden Spur 38 lt. Winter-Landeskarte (siehe Abbildung) über den Spilauersee zu laufen, sondern über die leicht verschneite Spur zur ca. 600 m östlich stehenden Lidernenhütte SAC, welche (entgegen der Informationen auf ihrer Website geschlossen war). Wie wir unterwegs vernahmen, sollte sie ab heute Nachmittag wieder bewartet sein. Ohne Hüttenkafi zogen wir direkt weiter, unmittelbar nach der Hütte gings Schneeschuh-gespurt und moderat steigend hoch bis Ober Hüttli; wir wählten also die Strecke zwischen Schmal Stöckli und Rossstöckli (denkbar wäre auch ab Hütte über Abedweid hochzusteigen und so das Rossstöckli nicht zu umrunden), um bald das Mälchbödeli zu erreichen (hier treffen sich die beiden Spuren wieder. Hier (beim Wegweiser Richtung Rossstocklücke und Rossstock) entschieden wir uns für die unterhalb Chli Tisch ansteigende Spur, welche im Steilhang anfänglich querend verlief, um dann auf etwa 2100 m ziemlich steil aber gut gespurt hoch führte (Skitüreler hatten hier erste Spitzkehren zu bewältigen, Neigung also wohl >30 Grad). Jetzt präsentierte sich das, was die Herzen aller Berggänger höherschlagen lässt: eine phänomenale Fernsicht auf die nahe und ferne Gipfelwelt – und immer die Sonne voll in unseren Gesichtern! Nach ca. 3.1 km erreichten wir P. 2254, wo sich auch unser Tagesziel in voller Pracht aufbaute. Der steile Anstieg bis zum Skidepot und dann noch etwas steiler bis zum Gipfel verlangte uns einiges ab. Das etwa 20 m lange Gipfelgrätchen bis zum Kreuz war recht schmal und kreuzen ist hier nur bedingt zu empfehlen. Wir genossen die in diesem Winter seltene Windstille und das 360-Grad-Panorama. Da wir nicht die einzigen hier oben waren, entschieden wir uns bald wieder abzusteigen, was am sehr steilen Gipfelaufbau mit Schneeschuhen wohl besser ging, als für die «anderen» mit ihren Vollplastikskischuhen. Ab Skidepot hielten wir uns jetzt auf einer etwas östlicher verlaufenden Spur Richtung Chüeband. Auf etwa 2300 m Höhe, dort wo auch Spuren von der Rossstocklücke herunter führten, fanden wir in einer geschützten Mulde einen herrlich besonnten Rastplatz. Die mitgebrachten Leckereien mundeten vorzüglich. Der Blick zurück zum Gipfel zeigte, dass dieser nun doch starkem Wind ausgesetzt war (bis zu 40 km/Std. waren vorausgesagt) – Glück gehabt! Der weitere Abstieg verlief anfänglich durch Gelände mit geringer Neigung <20 Grad oft und plauschhalber in der Direttissima, weil die Schneelage dies erlaubte (ca. 40 cm Pulver). Bald erreichten wir das Mälchbödeli, wo sich die Aufstiegs- mit der Abstiegsspur vereinigte. Dann weiter über Ober Hüttli zur Lidernenhütte SAC, welche mittlerweile tatsächlich geöffnet war; wir hatten aber keine Lust die Schneeschuhe zu demontieren und einzukehren – also gleich weiter bis zur Bergstation der Luftseilbahn. Nach nur fünfminütiger Wartezeit gondelten wir wieder ins Riemenstaldnertal hinunter. Dann, auf der Fahrt hinunter an den Urnersee noch die Einkehr im Restaurant Kaiserstock in Riemenstalden, wo wir auch schon einmal formidabel gegessen haben. Höchst zufrieden liessen wir den wunderschönen Tourentag nochmals Revue passieren. Mittlerweile eintreffende, mit uns gestartete Ski-Tourengänger lieferten uns die Bestätigung, dass Schneeschuhgänger nicht zwingend „langsamer“ unterwegs sind😎.
Fazit:
Dem wenigen Neuschnee des Vortages war es zu verdanken, dass der in der Nachbarschaft (Fronalpstock, Chlingenstock) sichtbare rote Saharasand zugedeckt war, winterlich-weisse Pracht also! Die reichlich vorhandenen Spuren waren durchgehend gut sichtbar und zu begehen – Skispur und Schneeschuhspur schön getrennt. Einfach ein Bilderbuchtag!
Anreise:
PW aus dem Zürioberland – Seedamm Rapperswil – A3 Pfäffikon SZ – Schindellegi – Biberbrugg – Rothenthurm – Sattel – Seewen – A4/E41 Axentrasse bis Sisikon – Bergfahrt (schneefreie, enge und steile Strasse) ins Riemenstaldnertal bis Talstation Luftseilbahn Chäppeliberg-Spilau (Fr. 12.00/Person Berg- und Talfahrt)
Hinweis:
Wieder einmal erlebte ich (Ruedi), unterwegs zu wenig getrunken zu haben, was sich im Abstieg in Muskelkrämpfen (Oberschenkel) bemerkbar machte. Und offensichtlich sollte nicht nur Tee getrunken werden, sondern es sollten auch sog. Energydrinks (uähhh…) zugeführt werden.
Lawinengefahr:
Laut SLF Stufe 2 mässig; am Vortag Neuschneezuwachs ca. 2 bis 5 cm.
Ausrüstung:
Schneeschuhe, Stöcke, Schaufel, Sonde, LVS, Kartenmaterial, GPS-Maschine
Parameter:
Tourdatum: 20. Februar 2014
Schwierigkeit: WT4
Strecke: 7.5 km, Aufstieg: Bergstation Luftseilbahn Chäppeliberg-Spilau (1716 m) – Lidernenhütte SAC (1727 m) – Ober Hüttli (1794 m) – Mälchbödeli (1897 m) – P. 2254 m – Rossstock (2460 m). Abstieg: Gipfelabstieg auf Aufstiegsroute – ab Skidepot nördlich haltend Richtung Chüeband – Mälchbödeli – ab hier Aufstiegsroute bis Bergstation Luftseilbahn
Aufstieg: ca. 820 m
Abstieg: ca. -820 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 15 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 5 Min.