Ruinaulta – Rheinschlucht im Winter

Wieder einmal unterwegs mit unseren Wanderfreunden Susanne und Richi. Am Vortag die Anreise mit einem längerem Shopping-Zwischenhalt in Landquart, gegen Abend eintreffend zum Feinschmecker-Aufenthalt im schönen Gasthaus zum Brunnen in Valendas bei Elvira Solèr Althof und Matthias Althof. Uns war schon klar, dass dieser genussreichen Feinschmeckerei ein Tag der Taten folgen sollte (musste!). Eine Wanderung durch die spektakuläre, winterliche Rheinschlucht/Ruinaulta – der romanische Name ist zusammengesetzt aus den Wörtern Ruina (Geröllhalde/Steinbruch) und aulta (hoch) – eigentlich geplant bis Reichenau; doch es kam anders…

Bei Bahnhof Ilanz/Glion starteten wir bei Minusgraden, aber bei Windstille (weiter oben sorgte das Sturmtief Toni für Turbulenzen). Am östlichen Rand der ersten Stadt am Rhein überquerten wir den Glogn, um dann sofort nach links zu halten. Die RhB-Linie unterquerend, gelangten wir dorthin, wo der Glogn in den Vorderrhein mündet. Bei noch frostiger Witterung durchwanderten wir die ruhige Auenlandschaft, welche sich im winterlichen Kleid dekorativ präsentierte. Entlang des Ufers, hier als Rein Anteriur bezeichnet, und der RhB-Bahnlinie, vorbei am Dorf Castrisch, erreichten wir Isla Sut. Gegenüber die Dörfer Schluein und Sagogn, weiter oben Falera. Jetzt verengte sich das Gelände, gegenüber die hundert Meter hohen Flühe der Plaun – der Beginn der Rheinschlucht. Bis zur Station Valendas-Sagogn verlief der winterliche Pfad immer hart am Ufer und zwischen Bahnlinie und Vorderrhein. Bald war die Brücke erreicht, wo die Strassenverbindung nach Sagogn führt. Gleich danach das RhB-Bahnhöfli, wo jetzt das «Besenbeizli Zwischenstation» eingerichtet ist – Gelegenheit für einen Tee. Anschliessend der kurze Weg zurück zum Bahnübergang, dann auf den ersten paar hundert Metern entlang der Geleise. Jetzt öffnete sich die eindrückliche Erosionslandschaft. Hier ereignete sich vor ca. 10000 Jahren der Flimser Bergsturz, dessen hunderte von Metern hohe Schuttmassen den Vorderrhein begruben. In der Folge bildete sich der ca. 25 km lange Ilanzer See. Mit der Zeit schnitt sich der Fluss jedoch tief in die Schuttmassen ein. Der Ilanzer See floss ab und die Rheinschlucht entstand. Auf beiden Seiten des Flusses bildeten sich bis zu 350 m hohe Sandstein-Steilwände. Auf den Wegen in der Rheinschlucht vermitteln zahlreiche Tafeln Wissenswertes. Obwohl wir vier die Ruinaulta bereits kannten, verzückte uns diese bizarre Landschaft erneut. In der Au mündet ein aus dem Carreratobel fliessendes Rinnsal, gegenüber die Ruinas dallas Foppas. Kurz vor Isla stiegen wir in Richtung Carrera auf, um dann einige Meter über den Gebäuden von Isla zu queren. Hier an der Islahalda bot sich ein toller Ausblick. Ennet dem Vorderrhein Spunda da Zir – so wird der linksufrige Sporn in der Schlaufe des Vorderrheins zwischen den Ruinas dallas Foppas und der Ruin’Aulta bezeichnet. Kurz vor der Station Versam-Safien der Blick zu eben der Ruin’Aulta mit ihren Felshöhlen und Sandsteintürmen. Hier verläuft die Spur auf dem Grat der Schutzwälle, welche die Bahnlinie vor Stein- und Felssturz schützt. Bald war auch unser Zwischenziel, die Station Versam-Safien, erreicht. Wenn das keine gute Zeitplanung war! Acht Minuten bis zur Einfahrt des RhB-Zugs, der uns in sieben Minuten zur Station Trin brachte. Dieser Abschnitt der Rheinschlucht kann nämlich nur bis zur Eisenbahnbrücke Chrumwag – also nicht durchgehend – begangen werden. Ab Bahnhof Trin wollten wir (eigentlich) am linken Ufer dem Wanderweg folgend weiter wandern bis zur Station Reichenau-Tamins (ca. 5.5 km). Bei der Hängebrücke Punt Ruinaulta dann die Überraschung: «Wanderweg gesperrt» (wahrscheinlich Steinschlaggefahr). Die Alternativen (Wanderung nach Trin oder Bonaduz) verwarfen wir grossmehrheitlich. Also verbrachten wir die Wartezeit im (beheizten) Mini-Warteraum des Bahnhöflis und mit dem Kauf der Tickets («EasyRide» wegen fehlender Onlineverbindung nicht möglich😣). Den «Halt auf Verlangen»-Knopf mussten wir auch noch im Auge behalten – richtig viel Stress also… Die 25minütige Fahrt mit der Unesco-Welterbe-Bahn bis nach Ilanz war dann ein abschliessendes Vergnügen. Ein wunderschöner Tag in einer ebensolchen Landschaft haben wir erlebt mit Susanne und Richi; so macht es Spass – engraziel fetg.

Wetterverhältnisse:
Klar, winterlich (ca. 10 cm Pulverschnee), beim Start ca. -5°, im Tagesverlauf bis 7°, windstill

Ausrüstung:
Stöcke, GPS-Maschine

Parameter:
Tour-Datum: 15. Dezember 2019
Schwierigkeit: T1-T2
Strecke: 11.7 km, Ilanz (Bahnhof) 698 m – Brücke über die Glogn – Mulin Sut 686 m – Castrisch P.705 m – Isla Sut – P.672 – Stn. Valendas-Saogn 6669 m – Au (Carreratobel) – Isla – Islahalda – Stn. Versam-Safien 635 m – Rückfahrt RhB bis Ilanz
Aufstieg: ca. 240 m
Abstieg: ca. -300 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 3 Std. 35 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std.
Tageszeit: 09:55 bis 13:30 Uhr

Ein Gedanke zu „Ruinaulta – Rheinschlucht im Winter“

Schreibe einen Kommentar