Schon länger im Kopf, immer wieder vergessen, jetzt eine geradezu ideale Tour, weil höher hinaus wegen des vielen Schnees wohl noch bis Juni schwierig wird. Und bei diesem verfrühten Hochsommer bietet sich der Besuch dieses einmaligen, famosen Naturspektakels geradezu an. Ab Chur nutzten wir das Rheinschluchtticket für Fr. 19.50 (freie Fahrt mit allen ÖV). Alleine schon die 20-minütige Fahrt mit der Unesco-Welterbe-Bahn bis Station Valendas-Sagogn war das Geld wert. Hier starteten wir direkt beim antiken Bahnhöfli, auf den ersten paar hundert Metern entlang den Geleisen, zur Linken der mächtig Wasser führende Vorderrhein. Und darüber die eindrückliche Errosionslandschaft. Hier ereignete sich vor ca. 10000 Jahren der Flimser Bergsturz, dessen hunderte von Metern hohe Schuttmassen den Vorderrhein begruben. In der Folge bildete sich der ca. 25 km lange Ilanzer See. Mit der Zeit schnitt sich der Fluss jedoch tief in die Schuttmassen ein. Der Ilanzer See floss ab und die Rheinschlucht entstand; diese auch Schweizer „Grand Canyon“ genannte 13 km lange Schlucht endet mit dem Zusammenfluss von Vorder- und Hinterrhein zum Alpenrhein bei Reichenau. Auf beiden Seiten des Flusses bildeten sich bis zu 400 m hohe weisse Sandstein-Steilwände. Der rätoromanische Name Ruinaulta ist zusammengesetzt aus den Wörtern Ruina (Geröllhalse/Steinbruch) und aulta (hoch). Auf den Wegen in der Rheinschlucht vermitteln zahlreiche Tafeln Wissenswertes über die Schlucht. Auf den ersten 8 km bis zur Eisenbahnbrücke bei Chrummwag genossen wir das gemächliche Tempo – fast schon ein Spaziergang. Gut so, denn aus dem Staunen kamen wir kaum heraus. Nach der Überquerung des Flusses verloren wir für einen längeren Zeitraum die Schlucht aus den Augen, weil jetzt der Aufstieg nach Flims begann. Steil und wunderbarerweise meist im Wald hechelten wir bis auf eine Höhe von ca. 900 m in Richtung Nord, um dann das Fahrsträsschen abrupt nach links (W) zu verlassen, in Richtung Conn. Dort (auf der grünen Wiese) angekommen, galt unser Besuch der nahen Aussichtsplattform Il Spir Conn – das wunderschöne Panorama auf unsere bisherige Leistung war so gut zu überblicken. Etwas weiter, ungefähr bei P.1010 genossen wir (leicht verspätet) auf einer freien Bankniederlassung das mitgebrachte Menü (1. Gang Bio-Cherry-Tomätli, 2. Gang Bürli mit reichlich Fleischkäse und Käse überfüllt, 3. Gang Mini-Ragusa aufgeweicht…). So gestärkt waren die restlichen 3 km bis Flims Waldhaus das reine Vergnügen. Der Weg führte vorbei am zu- und abflusslosen Caumasee, wo sich schon viele tummelten, um ihr ausgebleichtes Fleisch zu bräteln. Beim See dann die Überraschung: ein 125 m langer Lift befördete und gratis (für den Zugang zum Badesee wird nur während der Sommer-Hauptsaison Eintritt erhoben) geschätzte 30 Hm nach oben, von wo wir dann rassig Flims Waldhaus und damit das Postauto nach Chur erreichten – Doris initiierte angesichts des heranfahrenden Busses einen regelrechten Sprint (und ich gehorsam hintendrein hihihi…), um das gelbe Ding noch zu erreichen. Geschafft! Ein wunderschöner Tag in einer ebensolchen Landschaft fand einen etwas eiligen Abschluss – mein Glacé-Bedürfnis stillten wir dann doch noch, in Chur auf dem Bahnhofplatz.
Ein paar Worte noch zur Gastronomie in und um die Rheinschlucht:
Mit Ausnahme der kleinen Bahnhofbeiz bei der Station Valendas-Sagogn inexistent! Eigentlich wollten wir einkehren im bei der Station Versam-Safien stehenden Café des Spirituellen Zentums Rheinschlucht, auf dessen Website zur Einkehr mit Spirit und Mystik geladen wird: Unser Café ist von April – 22. Oktober geöffnet. Dort werden auch sog. Licht-Botschaften, Spiritual Teachings, u.a.m. angeboten. Von wegen Spirit – NIX dort! War das eine erleuchtende Licht-Botschaft!? Die Hoffnung nahmen wir mit nach Conn – aber auch dort NIX – geschlossen… Wenigstens stimmten hier die Angaben im Web (bis zum 8. April 2018 durchgehend von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Nach einer kurzen Pause freuen wir uns, Sie ab dem 10. Mai 2018 wieder begrüssen zu dürfen). Gut, dass wir entsprechende Hard- und Software eingepackt hatten😊…
Wetterverhältnisse:
Hochsommerliches Wetter, am Vormittag ca. 14°, im Tagesverlauf bis 27°, windstill
Hilfsmittel:
Stöcke (nicht eingesetzt), GPS-Maschine (die Aufzeichnung ist etwas fehlerhaft, weil die Abschattung in der stark zerklüfteten Schlucht ausgeprägt war.
Parameter:
Tour-Datum: 21. April 2018
Schwierigkeit: T2
Strecke: 14 km, RhB-Station Valendas-Sagogn 669 m – RhB-Station Versam-Safien 635 m – Chrummwag – Chli Isla – Ruin Aulta P.805 – Er Davos – Conn (Aussichtsplattform Il Spir) – Lag la Cauma – Flims Waldhaus 1110 m
Aufstieg: ca. 738 m
Abstieg: ca. -295 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 40 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen 4 Std.
Tageszeit: 09:30 bis 14:10 Uhr
Kameras:
Nikon D7000
… eine eindrucksvolle Schlucht !
Genau diese Route ging mir auch schon so oft durch den Kopf, aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben ! – mit dem roten Bähnli vor gut 30 Jahren schon mal durchfahren.
LG Michael
Ja, die Ruinaulta ist (zum Glück) wenig bekannt, und ausserdem sehr gut zu machen für jedermann. LG Ruedi
eure Runde habe ich vor Jahren auch schon absolviert – so was von eindrücklich, erhebend!
einen Prachtstag habt ihr erleben können – Danke fürs „Wiederauflebenlassen“ dieser „unheimlich“ bewegenden Landschaft!
liebe Grüsse
Danke Dir herzlich, lieber Felix! Ja, dei Rinaulta ist wahrlich eine bewegende und weit verbreitet unbekannte Landschaft. Gelohnt hat es sich allemal… LG Ruedi