Für heute, dem vierten Tag unseres Südtirol-Aufenthalts, war eine etwas anspruchsvollere e-Bike-Runde geplant. Wiederum direkt ab Feriendomizil fuhren wir hoch zur Ortsmitte von Oberplanitzing und von dort zur Mendelpassstrasse. Diese verliessen wir unverzüglich, um durch den Ortsteil Gand das Zentrum von Eppan zu erreichen. Den vertrauten Bergweg hoch erreichten wir bald einmal die Perdoniger Strasse, vorbei am Gasthaus Kreuzstein und am Staubecken Putschwaner See. Ab hier begann es steiler zu werden, kurz vor St. Vigilius öffnete sich das Gelände, und wir glaubten eine Art Übergang zu erkennen, über den wir nach Nals hinunter abfahren könnten. Daraus wurde nichts, aber mehr dazu später. Erst gelangten wir zum Einschnitt des Firmalinbachs, der ins Hocheppaner Tal hinunter rauscht und wenig später zu den Häusern des Weilers St. Vigilius. Links ragte der bekannte Gantkofel bedrohlich auf, rechts der Hügel mit den Namen Perdonig, resp. Vigiliusbichls, der uns vom Etschtal trennt. Nunmehr stärker ansteigend, fuhren wir an den Höfen Stocker und Ultner vorbei, dann leicht abfahrend ins Bärental, wenig später den Braunbachl querend und weiter ins Höllensteintal, wo der Schwarzenbach von der Gaiderscharte runter rauscht. Hier geht der Blick zur unglaublich spektakulär stehenden Burg Festenstein. Die Strasse wurde zum Strässchen mit zeitweise geschätzt >20° Steigung. Im Gebiet müssen übrigens Wölfe leben, jedenfalls leben die Schafbauern offensichtlich in stetiger Angst, was an den vielen (dramatisch bebilderten) Plakaten unschwer zu erkennen ist. Beim Moarhof dann ein kleines Missgeschick: mein Bike (Ruedi) warf mich ab, die Maschine ging zu Boden (ich nicht), in der Folge kratzten die drei grössten Radkränze stark, also musste ich fortan die höchste Unterstützungstufe (Turbo) fahren – kein Problem! Probleme gab es dann weiter oben, denn ein paar Serpentinen oberhalb des Weilers Gaid, beim kleinen Parkplatz, war fertig lustig: allgemeines Fahrverbot! Also ein kurzes Stück (zwei Kurven) zurück und weiterer Versuch am Hof Aigner vorbei zum Tinner Hof, über einen holprigen, aber gut fahrbaren Forstweg. Hier, zwischen Tinner Hof und Burgstalleck ein Wanderwegweiser, Nr. 6 nach Nals, könnte vielleicht gehen. Nach zweihundert Metern wurde der WW immer schmaler und steiler. Das 700 Hm tiefer liegende Nals war für uns so nicht zu erreichen. – also Kapitulation und Umkehr, solang es noch ging. Die Rückfahrt auf der bekannten Strecke war schon beinahe ein Vergnügen. Unterhalb Gaid begann es kurz zu tröpfeln und der nahe Donner kündigte Gewitter an. Nach kurzer Rast unterhalb des Moarhofs liessen wir es dann vorsichtig laufen. Rasch war das Staubecken wieder erreicht und wenig später der Gasthof Kreuzstein. Mittlerweile war die Witterung wieder freundlicher, und wir genossen in der Jausenstation eins dieser sagenhaften Marendbrettl (wie gewohnt 1 für 2), dazu ein Forst-Radler. Die sehr freundliche Wirtin empfahl uns für die weitere Fahrt den etwas höher gelegenen Weg Nr. 8B, der zum Steinegger hinunterführte. Das gelang problemlos – unterwegs im dunklen Wald maulte uns ein Wandersenior aus Südschweden an, wir sollten doch bitte die Tagfahrlichter ausschalten, weil er geblendet war. Im freundlichen Gespräch klärten wir ihn auf über die schweizerischen Gesetzmässigkeiten («sowas gäbe es in Tütschland nicht…»). Beim Hof/Hotel Steinegger bogen wir ab in Richtung Eislöcher. Nun folgten 5 km Singletrail über Wurzeln und Steine. Zwischendurch abzusteigen war besser als runterfallen. Beim Hotel Stroblhof, nahe der Wickenburg, endete das Drama, das eigentlich gar keins war – eher eine ziemliche Herausforderung. Aber alles ging gut, und wir fuhren durch die Quartiere Untere und Obere Gand hoch zur Mendelpassstrasse und von dort war unsere Basis in Oberplanitzing schnell erreicht.
Übrigens:
Bilder von der Fahrt über den Singletrail gibt es leider nicht, weil ich (Ruedi) keine Hand frei hatte🤣.
Fazit:
Eine (für uns) ziemlich fordernde Biketour war das! Wilde und abenteuerliche Ritte durch eine ebensolche Landschaft – morgen geht’s wieder nach Hause, und dann das Bike zum Mechaniker Harry.
Wetterverhältnisse:
Hochsommerwetter, Sonne mit Schönwetterbewölkung, am Nachmittag leicht gewitterhaft, heiss ~27 bis 31°
Ausrüstung:
e-Bike, Kartenmaterial Kompass, GPS
Parameter:
Tour-Datum: 2. Juni 2022
Schwierigkeiten: Anspruchsvoll, gut fahrbar
Strecke: 31 km, Weidlhof Oberplanitzing (ca. 480 m) – Dorfmitte St. Johann – Mendelpassstrasse – Gand – Eppan – Bergstrasse – Perdoniger Strasse – Staubecken Putschwaner See – Kreiter – Hocheppaner Tal – St. Vigilius (812 m) – Bärental – Schwarzenbach (Höllensteintal) – Gaid (902 m) – Tinner Hof, am Burgstalleck (ca. 1000 m)
Aufstieg: ca. 1020 m
Abstieg: ca. -1020 m
Benötigte Zeit inkl. Pausen: 4 Std. 45 Min.
Benötigte Zeit ohne Pausen: 2 Std. 30 Min.
Tageszeit: 11:20 bis 16:05 Uhr