Ticino 1|4: Monte Gambarogno (1734 m) ab Alpe di Neggia

Heute Montag wollten wir wieder einmal eine etwas ernsthaftere Bergwanderung unternehmen. Ab Standort Pura im Malcantone ist die Auswahl an aussichtsreichen Gipfeln gross. In Begleitung von Susanne und Richi stand der Monte Gambarogno, dieser einmalige Aussichtsberg, auf dem Programm. Schon die Fahrt zum Ausgangspunkt, der Alpe di Neggia, versprach Spektakel: immerhin 1200 Hm werden auf der Fahrt von Vira am Lagio Maggiore zur Alp vernichtet – die steile und teilweise enge Strasse führt über unzählige Kehren hoch. Der Parkplatz auf dem Pass war zur Hälfte gefüllt, ein Grossandrang war also nicht zu befürchten. Wir liefen auf dem gut markierten WW hoch in Richtung NW, die markante Hochspannungsleitung unterquerend, den wenig Wasser führenden Bergbach im Valle di Agra überquerend, immer auf gut zu begehender, felsiger Unterlage. Bald öffnete sich der Blick zur gegenüberliegenden Bergwelt und dem in den Lago Maggiore ragenden Maggiadelta. Trotz Bewölkung war die Fernsicht gut. Bei der Verzweigung P.1555 Sopra Lierna änderte die Richtung nach S – 120 m über uns war bereits ein Gipfelkreuz zu sehen – nicht der Monte Gambarogno, sondern so etwas wie ein Nebengipfel namens Cima Orientale. Diesen erreichten wir in einer knappen Stunde. Wirklich beeindruckend die Sicht, geschätzte 25 km. Nach dem kurzen Besuch wendeten wir uns dem sechzig Meter höheren und 600 m Luftlinie westlich liegenden Hauptgipfel zu; dieser wird über einen leicht ansteigenden Pfad erreicht, der ab Verzweigung auf ca. 1680 m.ü.M. über ein paar Serpentinen und kurz vor dem Gipfel über kaum ausgesetzte Felsstufen (T3-) erkraxelt werden muss. Hier oben dann ein grandioses 360°-Pano, im Süden der Monte Lema, im Osten der naheliegende Monte Tamaro und dessen Nachbar Gradicciòli. Nach kurzem Gipfelaufenthalt der Abstieg zur unter dem Gipfel stehenden Capanna Gambarögn, welche gerade renoviert wird (Neueröffnung 2022). Nach dem kurzen Abstieg zur Verzweigung hielten wir leicht absteigend in Richtung NW, um knapp unterhalb der kleinen Hütte (Stars Box) vorbei zu laufen – eine sehr originelle Biwak-Schachtel. Jetzt begann der eigentliche Abstieg, der in paar Serpentinen über die Cugnoli della Muda nach Muda hinunterführt. Fast schon überraschend standen wir vor den Gebäuden der Alpe Cedullo, wo auch ein Wanderweg von Vairano hinaufführt. Noch überraschender dann, was auf der anderen Seite der Alphütten geboten wird: die von Claudia Gorbach geführte Ziegenalp bietet beste Eigenprodukte zum Genuss an, z. B. Büscion di capra, Robiole, Formagella, Joghurt, Wurstwaren, Eier, Sirupe, usw. Der Büscion war ganz frisch und von sensationeller Qualität! Eine lohnende Rast! Nur 15 Minuten resp. 50 Hm von der Alpe Cedullo entfernt befindet sich auf einer Lichtung die Kapelle Sant’Anna, auch «Madonna del Monte» genannt, die an der Kapelle angebaute Einsiedlerklause dient heute als Berghütte (12 Plätze, Matratzen ohne Decken; Kamin auch zum Kochen geeignet, keine Teller und Pfannen, im Freien ein Grill, ToiToi mit Wasser ausserhalb der Hütte). Wir liefen weiter, nun wieder absteigend, auf einem schönen Pfad durch Kastanien- und Buchenwald. Bis zur Landesgrenze CH-I waren es nur ca. 300 m. Ab Sasso Bisolo wurde die Strecke markant ruppiger, aber noch immer gut zu begehen. Das kleine Val Crosa umrundeten wir, um bald P.1219 Pasturone zu erreichen, dem tiefstgelegenen Punkt unserer Tour. Ab hier könnte nach Indemini abgestiegen werden. Wir hielten nach N, um über ein halbes Dutzend Serpentinen aufzusteigen bis auf eine Höhe von 1400 m.ü.M. War die Strecke bisher sehr abwechslungsreich und spannend, folgte jetzt die Steigerung. Die drei Kilometer bis zur Alpe di Neggia führten über abschüssige, steinschlaggefährdete Blockhalden, mit tollen Tiefblicken auf die unter uns liegenden Bergdörfchen Pezze, Ca’Caldera, Büèe und Ri. In etwas weiterer Entfernung war die Passstrasse zu erkennen, die nach Indemini und weiter nach Italien ins Valle Veddasca führt. Diese (wilde) Strecke würden wir später dann abfahren. Doch erst folgte noch ein Wegstück Arbeit, bis wir nach fünfeinhalb Stunden den Startpunkt wieder erreichten. Auf den letzten Metern dann noch ein paar scheue Tropfen, ohne dass wir uns schützen mussten.

Fazit:
Wir waren uns einig: das war eine sehr abwechslungsreiche und kurzweilige Bergwanderung, auch wenn das Wetter bedeutend unter den von den Wetterfröschen geschürten Erwartungen lag.

Wetterverhältnisse:
Etwas garstiges, aber immerhin trockenes Herbstwetter, leichter Wind, bedeckt, wenig Sonne, ca. 13 bis 20° C

Ausrüstung:
Wanderausrüstung, Kartenmaterial Swisstopo, GPS

Parameter:
Tour-Datum: 20. September 2021
Schwierigkeit: T2
Strecke: 12.2 km, Alpe di Neggia (1394 m) – P.1555 (Sopra Lierna) – P.1675, Cima Orientale – Monte Gambarogno (1734 m) – Cugnoli della Muda – Muda – Alpe Cedullo (1291 m) – Oratorio di Sant’Anna (1342 m) – Sasso Bisolo – Val Crosa – P.1219 (Pasturone) – Piantagione – Vall da Strecchia – Meriggione – Alpe di Neggia
Aufstieg: ca. 640 m
Abstieg: ca. -650 m
benötigte Zeit inkl. Pausen: 5 Std. 25 Min.
benötigte Zeit ohne Pausen: 3 Std. 50 Min.
Tageszeit: 11:25 bis 16:50 Uhr

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